Straßen von Dras-Leona

Vladimir wandte sich schnaubend um, er würde die Taverne niederbrennen lassen.
Dann eilte er weiter.
Wo war dieses Elfenweib?
Wo war sie bloß??

Sie blieb an dem Ort, an dem sie sich zurückgezogen hatte, wagte es erst wieder aufzuatmen als sie sicher war, dass Vladimir endgültig verschwunden war und die Suche nach ihr an einem anderen Ort weiterführen würde. Fakt war, dass er nicht aufgeben würde, ganz gleich, wie lange es dauern würde - er würde sie weiter jagen.

שנל, נ"ך Ilirea! hallte es in ihrem Kopf.

"Nicht so, wie ich jetzt aussehe", wisperte sie und lehnte den Kopf gegen die Hauswand in ihrem Rücken. "Was bringt es mir? Er wird mich immer weiter verfolgen, ganz gleich wohin ich gehe ... er wird nicht ruhen, allein deswegen weil ich ihn verletzt habe", setzte sie nach einer Weile hinzu und schloss die Augen. Sie hatte wirklich gehofft, dass es jetzt ein Ende haben würde.
Nur langsam wagte sie sich wieder aus ihrem Versteck hervor und warf einen verstohlenen Blick durch die Straße, ging damit sicher, dass er fort war. Sie brauchte eindeutig neue Kleidung bevor sie auch nur einen Gedanken daran verschwendete aus dieser Stadt zu verschwinden.

Die Straßen waren leer gefegt.
Nur vereinzelt spielten Kinder auf der Straße oder flehten Bettler nach Essen.
Es war eine seltsame Stille für solch eine große Stadt.
In Ilirea wäre sie sicherer gewesen, alleine aufgrund der Reiter - doch Nyaralins verstand war vor Angst zu gelähmt um jenen Zusammenhang zu erkennen

Den Mantel fest um den zierlichen Körper gewickelt, wandelte die Elfin auch noch Stunden später durch die finstere Stadt. Sie wusste nicht mehr, wie sie es geschafft hatte einen Schneider zu finden, der ihr in ihrem Zustand auch etwas verkaufen wollte, aber es war ein alter Mann gewesen, dessen Herz noch nicht gänzlich erkaltet war - zudem sein Herz auch die Bezahlung belohnt hatte.
Sie fühlte sich jetzt wenigstens wieder angezogen, wenn auch die Kleidung der Menschen anders war als sie es gewohnt war, aber es würde genügen um fürs Erste nicht aufzufallen. Doch die nächste Frage, die sich ihr stellte war nach dem, wohin. Sie wollte nicht zurück zu Ethra, fürchtete sie sich doch vor seiner Reaktion, doch hier zu bleiben schien ihr ebenso gefährlich zu sein. Vielleicht mochte es eben jene Gefahr sein, die ihr Herz dazu trieb nicht gehen zu wollen.

Ein Schatten huschte über die Dächer der Stadt.
Sie war nicht auf der Suche nach Nyaralin - wusste garnicht das sie hier war.
Doch als der Blick des Wesens auf die Gestalt der Elfe fiel klackerte sie mit ihrem Schnabel.
Diese Elfe würde eine perfekte Mahlzeit sein.

Die spitzen Ohren der Elfe zuckten als sie der leisen Geräusche gewahr wurde, die durch die Nacht hallten und die nicht von einem Betrunkenen kamen, der den Weg nach Hause im Suff vergessen hatte. Ihre Augen suchten vorsichtig die Umgebung ab während sich ihre Schritte erneut beschleunigten. Sie war nicht allein hier und jemand war auf sie aufmerksam geworden - keine besonders guten Aussichten für jemanden, der noch niemals mit einer anderen Waffe als einem Stein in Berührung gekommen war.

Die Raz´ac sahen im dunkeln, eine Fähigkeit die Nyaralin nicht ihr eigen nennen konnte.
Die Kreatur schlich immer weiter an nyaralin und sprang.
Ein helles, kreischendes Geräusch ausstoßend erhob der Raz´ac eine Klinge

Plötzlich kam eine Frau mit glühend-roten Haaren und sah die Elfe durchdringend an. Sie musterte sie. "Komm schnell mit, hier hast du einen Umhang, mit dem du deine Ohren verstecken kannst.", meinte sie und warf ihr den Stoff zu, der plötzlich von dem Raz'ac durchbohrt wurde und ihn somit verwirrte.
Eigentlich hatte sie es nicht vorgehabt, aber wie dem auch sei. "Schnell, komm!", rief sie der Elfe zu und verschwand schon um die Ecke. Nyaralin hätte genug Zeit um den Stoff zu nehmen und mit Destelle zu verschwinden.

