"Nein, nein...", beschwichtigte er schnell und legte Zerra eine Hand auf die Schulter. "Ich meine nicht, dass du das machen sollst.", versuchte er zu erklären, wobei er sich aber nur schwer konzentrieren konnte. "Aber: Bevor du den Titel ablehnst und er irgendeinem anderen entfernten Verwandten von Edric zufällt, und alles so weiter geht wie bisher... dann wäre es doch besser, es anzunehmen, und es zu verändern, um dann den Titel abzulehnen, wenn sich die Leute selber verwalten. aber du kannst den Westen doch nicht einfach wieder im Stich lassen, wenn Du die Möglichkeit hast, etwas zu tun, oder?"
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Thema: Re: Das große Bad Fr Sep 03, 2010 10:58 pm
Den Westen nicht einfach wieder im Stich lassen... diese Worte trafen Zerra vermutlich mehr, als alle andere. Sie wandte ihr Gesicht nachdenklich und mit Bitterkeit in ihren Zügen ab. Ihr Herz pochte und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, vermischt mit alten Erinnerungen. Mit Begegnungen mit Adligen, Fürsten und dergleichen. Einer der schlimmsten von ihnen war Allon gewesen... mit ihm hat die Abneigung gegen den Adel begonnen. Und all die anderen haben diesen mühelos geschürt und in die Höhe getrieben.
Zerra ließ ihre Schultern kraftlos sinken und schloss ihre Augen. Sie müsste blind und taub sein, um die Wahrheit in Lyonels Worten nicht zu bemerken, auch wenn sich alles in ihr gegen diesen Vorschlag strebt und windet. Langsam gleitet ihre Hand zu seiner, welche auf ihrer Schulter lag. Sie umfasste sie und drückte Lyonels Hand sacht. „Nun gut...“, flüsterte Zerra und blickte dann entschlossen zu ihm auf. „Ich werde mein bestes geben. Aber versprich mir, dass du dem ganzen ein Ende bereitest, falls ich so werden sollte, wie die anderen... wenn ich das Ziel aus dem Auge verlieren sollte... in Ordnung?“
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Fr Sep 03, 2010 11:13 pm
"Du wirst nicht so werden, wie die anderen.", sagte Lyonel, wenn er darüber nachdachte, wie er Zerra bisher kennen gelernt hatte. Sie war eine Beschützerin, jemand der gerne selber mitmischte, keine von diesen üblichen Adligen, die nur auf ihren Vorteil aus waren. Nein, Zerra war... anders.
"Du wirst nie so sein, wie irgendjemand sonst auf der Welt.", er spürte die Wärme ihrer Hand, obwohl es auch ansonsten schon ziemlich warm war. Es war ein angenehmes Gefühl, so als gehörte es dahin.
"Du wirst immer Zerra sein, für mich."
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Fr Sep 03, 2010 11:32 pm
Erstaunt blickte Zerra ihn an, blinzelte ein, zwei Mal und lächelte dann. Es war ein deutlich weicheres Lächeln und ihre Augen hatten etwas von einem warmen, blauen Ozean, in denen sich Lyonel spiegelte. „Weißt du eigentlich, was für ein guter Mensch du bist, Lyonel? Du hättest ein friedliches, glückliches Leben verdient, eines, in dem du dich in solchen Baderäumen erholen kannst, wann immer du willst und in dem wählen kannst, was du am Tag isst. Ob Äpfel, Wassermelonen, oder etwas anderes... aber stattdessen bist du hier und hast im Grunde genommen schon zum zweiten Mal mein Leben gerettet. Man könnte meinen, dass ich dir einiges schuldig bin“, sagte sie und nahm seine Hand von ihrer Schulter. Doch anstatt sie einfach wieder los zu lassen, hob Zerra diese zu ihren Lippen und küsste seine Hand.
Sie fühlte sich schuldig für das, was ihm zugestoßen war, nicht zu letzt vermutlich auch deswegen, weil sie ihn damals einigentlich beschützen wollte. Als Malian sie im Gasthaus in Aberon aufgesucht hatte... doch es kam anders. Sie fuhr nachdenklich mit ihren Finger über seine Hand. Die einzige, die ihm noch geblieben war. Zerra schluckte schwer und ließ dann von ihm ab. „Tut mir Leid“, kam es über ihre Lippen und sie würde es vermutlich noch viel öfters sagen, wenn es etwas ändern könnte...
