Festplatz der Feste

Oromis nickte und ließ sich letztlich auf eine weiße Bank nieder, welche sich geradezu schwungvoll in den Gesamteindruck des Platzes eingliederte.
"Das hast du schön gesagt " schmunzelte und stellte den Stock neben sich wo er stehen blieb als hielte ihn weiterhin jemand fest.
"Und ich glaube damit hast du mich zu einem Gedicht inspiriert.." er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel.
"Wir kommt Anwar mit dem fehlenden Auge zurecht?"

Das Lächeln, das auf ihren Zügen weilte, ob der ersten Worte des anderen Reiters verblasste rasch wieder, kaum dass die Frage ausgesprochen wurde. Anwars Auge ... Die Reiterin erinnerte sich an all die Gespräche mit dem Bündnispartner, die sie mit ihm geführt hatte, nachdem sie aus der Schlacht um Dras-Leona zurückgekommen waren, an all die Schuldzuweisungen des Drachen, der sich schwere Vorwürfe darüber machte, dass er derart verletzt worden war.
"Besser als wir zu Beginn dachten", antwortete sie dann mit ernster Miene und ließ sich mit einer fließenden Bewegung neben den anderen sinken, seinem Blick hinauf in den Himmel folgend während ein leises Seufzen ihre Lippen verließ.
"Er gibt sich die Schuld daran, was passiert ist, glaubt, dass er zu schwach war, da ihm das passiert ist, auch wenn er das alles selbst vor mir nicht freiwillig zugeben würde aber er kann inzwischen damit wieder fliegen."

Oromis nickte, schien zu verstehen was Caladhiel meinte.
"Ich habe nur die Befürchtung, dass das Auge sich entzünden könnte..." erklärte er ganz offen und ehrlich, runzelte sorgenvoll die Stirn und sah dann wieder zu Caladhiel.
"Möglicherweise..." setzte er an und schien sich dabei selbst nicht sicher zu sein welche Worte er wählen sollte.
"Möglicherweise können wir ihm einen Diamanten einsetzen und das zerstörte Auge herausnehmen, damit wäre diese Gefahr gebannt!"

Skeptisch zog sie die Stirn kraus und starrte angestrengt in den Himmel hinauf während sie in Gedanken die Möglichkeit durchging, die Oromis ihr anbot. Für den Moment konnte sie wirklich nicht einschätzen, was Anwar dazu sagen würde, doch über seinen Kopf hinweg entscheiden wollte die Reiterin nicht.
Oromis hatte Recht mit dem, was er sagte und das wusste sie nur zu gut, ebenso wie sie die Gefahr kannte, die von der Verletzung ausging, nicht zuletzt aus dem Grund, weil sie selbst die Schmerzintervalle spürte, die ab und an durch das Auge des Bündnispartner zogen.
"Es ist eine Überlegung wert ...", lenkte sie nach einigen langen Minuten des Schweigens ein, weil sie das Gefühl hatte, dem Freund diese Antwort schuldig zu sein. "Aber letzten Endes ist es Anwars Entscheidung, auch wenn es wohl das Sicherste wäre."

"Ich habe auch niemals erwartet das wir über seinen Kopf hinweg entscheiden, nur bist du die erste bei der ich dazu kam dies mit zu teilen!" er stand langsam auf, klopfte sich den imaginären Staub von der langen Robe und zupfte seinen Ärmel zurecht ehe er den Stab, welcher am oberen Ende in drei Drachenköpfe auslief wieder zur Hand nahm.
"Wir sollten zu ihm gehen - er ist oben im Hort nicht wahr?"

"Ja, ich schätze, er ruht sich von den Strapazen der letzten Tage aus", antwortete sie mit einem knappen Nicken, blickte auf und folgte der stummen Anweisung, die Oromis ihr allein durch seine Bewegung gegeben hatte, nur allzu bereitwillig, bedeutete sie doch ein wenig Ablenkung all der trüben Gedanken, die durch ihren Kopf rasten.
"Und ich hoffe für uns, dass er inzwischen etwas gefunden hat, das seinen Hunger mehr stillt als es das Gemüse und Obst der Elfen getan hat", setzte sie noch mit einem beinahe schelmischen Lächeln auf den Lippen hinzu während Seite an Seite über den großen Festplatz schritten um zu dem Hort der Drachen zu gelangen.
"Seine Stimmung war in der letzten Zeit nicht gerade die Beste seit er unfreiwillig seine Nahrung umstellen musste."

