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Ein seit 2010 bestehendes Rollenspiel, das von der Vorstellungskraft seiner Nutzer lebt.
 
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 Zweites Gästezimmer

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BeitragThema: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyMo Mai 31, 2010 10:45 pm

Das zweite Gästezimmer, das rechts neben dem ersten Zimmer liegt, ähnelt vom Aufbau dem ersten.
Die Türe wurde aus feinstem Haus geschliffen und trägt einen grünen Stein in der Mitte. Das Zimmer an sich ist sehr hell, große Fenster ließen viel Sonennlicht ein, es sei denn man zog rote Vorhänge davor, die sich jeweils rechts und links von den Fenstern befanden. Ein Bett stand in der Ecke auf dessen Bettzeug frische Kleider lagen.
In der Ecke gegenüber befanden sich ein Tisch, zwei Stühle, sowie, von Rhea fest versprochen, Tinte und Papier. Davon abgesehen befand sich noch ein Schrank in dem Raum, sowie eine kleine Schale mit Obst.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyMo Mai 31, 2010 10:50 pm

Es war ein unglaublicher Anblick für Zerra, das dieses Zimmer ihr bot. Für jemand, der erst in einem Kerker nächtigen musste, dann zwei bis drei Wochen stetig unterwegs war, war dieser Anblick einem Paradies ziemlich nahe. Mit einem Lächeln in ihrem Gesicht schloss sie die Türe und ging auf das Bett zu.
Sie griff nach der Kleidung, wobei sie kurz inne hielt.
Ihre Arme wiesen diverse Striemen, Kratzer und Schürfwunden auf, außerdem bemerkte sie, wie dreckig sie eigentlich war.
Kurzerhand ging sie zu den Fenster, machte eines davon auf und verließ das Zimmer mit der neuen Kleidung.

tbc: großes Bad
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyDo Jun 03, 2010 11:28 pm

Das Zimmer kam ihr seltsam unwirklich vor, nach ihrem Aufenthalt im Baderaum. Zerra trat auf das Fenster zu, öffnete ein zweites und ließ sich den Wind ins Gesicht blasen. Ihr Haar wiegte leicht hin und her und ein angenehmer Lufthauch fuhr durch den dünnen Stoff.
Seufzend wandte sie sich wieder um, lehnte sich gegen die Wand und schloss ihre Augen. Es war friedlich und ruhig in ihrem Zimmer und auch in ihr selsbt herrschte eine Art innere Ruhe.
Obwohl sie doch eben ihr Geheimnis preis gegeben hatte.
"Hmm...", machte Zerra, während sie sich an früher erinnerte.
Auch das hatte sie lange nicht mehr getan. Meist vermied sie die Erinnerungen und verdrängte sie rasch...
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyDo Jun 03, 2010 11:52 pm

Zögerlich klopfte Lyonel an die Türe, die direkt neben seinem Zimmer lag.
Dreimal traf seine Faust auf das Holz, dann wartete er.
Hoffentlich hatte er sich nicht im Zimmer geirrt und hoffentlich hatte Zerra es sich nicht anders überlegt.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyDo Jun 03, 2010 11:58 pm

Das Klopfen riss Zerra aus ihren Gedanken, woraufhin sie sich rasch von der Wand abstieß und auf die Türe zu ging.
Sie öffnete die Türe und zog diese so weit auf, dass Lyonel mühelos herein treten konnte.
"Ich msus gestehen, ich habe mich in der kurzen Zeit noch nicht mit Planen befasst, falls du denkst, ich käme jetzt mit einer Unmenge an Idee", meinte Zerra lachend und schloss hinter ihm die Türe.
"Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Moment genosse... absolute Ruhe...
Das bin ich wirklich nicht mehr gewohnt. Selbst in der Brug in Ceunon hatte wir das nur äußerst selten... eigentlich nie"
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 12:10 am

"Pläne hat man nicht, Pläne entwickelt man."
Lyonel trat vorsichtig in das Zimmer und sah sich um. Es war geschmackvoll, nicht überladen eingerichtet und wirkte neutral, Ruhe ausstrahlend. Nur weniges darin erinnerte daran, dass hier jemand wohnte, weniger Persönliches von Zerra war zu sehen und der Großteil davon wirkte wie Inseln der Lebendigkeit im Ozean der Ruhe.
"Ich versteh, dass du die Ruhe genossen hast, vor allen Dingen nach der Reise. Das ist der Vorteil, wenn man auf dem Land wohnt, dort kann man immer Ruhe finden."


