Gästesaal des Schlosses

In der anfänglichen Zeit, die er in dieser Stadt verbracht hatte, war seine Hauptbeschäftigt das lesen großer Schriften dieses Landes gewesen. Barden die ihre Werke niedergeschrieben hatten und dabei von blutigen Schlachtfeldern, doch auch von holden Jungfer und nicht ganz so holden Königinnen erzählten. Doch schließlich hatte sich der Arm der Wirklichkeit wieder nach ihm ausgestreckt, diesmal in Form von Aiko und als dieser damit angefangen hatte ihn genau zu instruieren wie er sich auf dieser Hochzeit zu verhalten hatte, hatte Hisoka das Buch schließlich seufzend zur Seite gepackt. Auch Mimi hatte sich nach den ersten paar Minuten zu ihnen gesetzt, sodass er sich, mit vier kritischen Augen die aufm ihn gerichtet waren, fast wie bei einem Kreuzverhör fühlte.
„Bruder, du scherzt nicht wahr? Ich kenne diese Kultur nicht, alles was ich weiß ist das sie sich einzig und allein durch den Sieg profilieren, zumeist im Kampfe! Und wann hast du mich das letzte Mal ein Schwert oder eine Axt halten sehen? Es ist richtig dass du nachdenken musst, denn an einen solchen Moment kann ich mich selbst nicht einmal erinnern. Aiko ich kann die Gallionsfigur für irgendetwas spielen solange man mir Befehle zuflüstert, das ist der Grund warum sich meine Städte so gut halten, doch glaube ich wohl kaum das ich uns in so einer Ehe Ehre bringen würde, zumal eine dieser Frauen meinen Antrag zustimmen müsste. Mimi ... sag doch etwas! Mach unserem Bruder klar das dass eine dumme Entscheidung ist!“

Aiko hob die Hand um zu symbolisieren, dass er keinerlei Interesse an weiteren Diskussionen hatte und schüttelte nur den Kopf. "Hisoka, das war nicht nur die Bitte eines Bruders. Du bist einer der einzigen Privilegierten, denen ich vertrauen kann. Du bist vom gleichen Blut wie ich und ich glaube fest daran, dass es dir gelingen wird die Solandri von dir zu überzeugen. Das was du über das Land der Solandri weißt ist schon mehr als ich über dieses Land wusste, als ich der Heirat zustimmte. Wir befinden uns in einem neuen Zeitalter und wir werden ewig auf der Stelle treten, wenn wir nicht einen Schritt nach vorne machen. Der steife Baum wird durch den Wind gefällt und nur der Bambus vermag zu überleben, wenn die Zeit gekommen ist. Du bist eine eigenständige Person Hisoka und ich vertraue dir und deinen Einschätzungen. Du wirst uns Ehre bringen und einen lang anhaltenden Frieden. Du wirst lernen die Frau zu lieben oder sie wenigstens zu mögen und das ist bereits viel Wert. Doch bitte ich dich nicht. Dies ist ein Befehl, geliebter Bruder. Der letzte Versuch dich zu deinem Glück zu zwingen, wenn du es so sehen willst"

Er hatte diesen harschen und strengen Tonfall nur selten bei seinem Bruder gehört, doch jedes einzelne Mal hat dieser ihm signalisiert das er nun lieber still sein sollte und gehorchen musste, wie es einem anderen Mitglied der Familie eigentlich immer gebührte. Aiko hatte ihn meist bei allen Dingen gefragt die ihn betrafen, was für ihn sprach denn kein Gesetz der Welt zwang ihn dazu doch musste er jetzt gehorchen und sich dem Willen seines Bruders, seines Königs beugen. „Sehr wohl.“ Hisako neigte den Kopf und verkniff sich jedes weitere Wort, blickte lediglich noch einmal hilfesuchend in das Gesicht seiner Schwester, doch diese saß nur in aller Seelenruhe da und schein die gesamte Szenerie nicht wirklich kritisch zu betrachten, ja sie schien es sogar fast zu befürworten, verständlich wenn man bedachte das auch sie immer und immer wieder nach einer passenden Frau für ihn gesucht hatte, doch an dieser Suche war auch sie gescheitert.
Er wusste nicht wie er bei diesem kriegerischen Volk eine Frau finden sollte, wie er in dieser Kultur überhaupt bestehen sollte, doch war es nicht an einem König auf so eine Frage eine Antwort zu finden. „Ich werde mein Bestes geben um dir Ehre zu bringen.“

"Das weiß ich doch" antwortete Aiko leise und legte seinem Bruder sanft eine Hand auf die Schulter. es tat ihm leid und schmerzte ihn die Wut und die Verbitterung in den Augen seines Bruders zu sehen, welcher sich dort hindurch fraß wie Wurmbefall durch Holz. Aiko wusste, dass sein Bruder seine Freiheit schätzte - die Möglichkeit zu tun und zu lassen was immer und wann immer er es wollte und genau dies auch bis in die letzte Sekunde auch auszukosten.
Doch Hisoka hatte eine Pflicht zu erfüllen, eine Pflicht die Aiko ihm bisher viel zu lange abgenommen und für den Anderen erledigt hatte. Doch er würde bald keine Zeit mehr finden auch noch darauf zu achten was Hisoka mit dem Lehen ihres Vaters Anfing und so würde sich Hisoka endlich der bitteren Realität stellen müssen, so hart und abschreckend sie für den Bruder auch sein musste. Es wurde Zeit, dass er erwachsen wurde und das war ein Prozess, der viel Schmerz und viel Leid mit sich zog. Das wusste Aiko. "Ich hoffe, dass du trotz allem Glücklich wirst und mir irgendwann danken oder... zumindest verzeihen kannst. Doch mir bleibt keine andere Wahl"