Oromis begutachtete mit zufriedener Miene wie sich alle Reiter der Feste auf dem Platz einfanden, überall Hingen Fahnen und Banner während selbst der Podest war mit prächtigen Schnitzarbeiten von Drachen und epischen Schlachten verziert.
Caladhiel saß auf einem prächtigen, Thronartigen Stuhl und Oromis stand neben ihr, seinen Stab fest umschlossen.
"Sie lieben dich..." flüsterte er ihr ins Ohr und sah über die Menge

Unbemerkt von allen Anwesenden krampften Caladhiels Finger um die Lehnen des großen Stuhls, auf dem sie saß und ihren Blick über die Gesichter der Reiter wandern ließ, die ihr entgegen blickten. Sie fühlte sich unwohl und immer wieder tastete sie unsicher nach Anwars Geist, ließ sich von diesem die Ruhe zurückgeben, die ihr in dem Moment fehlte - bislang hatte sie nur neben diesem Stuhl gestanden aber nie selbst darin Platz zu nehmen gewagt, war er doch den Hochmeistern vorbehalten. Dass sie nun dieses Amt gemeinsam mit Anwar erfüllen sollte, erschien ihr noch immer unwirklich und neu.
"Und trotz alledem bin ich froh darüber, wenn das Amt wieder zurück an denjenigen übergeben werden kann, der dafür geboren und auserwählt wurde", antwortete sie Oromis mit einem schwachen Lächeln ebenso leise, sich darum bemühend vor dem befreundeten Elfen nicht allzu offensichtlich zu machen, was in ihr vorging, denn dies würde gleichermaßen auch bedeuten, dass er nicht der Einzige bleiben würde, der es bemerkte.
Innerlich freute sie sich fast darauf am Abend ein wenig Ruhe zu finden um sich mit ihrem Schüler auseinander setzen zu können. Caleb war in der Zeit, in der sie nun in Vroengard waren zu kurz gekommen und sie wollte unter keinen Umständen seine Einladung ablehnen müssen um ihn nicht vollkommen zu enttäuschen.

Oromis verbarg das Lächeln hinter hervorgehaltener Hand und fand sehr schnell wieder seine Contenance.
"Nur ein Tag, Caladhiel dann geht hier alles seinen geregelten Gang - genieße doch diesen Tag - er ist nur für dich!" er wies über das Gebäude.
"Dies ist nun dein Reich, riesige Türme und gewagte Geometrie, tausende Wunder - ein jeder andere schlägt sich darum die Wunder Vroengards bewundern zu durfen!"
Er trat einige Schritte vor.
Stellte den Stab neben sich, welcher wie von Geisterhand Kerzengerade stehen blieb.
"Reiter!" sprach er mit magischer Stimme welche von den drei Drachenköpfen aus Holz auf seinem Stab laut wiedergegeben wurde.
"Wahrlich dunkle Zeiten liegen vor uns!
Aber diese Dunkelheit liegt weit entfernt von uns - wie herrlich!
Wir waren niemals glücklicher, nicht wahr meine Brüder?
Ja - Anurin ist fort aber er kommt wieder, wir alle wissen es!
Aber heute wollen wir Panik, Panik sein lassen und Feiern!
Und nun lasst uns dieses neue Kapitel eröffnen!"
Er ließ eine kurze Pause, ehe er weitersprach.
"Märchenhaft wird es Enden, denn wir waren niemals Glücklicher!
Die Freude all dies mit euch zu teilen ist wunderbar!
Wir waren niemal stattlicher, ich war niemals dankbarer Teil von euch zu sein meine Gefährten!" er lächelte Caladhiel zu.
"Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen!
An dem Tag, als Anurin - seine Exzellenz dich empfing zur Audienz" er fügte bei: "[b]Eine Ehre, äußerst Selten und Begehrenswert, nannte er dich offizielll "Gute Caladhiel," was bedeutet du bist verehrenswert!"[/b] er verbeugte sich ausschwänglich vor ihr.