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Fr Sep 03, 2010 11:52 pm
"Jeder Mensch hätte ein friedliches Leben verdient.", antwortete Lyonel, "Du, genauso wie ich." Er fühlte ihre Lippen auf seiner Haut und hielt inne. Was auch immer er gerade gedacht hatte, es schien in dem Moment stillzustehen, so als würde etwas zerbrechen, eine Grenze übetreten, ein Graben übersprungen oder eine Mauer überklettert. Es war nur ein winziger Augenblick. Aber er war da. Und das war von Bedeutung. Im Vergleich dazu verblasste all das andere, die Reisen, die Kämpfe, seine abgeschlagene Hand. "Was tut Dir leid?", fragte er und es blitzte schelmisch in seinen Augen. Er löste seine Hand aus ihrer, doch anstatt sie zurückzuziehen legte er sie auf ihren Rücken, während er noch näher an sie herantrat, bis sie nur noch wenige Zentimeter Wasser trennten. Einen Arm um Zerra gelegt erwartete Lyonel ihre Antwort.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 12:12 am
Schweigend verzog Zerra keine Miene und machte auch keine Anstalten sich irgendwie rühren zu wollen, als Lyonel ihr näher kam. Sie blinzelte lediglich ein paar Mal und erwiderte unbeirrt seinen Blick. Zugeben um sie herum war es doch ein wenig wärmer geworden innerhalb der letzten drei, vier Sekunden. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab, als sie ein schiefes Lächeln aufsetzte. „Alles. All die Unannehmlichkeiten, die ich dir bereitet habe. All die Schmerzen, der die meinetwegen widerfahren ist. All das Blut, das ich gekostet habe. Deinen Arm. Alles... nur das nicht“ Zerra hob ihre Hand und legte sie an Lyonels Gesicht, wie sie es vorhin bereits getan hatte. Ähnlich, nur dieses Mal folgte gewiss nicht das Kneifen in die Wange. Ihre Hand fuhr sacht an seinem Gesicht entlang, strich mit ihren Fingern darüber und zog sich dann zu ihm. Das Wasser schwappte leise, als sie das bisschen an Distanz, dass sie noch von einander getrennt hatte, durchquerte und ihn küsste.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 12:47 am
Im ersten Moment hatte Lyonel die Augen geschlossen, fast wie ein natürlicher Reflex. Was war es, was man in diesem Moment spürte, wie konnte man das am besten beschreiben? War es das Gefühl, das durch den Körper lief, von oben nach unten, schockwellenartig, was diesen Moment so besonders machte? War es das Kitzeln und Kribbeln , diese Erlösung von einer unendlich tiefen Anspannung, die diesen Moment ausmachte? Was auch immer es war, vielleicht auch alles in der Gesamtheit, ließ sich auf jedenfall kaum beschreiben.
Dann aber geschah das Unvorstellbare: Lyonel öffnete die Augen wieder, wollte Zerra festhalten, auch mit seiner linken Hand. Aber er sah sie, wie sie vor ihm im Wasser stand. Nackt, von Wasser umhüllt, allein.
Und in diesem Moment kamen die Bilder: Rosa, wie sie ebenfalls nackt und mit Flüssigkeit befleckt war, halb stehend, halb liegend im Dreck des Waldes bei Therinsford. Junges, unberührtes Fleisch mit Gewalt auseinandergerissen, geöffnet, zerstört. Und immer wieder weiche, nackte Haut, die mit Urin, Blut und anderem befleckt war. Der Dreck. Die elenden Schreie. Ein niedersausender Axtkopf, ein platzender Kopf. Blut und Gehirnflüssigkeit spritzen, beflecken nacktes, unschuldiges Fleisch. Ein Crescendo, fast ein Pandemonium, diese Schreie: Das geile Grunzen der Männer, Schreie vor Aufregung, Angst und vor allen Dingen: Schmerz.
Lyonel spürte, wie sich sein Magen zusammenzog und sich ein hartes Geschwür zu bilden schien. Übelkeit stieg in ihm auf. Fast ein wenig rüde drückte er Zerra ein Stück von sich weg. "Verzeih... ich... kann nicht..." Sein Blick war relativ leer, als er sich von ihr abwandte.
