Thronsaal

" Im Gedenken an die friedliche Zeit zwischen unseren beiden Völkern werden die Zwerge sich aus dem Reich der Menschen zurückziehen und hoffen, dass Helzvog euch Vernunft in euren von Allmachtsfantasien und Wahnvorstellungen geplagten Kopf hämmern möge. Unsere Händler werden nicht länger mit euren Städten Handel treiben. Unsere Krieger werden nicht länger dafür Sorge tragen, dass keine Urgal-Armee die Grenzen zu eurem Reich überquert und die Menschen sind in unserem Reich nicht länger willkommen. Ich werde die anderen Clans darüber unterrichten, die selben Maßnahmen zu ergreifen. " Sobald diese erfuhren, wie sein Volk hier behandelt wurde, da war sich Throvik sicher, war es das Mindeste, was sie tun würden.
" Ihr werdet es noch bereuen, uns des Landes verwiesen zu haben. ", versprach der Zwerg dem Herrscher schließlich und wandte sich um. Seine Schritte und die seines Gefolges hallten laut in dem Saal wieder, als sie aus dem Schloss hinausschritten. Die Städte der Menschen würden schon bald die Metall- und Edelsteinlieferungen der Zwerge vermissen. Gerade jetzt, wo zwei Städte sich noch im Aufbau befanden, waren sie auf die zwergischen Handwerker mehr denn je angewiesen. Weiterhin konnte es kein Handwerker der Menschen es zu einer solchen Vollkommenheit in seiner Kunst bringen wie ein Zwerg. Vor allem die Adligen würden die Schmuck- und Goldlieferungen, die von nun an unterbleiben würden, schmerzlich missen. Auch viele zwergische Spezialitäten, von einigen Menschen hoch geschätzt, würden von nun an nicht mehr in das vereinigte Königreich Ceunon exportiert werden.

Es war bereits später Abend, aus den Straßen war reges Treiben zu hören, während ein, selbst für den Winter erschreckend kalter Wind durch den Saal fuhr. Kurze Zeit später trat Asper aus dem Schatten einer Säule ins Licht hervor, auf direktem Weg zum Thron. Der Schatten trug die gleichen, abgewetzten Kleider wie immer am Leib, nur sah man nun einen sonderbaren Gehstock in seiner rechten Hand, auf welchen er sich bei jedem Schritt abstützte. In aller Ruhe erklomm er eine Stufe nach der anderen, die zu dem Thron des Königs führte, bis er schließlich davor stand und sich kurzerhand darauf setzte. Im Raum war niemand, nicht einmal Wachen waren zu sehen, wahrscheinlich standen diese vor der Tür um zu verhindern das jemand herein kommen konnte. Dann war ein lautes Knarren zu hören und die beiden hölzernene Flügeltüren schwangen auf. Erol, der kleinwüchsige König schritt nun in den Saal, woraufhin Asper laut Lachen musste, wobei das Lachen eher an das Husten eines Mannes erinnerte, der nach heutigen Maßstäben etwa zwei Schachteln Zigaretten am Tag rauchte. "Erol ..." Fing er an, bleib jedoch seelenruig auf dem Thron sitzen und machte keinerlei anstalten aufzustehen. "Ich habe dir eine Aufgabe gegeben, eine einzige. Nicht schwer zu verstehen und auch nicht schwer auszuführen, doch selbst daran scheinst du zu scheitern. Sag mir... wie ist dein neuster Stand betreffend Cynric? Wirst du ihn in absehbarer Zeit in die Finger bekommen, sodass meine Rachegelüste getilgt werden? Denn... meine Kammerdienern sterben momentan wie die Fliegen und sollte ich irgendwann keine mehr haben... so könnte mein Zorn durchaus auch auf andere überspringen."

"Ach, wird es das?" fragte Erol zischend und verengte die Augen, schloss jedoch die Türen. Niemand musste von diesem Besucher erfahren, niemand durfte jemals davon erfahren mit wem er paktierte.
"Ich habe bisher erstaunlich wenig von eurer Hilfe gesehen!" erklärte Erol knurrend und sein taubes gesicht sah ausdruckslos zu dem Schatten hinauf, zumindest die eine Hälfte - die andere hatte die Lefzen gefletscht wie ein Hund welchen man in die Enge trieb
"Ich werde Cynric dann gefangensetzen wenn ich es für richtig halte! Momentan ist mein Augenmerk jedoch auf die situation im Reich gerichtet die nunmal um ein vielfaches wichtiger sind als eure kleinen privaten Schlachten und Rachegelüste! Ihr bekommt Cynric, wenn ICH es für richtig erachte! Schließlich sprecht ihr mit eurem König!"