Sein Blick schweifte noch einmal durchs Zimmer, bis er wieder an Zerra hängenblieb, wie magnetisch.
"Wir können uns ja erst noch etwas Ruhe gönnen, bevor wir beginnen."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 12:17 am

Zerra, die sich bereits an den Tisch gesetzt hatte, aufrecht und mit ernstem Gesicht, sackte lachend in sich zusammen und ihre ernste Miene verschwand so schnell, wie sie gekommen war. „Das ist eine gute Idee. Das Bad und die Massage... irgendwie hat es mich schläfrig gemacht“, gestand sie, beugte sich nach vorne und ergriff eine Karaffe, die mit Wasser gefüllt war. „Möchtest du auch?“, fragte sie und zog bereits voraussichtlich zwei Gläser heran. "Als wir uns das erste Mal trafen, sagtest du, du kämest aus Kuasta... hast du dort schon immer gewohnt?"
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 12:27 am

Lyonel lachte trocken auf. Das gerade sie die Frage stellte, fand er irgendwie zu komisch. Fast so als würde ihm das Schicksal einen Streich spielen - dann allerdängs hätte das Schicksals einen echt merkwürdigen Sinn für Humor.
"Ich wünschte ich täte es.", sagte er, immer noch mit einem sardonischen Lachen, bis er sich mit einem Mal beruhigte und wieder ernst wurde.
"Ich wünschte wirklich ich täte es..."
Er brach ab und starrte auf das Wasserglas, während sich in seinem Geist und auch in seiner Mine ein Wechselbad aus verschiedenen Gefühlen zeigte.
Erinnerung, Schmerz, Wut und dann wieder Schmerz...
"Geboren bin ich, wie du, in Therinsford..."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 12:35 am

Erstaunt musterte Zerras Gesicht und bekam schon wenige Sekunden, nach dem sie ihre Frage gestellt hatte, ein schlechtes Gewissen. Scheinbar hatte sie hier einen wunden Punkt bei Lyonel getroffen. Da sie wusste, wie sich so etwas anfühlte, wollte sie nicht weitere darauf herum reiten und schenkte ihnen beide ein. „Wirklich? Aus Therinsford? Ich muss sagen... ich habe keinerlei Bezug mehr zu meiner Geburtsstadt. Sie... ich weiß nicht. Wenn man klein ist, übersieht man vieles... Therinsford ist nicht die Stadt, für die ich sie gehalten habe... im Gegenteil“, sagte sie und schob ihm sein Glas zu.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 12:51 am

"Wenn man klein ist...", wiederholte Lyonel zweifelnd und nahm dankbar einen Schluck Wasser.
"Aber eines haben wir gemeinsam: Keine Bindung zu Theringsford... keine Bindung mehr, auch wenn sie definitiv schöner war als dieses Drecksloch von Dras'Leona. Wobei, eigentlich kann ich das nicht bewerten, so viel von der Stadt habe ich nicht gesehen...."


Wieder lachte er trocken auf, das Schicksal für seine Ironie hassend.
Doch bevor er weitersprechen konnte, wurde er von seinen Erinnerungen überwältigt, die ihn wie eine Welle überrollten. Ewig schon hatte er nicht mehr an Therinsford gedacht, den Tod seiner Schwester, sein Versagen und dass er seine Eltern seit jenem schicksalshaften Tag nicht mehr gesehen hatte – und ihnen auch nie wieder in die Augen blicken könnte.

