Straßen von Dras-Leona

Schuldbewusst schaute Dunas Zerra an und ließ sie los, nachdem sie in eine Seitenstraße getreten waren.
Seufzend ließ er sich gegen eine Wand sinken und legte den Kopf zur Seite.
„Es tut mir Leid... aber gegen Baldor und Graf Vladimirs Willen kann ich nichts tun.
Sind... sind diese Leute es denn wirklich wert, dass du sie schützt?
Um diesen Preis? Ich meine- gut, ich kenne diesen Früsten nicht sonderlich gut...vielleicht ist er ja halbwegs erträglich, aber-“
Er verstummte augenblicklich, als sich Zerra neben ihn sinken ließ.

„Ja. Sind sie“, antwortete Zerra, die ihm ein knappes Lächeln schenkte und sich dann an ihn lehnte.
Sobald sie dies tat, verschwand das Lächeln auf ihrem Gesicht so schnell, dass man daran zweifelte, es wirklich gesehen zu haben.
Davon abgesehen sah sie etwas blass aus, ganz so, als wäre sie krank, oder als ob es ihr nicht gut ginge.
Zutreffend, wenn man ihre momentane Lage bedachte.
„Ich würde für sie sterben, Dunas... da ist heiraten doch wohl... das kleinere Übel. Nicht?“
Zerra schluckte und widerstand dem Verlangen zu Würgen. Heiraten. Ihr Inneres wehrte sich vehement gegen diesen Gedanken.
Gegen diese grauenhafte Vorstellung.

Am liebsten hätte Dunas geschrien, dass das genug ist.
Er wollte sie nicht so sehen. So wollte er sie nicht wieder bei sich haben.
In seinen Gedanken schickte er die schlimmsten Verwünschungen an Vladimir und Baldor.
„Zerra, hör mir zu... vielleicht gibt es ja einen Ausweg. Wir... müssen ihn nur finden.
Aber... ich schwöre dir, ich werde Himmel und Erde in Bewegung setzen, wenn es sein muss, damit ich dich nicht so unglücklich sehen muss und-“

„Nein“
Zerra schaute mit einem Ruck auf und umfasste Dunas Hand.
So bitter ihr Los auch war, sie würde damit leben müssen und sie wusste, dass sie das kann.
„Tu das nicht, Dunas. Ich bin glücklich, wenn ihr es seid. Wenn es für meine Freunde das Leben bedeutet, dann bin ich froh.
Demnach hast du keinerlei Grund, etwas für mich tun zu müsse... bitte, mach keine Dummheit.
Du weißt, wie Zar'roc mit so etwas umspringt. Begehe keinen leichtsinnigen Fehler meinetwegen“, sagte sie und
musterte ihn einen Augenblick schweigend, ehe ein blasses Grinsen ihr Gesicht zierte.
„Weißt du, damit haben wir beide eigentlich die Wette gewonnen.
Larxene lag wohl falsch damit, dass ich als alte, alleinstehende Frau sterben werde...“

„Hm...“, machte Dunas, wenig überzeugt und verzog das Gesicht.
Ihm stand es regelrecht ins Gesicht geschrieben, wie wenig er von dieser arrangierten Ehe hielt.
Außerdem kannte er den Fürsten Edric vom Hören.
Angeblich scheint er ein ganz akzeptabler Mann zu sein, der trotz seines Reichtums nicht all zu eingebildet ist.
Dennoch, man munkelt, dass er gerne Kinder hätte. Bald.
Dunas Miene sank endgültig in den Keller und er schüttelte sich, während er die darauf folgenden Gedanken vertrieb.

„Graf Vladimir wird deinen Ruf übrigens bereinigen...
schließlich kann er dem Fürsten niemanden zur Frau geben, die als Mörderin der Königin verschrien ist.
Er wird also sagen, dass es sich bei deinem Festnahme um ein Versehen handle...
und dass du damals nach Ceunon zurück gekommen seist, um Hilfe anzufordern.
Doch diese kam zu spät... irgendetwas in diese Richtung, dass dein Name wieder rein gewaschen ist“,
meinte Dunas und schaute dann augenblicklich ernster drein.
Er schüttelte den Griff von Zerras Händen ab, schaute sich kurz prüfend um und legte ihr dann seine Finger ans Gesicht.

„Höre mir gut zu, Zerra“, sagte er mit leiser, doch eindringlicher Stimme,
„Vermutlich benachrichtigt Baldor gerade Graf Vladimir... wegen deiner Zusage. Und deiner Rückkehr.
Der Graf wird hier vorbei kommen, nicht nur, weil die Arena bald eröffnet werden soll, sondern weil er sicherlich auch einen Treueschwur von dir fordern wird.
Mit diesem wird er dich in der Hand haben und du wärest ihm ausgeliefert. Gewiss wird auch der Fürst bald von deiner Antwort unterrichtet, der ebenfalls dich sehen will... und dann... dann wirst heiraten.
Vermutlich bald... und in der Nacht deiner Hochzeit, wird von dir erwartet, dass du ihm beischläfst.
Graf Vladimir wird von dir verlangen, dass du dem Fürsten eine gute Frau sein wirst...
Zu Ehren eurer Hochzeit, wie Baldor bereits erwähnte, wird dann auch die Arena eröffnet und... zwei Tage darauf wird Vladimir zum König gekrönt“
Falls du etwas unternehmen willst, falls ich die Chance haben sollte, dich da irgendwie heraus retten zu können, dann werde ich es versuchen.
Doch sobald der Schwur geleistet und die Ehe mit der ersten Nacht vollzogen ist, werden mir die Hände gebunden sein..., fuhr Dunas in Gedanken an sie fort.

