Thronsaal

Verunsichert sah der Finanzier auf, suchte jedoch nicht Alvias Blick sondern den Coreens. Wartete auf ein Nicken, eine Zustimmung das der Befehl des Königs bindend und zu befolgen war.
Jeder Adlige, jeder Höfling wusste um die wahre Macht hinter der Krone. Jeder hatte von den Ereignissen gehört oder sie gar gesehen, der König welcher Coreen stets mit seinem eigenen Leben beschützt hatte - der sie in ihrem Schlafgemach aufgesucht und bei den Bauern Befehle von ihr entgegen genommen hatte. Der König, welcher in heillose Panik ausgebrochen war, nachdem Fräulein Armar in Illirea angegriffen worden war.
Der König, wie er auf ein Wort Coreens stets ihren Rat ausgeführt hatte.
Der König, wie er in ihrem Zimmer vor dem Schreibtisch gesessen hatte wie ein Bürgerlicher
Der König, der keinen tropfen adliges Blut in den Venen hatte
Jeder Höfling, Adlige und sämtliche Offiziere wussten um die Tatsache, dass Alvias nur eine Galleonsfigur war - wussten, dass Coreen Armars Wort mehr zählte als das des Königs.
Er wartete, ein nicken und er würde die Anweisung befolgen, ein Kopfschütteln und er würde aufbegehren
Er erwartete seinen Befehl, von der wirklichen Herrscherin

Verwundert lenkte Coreen ihren Blick zu Alvias hinüber und runzelte die Stirn über dessen Verhalten, über seine bedingungslose Kapitulation, was die Finanzen des Reiches anbelangte und sie spürte die schlechte Laune des Monarchen, wusste, dass sie vorsichtig an alles herangehen musste, was noch folgen würde. Dennoch - der Mann, der vor dem Thron stand, verlangte eine Antwort und so war es an ihr, ihm ein knappes Nicken zukommen zu lassen und damit den Befehl des Königs noch einmal zu untermauern. "Tut alles, was Ihr für nötig erachtet um die Staatskassen wieder zu füllen und damit das Vorhaben seiner Majestät umgesetzt werden kann", sagte sie ruhig und ließ ein leises Seufzen folgen während sie die unverletzte Hand hob und sich damit ein paar kastanienfarbene Strähnen aus dem Gesicht strich.
"Du wirst sehen", wandte sie sich an Alvias und lächelte eben jenem aufmunternd zu. "Es wird bald alles besser aussehen und dann wirst du das bekommen, was du willst. Deine Hospitäler und Universitäten werden gebaut werden."

" Das hoffe ich ", entgegnete Alvias mit einem Stirnrunzeln.
" Also die Steuern der Adligen und Zollstellen erhöhen, Religionen besteuern und die Baumaßnahmen stoppen. ", fasste er noch einmal alles zusammen. " Einverstanden. "
Sein Blick schwenkte wieder zu dem Finanzier.
" Wie kommt es eigentlich, dass ich erst jetzt von der schlechten Finanzlage erfahre ? Wieso hieltet ihr es nicht für nötig, euren König über die Geldknappheit zu informieren ? Ich kann ja verstehen, wenn ihr noch keine genauen Zahlen hattet, aber warum kam weder von euch noch von einem meiner anderen Berater ein Wort der Warnung ? Erklärt euch ! "

"Ich... bin erst seit einer Woche im Amt Herr, ich habe vorher in Gil´ead gedient.
Ihr hattet keinen Finanzier, der alte war entlassen worden....
Und nunja, ihr seid ja erst wieder seit einigen tagen hier und ich habe die Zahlen erst vor einer stunde fertig gestellt" er brach in Schweiß aus, tupfte sich mit einem Tuch den Hals ab, in der Befürchtung diesen bald zu verlieren

" Na schön ", knurrte der König und fixierte sein Gegenüber mit einem stechenden Blick.
" Sorgt dafür, dass die Steuern erhoben werden. Die derzeitigen Baumaßnahmen werden angehalten, nicht aufgegeben, und fortgesetzt, sobald die Staatskasse es zulässt ", fügte Alvias etwas lauter hinzu und wandte sich von seinem Finanzier ab.
" Falls das alles war, könnt ihr jetzt gehen " Er deutete in Richtung des Ausgangs.
Alvias wusste nicht, wie viele schlechte Nachrichten das Reich noch ertragen konnte. Das Königreich drohte zu scheitern, noch ehe es richtig begonnen hatte.