Er musste sich dringend übergeben.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 1:06 am
Zerra wusste zunächst wie ihr geschah, als sie auch schon plötzlich die im Vergleich ziemlich kühle Beckenwand im Rücken spürte. Ihre Atem ging schnell und sie brauchte einen Moment, bis zu ihr hindurch drang. Was gerade geschehen war. Wie es sein Ende genommen hatte. Und was er gesagt hatte. Mit jeder Erkenntnis veränderte sich etwas in Zerras Züge, in ihrem Gesicht, das sie leicht von ihm abwandte. Im Grunde unnötig, da er selbst sich von ihr abgewandt hatte. Blinzelnd fasste sie sich an die Stirn, strich ein paar nasse Strähnen aus ihrem Gesicht und drehte sich dann auch schon um. Das Wasser klatschte gegen den Beckenrand, als sie sich mit einem einem Ruck hinaus zog. Ihre Kleider, die nicht all zu weit von dem Becken entfernt lagen, hatte sie rasch in der Hand. Mühelos und schnell hatte sie sich etwas über gezogen – eine alltägliche Bewegung, doch längst keine alltägliche Situation...
„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Ich sollte mich eher entschuldigen... wohl auch dafür...“, sagte Zerra mit fast monotoner Stimme und hängte sich eines der Tücher um den Hals, welches dann an ihr herab hing. Sie wandte ihr Gesicht und blickte über ihre Schulter zu ihm. Und ging. Die Türe zu den Baderäumen schloss sie knarzend in einem sachten Dunstschleier. Schwer atmend blieb Zerra draußen im Korridor stehen, die nackten Füßen auf den kalten Fließen aus weißem Marmor. Blinzelnd stand sie da, den Kopf leicht im Nacken gegen die Türe gelehnt. Nie hätte sie vermutet, wie schmerzlich Worte sein konnten. So viel schmerzhafter als es Taten jemals sein könnten... Leise hörte sie wie, wie einzelne Tropfen von ihrem Körper zu Boden tropfte. Erst das riss sie allmählich aus ihrer Starre und sie setzte sich in Bewegung. Erst zaghaft, dann immer bestimmter – auf ihr Zimmer.
Tbc: Zerras Zimmer/ zweite Gästezimmer
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 1:28 am
Lyonel hatte regungslos zugesehen, wie Zerra gegangen war. Wie gelähmt war er gewesen, so als hätte man ihm Hände und Füße gefesselt und den Brustkorb zugeschnürt. Was hatte er nur gemacht?
Lange stand er da, vom Donner gerührt und sah die Tür an, hinter der Zerra verschwunden war. Er konnte nicht anders, er musste dieses durch die Dunstschwaden leicht verschwommene Rechteck anstarren, als würde es seinen Blick fesseln. Was hatte er nur getan?
Er spürte, wie die Übelkeit kummulierte, machte zwei schnelle Schritte und erbrach sich in Becken aus Stein, welches in die Wand eingelassen war. Bittere Galle benetzte seine Zunge, während er alles hervorwürgte, sogar als nichts mehr in seinem Magen war und nur noch zähfließende, ätzende Magenflüssigkeit aus seinem Mund tropfte, so wie der Speichel aus den Lefzen eines Hundes rann. Er konnte nicht anders, ihm war einfach nur übel und sein Magen war vom Gefühl her immer noch ein fremdes Stück Fleisch, was nicht zu ihm zu gehören schien. Was hatte er nur getan? Was konnte Zerra dafür?
Er konnte nicht anders, er fing an zu weinen, und die Tränen flossen seine Wangen herab, wo sich die salzige Flüssigkeit mit den ätherischen Ölen der Dunstschwaden vermischte.
Was hatte er nur kaputt gemacht?
Er sank zu Boden und weinte, den Rücken gegen die Wand gelehnt, die Beine ausgestreckt.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 2:15 am
Ein paar Minuten später - Lyonel kam es wie die Ewigkeit vor - raffte er sich endlich auf. Seine Kehle brannte vom Erbrechen, seine Augen waren verquollen und sein Kopf schmerzte. Aber er musste etwas tun, arbeiten, damit er sich ablenkte, wieder einen klaren Kopf bekam. Mit leise vor sich hin tränenden Augen stemmte Lyonel sich ächzend auf, schlang ein Handtuch um die Hüften und sah sich um, auch wenn sein Blickfeld tränenzerflossen war. Er nahm einen Becher, den Zerra hatte stehen lassen, und trank einige Schlucke Wasser, um den widerwärtigen Geschmack im Mund zu neutralisieren, aber es half nichts.