Kaum sichtbar hatte Caladhiel Oromis zugenickt, doch die Möglichkeit noch auf seine Worte zu antworten wurde ihr durch seine laute Rede genommen. Sie hatte es seit jeher gehasst so in den Himmel gelobt zu werden, insbesondere aus dem Grund, weil sie es für ungerechtfertigt empfand, doch sich nun dagegen auszusprechen würde bedeuten den Reitern die Hoffnung zu nehmen, die Freude auf ein neues Kapitel zu nehmen, in dem sie erneut den Feind zurückschlagen konnten und das war das Letzte, was die Elfe wollte.
Ihr Blick huschte kurz hinüber zu Caleb, der schräg hinter ihr stand. Auch der Junge würde von dem heutigen Tag an einen neuen Status haben - es Schüler der neuen Hochmeisterin würde er sich benehmen müssen, repräsentativ auftreten müssen und Caladhiel bedauerte es einen kurzen Moment ihm diese Bürde aufgetragen zu haben.
Als die Stimme Oromis' verklungen war, legte Caladhiel die Hände auf die Lehnen und stützte sich daran ab als sie sich erhob. Ein letztes Mal atmete sie tief durch, ließ ihren Blick über die Festung Dorú Areaba wandern bevor auch sie die Stimme erhob um jenen Schwur zu bringen, den sie in den letzten Stunden bereits so oft im Stillen geübt hatte, wenn Oromis sie für einige Minuten allein gelassen hatte.

"Ehrenwerte Mitglieder des Rats,
Brüder und Schwestern des Ordens!

Es ist eine große Ehre, aber auch eine große Bürde, dass mir heute das Amt der Interims-Großmeisterin angetragen worden ist. Eine große Ehre, denn es ehrt mich, dass jeder einzelne von Euch ein solches Vertrauen in mich, meinen Drachen und meine Fähigkeiten hat. Aber auch eine große Bürde, denn – um einen weisen Mann zu zitieren - „mit großer Macht, kommt große Verantwortung“.
Ich habe euch nicht mehr zu bieten als meine Tränen, mein Blut und mein Leben, doch ich bin bereit all dies für jeden Einzelnen von euch zu geben.
Vor euch allen, als meine Zeugen, schwöre ich, dass ich alles, in meiner Macht stehende, tun werde um den Orden, der gleichsam meine Familie ist, zu schützen.
Mein Interesse wird stets dem Frieden im Land gewidmet sein, für den ich bereit bin, ohne Furcht in die Schlacht zu ziehen und bis zu meinem letzten Atemzug werde ich dafür kämpfen.
Der Verantwortung, der ich mich nicht allein stellen muss, aber der wir alle entgegen treten müssen, sind die dunklen Schatten, die sich über das Land gelegt haben. Wir stehen einem Feind gegenüber, den wir nicht kennen, den wir nicht einschätzen können. Aber das ist kein Grund, in unserem Mut zu zweifeln, oder in Angst zu erzittern.
Manche von Euch werden sagen, dass die Feder eine mächtigere Waffe ist als das Schwert, und das es die Aufgabe der freien Völker ist, die Bedrohung zu besiegen, dass wir lediglich die Überwacher und Anweiser sind.
Aber würde mir nicht jeder einzelne von Euch zustimmen, dass es sinnvoll ist, vor allen Dingen, wenn man den Feind nicht kennt, ein Schwert bereit zu haben?
Würde mir nicht jeder von Euch zustimmen, dass wir, auch wenn wir Drachenreiter unabhängig sind, tief in unserem Herzen immer noch etwas fühlen wie die Menschen und Elfen, aus deren Reihen wir kommen?
Wenn wir tatenlos zusehen, wie das Reich der Menschen im Chaos versinkt, weil wir nur die Hüter des Friedens, nicht aber die Hüter der Menschen und aller anderen Völker sind, über deren Haupt sich eine mächtige Kraft zusammenbraut, die alles fortzuspülen vermag ...
Wenn wir tatenlos sind, dann sind wir in unserer Mission gescheitert.
Heute ist der Tag gekommen, an dem Menschen, Elfen, Zwerge – und wir, die Drachenreiter – gemeinsam Seite an Seite stehen müssen, um unsere Welt zu retten.
Ich danke Euch allen für diese Unterstützung, bei dieser großen Aufgabe, die vor uns liegt.
Habt keine Angst, sondern seid standhaft und entschlossen!
Bereit für eine Zukunft zu streiten, von der wir seit langer Zeit träumen.
Eine Zukunft, in der das Böse besiegt ist.
Eine Zukunft, in der alle Völker friedlich und in Eintracht miteinander leben können.“

Nun ergirff Anwar das Wort.