"Dann sagt mir ... König..." Das letzte Wort sprach er aus, als wäre es eine Beleidigung. "An wen werdet ihr euch wendet wenn das Volk anfängt zu rebellieren? Wer wird euch die Meuchelmörder und Abtrünnigen vom Hals halten? Eure lieben Soldaten? Sie sind schwer und unbeholfen, im Notfall viel zu langsam zu agieren. Zudem Erol... solltest du mir Angebote machen, nicht ich dir. Mein komplettes Wesen strebt nur nach Chaos und Vernichtung, über ein Jahrhundert lang habe ich mich diesem Gedanken gewidmet. Nun seid ihr, der derzeitige König, ein kleinwüchsiger Narr welchen alle verachten, mit mir, einem Schatten in einem Raum in dem keine Wachen oder sonstige Zeugen sind. Alles was ich wollte könnte ich nun erreichen.... Bürgeraufstände, die Verzweifelten versuche der Wache Ordnung in das Chaos zu bringen, bis auch sie aufgeben und wieder das ursprüngliche Recht, das Recht des Stärkeren wiederkehrt. Ein solches Blutbad... ein erbaulicher Gedanke... " Die Kapuze ruckte ein Stück wiet und kurz darauf erhob sich Asper von dem Thron des König, ließ den Gehstock achtlos vor seinen Beinen liegen und ging auf Erol zu. "Was hinder mich daran EUCH zu töten wenn ICH es für angebracht halte, Gnom? Weder euer Wort, noch ein Schwert könnt ihr halten, welchen Nutzen bringt ihr mir? "

"B... bleibt mir vom Leib!" schrie Erol auf und wich zurück, stieß gegen eine der Rüstungen welche im Raum aufgestellt waren und stürzte mit eben jener zu Boden. Ein lauter Kleppern hallte durch den großen Saal während Erol sich in einem Gewirr aus Rüstungsteilen, Blech und Gelenk schepperten und rollten über den Boden ehe Erol wieder auf beiden beinen Stand.
"Ich... Cynric wird bluten, das habe ich euch doch versprochen nicht? Chaos und das Recht der Stärkeren habe ich auch umgesetzt! All der Abschaum wurde aus den Städten verband und wenn ich... also.." seine ungelähmte Gesichtsseite wirkte gestresst, während er stotternd versuchte den letzten verzweifelten rest seiner Würde zu behalten.
"Ich wieß nicht wo er ist! Sagt mir wo und ich mache was ihr wollt!"

"So? Sollte ich das? Doch dann müsste ich mich ja darum bemühen, ihr habt doch damit geprahlt das er hängen wird..." Höhnte der Schatten und packte Erol am Kragen, drückte ihn kurz darauf mit einer enormen Wucht gegen eine der Säulen die im Raum standen, worauf ein leises Knacken zu hören war, wobei man sich sagen konnte ob dieses von Erols Körper oder dem Bauwerk kam. "Der Abschaum wurde also aus den Städten verbannt mh? Was tust du dann noch in der Hauptstadt frage ich mich.... und das Recht des Stärkeren hast du durchgesetzt.... warum bist du dann immer noch König und Anführer über all diese Leute?" Achtlos warf Der Schatten den kleinwüchsigen Köing zur Seite und ging zurück ging zurück zum Thron, um sich seinen Gehstock wieder zu holen. Ein leises zischen war zu hören, als Asper am Griff des Stockes zog und eine kleine, fein gearbeitete Klinge zum Vorschein kam. "Bettle Kleiner König komm! ' Ich habe dir versprochen das du unendliche Qualen erleiden wirst solltest du dich nicht an dein Wort halten, nicht? ' " Äffte er den am Boden liegenden Erol nach und war nun vor diesem angekommen. Die in stählerne Handschuhe gehüllte Finger schlossen sich fester um den Griff des verstecken Kurzschwertes, während er langsam auf den Oberschenkel des Königs tippte. "An was liegt dir mehr? Deiner Männlichkeit, oder deiner Zunge?"