Ich weiß..., ließ Zerra ihn über Gedanken wissen und drückte sanft seine Hände.
Lächelnd stand sie dann auf und zog ihn mit einem kräftigem Ruck zu.
"Schauen wir, welches Ende das ganze nehmen wird.
Was das Schicksal für mich vorbestimmt hat... lass uns zurück kehren.
Die anderen warten bestimmt bereits auf uns...
das Training sollte ja bald beginnen", sagte sie und beide machten sich auf den Rückweg.



tbc: Gasthaus 'Zum toten König'

Lyonel war immer noch aufgewühlt von dem kurzen Gespräch mit Zerra.
Fast mechanisch war er Khalid gefolgt - durch den Hintereingang über eine enge Gasse bis zu den normalen Straßen, die so mit Menschen gefüllt waren, dass sie nicht auffielen.
Naja, ehrlich gesagt, sie fielen auf!
Denn um sie herum waren meistens Einheimische aus Dras'Leona, die sich deutlich von Khalid und Lyonel unterschieden.
Dras'Leoner waren irgendwie anders, nicht so, wie sich Nomanden des Südens von den Menschen des Nordens unterschieden, sondern es war eine Art Mittelding.
Dras'Leona war aufgrund seiner Lage stets Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen gewesen, und trotzdem waren Leoner immer noch sehr speziell.
Lag es vielleicht an der Religion, die regelmäßig Blutopfer feierte und Menschen dazu brachte, die rote Flüssigkeit des Lebens zu trinken.
Vielleicht rührte die leicht rötliche Hautfarbe der meisten Leoner ja daher.

Dras'Leona... Stadt mit vielen Gesichtern und Ort des Schreckens für Lyonel, der aufgrund dessen noch blasser wirkte, als er ohnehin im Vergleich zu den Leonern wirkte.

"Lass uns einen sicheren Ort suchen. Wir treffen uns morgen mit Zerra und bis dahin wird Zar'roc nicht untätig sein."

„Gute Idee... und wo befindet sich hier-“ Khalid machte eine ausschweifende Bewegung und
deutete dabei auf die umliegenden Häuser, „ein sicherer Ort? In Dras-Leona?
Nach diesem Fehlgriff dieses Gasthauses würde ich mal behaupten, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist“
Khalid rümpfte die Nase, als von einer der Seitenstraßen ein widerliche Duft von Müll und Fäulnis herüber wehte.
Rasch ging er wenige Schritte weiter und mischte sich noch mehr in den Tumult der Bewohner und Reisenden.

„Sollen wir vielleicht zuerst dieses Gasthaus aufsuchen? Jenes, das Zerra uns genannt hat?
Es wäre zumindest ein Anfang...“, fragte er, wobei er so dicht an Lyonel heran ging und so leise sprach, dass nur er ihn verstehen konnte.

Lyonel ließ seinen Blick noch einmal durch die Menge schweifen und nickte dann langsam.
Sie hatten Zerra gefunden, und damit wieder Hoffnung geschöpft.
Es war noch nicht alles vorbei, noch lange nicht.
Es ging gerade erst los.

"Gute Idee.", erwiderte er genauso leise, "Vor allen Dingen, da es nicht viel schlechter sein kann als das Letzte, oder?"

Sein Grinsen war kämpferisch.

„Ich hoffe doch nicht, noch so eine Szenerie und ich gelange wirklich an meine Grenzen“, gab Khalid zurück,
klopfte Lyonel auf die Schulter und machte sich dann mit ihm gemeinsam auf dem Weg in das Gasthaus 'Zur gülden Sonn',
das nächste, das am Marktplatz liegt.
Je weiter sie aufs Stadtinnere zu liefen, um so weiter und größer wurden die Straßen.
Bereits aus der Ferne konnte man das feine Plätschern des Brunnens vernehmen, der sich auf dem Marktplatz befand.

Tbc; Gasthaus 'Zur gülden Sonn'

Ihre Schritte trugen die Elfin langsam durch die verwinkelten Straßen der Stadt. Sie hatte sich bemüht unter all den einfach gekleideten Menschen nicht zu sehr aufzufallen, hatte die Kapuze des Mantels über ihren Kopf gezogen um wenigstens die spitzen Ohren zu verbergen, doch trotzdem fühlte sie sich so, als würde sie an jeder Ecke jemand anstarren.
Es war unmöglich gewesen in Ellesméra zu bleiben. Sie musste zumindest so lange fortbleiben bis Ethra wieder zur Vernunft gekommen war, dann würde sie auch wieder mit ihm reden können.
'Ich bin der Mann im Haus, ich bin Ratsherr und wenn ich etwas sage dann hast du zu gehorchen!'
Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach und sie schüttelte den Kopf um eben jene zu vertreiben, setzte ihren Weg weiter fort.