Er wollte noch etwas sagen, doch dann verschwamm das Bild vor seinen Augen und für ihn war es wieder jener schreckliche Tag im Frühling vor vielen Jahren gewesen. Der letzte Tag im Leben seiner Schwester...


Eine Art Patrouille aus vielleicht sechs Männern stand um seine Schwester herum, die mit offenem Mund die Männer anstarrte, unfähig zu sprechen. Zwei von Ihnen, ein großer Grobschlächtiger und ein kleiner Flinker waren Soldaten, zwei weitere Priester, das war an ihren Kutten zu erkennen, und einer schien sogar dem Adelsstand anzugehören, wie man an der eleganten Kleidung erkennen konnte. Einer der Männer, der den Wappenrock eines Söldners trug, nestelte gerade an seiner Hose herum. Das konnte nicht sein. Lyonel hatte sich zwar noch nicht viele Gedanken darüber gemacht, was zwischen Mann und Frau passierte, aber grob wusste er schon Bescheid. Und vor allen Dingen wusste er, dass seine Schwester das nicht wollte. Dass die erwachsenen Männer der hübschen, zehnjährigen Rose Gewalt antun wollten, um sie gefügig zu machen, um ihre niederen Instinkte zu befriedigen. Er hatte doch Mutter versprochen, auf seine kleine Schwester aufzupassen.



Tränen traten in Lyonels Augen, während er, unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen, regungslos am Tisch saß, während die Tränen wie Fische im Meer sein Gesicht hinabrannen.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 1:03 am

„Lyonel“ Nachdem Zerra an ihrem Glas genippt hatte, stellte sie es lautlos zurück auf den Tisch und war im nächsten Augenblick auch schon aufgestanden.
Mit einem Blick, der schlecht einzuordnen war, schaute sie ihn an. Es war unzweifelhaft eine Mischung aus vielem, aus Mitgefühl, Reue, Trauer und einigem mehr.
„Entschuldige. Es war nicht meine Absicht... du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Vielleicht... es war eine dumme Idee, mich anfangen zu lassen, denn ich stelle scheinbar zweifelsfrei die falschen Fragen“ Ihre Hände hatte sie flach auf den Tisch gepresst, der im Vergleich zu manch anderem angenehm kühl war, ähnlich wie die Fließen im Bad.
"Kann ich... etwas für dich tun?"
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 1:17 am

Mit geschlossenen Augen atmete Lyonel durch.
Zerras Stimme hatte die Dämonen der Vergangenheit wieder vertrieben und ihn zurück in die Gegenwart geholt. In die Wirklich. In das, was wirklich zählte.
"Nein, nein..."
Noch einmal durchatmen.
Dulde, mein Herz, du hast schon schlimmere Kränkung geduldet..., zitierte er in Gedanken die Stelle aus einem Epos über einen Helden, an dessen Namen er sich gerade nicht mehr erinnerte.
"Das war keine falsche Frage. Wenn es falsche Fragen gibt, dann habe ich eine gestellt, als ich dich eben gefragt habe. Jeder hat die Schatten seiner Vergangenheit zu tragen."
Er setzte wieder ein einigermaßen schiefes Grinsen auf und versuchte das ungute Gefühl zu verdrängen, von sich wegzudrücken wie einen schweren Stein, der auf den Schultern lastet.

"Wie fühlt es sich eigentlich an, darüber zu erzählen?", fragte er sie und sein Blick wurde wieder traurig.
"Ich hoffe gut, denn vielleicht ist es das, was ich brauche. Du hast mir vertraut, also vertraue ich dir."