Erol schrie vor Schmerz auf, als Asper seinen Rücken gegen die Säule prallte und ein stechender Schmerz durch seinen gesamten Rücken fuhr, welcher bis zum Kiefer hinauf schoss und einen hohen, piepsenden Ton in seinen Ohren hervorrief während sein Sichtfeld zu einem Tunnelblick verschwamm durch welchen er kaum noch sehen konnte was geschah.
Aspers Worte drangen zwar an seine Ohren, dauerten nach dem heftigen Schlag jedoch noch noch eine Zeit ehe die Bedeutung der Worte wahrhaft verstand und sich Angst in seinen Augen widerspiegelte. Sein Gehirn arbeitete schneller als er es jemals für nötig gehalten hatte ehe ihm die Worte des Schattens wieder in den Sinn kamen, sich um seinen Kopf drehten, dass er sie beinahe fassen konnte und er verstand.
"Der Stärkere hat recht..." fiepte er, lächelte eisig ehe er zwei Bewegungen tat. In der ersten bewegung schlug er die Verse auf den Boden auf, ehe er mit seinen Kurzen Beinen und mit aller Kraft die er aufbringen konnte seinen Fuß nach Oben zog. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Wade und das Klingeln setzte wieder ein, ehe er Galle im Mund schmeckte und ein Reißen in der Leistengegend verkündete, dass ihm wohl eine Sehne gerissen war. Der Widerstand war härter als gedacht als die Klinge durch Aspers Auge stieß und den Knochen dahinter durchdrang

Das leise Geräusch von gut gewählten Schritten hallte durch den großen Raum, wurde von den hohen Wänden wieder zurückgeworfen und mischte sich unter das Rascheln feinster Stoffe als Katherine den Thronsaal betrat. Der Blick ihrer grünen Augen ruhte auf dem Thron, der wohl der einzige Blickfang in dem großen Raum war, nachdem Erol dafür gesorgt hatte, dass alle Banner der Verbündeten des einstigen Königs verbrannt worden waren. Der kleinwüchsige König hatte dafür gesorgt, dass der Name des rechtmäßigen Königs nur noch hinter vorgehaltener Hand erwähnt wurde, hatte dafür gesorgt, dass jedem Bürger, der den Namen seines Bruders erwähnte, mit glühender Zange die Zunge herausgerissen wurde. Sie hatte den kleinen König von Beginn an verabscheut und verfluchte es jeden Tag aufs Neue, dass sie vor ihm buckeln musste, um ihre Kinder und ihren Ehemann nicht in Gefahr zu bringen, dessen Stand in den letzten Wochen ohnehin schon wackelig genug geworden war.
Zu Beginn hatte sie es Jeremy gezürnt, dass sie nach Erols Krönung in die Hauptstadt und in eine ungewisse Zukunft hatten ziehen müssen, hatte es ihn spüren lassen, was sie von seiner Entscheidung gehalten hatte. Brandon und die Mädchen hatten sich bei Weitem schneller hier eingelebt als sie selbst, hatten sich an den Prunk und den teuren Tand gewöhnt, mit dem ihr Vater sie überhäufte und aus Liebe zu ihren Kindern hatte auch Katherine ihr Missfallen nicht länger offen zum Ausdruck gebracht. "Eines Tages ...", seufzte sie leise und ließ ihre Worte von den hohen Wänden zurückgeworfen werden, durch den Saal hallen während sich auf ihren feinen Zügen ein schwaches, vorfreudiges Lächeln ausbreitete, dessen Grund die Frau nicht offensichtlich werden lassen wollte.

Brandon fuhr sich mit der Hand durch die Haare und brachte so etwas Unordnug in die zuvor so glatte Frisur. Er fand es schrecklich dass er in diesem Schloss von allen Bediensteten so bemuttert wurde. Er bereits zwölf, da konnte man ihm doch schon ein paar Dinge allein machen lassen. An manchen Tagen vermisste er seine alte Heimat immer noch. Den klaren Leona-See, die sonnigen Tage und ihr Efeu beranktes Haus. All das was er so lieb gewonnen hatte. Doch wegen seines Vaters mussten sie nach Ceunon, der Jauchegrube Alagaesias ziehen. Er war nur froh dass er seine Mutter nicht zurück lassen musste. Andere Männer hätten ihre Frau vielleicht in der Heimatstadt zurückgelassen.
Brandon wollte nun etwas Ruhe und weg von all den Idioten. Also öffnete er leise die große Tür zum Thronsaal und schlich hinein. Überrascht blieb er stehen als er seine Mutter in dem großen Raum vorfand. Für gewöhnlich war der Thronsaal zu dieser Zeit leer, schließlich wollte Erol sich nicht überarbeiten. Durch die hohen Fenster drang dass von den Wolken gedämpfte Sonnenlicht. Langsam schritt er auf seine Mutter zu, doch als er ihre leise Worte vernahm blieb er wie angewurzelt stehen. "Was ist eines Tages, Mutter?", fragte Brandon neugierig. Er wusste das seine Mutter meistens nicht mit sich selbst sprach und dass es wichtig sein musste wenn sie es nun doch tat.