Was wir alle begreifen müssen ist, das dass Leben, egal in welcher Form ein Geschenk ist. Es ist wichtig diese Geschenk nicht als selbstverständlich anzusehen. Lasst und jeden Tag so gut es geht Leben. Selbst in Zeiten wie diesen, in denen die Angst das Land zu verschlingen droht, dürfen wir nicht das aufgeben was uns zu Lebewesen macht. Keiner verbietet euch Kritik oder Zweifel. Jeder von uns hat diese. Und nur zusammen können wir über unsere Schatten springen. Wir sind ein Orden, eine Familie. jeder von uns würde dem anderen Blind sein Leben anvertrauen. Und was auch geschehen mag, wir stehen bis zuletzt für die Rechte dieser Welt ein. Und sollte alles einmal untergehen, so wissen wir das wir alles in unserer Macht stehende Getan haben, das wir wie wahre Diener dieses Ordens gestorben sind. Doch dieser Tag, mag er einmal kommen ist fern.

Ich will euch nicht belügen, viel Arbeit liegt vor uns. Jeder von uns wird viel geben müssen um unsere Welt so wie wir sie kennen halten zu können. Doch könnt ihr mit Recht von euch behaupten das jeder von euch ein Held ist. Ein Held den Man in den Lieder der Barden besingt, ein Held zu dem alle Kinder aufschauen und von dem die Älteren schwärmen.... Zusammen, und das verspreche ich euch bei meinem Blute werden wir alles aufhalten was die Freiheit und Ordnung der Welt bedroht. Wenn jemand Zweifel hat soll er sie aussprechen. Denn wir werden nicht mit Geld oder Macht belohnt. Wir werden mit dem Wissen belohnt das WIR der grund sind warum Kinder nacht ruhig schlafen können, das WIR für jede Krise ein Mittel wissen und das WIR der Orden der Reiter trotz all seiner Strenge ein Herz hat. verliert dies nicht, Denn sonst verliert ihr das was euch zu Lebewesen macht.

Bei allem was mir heilig ist schwöre ich das ich und meine Reiterin euch führen werden, das wir niemanden zurücklassen und nichts unversucht lassen um das zu erreichen wofür die Reiter stehen... FRIEDEN!

Oromis nickte Anwar und Caladhiel respektvoll zu, sie hatten ihre Sache gut gemacht.
Er hob nun, mit großer Sorgefalt einen silbernen Stirnreif von einem Kissen.
In großer Kunstfertigkeit war von einem der begabtesten elfischen Künstler eine Gravur eingelassen, welche tausende von Drachen zeigte und mit bloßem Auge kaum zu erkennen war.
Er setzte jene Caladhiel aufs Haupt.
"Reiter, meine Brüder und Schwestern!
Begrüßt und Ehrt mit mir:
Caladhiel Ithilwen, die 3.Hochmeisterin der Reiter - der goldene Stern am Himmel Vroengards!"
Die Menge tobte

Versichernd hatte Caladhiel nach ihren Worten einen Blick zu Oromis zurück geworfen und nickte ihm dankbar zu, als sie seine Reaktion auf ihre Worte wahr nahm. Als nach und nach nun auch das Glimmen in die Augen der anderen Reiter zurückkehrte, von dem die Elfe zuvor noch geglaubt hatte, dass es erloschen war, lächelte sie.
Hoffnung war etwas so wertvolles geworden in den letzten Tagen und die Glückseligkeit, die die Reiter verströmten, wirkte auch auf die neue Hochmeisterin ein, ließ jegliche Sorgen für einen kurzen Moment fortspülen und sie all die Vorwürfe vergessen, die sie sich noch immer wegen Anurins Verschwinden machte.
Der silberne Reif, der auf ihrer Stirn lag, war kalt, doch Caladhiel unterdrückte das Gefühl zusammenzucken oder ihn zurecht rücken zu müssen. Stattdessen ließ sie sich langsam wieder zurück auf ihren Platz sinken, Anwar einen stummen Dank für seine Unterstützung übermittelnd, war sie sich doch sicher, dass sie es ohne seine Hilfe niemals geschafft hätte.