Die Elfin bemerkte den Angreifer gerade noch rechtzeitig um ihm auszweichen zu können, dennoch verursachte das Schwert einen tiefen Kratzer an ihrer Schulter. Mit dem Pulsieren des Blutes in ihren Ohren begann sich aber auch ihr Verstand zu klären und die Elfin griff nach dem Stoff und hastete hinter der fremden Frau her, hatte jene innerhalb kürzester Zeit wieder eingeholt.

Irgendwie hatte Destelle einen zweiten Umhang bekommen, die zwei Kaputzenträgerinnen waren so schnell wie der Wind und verschwanden in den Massen der Stadt. Die Raz'ac! Ich sollte echt aufpassen, diese Elfin ist wohl sehr begehrt..., sie gluckste innerlich, als sie in einer Seitenstraße abbogen, wo es weniger Leute gab.
"Tja, meine Dame Sie werden von bedeutsamen Personen gejagt. Meine Taverne sollte Ihnen genügend Schutz geben, bis zur Morgensonne. Dann muss ich aus der Stadt, wichtige Waren in Ilitrea abholen. Sie könnten mich begleiten.", meinte sie, während sie die lange Straße entlang gingen.

Ilirea ... das war auch das, was der Geist in ihrem Kopf gesagt hatte. Schneller als es sinnvoll war, nickte Nyarálin, folgte der Dame weiterhin durch die dunklen Straßen der Stadt, immer wieder einen Blick über die Schulter zurückwerfend um sicher zu gehen, dass die Raz´ac ihnen nicht noch immer folgten.
"Gern ...", erklang dann schließlich ihre leise Stimme, in deren Tonfall deutlich wurde, dass die Elfin nicht oft in der Sprache der Menschen gesprochen hatte.

Vladimir war vielleicht verrückt und gruselig, aber er war klug. Natürlich würde er sie sofort umbringen, wenn er erfährt das sie gerade eine Elfe gerettet hatte und ihr auch noch bei der Flucht half.
Ilirea, dort könnte sie wenigstens untertauchen. Die Stadt war größer als Dras-Leona und hatte zahlreiche "Unterwelt-Bosse". Ein bekanntes Gebiet ihrerseits.
Die zwei Frauen bogen um die Ecke um und ihre Taverne war schon bald in Sicht. Bei dem Anblick wurde sie melancholisch, all das aufgeben, um einer Elfe zu helfen?
Ihr Leben in Dras-Leona war in letzter Zeit sowieso überdrüssig und gefährlich, sie hatte schon vorher vor die Stadt zu verlassen.

TBC: Taverne "Rouge Amours"

Keuchend kam Nyarálin ein Stück vom Gasthaus zum Stehen und drückte sich an eine der Hauswände. Vladimirs Mannen suchten sie also ... das war nicht unbedingt das Beste, was sie sich vorgestellt hatte ... Destelle. Sie konnte die andere nicht einfach so im Stich lassen.
Seufzend schloss sie die Augen. Was machte sie hier eigentlich? Sie verachtete die Menschen und nun scherte sie sich um das Schicksal einer einzigen Frau? Einer Frau, die ihr das Leben gerettet hatte, verbesserte sie sich in Gedanken und wandte sich um. Sie musste ihr helfen.

