Das war gezwungen weil ich sonst gestorben wäre, wäre ja auch toll gewesen was? Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Und es gibt bestimmt andere Wege für Fortbewegung als sich tragen lassen.
Die Wärme, die ihren Körper plötzlich vereinnahmte, erinnerte sie an das Feuer in ihr selbst, das den Magier vor nicht allzu langer Zeit verbrannt hatte. Jenes undefinierbare Brennen, das alles in ihr lodern ließ - jene bedingungslose Wärme, die nicht einmal geschmerzt hatte als sie wie eine tosende Welle über sie hinweggefegt war. Alle Gedanken schienen plötzlich zu verstummen und in dem Nichts zu verschwinden, das ihr Ruhe gab und die Möglichkeit ließ sich selbst zurück ins Bewusstsein zu hangeln. Doch statt dem Nichts und der Leere fühlte sie plötzlich Etwas, das sie noch mehr verwirrte als sie es bereits war. Sanfte, weiche Lippen auf den ihren, sachter Atem, der darüber fuhr und den Geruch des alten Staubs verdrängte, der ihr zuvor in der Nase gelegen hatte.
Ohne irgendetwas zu sagen nahm er sich einen Stuhl mit und ging vor die Tür. Niemand bemerkte wirklich etwas und kurze Zeit später kam er mit einer provisorischen Krücke wieder. Wäre das besser Luná? fragte Reznov und reichte ihr die Krücke.
Unsanft nahm sie es ihm aus der Hand stürzte sich darauf. Dürfte fürs erste reichen denk ich mal. Danke Das nächste was ich mache wenn ich wieder Geld habe ist zum Arzt gehn.
"Nur... ist dies ein Traum, der Himmel oder die Wirklichkeit?" er schüttelte den Kopf. "Du könntest es mir sagen, nicht wahr?" er lächete Eigendlich war es ihm egal - sie war dort, bei ihm und sollte es ein traum sein,so hoffte er nie mehr zu erwachen.
Gern geschehen. Sagte Reznov. Nun... willst du gleich losgehen oder willst du erst einmal noch hier bleiben? Ehrlich gesagt freute er sich darauf loszugehen und mit dem messer Kunststücke zu vollführen.
Einen kurzen Moment lang wollte Astaya antworten, wollte die Hand zu ihrem Gesicht heben, sie an ihre Lippen legen, nur um feststellen zu können, ob sie sich das eben eingebildet hatte oder ob es wirklich geschehen war. Doch dann würde er aufhören diese wunderbaren Dinge zu sagen, die ihr Herz erwärmten und das Eis darum zum Schmelzen brachten. So beschloss sie weiterhin still zu bleiben, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sehr wohl alles um sich herum registrierte und jedes einzelne seiner Worte vernahm, deutlicher noch als wären die Worte nur in seinen Gedanken gewesen.
Sie seuftzte. Komm, wir gehn. Sie wusste nix sie hier halten würde. Also gab sie sich dem Schicksal und vereinbarte mit sich selbst das sie das schaffte.
"Weißt du..." setzte der Reiter an. "Es ist schon komisch... ich sollte dein Beschützer sein und doch bist du zu meinem Schutzengel geworden, an dessen Seite ich mich wohler fühle als bei sonst einem Menschen - ich will an deiner Seite stehen weil du so bist wie du bist, wegen deiner Persönlichkeit.... Du bist so, lieb - so zart...." er schüttelte den Kopf. "Also, glaub nicht das ich dich begehre... du bist.... du bist meine erste und beste Freundin die ich je hatte..." er lachte "Ach was red ich denn da? Du... kannst mich doch sowieso nicht hören aber... ich glaube, ich will es dir gesagt haben... Denn wenn du mich ansiehst, mich anlächelst vergeht mir der Mut - sehe ich doch, dass du viel zu gut für mich bist!"
"Ich habe versprochen zu dir zurück zu kommen ...", äußerte sie nun doch, nachdem sie seinen Worten still gelauscht hatte und öffnete nun langsam blinzelnd die Augen, suchte nach seinem Geist um sich darauf fixieren zu können. Der Krieg war vorüber und mit Wehmut dachte sie daran, dass sie beide nun bald wieder getrennte Wege gehen mussten, weit entfernt voneinander ohne zu wissen, was mit dem anderen war. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, was wäre, wenn genau dieser Moment hier ewig wären würde.
"Ich..." er umarmte sie langsam. "Wir werden niemals mehr wirklich getrennt sein!" meinte er leise und strich ihr sanft über das Haar. "Es ist egal wo wir uns befinden, wir werden im Geiste immer zusammen sein!"