Ein Mann lief in sie hinein.
"Pass doch auf wohin du gehst, du dreckige klein... oh!"
Vladimir lächelte. "Ethras Schoßhund, sagt wo habt ihr euer Herrchen gelassen?" fragte der Schatten und seine Augen glommen gelb auf.
Er hatte eigendlich vor gehabt zum gasthaus zu gehen aber dies schien vielversprechend zu werden

Die Elfin hob langsam den Blick, begegnete dem Blick des Adligen und lächelte schwach, grüßte den Grafen formvollendet ehe sie ein paar Schritte zurück machte. Sie wollte aus der Reichweite seines Armes heraus, auch wenn sie die Befürchtung hatte, dass dies nicht lange etwas bringen würde.
"Seid mir ebenfalls gegrüßt, Graf Vladimir", antwortete sie schließlich, gar nicht erst auf seine Äußerung eingehend. "Wie ich sehe, hat sich Euer Hals sehr gut erholt."

Vladimir lächelte ein freudloses, kaltes Lächeln.
"Ja, besten Dank....
Ich spüre euren gefährten nicht in der nähe.
Mag es sein, dass ihr alleine hier seid? Wo es doch so gefährlich ist?
Ich würde mich besser fühlen wenn ich euch...
In sicherheit bringe!" er lächelte weiterhin

Für einen kurzen Augenblick huschte sie etwas wie Verwirrung über die zarten Züge der Elfenfrau ehe sie verneinend den Kopf schüttelte.
"Ich danke für Euer Angebot, Graf. Doch führt mein Weg nicht zu Eurer Residenz", entgegnete sie freundlich, versuchte ihre Abscheu ihm gegenüber so diplomatisch zu verpacken, wie es irgendwie möglich war.

Er griff sie am Arm und keinerlei Körperwärme ging von ihm aus, sein Griff war wie ein Schraubstock.
"Ich denke ihr solltet lieber mit mir kommen!" zischelte er mit bestialischer Freude.

"Ich sagte nein", wiederholte sie und wich erneut ein paar Schritte zurück, versuchte ihren Arm aus seinem Griff zu lösen, in dem sie daran zerrte. "Lasst mich los", setzte sie in einem warnenden Tonfall hinzu und blickte sich suchend um. Wonach sie suchte, wusste sie selbst nicht einmal - welcher normale Bewohner würde ihr schon helfen? Einer Fremden, die versuchte gegen den Grafen anzukommen?
Sein Griff schmerzte und je mehr sie versuchte sich eben jenem zu entwinden umso fester schien er zuzupacken. Sie war sich mehr als sicher an jener Stelle bald blaue Flecken wiederzufinden.

Der Graf schüttelte den Kopf und lächelte breiter, ehe er sie mit sich zog.
Fort von der Straße und sie konnte sich nicht wehren...

Stur trugen sie ihre Beine weiter, gerade aus durch die Straßen. Ihre Gedanken hatten längst ausgesetzt, nun war es nur noch die blinde Angst, die sie voran trieb, durch die Massen von Menschen, von denen nicht wenige ihr völlig irritiert hinterher blickten. Doch niemand nahm Notiz von ihr, niemand fragte oder scherte sich um sie. Irgendwann ließ sie sich in einer der dunkleren Ecken zu Boden sinken, weil ihre Beine ihr einfach den Dienst versagten.

Ein seltsames, schleimiges etwas umspielte ihre schulter.
Der Geist der Trägheit klebte über ihr an der Häuserwand und starrte mit seinem Augnelose Gesicht zu ihr herunter

Langsam hob sie den Blick - ihre Augen begegneten der Gestalt, die sie laut Kharas freigelassen hatte. Sie lächelte freudlos, legte den Kopf in den Nacken und zeigte sich nicht im Geringsten darüber verängstigt, dass jenes Wesen nun hier war.
"Hilf mir", wisperte sie leise in seine Richtung und schloss die brennenden Augen wieder.

מה אתם מציעים לי בגלל גמד? raunte das Wesen und einige Insekten fielen aus seinem Mau und klatschten auf Nyaralins Gewänder.
Das Wesen schien nicht still sten zu können und bewegte sich wie eine Wasserpflannze im Fluss

"Nimm, was immer du willst, lass nur jene verschont, die ich liebe", antwortete sie lediglich, wandte den Blick zu den Insekten und wischte eben jene von ihrer Kleidung. Sie wusste nicht, weshalb das Wesen hier war, weshalb es sie verfolgte aber in jenem Moment schien es ihr das einzige Seelenheil zu versprechen, das für sie greifbar war.

Ein seltsamer Laut entfuhr dem Wesen was wohl eine Art lachen war.
"ההודעה הראשונה נולדה!" erläuterte der Geist die erwünschte Gegenleistung.