Das vierte Gästezimmer

Kharas brach in haltloses Gelächter aus, welches total unpassend zur Situation wirkte.
Lachtränen liefen ihm die Wangen hinab.
Er wischte sch glucksend die Tränen aus den augenwinkeln.
"Es läd und geradezu dazu ein alle dem ein Ende zu bereiten und schenkt uns die Möglichen mittel und Umstände!"

"Es mag eine Einladung in Euren Augen sein, dennoch solltet Ihr bedacht handeln. Vladimir ist kein normaler Mensch, wie Ihr es wohl erwartet hatte - es stellte sich heraus, dass er ein Schatten ist", setzte sie hinzu und musterte jeden der Anwesenden genau.
"Wenn Ihr die Krönung Vladimirs verhindern wollt, dann werden wir euch in diesem Kampf beistehen", begann sie und wandte sich zu Runa um. "Die Reiter weigern sich etwas gegen den Schatten zu unternehmen. Sie sprechen davon, dass ihnen die Hände gebunden seien und dass Euer Volk sich selbst befreien müsse."

Kharas nickte und lehnte sich zurück, es schien als habe er längst einen Narrensicheren Plan, und wollte nun nur noch zusehen was die anderen taten ehe er diesen enthüllte.

"Mein Gott, das wird es tun, Lady Nyaralin, das wird es tun. Graf Vladimir regiert mit verflucht harter Hand, das habe ich selber erlebt, aber unter der Oberfläche gärt es und rumort es. Es gibt Widerstand und es gibt genügend Widerstand.", sagte Lyonel und ballte eine Faust.
"Wenn es das alles erfährt, diesen Wahnsinn... das gibt Aufstände, Revolutionen. Niemand will eine Sklavenarena, denn letztlich profitieren davon eh nur die Reichen und Adligen. Das einfache Volk, und das ist es, welches die Macht eines Volkes ausmacht, hat nichts davon, nur Scherereien und Angst um die Söhne des Volkes.
Wenn es sein muss, befreien wir uns selbst. Ich glaube fest daran, der Wille zur Freiheit ist stark genug, es muss nur Personen geben, die diesen Willen der Masse kanalisieren.
Handwerker, Bauern, Tagelöhner - das sind die Leute, die von Vladimir unterjocht werden und das sind die Leute, auf deren Schultern die eigentlich Last der Gesellschaft ruht.
Verdammt nochmal! Das mit der Arena darf niemals wieder geschehen!"

"Es gibt bereits Revolten in Ceunon. Die Bauern und Arbeiten lehnen sich gegen die Herrschaft eines Händlers auf und die Rufe nach der alten Königin werden immer lauter", wandte sie sich an Lyonel, registrierte den Funken an Hoffnung und Glauben in das eigene Volk in seinen Augen und konnte nicht umhin sacht darüber zu lächeln. Auch die Menschen hatten Hoffnungsträger und Sterne unter ihnen und in diesem einfachen Mann, der vor ihr stand sah sie einen dieser Sterne. Er würde noch Großes erreichen, dessen war sie sich sicher.

Kharas hörte all dem nickend zu.
Ja, sein Plan würde defintiv funktionieren.
Er lächelte schwach.
"Doch sagt Lady Nyaralin, seit wann reist jemand vom Rat allein?"

"In Ceunon?", fragte Lyonel und seine Hoffnung verwandelte sich zusehends in Verbissenheit.
"Solange der Graf mit seinen Garden in der Stad war, würde der Graf jeglichen Widerstand im Keim ersticken.
"Das ist nicht gut. Sie werden von der Garde aufgerieben werden, einer nach dem anderen. Vladimir ist nicht zimperlich was Leute angeht, die sich gegen ihn stellen."

Lyonel erinnerte sich an eine Szene aus seiner Gefangenschaft.
Zwei Gladiatoren, die sich in den Sklavenunterkünften angefreundet hatten, hatten sich geweigert, gegeneinander zu kämpfen, so wie es verlangt worden war. Sie waren nicht einmal in die Arena gegangen, sondern hatten sich geweigert ihre Zellen zu verlassen.
Graf Vladimir hatte beiden in der Arena bei lebendigem Leibe das Gemächt abschneiden und die Haut abziehen lassen - alles öffentlich in der Arena.
Das war der Grund, warum man an einem Ort wie diesem besser keine Freunde hatte.