Überrascht wandte Katherine sich herum, nachdem sie von der Stimme ihres ältesten Sohnes unsanft aus ihren Gedanken gerissen worden war und wo zuerst noch Missfallen, ob der Störung in ihrem Gesicht gestanden hatte, fand sich nun ein mildes Lächeln und ein mütterlicher Ausdruck wieder. Brandon war ein kluges Kind mit einem ausgesprochen starken Willen, der es, so war sie sich sicher, weit bringen würde, wenn er nur seine Konzentration auf eine Sache beschränkte und nicht an tausend Dinge gleichzeitig dachte, wie er es so oft bei den zahlreichen Lehrstunden tat. "Eines Tages, mein Schatz ...", begann sie während sie langsam auf ihn zutrat und ihm aufmunternd zunickte. "... werden wir vor niemandem mehr das Knie beugen müssen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit."
Sie hatte es seit jeher gehasst vor Erol stehen zu müssen und ihre Gedanken hinter einer Maske aus Gleichmütigkeit verbergen zu müssen. Sie selbst stammte aus einer angesehen adligen Familie, die ihren Sitz in der Nähe von Teirm hatte und ihr Vater hatte nur für gut und richtig befunden, auch seiner Tochter eine umfangreiche Ausbildung in der Rhetorik zukommen zu lassen, so dass es ihr nun leicht fiel, die höfischen Intrigen, angestachelt von ihrem eigenen Ehemann, zu durchblicken - im völligen Gegensatz zu dem neuen König.

Brandon hob verwundert die Brauen. Plante sein Mutter tatsächlich den König zu beseitigen und seinen Vater auf den Thron zu setzen? Brandon wusste das sie sich nur selten mit niederen Stellungen zufrieden gegeben hatte, doch das sie soweit gehen würde... nun der Gedanke Prinz zu sein, dass sich jeder vor ihm verbeugen musste gefiel ihm. "Meinst... meinst du dass wirklich ernst? Denkst du Vater könnte den Thron besteigen?", fragte Brandon verwundert. Er wusste selbst dass seine Mutter soetwas wirklich nicht einfach so in den Raum stellte, deshalb kannte er die Antwort eigentlich schon.
Eine derart hohe Position brachte sicher viele Annehmlichkeiten mit sich. Dann wäre sein Vater auch nicht mehr so abhängig von seinen vielen Hurenhäusern. Brandon fand diese Entablisements derart widerlich und abstoßend, dass es ihm schwer fiel sein Essen im Magen zu behalten wenn er seinen Vater nach der Arbeit umarmte. Leider würde sein Vater diese Häuser nicht so schnell aufgeben. Außer natürlich... seine Mutter würde versuchen ihn dazu zu bringen diese zu schließen. Aber diese Vorhaben würde Brandon zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort verfolgen. Jetzt wollte er wissen woran seine Mutter dachte. "Du weißt dass du Vater helfen müsstest an den Thron zu kommen. Ohne dich wäre er nichts. Allein würde er auf dem Weg zum Thron unter gehen."

" Ich an eurer Stelle wäre ein wenig vorsichtiger, wenn ich so etwas sagte ", erklang eine Stimme hinter den beiden und Ryan trat vor. Mit seiner linken Hand fuhr er Brandon einmal kurz durch die Haare. " Seit Erol in diesem Schloss König ist, haben die Wände Ohren. Und manchmal auch Augen. " Der Händlersohn und Fürst von Teirm seufzte leise. " Und soviel ich von dem neuen König mitbekommen habe, wird er auch nicht davor Halt machen, eine Frau und ein Kind hinrichten zu lassen, sollte er einen Verrat wittern. " Die Stimme des Bruders der Ehefrau Jeremys war kaum noch zu hören, sodass er ein wenig näher an die beiden herangetreten war und sich nun leicht zu Katherine herüberbeugte. " Ich freue mich übrigends, dich zu sehen, verehrteste Schwester. ", sagte der Fürst und trat mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu, um sie zu umarmen. " Dein lieber Ehemann hat es ja ziemlich weit gebracht in der Gunst des neuen Königs. Wie man hört, soll er beinahe den gesamten Staatshaushalt finanzieren. Ziemlich viel Geld für eine einzige Familie. "

