Gästesaal des Schlosses

„Das mag wohl größtenteils daran liegen, dass wir beide fürchterliche Sturköpfe sein können wenn es darum geht, sich die eigene Schuld einzugestehen und ehrlich gesagt sind die meisten unserer Fehden und Streitigkeiten inzwischen so alt, das ich mich an deren Ursprung kaum noch erinnern kann. Und ich denke, das gleiche gilt für unsere Ordensbruder und Schwestern. Sie sind unsere Familie.“ Er war selbst zu eigennützig gewesen und hatte Arva zu schnell sich selbst überlassen, hatte sich dem Selbstmitleid ergeben und irgendwann, irgendwann hatte sich alles verselbstständigt.
„Aber wenn du etwas erbauliches hören willst, dieses Land hier hat fast hundert Jahre voller Machtgier und Tyrannei überstanden und bringt trotzdem noch edle Wesen hervor, ein Indiz dafür, das nie nur etwas schlechtes passiert. Schatten kommen und gehen, aber erstaunlicherweise findet sich für alles schlechte irgendetwas Gutes, das es ausgleicht. “ Jedoch spürte er schnell, das Arva sich nicht so leicht von dem Schatten, den er zuvor erwähnt hatte, abbringen lies. „Anurin wäre stolz auf dich und das weißt du. Du warst für ihn ein Vertrauter, ein Verbündeter und vor allem ein Freund. Und ich denke eben jenen braucht unsere Heermeisterin ebenso, wie wir beide dieses Gespräch hier gebraucht hatten.“

Du bist der größte Drache den der Orden je hervor gebracht hat, weißt du das Tem?" fragte Arva und lächelte sanft. Er sah hinauf zur Decke und schloss die Augen. Einst war dieser Ort sein Zuhause gewesen. Sie waren aus dem Wald vertrieben worden. Hatten sich hier ein neues Zuhause aufgebaut und den Respekt der Menschen und Elfen hier verdient. Er hatte auf dem Hof gemeinsam mit Anurin die Jünglinge trainiert, hatte sie ermutigt und sie getröstet, wenn die jungen Elfen nicht darüber hinweg kamen, dass sie den Wald hatten verlassen müssen.
Nun war er nicht mehr als ein geduldeter Gast in diesen Hallen, die einst erfüllt waren von dem Lachen von Kinderstimmen, von dem Klirren von Schwertern und dem grollen von Drachen.
Was die Schatten und die zeit aus diesem ort gemacht hatten schmerzten ihn. Diese Welt braucht Reiter wie uns Tem. Ich verändere mich nicht mehr. Dafür bin ich zu alt. Ich kenne nichts anderes mehr außer das Leben, das ich führe

„Die Welt braucht Reiter, gleich jeder Art Arva. Es geht um das, wofür wir uns verpflichtet haben und den Glauben an genau das. Denkst du, du wärst seit so langer Zeit ein Mitglied des Ordens, wenn du dich ändern müsstest? Du bist niemand schlechtes, egal was man auch sagen mag. Man ist mit einem Urteil schnell bei der Hand wann man weder Person, noch Hintergrund kennt. Du hast oft genug dein Leben aufs Spiel gesetzt um Wesen zu retten, die du danach nie wieder gesehen hast und deine strenge, es ist nichts Schlechtes darin. Jeder Reiter hat seine eigenen Stärken und Caladhiels größte Schwäche, ist deine Stärke. Und genau so ist es im Wechselschluss.“
Man mochte sich den Werdegang den Sie inzwischen hinter sich gebracht hatten, kaum vorstellen. Sie verweilten schon lange auf dieser Welt und bei allem was sie gesehen hatten, konnten sie immer noch überrascht werden. Von langlebigen wie auch von kurzlebigen Völkern und letztlich auch von sich selbst. „Oder ich werde einfach nur zu einem alten, geschichtenerzählenden Drachen den man des Nachts fliegen sieht, da ich ansonsten befürchten muss, dass mir die Sonne zu sehr zusetzt. Du bist der Rechtschaffenste Reiter den ich kenne, vergiss das nicht. Mach das was dich ausmacht zu deinem Schild und gleichzeitig zu deiner Eigenschaft, um Leute herzlich zu empfangen. Und wenn du deine alten Fehden ein für alle Mal bereinigst denke ich hast du eine gute Chance darauf, des Nachts wieder die Ruhe zu finden, die du dir verdienst. Ich kenne dich gut genug, besser als jeder andere und der, der du manchmal zu sein Scheinst, hat nicht ansatzweise etwas mit deinem wahren Ich zu tun.“

