Der Thronsaal

Mit einem Nicken und einem Lächeln nahm Runa den letzten Handkuss entgegen und sah dem letzten Bittsteller nach, wie er den Raum verließ. Zum letzten Mal hörte sie wie die Flügeltüren zugeworfen worden und sackte dann ein Stück in sich zusammen. Bei Laìnar... sie war so müde.
Auf einen Wink von ihr, trat einer ihrer Bediensteten heran und goss klares, kühles Wasser in ein Kristallglas, welches sie sofort mit gierigen Zügen leerte.
Das tat gut...
Angespannt streckte sie sich, hörte ihre Gelenkte Knacksen und zischte leise auf- ihre Schultern und ihr Rücken taten weh vom langen Sitzen. Der weiche Umhang aus Fell schmiegte sich an ihren Körper, der desweiteren von einem langen Kleid aus hellgrüner Seide gehüllt war und machte das Sitzen ein wenig erträglicher.
Doch es war noch nicht vorbei. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, schlug die Beine übereinander und nahm das Pergament entgegen, aufdem die Karte des Alagaesias gezeichnet war. Nachdenklich fuhr sie mit dem Finger darüber und tippte schließlich gegen Ileria. Dort musste sie hin. Eine Delegation, nicht zu viele Personen, sie selbst, als Botschafterin und Königin natürlich, und etwas, dass ihren guten Willen... doch mehr noch, ihren 'starken' Willen präsentierte.

Ethra war hierher geführt worden, den ganzen Weg über hatte er geschwiegen, was anscheinend Unbehagen in den Menchen ausgelöst hatte.
Oh, wie er sie verabscheute - niedere Primaten...
"Sagt, befinden sich Feuerschalen im Thronsaal?" durchbrach er die Stille.
"Was? Oh, ähm ja Herr!" antwortete ihm sein Führer.
"Sind sie entzündet?"
"Natürlich nicht Herr, das wäre doch Verschwendung von Öl, sie werden erst entzündet wenn es draußen zu Dunkel ist!"
Ethra lächelte, schließlich kamen sie vor die Tür des Thronsaals.
"Du kannst dich entfernen..." sprach der Elfenlord - das ließ sich die Wache nicht zweimal sagen.
"Brisingr!" murmelte Ethra und schwang die Flügeltüren auf, mit jedem Schritt den er in die Halle trat entflammten die zum Gang parallel liegenden Feuerschalen in violettem Schein.
Schließlich erreichte Ethra die Königin.
"Atra Esterní ono thelduin, Mo´ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evaríny ono varda!" vollführte Ethra den formellen Gruß der Elfen.

Runa zuckte zusammen als plötzlich die Feuerschaalen aufflammten- Was zum...?!
Sie fuhr auf, saß ein wenig vorne übergebeugt auf ihrem Trohn, die Finger in die Lehne gekrallt und musterte den Neuankömmling mit sofortiger Abneigung.
Oh, diese Elfen! So kannte sie sie- eingebildet und eitel! Bloß eine gute Vorstellung liefern, als könnte man sie so einschüchtern!
Sie reckte ihr Kinn hoch, setzte sich zurück und streckte Ethra die Hand hin.
"Nun", erwiederte sie auf dessen Begrüßung in der alten Sprache, welche sie wohl erkannte, jedoch nicht verstand, "Andere Länder, andere Sitten, so sagt man doch, nicht? Und so bitte ich Euch die Höflichkeit zu besitzen euch diesem Ort hier anzupassen... und in der normal gebräuchlichen Sprache zu reden."
So hatte sie nicht durchblicken lassen, dass sie die Sprache nicht beherschte... und hoffte dass sich das nicht aufdecken würde.
In diesem Moment vermisste sie Zerra, welche sie in einem Auftrag fortgeschickt hatte. Nein, Runa hatte keine Angst. Ihr Schwert steckte in der Scheide, welche sie an einem Gürtel befestigt im ihre Hüfte trug.
Das lange blonde Haar fiel ihr um die Schultern.
"Ich grüße Euch, Elf aus Nord-Osten... Ihr habt einen weiten Weg auf euch genommen? Nun sagt mir, aus welchem Grund?"

Ethra musterte sie langsam, sie könnte seine Urenkelin sein...
"Mein Name ist Ethra in zerani Niv. Ich bin der Stellvertretender Ratsleiter Ellesmeras!"
Sein Blick ruhte lange auf Runa, dieses Menschenweib maßte sich doch tatsächlich an, elfische Kunst zu tragen!
"Die Drachenreiter bauen in Vroengard eine Festung...
Man munkelt das sie bald Alagaésia regieren wollen, das schließt auch euer Königreich ein, nicht wahr?"