Erneut hob Katherine den Blick als sie die Stimme ihres Bruders vernahm, diese sie von einer Antwort, die sie an ihren Sohn richten wollte, abhielt und ein ehrliches, erfreutes Lächeln trat auf ihre Züge als sie einen Schritt auf ihren Bruder zumachte und seine Umarmung erwiderte. "Es sind Kinder, lieber Bruder. Wenngleich seit der neue König auf dem Thron ist, das Wort von Kindern und Gnomen gewichtet", antwortete sie ihm mit ebenso leiser Stimme und löste sich langsam wieder von ihm, ohne ihr Lächeln zu verlieren. Es gab noch so viel, was ihr auf den Lippen lag und das sie hätte antworten können, doch für den Moment hatte Ryan Recht mit dem, was er sagte - es war zu riskant offen darüber zu sprechen, welche Absichten sie hatte. Die Wände des Schlosses hatten Ohren seit ihr Ehemann sich hier niedergelassen hatte und dem kleinen Tyrannen half, wann immer es möglich war - Erol selbst wäre zu dumm gewesen, um darauf zu achten, was um ihn herum geschah, lag die Aufmerksamkeit des Königs doch seit geraumer Zeit auf seinen Magiern und Kräuterhexen, die ihn vor einem großen Übel bewahren sollten.
"Ich hatte nicht erwartet dich hier zu sehen - Teirm ist weit entfernt und du warst stets mit deinen Pflichten dort beschäftigt", setzte sie hinzu während in ihrer Stimme ein unhörbarer Vorwurf seiner langen Abwesenheit wegen zu Grunde lag.

" Naja, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich muss zu deinem Ehemann.", antwortete Ryan seiner Schwester mit einem müden Lächeln." Die Entscheidungen des neuen Königs tun der Wirtschaft nicht gut. Der Stopp des Handels mit den Zwergen sorgt für schwere Einbußen bei so ziemlich jeder der großen Händlerfamilien. Das Ganze wird zum Teil durch die neuen Sklaven in Form von Zwergen wettgemacht, aber... " Ryan verstummte. " Aber ich will dich nicht mit meinen Geschäften langweilen ", fuhr er schließlich fort, " Das macht dein Mann sicher schon zur Genüge " Der Fürst schenkte Katherine ein warmes Lächeln, ehe er fragte : " Aber wie geht es dir ? Wir haben uns jetzt sicher schon..hmmm... seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesehen. " Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck sah Ryan zu Brandon hinüber. " Du bist ziemlich groß geworden...Als ich dich das letzte Mal sah warst du kaum größer als unser vielgeliebter neuer König. " Ein trauriger Glanz schien in den Augen des Mannes zu funkeln, als er seinen Blick rasch wieder abwandte.

"Welch wahrlich ungeschickte Wortwahl" durchschnitt Jeremys Stimme die Luft des Thronsaales und der hagere Mann schritt mit langen Schritten und wehendem Umhang durch die große Halle, während hinter ihm die Flügeltüren wie von Zauberhand ins Schloss fielen. Ein schneidiges Lächeln zeichnete sich auf Jeremys Gesicht aus während er zu seinem Schwager und seiner Ehefrau trat.
"Streng genommen hat seine Majestät solcherlei Worte unter Hochverrat gestellt" meinte er leise und lächelte breit.
"Aber streng genommen steht auch der Sklavenhandel nicht im Einklang mit den königlichen Gesetzen welche in dieser Hinsicht seit seiner Majestät Lord Alvias auch nicht geändert wurden" er blieb schließlich wenige Meter vor den beiden stehen ehe er zu seinem Schwager aufsah.
"Ich entsinne mich gehört zu haben, dass du mich suchst.... habe ich dich doch vor nicht all zu kurzer Zeit an der Stadtmauer gesehen wie du dich zu mir durchgefragt hast. Ich hoffe doch, das kleine Mitagessen in der "Emsigen Amsel" hat dir gemundet"

