Das große Bad

"Das erklärt tatsächlich einiges.", sagte Lyonel und seufzte. Normalerweise hätte er Zerra hassen müssen für das was sie getan hatte. Fehlte nur noch, dass sie mit der Sklaverei und den Gladiatorenkämpfen zu tun hatte. Das wäre die Krönung.
Die Luft strich über seine Lippen, während er tief ein- und ausatmete um das, was er gerade gehört hatte, zu realisieren und zu verarbeiten.
Hatte er gerade wirklich den Rücken der Frau massiert, ihre Haut gestreichelt, die früher zu den Peinigern gehört hatte?
Das konnte er fast nicht glauben, es hatte sich so schön, so angenehm, so richtig angefühlt.
Zerra - eine Helferin des Verbrechens, eher sogar Auslöser als Katalysator, wenn man ihren Worten glauben schenken durfte.
Er senkte den Blick.
"Eigentlich sollte ich mich jetzt versichern und dich in der alten Sprache fragen. Es wäre richtig. Es wäre sicher. Aber du warst ehrlich zu mir und von daher... also...
naja...
ich will dir sagen, dass ich dir trotz allem immer noch traue."

Verwunderung trat auf Zerras Gesicht, dann atmete sie tief ein und lächelte, als sie wieder aus atmete.
„Danke... ich weiß nicht, ob ich mir selbst noch trauen könnte. Ich... du siehst nun, ich habe sicherlich mehr Blut an meinen Händen als du...“
Sie blickte auf ihre Hände hinab und ballte diese zu Fäusten. „Du bist der einzige, dem ich je davon erzählt habe. Selbst Runa weiß davon nichts. Sie denkt, ihr war die Jahre... mit meinem alten Lehrmeister unterwegs. Trainieren...“ Sie schnaubte verächtlich über sich selbst und wandte den Blick von ihren Händen wieder ab.
„Damit hat sich eine weitere Frage von dir geklärt. Ich hatte Freunde... aber ich habe keine gute Erfahrung mit ihnen gemacht... außer mit Runa“

Vorsichtig, ganz vorsichtig hob Lyonel die Hand und griff damit nach ihren geballten Fäusten, die in ihrem Schoß lagen.
Sanft, aber bestimmt legten sich seine Finger um ihre und drückten sie auseinander, sodass Zerra keine Faust mehr ballte, sondern die Hände flach in seinen Lagen.
Ganz ruhig...
"Jeder Mensch macht Fehler im Leben und verändert sich fortlaufend. Daran kannst du nichts ändern, genausowenig wie ich."
Er überlegte kurz, als ihm gewahr wurde, was Zerra getan hatte, dass sie einen Tyrannen unterstützt hatte, ihr ins Gesicht zu schlagen und sie all das fühlen zu lassen, was die Leidenden unter Graf Vladimir hatten fühlen müssen, doch ihm wurde klar, dass das nichts bringen würde. Ihm stand nicht zu über sie zu richten und an ihren Schuldgefühlen trug sie schwer genug. Gewalt brachte nicht, erzeugte nichte, nur Gegengewalt und Leid erhoben sich dadurch.
Also drückte er ihre Hände kurz und sagte, während er auf der Lippe kaute.
"Du kannst jetzt nichts mehr daran ändern. Was geschehen ist, ist geschehen."
Er suchte ihren Blick.
"Und jetzt müssen wir versuchen, das Beste darauf zu machen."

Zerra nickte und lächelte dankbar und aufrichtig, als sie seine Hand kurz drückte und schließlich los ließ.
„Danke... deine Worte sind Trost genug, für jemand wie mich. Mehr kann ich nicht erwarten... nun wir sollten unser Augenmerk auf Vladimir, seine Häscher und Truppen richten. Vielleicht kann ich nicht ändern, was geschehen ist... aber ich kann versuchen zu verhindern, dass es sich nicht wiederholt.
Und dazu müssen wir diesem... Grafen ein Ende bereiten“, sagte sie entschlossen und stand von der Bank auf.
„Was haltest du davon, einen anderen Ort aufzusuchen? Einen, mit etwas weniger Luftfeuchtigkeit, in dem man sehen kann, wer den Raum betritt?“, fragte sie und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten. „Ich kann versuchen mich an mehr zu erinnern... mit Glück ist etwas dabei, dass uns helfen kann“

Lyonel nickte langsam.
"Du hast Recht, das ist vermutlich das Vernünftigste.", stimmte er widerwillig zu, sah aber dann doch ein, dass sie Recht hatte.
Schade eigentlich, denn die Zeit im Bad war schön gewesen - nicht nur ein netter Kontrast nach der langen und beschwerlichen Reise, sondern er hatte Zerras Gesellschaft wirklich genossen.
"Kennst du so einen Ort?"