Er redete eigentlich mehr für sich, mehr zu sich, als zu ihr, doch dann klärte sich sein Blick wieder und er sah Zerra geradewegs in die Augen.
"Ich habe versagt: Ich trage Schuld am Tod meiner Schwester."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 1:38 pm

Verblüfft schaute Zerra ihr Gegenüber an und ließ sich langsam wieder den Stuhl zurück fallen.
Verwirrt wischte sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und stütze sich dann mit beiden Armen auf dem Tisch ab.
„Ich bezweifle, dass du selbst es gewesen warst... daher würde ich sagen, dass du keine Schuld daran trägst.
Wenn du willst... kannst du mir davon erzählen...
Ich für meinen Teil fühle mich besser,... nachdem ich mit dir darüber gesprochen habe. Besser als zuvor.
Auch wenn ich bezweifle, dass ich das so schnell noch einmal tun und wem anderen davon erzählen werde“
, sagte sie und trank daraufhin ihr Glas leer.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 8:56 pm

"Ich habe versprochen auf sie aufzupassen und habe dabei versagt. Natürlich ist das meine Schuld.", sagte Lyonel, seine Stimme war entschlossen und hart dabei. Hart und fast ein wenig wütend, doch der Zorn richtete sich nicht gegen Zerra, sondern es waren die Lohen des Selbsthasses, die gierig an ihm leckten und ihn zu verzehren drohten.
"Es war...", begann er, nur um wieder abzubrechen.
"Ich kann das nicht erzählen. Ich kann das nicht in Worte fassen. Aber du beherrschst doch die Magie, oder?"
Seine Unterlippe zitterte.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 9:05 pm

„Ja... ein wenig. Natürlich bei weitem nicht so gut, wie Kharas... aber ein wenig beherrsche ich es“,
sagte Zerra und nickte langsam. Sie hatte irgendwie das Bedürfnis Lyonel zu schütteln, bis er verstand, realisiert, dass er nicht die Schuld dafür trug.
Fehler passierten... doch deswegen ist man nicht Schuld für einen Mord. Nicht unbedingt... Zerra fand ihr Glas in ihren Händen.
„Bist du dir sicher? Dass ich... in deine Gedanken schauen soll?“
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 9:14 pm

"Nein, eigentlich nicht.", murmelte er und grinste schief.
"Aber du solltest es tun, bevor ich es mir nachher anders überlege und mich mein Leben lang darüber ärgere, dass ich das damals nicht gemacht habe, Also los."


Er versuchte an nicht zu denken, denn er hatte gelesen, dass dann das Eindringen in Gedanken am einfachsten wäre, weil ein festes Denken an eine Begebenheit oder einen Zusammenhalt den geistigen Schutzwall errichten würde, der nur mühsam zu durchdringen war. Er wusste nicht, ob der Schutzwall aus Gefühl, Willenskraft oder Konzentration, vielleicht sogar aus einer Mischung der dreien gespeist wurde, aber er versuchte es Zerra so einfach wie möglich zu machen.

Langsam rief er sich die Szene vom damals in Erinnerung.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 9:18 pm

Wenn sie ehrlich war, hasste Zerra es, Magie auf diese Weise anzuwenden. Andererseits, hatte er nichts dagegen, im Gegenteil.
Er hatte schließlich davon angefangen. Dennoch, etwas befangen rief Zerra den inneren Wall in ihren Gedanken, und durchbrach diesen um Magie einzusetzen.
Behutsam tastete sie nach dem Geist von Lyonel und versuchte so sanft wie möglichst in seine Gedanken einzudringen.
Schweigend hatte sie dabei die Augen geschlossen un den Kopf dabei leicht gesenkt.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 9:35 pm

Lyonel biss die Zähne zusammen und erinnerte sich unsanft:

„Die Vöglein wollen Hochzeit feiern, in dem grünen Walde. Fiderallala, Fiederallala, Fideralla-lala-la“ Lyonel konnte die Stimme seiner Schwester hören, die durch die Wiesen hüpfte, während er sich an einem großen Holzstamm abmühte. Es war eine schwere Arbeit, aber sie war schön.
„Die Drossel war der Bräutigam, die Amsel war die Braute. Fiderallala, Fiederallala, Fideralla-lala-la“
Lyonel kniff abschätzend ein Auge zusammen und nahm für den nächsten Axthieb Maß. Mit einem gezielten Schlag traf er das Holz und trennte einen Ast vom Stamm ab. Bald wäre er fertig und sie könnten die Bündel mit Brennholz mit nach Hause nehmen. Vater würde stolz auf sie sein. Da er die Melodie des Kinderliedes kannte, begann auch er fröhlich vor sich hin zu pfeifen. Noch wenige Schläge, dann hätten sie drei Bündel zusammen. Eines würde Rosa nach Hause tragen, sie war immer sehr stolz, wenn sie helfen konnte, und zwei er. Mit dem Lied auf den Lippen holte er noch zweimal aus und trennte noch die restlichen Äste vom Stamm. Dieser würde hier liegen bleiben, die Männer aus der Stadt gingen regelmäßig den Waldrand ab und suchten die schweren Stämme, um sie im Rathaus als Reserve zu lagern. Langsam bückte er sich, sein Rücken schmerzte doch etwas vom Arbeiten, um das Holz zu bündeln zu binden. Während er sich auf die Knoten konzentrierte, leckte er sich konzentriert die Lippen und hörte auf zu pfeifen.
Es war still.
Zu still.
Wo war Rosa?


ZACK! Das Bild wurde schwarz und die Szenerie veränderte sich! Diesmal war es eine Arena mit hellem Sand, in welcher die unbarmherzige Sonne Dras'Leonas brannte...


Lyonel sah, wie sich der Netzarm seines Kontrahenten anspannte, dann schleuderte Verbir es von sich und es flog auf Lyonel zu, wie eine große, alles verschlingende Wolke.
Während dieser davonrannte, behält der das Netz seines Kontrahenten ständig im Auge, um zu sehen, wo es herunterkommt wie ein gewaltiges, schwebendes Spinnennetz, das nur darauf wartet ihn einzufangen wie eine unvorsichtige Fliege. Wenn Lyonel sich verschätzt hat, wird es ihn einfangen und dem Dreizack mit den Widerhaken hilflos ausliefern.
Einen Augenblick blähte es sich im Sand, dann fiel es in sich zusammen und blieb schlaff liegen. Verbir rannte darauf zu, um es wieder an sich zu raffen und Lyonel bemerkte, wie das Tosen der Schreie der blutgeifernden Zuschauer zunahm. Enttäuschung, dass es kein schnelles Abschlachten war? Freude darüber, dass der unbeholfene Junge entkommen ist?


Wieder ein Knall und ein erneuter Szenenwechsel. Zurück im Wald vor vielen Jahren, das Gefühl das irgendetwas nicht stimmte, brannte in der Brust...


Erschrocken fuhr Lyonel herum – und sah geradewegs etwas, was er niemals hatte sehen wollen.
Eine Art Patrouille aus vielleicht sechs Männern stand um seine Schwester herum, die mit offenem Mund die Männer anstarrte, unfähig zu sprechen. Zwei von Ihnen, ein großer Grobschlächtiger und ein kleiner Flinker waren Soldaten, zwei weitere Priester, das war an ihren Kutten zu erkennen, und einer schien sogar dem Adelsstand anzugehören, wie man an der eleganten Kleidung erkennen konnte. Einer der Männer, der den Wappenrock eines Söldners trug, nestelte gerade an seiner Hose herum. Das konnte nicht sein. Lyonel hatte sich zwar noch nicht viele Gedanken darüber gemacht, was zwischen Mann und Frau passierte, aber grob wusste er schon Bescheid. Und vor allen Dingen wusste er, dass seine Schwester das nicht wollte. Dass die erwachsenen Männer der hübschen, zehnjährigen Rose Gewalt antun wollten, um sie gefügig zu machen, um ihre niederen Instinkte zu befriedigen. Er hatte doch Mutter versprochen, auf seine kleine Schwester aufzupassen.
Wie gelähmt stand er da und sah zu, wie zwei Männer Rose festhielt und ihr eine Hand auf den Mund legten, während der unförmige Klotz mit der Uniform inzwischen mit seiner Hose fertig geworden. Sein Blick fiel auf die Holzaxt, die er noch in Händen trug.


