Der Thronsaal

Alvias und Coreen befanden sich wieder im Thronsaal, Alvias auf dem großen hölzernen Thron, Coreen zu seiner rechten auf einem kleineren Stuhl, welcher weniger würde und mehr Gemütlichkeit ausstrahle.
Arva trat langsam durch den großen Saal, seine Rüstung poliert, dass man sich fast darin spiegeln konnte - ein Zeichen dafür, dass diese Rüstung einzig als Standesgewandung und keinesfalls für einen Angriff vorgesehen war.
Die Schritte des Reiters waren federnd, locker während er sanft wenige Meter vor dem Thron zum stehen kam, seine Recht Faust ans Herz führte und kurz den Kopf neigte.
"Oberster Befehlshaber der Stadt, Offizier Alvias Xeladric" sprach er leise und freundlich mit dem nicht zu verbergenden Hauch von Akzent in der Stimme.
"Und Lady Coreen Armar, letzte aus dem Geschlechte Ceunons - Beraterin des Befehlshabers" mit diesen Worten wandte er sich an Coreen und bewies, dass er wusste mit wem er es zu tun hatte und die Etikette achtete.
"Mein Name lautet Arva Jhunivor, ich bin ein Drachenreiter und komme in wichtigen Angelegenheiten zu euch"

Aufmerksam musterte Alvias den gerade eingetroffenen Reiter.
" Seid auch ihr gegrüßt, Arva Jhunivor ", entgegnete der Magier dem Elfen und nickte ihm grüßend zu.
" Worum handelt es sich bei den wichtigen Angelegenheiten, welche einen Abgesandten der Reiter zu uns führen ? "
Alvias trug noch immer seine Rüstung, welche an einigen Stellen zerkratzt und verbeult war. Er war gerade eben erst von dem Duell mit dem hühnenhaften Krieger zurückgekehrt und hatte noch keine Zeit gefunden, sich frisch zu machen, als die Nachricht über die Ankunft des Reiters angekommen war. Notgedrungen hatte der Herrscher sein Gegenüber laufen lassen und war in den Thronsaal zurückgekehrt.

Arva betrachtete den Herrscher in der kurzen Zeit in der er sprach, begutachtete die Rüstung welche er trug und die zahlreiche Schrammen und Kratzer aufwies. Er sah Alvias wieder ins Gesicht, als dieser seine Frage gestellt hatte und neigte kurz seinen Kopf.
"Die Reiter rufen nach den jüngsten Ereignissen in Illirea und Dras Leona ein Herrschertreffen ein, diesmal auf dem neutralen und sicheren Boden der Drachenfeste" erklärte er gelassen.
"Lady Caladhiel bittet euch mit aller Höflichkeit um euer Erscheinen, da dort nun endgültig die neue Verfassung des Reiches festgelegt wird. Es werden die höchsten Sicherheitsmaßnahmen herrschen welche die Reiter aufzubieten haben. Es ist von dringlichster Wichtigkeit das jeder Herrscher eines jeden Fürstentums dort erscheint" er sah kurz zu Coreen
"Mit bis zu zwei Beratern - es sind ausgefeilte politische Kenntnisse von Nöten"

" Verstanden ", nickte der Herrscher.
" Ich werde das Treffen besuchen oder falls das nicht möglich ist einen Stellvertreter schicken. "
Alvias fixierte kurz das Gesicht des Elfen und ließ seinen Blick dann wieder über dessen glänzende Rüstung schweifen. Eindeutig eine Zeremonienrüstung.
In Gedanken ging er bereits die erstaunlich kurze Liste seiner Berater durch. Wen sollte er mitnehmen, der für ein solches Gespräch geeignet war ?
Und wer sollte in seiner Abwesenheit die Regierung der Stadt übernehmen ?