"Das kann nicht sein" entfuhr es Arva, als dieser aufblickte. Ein Geräusch hatte ihn aus dem Tranceartigen Zustand geweckt, welcher bei Elfen den Schlaf gesetzte und wenngleich er die ersten Sekunden noch geglaubt hatte die Gestalt vor ihm sei nur ein Produkt seines müden Geistes und alter Erinnerungen welche durch diesen Ort flossen, so hatte er doch schnell erkannt das die magische Struktur des Mannes vor ihm weder ein Trugbild noch einem Traum gehören konnten.
"Anurin. Wie, ich meine... wieso?" Anurin lächelte nur und hob die Hand. "Ist das wichtig Arva? Wir beide haben nicht viel Zeit. Das Schicksal lässt sich nicht einfach so umgehen, das weißt du doch" und damit war alles gesagt, was es zu diesem Thema zu sagen gab.
"Du bist schon länger da, nicht wahr? Ich bin nicht der erste zu dem du kommst oder?" fragte Anvar und entlockte Anurin somit nur ein seufzen. "Nein Arva. Ich war bei Caladhiel, die vergangene Nacht - nein, lass mich ausreden. Ja. Ich liebe sie. Und ja, ich habe Sie immer geliebt. Aber es war nicht ihre Schuld. Sie hat mich dir nicht weggenommen. War ich ein Gegenstand Arva? Ein Ding, dass man deiner Aufmerksamkeit entziehen kann? Es war meine Entscheidung mit wem ich zeit verbrachte und diese Frau bedeutete mir mehr als mein eigenes Leben" Arva schnaubte nur, schien sich bestätigt in allem was er jemals gesagt, jemals getan hatte. "Ich wusste es von anfang an Anurin. Diese Frau hat dich weich gemacht - sie hat dich" er kam nicht weiter, Anurin schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. "Arva es ist genug. Wirklich. Diese Frau hat.... nichts aus mir gemacht. Diese Frau hat mich erst zu dem gemacht was ich war. Was ich bin ich..." er seufzte, konnte kaum glauben das sie beide als zwei erwachsene Männer sich so über dieses Thema unterhielten. "Arva, ich weiß - aus Liebe werden Opfer gebracht. Und daraus entsteht Zorn. Aus ihm entsteht der Schmerz und der Schmerz vergeht nicht. Wir spüren ihn immer. Ich weiß wie du dich gefühlt haben musst aber. Es muss endlich aufhören. Du warst mir immer wichtig Arva, wirst mir immer wichtig sein" Anurin sah mit wachsendem Unmut den Zorn, der in Arva aufstieg während dieser auf den ehemaligen Hochmeister zutrat. "Es ist vorbei? Wirklich Anurin? Ist es all das? All die Jahre der Entbehrung. Ich habe für dich gekämpft - in deinem Sinne, in deinem Andenken. Ich war streng wo du es nicht mehr sein konntest. Ich habe dein Erbe ausgefüllt. Nicht Caladhiel, niemand sonst. Was war ich all die Jahre für dich? Nur ein.... dummes Spielzeug? Ein Soldat den man ins Felde führen konnte? Ich dachte wir wären wie Brüder!" der ehemalige Hochmeister seufzte. "Nein Arva, nein. Ich war stark, weil du da warst. Du warst meine Stärke. Ich konnte nur wachsen, weil du mir die Kraft dazu gegeben hast. Und ich danke dir dafür. Für alles.Aber nun. Nun ist es vorbei" er lächelte. Ein trauriges, schwaches Lächeln während Arva nur den Kopf schüttelte, spürte wie die Trauer in ihm hoch krochen. „Aber was soll ich denn nun tun?“ Anurin schüttelte den Kopf über diese einfache, aber doch so dumme. So unschuldige Frage, die Arva ihm da stellte und Anurin schritt auf seinen besten Freund zu, umarmte diesen. "Pass auf deinen Drachen auf Arvar. Achte ihn, ehre ihn. Als sich Bir'uams und meine Wege trennten. Da war es.... als. Als würde ich sterben. Ich habe seinen Schmerz gespürt, habe in die selbe Finstenris geblickt wie er und. Du verlierst einen Teil von dir. Lass nicht zu, dass dir dies passiert. Achte auf Caladhiel und den Orden. Vergiss den Zorn der dich so sehr von innen auffrisst. Schaff dir Vertrauen. Sein eine Mauer für Caladhiel - eine über die sie hinüber muss aber auch zeitgleich eine, auf die sie bauen kann. Doch das wichtigste von allem. Das einzige, was du wirklich tun sollst ist: Du selbst sein. Sei Arva, nicht Anurin. Ich danke dir für alles. Aber jetzt hat alles seine Ordnung und ich muss fort aus dieser Welt

Vrael war erst seit wenigen Stunden in der Stadt und nachdem er sich nunmal wirklich nicht sicher sein konnte, wie Caladhiel ihn bestrafen würde zog er es vor Anaiah erst einmal nicht über den Weg zu laufen. Er wusste, dass es noch eine kleine Weile dauern konnte bis Caladhiel ebenfalls zurück gekehrt war und so hatte Vrael die Zeit genutzt um durch das große Schloss zu streifen. Er seufzte schwer und sah durch eines der Fenster, als ihm einige Gestalten gewahr wurden die dort vor dem Gästesaal standen. Er blinzelte kurz, konnte kaum glauben was er da sah. Die Elfen, die vor dem Gästesaal standen kannte er nicht, doch er zeigte ihnen die Gedwey Ignasia und sie ließen ihn passieren. Die großen Tore öffneten sich und Vraels Blick glitt auf die zierliche Gestalt der Elfe, die hier in der Nähe des Feuers stand. Er vergaß alles was Etikette, Maßhaltung und sonstiges betraf und rannte auf sie zu, schlang die Arme um die Ältere und drückte sie an sich. "Nya..." flüsterte er leise als er die alte Freundin in die Arme schloss, ehe er einen Schritt zurück machte, sich gewahr wurde wer hier stand und räusperte. "Verzeiht, ich meine. Lady Nyaralin, was für eine Ehre"