„Es gibt nichts was ich dir verzeihen müsste Bruder.“ Die Stille hatte ihn nach einer Weile lang förmlich aufgefressen, sodass er schließlich selbst das Wort ergriffen hatte, auch wenn ihm die Frage nach dem „Warum“ kurz darauf im Kopf schwebte. Er zürnte seinem Bruder vieles. Die Tatsache dass er stets der gewesen war, an dem er sich hatte messen müssen und dessen Perfektion in der Magie er nie erreicht hatte, dessen Charme er nie auch nur ansatzweise hatte, dessen Qualitäten im Führen er nie hatte und wohl auch nie haben würde. Er verübelte es ihm das er sich einfach so auf eine Heirat eingelassen hatte, doch das nun auch er heiraten musste? Vielleicht hatte er es im Innern bereits gewusst, gewusst dass er nicht ewig so weiterleben konnte und alle Regeln und Sorgen hinter sich lassen konnte. Kein Mann der Welt würde so bis zu seinem Grabestag leben, auch Hisako nicht.
Ob er dort eine Frau finden würde wusste er nicht, er kannte weder Kriegshandwerk noch den Kampf und in der Regel brauchte man Jahre der Erfahrung um ein wirklicher Kenner auf diesem Gebiet zu sein, doch hatte er weder die physisch Notwendigen Attribute, noch den Mut dafür. Doch würde er es nicht wage mit der Schande eines Fehlschlags zurück zu kehren, also würde er entweder auf dieser Insel seinen Lebtag verbringen, vor seiner Verantwortung davon laufen oder aber eine Frau würde sich irrwitziger Weise dennoch auf seine Bitte einlassen. „Ich kann deine Entscheidung verstehen und respektiere Sie. Ich will nicht auf ewig Schande bringen.“

"Du bringst nicht auf ewig Schande" erklärte Aiko langsam und fuhr sich über das Gesicht, während er versuchte Hisoka all das irgendwie begreiflich zu machen. "Ich fürchte nicht, dass du uns Schande bringst. Das könntest du auch nicht. Es gibt nichts weswegen ich mich jemals für dich wirklich schämen würde. Du bist mein Bruder und solange du das, was du tust aus bestem Wissen und Gewissen tust, so werde ich dir niemals zürnen" erklärte er dem anderen.
"Hisoka du bist mein Bruder und ich liebe dich. Ich denke, das ist eine Chance für dich auf eigenen Beinen zu stehen und dir etwas aufzubauen. Du bist Charmant und gebildet und wenn du die richtigen Hebel ziehst so - und da bin ich mir sicher - wirst du das ganze Land für dich begeistern können" er schenkte seinem Bruder ein Lächeln.
"Das ist eine wichtige Aufgabe Hisoka - das ganze Reich wird dir zu Dank verpflichtet sein, wenn es dir gelingt. Und es wird dir gelingen"

Die Tür zu dem Gästesaal war nicht richtig geschlossen gewesen und leise waren die Worte der beiden Brüder hinaus auf den Gang gedrungen, hatten dafür gesorgt, dass sie neugierig stehen geblieben war und die Stirn gerunzelt hatte während sie den leisen Worten folgte, die Aiko und sein Bruder miteinander wechselten, im ersten Moment nicht einmal wissend, was genau sie nun davon halten sollte. Die Stimmen der beiden Brüder klangen verzweifelt und für jeden Augenblick, in welchem Eindringlichkeit sich in ihnen wiederspiegelte, folgte ein erneutes Schweigen, das bereits auf dem Gang schwer zu ertragen gewesen war und sie leise hatte seufzen lassen. Wie es schien war also nun auch diese Familie nicht frei von all den Belangen, mit denen sich jede andere herumschlagen musste, selbst wenn sie Aiko im Stillen dafür bedauerte, all das schultern zu müssen und sich doch darüber zu stellen, um den Geschwistern ein Haltepunkt zu sein.
Sie hatte nie begriffen, wie er es trotz alledem noch mit einem Lächeln vermochte und als sie nun seine beschlagene Stimme hörte, fasste sie sich ein Herz und schob die Tür ein Stück weit auf, nur um dann für einen kurzen Moment lang inne zu halten und den Kopf ein Stück weit zu senken. Gewiss war sie unhöflich in diesem Moment und wenngleich sie auch die Königin dieses Landes war, so wollte sie sich zumindest für die Störung entschuldigen, die sie gebracht hatte. "Verzeiht die Störung ...", begann sie leise und ließ ein entschuldigendes Lächeln folgen, beobachtend wie Mimi jenes Lächeln erwiderte und ihr andeutete, dass sie ruhig näher kommen konnte. "Es gibt nichts, was wir verzeihen müssten. Wir werden bald eine Familie sein", ließ sie verlauten und Ileana lächelte dankbar für diese Worte ehe sie an Aikos Seite trat und ihm ein weiches Lächeln zukommen ließ, behutsam eine Hand ausstreckend und ihre Finger um die seinen legend. Sie wollte ihn nicht mit alledem allein lassen, was hier vor sich ging und was ihn im Augenblick weit mehr belastete als er zugeben wollte.