לא hallte es in ihrem Kopf.
Die Tättowierung auf ihrer Schulter brannte als hätte jemand ihr Seithr-Öl darüber geschüttet.
Das Wesen schien verhindern zu wollen, dass sie zurück ging.
Der Schmerz breitete sich aus und Nyaralin sah, wie die Tättowierung sich in geschwungenen Linien weiter ausbreitete.
Der brennende Schmerz beraubte sie ihres Verstandes, drängte ihr die Denkweise des Wesens auf.
Ihre Beine zitterten vor Anstrengung sich auf den Füßen zu halten und mit einem Schmerz, als stünden ihre Beine in flammen Bewegten diese sich ohne ihr zutun von dem Gasthaus fort.
Ihre Sicht verschwamm zu roten und weißen Schemen während der Schmerz immer stärker wurde und sie drückenden und bestialischen Kopfschmerzen ausgesetzt worden war.
Die Menge teilte sich vor der Frau mit den seltsam steifen Bewegungen welche eine unheimliche Aura ausstrahlte, als eine der Wachen sie aufhalten wollte spürte Nyaralin wie ihr Körper ihm einen Arm abriss, hörte sie eine Fremde Stimme in der seltsamen Sprache des Wesens aus ihrem Mund sprechen.
"קבל מדרכי לצפות, או שאני טורף את הנשמה של כל המשפחה שלך!"
Die Wache fiel jaulend vor Schmerz zusammen und auch die anderen Wächter machten einen großen Bogen um Nyaralin welche immer weiter ging und spürte, dass sie keinerlei Kontrolle über ihren Körper hatte.
Sie spürte nur noch das Rauschen ihres Blutes.
Ihre Muskeln waren bis zum zerreißen Gespannt während sie weiter fort ging und sie schließlich Dunkelheit übermannte

Sie hatte protestieren wollen, doch es waren die Schmerzen, die sie davon abhielten, die ihren eigenen Verstand immer weiter zurückdrängten. Sie hatte diesem Menschen nicht weh tun wollen, war umso schockierter davon, zu welchen Taten der Geist fähig war.
Als sich die Dunkelheit über ihren Verstand legte war sie dankbar dafür nichts von alledem mehr zu spüren, was nun noch geschehen würde. Sie wollte schlafen ... endlich zur Ruhe kommen.
Der letzte klare Gedanke, den sie noch fassen konnte galt Ethra, dann drückten die kalten Klauen der Finsternis zu und ließen alles andere unwichtig werden.

Die Schmerzen in ihrem Bein waren kaum erträglich, als sie zur Hauptstraße ankam, die sogleich die Händlerstraße war. Sie schnellte zwischen den Karawanen und fragte herum, ob irgend ein Händler wohl nach Surda fuhr.
Sie atmete schwer und eine sonderbare Kälte war in ihrem Bein zu spüren. Verdammt. Warum will keiner nach Surda?

Schließlich traf sie auf einen alten Mann, der nach Aroughs fuhr. Das war in der Nähe der Grenze zur Surda. Der Mann nahm sie liebend gern auf, als sie sich in dem Wagen setzte und ihm dafür dankte. "Das macht nichts Schätzchen, immer wieder gerne!", antwortete er ihr lächelnd und fuhr zwischen den Menschenmassen aus der Stadt, Richtung Aroughs.
An den Toren bekamen sie keine Probleme, da sie sich als die Tochter des Mannes ausgab, natürlich mit seiner Zustimmung.
In der Ferne lag der Felsen Helgrind und der See Leona. Sie schloss die Augen und sah wie ihr ganzes Leben an ihr vorbeihuschte. Der Mann fing dann an ein angenehmes Lied zu singen, welches sie bald in dem reich der Träume versetzte...

tbc: Aroughs

Xemnas lehnte gegen eine baufällige Häuserwand, in einer der verwinkelten Gassen von Dras-Leona.
Hier standen die Häuser alle so dicht, dass die Gasse so schmal war, dass nur drei Menschen nebeneinander laufen konnten.
Nur selten nutzte jemand diesen Weg. Allerhöchstens Diebe oder fliehende Halunken.
Das Sonnenlicht drang nicht bis hier her hindurch, ließ die Gasse der Dunkelheit.
Der perfekte Ort.
Hier befand sich Xemnas, wartend, die Augen geschlossen.
Erinnerungen huschten durch seine Gedanken, ließen ihn vergangene Bilder sehen.
Auch sie. Er erinnerte sich an ihr Lächeln.
„In der Dunkelheit habe ich das Licht aus den Augen verloren...“ Das waren damals meine Worte gewesen.
Sie hatte nur ihren Kopf leicht zur Seite gelehnt und fuhr mir mit ihren zarten Fingern über mein Gesicht.
Dann ihre Worte: >Dann werde ich dein Licht sein.<
Xemnas öffnete langsam seine Augen, löste sich von den Bildern in seinem Gedächtnis,
während die vergangenen Worte in seinem Kopf nach hallten.
Inzwischen war er nicht mehr alleine in diesem engen Durchgang.