Trotz der leisen Stimme und der sanft gewählten Worte hatte die Elfe den Kopf gehoben und ihren Blick hinüber zu den Türen gelenkt, war gerade noch rechtzeitig einen Schritt zur Seite gegangen bevor der junge Reiter ihr sprichwörtlich um den Hals gefallen war und sie damit vollständig aus dem Konzept gebracht hatte, doch als sie jetzt den Blick der hellen Augen auf die hochgewachsene Erscheinung lenkte, die ihr gegenüber stand, lächelte sie weich. "Vrael", begrüßte sie ihn sanft und neigte den Kopf ein Stück weit, während ein unverhohlener Schimmer der Belustigung in ihren Augen erschien. Der junge Reiter, den sie vor so langer Zeit kennen gelernt hatte, schien erwachsen geworden zu sein - sein Gesicht war härter geworden und die Jahre der Ausbildung schienen ihm gut getan zu haben, wenngleich sie auch in seinen Augen noch immer etwas des ungestümen Geistes erkennen konnte, der ihr einst vor über einhundert Jahren entgegen geschlagen war als sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Damals war er verzweifelt und jung gewesen, konfrontiert mit einer Aufgabe, welche zu groß für seinen Geist gewesen war und welche ihn beinahe hatte verzagen lassen - nun vor dem Mann zu stehen, der aus ihm geworden war, nachdem er all die Finsternis besiegt hatte, erfüllte sie mit Stolz.
"Es ist schön dich wieder zu sehen", erhob sie die Stimme und machte einen Schritt auf ihn zu, das warme Lächeln auf ihren Zügen haltend, das dort Einzug gefunden hatte, während die Worte gesprochen in der alten Sprache ihres Volkes wieder flüssiger über ihre Lippen drangen, als sie es bei dem Gespräch mit dem Truchsess getan hatten. "Du hast dich während all der Jahre verändert und scheinst erwachsen geworden zu sein", führte sie nur wenige Augenblicke später weiter und streckte sanft die Hand aus, um die ihre auf seinen Arm zu legen. Die Elfen hatten nicht vergessen, was der junge Reiter getan hatte, hatten nicht jenes Bündnis vergessen, dass sie einst wegen diesem jungen Mann mit dem Orden der Drachenreiter geschlossen hatten und wie es schien, war nun die Zeit reif, um sich erneut an dieses Bündnis zu erinnern und alte Versprechen einzuhalten.

"Erzähl das mal Meisterin Caladhiel" erklärte Vrale leise und lächelte voller Ehrlichkeit. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder wie der kleine Junge - er war älter geworden, dass wusste er. Älter als die meisten Männer jemals wurden aber im Vergleich zu der Elfe, war er noch immer ein Kind. "Es ist so viel passiert. Und ich wünschte, ich hätte mich noch von dir verabschieden können, bevor wir gegangen sind aber... es war so viel was meiner Aufmerksamkeit verlangte. Aber ich habe dich niemals vergessen. Noch Elarinya oder die Güte der Elfen. Ihr alle habt mir einige wichtige Lektionen erteilt und dank euch bin ich der Mann der ich heute bin" erklärte er ihr und strich sich eine Locke aus dem Gesicht, rückte die Spangen in Form von Drachen wieder zurecht. "Aber was machst du hier? Seit wann hast du denn Gefallen an einem Turnier der Menschen gefunden? Bis auf eine Ausnahme scheinen mir diesmal kaum wahre Ehrenleute an diesen Feierlichkeiten teilzunehmen"

"Gräm dich nicht mehr für Dinge, die nicht gesagt oder getan wurden. Die Zeit ist unendlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen lässt", lautete die erste leise Antwort der Elfe auf die Entschuldigung des jungen Reiters hin ehe sie ein seichtes Kopfschütteln folgen ließ und damit jedwede Schuldzuweisung abwiegelte, welcher der Jüngere nachgeben wollte und welche sie selbst als unsinnig ansah. Es war viel Zeit vergangen, seit sie einander zum letzten Mal gesehen hatten - viel Zeit, in welcher sich die Welt gewandelt hatte, die sie beide einstmals gekannt hatten und nun waren sie in diesen Weiten, die sie einstmals als Heimat gekannt hatten, lediglich Fremde mit einer gemeinsamen Erinnerung, welche sie verband. Sie zweifelte keine Sekunde lang an seinen Worten darüber, dass er sie nicht vergessen hatte, nicht zuletzt aufgrund des Gespräches, das sie gemeinsam mit Oromis geführt hatte, doch als nun die leise Frage des Jüngeren an ihre Ohren drang, schlug sie betroffen die Augen ein Stück weit nieder ehe sie ein bedeutungsschweres Seufzen folgen ließ und sich von Vrael abwandte, um hinüber zu dem großen Fenster zu treten.
"Der Truchsess ließ mir eine Nachricht zukommen, in welcher er mich bat, nach Ilirea aufzubrechen, um die Bündnisse mit den Kindern der Nachkommenden noch einmal neu zu schmieden, doch wie es scheint ist jene Hoffnung vergebens. Er sandte uns fort, um sich einem Gespräch mit einem Fürsten zuzuwenden und bat uns zeitgleich an diesem Turnier teilzuhaben, welches die Menschen nutzen, um einander zu prüfen", antwortete sie auf die Frage und schüttelte sacht den Kopf während ihr Blick auf jenen hellen Zelten der Elfen ruhte, welche dort vor den Mauern der Stadt ihren Platz gefunden hatten. In diesen Landen war das Volk der Sterne nicht willkommen, noch schienen sie hier mehr zu taugen als für den Beweis eines Kindes vor den anderen, es habe mehr Macht und Verständnis über die anderen Völker.