Sie ließ ihn gewähren, spürte das Gewicht seines Körpers schwer auf dem ihren liegen und die Wärme, die von ihm ausging und sich nun auch auf ihr ausbreitete. "Du was?", hakte sie nach, ließ seine andere Worte einfach in dem Raum verklingen, weil sie deren Bedeutung nicht zerstören wollte, fühlten sie sich doch an wie zerbrechliche Schmetterlinge, die in der Luft umher tanzten bevor sie sich ihren Weg zum Fenster suchten um hinaus in die Welt getragen zu werden, von allen gesehen und von allen gehört.
"Ich bin so froh, dass es dich gibt!" beendete er seinen Satz. "Und ich kann mein Glück nicht fassen mit dir zusammen Zeit zu verbringen!" er lachte, rollte von ihr runter. "Oh man, ich muss mich wie ein Trottel anhören, voller hohler Phrasen der nur immer wieder den gleichen text runter betet in der verzweifelten Hoffnung seinen gefühlen ausdruck zu verleihen!"
Behutsam stützte sie die Arme an der Seite auf die weiche Matratze und stützte sich auf bis sie sicher war, dass sie halbwegs aufrecht saß. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und tastete nach vorne bis sie die weiche Haut der seinen unter ihren Fingerspitzen spürte und legte ihre Hand auf seine, ein sachtes Lächeln auf den Lippen. "Weißt du, ich hab festgestellt, dass ich Trottel mag", gab sie ihm mit einem schlichten Schulterzucken zur Antwort. "Das, was du sagst sind keine hohlen Phrasen, Vrael. Sie bedeuten mir viel, gerade, weil sie aus deinem Mund kommen."
"Ich..." er schüttelte den Kopf. "Danke, ich werde dann auch weiterhin so sein wir bisher - auch wenn ich versuche weniger Entführt zu werden!" meinte er Schulterzuckend und lachend. "Oh mann.... oh mann..."
"Du was?", griff sie seine abgebrochene Aussage erneut auf und schrägte den Kopf an, zog langsam die Hand zurück während ihr Lächeln nur ein kleines Stück breiter wurde. Vielleicht war das ein Talent, das alle Drachenreiter gemein hatten - Entführt zu werden oder sich in die größten Schwierigkeiten zu bringen, vorzugsweise beides gleichzeitig. Es wäre zumindest ein Anfang, wenn ihm weniger passieren würde.
"Eigentlich hast du ziemliches Pech", erwiderte sie schulterzuckend und das Lächeln auf ihren Zügen erstarb im nächsten Moment. Ihre Gedanken wanderten zurück zu den bisherigen Geschehnissen und ihr wurde klar, dass er größtenteils nur wegen ihr in all dieses Unglück hineingeraten war. Avado hätte ihn niemals in die Finger bekommen, wenn er nicht bei ihr gewesen wäre - die Aufmerksamkeit seines Herren wäre niemals auf ihn gefallen.
"Nein, ich habe dich! Und ganz ehrlich, kein Unglück dieser Welt kann es damit aufnehmen!" er stand langsamauf, glitt zum Fenster hinüber um von dort durch die schmierigen Schiben hinaus auf die große Stadt zu schauen. "Ich habe das Gefühl daheim zu sein..."
Das Mädchen schluckte eine Antwort hinunter, die ihr auf der Zunge lag und schwieg zu seinen ersten Worten hin. Sie erinnerte sich an die Worte, die ihr Ziehvater gesagt hatte als sie Luná davon erzählt hatte, dass Julee deren Tochter gewesen war und entschloss sich nun an genau dieser Stelle den Rat des Älteren zu befolgen und nicht mit ihren Gedanken einfach so herauszuplatzen. Stattdessen hob sie die freie Hand, die in ihrem Schoß geruht hatte und fuhr sich damit durch die blonden Wellen um diese wieder zu ordnen.
"Sprech deine Gedanken aus - wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben Astaya!" meinte Vrael, welcher ihr immer noch den Rücken zugekehrt hatte. "Sag schon an was du denkst!"
Die Angesprochene hob den Kopf, blinzelte und lächelte dann still in sich hinein, ließ sich jedoch eine Menge Zeit bis sie zu einer Antwort ansetzte. "Weißt du ... Vater hat mir vor einiger Zeit gesagt, dass ich über meine Gabe der Voraussicht meine Weitsicht verloren hätte", antwortete sie, obgleich das eigentlich nicht das war, was sie hatte sagen wollen. "Ich weiß nur nicht, ob das alles gut enden wird ... wenn sie aus dem Krieg zurückkommen, dann wirst du deine Ausbildung wieder aufnehmen müssen und Vater wird mich ebenso weiter ausbilden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Anurin das überhaupt billigen würde - ich glaube seit der Sache mit Julian hält er nicht mehr sehr viel von menschlichen Frauen bei seinen Reitern ... und ich weiß nicht, was Vater davon halten wird."