"Königin, ihr müsst etwas tun. Wenn die Aufstände erfolgreich sein müssen, müssen sie das System an vielen verschiedenen Stellen lahmlegen, um es dann von innen nach außen zu zerstören.
Dort, wo die Arbeit niedergelegt und zu den Waffen gegriffen wird, das muss Vladimirs Truppen immer einen Schritt voraus sein. Wir müssen sie von einem Ort zum nächsten hetzen, langsam ermatten und ermüden lassen, bis wir ihn alleine stellen können - und dann wird ihm der Gar ausgemacht. Schatten hin oder her - am Ende wird er geschlagen werden, denn wir haben etwas, was er nicht hat: Solidarität. Wir stehen füreinander ein."

Solidarität.
Das war auch der Grund, warum sie um Zerra kämpfen mussten.

Angesichts Lyonels Worten nickte die Elfin nur kurz ehe sie die Aufmerksamkeit wieder Kharas zuwandte und das schmale Lächeln, das er zeigte, zurückgab.
"Ich reise nicht allein", erwiderte sie und trat einen Schritt auf den Hofmagier zu um das Gespräch Runas und Lyonels nicht zu stören. "Lord Ethra begleitete mich, doch hielt ich es für angebrachter die Nachricht allein zu überbringen."

"Ethra in zerani Niv?" hakte Kharas nach und ein seltsamer Schimmer lag in seinen Augen, der Name schien alte Erinnerungen zu wecken.
Längst verdrängte Ereignisse auf zu decken und im Geist des Magiers zu wüten wie ein Wirbelsturm.
Doch all dies versuchte Kharas zu verbergen.

"Ihr kennt ihn?", hakte Nyarálin langsam nach, wunderte sich innerlich ob Kharas' Reaktion. Der andere verwunderte sie, nicht zuletzt aus dem Grund, weil er Ethra zu kennen schien.

"Ich.... habe einmal von ihm gehöt!" wich Kharas aus.
Er strich sich noch einmal das Haar hinter die Ohren.
"Kann ich mit euch unter vier Augen reden?" bat Kharas und führte Zeige und Mittelfinger auf die Lippen.

"Natürlich", antwortete sie und verneigte sich noch einmal kurz in Runas Richtung ehe sie zu Ziran und Lyonel ein schlichtes Kopfneigen gab ehe sie sich umwandte und vor die Tür trat, dort auf Kharas wartend.

Kharas raffte seinen Umhang.
"Ihr entschuldigt mich kurz?" bat er und folgte Nyaralin.

Tbc: Garten des Palastes

Lyonel sah den beiden Elfen, die den Raum verließen nach. Irgendwie war er neugierig, was die beiden zu besprechen hatten, aber natürlich respektierte er den Wunsch der beiden, ungestört zu sein.

Und so war er allein mit der Königin im Zimmer des Hofmagiers - eigentlich eine unheimlich groteske Situation. Lyonel wusste nicht, wie er sich angemessen verhalten sollte, also verhielt er sich einfach gar nicht irgendwie, sondern schwieg und stand still da, räusperte sich nur hin und wieder.

Nach circa einer viertel Stunde öffnete sich die Tür erneut und der Hofmagier glitt wie ein Windhauch hinein, alleine.
Er straffte die Schultenr und rückte seinen Mantel zurecht.
"Wir haben Arbeit...."

Arbeit?
Was war schon Arbeit, wenn es wichtigeres zu tun gab?
Zum Beispiel Zerra zu suchen.

"Welcher Art?", fragte Lyonel schließlich und seufzte.

"Wir werden unter wirken von Magie unsere Gestalt verändern und uns als Gladiatoren in die Arena einschleusen!
Wenn Vladimir gekrönt wurde, wird er dort ein großes Fest abhalten.
Ich werde seine fähigsten Soldaten mit einigen wenigen worten töten und unsere maskerade fallen lassen, das wird unter den Zuschauern für Aufruhr sorgen!
Die anderen Soldaten werden nicht nur sehen, was mit den Anhängern Vladimirs passiert - sie haben die Leibhaftige Königin vor Augen welche - im gegensatz zu Vladimirs Behauptungne noch lebt.
Nicht nur dass, oben auf seiner Tribün sitzt Vladimir auf dme Präsentierteller!" erklärte Kharas.