"Wenn es mir erlaubt ist euch einen Rat zu geben" meinte Arva leise und diskret zu Alvias - "dann geht selbst. Das schicken eines puren Stellvertreters würde die wichtige Lage Ceunons als Ort des Königspalastes schwächen und für Unruhen sorge." er fixierte den jungen Herrscher genau, lächelte knapp
"Wenngleich natürlich mein Rat rein inoffizieller Natur ist, da wir Reiter keine Stellung beziehen dürfen. Es geht einzig und alleine um das ausgeglichene Machtverhältniss"

" Das ist mir durchaus bewusst ", entgegnete Alvias und sah seinem Gegenüber direkt ins Gesicht.
" Ich danke euch für euren Rat, aber er war nicht nötig. Die Folgen, falls ich nicht persönlich erscheine, sind mir durchaus klar."
Er konnte wohl kaum zusagen, das Treffen zu besuchen, wenn er nicht wusste, ob das überhaupt möglich war. Krankheit, eine Seuche, eine Krise der Stadt, das alles konnte er nicht beeinflussen, würde aber seine Abwesenheit bei dem Treffen unabdingbar machen.

Arva verneigte sich.
Der Mensch war ungehobelt, überheblich trotz seines Jungen Altes - sich seiner Sache viel zu sicher, so wie alle Herrscher der Menschen.
"Verzeiht das ich euch falsch eingeschätzt habe Sire" meinte er leise, schlug wieder mit der Hand auf die Brust.
"Wir erwarten euch in drei Wochen wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat in Vroengard!" dann wandte er sich um, sein lindgrüner Umhang wirbelte, ehe er mit festen und selbstbewussten, ruhigen Schritten den Saal verlief, den grünen Umhang auf dem Boden hinter ihm her.

Auf Alvias' Wunsch hin hatte Coreen sich recht rasch von dem Werkater verabschiedet und hatte den Weg zurück zum Thronsaal eingeschlagen, dem Fürsten nun als sie eintrat mit einem wohlwollenden Lächeln und einem knappen Nicken ihren Rückhalt zusichernd. Mit ruhigen Schritten trat sie auf den kleineren Stuhl, welcher rechts neben dem großen Thron stand zu und ließ sich darauf sinkend, den Blick starr zu den großen Flügeltüren gelenkt, hinter denen die Bittsteller bereits warteten.
Es hatte sie erstaunt, dass ausgerechnet der Fürst Ilireas dabei gewesen war und sorgenvoll runzelte die junge Magierin die Stirn. Was mochte in der Stadt geschehen sein, dass sie sich nun schon an Ceunon wandten, statt in Belatona oder Gil'ead um Hilfe zu bitten? In Städten, die bedeutend näher lagen als es die Hauptstadt der Menschen tat. Sie festigte den Griff um den großen weißen Stab, den sie in den Händen hielt und ließ mit einem kurzen Blick auf die kunstvollen Luchsköpfe an dessen Spitze das satte, goldene Leuchten wieder aufglimmen, das sich seinen Weg aus deren Mäulern bahnte.

Einen letzten, tiefen Atemzug nehmend, trat Caine zu den Türflügeln, welche sich bald daraufhin öffneten. Während man immer mehr von Caine's Gestalt und dessen Anhänger erblickte, schob der ältere Mann seine Kaputze mit zwei Händen zurück, sodass sein etwas jünger wirkendes Gesicht zu sehen war.
Sein Herz pochte, doch die Anwesenheit Alriks gab ihm eine gewisse Sicherheit. So jemanden hätte er gebraucht, während er Ilirea's Fürst gewesen war. "Guten Tag, Herr Xeldaric, Fürst von Ceunon.", sprach er zeremoniell und wandte sich dann auch zu Coreen. "Auch Ihnen wünsche ich einen guten Tag, Lady Armar."
Seine Beine führten ihn zur Mitte des Saals, wo er stehen blieb und den Fürsten von Ceunon musterte. Er sah relativ normal aus und Caine wunderte sich, wie er wohl vom Charakter her wäre. Gebildet sah er aus und bloß an seinen Gesichtszügen und an der Haltung konnte Caine erkennen, dass der Mann vor ihm einiges mit seinem Schwert anstellen könnte.