Oromis lächelte ob der erstaunlich guten Wendung der vergangenen Ereignisse, als ein Schatten in Gestalt eines Drachen über den Festplatz zog.
Sofort und ohne umschweife erkannte der Reiter, um welchen Drachen es sich handelte, und sowohl Erstaunen als auch Zorn hielten sich die Waagschale der Gefühle als er seinen Stab mit festem Griff packte und auf Caladhiel zuging.
"Caladhiel; Eluneya der Drache des Verräters ist in die Feste zurück gekehrt, lasst euch vor den anderen nichts anmerken - ich eile vorraus und bitte kommt nach, wenn sich eine Gelegenheit findet..." dann eilte er, möglichst unbemerkt vom Platz.

tbc: Innenhof

Unruhig wanderte die Reiterin immer wieder auf dem großen Platz auf und an, fuhr sich durch die langen dunklen Haare und seufzte gequält. Bereits seit Stunden und gefühlten Wochen war sie mit nichts anderem beschäftigt gewesen als die Geister der Reiter zu überprüfen, die sich in dieser Feste befanden - das ein oder andere Mal war sie auf einige Dinge gestoßen, die sie hatten die Stirn runzeln lassen, doch letzten Endes war nichts dabei herum gekommen. Sie waren unschuldig und verschwendeten nicht einen einzigen Gedanken daran, den Orden zu verraten - wie es nun mit den Dienern aussah, das galt es jetzt herauszufinden.
Sie straffte die Haltung als sie die ersten Schritte vernahm und ignorierte das Klirren der Rüstung, das sie dabei von sich gab und fand wieder einen festen Standpunkt, einen kurzen Blick zurück zu Oromis' werfend, der sich bereit erklärt hatte, sie trotz der Schwäche bei dem Unterfangen zu begleiten um ihr wenigstens ein wenig Rückendeckung zu geben. Sie war dem alten Freund dankbar dafür, denn immer wieder zweifelte sie an dem, was sie hier tun wollte; zweifelte daran, ob es richtig war so tief in die Privatsphäre eines anderen einzudringen.
"Für den Orden", wisperte sie leise, wie zu sich selbst und setzte sich erneut in Bewegung, die Reihen durchschreitend während sie begann ihnen allen zu erklären, aus welchem Grund die Reiter zu derartigen Mitteln griffen, ihnen erklärte, dass es nur diese eine Möglichkeit gab um die vollkommene Sicherheit in Dorú Areaba zu gewährleisten und dass auch jeder der Reiter diese Prozedur hatte über sich ergehen lassen müssen. Sie stellte jedem Einzelnen die Frage, bat jeden von ihnen um das Einverständnis ihren Geist durchsuchen zu dürfen, denn so entsprach es dem Kodex und den Gesetzen, die vor so langer Zeit festgelegt worden waren.

Schließlich als sie bei einem der wenigen Elfen ankam ließ auch jener sie in seinen Geist ein.
Schnell tauchte sie in das Wesen des Elfen hinab, durchforstete harmlose Erinnerungen bis...
Hinter einer Tür verborgen entdeckte sie vershclossene Erinnerungen - geheime Treffen mit einem Mann welcher stets im Schatten lag.
Kurze Augenblicke - Lebensschnipsel.
Wie der Elf in die Bibliothek der Reiter eindrang, die Zeichnungen stahl - der Kampf gegen Teyran, wie er von Vrael den Fingern abgeschnitten bekam und in den Helgrind floh.
Das aufblitzen von Goldmünzen - ein gespräch mit den Raz´ac in ihrer dunklen Sprache.
Sie wurde eingesogen in einen Strudel aus Gier und Verrat
Ein Schmerz riss sie aus den Gedanken als ein Dolch, kalt wie Eis sich durch eine Lücke in ihrer Rüstung seitlich in den weichen Hals bohrte.
Der Elf stieß Caladhiel zurück stürmte an Oromis vorbei welcher ebenfalls aus dem Weg geschleudert wurde und rannte die Treppen hinunter