Runa legte den Kopf schief. Stumm und ohne zu zögern erwiederte sie den Blick ihres Gegenübers und nickte auf dessen Vorstellung hin. Ohne dass es unangenehm wäre, zog sie ihre Hand zurück, natürlich hatte der Elf das Recht nicht vor ihr nieder zu knien... auch wenn es eindeutig gutes Benehmen bewiesen hätte.
"Dass die Drachenreiter sich eine Festung bauen... diese Nahricht hat auch mich erreicht, ja. Doch ich denke kaum dass sie vorhaben das Alagaeisa zu regieren- schon alleine deswegen, da sie aus zwei Parteien bestehen- kaum ein Mensch würde es zulassen, dass ein Elf erneut die Herrschaft über sein Volk an sich reißt, wo wir dies doch soeben erst abgeschüttelt haben und ich denke ebenfalls dass kaum ein Elf damit einverstanden wäre, wenn plötzlich ein Mensch über sie regiert?"
Es verschaffte ihr ein wenig Genugtuun auf den Elfen hinunter schauen zu können, schließlich stand ihr trohn erhöt auf einigen Treppenstufen.
"Nun jedoch... Ethra, Stellvertretener Ratsleiter Ellesmeras... er schickt euch? Und was ist euer Begehr, abgesehen von dem Vorhaben Gerüchte zu streuen?".
Sie musterte ihn weiterhin eindringlich, ihre Worte waren warnend. Wenn dieser Elf dachte, sie würde sich beeinflussen und ein blaues Pferd auf den Rücken binden lassen... so hatte er sich getäuscht.

"Wir..." und diesmal zog sich ein schmales, kaltes Lächeln über sein Gesicht.
"Bieten euch unsere untertänigste Hilfe an!", er verstand es ausgezeichnet in Kursiv zu sprechen.
"Euer doch noch recht junges Königreich - wie lang besteht es, 75 Jahre? - könnte doch bestimmt von unseren Gütern profitieren. Wir haben dieses Jahr einen Überschuss an Ernte, und zögern natürlich nicht dies den Armen und bedürftigen zu Spenden!"
Er ging einige Schritte auf sie zu.
"Und was die Drachenreiter angeht, sie sind weder Elf noch Mensch - doch denke ich, dass sie es euch bald wissen lassen wenn einer der ihren auf eurem prächtigen Thron sitzt!"

Runa zog über so viel versteckte Agression nur eine AUgenbraue hoch.
"Ethar...", sagte sie langsam, erhob sich und trat langsam die Stufen ihres Trohns herunter, wobei der Mantel etwas auf dem Boden schliff.
"Der erste Teil unserer Worte gefallen mir gut. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass das ganze ohne irgendeine Forderung von Eurer Seite laufen kann.
Ihr seid... der Stellveretende Ratsführer... Nun, Ethra, ich kenne mich in der Elfenpolitik nicht aus. Seid Ihr gleichzeitig Botschafter? Schickt Euch eure Königin? Versteht mich nicht falsch... doch ihr platzt hier sehr... unerwartet herein.
Und grundlegend... bitte, malt nicht den Teufel an die Wand."
Sie atemete einmal tief durch, verbot es sich ihre versteiften Schultern zu lockern und sah nun zu dem Elfen auf.
"Habt ihr vor länger zu bleiben,. Ehtra?"

Ethra besann sich wieder, und atmete tief aus.
"Verzeiht mir, euer Hochwohlgeboren - doch einen all zu langen Aufenthalt werde ich mich nicht hingeben können.
Zu eurer anderen Frage, ich bin im Auftrag des Rates hier." sein Blick lag auf ihr, sie wirkte zerbrechlich, angespannt...
ethra warf den Umhang zurück und bewege sich etwas in der Halle, während er dezent gestikulierte.
"Als Bedingung für unsere Güter und unserer dezenten, unstersützenden Hilfe werden wir euch einen Elfen an euren Hof schicken, er wird euch unterstützen und Ellesmera regelmäßigen Bericht erstatten!"