Aiko hatte aufgehorcht als die große Tür aufglitt und Ileana herein kam. Die Schritte ihrer kleinen Füße hallten hohl in dem Saal, welcher doch viel zu groß für diese kleine Ansammlung von Leuten war. Als nun ihre Hand ihren Platz in der seinen fand, so schenkte er seiner Verlobten ein ehrliches Lächeln. Es war eines dieser Lächeln, das ihr versprachen die Sterne vom Himmel zu holen und die Sonne in der Nacht scheinen zu lassen, wenn sie sich vor der Dunkelheit fürchten sollte. Er fuhr sich über den kleinen Spitzbart und hob kurz Ileanas Hand, ehe er sie sanft küsste und sein weicher Bart über die zarte Haut strich. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen meine Liebe" versprach er ihr. "Ich habe meinem Bruder nur mitgeteilt, dass ich es für klug empfinden würde, wenn er sich eine Frau aus Solandra sucht. Zur Festigung unseres Bündnissen und damit er jemanden hat, bei der sich seine Hörner abstoßen kann. Hisoka ist ein guter Mann musst du wissen und wenn es nicht so wichtig wäre, so könnte sich jede deiner Hofdamen glücklich schätzen einen mann wie ihn an ihrer Seite zu haben"

„Eure Hoheit.“ Hisoka neigte den Kopf sie tief wie man es ihm gelehrt hatte, wenn man mit höher gestellten Personen sprach und über die Worte seines Bruders errötete er kurz darauf. Es war nur allzu offensichtlich das er all dies sagte um seinen kleinen, nichtsnutzigen Bruder dazu zu bringen wenigstens ein einziges Mal etwas zu schaffen das für ihn und seine Schwester sprach. Mimi lächelte die junge Frau ebenso liebenswürdig an auch wenn er wusste, dass sie dieses Lächeln, wenn überhaupt nur zum Teil ernst meinte. „Mir gebührt die Ehre mich mit einer Dame aus dem Reich Solandra zu vermählen eure Hoheit, mein Bruder lässt mir damit eine große Ehre zukommen. Und da sich jetzt der Zeitpunkt bietet, möchte ich euch noch einmal innig dafür danken das ihr der Zusammenkunft und dem vereinen unserer Länder zugestimmt habt.“ Er verneigte sich erneut, diesmal länger.
Sie war in jedem Falle hübsch, zwar anders als die Frauen die er aus seiner Heimat kannte, doch hatte sie nichts desto trotz eine wahrlich vortreffliche Ästhetik inne. Ihre Augen, ihr Haar. Lippen, Ja selbst Größe und Busen waren in keinem Fall zu Beanstanden und es war offenkundig das sie eine Frau erster Klasse war, etwas was ausschließlich Männern wie Aiko vorbestimmt war. Was jedoch die Frage aufwarf wie wohl seine künftige Frau aussehen würde, doch wollte er die Frage darauf gar nicht wirklich beantwortet wissen.

"Natürlich ist er ein guter Mann - er ist dein Bruder, auch wenn ich glaube, dass er zu gut für meine Hofdamen ist", lautete Ileanas leise Antwort, die sie Aiko zukommen und von einem sanften Lächeln begleitet werden ließ ehe sie ihren Blick hinüber zu eben jenem jungen Mann hinüber wandern ließ, der hier vor ihnen stand und mit dem sie bis zu einem gewissen Punkt sogar Mitleid empfand. Sie mochte es sich nicht vorstellen, wie es sein musste, stets und ständig an jemandem gemessen zu werden und doch nie jene Leistung zu erfüllen, die von einem gefordert wurde und nicht zuletzt aus eben diesem Grund machte sie schließlich einen Schritt nach vorn, ließ ihr Lächeln aufrechter und freundlicher werden. "Nicht Euer Hoheit - Ileana", verbesserte sie schließlich und zuckte mit den Schultern, als bestünde dieses Gespräch aus vollkommenen Belanglosigkeiten und nicht aus wirklich wichtigen Angelegenheiten. Hisoka schien so in sich selbst zurück gezogen, dass sie nur allzu gern versuchte, ihn ein wenig hervor zu locken um zu dem Kern all dessen vorzudringen - vielleicht würde es ihm helfen. "Und was die Vereinigung unser beider Länder angeht - dafür solltet Ihr mir am allerwenigsten danken. Meine Ahnin war dafür verantwortlich, auch wenn ich ihr jetzt selbst innigst dafür danken muss", führte sie fort während ihr Blick für einen kurzen Moment zurück zu Aiko wanderte und ihr Lächeln weicher wurde. "Immerhin hätte ich sonst nicht Euren Bruder kennen und lieben gelernt", setzte sie nach und machte ein paar Schritte zurück.
"Solandra ist ein rohes Land und das Volk schüchtert schnell jemanden ein ... ich finde es nicht gut, wenn dein Bruder allein dorthin gehen würde, vor allem, weil er doch gar nichts darüber weiß. Alvias könnte ihn begleiten - immerhin ist er bereits ein Freund des Volkes und kennt das Land und die Leute und dein Bruder hätte Gesellschaft ...", überlegte sie schließlich leise und lenkte ihren Blick zurück zu Aiko hinauf, neben dem sie wieder Platz gefunden hatte.