Resigniert und genervt schleuderte er den Becher von sich und gegen eine Wand. Was für ein verfluchter Scheißtag.
Immer noch mit tränenden Augen und um Fassung ringend machte er sich daran das mit Erbrochenem besprenkelte Waschbecken mit Wasser und Lappen einigermaßen zu reinigen.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad Sa Sep 04, 2010 2:30 am
Halibel machte zwar nicht immer gerade den schlausten Eindruck, doch gebildet war sie allemal hinter ihrer Fassade. Darüber jedoch mal hinweg gesehen, brauchte man nicht gerade All-Wissend zu sein, um eins und eins zusammen zu zählen. Es war überall nass gewesen und Kharas hatte etwas davon gesagt, sie wäre in eines der Bäder gegangen, um sich frisch zu machen.
Die Baderäume hatte sie ebenfalls dank der Hilfe eines Bediensteten gefunden. Ohne lange zu trödeln, bedankte sie sich bei dem Mann und verschwand dann auch schon in den ungleich wärmeren Baderäumen. Sie fächelte sich mit ihrer Hand ein wenig Luft zu und lief durch die Dunstschwaden. Sie brauchte eine Weile, bis sie jemanden erkennen konnte. Zunächst nur dunkle Schemen, dann wurden die Konturen klarer und schließlich stand dort ein Mann. Natürlich. Ein Mann. Halibel verdrehte missmutig die Augen und holte tief Luft ein. Empört ging sie auf ihn zu und packte ihn dann recht unsanft an seiner Schulter, und wirbelte ihn herum, damit er ihr ins Gesicht sah – und ihren finsteren Blick, der ihn wie Dolche aufspießen sollte, auch ja bemerkte. Doch dabei beließ sie es noch nicht. Grob griff sie nun nach seiner Schulter und schüttelte ihn kurz. „Du! Du warst das, oder nicht? Junge, bring Zerra noch einmal zum Weinen und dann bringe ich dich zum Weinen, Freundchen!“
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 1:13 pm
Fassungslos und überrascht sah Lyonel die Fremde an, die sich vor ihm aufbaute und ihn mehr oder weniger direkt bedrohte. Wenn Blicke auch nur ansatzweise bohren könnten, läge er jetzt vermutlich durchsiebt in einer Ecke des Bades. Was suchte sie hier? Wer war sie? Warum sprach sie von Zerra?
Nur langsam wurde er sich der Bedeutung von Halibels Worten bewusst, war aber immer noch nicht in der Lage zu antworten, während seine Gedanken rasend rotierten. Irgendetwas schien ihm immer wieder die selben logischen Folgerungen aufzuzwingen, die aber grundsätzlich immer in einem Widerspruch endeten. Puff. Und weg war alles, was er vorher gedacht hatte.
Nachdem er also Halibel einige Sekunden lang ungläubig angestarrt hatte, begann er dann doch zu sprechen, immer noch nicht wissend, wie ihm geschah. "Es tut mir leid... ich habe doch nur gesagt, dass ich nicht kann, und... also... es tut mir leid... was....", stammelte er etwas unbeholfen. Was sollte er schon sagen? Er hatte es so oder so versaut.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 2:16 pm
Kritisch musterte Halibel den Mann und ließ ihn dann los. Ihren skeptischen Blick ließ sie ein mal über Lyonel wandern, von oben bis unten, und den selben Weg dann wieder zurück, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und ihm ins Gesicht sah. „Dass du nicht kannst...? Was nicht kannst? Und was tut dir dabei Leid? Dass es nicht möglich ist für dich?“, fragte sie, mit leicht zusammen gekniffenen Augen. Wenn sie ehrlich war, verstand sie nicht wirklich wovon er sprach. Nur eines, dass er sie scheinbar irgendwie mit seinem Gerede wohl verletzt haben musste.