ZACK! Wieder ein Szenenwechsel. Wieder die Arena, Diesmal zwei Menschen, dem aussehen nach Nomaden, beide mit Speere bewaffnet. Sie kommen auf Lyonel zu, bereit zuzustoßen.

ZACK! Das Bad in Aberon, warmes Wasser auf der Haut. Zerras Rücken in Großaufnahme.

Er trat vorsichtig hinter Zerra, penibel darauf bedacht, sie nicht zu berühren und betrachtete ihren Rücken.
Lange, leicht gekrümmte Linien, die sich in der Unendlichkeit verloren...
Die erst konkave, dann leicht konvexe Kurve ihrer Wirbelsäule, deren Konturen sich leicht unter der Haut abzeichneten. Ihre Lendengrübchen, kleine Ovale, hineingepinselt in die Ewigkeit.
Die erkennbaren Markanzen des Beckens...
Vorsichtig, fast zögerlich legte er auch seine Hände auf Zerras Rücken und ließ sie einfach dort, auf ihren Schulterblättern, ruhen. Sie waren seltsamerweise kühl, so als würden sie kaum durchblutet. Angenehm warm hingegen brannte die Hitze, die ihr Körper ausstrahle, fast an seinen Handflächen, leichte Wogen von innerem Feuer durchliefen seinen Körper, von den Handflächen ausgehend.

ZACK! Das kleine Mädchen, das Lyonels Schwester war, nackt und entblößt, ihren Peinigern ausgeliefert. Eine Stimme, schreiend, brüllend und tobend wie ein wildes Tier, kaum erkennend, dass es Lyonel war. Junge, unschuldige Haut unter der Gewalt von erwachsenen, lüsternen Männern aufreißend...



Zerra spürte einen leichten Druck, dann war das Feuerwerk, das surrealistische Schauspiel der Erinnerungen vorüber, abgebrochen.

Lyonels Gesicht war entschlossen verzerrt, er atmete schwer.
„Entschuldige... das war... das wollte ich nicht... das war zu viel...“
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 9:55 pm

Zerra hob ihre Hand und bedeutete ihm still zu sein. Sie hatte ihre Augen schmerzhaft zusammen gekniffen, geschlossen und verzog leidlich ihr Gesicht. Ein Schauer war ihr bei den Bildern über den Rücken gelaufen und hatte dafür gesorgt, dass ihr doch tatsächlich auf einmal erstaunlich eisig kalt war. Sie blinzelte langsam, atmete tief ein und öffnete ihre Augen. Erst jetzt bemerkte sie, wie verkrampft sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte. Dieses Verbrechen an seiner Schwester war ungeheuerlich... nein... viel schlimmer. So schlimm, dass auch ihr das passende Wort dafür nicht einfiel. Und dann diese Arena... sie war ihr bekannt vorgekommen. Zu bekannt. Es musste sich dabei um die Arena in Dras Leona handeln, jene, die sie damals mit Zar'roc besucht hatte...

