Gasthaus 'Rouge Amours'

Ein anderes Mitglied der Jagdgeselschaft drehte sich Destelle zornig zu. "Ihr..." Anog unterbrach ihn: "Halt den Mund. Ob ich ein Lord bin oder nicht...Wir sind nur Gäste."
Die Jagdgeselschaft setzte sich an den freien Tisch.

Genau...ihr seid NUR Gäste., sie ließ sich nichts anmerken und stand schon bald neben dem Tisch, auf dem der angebliche Lord saß. "Was wünscht sich denn, der Herr?", fragte Destelle den Mann, der wahrscheinlich der Lord war. Der Mann, der den zornigen Mann unterbrochen hatte und sich für eine kluge Entscheidung entschied.
Destelle war Wirtin! Sie hatte sozusagen das Kommando sowohl in der Taverne als auch in Dras'Leona. Wenn ihr etwas geschieht würden diese Männer an einem qualvollem Tod sterben. Oder auch nicht.

"Es tut mir Leid, dass es hier so laut ist, aber anscheinend wollen heute alle zu meiner Taverne.", fügte sie hinzu und musterte den Mann. Er hatte breite Schultern, wildes Haar und viele Muskeln.
Nicht nur ein Lord, sondern auch ein Krieger. Oho, sie bekam Besuch von Krieger-Lords.

Anog lächelte. "Ich hätte gerne ein Bier. Irgendeins....und verzeiht meinen Freund. Er ist....etwas vorlaut."
Er überlegte kurz. "Wisst ihr zufällig, wo man hier gut jagen kann?"

"Kommt sofort!", sagte die Wirtin, machte eine Handgeste gegenüber einer ihrer Mitarbeiterinnen, die dann sofort mit einem Bierglas herflitzte und sie auf dem Tisch legte.
Was für eine Frau, sie konnte nur mit Handgesten ihren Arbeiterinnen sagen was sie tun sollen!

"Wenn Sie jagen wollen, ist dies der falsche Ort, Herr. Der dunkle Berg, Helgrind, verscheucht alles und rundum ist nur noch Steppe und Wüste. Aber, auf der anderen Seite des Sees ist der Buckel, dort könnten sie ziemlich viel jagen...entweder sie überqueren es per Boot oder sie gehen rundherum.", erklärte sie und machte dazu einige Gesten mit den Händen, um ihnen zu zeigen, wie es in der Gegend zirka ausschaut.

Anog nickte geistesabwesend. "Kann man bei ihnen auch schlafen."

"Wir haben 15 verschiedene Zimmer zur Verfügung.", sagte Destelle. Langsam wurde es immer leise, aber trotzdem konnte man sich nur schwer verständigen. Gut, dass es im Umfeld von Anog und Destelle weniger Leute gibt. Dieser Mann ist tatsächlich ein Lord...hah!
So wie er sich benahm, dieser Stolz! Tja, Destelle hatte ihren Beweis.

Anog lächelte. "Ich und meine Begleiter brauchen 5 davon. Haben sie auch Eintopf?"

Fünf? Lässt sich sicherlich machen. "Natürlich, einen Moment bitte.", sagte sie und verschwand dann genau so schnell, wie sie erschienen war. Sie konnte sich trainiert und geschickt durch die Menge bewegen.
Dann...stand sie wieder vor dem Tisch der Jagdgesellschaft. "Hier bitteschön.", sie legte die restlichen Biergläser auf dem Tisch, so dass jedermann ein Glas hatte. "Ja, wir haben Eintopf, es wird aber wohl noch etwas dauern. Unser Koch hatte gerade Pause und ist erst gekommen. Gibt es sonst noch einen Wunsch?"

Das unverschämte Mitglied der Jagdgeselschaft wollte sich gerade beschweren, als ein strenger Blick von Anog ihm zum Schweigen brachte. "Danke."