"Ihm jemanden an die Seite zu stellen halte ich für eine gute Idee, vor allem wenn man bedenkt wie gefährlich dieses Land sein kann" erklärte er leise und fuhr sich über die Wange. "Doch bist du dir sicher, dass du Alvias erneut fortschicken willst? Coreen war eine lange Zeit in meinem Land und die beiden erneut auseinander zu reißen kommt mit grausam vor. Können wir nicht jemand anderen mit meinem Bruder schicken?" fragte er und schloss langsam die Augen, während er versuchte eine imaginäre Liste aufzustellen und von dieser aus einen geeigneten Kandidaten zu finden, doch blieb dies ohne Erfolg.
"Hisoka, was sagst du? Schließlich ist es deine Reise, also solltest du sie auch planen und vorbereiten. Wen willst du mit dir nehmen? Was brauchst du? Nur ein Wort von dir und dir wird sämtliche Hilfe zuteil, die du haben willst"

Natürlich brauchte er Hilfe, der kleine Bruder des großen Aiko welcher nicht einmal eine Reise allein unternehmen konnte, welcher nicht einmal in der Lage war auf sich selbst zu achten, während sein Bruder unter falschen Namen durch das gesamte Land zog und damit erneut seine Kühnheit bewies. Nein natürlich musste man ihn auf diese Weise demütigen, auch wenn ihm bewusst war, dass es vermutlich nicht einmal in ihrer Absicht lag, zumindest nicht in der der jungen Frau. All diese Lobpreisungen brachten ihn schließlich dazu die Augen nur ein Stück weiter niederzuschlagen und die Atmung möglichst flach zu halten damit man ihn ja nicht beachtete, doch die letzten Worte seines Bruders zwangen ihn schließlich dazu wieder zu sprechen.
„Ich werde keinen Begleitschutz brauchen, geliebter Bruder.“ Er war weder ein großer Herrscher den man beschützen musste, noch Jemand der auf sich selbst achten konnte, doch musste er dies, denn was er war, war ein Nichtsnutz. Doch Nichtsnutze galt es in der Regel nicht zu beschützen und wie hätten ihn die Männer dieses fremden Landes ihn wohl angesehen, wenn er um ihren Geleitschutz gebettelt hätte? „Diese Kultur zwingt mich dazu Stärke zu zeigen und wenn ich diese Reise mit Jemand tue, der dort bereits alles und jeden kennt, bin ich nur ein Wurm der sich hinter Jemanden versteckt. Nein Bruder, ich werde nicht viel brauchen. Sake und Verpflegung in erster Linie. Und eine Überfahrt in dieses Land. Vielleicht noch einen Brief der meinen Status legitimiert, mehr jedoch nicht.“

"All dies sollst du haben" versprach Aiko, welchem die Betonung in der Stimme seines Bruders nicht verborgen blieb und wenngleich auch Hisoka glaubte, er könne seine Gedanken verbergen, so vermochte Aiko doch in ihm zu lesen wie in einem offenen Buch. Es benötigte keine Magie dafür, keine Zauberstricks oder Taumathurgie. Hisoka war sein Bruder und er konnte in dessen Herz sehen. Aiko wusste um die Gedanken seines Bruders, um seine Gefühle und all dies schmerzte ihn mehr noch als jede Wunde, die man ihm jemals zugefügt hat.
"Und du sollst meinen Segen bekommen Hisoka. Ich... komm lebend zurück, mit einer hübschen Braut wenn das Glück dir Hold ist. Du bist mein Bruder, meine Familie und deine Taten werden die meinen sein. Ich bin stolz auf dich, vergiss das nicht" er lächelte diesmal nicht und eine Trauer, tief wie das Meer erfüllte sein Herz. Mochte sein Bruder auch glauben, Aiko würde alles können - so gelang es ihm doch nicht seinem Bruder zu helfen.

Schweigend hatte Ileana neben Aiko gestanden, hatte still verharrt und lediglich die Hand ihres Verlobten fest gehalten während der mit seinem Bruder gesprochen hatte. Es tat ihr weh, Aiko so zu sehen, die Trauer in seinen Augen zu erkennen und festzustellen, dass sie nichts tun konnte, um ihm zu helfen und dass sie ebenso unfähig dabei war, Hisoka zu helfen, der noch immer vor ihnen stand und sich mehr denn je in sich selbst zurück gezogen hatte. Nichts außer hier zu sein und wenigstens einem von ihnen beiden zu helfen, indem sie einfach zeigte, dass er nicht allein in alledem war und sie keinen einzigen Schritt zur Seite treten würde, solange er sie brauchte. Aiko war bereit gewesen, all die Schwierigkeiten Alagäsias gemeinsam mit ihr zu tragen, nur um ihretwillen und wenngleich er tausende anderer Allianzen haben könnte - er hatte sie und ihr Reich gewählt und so sehr sie ihn auch verwünscht hatte, inzwischen war es anders und sie wollte ihm helfen, wollte bei ihm sein - mit ihrem ganzen Herzen und all ihrer Seele.
Ein leises Seufzen entrang sich ihrer Lippen und langsam senkte sie die Lider, wagte es für einen kurzen Moment lang sich halb an Aiko sinken zu lassen ehe sie ihn behutsam ein Stück weit zu sich zog, nur um ihre Stimme leise zu erheben - leise genug, um ihre Stimme ein Wispern in dem lauen Herbstwind sein zu lassen, der durch die offenen Fenster in den großen Saal getragen wurde und ein leises Lied mit sich trug. "Ich bin bei dir", versprach sie leise und hob langsam wieder den Blick, um die dunklen, traurigen Seelenspiegel anzusehen, die ihr entgegen blickten und die so tief waren, dass sie für einen kurzen Moment darin zu ertrinken glaubte. Augen, die ihr sonst immer mit so viel Wärme angeblickt hatten und die sie doch so oft schon zum lächeln gebracht hatten, ihr die Hoffnung zurück gegeben hatten, wenn sie geglaubt hatte, sie selbst verloren zu haben. "Ich verspreche dir, dass ich immer da sein werde", ließ sie noch leise folgen und lächelte sanft. Mochte sie auch noch so jung sein und mochten die Zeiten auch noch so stürmisch werden - sie würden überstehen und solange sie sein Lächeln wieder würde sehen können, würde es das wert sein, jeden Tag aufs Neue Kraft aufzubringen, um auch ihn zu halten, wenn er selbst verzagte und seinen eigenen Glauben nicht mehr fand.
All die Dinge, die sie zuvor noch aufgebracht hatte, die Fremdheit Aureas und ihre Kultur, waren vollkommen unwichtig geworden, nachdem sie die Gelegenheit gehabt hatte, ihn wirklich kennen zu lernen - sich mit ihm zu unterhalten und immer wieder neue Themen zu finden, mit denen sie Stunden überbrücken konnten, ohne dass sie selbst davon ermüdete. All ihre Vergangenheit und die Dinge, die sie zurück gehalten hatten zu Beginn, waren nun vollkommen unwichtig geworden, als sie ihm einen seichten Kuss auf die Lippen hauchte. "Wenn du mich noch immer an deiner Seite haben willst ..."