„Haha, siehst du das? Nicht schlecht...“ Dunas hatte Zerra an der Schulter gefasst und deutete in die Mitte der Arena. Die tosende Zuschauermenge rief unentwegt einen ganz bestimmten Namen, doch Zerra hörte nicht hin. Sie lehnte auf einem der Geländer und blickte von oben hinab und den Hexenkessel. Aus ihm gab es nur ein Entkommen: Man musste überleben.
Nur wenige Meter von ihr entfernt saß Graf Vladimir, dessen Augenmerk auf das Geschehen im Zentrum gerichtet war. Neben ihm saß Baldor, mit seinem üblichen leeren Gesicht. Als würden da vor seinen Augen nicht tagtäglich dutzende Männer sterben.
Dunas lachte erneut begeistert und schlug gegen das Geländer. „Wow, ob er gegen mich eine Chance hätte? Was meinste... Zephyr?“, fragte Dunas, der sich grinsend zu ihr umwandt.
Zephyr. So nannte er sie oft. Eiskalter Wind, der den Tod bringt.
„Du würdest vermutlich ziemlich viel einstecken müssen“, antwortete Zerra, die sich nun wieder ganz dem Schauspiel zu wandt. „aber am Ende würdest du gewinnen. Deine Technik und dein Kampfstil sind nur schwer zu knacken, vor allem für Männer wie dort unten“
„Aber um ein paar von ihnen ist es wirklich schade. Der eine, der seinen Kopf verlor, der sah zuvor eigentlich ganz ansehnlich aus... Ein Jammer!“, beklagte sich Larxene, die hinter die beiden getreten war. Abschätzig schaute sie auf die letzten zwei Männer hinunter und zuckte dann gelangweilt mit den Schultern. „Die beiden sind nicht mein Fall... vor allem der eine da nicht... er gewinnt viel zu oft, das ist doch langweilig. Wo bleibt da die Abwechslung?“, beschwerte sie sich, ließ sich auf einen der freien Plätze fallen und spielte mit einem ihrer Messer.
Dunas stummte Zerra kurz an, nickte in Larxenes Richtung und verdrehte dann die Augen. Zerra lachte und der Gewinner wurde ausgerufen. Erneuten Beifall ertönte, doch auf ihrer Tribüne rührte sich keine einzige Hand, außer die von Dunas. Er fand solche Kämpfe unglaublich spannend und aufregend. Bei Malian war es ganz anders, er fand solche Veranstaltungen unglaublich langweilig und polierte dabei oft sein Bihänder. Das waren sie eben.
Sie sind Monster, Bastarde, gänzlich Verstoßene, skrupellose Mörder... aber sie waren auch ihre Familie. Ihre besten Freunde.


Vor langer Zeit. Zerra schluckte und schenkte sich erst einmal ein.
„Ich kann es kaum glauben...“, murmelte sie und stellte die Karaffe bereits wieder ab.
„Das... das war wirklich etwas, das man nicht in Worte fassen kann. Dieses Verbrechen... und diese Arena...“, sagte Zerra, zog das Glas wieder zu sich heran – das sie auch die Szene im Baderaum gesehen hatte, umging sie schlichtweg.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 10:09 pm

Lyonel, der immer noch mit seinen eigenen Erinnerungen zu kämpfen hatte, wurde von Zerras Erinnerung, die sich in seinen Kopf bohrte wie ein glühender Sporn, überrumpelt und konnte sich nur in ihr treiben lassen.
Zum ersten Mal erlebte er die Blutbegeisterung der Masse, das Gieren nach Blut und das Schreien nach Tod aus einer anderen Perspektive.
Bis jetzt war es für ihn nur ein nebensächlicher Umgebungseffekt gewesen, abstoßend, wenn man darüber nachdachte, aber letztlich von geringerer Bedeutung, wenn es darauf ankam zu überleben.

Einmal selbst - wenn auch nur mental - im Publikum zu sitzen, das war anders. Es war einerseits auf eine perverse Weise erfrischend, nicht selbst bangen zu müssen, sondern andere bangen zu sehen, mit seiner Stimme Einfluss nehmen zu können und andere für sich Anstrengungen und Schmerz auf sich nehmen zu sehen.
Es war ein gutes Gefühl, einer von Macht, doch gleichzeitig machte es Lyonel Angst.
War es wirklich so, Macht zu haben? Müsste Runa sich so fühlen.