Mit einem Lächeln war Destelle verschwunden und kam die nächste halbe Stunde nicht. Als sie dann kam, hatte sie einen riesigen Topf gepackt, drüber ein paar Teller und Besteck.
Das ganze Zeug legte sie auf den Tisch der Jagdgesellschaft. "Unser Koch war doch schneller als gedacht. Ich habe den ganzen Topf mitgebracht, da ihr ja viele Personen seid. Ihr könnt euch so viel nehmen, wie ihr möchtet.", sagte sie zum Schluss noch und teilte jeweils die Teller und das Besteck aus.

Anog und seine Begleiter begannen mit dem Essen.

"Beth, Nathalia, ich werde kurz einkaufen gehen!", schrie sie den zwei Kellnerinnen entgegen, als sie kurz zum Lord Anog sah.
"Falls Sie irgendwelche Fragen haben, da sind meine zwei Mitarbeiterinnen. Seid bitte nett zu ihnen, sie sind noch nicht lange im Geschäft.", lächelte sie ihm entgegen. "Nun denn, entschuldigt mich!"
Mit einer geschmeidigen Bewegung stand sie auf und tänzelte sich mit einer katzenhaften Anmut durch die Menge, bis sie durch den Ausgang in die Straßen Dras-Leonas verschwand.

TBC: Straßen von Dras-Leona

Baldor war sowieso in der Gegend gewesen, als ihn Vladimirs geistiger Ruf ereilt hatte.
Ohne zu zögern betrat er die Gaststätte.
"Wo ist die Herrin des Hauses?" fragte der Hüne mit einer tiefen, monotonen Stimme

Über den Weg hinweg war auch Nyarálins Geist zur Ruhe gekommen und die Hektik begann von der Elfenfrau abzufallen, deren Haltung sich wieder straffte und auch ihre Bewegungen wurden wieder bedachter, schienen graziler und weniger panisch zu sein als zuvor. Die Frau versprach Sicherheit.
Als die Tür sich öffnete, verzog sie kurz das Gesicht angesichts der meist männlichen Besucher des Gasthauses, dennoch war sie klug genug die Kapuze über ihrem Kopf zu lassen um die spitzen Ohren zu verbergen. Sie würde sonst viel zu viel Aufmerksamkeit erregen.

"Rechts den Gang hinunter und die Tür links.", flüsterte sie ihr zu und gab ihr unbemerkt den Schlüssel. Es war ihre eigene Wohnung, da würde niemand es wagen hineinzugehen. "Ich komme in 15 Minuten.", meinte sie schließlich und verschwand in der Masse.
Nachdem die Elfe verschwunden war, ging sie schnell zu einer der Kellnerinnen und flüsterte ihr etwas ins Ohr, bevor sie die Kapuze hinunter tat und der lauten Männer-Menge sagt sie sei müde und möchte sich zurückziehen.

Sie verschwand zwischen den Mengen, hinter Nyaralin her und ging zusammen mit ihr in Destelles Wohnung.

~ Währenddessen ~

Der Mann der nach der Wirtin fragte wurde von den Kellnerinnen zu einem freien Tisch gebeten. Es würden 45 Minuten dauern, bis die Frau zu sprechen war, falls überhaupt, sagten sie ihm.

Nyarálin saß auf einer der Sitzgelegenheiten in der Wohnung Destelle's und blickte nun zu der Eingetretenen auf. Sie schob die Kapuze vom Kopf und hob eine Hand, strich sich eine der langen blonden Strähnen aus der Stirn und lächelte schwach ehe sie kaum sichtbar den Kopf senkte.
"Ich danke Euch für Eure Hilfe. Ohne Euch wäre ich tot."