Bisher klang das natürlich alles noch schön und gut... doch bei Ethars letzten Worten konnte sich Runa nicht mehr zurück halten.
Ihre Haltung veränderte sich, sie kniff die Augen zusammen und straffte die Schultern.
"Einen Spion also?", fragte sie kalt und schneidend, ließ sämtliche Fassaden fallen und sah Ethar abweisend und verächtlich an.
"Ich mag ein Mensch sein, Ratsführer, ich mag jung sein, vor allem für Euch Elfen, ich mag nicht viel Erfahrung haben- doch ich bin gewiss nicht dumm! Und so bin ich mir sicher, dass ihr euch die Antwort auf euer fadenscheiniges Angebot selber denken könnt!"
Sie hatte den Kopf gehoben, schaffte es, selbst da sie kleiner war, auf Ethar hinunter zu blicken.
"Ich weise euer Angebot in aller Formalität und Höflichkeit zurück! Auf dieser Ebene wird es wohl keineswegs zu einem Packt zwischen Menschen und Elfen kommen. Ihr könnt eurer Königin ausrichten, dass ich an einer Zusammenarbeit- auf gleichberechtigter Basis sehr wohl interessiert bin, doch dieses Angebot ist im höchsten Maße beleidigend!
Richtet Ihr weiterhin aus, dass sich mein Land zurzeit in einem einwandfreien und sehr vielversprechendem Zustand befindet! Wir schreiten stets voran!"
Sie atmete tief ein und kehrte Ethar dann in Verachtung den Rücken zu.
"Ihr seid entlassen und es ist Euch nun erlaubt Euch zurück zu ziehen!"

"Ich werde selbstverständlich meiner Königin eure Antwort ausrichte, es wird sie traurig stimmen, dass unsere freundliches Angebot zurück gewiese wurde. Jedoch!" sprach Ethra und zog etwas aus einer seiner Taschen, haben wir hier ein Geschenk für euch - als Zeichen unserer Anerkennung des menschlichen Reiches - und eurer Herrschaft! Königin Dellanir und der ganze Rat wäre schwer betroffen, solltet ihr dieses Geschenk zurückweisen!"
Er zeigte ihr eine Kette, in der Form eines Blattes. Auf der Rückseite war in Elfischer Schrift und etwas darunter in der Schrift der menschen eingraviert:
Für immerwährenden Frieden zwischen Königin Runa und dem Volk der Elfen!
Was Runa nicht wusste, ein Zauber lag auf der Kette, genauer gesagt zwei.
Der erste, offensichtliche Zauber war ein Zauber zum Schutze Runas, die Kette wurde heiß, wenn sie in unmittelbarer Gefahr schwebte.
Der zweite Zauber - verborgen und gut versteckt unter dem ersten, sorgte dafür, dass der Rat der Elfen jederzeit alles sahen und hörten was Runa tat, solange die Kette im Selben Raum wie sie war...
Das jedoch verschwieg Ethra natürlich.

Wie überaus gütig!, dachte Runa giftig und verzog das Gesicht- ungesehen von Ethar, welcher das natürlich nicht sehen konnte.
"Natürlich werde ich sie annehmen", sprach sie ungehalten zu ihm und setzte sich nun wieder.
"Schließlich liegt mir viel an einer friedlichen Bindung... nur dieses Angebot ist mehr als verwerflich."
Sie musterte sie Kette, einen Moment lang zuckten ihren Augenbrauen in die Höhe. Sie würde sie nicht tragen, dass wusste sie jetzt schon.
Sie vertraute den Elfen in keinem Fall, noch weniger traute sie Ethra.
"Ein bloßes Schmuckstück...?", fragte sie und ließ sich die Kette von ihm reichen. Sollte etwas damit nicht stimmen, so würde er es ihr ohnehin nicht sagen.

"Sie ist verzaubert, sie wird warm wenn ihr euch in unmittelbarr Gefahr befindet! Somit, wollen die Elfen zu eurem Schutz beitragen!" Ethra wusste, selbst wenn sie die Kette überprüfen ließ, dass keiner der delletantischen, menschlichen Magier den zweiten Zauber bemerken würde.
"Besitzt ihr weitere Fragen oder ein Interesse am weiterlauf des gespräches - oder ist eure Erlaubniss, dass ich micht entfernen darf noch immer aktiv?"

"Interessant...", gab Runa mit unbewegter Miene zurück und ließ sich die Kette durch die Finger gleiten, ehe sie sie ind er Hohlen Hand hielt.
"Nun, die Erlaubniss stand ohnehin außerfrage"- elender Speichellecker- "Wenn es Euch beliebt, dürft ihr euch entfernen. Oder gibt es noch etwas dass ihr mir mitteilen möchtet?
Offene Fragen`"

"Nein, eure Hoheit..." meinte der Elf langsam.
"Möge euch ein seichter Pfad in die strahlende Zukunft führen!"
Atra du Evarínya ono varda, Runa-Dröttningu! er wandte sich ab und sein Umhang wehte hinter ihm her.
"Brisingr letta!" rief er noch und die Flammen erloschen.


Tcb: Ma schaun

Es klopfte ein weiteres Mal an der schweren Holztür des Thronsaales.
Ein weiterer Besucher schien Einlass zu begehren.