"Der Truchsess?" echote Vrael leise und legte den Kopf schief während er über Nyaralins Worte nachsann. "Zu so später Stunde? Die Prinzessin liegt doch momentan im Bett und schläft tief und fest - zumindest so weit ich weiß. Wieso.." er verstand gerade nicht wirklich was all dies bedeutete. Ileana schlummerte tief und fest und Nyaralin unterhielt sich mit Stephan nur um dann die weise Elfe hinaus zu schicken um sich mit irgend einem anderen Fürsten zu unterhalten.
Er blickte Nyaralin in die Augen und lächelte knapp. Die ganze Sache, die sich in dieser STadt abspielte wurde nunmehr immer seltsamer und verrückter - er hatte Gerüchte über Stephans Machthunger gehört, über Adam Velaryons ausraster und die Tatsache, dass die Velaryons mit einer kleinen Armee vor der Stadt campierten machte ihn auch stutzig.
"Wieso war die Prinzessin nicht bei dem Gespräch?"

"Lord Oromis erwähnte, dass der Orden der Reiter ein Mädchen fand, das das alte Blut der Könige in sich trägt, doch Lord Hamleigh erwähnte mit keinem Wort, dass dieses Kind sich in diesen Hallen befindet, noch dass sie alt genug ist, um an einem solchen Gespräch teilzunehmen", antwortete die Elfe lediglich und legte die Stirn in Falten, während sie Vrael noch einmal musterte und das Gespräch, welches sie mit Lord Hamleigh geführt hatte, noch einmal in Gedanken durchging. Er hatte sie in seiner Stadt begrüßt, hatte in seinem Namen gesprochen und sich gebahrt, als wäre er der Herrscher der Menschen und wenngleich sie auch Oromis' Worte noch immer in ihrem Geist bei sich trug, so hatte sie nicht eine einzige Sekunde gezweifelt, dass Stephan jener Menschensohn war, welcher die Macht über Verhandlungen und Bündnisse trug. Nun zu erfahren, dass jener Menschensohn nicht mehr war als der alte König Palancar, enttäuschte ihren Glauben in das junge Volk der Nachkommenden und versetzte ihr einen Stich.
"Vrael", begann sie erneut und wandte sich erneut zu dem jungen Reiter um ehe sie ein paar Schritte auf ihn zumachte und schlussendlich vor ihm stehen blieb. "Die Welt ist gefahrenvoller als vormals und das Dunkel, das unser aller Weg bedroht, gewinnt mit jedem einzelnen Tag an Macht und Stärke, die euer Truchsess zaudert. In allen Ländern ist nun Liebe eng verwoben mit Trauer", führte sie erneut an und schenkte dem jungen Reiter ein trauriges Lächeln, als sie sich daran erinnerte, dass der Truchsess auch an jenen Belangen kein weiteres Interesse zu haben schien, noch seine Aufmerksamkeit an dieses Dunkel setzen wollte, das bereits einmal seine Stadt überfallen hatte. "Euer Ansinnen steht auf Messers Schneide - verzagt nur einen Schritt und es schlägt fehl und wird die Welt in die Finsternis reißen", führte sie leise fort während ihr Lächeln erneut verblasste und einer neutraleren Miene den Platz einräumte.
"Lass nicht zu, dass dieses Kind von den Stimmen in die Finsternis gerissen wird und ihr Licht eines Tages erlischt. Jene, denen sie ihr Vertrauen schenkte, werden jene sein, die sie einst verraten und erneut wird es an dir sein, über das Schicksal dieses Landes zu entscheiden."

Vrael war beunruhigt von dem Stimmungswechsel, welchen Nyaralin auf einmal erfahren hatte. So ernst und voller Sorge hatte er sie bisher nur selten gesehen und es schmerzte ihn, als er daran dachte das dies sein Verschulden war. "Ich wollte dich nicht grämen" flüsterte er leise und schlug die Augen nieder. Es schien sein Fluch zu sein, ständig die Menschen und Elfen in seiner Umgebung zu enttäuschen. "Ich werde mein möglichstes tun um die junge Prinzessin zu beschützen. Ihr wird kein Leid zugefügt werden, allerdings bitte ich dich. Verlier nicht den Glauben in die Menschen. Auch ich stand genauso wie die Reiter kurz davor sämtlichen Glauben ob des Dunklen zu verlieren, dass die Menschen hier in der heutigen Zeit zu beseelen scheint. Aber die junge Königin ist anders. Sie ist gerecht und voller Liebe. Sie kommt aus den Reihen der einfachen Menschen, versucht ein jeden gerecht zu behandeln und ist nicht an der Macht interessiert. Sie ist noch jung und unverdorben und... sie erinnert mich an mich selbst, als ich zu dir kam - vor über einhundert Jahren. Sie ist verängstigt, glaubt nicht stark genug für all das zu sein aber... sie hält all das aus und versucht das Beste daraus zu machen. Sie ist stark. Bitte gib ihr eine Chance, um meinetwillen"

"Ein dauerndes Werk bedarf langer Zeit der Entwicklung, Vrael. Schütze das Kind nicht nur vor dem Sturm, der ihr entgegen schlägt, sondern auch vor den Worten all derer, die sie in ihrem Sinne nutzen möchten. Die Kinder der Nachkommenden, welche sich nun als ihre Beschützer hervortun werden einst diejenigen sein, die sie am Meisten manipulieren werden und dem Mädchen die Möglichkeit nehmen, ihre eigenen Fehler zu machen", lautete die einzige Antwort, welche zuerst von der Elfe zu hören war, die während der letzten Minuten, in denen Vrael gesprochen hatte, ruhig geblieben war und zugehört hatte. Er schien auf das Kind zu vertrauen, schien seinen Glauben in dem Mädchen wieder gefunden zu haben und nichts wünschte sie dem Jungen mehr, als dass dieser Glaube nicht enttäuscht werden würde, doch bei all denen, die nun an ihrer Seite standen und auf sie einredeten, fürchtete die Elfe, um das Wohl des Kindes und um dessen Entwicklung. "Einst kamst du zu uns - hilflos und nach einem Licht suchend. Du fandest die Stärke in dir selbst, in deiner eigenen Entscheidung und deinem eigenen Weg, Vrael. Gib diese Gelegenheit, welche einst wir dir gaben, auch diesem Kind und halte sie von den bösen Zungen fern, die auf sie einsprechen", führte sie fort und seufzte erneut leise ehe sie die Hand hob, um dem jungen Reiter damit sacht über die Wange zu streicheln.
"Um deinetwillen will ich meinen Glauben an das Volk der Nachkommenden nicht verlieren und deine junge Königin weiterhin unterstützen. Sie wird von uns die Hilfe erhalten, um welche sie bittet, solange ihr Weg aufrecht und erleuchtet ist. Wir werden sie in dem Kampf gegen die Finsternis schützen und verteidigen."