" Seid mir gegrüßt, Caine Nobilior, ehemaliger Fürst und ehemaliges Mitglied des neu gegründeten Rats von Ilirea. ", begrüßte Alvias den Neuankömmling und bewies damit, dass er wusste, mit wem er es zu tun hatte und auch schon über dessen Nachfolger unterrichtet war. Nebenbei fragte sich der Magier, wie man so unbedacht und unbeherrscht sein konnte, sich auf einen Kampf um die eigene Position einzulassen. Man hatte ihm berichtet, Caine sei noch vor kurzem Soldat gewesen.
Umso mehr wunderte es Alvias, dass der Fürst seine Ehre über die Pflicht gestellt hatte. Aber das sollte jetzt nicht das Thema dieses Gesprächs sein.
" Was führt euch und euer Gefolge zu mir nach Ceunon ? ", wandte der Herrscher sich schließlich wieder an seinen Gast.

"Sire, wenn ich sprechen dürfte!" ereiferte sich Caines Gefolgsmann.
Er war das Leben am Hofe nicht gewöhnt, war jemand aus dem einfachen Volk - mit Feuer im Herzen und einem funkeln in den Augen.
"Lord Caine wurde höchstes Unrecht angetan!" platzte er weiter heraus, ohne auf die Antwort zu warten

" Was meint ihr damit ? ", wandte sich Alvias an den Sprecher, ohne darauf einzugehen, dass Alrik eigentlich gar nicht gefragt war.
Es war die Sache des Fürsten, wenn er seine Männer einfach für sich sprechen ließ und es würde es ihm einfacher machen, den Grund ihres Besuchs herauszufinden.
" Inwiefern wurde ihm Unrecht getan und warum kommt er deshalb zu mir und wendet sich nicht an die Führung seiner eigenen Stadt ? "

"Wisst ihre Sire" ereiferte sich Alrik weiter, trat einen Schritt nach vorne - weiter auf den Fürsten zu.
"Man hat ihn hintergangen! Ihn auf das übelste zurechtgesutzt! Wir.. also er, wurde Opfer eines Komplotts!" er trat noch einen Schritt nach vorne - erhitzt von seiner Rede
"Wir glauben sogar, dass Lord Kharas dahinter steckt - wie auch nicht anders zu erwarten" es war vorbei, Alrik hatte sich in Rage geredet und sämtliche Verschwörungstheorien und Abscheu die er je gehegt hatte fanden ihr Ventil.
"Wer setzt denn schon diesen wandernden Magier auf einen Thron? Er ist ungebunden und niemanden Rechenschaft schuldig, man kann ihn nicht kontrollieren und wo auch immer er auftaucht gibt es Probleme! Wer kam denn Kharas wie auf dem Fuße nach als er in Illirea auftauchte? Die Urgals! Sire, ihr müsst dieser Willkür einhalt gebieten!"

" Es reicht ! ", schallte Alvias' Stimme nun laut durch den Saal.
" Genug von euren Verschwörungstheorien und haltlosen Anschuldigungen. Kharas Pentragon ist ein angesehener Magier, der mehr für dieses Land getan hat als Ihr oder eurer hochverehrter Fürst es jemals könnte. Was auch immer die Urgals nach Ilirea getrieben hat, es war sicher nicht der Magier ! Und ihr solltet auch vorsichtig sein, bevor ihr die Herrscher der verschiedenen Völker des vorschnellen Handels oder der Unbedachtheit bezichtigt. Diese waren es nämlich, welche den Magier in den Rat in ilirea berufen haben. "
Die Augen des Herrscher funkelten Caine und sein Gefolge zornig an.
" Falls ihr irgendwelche handfesten Beweise für eure Behauptung bezüglich des Komplotts habt, so bringt sie nun vor. Andernfalls schlage ich vor, dass ihr euren Fürsten reden lasst, bevor ich mich dazu genötig fühle, euch alle des Saals zu verweisen. "