„Junge, du ziehst dir jetzt gefälligst etwas mehr an“, sagte sie, wobei sie wild gestikulierend auf sein Handtuch deutete, „und gehst sofort auf ihr Zimmer um das zu klären, damit sie wenigstens aufhört zu Weinen! Widersprüche lasse ich nicht zu, lass dir das gesagt sein. Also, mach schon, oder muss ich dir noch Beine machen?“, fragte Halibel, wobei sie bereits drohend ihren Zeigefinger erhoben hatte, während dabei ihre Dolche an ihrem Gürtel aufblitzten.
Dann schlich sich auf einmal ein erstaunter Ausdruck auf ihr Gesicht und sie ließ ihre Hand augenblicklich sinken. „Bei Rawen und Orgush, wegen meinen Ärger habe ich tatsächlich vergessen, mich vorzustellen“ Energisch streckte sie ihm die Hand und schaute ihn dabei mit einem Blick an, als drohe sie ihm den Kopf abzubeißen, wenn er ihre Hand nicht nehmen würde. „Halibel Fa, ehemalige Informantin der Königin Runa, Korporal der fünften Kompanie und alte Kameradin Zerras im Kriegsheer des alten Königs, möge er bei Angvard in Frieden ruhen“
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 7:12 pm
Lyonel starrte die Schwarzhaarige immer noch recht fassungslos an, aber es gelang ihm langsam seine Gedanken einigermaßen zu ordnen. Einigermaßen wohlgemerkt, er konnte immer noch nicht sagen, ob er wirklich zurechnungsfähig war.
Verstohlen wischte er sich zwei Tränen aus dem Augenwinkel, bevor er antwortete. "Lyonel Bolívar.", sagte er und nahm ihre Hand an. "Keine besonderen Titel oder Dienstgrade."
Er räusperte sich verlegen und versuchte die Situation einigermaßen zu retten. "Und, ähm ja. Ich denke, du hast Recht. Ich sollte wirklich mit Zerra sprechen. Schnell."
Schuldbewusst sah er zu Boden.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 7:19 pm
"Lyonel. Bolívar", wiederholte Halibel langsam, während es in ihrem Kopf ratterte. Diesen Namen hatte sie doch erst irgendwo gehört. War das nicht..., überlegte sie, als es ihr auch schon wieder siedend heiß einfiel. Bei ihm sollte sie sich melden, wegen der Fortführung ihrer Dienste. Truchsess Kharas hatte seinen Namen fallen lassen... Gut, dass sie ihm noch nichts angetan hat..., dachte Halibel und seufzte innerlich erleichtert auf, während sie seine Hand noch immer fest hielt.
"Schön! Dann raus mit dir!", sagte sie breit grinsend und zog ihn dann, wenn auch nicht gerade sanft, bis zur Türe, die sie mühelos mit der freien Hand aufstieß. "Beeil dich, und dann lass uns später noch einmal reden... wegen meinen Beruf, ja? Aber nun ist Zerra erst einmal wichtig", sagte sie, tippte dabei Lyonel ungeniert gegen die Schulter, ließ seine Hand los und deutete dann auf den Flur. "Los!"
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 7:41 pm
"Wegen meinem Beruf?", fragte Lyonel etwas verwirrt, warum wurde er in Surda angesprochen, weil er in Kuasta Kinder unterrichtete? Wobei, wahrscheinlich hatte es was damit zu tun, dass er hier bei dieser Versammlung war. Er nickte. "Gut, können wir machen.." Er war immer noch unsicher.
"Und ähm, danke... für deine Hinweise... also... bis später dann."
Mit diesen Worten ging er sich anziehen - und Zerra suchen.
Gast Gast
Thema: Re: Das große Bad So Sep 05, 2010 7:48 pm
Relativ zufrieden schaute Halibel ihm noch einen Moment nach und schloss dann die Türe. Nun stand sie allein in diesem riesigem Baderaum. Hmmm... Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht auf und sie ging näher auf eines dieser Becken zu. Nun, da dieser Lyonel Bolívar ohnehin beschäftigt sein würde, konnte sie sich ja ein wenig Zeit nehmen.
Halibel strich sich ihre schwarzen Haare zurück, entledigte sich ihrer Kleidung und sprang dann in das Becken hinein.