Sobald Baldor die Gasse betrat konnte er bereits den jungen Mann auf der anderen Seite erkennen.
Gleich nachdem er von Larxenes Tod erfahren hatte und Graf Vladimir darüber in Kenntnis gesetzt hatte, ließ er Xemnas benachrichtigen.
Mit nahezu lautlosen Schritten ging Baldor auf ihn zu. Währenddessen schien Xemnas etwas zu sagen, Baldor hörte hörte hin und verzog seine Mundwinkel zu einem spöttischem Grinsen.
Das Licht aus den Augen verloren...
Diese Worte wirkten verwunderlich absurd, ganz besonders deswegen, da der Geruch von Finsternis buchstäblich an Xemnas haftete.
Sein Auftreten war dem eines skrupellosen Mörders gleich, einem Räuber, einem Assassin. Knapp drei Meter neben ihm blieb Baldor stehen.

„Die Finsternis in deinem Inneren wird dich verschlingen“

Langsam schaute Xemnas zu Baldor auf und nickte knapp.
„Ich weiß. Denn dorthin dringt kein Licht der Welt...“

Er stieß sich von der Hauswand ab und stellte sich Baldor gegenüber.
Noch immer sah der Anführer der Zar'roc so aus, wie bei ihrem letzten Treffen.
Bei diesem hatte man seine Fähigkeiten getestet und ihn als würdigen Anwärter erklärt.
„Eure Nachricht hat mich vorhin erreicht. Ich bekomme also meine Chance?“
Er vermied es, seinen Mund zu einem spöttischem Lächeln zu verziehen, auch wenn ihm danach war.
Lautlos hob er sein eines Bein und tippte gegen einen Stoffsack, der ihm gegenüber lag.
Dieser war ziemlich ausgebeult und leicht verfärbt. Eine kleine rote Lache hatte sich um ihn gebildet.

„So ist es. Larxene hat versagt. Nun haben wir eine Lücke, die in ihrem Fall, leicht zu füllen ist.
Ihre Technik mit den Messern war nicht ausreichend. Dein Beidhänder wird es, wenn du ihn gut genug zu führen weißt.
Es ist ein Versuch... doch das Zeichen wirst du Morgen früh erhalten. Mit diesem Tattoo wirst du zu einem von uns.
Deinen Auftrag hast du erfolgreich ausgeführt, wie ich sehe"
Baldor blickte kurz zu dem Stoffsack auf dem Boden. Die drei Köfper ließen sich darin erahnen.
"Gut gemacht, doch bilde dir nicht ein, zu denken, du könntest nun die Beine hoch legen.
Sei immer besser, als du es gestern warst, denn ansonsten erwartet dich der Tod“

Baldor nahm Xemnas noch einmal scharf ins Auge, zog dann aus seiner Tasche einen Schlüssel, den er dann ihm zu warf.
„Die Zimmernummer steht auf dem Band am Schlüssel. Gasthaus 'Zum toten König' wirst du ab heute dein Zuhause nennen.
Dort sehen wir uns später“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und überließ Xemnas wieder alleine der finsteren Gasse.


tbc; irgendwo

Das Metall des Schlüssels lag kalt in Xemnas Hand. Er hatte es endlich geschafft, er war Mitglied der Zar'roc.
Damit war er seinem Ziel einen weiteren Schritt näher gekommen. Einen erheblichen Schritt näher.
Er ließ sich dazu herab im Dunkeln zu lächeln. Es war durchaus ein glückliches Lächeln, ein triumphierendes Lächeln.
Von diesem Weg wird ihn niemand abbringen.
Das Lächelnd verschwand auf seinem Gesicht so schnell, wie es gekommen war.
Dann wandte sich Xemnas um und kehrte der Gasse den Rücken.



Fortsetzung folgt im Gasthaus 'Zum toten König'

Kharas und Coreen saßen auf einem der vielen Dächer und beobachteten das rege Treiben in der großen Stadt.
Kharas hatte seit er sie abgeholt hatte kein Wort gesagt, jedoch schien dies nicht aus enttäuschung gewesen zu sein, nun saßen sie schon seit zehn Minuten hier oben, und Kharas hatte immer noch nicht den Mund aufgemacht, es schien als warte er auf etwas.

Coreen hatte ebenso schweigend neben ihm verharrt und gar nichts gesagt während ihre Gedanken permanent in ihrem Kopf umher rasten und sich nicht beruhigen ließen. Sie fuhr sich übers Gesicht und fluchte leise ehe sie den Blick wieder auf den Himmel richtete und scheinbar interessiert die Wolken musterte.
"Ich hab Mist gebaut ...", murmelte sie dann leise.