Im ersten Moment erbost von den Worten des gerüsteten Mannes vor ihnen hatte Coreens Griff um das Holz des Stabes verstärkt und die Augen der jungen Magierin hatten finster aufgeleuchtet. Wie konnte er behaupten, Kharas wäre an alledem Schuld, obwohl er den Magier nicht einmal kannte? Sie hatte den Mund öffnen wollen um dem Mann eine passende Antwort entgegen zu schleudern, doch Alvias war schneller als sie und so sank sie lediglich wieder gegen die Lehne zurück und ließ ihren Blick kurz über das Gesicht des Fürsten neben ihr wandern. Sie registrierte den Zorn in seinen Augen und streckte behutsam eine Hand aus, sie dem anderen auf den Arm legend und ein kurzes Kopfschütteln zeigend, das ihm andeuten sollte, dass Wut in dieser Situation nicht allzu viel brachte.
Das Volk war eine mächtige Waffe, gerade in diesen ungewissen Zeiten und insbesondere jene, denen allzu rasch der Mund verboten wurde, würden dafür sorgen, dass den Fürsten nur allzu bald etwas ganz anderes verboten würde.
Ebenso rasch wie sie die Geste gewählt hatte, zog sie Hand wieder zurück, sandte nur ein entschuldigendes Lächeln hinterher und lenkte den Blick zurück auf die kleine Gruppe vor ihnen. Derjenige, der sein Recht hier einklagen wollte, war in den letzten Minuten erstaunlich ruhig gewesen und Coreen runzelte darüber misstrauisch die Stirn. Etwas stimmte an alledem nicht.

Caine schüttelte nur den Kopf. Sie alle hatten Kharas im Visier, während er nichts davon wusste und obwohl ihm diese Theorie sehr seltsam und ziemlich weit hergeholt vorkam, so musste er sich eingestehen, dass sie etwas in ihn bewegte. Hatte dieser Magier wirklich alles geplant? Konnte dies sein?
"Alrik - wir sind auf einem königlichen Hof. Es reicht.", sprach er nur und legte eine Hand auf der Schulter des Mannes, welcher seine Gefühle mitten im Thronsaal freien Lauf ließ und für Aufsehen sorgte. Dann trat Caine vor, den Blick ganz ruhig auf Alvias gerichtet.
"Ich möchte mich für das Benehmen meines ... Freundes ... entschuldigen. Er fühlt sich hintergangen und betrogen, aufgrund der Geschehnissen in Ilirea.", sprach er und sah nur ganz kurz zu Coreen. Caine wusste, dass sie Kharas' Schülerin war und so war es fatal, Kharas die Schuld in die Schuhe zu schieben.
"Ich werde jegliche Verschwörungstheorien meiner Gefolgsleute erst einmal ignorieren, denn ich möchte nicht, dass sich jemand in diesem Saal persönlich angegriffen fühlt und aufgrunddessen werde ich mit Fakten sprechen.", er sammelte sich kurz. "Wie sie vermutlich bereits erfahren haben, bin ich ehemaliger Fürst von Ilirea, was wohl darauf schließen lässt, dass es einen neuen Fürsten gibt. Es war ein Ehrenduell und er hat seinen Rang - aufgrund seiner Kampffähigkeiten - verdient, doch frage ich mich, ob ihr 'Tristan Fa', Verwandter von Halibel Fa, der Verräterin von Ilirea und die, die für den Tod von den meisten Herrschen der menschlichen Städte verantwortlich war, tatsächlich als Fürsten annehmen würdet. Deshalb bin ich auch hier.
Ich und Alrik ... haben einige Bürger versammelt, die sich nicht noch einmal unter dem Banner der Familie "Fa" unterjochen lassen möchten. Wie können wir - wie könnt Ihr - oder wie könnten die Vereinigten Königreiche jemandem vertrauen, durch dessen Adern Verräterblut verläuft?"