Sie entgegnete ihr mit einem Lächeln, bevor sie sich in ihrer Nähe setzte und erstmal tief durch atmete. "Das macht nichts, es war mir ein Vergnügen Ihr leben retten zu dürfen. Sie können mich ruhig dutzen, ich hab' kein Problem damit. Im Gegenzug könnten Sie mir doch Ihren Namen verraten.", sagte sie. "Möchten Sie etwas trinken? Ich jedenfalls schon."
Destelle lachte laut auf und ging zu einem Tisch, auf dem eine Flasche Whiskey stand. Sie schüttete sich etwas hinein und lehnte sich gegen die Tischkante. "Nun, anscheinend werdet Ihr von Vladimir gejagt, das ist nicht wirklich vorteilhaft in Dras-Leona, wissen Sie.", sie lachte, "Ich habe schon seid längerer Zeit Probleme mit ihm. Steuern, leere Stadtskassen und so weiter. Ich muss aus der Stadt fliehen, wenn ich nicht sterben will, die Raz'ac sind wahrscheinlich wegen dem kleinen Abenteuer von eben auch mir auf den Fersen. Wie sich das Leben einer Wirtin so schnell ändern kann...", ihr Blick wanderte zur Decke...

Die Elfin lächelte obgleich des Redeschwalls der Wirtin, lauschte ihren Worten und erneut fiel ihr auf, wie anders sie selbst war. Diese Frau schien Mitte 30 zu sein - ein Alter, das sie selbst gemäß dem Aussehen her niemals erreichen würde.
"Nyarálin Taigol Maerwen Elatariel aus dem Hause Nienor", nannte sie schließlich ihren vollständigen Namen, erwartete fast, dass die andere sich jenen ohnehin nicht merken konnte. "Ich bin stellvertretende Ratsherrin Ellesméras." Sie vermochte nicht einmal zu sagen, weshalb sie ihr so viel von ihr selbst preis gab aber etwas in der anderen erregte ihr Vertrauen. Vielleicht war es allein die Tatsache, dass sie Vladimir ebenso nicht mochte.

S...Stellvertretende Ratsherrin?!
Destelle wurde es unter den Umständen etwas schwindelig, sie bekam kurz weiche Knie. "Die stellvertretende Ratsherrin der Elfen wird von Vladimir gejagt. Das wäre Grund genug für ein Krieg!". Mit einer sanften Kopfbewegung schwangen sich ihre Haare hinter ihrem Rücken, um ihr nicht im Gesicht zu stehen.
Langsam ging sie wieder zu ihrem alten Platz und setzte sich sanft hin. Elegant wie sie war, konnte sie glatt als eine Elfin durchgehen. "Euer Besuch ehrt mich, ich hätte nicht gedacht eine solch wichtige Person zu treffen."

Langsam hob sie die Hand, winkte sacht ab und schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht wichtig - zumindest nicht wichtiger als jedes andere Lebewesen auf dieser Erde", verbesserte sie die Menschenfrau schließlich und schloss kurz die Augen. Wie mochte es Ethra im Augenblick gehen? Mit einem Mal spürte sie den schmerzlichen Verlust des Geliebten, der wie ein Messer in ihr Herz drang.
"Vladimir ist ein Tyrann, der immer das will, was er nicht bekommen kann", sann sie schließlich, musterte Destelle erneut und bemerkte erneut das Licht, in deren Augen, das in Nyarálins hellen Augen mit jeder Sekunde weiter verblasste. Die Menschen würden jenes Verblassen niemals bemerken. "Er wird mich weiterhin jagen und er wird jeden töten, der ihm bei dieser Jagd im Weg steht."

Ich wurde in Sachen hineingezogen, die mir keinen Vorteil verschaffen. Zum ersten Mal in meinem Leben...wie aufregend!, dachte sie sich bloß, als er der Elfe lauschte und dabei etwas von ihren Whiskey trank.
Sie würde nicht lange überleben, wenn sie alleine umher reist, in der Hoffnung vor Vladimir und seine Machenschaften fliehen zu können. "Vladimir hat mich ebenfalls im Visier, da ich Ihnen geholfen habe...wir werden erst einmal nach Ilirea reisen. Vielleicht können dir ja die Drachenreiter helfen.", schlug sie vor. "Somit wäre mein und Ihr Problem beseitigt, obwohl ich mir nicht sicher bin, wie weit die Raz'ac gehen werden um mich umzubringen.".
Destelle hatte ein positives und optimistisches Gefühl dabei, denn obwohl sie schon 'lang' gelebt hatte, konnte sie ihr Lebensstil etwas ändern...ein Abenteuer... Die Wirtin lächelte einbisschen.

