Das vierte Gästezimmer

"Sowohl als auch..." erklärte Kharas gelassen, während er sich und Halibel einen lieblich duftenden Tee einschenkte.
"Nachdem der König der Zwerge weitere Kooperation verweigerte, und die Fürstin Dras Leonas aufgrund einiger unangebrachten Bemerkungne von einem der Reiter außer Gefecht gesetzt wurde, beschlossen wir das es sowieso nichts mehr zu beschließen gibt..." er nippte sacht an seinem Tee.
"Wir könne also bald aufbrechen!"

Wissend nickte Halibel und schmunzelte. "Die Unterwelt ist leer, da ihre Götter alle hier versammelt sind. Ein solches Treffen der einzelnen Herrscher nimmt selten ein gutes Ende, wie in einem der Kindermärchen", meinte sie und ließ sich auf einem der Stühle sinken, während sie den Duft des Tee einatmete.
Er war leicht und versprach einen gut schmeckenden Tee.
Halibel nippte vorsichtig an diesem und befand, dass er genau so schmeckte, wie er roch.
"Bald aufbrechen... meint ihr damit, dass es möglich ist, noch Morgen aufzubrechen? Ich müsste nachher den Männern, die mit mir hier her gereist sind, Bescheid sagen, wisst ihr... ich hoffe, sie können hier nächtigen. Die Reise war alles andere als angenehm gewesen"

"Ich werde aufbrechen sobald eure Mannen bereit sind, sie sollen mir nicht vom Fleisch fallen oder vor erschöpfung im stehen schlafen.
Hivnir ist ein guter Mann, er wird euch Baracken zur Verfügung stellen!" erklärte Kharas während er weiter an seinem Tee nippte.

"Das ist gut zu hören... ich werde ihnen nachher dann Bescheid geben. Sie werden sich sicherlich darüber freuen, davon zu hören"
Halibel wiegte die Tasse in ihrer Hand und ließ den Tee lautlos hin und her schwappen, ehe sie erneut davon trank.
"Ward Ihr mit der Königsfamilie befreundet? Ich meine nur... ich kann mich nicht erinnern, euch mal gesehen zu haben, wisst Ihr. Deswegen meine Neugier"

"Ich diente einst Runas Vater..." erklärte Kharas leise, während er weiterhin seinen Tee trank.

"Nach seiner Ermordung durch die Reiter ob seines Regierungsstils, ging ich fort und begab mich auf Reisen.
Ich verweilte für längere Zei bei allen Völkern..."
Er setzte die nunmehr leere Tasse ab.
"Und studierte weiter die magischen Künste!"

"Ah...Magie", murmelte Halibel, nickte knappt und nahm einen kräftigen Schluck ihres Tees. "Ward ihr denn erfolgreich? Ich... hörte, dass der Gebrauch von Magie sehr Kräfte zehrend sein kann... vor allem für uns Menschen", sagte sie und trank die letzten Tropfen ihres Tees.

Kharas lächelte knapp, nahm ein Stück Kandiszucker in die Hände und schloss die Handflächen.
Er flüsterte Worte in der alten Sprache, einem gesang gleich und blies in seine Handflächen.
Als er sie öffnete flogen ein dutzend Schmetterlinge heraus.

"Ich gehe mal davon aus, dass ihr noch viel mehr könnte, was wiederum dafür spricht, dass ihr in der Tat erfolgreich ward", sagte Halibel munter, die den Schmetterlingen nach sah.
Das leise Flattern ihrer Flügel war wie ein leises Rauschen.
Für seine Erfolge in der Magie sprach darüber hinaus auch die Tatsache, dass er nur in der Alten Sprache zu denken gebraucht hat, um die Magie anzuwenden. Das schafften nicht viele Menschen...
"Ich bin ehrlich beeindruckt... und davon überzeugt, dass ihr vermutlich keine Leibwächter braucht", sagte sie schmunzelnd.

"Möglicherweise der Optik wegen..." erklärte Kharas lächelnd.
Er sah aus dem Fenster hinaus.
Eine lange, gespannte Stille zog sich zwischen den beiden, ehe Kharas jene unterbrach.
"Ich wünschte es wäre nicht nötig als Truchsess zu agieren.
Wenn es nach mir ginge, wäre Runa gesund und sie slebst auf dem Thron!"

"Verstehe... nun die Umstände sind jedoch nun mal andere und ich bin froh, dass ihr fähig genug seid, um den Thron im Notfall auch zu verteidigen. In Runas Sinne... zumindest macht ihr keinen dämlichen Eindruck", sagte Halibel mit einem verschmitzten Lächeln und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
"Runa wird ihre Zeit brauchen und ganz besonders Ruhe und Abstand von all dem hier. Ihr tut ihr damit also nur einen Gefallen und dem Volk, zumindest jenen Bürger, denen das Wohl der Königin wichtig ist"

Kharas nickte.
Er sah eine Zeitlang in seine leere Tasse ehe er langsam seufzte.
Im allgemeinen schien es, als würde sich der Magier für vieles Zeit lassen.

"Ich werde mein bestes für das Volk tun!"