"Ich habe Tristan Fa - leider - persönlich kennenlernen müssen und aufgrund der Tatsachen, dass er sich ... nicht anständig benimmt und nichts anderes im Kopfe hat als Geld, Macht, Ruhm und Frauen, so erbitte ich Sie um Ihre großzügige Hilfe im Kampf gegen die Tyrannei dieses Mannes.
Es will doch niemand ... dass das bevorstehende Herrschertreffen so endet wie damals, nicht wahr? Es müssen Vorkehrungen getroffen werden ... Eure Hoheit!"

Mit einem Nicken nahm Alvias die Worte des Kriegers zur Kenntnis.
" Nicht, dass ich euer Ansinnen nicht verstehen würde ", begann er langsam und wägte seine nächsten Worte sorgfältig ab, um sein Gegenüber nicht vor den Kopf zu stoßen," Aber ich sehe keine Gefahr in Tristan Fa. Die Tatsache, dass er der Familie Halibel Fas entstammt, macht ihn nicht automatisch zu einem schlechten Menschen oder einem Verräter. Die restlichen Eigenschaften, die ihr aufzählt, treffen auf unzählige andere Adligen dieses Landes ebenfalls zu. Und überdies bin ich mir sicher, die Reiter werden schon für Sicherheit auf ihrer Insel sorgen. "
Der Magier musterte Caine aufmerksam von oben bis unten.
" Er hat seinen Rang aufgrund seiner kämpferischen Fähigkeiten erhalten. Ich verstehe, dass euch das nicht genügt, aber ihr habt euch auf die Wette doch eingelassen.
Euch hätte klar sein müssen, dass auch das Risio einer Niederlage besteht. Wenn ihr seine Ernennung so nicht akzeptieren wollt, was durchaus vernünftig wäre, wendet euch an die restlichen Mitglieder des Rats. Selbst wenn ich es wollte, wüsste ich nicht, wie ich euch helfen sollte. Ich bin der Fürst von Ceunon und nicht der Ilireas. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, was ihr überhaupt von mir wollt. "

Alrik sah noch einmal kurz zu seinem Herren, nickte diesem zu
"Die Organisation ist euch dankbar für alles was ihr getan habt caine" sagte er leise, ehe er einen Schritt nach vorne trat.
Ein kurzes Blitzen im Sonnenlicht....
Der Gefolgsmann Caines zog Blitzschnell zwei kleine Dolche, stürmte die Stufen zum Thron hinauf, setzte zum Sprung an und mit einem erbeben seiner Muskeln sprang er auf Alvias zu, die Dolche erhoben

Der Fürst hielt sich dezent aus der Sache heraus. Anscheinend wollte er so kurz vor dem Herrschertreffen kein Aufsehen erregen und Caine konnte dies vollkommen nachvollziehen, doch das Image des guten Fürsten war dem älteren Mann mehr oder weniger egal.
"Herr, hier geht es um die Stadt Ilirea, die sich gerade im Wiederaufbau nach einem Angriff von 10.000 Kulls befindet. Dieser Mann wird die Stadt in den Ruin treiben! Ich erbitte bloß Ihre Unterstützung beim Herrschertreffen, indem Ihr euch offen gegen Tristan Fa aus - "
Plötzlich jedoch raste Alrik an ihm vorbei. Caine registrierte die Bewegung blitzschnell und griff bereits nach Alrik, als dieser mit den zwei Dolchen auf Alvias zuraste. Die mächtige Hand des ehemaligen Fürsten packte gerade noch das Bein des anderen Mannes und zerrte ihn zurück. Alrik fiel nach vorn, Caine ließ sein Bein los und sprang mit einem Satz auf seinem Rücken. Mit unbändiger Kraft riss er ihn die Dolche aus den Händen, schmiss sie auf den Boden und hielt den Mann fest mit beiden Händen hinter dem Rücken Alriks fest. "Was soll das denn?! Hast du deinen Verstand verloren? Der Fürst von Ceunon ist kein Feind, Alrik!", schimpfte Caine, während er den anderen Mann fest auf den Boden drückte. In diesem kurzen Moment hatte Caine das Vertrauen in jedes Lebewesen verloren, welches sich in Alagaesia befand. Verdammter Narr! Er hat die ganze Aktion gefährdet.