Sorgsam begann er das Schreibzeug und das Pergament zusammen zu legen.

"Bis auf die Eingangshalle und meinem Zimmer, nein, noch nicht", antwortete Zerra lachend und schüttelte ihr schwarzes Haar. Sie machte ein paar Schritte auf den Eingang zu, musterte dabei ihre neuen Schuhe und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
Als sie noch in der Zelle in Ceunon saß, hatte sie bei bestem Willen nicht gedacht, dass das ganze eine solche Wendung nehmen würde. Dass sie diesem anfangs vollkommen fremden Mann, so viel anvertrauen würde... "Lyonel" Zerra war wieder stehen geblieben und hatte sich zu ihm umgewandt.
"Wir könnten auf eines unserer Zimmer gehen. Tisch und Stühle sind in beiden vorhanden, schätze ich mal... und wir würden niemanden mit dem Planen belästigen...", meinte Zerra grübelnd. Ganz im Gegenteil, je nachdem wie laut sich die anderen 'unterhielten', wären sie die Störenfriede.

Ihrer Betonung nach schloss Lyonel, dass sie eventuell erwartete von anderen gestört zu werden.
'WIR' würden niemanden belästigen...
Mit einem Grinsen quittierte er diese Bemerkung und ging nicht näher auf die Bilder ein, die in seinem Kopf herumspukten - das hätte nur von ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt, und außerdem ohnehin nichts gebracht, außer dass sich Zerra einen Kopf gemacht hätte - und den sollte sie sich für andere Sachen freihalten.

"Gut." Er dachte an den stinkenden Lederharnisch, der sein Gästezimmer mit Sicherheit zu keiner schönen Lokation machte.
"Ich würde mir wohl gerne noch etwas anderes anziehen...", murmelte er und deutete auf das Handtuch um seine Hüften.

„Sicher“, sagte Zerra, nickte und wandte sich dann schmunzelnd der Türe wieder zu. „Zieh dich um und wir sehen uns dann in dem Zimmer, dass Rhea mir überließ. Die zweite Türe rechts von der Treppe, die nach oben führt“, sagte sie und ging auf die Türe zu. Lautlos fasste sie nach dem Griff und zog die Türe daraufhin auf. „Dann bis gleich, Lyonel“ Mit einem Lächeln ließ sie die Türe hinter ihr zu fallen und machte sich dann ohne zu zögern auf ihr Zimmer auf.

tbc: Das zweite Zimmer

"Bis bald.", sagte Lyonel und lächelte ein letztes Mal, dann folgte er Zerra zur Tür hinaus, verschwand jedoch auf sein Zimmer.

tbc: erstes Gästezimmer

Verschwitzt und gleichzeitig fröstelnd erreichte Lyonel das Bad. Jetzt, wo sich die Dampfschwaden verzogen hatten und er alleine in den mit Steinfließen gedeckten Räumen stand, kam ihm das ganze unwirtlich, geradezu feindlich vor.
Er tauchte die Hand in ein Becken mit Wasser. Es war lau warm. Kam es ihm nur so vor, oder war das Wasser wärmer gewesen, als sie hier gebadet hatten.
Irgendwie war die Atmosphäre trostlos und zäh.

Schweigend und nachdenklich wusch Lyonel sich, trocknete seinen Körper und zog sein frisches Untergewand aus Wolle an. Ihm wurde schlecht an diesem Ort, wenn er daran dachte, dass Zar'roc zugeschlagen hatte und nicht nur sein Leben zerstört hatte.

Auf der Unterlippe kauend verließ er das Bad, sauber und ordentlich, wieder und gign zurück auf sein Zimmer.