"Es ist un-er-hört!" zeterte Francois, als er den Thronsaal betrat und seine dunklen Augen über den König wandern ließ
"Sofortiges Auftauchen bei Hofe? Wer glaubst du eigentlich wer du bist?
Du kleine Kröte - du abklatsch eines Monarchen!
Erklär dich!"

Mit einem undeutbaren Blick musterte Alvias den Neuankömmling von seinem Thron aus. Der König hatte mit nichts anderem als diesem unverschämten Auftreten gerechnet. Er hatte den Fürsten gerade erst hereingebeten. Die Zeit, in der der Adlige vor dem Thronsaal gewartet hatte, hatte der Herrscher genutzt, um einige Vorkehrungen zu treffen.
" Was erlaubt ihr euch ? ", schallte Alvias' Stimme laut durch den Raum.
" Francois Bartosz, kniet nieder vor eurem König. "

"Vor meinem König?" blaffte Francois und spuckte Alvias vor die Füße
"Ich knie nicht vor Schweinehirten, und wenn sie noch so eine hübsche Krone tragen!" erklärte er, verschränkte die Arme und hob das Kinn stolz an.
"Du solltest Knien Bürger! Vor dem wahren Thronerben!"

" Dann bringen wir das Ganze eben ohne knien hinter uns ", verkündete Alvias mit lauter, dröhnender Stimme.
" Francois Bartosz, Halbbruder des Schatten Vladimir Bartosz und Fürst von Dras Leona ", begann der König mit getragener Stimme.
" Aufgrund eurer Beteiligung an den Ausschreitungen gegen Magier in Dras Leona, sowie eurer Unterstützung für den Hochverräter Ramirez Rukhar in der Vergangenheit enthebe ich euch eures Amtes und eurem Adelstitel. Die Ländereien der Familie Bartosz werden aufgelöst und gehen in den Besitz der Stadt Dras Leona, und somit in den Besitz ihres neuen Fürsten, über. "
Alvias erhob sich von seinem Thron und sah mit einem harten Blick von der Empore auf den Mann herab.
" Wegen dem Mordversuch, den du auf den Fürsten von Ceunon verübt hast und die daraus resultierende Körperverletzung an einer der Adligen dieser Stadt, sowie aufgrund deiner niemals endenden Verleumdungen gegenüber mir, dem rechtmäßig gewählten König, verurteile ich dich hiermit zum Tode durch das Richtschwert. "
Die Türen des Thronsaals schwangen auf. Soldaten mit gezogenen Waffen strömten herein und umringten den ehemaligen Fürsten.
" Die Hinrichtung findet morgen bei Sonnenaufgang auf dem Marktplatz der Stadt statt. "

"NEIN!" schrie Francois, sah sich panisch um.
Er wich zurück, stieß gegen eine bepanzerten Brustkorb, stolperte und sah den Mann mit angsterfüllten Augen an
"Niemals!" er zog eine neue Pistole aus seiner Tasche welche er siegessicher in der Hand wog, aus der noch offenen Tür stürmten nun auch noch Francois Leibgarde herein, welche die Wachen des Königs in einen Kampf verwickelten
In dem durcheinander trat der Fürst die Flucht nach vorne an, stolperte und hieb sich durch die Welle an Körper vor ihm, ehe er einige Meter vor Alvias zum stehen kam, die Pistole nach oben hielt und




Ein Speer fuhr durch den Brustpanzer welchen Francois trug, glänzte feuchtrot an seiner Spitze, wurde einmal umgedreht und herausgezogen das das Blut spritzte.
Der Fürst sackte auf die Knie, sah ungläubig auf den zerfetzten Harnisch, hob wie im Delirium nochmals die Pistole
Ein zweites, lauteres Knacken war zu hören als der Speer erneut durch Francois Körper fuhr, seinen Kopf durchstach und die Schädelplatte knackte.
Der Körper sank leblos zu Boden, die Pistole fiel ihm aus der Hand.
Ein kleiner, schlanker Fuß stieß die Waffe in Alvias Richtung und die dazugehörige Person, gekleidet in einen kleineren Harnisch mit dem Wappen Dras Leonas trat auf den Monarchen zu
"Scheint, als habe ich euer Leben gerettet Majestät" der Kampf der Leibgarde war zu Ende, schnell waren sie von Alvias Leuten ohne Verluste besiegt worden

" Der Schein kann trügen ", entgegnete Alvias und schritt zu der Frau herunter. Er hatte bereits mit dem Widerstand des Fürsten gerechnet und sich durch einen Zauber vor der Kugel geschützt. Seine Schmiede hatten die Pistole, die er das letzt mal bei sich trug, auseinander genommen und ihre Funktionsweise entschlüsselt.
Allerdings war es ihnen nicht gelungen, diese nachzubauen.
" Nichtsdestotrotz zählt der Wille. Ich schulde euch meinen Dank. " Der König neigte den Kopf in Richtung seiner Retterin.