" Schwager ", begrüßte Ryan den Berater des Königs in einem freudigen Tonfall und schritt auf ihn zu, um auch ihn zu umarmen, " Ja, das Essen war vorzüglich. Und es wundert mich immer wieder, wie gut informiert du doch bist " Beinahe ein wenig zu schnell löste sich der Fürst wieder aus der Umarmung seines Bruders und machte ein paar Schritte nach hinten. Dann musterte er ihn kurz von oben bis unten. " Du bist ziemlich alt geworden, mein lieber Jeremy. " Mit einem freundlichen Lächeln wandte er seinen Blick wieder von dem Mann ab und ließ ihn kurz durch den Thronsaal gleiten. " Du musst den König davon überzeugen, den Handel mit den Zwergen wieder aufzunehmen. Und ich brauche einen Teil der Armee zurück. Die Aufbauarbeiten im inneren Ring gehen gut voran, aber ich habe bisher noch nichteinmal die Stadtmauer fertig gestellt, die uns vor marodierenden Urgals und Räuberbanden schützen könnte. " Ryan hatte damit begonnen, auf Kosten der Stadtkasse eine Bürgerwehr aus freiwilligen zu rekrutieren und auszubilden, aber die meisten Männer standen noch völlig am Anfang ihrer Ausbildung und erstarrten zur Salzsäule, wenn sie einem Urgals das erste Mal leibhaftig gegenüberstanden. Außerdem war ihre Ausrüstung mangelhaft. Die Stadtkasse gab nicht mehr allzu viel her, den größten Teil mussten sie direkt an Erol abführen. " Eine kleine Steuererleichterung wäre auch zu begrüßen, immerhin muss ich eine niedergebrannte Stadt neu aufbauen. "

"Wäre sie das?" fragte Jeremy mit hochgezogenen Brauen und sah seinen Schwager undurchsichtig an.
Familie, Ryan hatte sich seit mehr als vier Jahren nicht gemeldet und nun? Er kam angekrochen und forderte Vergünstigungen von ihm welche er ihm zwar bieten, aber nicht wirklich bereitwillig geben wollte.
"Leider sind die Gesetze unseres Reiches streng und unmissverständlich was die Steuern anbelangt" erklärte Jeremy gelassen und sein Lächeln wurde noch ein Stück breiter. "Allerdings wäre es mir mit Sicherheit möglich dir Geld zu verleihen, und dir einige bezahlte Soldaten zu schicken. Ebenso wie Handwerker... zu einem wirklich günstigen Zins versteht sich, in der Familie muss man doch füreinander Sorgen" erklärte er leise und sah seinem Schwager genau in die Augen.

Als Jeremy den großen Saal betreten hatte, umarmte sein Sohn in mehr oder minder widerwillig. Er konnte sich nur schlecht damit abfinden, dass sein Vater so viel mit Prostituierten zu tun hatte. All die Freude und das große Glück, dass er verspürt hatte als sein Onkel angekommen war um seine Mutter und ihn zu besuchen, waren mit einem mal hinweg gefegt. Jeremy war zwar sein Vater, doch wirklich lieben tat Brandon ihn nicht. Seine Mutter und sein Onkel hatte er um einiges lieber, sie waren weit weniger... nun abstoßend. Doch er versuchte so gut es ging ihm eben das nicht zu zeigen.
Während der Unterhaltung zwischen seinem Vater und seinem Onkel hatte er gespannt zugehört und viel sagende Blick mit seiner Mutter getauscht. Brandon hoffte dass er seinem Onkel mit dem was er gleich sagen würde helfen würde. Nun wenn sein Vater noch immer in ihn, seinen einzigen Sohn vernarrt war, dann würde es funktionieren. "Vater!", Brandon blickte mit großen bittenden Augen zu seinem Vater auf. "Ryan gehört doch zur Familie! Er ist mein Onkel! Du kannst ihn doch nicht so im Stich lassen! Du kannst doch sowas, kannst du ihm dann nicht auch helfen?", fragte Brandon und legte soviel Gefühl in die Worte wie er aufbringen konnte. Die Intrigante Art seiner Eltern färbte stark auf ihn ab. Wie sollte es auch anders sein?

"Liebster", begrüßte auch Katherine ihren Ehemann mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und trat zu ihm hinüber, ihn sacht küssend und sein Gesicht sorgenvoll musternd. Sie hatte ihn während der letzten Tage kaum zu Gesicht bekommen, spannte Erol ihren Ehemann doch für ständig neue Aufgaben ein, so dass sie oftmals bereits schlief, wenn er den Trakt des Schlosses betrat, den sie gemeinsam mit ihren Kindern bewohnten. Während der letzten Tage fand sie ständig neue Schatten auf seinem schmalen Gesicht, die seine Miene verdunkelten, wenngleich er eben diese Schatten auch stets vor ihr zu verbergen zu versucht hatte - geglückt war es ihm jedoch nie. "Du siehst erschöpft aus", bemerkte sie leise, gerade laut genug als dass er ihre Worte vernehmen konnte, in seine Richtung während die Besorgnis in ihrer Miene sich langsam in einen Vorwurf verwandelte, der in ihren grünen Augen stand.
"Ryan gehört zur Familie, Jeremy und er braucht deine Unterstützung. Du solltest ihn nicht so kalt abweisen - gerade in diesen Zeiten sollten wir zusammenhalten."