Natürlich will ich das" erwiderte Aiko ihr und strich langsam und sanft über ihre Wange. Die feinen Härchen ihrer Pfirsichhaut stellten sich auf und während Aiko langsam über ihr Kinn fuhr spürte er erneut das prickeln in seinem Bauch, spürte wie die Röte in sein Gesicht schoss und dort verharrte, ihm einen lebendigeren Tein verlieh als es bei seiner blassen Haut sonst üblich war.
"Du darfst nie wieder fortgehen, das weißt du doch" er spürte ihre Sorge um ihn und wenngleich ihre daraus entstehende Fürsorge ihn wie ein warmer Mantel umschloss und er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, so schämte er sich doch ob der Tatsache, dass er ihr derart viel Kummer bereitete.
"Danke, dass ich dich habe. Ich danke dem Gott deines Volkes und den Kami, den Ahnen und dem Chi und allen Sternen, das ich dich getroffen habe" flüsterte er leise, ehe er sich an seinen Bruder wandte. "Und ich bin mir sicher, so wie ich das Glück in der Fremde gefunden habe, so wirst auch du viel Positives in Solandra finden"

Das Glück das er in dem Land finden sollte in das sein Bruder ihn abschob, wirkte ihm mehr schleierhaft als wirklich gewiss und die Tatsache das er nun mit seiner Liebsten vor den Augen ihrer Schwester und auch vor Hisakos Liebkoste, verschlechterte seine Stimmung nur noch weiter. „Mit Verlaub ich bin mir nicht sicher ob ich dort das finden werde, was du hier gefunden hast Bruder.“ Er nickte noch einmal lächelnd in die Richtung des jungen Fräuleins. Mimi hatte Recht behalten, sie war kaum mehr als ein Kind, aber dennoch schon auf dem Thron über ein gesamtes Land. Er blickte immer wieder verstohlen zu seiner Schwester hinüber, welche ihn seinerseits jedoch nur mit einem neutralen Blick strafte.
„Nun ich werde einiges für meine Reise vorbereiten müssen mein verehrter Bruder. Ich muss mich vorbereiten und von Kämpfern lernen wenn ich dir keine Schande machen und bei der Brautwerbung Erfolg haben will.“ Doch so sehr er sich es auch wünschte, um die Hochzeit, um das große Spektakel das einzig seiner Frau und ihm gewidmet war, würde er dennoch mitansehen müssen. Wie ihn jeder dieser Fürsten mit Lobpreisungen und Glückwünschen überhäufen würde, doch zumindest die Aussicht auf die fließenden Mengen Alkohol machten diese Vorstellung erträglich.

"Hisoka" Aikos Stimme durchschnitt die Luft wie ein Peitschenhieb. Er kannte seinen Bruder lange genug, war mit ihm aufgewachsen und hatte mit ihm gelitten. Er war dabei gewesen, als Hisoka seine ersten Schritte getan hatte. Er hatte zusammen mit ihm Pfirsische von den Bäumen gestohlen. Sie beide hatten bei Feiern ihres Vaters zusammen Sake gestohlen und diesen getrunken. Sie hatten beide am nächsten Tag krank im Bett gelgen, während ihr Vater ihnen lächelnd Wasser gebracht und sich um sie Sorgen gemacht hatte.
Als sich Hisoka schließlich umdrehte kam Aiko vor ihm zum stehen und schlug ihm ins Gesicht. Der Schlag war fest und zielsicher, traf auf die Wange seines Bruders und einer seiner Ringe riss Hisoka eine kleine Wunde, welche Aiko bedauerte - er hatte den Ring gänzlich vergessen. "Halt den Mund" fluchte er leise und seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen. "Du wirst keine Schande über mich bringen. Doch so wie es scheint, legst du es geradezu darauf an. Ich habe dir alles gegeben was ich dir geben konnte. Ich versuche dir stets weiter zu helfen und dich zu unterstützen und alles was ich dafür bekomme sind verborgene Anfeindungen deinerseits! Du glaubst tatsächlich, dass du nichts erreichen kannst oder? Was willst du? Unendliche Macht haben und jeden übertreffen? Der Mensch, der Berge versetzte, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutrage Hisoka. Aber du bückst dich nicht einmal nach dem Stein, da du glaubst du könntest ihn sowieso nicht anheben. Was soll das?"