"Euren Dank benötige ich nicht Herr" erwiderte Rayla und hob die Hand zur Abwehr, ein hübsches Lächeln huschte über ihr Gesicht, zeichnete Grübchen in ihre Wangen
"Jedoch würde ich einen Wunsch äußern, wenn es denn gestattet ist?
Soweit ist weiß ist dies so brauch, wenn ein Mann - oder eine Frau in diesem Fall dem anderen Mann das Leben rettet"

" Auch wenn ich vermute, dass ich deinen Wunsch bereits kenne ", seufzte der König leise, "Wäre es falsch, es dir nicht zu gestatten. "
Er nickte mit dem Kopf. " Nur zu . "

"Farim"
Ein einziger Name verließ ihre Lippen welche sich, vom Lächeln zu einem kalten und herzlosen Strich verzogen hatten
Ihre Augen glänzten nicht mehr, sahen nur noch matt und verlassen aus wie zwei offene fenster hin zu einem trostlosen Garten
"Ich will nicht mehr als eine Stunde allein mit ihm"

Der König zog die Stirn kraus, während er über Raylas Worte nachdachte. Farim hatte eine Abreibung sicherlich verdient...
" Na schön ", stimmte Alvias ihrem Wunsch zu.
" Aber ich erwarte, dass Farim noch am Leben und gesund ist, nachdem diese Stunde vorbei ist. Die Gesetze in diesem Raum sind nicht außer Kraft gesetzt. "

Die Tür schwang auf, und ein Mann mittleren Alters der in eine weiße Kutte gekleidet war, betrat den Raum. Er verneigte sich und hielt beide Handflächen gegeneinander. Gegrüßt seid ihr mir Alvias Xeldaric, König des vereinten Königreichs Ceunon, es ist mir eine Ehre euch gegenüber zu stehen. Langsam erhob sich der Mann wieder und schaute mit ernstem, aber keinesfalls bösartigen Blick zu Alvias. Die Wachen sagten ihr hättet Zeit für mein Anliegen.
Der Mönch räusperte sich. Das Anliegen, weswegen ich euch hier in euren Hallen besuche ist folgendes. Die Herrscher der früheren Zeit waren stets Freunde der Kirche der Herrin Frijo. Da dieses ehrenvolle Amt nun an euch übergangen ist, wollte ich wissen wie ihr, Herrscher des Königreichs Ceunon zu unserer Kirche steht. Können wir auch auf eure Hilfe vertrauen?

" Diese Hilfe, wie würde sie aussehen ? ", fragte Alvias den Mönch mit einem Stirnrunzeln.
" Und vor allem: Worum geht es bei dem Glauben ? "
Dem König war nicht ganz wohl dabei, eine Religion zu bevorzugen. Es käme ihm wie Heuchelei vor, eine Religion zur Staatsreligion zu machen und alle anderen somit zu vernachlässigen. Vor allem, weil er selbst gar nicht an diesen Gott glaubte.

"Die Herrin Frijo ist unsere alles liebende Mutter.
Aus ihrem Schoße entspringt die Natur in all ihren Formen!" er lächelte und strich sich langsam über den Bart.
"Alles was ihr seht, alles was ihr hört, atmet all das entspringt Frijo!" er klopfte mit seinem Stab aus Eschenholz auf den Boden
"Sie ist Güte und Barmherzigkeit, Fruchtbarkeit und Leben!"
Mit einem mal schwang die große Tür auf und ein hagerer Soldat stand in der Tür. Er atmete schwer und rang nach Luft.
Mein Herr... Farim Godar er... wurde Angegriffen... von dieser Rayla... er ist in seinem Zimmer falls ihr nach ihm sehen wollt. Sein Zustand ist zwar nicht mehr lebensbedrohlich aber... ihr solltet es euch selbst ansehen. Sagte der Soldat hustend.