Hastig näherten sich Schritte, die zielstrebig auf die Elfe zu kamen, ebenso wie das leise Rascheln von Stoff. Eomie hatte den Angriff aus der Ferne mitbekommen und setzte sich sogleich in Bewegung, als der Mann Caladhiel verletzt hatte. Behutsam fasste sie die Ältere, die zu Boden gestrauchelt war und sog scharf die Luft ein. Viel schlimmer hätte er sie kaum treffen können...
Ihre Augen fixierten die Wunde, öffnete ihre Lippen und wisperte leise Worte in der alten Sprache. Dies war der Moment, in dem alles wie von selbst von statten ging. Die junge Frau musste nicht darüber nachdenken, was zu tun war, sie handelte einfach, vertraute ihrem Wissen und ihrem Handwerk. 'Waise heíll' Ein Stück ihres Kleides hatte Eomie kurzerhand abgerissen, drückte es auf die Verletzung und zog den Dolch in Millimeterarbeit heraus, peinlich genau darauf achtend immer schnell genug zu sein, was das Heilen anbetraf.

Der Schmerz hatte rasch ihr gesamtes Denken eingenommen und umnebelt, hatte ihre Umgebung in ein buntes Feld aus lauter tanzender Farbkleckse verwandelt, die es ihr unmöglich machten auch nur irgendetwas von dem, was um sie herum geschah, zu realisieren. Sie spürte, dass irgendwer sie festhielt, irgendwer etwas gegen ihren Hals presste und blinzelte angestrengt während sie um Luft rang, die sie nur noch erstaunlich schwer in ihre Lungen einziehen konnte und die ihr mit jedem Atemzug knapper zu werden schien und sie hastig danach schnappen ließ.
Hatte sie zuvor noch Wärme gespürt, so war jene nun vollkommen verschwunden und hatte sie einiger eisigen Hand überlassen, die nach und nach ihren Griff um den zitternden Körper der Elfe verstärkte und ihn zusammenpresste. In ihrem Mund schmeckte sie etwas Metallenes, das selbst nach den zahlreichen Versuchen zu schlucken, nicht vollständig verschwinden wollte und das dünne Rinnsal von Blut, das über ihre Lippen quoll und ihr Kinn hinab lief, registrierte sie nicht einmal mehr.

Oromis, welcher zuerst auf Caladhiel zugehechtet war drehte sich auf dem Absatz um als er sah, dass Eomie bereits am Werk war.
Stattdessen rannte er nun dem Spion hinterher, fest entschlossen diesen zu Fassen.
Der Spion hatte jedoch schon einigen Vorsprung welchen er immer weiter ausbaute und Oromis verletzung behinderte ihn ebenso.
Beinahe war der Feind an den Klippen angelangt, nur ein Sprung trennte ihn von der Freiheit als ein riesiger goldener Drache aus dem Himmel stürzte und mit seiner Pranke genau auf dem Elfen landete.
Das knacken von Knochen wa rzu vernehmen, ein letzter Schrei und dann Stille.
Oh, das tut mir aber leid - bin ich euch auf en Fuß getreten? fragte Glaedr und ein dunkles Lachen rann aus seiner Kehle

„Haltet durch, Caladhiel! Haltet durch!“ Eomie blinzelten, biss sich auf die Lippe und versuchte nicht auf all das Blut zu achten, das bereits ihre Finger, ihre Hände benetzte. Das dunkle Rot auf dem blassen Weiß ihrer Haut. Der Jüngeren kam es vor, als bräuchte sie Stunden für die Prozedur, doch in Wahrheit waren es nur wenige Sekunden, bis schließlich der Dolch klirrend zu Boden fiel.
Mit einem Ruck drückte Eomie nun beide Hände auf den Hals der Elfe, die heilenden Worte dabei stumm wiederholend, als wären sie ein Mantra. Der blaue Stoff ihres Kleides war bereits dunkel verfärbt und schimmerte leicht unter ihren Fingern. Dann endlich schloss sich auf die Wunde, bis nur noch ein heller Striemen zu sehen war.
Nach Luft schnappend, zögerte Eomie noch kurz, legte dann eine Hand an Caladhiels Gesicht.
„Caladhiel-Elda? Könnt Ihr mich hören?“