"Nein."
Die Antwort kam schroff und unerwartet. Bereits im nächsten Augenblick lächelte Nyarálin entschuldigend und öffnete die Augen wieder, die sie zuvor geschlossen hatte um durchzuatmen.
"Wenn ich zu den Reitern gehe, würde mich das in die Fänge eines anderen Bösen treiben, das ich zu bekämpfen versuche.", setzte sie dann erklärend hinzu, versuchte das Ganze so diplomatisch, wie nur irgendmöglich zu formulieren, ohne dass Destelle zu viel von dem verstand, was in dieser Welt wirklich von Statten ging.
Sie schauderte, als sie darüber nachsann, was geschehen würde, wenn jemand der Reiter ihren Geist durchsuchen würde und der Geist, der sich in ihr festgesetzt hatte ihn vernichten würde.
"Ich werde Euch auf dem Weg nach Ilirea begleiten."

Die schroffe Antwort kam so unerwartet, dass Destelle blinzelte und sich auf den Sessel zurück lehnte. Hmmm... Was sollte sie jetzt tun? Nach Ilirea zu gehen war schön und gut, aber danach?
Ich sollte mir nicht so viele Gedanken über die Zukunft machen, was kommt kommt und nichts kann es aufhalten.. Ihr Lächeln war nicht mehr da, aber trotzdem wirkte Destelle ruhig und freundlich. "Das ändert die Lage. Es ist schön, dass Sie mich begleiten...könnten Sie mir erzählen, wie es zu der Jagd kam? Ich habe gehört, dass die Elfen Teirm angegriffen haben, kommen Sie von der Schlacht?"

Nyarálins Ruhe blieb nur äußerlich, innerlich fachte ein Wirbelsturm aus Emotionen auf, gepaart mit den Bildern der letzten paar Stunden, die sie durchlebt hatte.
"Nein. Ich bin keine Kriegerin, das war ich nie", antwortete sie und nickte dann langsam um Destelle ihr Einverständnis zu zeigen ihr die Geschichte zu erzählen, weshalb Vladimir sie gejagt hatte.
"Vladimir ist ein Schatten. Ich vermag nicht zu sagen, weshalb er derart versessen ist mich zu bekommen ..." Ihre Stimme stockte während sie die Erinnerungen an des verlassene Haus niederzukämpfen versuchte.
"Als er versuchte mich anzufassen, ging ich dem einzigen natürlichen Reflex nach, den alle Wesen gemein haben - ich verteidigte mich. Ich brachte ihn dazu zu verschwinden, doch selbiges hielt nicht lang vor - er fand mich. Ob er meinen Tod oder etwas anderes von mir verlangt, weiß ich nicht."

So viel, was sie nicht wusste...so viel was sie noch zu lernen musste. "Ein Schatten?!", rief sie überrascht, ließ dabei ihr Becher fast fallen. Vladimir ein Schatten?! Ich wusste dass er ein böser Mensch ist...aber ein Schatten! Furcht und Verzweiflung spürte sie in ihrem Inneren. Wie sollte sie bloß einem Schatten entfliehen?
"Das...macht die Sache noch komplizierter. Ich kann es kaum fassen, dass die Reiter ihn noch immer nicht getötet haben. Ein Schatten!", sie schüttelte geschockt den Kopf und sah nochmal zur Tür. "Ich kann es sehen. Als einfacher Mensch kann ich mich vor keinem Schatten verteidigen. Er wird mich umbringen...foltern...", sie senkte den Kopf und legte die Hände auf ihre Schläfen.
All die Jahre dachte sie er wäre ein normaler Mensch...