"Danke" flüsterte Vrael leise und voller ehrfurcht und glaubte, dass er niemals wahrere Worte gesprochen hatte. Er dankte ihr wirklich, dankte ihr für das Vertrauen, dass sie ihm entgegen brachte. "Ich stehe tief in deiner Schuld - erneut" erklärte er ihr und umarmte sie noch einmal sacht. "Ich werde auf das Mädchen acht geben und sie von allen schändlichen Einflüssen fernhalten" erklärte er ihr leise und lächelte sanft. "Und ich habe auch meinen Schwur nicht vergessen. Nicht über all die Jahre. Mein Schwert gehört noch immer dir und ich werde für dich streiten, wenn du es brauchst" erklärte er ihr und fasste ihre Hände in die Seine, strich langsam darüber und sah ihr in die Augen.
"Es gibt noch so viel, was ich dir erzählen muss" sagte er leise, machte es sich bequem und erzählte. Er sprach über ferne Länder, über seine Schuld bezüglich Calebs Tod, über das was ihn belastete und ihm Freude bereitet hatte. Er wollte mit ihr all das Teilen, was er hatte erleben dürfen und die Stunden glitten vorüber.

Ihre Schritte hinterließen keinen einzigen Laut während sich die schlanke Gestalt ihren Weg durch die langen Gänge des Schlosses bahnte. Mit den Fingern ihrer ausgestreckten Rechten strich sie langsam, im Takt ihrer Schritte über die steinernen Wände, an welchen sie vorüber glitt während ihr die weißblonden Haare in das Gesicht fielen, das weiße Stück Stoff verbargen, welches über den Augen der jungen Frau ruhte und einen Teil ihres blassen Gesichts verbarg. Die frühe Morgensonne fiel durch die hohen Fenster und erhellte die Erscheinung, welche durch die Gänge schritt und dennoch von nicht einem einzigen Wachmann oder einem anderen Bediensteten aufgehalten wurde, die ihren Weg kreuzten.
Es war die Furcht, die Angst vor jener Gestalt, welche ihr Herz in Besitz hielt, wussten sie doch um die Geschichten, die sich nach dem Mord an den unzähligen Unschuldigen im Thronsaal, um dieses Schloss rankten und um die Geister, welche niemals wirklich Ruhe gefunden zu haben schienen, nachdem der Mörder niemals hatte gefasst werden können. Als eben jenen ruhelosen Geist sahen sie nun auch die junge Frau an, auf deren blassen Lippen sich ein stilles Lächeln abzeichnete, während all die unterschiedlichen Emotionen und Wahrnehmungen ihrer Mitmenschen auf sie eindrangen - über 120 Jahre war sie nun bereits hier. Wachte über diese Welt und über ihre Bewohner und dennoch hatte sie es niemals gewagt, ihre Aufgabe einem anderen als jenen, welche sie kannten, deutlich zu machen - das, was sie tat, musste geheim bleiben, durfte nicht bekannt werden, wenngleich sie auch einen der ihren fort gesandt hatte, um etwas zu unternehmen und in den Lauf der Welt einzugreifen.
Die Visionen, welche sie gehabt hatte, die Prophezeiungen, welche daraus entstanden waren, waren düster und erschreckend gewesen - ein Land, das aus Flammen bestanden hatte, unzählige verbrannte Körper, die ihren Tod nicht akzeptierten und erneut auferstanden um ihren Mördern noch einmal gegenüber zu treten und sie für das zu bestrafen, was sie getan hatten. Schmelzendes Gold und schwarz gewordene Wappentiere, die nach und nach von einem anderen ersetzt wurden bis eine einzige Fahne über dem Land wehte und es in Schatten tauchte.
Behutsam tastete sie sich weiter nach vorn und ihre Finger glitten um die Klinke einer Tür, wo sie eine Weile lang verharrten, bevor sie selbige behutsam nach innen hin aufschob und sie wenig später wieder hinter sich schloss. Die vertraute Präsenz durchdrang ihre eigene, nahm ihr die finsteren Gedanken und ließ ihr für einen kurzen Augenblick die Gelegenheit sich wieder wie ein Mensch zu fühlen - jenes junge Kind, das sie einst gewesen war, bevor die Pflicht sie von dem sterblichen Sein fortgenommen hatte.
"Guten Morgen Vrael."

