Das vierte Gästezimmer

"Natürlich - wenn wir verhindern wollen das es so kommt wie es kommen soll, müssen wir es so kommen lassen wie wir es wollen!" erklärte er ruhig und gelassen.
"Es gibt nur diesen einen Weg!"

"Ich werde dich dorthin begleiten", sagte sie und klang dabei als sei es bereits beschlossene Sache. Sie erwartete bereits, dass er etwas sagen würde, dass er versuchen würde, sie davon abzuhalten - sie davon zu überzeugen versuchte, dass es sinnvoller war, wenn sie in Sicherheit blieb. Der Schatten war eine Gefahr, welche Astaya sehr wohl einzuschätzen wusste, doch wusste sie ebenso, dass ihr Platz nicht an einem anderen Ort sein würde.

"Nein!" sgate Kharas bestimmt und stand auf.
"Deine Ausbildung ist noch nichtmal annährend soweit fortgeschritten, dass du dich einem Schatten stellen könntest!
Du bist für Arcanea zu wichtig als das ich dich einer solchen gefahr aussezen würde!" schmetterte er ihr Gedankengut nieder

"Es ist mein Platz und mein eigenes Schicksal dort zu sein", widersprach sie ihm, ohne dass eine Emotion in ihrer Stimme mitschwang. Es klang vollkommen nüchtern als spräche sie gerade über das Wetter.
"Ich werde mich dem Schatten nicht entgegen stellen. Es ist die Anwesenheit, die erfordert wird."

Kharas lehnte sich gegen eine Wand.
"Unter einer Bedingung!" ermahnte er sie,
"meinen Anweisungen wird Folge geleistet!"

"Natürlich", antwortete sie, gab sich damit zufrieden, dass er nachgegeben hatte. Langsam stand sie auf, bewegte sich auf ihn zu, setzte bedacht einen Fuß vor den anderen, berührte eine Fliese nach der anderen bis sie einen Schritt von ihm entfernt zum Stehen kam. Sie legte den Kopf schief und das bleiche Gesicht zeigte ein schwaches Lächeln.
"Es gefällt dir nicht."

"Kein Vater sieht es gerne, wie seine Tochter erwachsen und selbstständig wird!" erklärte der ältere und ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen

Sie lächelte, streckte eine Hand aus und berührte sacht seine Wange. Sie spürte die Wärme, die sein Körper im Gegenzug zu ihrer eisig kalten Hand abgab.
"Ich werde niemals selbstständig sein, Vater", berichtete sie. "Ich werde für immer ein Teil der Arcanea sein und auch dich werde dich niemals verlassen."

"Ich aber dich Kind...." erklärte er leise.
Dann shcüttelte er jedoch den Kopf.
"Jetzt aber genug der trüben Gedanken!" lachte er.

Sie nahm die Wendung des Gesprächsthemas hin und wandte sich wieder um, bewegte sich ohne eine wirkliche Bewegung zu tun wieder zurück zu ihrem Platz und ließ sich auf das weiche Polster sinken. Abwartend sah sie Kharas an, wartete darauf, dass er erneut begann zu sprechen.

Der ältere Stopfte sich eine Pfeife.
"Weißt du meine Liebe - das Leben schreibt doch immer wieder die wunderlichsten Geschichten!" meinte er lachend.
Dann nahm er einen tiefne Zug, ehe er ein beliebtes Lied der Menschen anstimmte

"Das Leben schreibt die wunderlichsten Geschichten über die wunderlichsten Menschen", stimmte Astaya munter ein, hatte zuvor wortlos seinem Gesang gelauscht und erinnerte sich an die vielen Abende, in denen er ihr als Kind vorgesungen hatte. Damals war sie sich vorgekommen, wie ein ganz normales Kind - jenes Gefühl wurde ihr erst genommen, je älter sie wurde.

Er zog ein weiteres Mal an seiner Pfeife.
"Es wird Zeit, dass wir den Völkern Alagaésias das größte aller Geschenke machen: Hoffnung!"

"Was wirst du tun, nachdem der Schatten vernichtet wurde und die Königin ihren Thron zurück erhalten hat?", fragte Astaya nach einem kurzen Nicken, senkte den Kopf wieder und legte die Hände in den Schoß, begann an ihren dünnen Fingern herum zu kneten.

"Ich werde der Menschheit im Kampf gegen ihre größte Prüfung beistehen und nachdem auch jene bezwungen wurde...." er ließ eine Pause in welcher er einen Rauchring blies.
"Dann, ja dann ist meine Aufgabe erfüllt!"

Astayas Gesicht zeigte einen bedauernden Ausdruck als sie ihr sich zu ihm wandte. "Deine Zeit ist noch sehr lang nicht gekommen." Sie ließ sich zurück auf das Bett sinken und wirkte plötzlich so jung, wie sie es eigentlich war. Ein Kind noch, das versuchte seinen Platz in jener Welt zu finden.
"Erzähl mir etwas", bat sie leise. "Eine Geschichte, so wie früher."

Kharas nickte, paffte etwas an dem seltsamen blauen Rauchkraut und durchforstete sein gedächtniss.
"Ah ich habe was! rief er aus und räusperte sich.

Eine Weile lang hatte sie seinen Worten gelauscht, hatte sich von der leisen Stimme des Ziehvaters einlullen lassen und sich das Kissen vom Kopfende des Bettes zu sich gezogen. Es hatte nicht lange gedauert bis der Tag seinen Tribut forderte und das Mädchen in einen leichten Schlaf abdriftete.