Sorgsam betrat Destelle das Bad, nachdem sie den größten Schmutz in ihren Haaren und auf ihrem Körper mit einem Eimer und Seife ausgewaschen hatte. Die angenehm-warme Luft schlug ihr entgegen, als ihr Körper sich zu entspannen schien.
Sie ließ das Handtuch zur Seite fallen und stieg dann langsam nackt zum Becken. Das lauwarme Wasser entspannte ihre Muskel.
Der feinere Schmutz verschwand wie von Geisterhand, als sie ein- und dann wieder auftauchte. Sie fühlte sich zum ersten Mal seid langem wieder mal ... richtig sauber und gut. Das ist angenehm.

"Kharas hat Euch ja ganz schön den Kopf verdreht", kam es nach einer Weile belustigt von Coreen, die zuvor noch schweigend auf einer der Bänke gesessen hatte. Jetzt jedoch war es ihr nicht mehr möglich länger mit ihren Gedanken hinterm Berg zu halten.
"Selbst unter dem Dreck war Eure Gesichtsfarbe zu sehen. Ich hab noch nie jemanden so schnell rot werden sehen, wenn er ihm begegnet ist."

Destelle wurde eigentlich noch röter. "Ich habe zahlreiche Männer gesehen, aber er schaut tatsächlich süß aus .... Außerdem ist er charmant.", kicherte sie und drehte sich im Bad um, so dass sie nun Coreen anschauen konnte. Ihre roten Haare lagen dicht auf ihrer Haut, wegen dem Wasser, eine unnatürliche Haarfarbe. "Aber ich möchte keinem hier Probleme bereiten, nur weil ich etwas verlegen wurde."

Es dauerte eigentlich gar nicht lang, da stand sie aus dem Bad und trocknete sich ab. "Soll ich...meine alte Kleidung wieder anziehen?", fragte sie neugierig. Sie wollte nicht gierig sein, diese Frau war sehr nett zu ihr. Wenn es sein musste würde sie tatsächlich ihre alte Kleidung wieder anziehen.

Coreen jedoch konnte die noch nicht verlorene Schönheit der Frau sehen. Obwohl sie Mitte 30er war, hatte sie einen gut trainierten Körper, glatte, nahezu leuchtend-rote Haare und schöne Gesichtszüge. Wie sie wohl als jüngeres Mädchen ausgeschaut hat?

Das war der Augenblick, auf den die Jüngere nur gewartet hatte und breit grinsend erhob sie sich, nahm von einem der kleinen Schränke ein Paket mit schlichter Kleidung und legte es auf die Bank.
"Ich dachte mir schon, dass Ihr nichts anderes dabei habt", sagte sie und warf einen kurzen Blick auf Destelles alte Kleider. "Die hier werd ich entsorgen. Zu mehr taugen sie nicht."
Noch während sie die alten Sachen der Wirtin einsammelte, antwortete sie auf deren Worte betreffend Kharas.
"Kharas ist charmant. Er weiß, was er mit Worten ausrichtet aber er ist anders, als Ihr Euch vorstellt, Destelle. Weshalb solltet Ihr Probleme bereiten, weil Ihr verlegen wurdet?"

Ein klitzekleines Lächeln war zu sehen. "Danke.". Sie zog die Sachen vorsichtig an und betrachtete sich kurz in den Spiegel. Ihre Haare glänzten, genau wie früher. "Können wir es dabei belassen, dass er gutaussehend ist? Ich möchte nicht näher darauf eingehen.", sagte sie unerwartet.
Er beherrschte also die Wörter und ihre Bedeutung. In Aberon treiben sich interessante Leute um.
"Könnte ich fragen, wie die Beziehung zwischen eurer Königin und die der Elfen ist?", die Frage kam unerwartet, das Lächeln auf den Lippen Destelles war verschwunden.

"Wie Ihr wollt", lachte Coreen und hob die Hände, die Frage, die ihr auf der Zunge gelegen hatte einfach mit dem gesamten Thema unter den nicht vorhandenen Tisch fallen lassend.
"Das Verhältnis ist gespannt. Königin Runa traut den Elfen nicht und sie verhalten sich gegenüber ihr ein wenig misstrauisch, weil sie sie nicht einzuschätzen wissen", begann sie dann schließlich zu erklären.

Was passiert denn in Alagaesia?, dachte sie sich stumm. Sie wusste nicht recht, was sie von dem was sie gehört hatte, halten sollte. "Wusstet Ihr, dass Vladimir, der Graf von Dras-Leona, ein Schatten ist? Den Drachenreitern ist die Menschheit anscheinend egal.", sie sagte es eher flüsternd und mit einem ernsten Ton.
Sie war fertig, also ging sie zu Coreen. "Ich möchte Ihnen nochmals für alles danken."