Vrael blinzelte, als die vertraute Stimme an sein Ohr drang und unterdrückte ein Gähnen während er aufsah. Er hatte Ileanas Krönung beigewohnt, dem ersten Treffen des Kronrats - wenngleich dies auch kaum mehr gewesen war als das aufplustern und gegenseitige begutachten. Dann war er im Gästesaal etwa zur Ruhe gekommen und hatte sich durch alte Schriften und Aufzeichnungen gequält, die noch aus der Zeit vor den Reitern stammten, als diese gerade in Ilirea ankamen und und dort die Festung errichteten, in welcher er sich nun befand.
Er musste eingeschlafen sein stellte er fest, während er sich nun langsam aufrichtete und einige Bücher zur Seite räumte, ehe er sich aufrichtete. Seine Kleidung war zerknittert und sein Haar zersaust. Doch ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht, als er erkannte wer da vor ihm stand. "Astaya. Was machst du denn hier?" fragte er und Freude trat in seine Augen, ehe er ihr um den Hals fiel, sie sanft drückte und küsste.

Sanft erwiderte sie jene Umarmung, welche er ihr zuteil werden ließ und lehnte sich für einen kurzen Moment lang gegen ihn, genoss das warme Gefühl seiner Hände, welche sie berührten und der weichen Lippen auf den ihren. Es war gegen die Regeln und sie griff so sehr in sein Schicksal ein, indem sie nur hier war, aber sie hatte ihn nicht gehen lassen können - hatte nicht zulassen können, ihn einfach so zu verlieren und seinen Weg nunmehr nur aus der Ferne zu beobachten, während sie sich selbst in Pflichtbewusstsein verloren hätte. Er war alles, was sie an diese Welt noch band, der Grund, weshalb sie den Menschen helfen wollte und seinem Weg beistand. Behutsam hob sie die Hand und strich sanft sein Gesicht entlang, ließ ihre Finger über seine Haut tasten während sich ein weiches Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete, das ihr Gesicht jugendlicher und unbeschwerter wirken ließ.
"Ich komme dich besuchen - das war es doch, was du dir gewünscht hast", antwortete Astaya dann schließlich mit leiser Stimme und ließ ihren Geist erneut streifen, um all die Dinge in dem Raum wahrzunehmen, die ihr bislang verborgen geblieben waren. Ihr Bewusstsein strich über halb geöffnete Bücher, an welchen Gedanken hafteten, Sorgen wie zarte Erinnerungen, die mit Blicken und Berührungen verbunden waren und die nun auf sie einströmten, ihr all jene Dinge verrieten, die bislang vor ihr geheim geblieben waren. Sanft streckte sie sich ein Stück nach vorn und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zu Vrael, dessen Arme noch immer um sie lagen und dessen Freude sie nunmehr am Deutlichsten spürte und mit einem ehrlichen und warmen Lächeln auf den Lippen hauchte sie ihm einen Kuss auf die seinen. "Es sind wohl Glückwünsche angesichts deiner neuen Position angebracht?", hakte sie nach und vermochte es nicht den sanften Spott aus ihrer leisen Stimme zu bannen, welcher an seine Ohren drang.

"Wohl eher nicht" antwortete er und schüttelte den Kopf. "Zumindest nicht mehr als zu deiner Position" er nahm sie an der Hand und führte sie zu dem kleinen Tisch in der Nähe. Er setzte sich und strich ihr langsam über den Arm. "Aber ich freue mich, dass du mich besuchen kommst" gestand er dann jedoch schließlich und warf einen Blick aus dem Fenster. Er erkannte Anwar nicht, was wohl dafür sprach, dass Caladhiel Temerairon immer noch nicht gefunden hatte. Er hatte Arva zwar noch nie gemocht, doch so langsam machte er sich Sorgen um den Reiter.
"Außerdem habe ich es bisher sogar geschafft ein Gespräch mit Cally zu vermeiden. Nicht das wir uns nicht über den Weg gelaufen wären, sie hatte nur keine Gelegenheit mir die Ohren spitz zu ziehen weil ich mich zu dir abgesetzt habe" erklärte er und strich ihr sanft über die Wange. "Wie geht es dir? Und damit meine ich nicht das Schicksal der Welt oder die Visionen. Wie geht es Astaya? Meiner Astaya?"

Vrael versuchte nicht all zu nervös zu wirken, während seine Blicke langsam von Oromis zu Caladhiel und wieder zurück schwenkten. Die Ältesten seines Ordens waren nur wenige Stunden nach seiner Berichterstattung eingetroffen und hatten sich zusammen mit ihm nun in den großen Gästesaal des Schlosses verzogen und diesen verschlossen um dafür zu sorgen, dass kein ungebetener Besuch sie bei der folgenden Unterredung stören würde. Die eigentliche Geschichte war schnell erzählt gewesen und so saß Vrael nun zwischen den beiden Parteien und fühlte sich stechenden Blicken ausgesetzt. Caladhiel schien eher entrüstet, währen aus Oromis Augen Verwunderung und Interesse sprach. "Ich... glaube nicht daran, dass die beiden etwas böses wollen. Natürlich wissen wir nicht woher die Magie kommt aber... ich habe nichts böses in ihren Augen gesehen. Uns sind schon seltsamere Dinge über den Weg gelaufen - damals in den Hallen der Arcanea zum Beispiel. Ich will meine Handlungen ja garnicht runter spielen aber... ich glaube nicht, dass ich Ileana gefährdet habe"