„Es tut mir Leid wenn ich euch erzürnt habe, geehrter Bruder.“ Zischte er leise und hielt sich die Wange, an welcher der Ring ein Stück Haut mitgerissen hatte. Die Stelle vibrierte, dort wo er getroffen hatte stark und als er sie betastete, fühlte sie sich dumpf an. „Alles was du mir gibst ist Spott, Spott und Verachtung. Du und deine Geliebte ihr prahlt regelrecht damit das ich ebenso viel Glück habe werde wie ihr, das ich meine Frauen nicht mehr kaufen muss und mich eine aus eigener Initiative liebt, doch der einzige Grund außer Geld wird der sein, das ich dein verdammter Bruder bin. Seit Kindesbeinen an..“ Seine hob sich ohne dass er es bemerkte und ehe er sich versah, hatte er diese ebenso zur Faust geballt, doch riss er seinen Bruder zuvor von den Beinen indem er sich gegen ihn warf, sodass dieser mit dem Gewicht beider auf den harten Boden aufkam.
„… jedes Mal wenn ich Vater fragte ob ich etwas gut gemacht hatte, verglich er mich mit dir und nie wurde ich diesem Anspruch gerecht. Magisches Talent, ein Charisma sondergleichen, so ein lieber, guter Junge, ich kann ich will es nicht mehr hören! Du hast nichts davon verdient! Nichts!“ Seine Stimme schrie nicht mehr sondern grölte förmlich, sodass seine Stimme fast vollkommen verfremdet wurde und seine Hände, die bisher in die Kleidung von Aiko geklammert waren, lösten sich nun und schlugen auf den Bruder ein.

Aiko spürte nur einen dumpfen Aufprall, als er auf den Boden traf und ihm alle Luft aus der Lunge gewichen war. Kaum, dass er einen weiteren Atemzug getan hatte stürzte sich bereits Hisoka auf ihn und drückte sein Knie auf dessen Brustkorb, so dass der Magier erneut kaum Luft bekam. Die Schläge prasselten auf ihn ein und Aiko spürte wie seine Lippe platzte, biss sich auf die Zunge und schmeckte den metallenen Geschmack von Blut im Mund. Er hörte die Vorwürfe seines Bruders, die tiefere Wunden schlugen als es die Fäuste des anderen taten. Aiko war in der Kampfkunst bewandert. Er besaß magische Fähigkeiten doch er tat nichts um seinen Bruder von sich hinunter zu werfen und den einzigen Zauber den er warf, war eine kleine, durchsichtige Wand zwischen den beiden kämpfenden und den beiden Frauen, denn Aiko hatte zu viel Angst, dass Hisoka sich in seiner Wut auf die beiden Frauen warf, die Aiko alles bedeuteten. Als Hisokas Stakkato der Schläge schließlich aufhörte und Aiko spürte wie Blut seine Stirn hinab lief, hob er sanft den Kopf. Blut lief ihm in die Augen und sein Kopf fühlte sich zu groß für den Rest seines Körpers an. Er spuckte einen Mund voll Blut aus und war froh, dass seine Zähne nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren. "Danke... das du mir gesagt hast was dich bedrückt" flüsterte er leise. Seine Stimme fühlte sich ungewohnt an. "Und bitte verzeih, welcher Kränkung du wegen mir ausgesetzt warst. Das war niemals mein Wunsch Hisoka. Du bist mein Bruder. Mein lieber, kleiner Bruder und ich liebe dich. Wenn es in meiner Macht Stünde, so würde ich dir alles geben was ich besitze - ich bin der Meinung, es ist sowieso zu viel. Wenn ich könnte, so dürfstest du mit mir den Platz tauschen, solange ich nur Ileana weiterhin an meiner Seite wissen darf. Aber es liegt nicht in meiner Macht. Ebenso wenig wie in deiner. Wir können nur versuchen... das beste daraus zu machen. Du musst deinen eigenen Weg finden, statt in meinen ausgetretenen Pfaden zu laufen Hisoka. Ich bin diesen Weg gegangen und glaube mir, nichts schönes wartet am Wegesrand" er keuchte, spuckte erneut Blut. "Ich.... habe dich immer beneidet, weißt du? Du konntest... deinen Tagträumen nachhängen. Du konntest sein wer immer du sein wolltest, während Vater mich stets zu neuen Höchstleistungen antrieb. Ich bin ihm dankbar heute, aber damals. Wenn ich aus dem Fenster sah und du unten im Hof spieltest, während ich... lernte. Da wollte ich mit dir tauschen. Es tut mir leid, dass es so gekommen ist"