"Ich stelle ihm Truppen zur Verfügung" erklärte Jeremy trocken und schüttelte nur den Kopf.
"Aber ich bin nicht die Wohlfahrt und obwohl wir durch das Blut verbunden sind, so habe ich nichts zu verschenken. Das gesamte Reich läuft momentan über unseren Namen Liebste und jeder Fehler den ich begehe könnte sowohl das Reich in eine Krise stürzen als auch uns an den Bettlerstab bringen. Und ich - begehe - keine - Fehler" erklärte er langsam und lächelte eisig.
"Ich biete dir fünftausend Mann, sechshundert Baumeister und fünfzig tausend Kronen. Ich verlange nicht mehr, als das du mir siebzigtausend wieder zurück zahlst. Bei jedem anderen wären es einhundert tausend!" er schüttelte den Kopf
"Mehr kann ich nicht für ihn tun, mehr ist zu gefährlich"

" Einverstanden ", entgegnete Ryan mit einem zufriedenen Lächeln und warf sowohl Brandon als auch Katherine einen dankbaren Blick zu. Er wusste, sein Schwager war ein knallharter Geschäftsmann und so etwas wie Gefühle hatten in seiner Weltsicht keinen Platz, aber nichtsdestotrotz hatte ihn die Fürsprache seiner Schwester und seines vermeintlichen Sohnes dazu bewegt, über seinen Schatten zu springen und ihm einen vergleichsweise günstigen Kredit zu gewähren. [b]" Siebzigtausend Kronen waren keine Summe, die er nicht aufbringen konnte. Momentan brauchte er jede Krone, die er bekommen konnte, der Sklavenhandel befand sich noch in der Anfangsphase, der Gewinn dadurch würde allerdings rasch ansteigen, und die Gewürze hatten in den Zwergen ihren größten Ex- und Importeur gefunden. " Ich sollte meinen Schwarzmarkt auf den Zwergen-Sektor auszudehnen...natürlich ohne Wissen des Königs...mit den Schiffen bin ich beinahe der einzige, der die Möglichkeit dazu hat. " Der Handel mit den Pferden florierte allerdings, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass der König angefangen hatte, neue Soldaten für seine Armee zu rekrutieren und auch die Armee, die Teirm nun zur Verfügung stand, war bei weitem nicht so gering wie beispielsweise die von Gil''ead. Zu den 5000 Soldaten, die Jeremy ihm gerade zur Verfügung gestellt hatte, kam noch die gesamte Flotte, die in Teirm stationiert war inklusive der Besatzung.

"Natürlich mein lieber Schwager" meinte Jeremy lächelnd und verbeugte sich knapp. "Ich stehe stets in Diensten derjenigen, welche von blauem Blute sind" er lächelte und schritt an den dreien vorbei auf den großen Thron zu, strich sanft über die Lehne des eisernen Gebildes während er seufzte. Er konnte nur hoffen, dass die Rebellion endlich fortschritte machte wenn sie Erol stürzen wollten. Denn er hegte keine Ambitionen jemanden wie Ryan oder William auf dem Thron zu sehen. Nein, dem würde er einen Riegel vorschieben...
Er drehte sich noch einmal um ehe er zu seiner Familie hinab blickte.
"Der König fühlte sich in den letzten Tagen im übrigen nicht all zu wohl meine liebste" erklärte Jeremy leise und schüttelte den Kopf.
"Er sieht in jedem Schatten Gespenster und hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Er übertrug mir für die nächsten tage die Regierungsgeschäfte - ich will, dass Brandon mir dabei zusieht um zu lernen wie es in der großen Politik zugeht" er lächelte.
"Desweiteren verlangte der König edle Speisen, ich schlug Blattgold auf jedweder Speise zu und er verspürt große Lust auf diese delikate Köstlichkeit. Würdest du das bitte den Dienern mitteilen?"