Runa, die sich gerade erst von Ethra erholt hatte und Bediensteten die Anweisung gegeben hatte diese Mysteriöse Kette in eine Vitrine zu lgen- schließlich war sie kostbar- stöhnte lautlos auf als es schon wieder klopfte.
Kurz prüfte sie ihr Aussehen und setzte sich dann wieder gerade hin.
"Tretet ein!"

Eine Bäuerin in abgewetzter Kleidung betrat den Thronsaal und sah ängstlich die im Raum Anwesenden an.
Offenbar war die Frau nicht gewohnt, in so gehobener Umgebung zu sein.
Demütig fiel sie auf die Knie.
"Mei.... mei... meine Königgin...", stotterte sie und man bemerkte, dass sie Probleme mit der Aussprache hatte.

In der Hand hielt sie einen Briefumschlag aus Pergament.

Verwirrt runzelte Runa die Stirn und beugte sich auf ihrem Trohn ein wenig nach vorne.
Wieso hatten die Wachen eine solche Frau durchgelassen?
Die Zeit der AUdienz war vorbei, eigentlich hätte sie nicht durchgelassen werden sollen... doch nun wo sie einmal hier war, sollte sie auf bleiben.
Langsam streckte Runa ihr die Hand hin und ein feines Lächeln trat auf ihre Züge.
"Erhebt euch gute Frau und sagt mir, mit welchem Anliegen ihr zu mir kommt"
Hach... sie war eine so gute Königin!

Zitternd un verängstigt stand die Frau auf und machte vorsichtig einige Schritte auf Runa zu.
Am ganzen Körper bebend hielt sie Runa den Umschlag hin.
"Ei... Ein Mann hat mi... mi... mi... mich gebeten, Euch dadadada... das hier zu gege...geben. Hat auch die Wawas... Wachen überzeugt, mich durchzull... assen"

Runas Besorgnis und gleich wohl auch ihr Misstrauen steig.
Sie nahm den Umschlag an sich und musterte einen Moment weiter die verängstigte Frau.
"Könnt ihr mir sagen wie er aussah, gute Frau? Hat er euch etwas angetan?"
Ihr erster Gedanke war Ethar... doch was machte das für einen Sinn? Schließlich war er eben erst bei ihr gewesen und wenn er ihr noch etwas auszuhändigen oder zu sagen gehabt hätte, hätte er das wohl getan- spätestens nachdem sie ihn dazu aufgefordert hatte!

"Er... er sah überzeugend aus.", sagte die Frau unsicher.
"U...u... und gutmütig. Hat gesagt, Brief ist wichtig für Euch.... Hat mir aber nix getan, wa...war guter Mann."

Leicht verloren blickte sie zur Tür und wünschte sich aus dem Thronsaal verschwinden zu können und auf ihr Feld zurückgehen zu können, wo sie sich auskannte.

"Nun, so müsst ihr euch vor nichts fürchten- hier wird man euch gewiss nichts tun."
Runa lächelte die Frau vesänftigend- so hoffte sie zumindest- an und machte sich daran den Umschlag zu öffnen.
Tatsächlich war sie neugierig.
"Geht in die Küche und lasst euch dort ein Laib Brot und ein Stück Käse geben, ich bin mir sicher ihr könnt es brauchen! Ihr seid entlassen."
Sie lächelte, entfaltete den Umschlag und brach das SIegel, welches ihr nicht bekannt war.

Dankbar nickte die Frau und eilte zur Türe hinaus.


Der Umschlag war leer, zumindest wirkte es im ersten Moment so. Doch als Runa ihn etwas schüttelte, fiel eine Tarotkarte, die den Titel 'Scheideweg' trug.
Auf dem Bild war eine Weggabelung zu sehen - der eine Weg führte ins Licht, der andere in den Schatten.
Auf der Rückseite war mit blauer Tinte in geschwungener Schrift geschrieben. "Eure Verantwortung" stand dort.

Runas AUgenbraue wanderte bestetig in die Höhe.
"Soll das eine Drohung sein...?", murmelte sie leise in den leeren Raum hinein und hielt die Karte zwischen Mittel- und Zeigefinger.
Sie drehte sie nachdenklich hin und her, lächelte dann schmal und knickte sie in der Mitte- nun war nur noch der Weg zu sehen, welcher ins Licht führte.
Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter und sie hob den Kopf.
"Meine Verantwortung... meine Entscheidung. Mit wem sie zusammen hängt... wird sich noch zeigen."
Und sie nahm die KArte, riss sie an der Knickstelle außeinander und steckte die Hälfte mit dem Weg des "Lichtes" in ihr Kleid, während sie die andere Hälfte nahm und langsam zu den Feuerschaalen Schritt.
Dort warf sie den Teil der Karte hinein, welcher in leicht bläuliche Flammen aufing.
"Was ist schon Licht...", murmelte sie leise "Was ist schoN Dunkelheit..."