Er schloss die Augen und leckte sich über die Lippen.
"Eigentlich sollte ich Dich jetzt aus ganzem Herzen hassen... aber..."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 10:39 pm

„Aber?“ Zerra umklammerte krampfhaft ihr Glas und hatte ganz in ihren und seinen Erinnerungen den dumpfen Schrei Runas überhört, der aus Ärger über Khalid kurz zu hören gewesen war.
Ihre Finger fühlten sich eisig an und das kühle Glas dagegen glich einer Wüste zur Mittagszeit.
Sie nahm ein paar Schlucke und ließ das Wasser ihre trockene Kehle befeuchten.
„Du hättest Grund genug es zu tun... Wir waren grausam. Die Zeit in Dras Leona... ein Zeit, die vermutlich die dunkelste ist, in meinem Leben. Nur auf eine andere Art und Wiese, als die eure... ich schäme mich auf sie zurück zu blicken...und ich hasse mich dafür.
Dein Hass... ist jedoch völlig unbegründet. Du warst damals alleine... jung... die Männer waren in der Überzahl. Du hättest deiner Schwester nicht helfen können...“
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 10:52 pm

Lyonel verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Ich habe Mama mein Wort gegeben, also hätte ich es halten müssen."
Er stütze das Gesicht in die Hände und barg es darin.
"Aber ich kann dich nicht hassen, es geht einfach nicht. Ich kenne Dich anders, ich mag dich anders, ich mag dich so, wie du bist, wirklich sehr.
Das warst nicht du. Das kannst du nicht gewesen sein. Du bist anders."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 11:05 pm

„Jeder von uns hat eine gute und eine schlechte Seite. Es ist unsere Entscheidung was wir daraus machen... das sagte mein alter Lehrmeister Garwen, als ich... durch die Stadt irrte und mich vor Zar'roc verbarg. Er fand mich und nahm mich bei ihm auf“, sagte Zerra, die ihren Blick von Lyonel abgewandt hatte und schaute stattdessen in ihr Glas.
Das Wasser schwappte leise hin und her, während sie das Glas weiter in ihren Fingern hin und her wandte.
„Ich entschied mich vor fünf Jahren für die gute Seite, für die Seite ohne Zar'roc. Und nun bin ich das, was ich heute bin...
Es stimmt. Ich habe mich verändert, sehr verändert und das ist auch gut so“
, murmelte sie nachdenklich und schaute dann kurz zu Lyonel auf.
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 11:36 pm

"Und so wie du jetzt bist, bist du genau richtig.", sagte Lyonel und lächelte ihr scheu zu. Warum sagte er eigentlich sowas? Zerra mochte ja nett sein, aber Hallo? Sie hatte zu denen gehört, die Sklaven gehalten und unterdrückt hatten, die ihren Durst mit Blut gestillt hatten und ihren Hunger mit dem Fleisch derer, die auf der falschen Seite des Systems standen.
Die, die die Waffen erhoben hatten, anstatt die Werkzeuge zur rechtschaffenen Arbeit zu verwenden.
Schakale, Blutegel, Maden am Fleische der Gesellschaft.
Andererseits, was brachte es, jetzt noch nachtragend zu sein?
Er kannte nur die neue, die gute Zerra - und er war irgendwie froh darum, sie zu kennen.

"Dann schlage ich vor, dass wir uns jetzt überlegen, wie wir deine Freunde überwinden können. Wir müssen sie finden, bevor sie dich finden und dann nehmen wir Vladimir erst seinen Arm, bevor wir ihm an die Kehle gehen."
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BeitragThema: Re: Zweites Gästezimmer   Zweites Gästezimmer EmptyFr Jun 04, 2010 11:45 pm

„Das klingt nach einem wirklich guten Vorschlag!“
Innerlich wieder ein wenig angespannter nickte Zerra und schob ihr Glas nun beiseite.
Anschließend stand sie voller Tatendrang auf, ging zu ihrer Tasche, die sie neben ihre Kleider gelegt hatte und zog aus dieser ein Stück Pergament heraus.
Mit diesem kehrte sie nun zurück und setzte sich wieder an den Tisch.
„Ich könnte beschreiben, wie sie aussehen, woran sie zu erkennen sind – leider verdecken sich meist ihre Tattoos, sodass man diese nicht unbedingt als Erkennungszeichen nennen könnte...“
Anders als ich, dachte Zerra und schielte kurz zu ihrem Tattoo.
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