Mit verschränkten Armen hatte Caladhiel den Ausführungen ihres einstigen Schülers gelauscht und bislang keinerlei Wort von sich gegeben, hatte sich um eine neutrale Mimik bemüht, welche ihr ab und an schwerer gefallen war, als sie es für möglich gehalten hatte. Er hatte also wirklich, zwei Menschen in das Schloss einer jungen Königin gelassen, die offensichtlich dunkle Magie umspielte und von denen niemand wusste, wie sie wirklich zurück ins Leben gerufen waren und nun saß ausgerechnet ihr einstiger Schüler hier vor ihr und rechtfertigte seine Taten damit, dass sie bereits in den Hallen der Arcanea gänzlich anderen Dingen über den Weg gelaufen wären. Die Elfe bezweifelte, dass er überhaupt etwas gesehen hatte, nachdem sein Verstand über die Freude, sie wieder zu sehen, gänzlich ausgeschaltet worden war und als Vrael nun mit seiner Erklärung endete, erhob sie sich von ihrem Platz und machte ein paar Schritte durch den großen Gästesaal, die Arme noch immer fest vor der Brust verschränkt, wenngleich sich auch die mandelförmigen Augen der Reiterin inzwischen verärgert ein Stück verengt hatten.
"Und nun befinden sie sich also in den Kerkern und werden von gänzlich unmagischen Soldaten bewacht, die sie nicht aufhalten können", schloss sie lediglich mit ruhiger, fester Stimme, welche nicht so recht zu jener Stimmung passen wollte, die ihr im Augenblick zu eigen war. Wenn Vrael zuvor nicht erwähnt hätte, dass bereits die Hofzauberin ihn geohrfeigt hätte, dann wäre spätestens in diesem Augenblick ihr selbst die Hand ausgerutscht, von all der Fassungslosigkeit über seine Handlungen, doch so behielt sie es sich vor ruhig zu bleiben und ihren Ärger über sein Verhalten herunter zu spielen. "Ich gehe recht in der Annahme, dass du bereits den Geist jener zwei Wiedergängern überprüft hattest, ehe du sie in die Nähe der Königin gelassen hast und auch in deren Geist keinerlei Hinweise darauf finden konntest, dass sie lediglich kontrolliert werden oder ihre Äußerlichkeiten nicht mehr als eine Fassade sind, die beispielsweise einer der beiden Schatten aufrecht erhält, um uns zu verwirren", setzte sie fort und wandte sich erneut zu Vrael herum, die Augen erneut auf ihn richtend während sich ihr Gesicht verhärtete und ihre Lippen nicht viel mehr als eine blasse, dünne Linie in ihrem Gesicht bildeten.

"Nicht ihren Geist sondern ihr Herz" meinte Vrael kleinlaut, wenngleich auch darum bemüht seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. "Caladhiel.... ich..." er haderte nach Worten. Zwar schossen ihm direkt einige durch den Kopf aber Anurin zu erwähnen war nicht fair und vor allem nicht Weise. "Du kennst mich. Meine Intuition hat mich noch nie betrogen. Oromis hat seine Magie, du deine Führungsstärke und deine Kampfkraft und ich. Nun, für mich blieb nur noch die Intuition übrig." er brachte ein Lächeln zustande, was jedoch nicht lange anhielt. "Es wird nicht wieder vorkommen" erklärte er dann leise und versöhnlich ehe er Aufstand und einige Schritte auf Caladhiel zumachte. "Es war ein Fehler und das sehe ich ein - erwachsen genug dafür bin ich zumindest. Aber sei bitte ehrlich. Wenn du in meiner Situation gewesen wärst, hättest du auch mit dir gehadert. Ich habe eine Fehleinschätzung begangen aber es ist nochmal gut gegangen. Ich werde aus meinem Fehler lernen und ihn nicht wiederholen. Sei nicht böse bitte."

"Sei nicht böse? Vrael, ist dir eigentlich bewusst, was du da vorhin getan hast?!", fuhr Caladhiel mit einem Mal auf und schüttelte den Kopf, ließ sich dieses eine Mal nicht von dem Blick weich kochen, welchen der Jüngere auf sein Gesicht gebracht hatte und mit dem er sie sonst stets wieder beruhigt hatte, doch dieses eine Mal nicht - dieses eine Mal würde es nicht damit enden, dass sie sich wieder von ihm um den Finger wickeln ließ und missmutig verengte sie die Augen ehe sie die Arme aus der Verschränkung löste. "Nicht nur, dass du unseren gesamten Orden diffamiert hast, indem es ausgerechnet dir nicht auffiel, dass diese beiden Wiedergänger von dunkler Magie umgeben waren. Du hast ausgerechnet die Wiedergänger in das Schloss gelassen - du hast sie zu Ileana gelassen - und es ist vollkommen irrelevant, ob es dieses eine Mal gut ging, Vrael", setzte sie nach während ihre festen Schritte sie an dem jungen Reiter vorbei führten, um erneut Abstand zu gewinnen und selbst als Oromis den Mund öffnete, um einzugreifen, schüttelte die Elfe lediglich den Kopf und würgte ihn damit noch im Ansatz ab. Ihre Kiefer malten, zeichneten die hohen Wangenknochen in ihrem Gesicht noch stärker ab, während sie um die nächsten Worte rang.
'An ... was soll ich denn nur mit diesem störrischen Kind tun ...?', wandte sie sich leise an ihren Bündnispartner, welcher bislang dem Gespräch schweigend beigewohnt hatte und dessen Ansichten dennoch nicht anders als ihre eigenen aussahen. "Deine Intuition mag in dieser Hinsicht richtig gewesen sein - vielleicht, denn auch das ist immer noch nicht sicher und statt dich darum zu kümmern, was du angerichtet hast und die Männer zu beschützen, hast du sie einfach allein gelassen und was ich getan hätte, steht hier nicht zur Debatte. Die Aufgabe des Ordens ist es den Frieden zu wahren und das Reich vor allem Bösen zu beschützen! Du bist dieser Aufgabe nicht nachgekommen."