"Das ist schon in Ordnung", wehrte Coreen ab, verbarg die Überraschung, die die andere durch ihre Worte ausgelöst hatte und setzt erneut eine unbekümmerte Miene auf.
"Wir werden erwartet."

tbc: Das vierte Gästezimmer

Nachdem Zerra die Küche erfolgreich geplündert hatte, machte sie sich auf den Weg in das Bad. Einer der Küchenjungen war so fei gewesen, jemanden um frische Kleidung für Zerra zu bitten, da ihre eigene noch immer schmutzig war.

Mit einem Lächeln trat Zerra in das Bad, das gut tempariert war. Dünne Dunstschwaden hüllten sie ein, während sie lautlos weiter ging. In einem Korb des Koches befand sich Obst, ein paar Laib Brot und zwei Krüge mit dem besten Wein, den man hier bekommen kann.

Lyonel hatte sich zu dem Zimmer durchgefragt, in welchem er schon einmal gewesen war. Dort hatte er wiederum frische Kleider und Badesachen gefunden. Erstaunlich, fand er, wie gut die Leute hier doch die Bedürfnisse und Wünsche von Gästen einzuschätzen wussten.

Während all dem beschäftigte ihn die Frage, wie es weitergehen sollte. Was würde in Zukunft passieren? Was würde er tun? Er könnte natürlich nach Kuasta zurückkehren, um dort mit Willem und Tomblin weiter die Kinder zu unterrichten. Er könnte wieder einmal in der Woche mit fischen fahren, die Bürgerwehr mit ausbilden und ein ganz normales Leben führen.

Was war die andere Möglichkeit? Das hing davon ab, wie Zerra sich entschied.
Würde sie das Experiment wagen, um Kharas zu zeigen, dass ihr Traum funktionierte? Würde sie die Westküste, die ihr dem Gesetz nach zustand, in eine Räterepublik verwandeln? Dann würde er nämlich gerne dort sein, und ihr helfen, denn es gab so viel zu tun.

Wenn eine solche Regierungsform überleben wollte, musste sie den anderen Reichsprovinzen zeigen, wie gut sie war. Dafür brauchte es viel, für das Lyonel schon Ideen hatte. Ideen zwar, die oftmals von elfischen Philosophen stammten, aber in letzter Konsequenz kaum umgesetzt wurden.
Die Einführung einer Schulpflicht für alle Kinder, egal welchen Alters und welcher Herkunft zum Beispiel war ein großes Thema für ihn. Kuasta war in dieser Hinsicht vorbildlich und an dem sozialen wie wirtschaftlichen Erfolg des kleinen Dorfes sah man, wie wichtig Bildung war.
Den Umbau von einer Armee, die aus bezahlten Söldnern bestand hin zu einer Armee, in welcher jeder Bürger bereit war, für seine Freiheit einzustehen.
Der Umbau des aristokratischen Systems zu einer ratsverwalteten Regierung. Es gab so viele Möglichkeiten.

Mit einem Handtuch um die Hüften betrat er das Bad und sah sich um, denn die Dunstschwaden nahmen ihm die Sicht.

Zerra hatte sich inzwischen entkleidet, lehnte in einem der Becken an der Wand und biss in ein Stück Wassermelone. Die Früchte dieses Landes waren nun wirklich das, was sie brauchte. Außerdem war es eine interessante Mischung - ein warmes Bad und fruchtige Früchte und Obst.
Zerra wischte sich gerade mit einem Finger den Fruchtsaft von der Lippe, als sie Schritte hörte.
"Lyonel? Ich habe mir bereits die Freiheit heraus genommen, in eines der Becken zugehen. Deinen Apfel habe ich auch hier", sagte sie, wobei sie sich ein wenig streckt und aus dem Korb, der am Rand stand, einen Apfel heraus holte.

Lyonel bemerkte Zerra in einem der Becken und trat an den Rand.
"Oh, danke schön.", sagte er und lächelte leicht.
Ein heißes Bad, gute Gesellschaft und einen Apfel.
Was brauchte man mehr, um glücklich zu sein?