" Na schön ", seufzte Alvias.
" Wir verschieben diese Audienz auf morgen. ", wandte er sich an den Mönch und erhob sich.
Mit langen Schritten näherte er sich dem Portal.


tbc: bei Farim

Gewichtigen Schrittes durchschrat Kharas den riesigen Thronsaal, den Rücken durchgestreckt und hämmernd mit seinem Stock auf den Marmorboden schlagend.
Als er vor Alvias stehen blieb, sank er kurz auf die Knie ehe er sich wieder erhob und sanft lächelte
"Ihr habt mich rufen lassen, Majestät?"

" So ist es ", antwortete Alvias mit einem Nicken. " Seid willkommen "
Der König musterte den Neuankömmling kurz von oben bis unten.
" Mir sind beunruhigende Neuigkeiten über euch zu Ohren gekommen, Kharas Percival Ignatius Pentragon ", meinte er schließlich, in die alte Sprache wechselnd.
" Ein Brief, welcher euch als Verräter an der Krone Palancars beschuldigt, hat mich erreicht. "
Alvias fixierte sein Gegenüber mit scharfem Blick und wartete dessen Reaktion ab.

Kharas hob die Brauen und lächelte.
"Ihr seid der König der Menschen, nicht der König der Elfen.
Ihr solltet die Sprache eures Volkes wählen König - fremde Zungen rühmen euch nicht" er nickte leicht, ehe er zu einer Antwort ansetzte
"Ich kenne eine Menge Leute die mir so etwas nur all zu gern anheften würden aber keinen Grund wieso man es mir anheften sollte" erklärte er leise und strich sich über den Handrücken
"Ihr habt mich also herbestellt weil ihr einen Brief bekommen habt?
Ich sage euch, ich habe die Krone Palancars nicht verraten. Nun steht mein Wort gegen das im Brief"

" Seid ihr etwa besorgt darüber, die alte Sprache zu benutzen ? ", fragte Alvias den Magier mit hochgezogenen Augenbrauen.
" Mir steht es als Magier ebenso zu, in dieser Sprache zu sprechen wie die Elfen. "
Der König musterte den alten Mann mit einem skeptischen Blick. Kharas' Wortwahl hatte ihn nicht wirklich beruhigt. Verrat war definitionssache und Elfen waren Meister darin, Worte zu verdrehen. " Als König kann ich einen solchen Brief nicht einfach ignorieren und das ist auch der Grund, warum ich euch zu mir bestellt habe und das ist auch der Grund, weshalb wir in der Sprache der Elfen sprechen. Zum einen kann uns so Niemand anders hören, sodass euer Ruf keinen Schaden nimmt und zum Anderen kann man in dieser Sprache nicht lügen. " Der Herrscher machte eine kurze Pause.
" Ihr habt die Elfen also nicht in das Schloss gelassen ? ", fragte er schließlich mit ruhiger Stimme.

"Nein, ich habe die Elfen nicht in das Schloss gelassen" meinte Kharas mit einem Kopfschütteln
"Weder jetzt, noch in der Zeit in welcher König Palancar umgebracht worden war" er stütze sich auf seinen Stock, besah Alvias mit seinen warmen, blauen Augen
"Wohin soll diese Diskussion führen mein König?
Ich bin alt und was auch immer man von dem Attentat der Elfen halten mag - so war König Palancar ein Tyrann. Ich war sein Hofmagus, ich spreche aus Erfahrung - ebenso wie Farim dorthingehend aus Erfahrung sprechen könnte
Ich habe die Elfen nicht ins Schloss gelassen und desweiteren wäre es kein Verrat an eurer Krone - ihr vertretet das Königshaus Xedaric des Vereinigten Königreiches und nicht das der Palancar"

" Na schön ", entgegnete Alvias mit einem Nicken. " Na schön, ihr hattet also nichts mit der Ermordung König Palancars zu tun "
Der erste Teil der Behauptung hatte sich also als falsch erwiesen. Alvias würde noch seinen Berater zu Kharas befragen, aber bisher sah es nicht so aus, als entspräche die Behauptungen in dem Brief der Wahrheit.
" In dem Brief war weiterhin die Rede davon, ihr habet Ethra in zerani Niv beeinflusst und zu einigen seiner Taten getrieben. Entspricht das der Wahrheit ? "
Würde sich auch dieser Teil als falsch erweisen, konnte der König den Magier beruhigt zurück in seine Stadt kehren lassen und ihn seine Fürstenaufgaben ausführen lassen. Dann war der Brief wohl nichts weiter als der Versuch gewesen, dem Ansehen des Mannes zu schaden.