"Das will ich auch für Euch hoffen", gab Halibel zurück und schob ihre leere Tasse ein Stück von sich.
"Sagt, wenn ihr Hofmagus der Königin gewesen seid", begann sie, einem Gedankeneinfall folgend, "kanntet ihr da auch die Leibwächter ihrer Majestät? Damals, als ich Korporal war, gab es jemanden in der Kompanie, der man angeboten hatte, als Leibwächterin für Runa zu arbeiten... Zerra"

"Sie befindet sich in diesen Gemäuern.
Jedoch stimmt eure Anrede mittlerweile nicht mehr..." meinte Kharas.
"Die Fürstin von Teirm und Therinsford durch die Gnade der Götter, ihre Durchlaucht Zerra befindet sich wenn ich mir ihren Wunsch richtig in Erinnerung rufe im Bad des Palastes um sich frishc zu machen!" er schlug die Beine übereinander

"Wirlich?", fragte Halibel erstaunt, wobei sie sich leicht auf die Tischplatte stützte. Verblüfft starrte sie Kharas an, schüttelte dann den Kopf und brach erneut in Gelächter aus.
"Zerra eine Fürstin? Sieh an, sieh an... unglaublich, was sie alles erreicht hat. Hat sie denn noch dieses Schwert? Yawe? Ich schenkte es ihr einst, als sich unsere Wege trennten"

Kharas schüttelte den Kopf.
"Ich befürchte, ich zerbrach es in einem Kampf gegen einen Reiter..." gab Kharas zu und senkte beschämt den Kopf.
"Verzeiht mir, jedoch war es die einzige in der Nähe befindliche Waffe und es ging um mein Leben!"

"Wie!? Zerbrochen!?", raunte Halibel verärgert, schnappte nach Luft und winkte dann jedoch erstaunlich gelassen ab.
"Schon gut. Ich könnte damit ohnehin nichts mehr anfangen und ich bin mir sicher, dass sich für Zerra ein neues, vielleicht auch besseres Schwert finden lässt. Yawe war ein... Geschenk. Mein Vater hat es einst von einem Freund, einem Elf geschenkt bekommen.
Doch der Schwertkampf liegt mir nicht so... daher gab ich es Zerra. Nun, irgendwann brechen die besten Waffen... entweder sie oder ihre Besitzer. In diesem Fall war es eindeutig besser, dass Yawe zerbrach"

"Sie bekam meine Waffe..." sagte Kharas amüsiert und lehnte sich gegen seinen Stuhl.

Der Duft der Blumen zog durch das offene Fenster in den Raum und umspielte die anwesenden mit seiner lieblichen Note.
Ja, es würde bald alles so kommen wie es kommen sollte.
Dessen war er sich ganz sicher.

"Sein Name Lautet Varde!" erklärte er und als er den Namen des schwertes Aussprahc ging eine schützende Wärme durch den Raum.

"Vanyalí", murmelte Halibel leise, als sie die Wärme spürte. Magie war etwas wirklich faszinierendes und dieser Mann vor ihr wusste sie geschickt zu nutzen. Er musste ein Meister darin sein, unter den Menschen bestimmt. Ihr fiel niemanden ein, der mit Magie so einfach umging. Nicht einmal ihr alter Lehrmeister...
"Ich bin mir sicher, dass es Zerra einen guten Dienst erweisen wird, wenn es seinem Namen gerecht wird"

"Zerra ist eine starke Kämpferin, und das Schwert wird ein Werkzeug der Gerechtigkeit in ihren Händen sein!" stimmte Kharas zu.

Ja, dieses Schwert war mächtig und ihm wohnte ein ganz eigener Zauber inne, doch solche Triks benötigte Zerra nicht.
Sie würde Varde zu führen wissen, besser als er es jemals geführt hatte.

"Das ganz bestimmt... wenn sie noch immer die selbe Zerra ist, von damals. Sie war...", begann Halibel, verstummte dann jedoch und schüttelte lächelnd den Kopf.
"Ich bin mir sicher, dass sie noch heute so ist. Und eure Worte lassen bereits vermuten, dass ihr wisste, wie sie ist... ich denke, ich werde sie nachher suchen gehen..."

"Nun, ihr wisst einiges über Zerra - und mittlerweile einiges über mich, doch abgesehen von eurem Namen und eurem beruf weiß nich nichts über euch Halibel!" er lächelte sanft.
"Habt ihr den drang mich aufzuklären?"

"Und mein dunkles Geheimnis zu lüften?", fragte Halibel mit einem leicht verruchten Lächeln. "Nein, nicht wirklich. Doch ich werde solch einer netten Fragen des Truchsess wohl kaum keine Antwort geben können", sagte sie und lächelte amüsiert, stützte ihre Arme auf die Tischplatte.
"Ich wurde in Ilirea geboren. Mein Vater war Dymar Fa, ein... guter Freund des Königs. Ihm habe ich meine gute Ausbildung zu verdanken, als auch die Gelegenheit in das Heer des Königs einzutreten.
Ich war in der Zeit, in der ich dort als Soldat diente, dafür bekannt, einer der flinkesten zu sein... hm... ich weiß nicht, was wollt ihr denn wissen?"

"Ich wollte nicht wissen, wer euer Vater war, wo ihr geboren wurdet sondern wer ihr seid..." er schenkte ihr ein knappes Lächeln.
"Darauf kommt es letztendlich an!"

"Ach... nun dann. Ich bin nicht, wer ich bin", antwortete Halibel mit ernstem Gesicht und rührte bis auf ihre Lippen nichts anders.
Wie erstarrt lehnte sie auf dem Tisch und blickte Kharas in die blauen Augen.
"Wir wissen doch alle erst im Angesicht des Todes, wer wir wirklich sind. Erst da offenbart sich uns die Wahrheit über uns selbst... ich kann euch nicht viel über mich sagen. Außer... ich bin Halibel Fa, gezeichnet von Gutem und Schlechtem, das mir im Leben widerfahren ist und... aufrichtig. Ganz gleich, was ich tu.
Entspricht dies schon eher eurer Vorstellung von einer Antwort?"

Ein aufrichtige Lächeln zeichnete sich auf Kharas Züge, ehe er in ein glockenhelles charismatisches Lachen ausbrach.
"Ihr habt mich verstanden, das finde ich gut.
Ich begegne nur wenigen Menschen die dies von sich behaupten können!"