„Selbst jetzt spottest du über mich, sprichst zu mir mit geschönten Worten obwohl der Inhalt nur Schall und Rauch ist, wer bin ich, das man ein Leben wie du es hast gegen deines Austauschen würde? Ich verriet meine Schwester und log als man mich fragte, ob ich etwas sehe wo eigentlich nichts sein darf und ich lernte nie so schnell, sie so gut wie du, weswegen Vater mit mir irgendwann abschloss, da ich nicht über das Niveau eines Mittleren hinaus käme. Du hast eine Frau die dich liebt, die die Augen nicht von dir lassen kann und im Gegensatz zu mir hast du sie nicht dafür bezahlt, sie tut dies aus freien Stücken. Oh ja natürlich, natürlich wird nun die Weisheit meines Bruders folgen der meinen Weg versteht und ihn für mich ebnet, ich werde ebenso glücklich werden. Bruder, ich weiß wie meine Zukunft aussehen wird. Ich werde Jahre damit verschwenden nach einer geeigneten Frau zu suchen bis ich eine gefunden habe, die sich mit mir liieren würde und selbst dann nur, weil du, der große Herrscher, mein Bruder bist. Du glaubst unsere Stellen sollten vertauscht sein? Nein, einer von uns beiden sollte nie geboren sein, Mimi ist die, die deinen Ansprüchen genügen kann, ehrenvoll ist. Du bist derjenige der die Menschen führt, ich jedoch habe keinen Platz in dieser Welt. Doch all diese Abscheu, all diese Scham vor meinem nichtsnutzigen Dasein verbirgst du hinter geschönten Worten.“
Er wusste nicht was er tun sollte, wusste nicht ob er vor Wut nicht erneut schreien sollte oder einfach nur auf die Knie sinken sollte, als verharrte er einfach, in der Hoffnung sein Bruder würde nun ebenfalls endlich das zeigen, was er wirklich dachte.

Erschrocken hatte Ileana aufgeschrien als Hisoka plötzlich auf Aiko losgegangen war und war nach vorn gehastet, nur um schließlich von Mimi aufgehalten zu werden, die sie am Arm gegriffen hatte und zu sich gezogen hatte und die Arme um sie gelegt hatte, sie an sich drückte, um ihr den Blick auf die beiden Brüder zu verwehren. Doch sie konnte damit nicht verhindern, dass Ileana jedes einzelne Wort von alledem hörte, was Hisoka Aiko vorwarf und wie dieser versuchte sich zu rechtfertigen und wenngleich sie sich auch einzureden versuchte, dass all das gar nichts mit ihr zu tun hatte und sie doch im Grunde nichts anging - die unfairen Vorwürfe trafen auch sie und brachten sie zum weinen, trieben ihr die Tränen in die Augen und ließen selbige über ihre bleichen Wangen rollen während sie Mimis Zittern unter ihren Fingern spürte, die der Streit auch nicht kalt ließ. Sie wusste nicht, ob die andere ebenfalls zu weinen begonnen hatte oder ob es ihre eigenen Regungen waren, die sie spürte. Das konnte doch alles nicht so weitergehen ... er durfte Aiko nicht weiter weh tun.
"Aufhören!", schrie sie schließlich laut und mit einem lauten Klirren barst die Barriere, die Aiko gewoben hatte, um Mimi und sie zu schützen, ebenso wie die Gläser, die sich auf den Tischen befanden, und die Scheiben der Fenster, deren Scherben jetzt zu Boden fielen als wären sie nichts anderes als glitzernder Regen auf den Straßen. "Hört auf ...", versuchte Ileana es noch einmal, die sich inzwischen wieder von Mimi gelöst hatte und auf die beiden Brüder zutrat, zwischen die beiden ging und sacht den Kopf schüttelte. "Ihr seid doch eine Familie." Sie selbst wusste, wie es war eine Familie zu haben, die sie nicht kannte und die ihr nichts entgegen brachte, die sich nur dann um sie gekümmert hatte, wenn es ihr irgendetwas gebracht hatte und umso schmerzhafter war es nun zu hören, wie Hisoka Aiko Vorwürfe entgegen brachte, die weder gerechtfertigt, geschweige denn wirklich fair waren.

"Ileana..." flüsterte Aiko leise und blinzelte, als sie nun neben ihm stand. Sie hatte seine Barriere zersplittern lassen und das, ohne das es sie eine wirkliche Anstrengung gekostet hatte. Er spürte wie sein Bruder das Knie von seinem Brustkorb nahm und einige Schritte zurück trat. Aiko richtete sich ebenfalls auf, spürte wie ihm ein wenig Blut ins Ohr schwappte und wagte es danach nicht noch weiter aufzustehen. Seine Sicht verschwamm kurz, helle Lichtblitze zuckten durch seinen Geist und er keuchte. "Ist es also das, was du denkst?" fragte er leise und fuhr sich noch einmal mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen.
"Du hast Mimi und sie versucht sich stets um dich zu kümmern. Das du gelogen... und sie damit verlassen hast ist kaum ihre Schuld. Du hättest etwas anderes werden können, statt mir nacheifern zu wollen. Du kannst eine Frau finden, die dich um deinetwillen liebt, wenn du nur einmal daran glauben würdest" er spürte langsam wie eine seltsame Art von Zorn in ihm aufstieg. Er hasste Hisoka nicht, sondern war enttäuscht, dass der andere sich selbst derart behinderte. Er war zornig, dass Hisoka sich selbst und die Welt so zu hassen schien. "Du bist so darauf versteift, dass du nichts zu stande bringst, dass es dir niemals gelingen kann. Du.... könntest so viel erreichen, wenn du es nur endlich angehen würdest" er musste kurz innehalten. "Du hast dein Leben selbst sabotiert und anstatt etwas daran zu ändern gibst du anderen die Schuld..." er spürte wie heiße Tränen seine Wangen hinab liefen und in den Wunden brannten.