Katherine lächelte ein wissendes Lächeln, sehr wohl verstehend, worauf ihr Ehemann anspielte als sie die Worte ihres Mannes vernahm ehe sie zu ihrem Sohn zutrat und sich zu ihm hinab beugte. Sie würde die Situation und die Anweisung, die er gegeben hatte, sehr wohl zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen um sich des kleinwüchsigen Königs eines Tages entledigen zu können. "Pass gut auf, was dein Vater dir beibringt, mein Schatz. Du wirst es möglicherweise eines Tages gebrauchen können", sagte sie zu Brandon und küsste ihn sacht auf die Stirn ehe sie ihm einen sachten Schubs in Richtung seines Vaters gab und ihm aufmunternd zunickte. Sie vertraute darauf, dass ihr Sohn wissen würde, dass es nun darauf ankam, was er sich von dem merkte, was sein Vater ihm beibrachte - Brandon war ein kluges Kind, das sich schon früh für die politischen Intrigen interessiert und diese durchschaut hatte.
"Natürlich, Liebster", antwortete sie schließlich in Jeremys Richtung und zeigte ihm ein knappes Nicken ehe sie sich Ryan wieder zuwandte. Sie war erleichtert darüber, dass ihr Ehemann sich bereit erklärt hatte, die Stadt ihres Bruders zu schützen, zumal auch sie dadurch wieder einen ruhigeren Schlaf finden würde, wenn sie sich nicht ständig um Ryan sorgen musste. "Du bleibst doch hoffentlich noch zum Essen, oder? Der Weg nach Teirm ist lang und es ist spät. Mir wäre wohler, wenn du ausgeruht und am Tage zurückkehren würdest."

Verwundert hob Brandon eine Augenbraue, über die Worte die seine Mutter an ihn gerichtet hatte, nachdem sein Vater ihnen eröffnete das er bei seiner Arbeit zusehen sollte. War das tatsächlich ihr ernst? Wollte sie etwa nicht das ihr Mann sondern ihr Sohn, er selbst auf den Thron kam. Ich soll zur höchsten Instanz werden? Ich soll Herr über dieses Land werden?... Nun ich würde besser herrschen als Erol oder mein Vater, dachte Brandon überrascht. Anders konnte er ihre Worte nicht deuten, denn wozu sonst sollte er darauf aufpassen wie sein Vater über das Reich regierte. Das er bloß ein Fürstentum regieren soll bezweifelte er, vorallem wenn er an den Zusammenhang mit den vorigen Worten seiner Mutter dachte.
"Ja Mutter ich werde aufpassen und auf jedes seiner Worte achten.", gab Brandon leise zurück, als seine Mutter sich wieder aufrichtete. Als sie an ihm vorbei ging wand er den Kopf zu ihr um und blickte ihr leicht flehend hinterher. Dann sah er wieder freundlich lächelnd zu seinem Vater und machte zwei Schritte auf ihn zu. Es war nicht unbedingt nötig sich nun neben ihn zu stellen, besonders wo er doch sowieso bald den Saal verlassen musste. Aber vollkommen von ihm entfernt stehen konnte er auch nicht, das wäre respektlos gewesen. "Vater, ich steh dir zu diensten und werde jedem deiner Worte aufmerksam folgen. Ich werde wissbiegierig deiner Arbeit folgen und alles in mich aufnehmen.", erklärte Brandon und neigte leicht den Kopf vor seinem Vater.

" Selbstverständlich bleibe ich gerne noch zum Essen ", entgegnete Ryan seiner Schwester mit einem Lächeln. Er machte eine kurze Pause, ehe er ein wenig nachdenklich fortfuhr. " Um ehrlich zu sein habe ich gehofft, sogar noch ein wenig länger bleiben zu können. Ein paar Tage meiner Abwesenheit wird Teirm sicher vertragen können, ich habe gute Stellvertreter ernannt. " Der Fürst war sich keinesfalls sicher, dass die Erkrankung des Königs natürlichen Ursprungs war, kam sie doch sehr plötzlich und Jeremy viel zu gelegen. Aber solange es keine Machteinbußen für ihn selbst zur Folge hatte, nein, es stärkte seine Macht noch vielmehr, sollte es ihm Recht sein. Weiterhin bekam sein Sohn so eine hervorragende Ausbildung am Hof, auch wenn er bei Jeremy nichts anderes erwartet hatte.
Sein Sohn...das war so eine Sache, von der Jeremy niemals etwas erfahren durfte und sollte er doch einmal etwas davon erfahren, so musste er verschwinden, ehe er dazu kam, seine Frau und sein Kind hinzurichten.