"Verzeiht" meinte Vrael leise und blickte zu Boden. Lady Caladhiel, es ist auch meine Schuld. Ich hätte ihn vor dieser Torheit bewahren sollen hallte Umaroths Stimme durch Caladhiels Geist. "Caladhiel ich werde nie wieder leichtfertig handeln noch werde ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen" erklärte er und spürte instinktiv, dass sein weiteres Schicksal gerade auf Messers Schneide stand. Wenn Sie ihn erneut abzog würde dies Anaiah und Arva nur beweisen, dass er wirklich der schlechteste Reiter war, den Alagaésia jemals gesehen hatte. Sein Herz pochte stark gegen seine Rippen und er schämte sich mehr als alles andere ob der Tatsache, dass er so unvorsichtig gehandelt und das Leben der Königin gefährdet hatte. "Ich weiß nicht, was ich noch zu meiner Verteidigung vorbringen soll. Meine Verteidigung ist nicht gut noch gerechtfertigt. Ich war blind vor Freude ob der unerwarteten Wendung der Ereignisse" erklärte er leise und blickte gen Boden. "Ich habe dich, den Orden und vor allem mich beschämt"

Anwar grübelte noch einmal einen Augenblick über den Gedanken, den er bereits vor einer Weile gefasst hatte und der inzwischen reelle Formen angenommen hatte und ein kurzes, strukturiertes Muster von eben diesem verschmolz kurz darauf mit den Gedanken seiner Reiterin.
Erstaunlicherweise wies sie diesen nicht einmal im Ansatz zurück, was durchaus von einem gewissen Maß an Distanz zeugte, die sie der gesamten Problematik inzwischen gegeben hatte. „Du wirst …. Nicht gehen Vrael.“ Verkündete der alte Drache schließlich mit tiefer, dröhnender Stimme, wobei diese keineswegs bedrohlich klang. Er kannte Vrael bereits, seit er das Ei seines Drachen bekommen hatte und umso genauer wusste er wann es angebracht war, den Ernst aus seinen Worten genau heraus zu hören. „Du wirst hier blieben und die fortan akribisch genau um die Sicherheit der Königin kümmern. Es ist bei weitem nicht das erste Mal das wir dich mit einer wichtigen Aufgabe betrauen, und die uns enttäuscht. Wie du selbst sagtest, du bist alt genug – folglich müssen wir uns auf dich verlassen können. Du wirst zusammen mit Arva, welcher ebenfalls Probleme damit hatte, Aufträge auszuführen und Befehle zu befolgen, auf die Sicherheit der Königin Acht geben. Solltet ihr nicht zusammen arbeiten können oder bei dieser Aufgabe versagen, so werdet ihr verbannt. Beide.“

Vrael zog scharf die Luft ein. Einfacher macht uns das die Aufgabe nicht hallte Umaroths dunkle Stimme durch Vraels Kopf und der Reiter nickte knapp. Wollen Sie damit eigentlich uns oder ihn bestrafen? fragte er sich selbst, wagte es jedoch nicht auch nur ein weiteres Wort zu äußern. Er fuhr sich durch den dichten Bart welcher ihm mittlerweile gesprossen war.
Er sah nur langsam auf, blickte in Caladhiels Gesicht, aus welchem Enttäuschung sprach die ihn mehr schmerzte als alles andere, dann zu Oromis welcher den Mund ein Stück verzogen hatte. Wenn dies wirklich die einzige Möglichkeit war wie er sich selbst wieder in den Orden einbringne und rehabilitieren konnte, dann sollte es eben so sein. Ich habe ein Talent dafür Situationen falsch einzuschätzen" er schluckte. Er wollte gerade etwas sagen, als Oromis das Wort ergriff. "Bevor wir uns weiter unterhalten sollten wir uns vielleicht richtung Thronsaal begeben" erklärte der Magier gelassen und stützte sich auf seinen Stab. "Unser beiden Wiedergänger sind aus dem Kerker ausgebrochen und auf dem Weg zum Thronsaal, wenn ich die Route der beiden richtig einschätze wollen sie zu Ileana. Wir müssen uns nicht beeilen, wenn wir jetzt losgehen sind wir noch vor ihnen da"

Das Feuer im Kamin knisterte und die Holzscheite knackten, während sich die Flammen durch das trockene Holz fraßen und dort rot glühende Adern hinterließ. Das Feuer hörte Aiko zu während dieser auf Hisoka einsprach. Seinen Bruder beschwor sich auf der kommenden Hochzeit zurück zu halten und den Gepflogenheiten des fremden Landes zu gehorchen. Aikos Worte verwoben sich mit dem Wind und drangen an Hisokas Ohren, als sein Bruder schließlich zum wichtigsten Part der ganzen Geschichte vorstieß.
"Hisoka wenn ich ehrlich sein soll, so mache ich mir langsam sorgen um dich. Du verschwendest bereits dein halbes Erwachsenenleben darauf dich von Geishas Umschmeicheln zu lassen, die dir die Liebe nur vorspielen. Du hast ein gutes dutzend Mädchen aus gutem Hause verprellt, welche Mimi hat für dich begeistern können. Du verschleuderst Vaters Erbe - wenngleich ich dir auch weiterhin Geld geben werde, solltest du welches für deine Provinz benötigen. Doch dein Lebensstil muss sich ändern. Ich bin dafür, dass wir uns mehr anderen Kulturen öffnen und so wie ich in Alagaésia einheirate, so wirst du eine Tochter Solandras heiraten. Alagaésia und Solandra sind verbündet und so werden es auch Aurea und Solandra sein, wenn du erst einmal eine Häuptlingstochter als deine Bettgenossin besitzt. Als deine Einzige, wie ich hinzufügen möchte"