Ein dumpfes Dröhnen machte sich zwischen dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren bemerkbar und ließ die Elfe erneut langsam und schwerfällig blinzeln. Es kostete sie alles an Kraft, die ihr Körper noch aufbringen konnte die schweren Lider immer wieder zu heben und sie nicht einfach geschlossen zu halten um sich der Finsternis hinzugeben, die dort auf sie wartete.
Furcht machte sich in ihr bemerkbar und machte ihr das Atmen noch schwerer als es ohnehin bereits war - Furcht davor den Kampf gegen die Verletzung zu verlieren und davor, die Augen zu schließen und sie nie wieder öffnen zu können.
Es gab noch so viel, was sie tun wollte - was sie sagen wollte und was bislang niemals ihre Lippen verlassen hatte.
Die Sonne, die hinab auf den großen Festplatz der Feste schien, brannte in ihren empfindlichen Augen und wurde nur wenige Sekunden später von einem Schatten abgelöst, der in ihr Blickfeld geschoben wurde - ein Schatten, den sie nicht identifizieren konnte. Sie brauchte eine Weile um feststellen zu können, dass dieser Schatten mit ihr sprach, doch die Bedeutung der Worte wollte sich ihr nicht erschließen, ganz gleich, wie sehr sie sich dafür anstrengte.

Oromis war so schnell ihn seine Füße trugen zurück geeilt und kniete sich nun neben Caladhiel, versuchte Eomie so gut er konnte zu helfen - gab ihr etwas von seiner Energie ab.
"Was können wir tun?"

„Caladhiel...Caladhiel-Elda“, wisperte Eomie mit warmer Stimme, die sich mit aller Mühe zusammen riss. Ihre Arme fühlten sich an, als bestünde ihre Kleidung aus Blei, der an ihr zerrte. Noch jetzt, da sie das Gesicht der Älteren mit einer Hand berührte, versuchte sie mit Magie noch immer die Schäden des Dolches zu lindern und zu beseitigen. Mit zwei Fingern fuhr sich behutsam über Caladhiels Hals, von ihrem Kinn hinab, bis zu ihren Schlüsselbeinen und den gleichen Weg wieder zurück.
Dabei befühlte sie leicht den Kehlkopf, tastete nach dem Puls, erinnerte sie gleichzeitig an das Gelernte in Du Weldenvarden. Worauf zu achten war, was man berücksichtigen musste, und so weiter. Eomie wischte ihr blondes Haar zur Seite und löste ihre Hand von dem Gesicht der Elfe, nur um daraufhin ihre Hand zu nehmen. Sanft drückte sie diese.
„Alles wird gut...“, flüsterte sie, lächelte knapp und sah dann zu Oromis auf, der herbei geeilt war.
"Er hat sie schwer getroffen. Sie hat viel Blut verloren...", erklärte sie ihm leise und sah dabei auf ihre Hände, die voll davon waren.
"Ich konnte die Verletzung zwar heilen, aber ihr Blut kann ich ihr nicht ersetzen. Ich hoffe, sie hat nicht zu viel davon verloren... Vielleicht könntet Ihr sie hinauf tragen, auf ihr Zimmer. Ich würde ein Eisbad einlassen für sie, das sollte zumindest dafür sorgen, dass sie nicht noch bewusstlos wird..."

"Natürlich" voller Sorge betrachtete Oromis das blasse Gesicht der Freundin, strich ihr sanft eine Strähne aus ihrem Gesicht.
Das Blut klebte an ihren Kleidern, ließ diese Feucht und Klamm wirken.
Mit aller vorsicht die er aufbringen konnte hob er sie auf, wogt sie sanft in den Armen und machte einige zögerlichen Schritte auf die Treppe.
Er sollte sich beeilen...

tbc:
Callys Zimmer

Mit schnellem Schritt kam Garvin zum Festungsplatz. Die Rüstung die er bekommen hatte war schlicht gehalten. Ein harter Lederharnisch beckte seinen Oberkörper, darunter ein dünnes Kettenhemd. Arm und Beinschienen waren ebenfalls aus Leder. Er hatte um eine solche Ausrüstung gebeten, so war er noch Beweglich und konnte im Notfall die Verfolgung aufnehmen. Zudem hatte er ein neues Schwert bekommen, ein fein geschmiedetes und überrraschend leichtes Stahlschwert das gut ausgewogen war. Auf beidem ruhte das Symbol der Drachenreiter, ein roter Drache.
Kurz nachdem er sich an eine Wand gelehnt hatte sah er Beorn um die Ecke biegen. Bereit? Fragte Garvin im monotonem militärischen Ton.