Mit einem leisen Lächeln trat Kharas an das schlafende Mädchen, nahm seinen Mnatel von einem Stuhl und deckte das Mädchen Damit zu.
"Schlaf gut meine Kleine..." flüsterte er leise und blieb am bettrand sitzen,über ihren Schlaf wachend

Astayas Schlaf war unruhig und aus einem unerfindlichen Grund zitternd hatte sich das Mädchen in den Mantel des Ziehvaters eingerollt, nahm den vertrauten Geruch wahr, der sie bereits seit Kindesbeinen an begleitet hatte. Er beruhigte sie und gab ihr das Gefühl von Sicherheit, obgleich die Bilder vor ihrem inneren Auge nicht einfach so abebben wollten.
„Vladimir wird einen Fehler begehen …“, wisperte sie leise, klang dabei als sei ihr Geist noch immer weit fort und in der Tat schlief das Mädchen noch immer, wälzte sich hin und her.
„Er wird Kräfte heraufbeschwören, die er nicht kontrollieren kann“, setzte sie nach einer Weile hinzu, keuchte leise ehe das leise Geräusch ihres Atmens verstummte.
„Jene Gewalten werden sich gegen ihn wenden … so viel Blut … Unschuldige … eine Waffe in seiner Hand … “, folgte es erst einen Augenblick später als der Atem des Mädchens wieder einsetzte, dann verstummte Astayas leise Stimme plötzlich und der Schlaf des Mädchens wurde ruhiger.
Scheinbar hatten auch die Bilder sie endlich losgelassen, deren Inhalt sie wie selbstverständlich vor sich hingesprochen hatte. Das Mädchen erinnerte sich nur selten an einen ihrer Träume, doch die Mitglieder der Arcanea hatten irgendwann bemerkt, dass sie wie selbstverständlich im Schlaf ihre Visionen berichtete und hatten jene Fähigkeit genutzt, die das Mädchen zu Beginn ihrer Ausbildung noch so sehr verstört hatten.
Inzwischen wachte sie noch immer mit Schmerzen auf, doch sie begriff allein anhand der Stimmung, die sie umso deutlicher wahr nahm, dass erneut etwas geschehen war – dass sie erneut geträumt hatte.

Nur wenige Momente vor Kharas betrat die deutliche Jüngere den Raum und blieb in einigem Abstand zu der Tür stehen, eben jener den Rücken zuwendend während ihr Gesicht einer der Wände zugewandt war. Es gab Momente, in denen die Dunkelheit vor ihren Augen sie zu erdrücken schien und wiederrum manche, in denen sie glücklich darum war, dass ihr Geist nicht mehr all die äußeren Einflüsse an ihr Gehirn weitervermittelte. Dies hier war einer der ersteren.
Sie lauschte den leisen Schritten des Ziehvaters, die näher kamen, nahm den leisen Windhauch wahr, der durchs Zimmer strich als die Tür sich hinter dem anderen schloss.

Kharas betrat das Zimmer und schloss die Tür.
"Wir werden noch heute aufbrechen!" sagte er,kaum das die Türe ins Schloss gefallen war.
Dies war typisch für Kharas, er überstürzte nichts - er überstürzte nie etwas - seine Entscheidungne standen über Wochen lang fest aber er teilte sie immer erst im allerletzen Moment mit.

"Heute", wiederholte Astaya leise als wolle sie diese Entscheidung noch einmal aus anderem Munde hören, dann nickte sie wie selbstverständlich, war sich jedoch für einen Moment nicht sicher, ob es wirklich klug war. Langsam wandte sie sich zu Kharas um, schaffte es jedoch nicht sich ein schwaches Lächeln abzuringen.
"Du sorgst dich über etwas."

"Wie kommst du darauf?" fragte Kharas - es war ob Astayas Fähigkeiten eine unnötige Frage, aber er stellte sie trotzdem.
Er glitt zu seinem Schrank hinüber und öffnete ihn, nahm die wichtigsten gegenstände heraus und verstaute sie in seinem Mantel - wie er derartige Dinge wie einen Dolch, oder einen Kochtopf in dem dünnen Mantel verstauen konnte mochten sich viele Fragen.
Doch fakt war das schließlich sogar ein Schwert und einzelne Rüstungsteile ihren Weg in die scheinbar unendlichen Weiten von Kharas Kleidungsstück fanden

"Vater ...", wisperte das Mädchen leise in einem undefinierbaren Tonfall zwischen verzweifelter Bitte und dem tiefen Seufzen einer alten Frau. Während all seiner Hektik hatte sie unbeweglich an der Stelle verharrt, hatte ihn tun lassen und sich weder bemüht ihm aus dem Weg zu gehen, noch sich in anderer Art und Weise zu bewegen, selbst ihre Gesichtsmimik schien mal abgesehen von dem leisen Beben ihrer Unterlippe vollkommen erstarrt.
Sie ahnte, was geschehen würde, hatte sie einen Teil all dessen doch als Beobachter selbst wahr genommen, doch sie erinnerte sich auch ebenso genau daran, dass ihr Bild plötzlich abgebrochen war und das seit dem die Finsternis über ihren Augen lag, die selbst ihrem Geist Möglichkeiten nahm jener zu entkommen.