Er sah an sich hinab. Während der langen Reise waren seine Haare länger geworden und auch sein Bart, der früher immer komplett rasiert war, war an einigen Stellen leicht gewachsen, da er auf Reisen und in der Aufregung der letzten Tage keine Möglichkeit gehabt hatte, sich vernünftig zu rasieren.
Andererseits, dachte er sich, wofür brauchte er es. Es waren eh nur Äußerlichkeiten.

Er legte das Handtuch ab und stieg ebenfalls ins warme Wasser, von wo angenehme Dämpfe aufstiegen, die Haut und Muskeln entspannten. Die Bademeister der Nomaden wussten offenbar sehr gut, wie man ein Bad zu einem Erlebnis machte, denn offenbar hatten sie Öle oder andere Tinkturen dem Wasser zugemischt, sodass es so verführerisch duftete.

Er lächelte, als er langsam, die Bewegungen durch den Widerstand des Wassers gehemmt, auf Zerra zu ging.

"Es war so deprimierend, denn anderen zuzuhören, genauso wie es schön ist, jetzt hier zu sein."
Er fuhr sich durch die Haare und biss auf seiner Unterlippe herum.
"Was möchtest du eigentlich jetzt tun, als Fürstin von Teirm und Therinsford? Jetzt, wo Kharas Truchsess ist...?"

Das Lächeln wurde mit Lyonels Worten weg gewischt und sie wandte sich kurz brummend um.
„Fürstin“, murrte sie, warf Lyonel den Apfel zu, in dem sie ihn locker über die Schulter warf und griff dann selbst nach einem weiteren Stück Wassemelone.

„Ich tu dir einen Gefallen und behaupte jetzt einmal, dass ich deine Frage nicht gehört habe“, sagte sie und wandte sich dann wieder zu ihm um. Das Wasser schwappte ihr leicht gegen die Schlüsselbeine. „denn so freue ich mich auch dich zu sehen“, fuhr sie fort und zwinkerte ihm lachend zu.
„Willst du mir wirklich solch schwere Kost hier im Badehaus antun? Ich dachte, ich könnte meinen Kopf endlich frei machen von all den Diskussionen. Ich bin wirklich, wirklich nicht diejenige, die für solch Pflichten am ehesten geeignet ist“

Stimmt, eigentlich hatte sie Recht. Andererseits, er brauchte Klarheit, ansonsten würde er sich darüber durchgehend den Kopf zebrechen und nicht zur Ruhe kommen.

"Ich hatte mir nur überlegt, dass die Idee von Kharas vielleicht wirklich nicht so schlecht ist. Ich meine, dass Du keine Fürstin sein möchtest, verstehe ich, ich wollte auch kein Fürst sein. Aber vielleicht sollte man das wirklich einmal ausprobieren, dass die Leute sich selber verwalten.
Wir haben getan was wir konnten, um die Willkür des Adels im ganzen Reich zu begrenzen, aber das geht nicht. Jetzt liegt es in unserer, in Deiner Hand, die Willkür in der Westprovinz zu beenden.", sagte Lyonel und trat noch näher an sie heran, um ihr in die Augen zu sehen.

"Ich weiß, was Du jetzt denkst. Aber vielleicht ist das wirklich eine Chance, um der Welt zu zeigen, dass es besser geht. Dass es in der Welt der Menschen doch noch etwas Gutes gibt."

Zerra verzog missmutig das Gesicht, biss dabei in ihre Wassermelone, die ihr auf einmal gar nicht mehr so köstlich vorkommt und legt das Stück anschließend an den Rand.
„Du magst vielleicht Recht haben... aber... ich...“, sie biss sich auf die Unterlippe und senkte den bitter den Blick. Sie und eine Fürstin. Das war etwas, das in ihrem Kopf einfach nicht zusammen passen wollte.
Dann hob sie ihr Gesicht schließlich an und streckte ihre Hand aus. Sie strich Lyonel erst sacht über das Gesicht, dann kniff sie ihm in die Wange.
„Es ist dennoch unmöglich!“, raunte sie grimmig und verschränkte dann ihre Arme vor der Brust.
„Ich hasse die Fürsten... den Adel... das schlimme ist, dass ist fast alle einander ähneln. In ihrer Art, in ihren Gedanken, ihren Idealen. Ich habe in meinem Leben kaum eine gute Erfahrung mit ihnen gemacht... und nun soll ich eine von ihnen werden?... Es benötigt mehr als ein paar gut gemeinte Worte, um mich dafür zu überreden, Lyonel Bolivar“