Als der Mann losgelaufen war und die Dolche in dem Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster drang, aufblitzten, war auch Coreen von ihrem Platz aufgesprungen, den Stab fest in beiden Händen, dessen Leuchten inzwischen dunkler geworden war während in den Augen der Magierin Wut und Zorn aufloderte.
"Ist das der wahre Grund Eures Besuchs und dem Eures Gefolge gewesen, Caine Nobilior? Ihr verliert ein Fürstentum und versucht nun ein neues durch einen hinterhältigen Meuchelmord zu gewinnen?", herrschte sie den Älteren an und machte einen Schritt nach vorn, nachdem sie einen versichernden Blick zurück zu Alvias geworfen hatte um sicher zu gehen, dass dieser wirklich nicht verletzt worden war. Ein Angriff auf ein Oberhaupt einer Stadt - hätte Caine nicht so überaus rasch reagiert und damit den Angriff vereitelt, hätte sie vermutlich alle Hände voll damit zu tun gehabt die Verletzungen zu versorgen.
"Ist es nicht erstaunlich, dass Ihr gemeinsam mit diesem Mann her kommt, ihn als Freund behandelt und er nur wenig später versucht den Fürsten umzubringen? All das kann natürlich durch Euer rasches Eingreifen verhindert werden ... beinahe so, als hättet Ihr bereits gewusst, was er tun würde ..."

" Frieden, Coreen ", erklang plötzlich die Stimme Alvias' hinter der jungen Magierin.
" Ich glaube nicht, dass Lord Nobilior in diesen Anschlag mehr verwickelt war, als dass er ihn verhindert hat. "
Er trat an die Seite der erbosten Frau. " Mir scheint, als sei Caine Nobilior durchaus ein Mann von Ehre und Stolz. "
" Sonst wäre er wohl auch kaum so dumm gewesen, sich auf ein Duell um sein Amt einzulassen... "
" Außerdem hätte er sicher geschickter seine Verbindung mit dem Attentäter verschleiert, als mit ihm gemeinsam hierein zu spazieren und seine Absichten so deutlich zu machen. "
In den Augen des Herrschers blitzte ein Funke Wut auf, als er den am Boden liegenden Attentäter betrachtete.
" Ich nehme diesen Mann in Gewahrsam, Lord Caine Nobilior. Er besitzt keinen Diplomatenstatus, somit habe ich durchaus das Recht dazu. Und auch ihr werdet bis auf weiteres diese Feste nicht verlassen. ", wandte der Magier sich an den knienden Caine.
" Nicht, solange die Hintergründe dieses Attentats nicht geklärt sind. "

Der Attentäter sah Caine mit einem bösartigen Funkeln in die Augen.
Ein leises knacken drang an Coreens Ohr, so als hätte jemand auf eine sehr Feine Hornkapsel gebissen.....
Der Attentäter schloss sanft die Augen und...
Er krampfte, Schaum kam aus seinem Mund und dann.. stille...
Er hatte eine Giftkapsel im Mund gehabt