„Du gönnst es mir nicht einmal recht zu behalten, nicht wahr Bruder? Nein niemand anderes ist an meinem Leiden Schuld und sollte einer von euch beiden jemals einen Fehler begehen, so werde ich, das Gespött von ganz Aurea daran schuld sein. Denn, so werden sich viele Fragen, wie kann man überhaupt mit so einem Mitglied in der Familie bei klarem Verstand bleiben und überlegte Entscheidungen treffen, denn, wie bekanntlich jeder weiß, muss man auf den dummen Bengel schärfer aufpassen als auf eine Horde Kleinkinder. Wie, werden viele Fragen, kann man es überhaupt mit so einem Dilettanten Menschen ertragen, da man doch Abseits dessen so viel auf dem Rücken Schultern muss, ein ganzes Reich, nein, jetzt sogar zwei, geliebter Bruder. Würdest du einen Fehler begehen, so wäre die Schuld meine. Die Fehler jedoch die ich beging, die ich begehe und die ich jemals begehen werde fußen auf der Schuld von niemand anderen als mir, denn ich bin derjenige, der Unheil verübt, nicht dem Unheil zuteil geworden ist.“
Seine Augen sprachen von einer Abscheu, die, hätte er sie selbst im Spiegel gesehen, ihn erschreckt hätten. In seinem Magen ballte sich ein unbändiger Zorn den er am liebsten erneut frei gelassen hätte, doch der plötzliche Ruf der jungen Hurenkönigin, woraufhin alle Glas geborsten war, hatte ihn so sehr erschrecken lassen, das er noch immer inne hielt. „Es gibt nichts dass du für mich tun kannst, Aiko.“

"Himmel, jetzt haltet aber mal beide die Luft an!", fuhr eine andere Stimme von der Tür her auf, in welcher eine andere Gestalt aufgetaucht war und nun mit langen Schritten hinüber zu Hisoka trat, ausholte und dem anderen ebenfalls fest ins Gesicht schlug, dabei willentlich und wissentlich die andere Wange treffend als jene, die zuvor Aiko getroffen hast. "Du hast bislang ziemlich viel geschafft, Hisoka - das muss man dir wirklich lassen. Du hast es geschafft, wie ein trotziges Kleinkind zu wirken, du hast es geschafft, deine Schwester zu verletzen und du hast es geschafft Aiko halbtot zu prügeln. Du hast es geschafft, dass alles durch das halbe Schloss gedrungen ist, du hast es geschafft, dass Ileana Angst vor dir hat und der wohl einzige Grund dafür, dass ich dich jetzt nicht von ein paar Wachen in Gewahrsam nehmen lasse, ist der, dass ich deinem Land diese Blöße nicht geben will. Aber weißt du, was mir wirklich leid tut? Diejenigen, die an dich geglaubt haben. Deine Schwester, die du hier so einfach vor den Kopf stößt", erhob sich Coreens Stimme erneut unwirsch, die missgünstig den Kopf geschüttelt hatte und mit nur einer einzigen Handbewegung dafür sorgte, dass die Barriere, die sie vor die Türe gelegt hatte, um unerwünschte Zuhörer, wie auch brüderliche Feiglinge davon abzuhalten, sich zu entfernen.
Mit ein paar weiteren Bewegungen war sie neben Aiko und drückte jenen behutsam wieder auf den Boden. "Sei am besten still - alles, was du sagst, wird es nicht besser machen und Hisoka hört dir ohnehin nicht zu. Es ist vergeudete Liebesmüh und ich würde nur sehr ungern dafür sorgen, dass du ruhig bleibst, Aiko", setzte sie an den anderen gewandt hinterher und streckte dann behutsam die Hand aus, um die Wunden zu begutachten, die Hisoka dem anderen zugefügt hatte. Es waren Platzwunden, die enorm bluteten, aber weitestgehend ungefährlich waren, solange sie sie nur auswaschen und vernähen würde.
"Ileana, hol die Wasserschüssel und das Handtuch", wandte sie sich an ihre junge Ahnin, die noch immer wie paralysiert im Raum gestanden hatte und die sich erst nach Coreens "Los!" in Bewegung setzte und zu der kleinen Anrichte hinüber hastete, um die silberne Schüssel aufzunehmen und sie hinüber zu tragen ehe sie sich auf den Boden sinken ließ und nach Aikos Hand griff. "Hisoka! Tu wenigstens einmal an diesem Tag etwas Vernünftiges und komm hierher, um deinem Bruder zu helfen. Nach deiner Veranstaltung hier bist du ihm wenigstens das schuldig."

Als Hisoka schließlich nichts tat um ihm zu helfen schlug Aiko nur langsam die Augen nieder. Er hatte offensichtlich als Bruder versagt. Hatte als Vorbild versagt und nur wegen ihm so schien es litt Hisoka so. Natürlich wusste er, dass es Hisokas eigene Schuld und eigener Wahn war, der ihn so tief in jenen Sog der Unausweichlichkeit gespült hatte und dennoch linderte dies den Schmerz nicht, der verzehrend wie Höllenfeuer in seiner Brust brannte. "Es geht schon Coreen" flüsterte er leise und spürte wie dabei jedes Wort schmerzte.
"Einfach auswaschen und den Rest.. es sind nur Fleischwunden, die kann ich selbst versorgen. Verzeih mir bitte, dass ich dir solche Sorgen gemacht habe. Ich wollte keinen von euch erschrecken" erklärte er leise und schloss für einen kurzen Moment die Augen, öffnete diese aber wieder als er spürte wie die Dunkelheit die Klauen nach ihm ausstreckte. "Kümmer dich um Ileana... tröste sie. Ich komme sobald ich wieder stehen kann"