Die Arena?
Kharas konnte das nicht ernst meinen, er war nie in der Arena gewesen. Er konnte nicht dort gewesen sein, ansonsten würde er nicht einen solchen Vorschlag machen.
"Kharas, bei allem Respekt...", begann Lyonel und bemühte sich darum, die Fassung zu wahren um dem Magier diese hirnrissige Idee nicht mit Gewalt aus dem Hirn zu prügeln.

"Das ist reiner Selbstmord. Vladimirs beste Truppen, er selbst... das ist, als wolltest du mit einer handvoll Schwertkämpfern einen Kavallarieansturm überstehen.

"Mut ist die Magie, die Träume wahr werden lässt!" sagte Kharas.
"Ich bin mir der Gefahr durchaus bewusst, aber wir sind nicht alleine Sir Lyonel!
Wir haben die Surdaner, wir haben die Elfen!" er lächelte gütig.
"Wir waren niemals allein, nur äußerst gut dairn unsere Augen zu verschließen!"

"Ihr habt keine Ahnung von der Arena. Ihr habt keine Ahnung, was es bedeutet zur Belustigung einiger Reicher um Leben und Tod zu kämpfen, Schmerzen und Blut dafür in Kauf zu nehmen, nur um irgendwelchen blutsaugenden Bastarden zu gefallen!"

Lyonel ereiferte sich, so sehr störte er sich an Kharas Vorschlag. Das war kein Vorschlag, das war Selbstmord, genauso wie das nichts mit Mut zu tun hatte. Mutig war es, das Richtige zu tun - nicht in einem Husarenstück alles zu verlieren.

"Wir sind nicht allein - gerade darum darf man nicht in die Arena gehen, denn dort ist man allein."

"Dann schlagt ihr etwas vor..." sagte Kharas seelenruhig.
Es schien, als würde er Lyonel beobachten.
Als wäre sich Kharas sicher, dass sein eigener Plan vollkommen ausgereift und Narrensicher war, und das egal was sich Lyonel ausdenken konnte dies in keinster Weise genauso genial sein konnte.

"Ich glaubte einmal zu wissen, warum es sich lohnte gegen Graf Vladimir und alle anderen Verachter von Menschenwürde Widerstand zu leisten: Weil man verdammt nochmal Ideale hatte. Vorstellungen, für die es sich zu kämpfen lohnte.", Lyonels Stimme war voll Bitterkeit, seine Gesten verbissen.
"Freundschaft... dass man einander nicht im Stich lässt..."
Lyonel wandte sich jetzt an Runa, genauso wie an Kharas.
"Und von daher brauchen wir Zerra."

"Und genau deswegen halte ich an meinem Plan fest!
Wer glaubt ihr,Lyonel wird neben dem Grafen auf der Tribüne stehen?
Natürlich Zerra!
Alles was ich gesagt habe, mein ganzer Plan ist wohl durchdacht!" erklärte Kharas leise.

"Genau.", Lyonel nickte.
"Euer Plan ist so durchdacht, dass wir uns nicht nur absichtlich in die Höhle des Löwen begeben, und zwar mit konzentrierten Kräften, sodass eine einzige Niederlage ausreicht um alles zu zerschmettern, nein, Euer Plan ist so genial, dass wir eine der Unseren dem Löwen direkt als Geisel in die Pranke geben. Hört sich wirklich fantastisch an."

Kharas war gütig und beherzt, hatte viel Geduld doch selbst einem Zauberer platzte irgendwann der Kragen.
"Lyonel!" erhob Kharas mit donnernder Stimme.
"Haltet mich nicht für jemanden, der mit faulem Zauber arbeitet!
Ihr werdet sehen, dass ich jeglice eventualität durchdacht habe. Zerra wird Vladimir einen Schwur leisten, welcher aufgrund einer meiner Finten nicht bindend für sie sein wird. Somit wird Vladimir jemanden hinter sich stehen haben, von dem er glaubt er sei durch die alte Sprache an ihn gebunden.
Die eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten!"