Überrascht wandte Coreen sich zur Seite um als Alvias neben sie getreten war und musterte das Gesicht des anderen noch einmal besorgt. "Alvias ... du weißt es nicht ...", begehrte sie leise auf, brachte ihre Worte jedoch nicht zu Ende, sondern seufzte nur schwer ehe sie sich mit einem Nicken zufrieden gab. "Gut, wie du willst, aber bitte, tu mir wenigstens den Gefallen und pass in der nächsten Zeit auf. Ich bin mir nicht sicher, ob er allein hierher gekommen ist", fügte sie nach einer Weile leise hinzu, gerade laut genug, damit Alvias ihre Worte vernehmen konnte und neigte entschuldigend in Caines Richtung den Kopf, wenngleich es ihr auch sauer aufstieß, dass sie dazu gezwungen wurde vor ihm zu buckeln. Sie glaubte noch immer nicht, dass der einstige Fürst Ilireas so unschuldig war, wie er gerade vor ihnen saß aber das lag nicht in ihrer Entscheidungsgewalt. Sie würde in jedem Fall vorsichtig sein und jegliche Maßnahmen ergreifen, die nötig waren.
Das leise Knacken erklang und ließ sie den Kopf heben. Ihre Augen registrierten den Schaum vor dem Mund des Angreifers und sie sog scharf die Luft ein, eilte mit einigen wenigen Schritten nach vorn und glitt neben dem Mann in die Hocke. "Lasst ihn los", wies sie Caine schroffer als beabsichtigt an und streckte eine Hand aus. Ihre Finger glitten zu dem Hals des Angreifers, um dort nach dem Puls zu spüren, doch im Grunde brauchte sie die Versicherung nicht mehr, die sie wenig später erhielt. "Er ist tot", stellte sie nüchtern fest, ließ das Fluchen, das sie eigentlich hinterher setzen wollte nur innerlich enden. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Sie musste mit Kharas sprechen - die Männer kamen aus Ilirea und er war zu einem Teil dafür verantwortlich. Er musste etwas tun.

Caine hatte die Anschuldigungen der Frau nur mit zusammengebissenen Zähnen auf sich genommen und auch wenn er nicht erwartet hatte, dass der Fürst der großen Stadt Ceunon solch eine Weisheit von sich geben würde - es gefiel ihm nicht wirklich, ein 'Gefangener' zu sein.
Sein Gesicht zeigte deutlich, dass der Tod des Mannes ihn betroffen hatte. Alrik hatte ihm seine Lebenslust zurückgegeben, er hatte ihm gezeigt, dass Ilirea's Bürger noch an ihn glaubten. Caine dachte, dass er sich vollkommen auf Alrik verlassen hätte können und sein Versuch den Fürsten umzubringen und sein darauf-folgender Suizid hatte den ehemaligen Fürsten sehr verstört. Er hätte nicht gedacht, dass Alrik ihn so gedankenlos hintergehen würde.
"Es steckt sicherlich mehr dahinter, als ich es zu wissen vermochte, doch werde ich Ihnen alles erzählen, was ich weiß, wenn es Euch weiterhilft, Fürst Alvias und Lady Armar.", sagte Caine. "A- ... ... ... ", er wollte eben wieder Ilirea's derzeitigen Zustand und Tristan Fa ansprechen, doch überlegte er es sich anders und trat respektvoll zur Seite.

Farim, der sich inwischen durch neue Berge von Akten gekämpft hatte humpelte nun in den Thronsaal hinein. Er wollte mit dem Fürsten zusammen besprechen, wie sie am besten bei dem Herrschertreffen vorgehen wollten. Als er die Gestalten sah runzelte er die Stirn. Hier scheint ja einiges im Gange zu sein... Der alte Mann humpelte so schnell es ihm möglich war zu den anderen. Darf ich erfahren was dieser Aufruhr zu bedeuten hat? Farim kam zum stillstand und stemmte sich auf seinen Gehstock. Kaum bleibt man für ein paar Stunden weg schon fängt der Rest der Welt an Berge zu verschieben. Er kratzte sich an dem grauen Bart und unterdrückte ein Gähnen. Die Nacht war eindeutig zu kurz...