Arva Drachenreiter
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 8:36 pm
Arvas Hände pressten sich ein letztes Mal fester um die Kehle der hühnenhaften Wache, welche sie im Bad überrascht hatte und sah zu wie die letzten Luftblasen nach oben stiegen, ehe das aufgewühlte Wasser sich beruhigte und der Reiter ließ die Wache los, welche langsam auf den Grund des Beckens sank und dort liegen blieb, beschwert von dem Gewicht der Rüstung. Arva blutete, sein Helm lag verbeult und blutverschmiert in einer Ecke während das Blut des Reiters seine Schläfe hinab rann, das goldene Haar verklebte und seine Rüstung befleckte. Es war kein langer Kampf gewesen, doch die Kraft und das plötzliche erscheinen des Riesen hatten ihn überrascht und ihm die Wunden zugefügt. Taumelnd stand Arva vom Beckenrand auf, ging zu seinem Schwert das einige Meter in einer der Ecken lag und betrachtete das Bad, welches mit Blut und Wasser beschmiert war. "Die Gemächer des Kalifen dürften sich nicht mehr weit von uns befinden." keuchte er. "Sollen wir gemeinsam hingehen.... Hochmeisterin?"
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 9:12 pm
Die beiden Reiter gingen durch das langezogene Bad, vorbei an den Wänden die mit Marmor beschlagen waren und an denen bereits leichte Blutspitzer hafteten. Die Magier des Landes und vor allem dieser Stadt hatten es seit jeher vorgezogen nie selbst in der Schlacht zu stehen und sich so der Gefahr preis zu geben. Also hatten man Möglichkeiten gefunden, allerlei Bestien zu beschwören, Wesen die aus tiefer Blutmagie hervor gingen, aus Opfern von Dutzenden von Menschen und die magischer waren, als jeder Zaubrer es sein konnte. Und ein eben solches Wesen stellte sich nun die den Weg der beiden Reiter. Ein Wesen, dessen Schädel ein Ziegenkopf war und dessen Pranken größer waren als die von einem Bären. Das Wesen maß insgesamt gut zwei einhalb Meter und der Körper wurde von schwarzem, zottigen Haar bedeckt. In der Hand hielt er eine lange Klinge, die zum Ende hin spitz zulief und fast seine eigene Körpergröße übertraf. Ein lauter, kehliger Schrei entfuhr seinem Mund und mit einer einzigen, blitzschnellen Bewegung wurden beiden Reiter gegen die Wand geschmettert. Der Marmor bröckelte aus seiner Verankerung und was dahinter lag, war nicht mehr als eine dicke Schicht von gewöhnlichem Sandstein.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 9:37 pm
Als das Wesen vor ihnen erschien war, hatte die Elfe ein schweres Seufzen von sich gegeben und Arva lediglich knapp zugenickt. Sie waren also entdeckt worden und wenngleich sie sich auch gewünscht hätte, sie wären leise hinein und wieder hinaus gekommen, statt alles und jeden zu vernichten zu müssen, schien all ihre Hoffnung in dieser Hinsicht vernichtet worden zu sein. Das Schwert des Wesens vor ihr, ließ die Reiterin schaudern und in ihren Gedanken noch einmal genauer durchgehen, was sie tun konnten - Arva und sie waren nicht ansatzweise so magisch begabt, wie es Oromis war, wussten zwar Magier und Kreaturen zu bekämpfen, doch dort, wo das Schwert keine Chancen mehr hatte, waren auch sie vollends verloren und so blieb Caladhiel jetzt nichts anderes mehr übrig als den Griff um ihr Schwert zu festigen, bevor eben jenes Wesen ausholte und sie sich nur wenig später am Boden der marmornen Wand befand, an der zuvor noch die Blutspritzer des letzten toten Wachmanns zu finden waren. 'Sie haben uns entdeckt. Es sind Magier in der Festung - beeilt euch!', sandte sie an die restlichen Reiter außerhalb des Palastes und rappelte sich langsam wieder zurück auf die Beine, den Schmerz in ihrem Rücken schlichtweg ignorierend, selbst, wenn er es ihr schwer machte, die gewohnten, schnellen Bewegungen zu vollführen, die sie sonst von sich gewohnt war. Es würde bluten und damit würde sie dieses Wesen auch töten können, selbst, wenn sie sich im Moment mehr Gedanken darum machte, wie sie an dem Wesen vorbei kämen, um den Kalifen noch zu erwischen, bevor der durch die Gänge zu fliehen versuchte. Wenn sie schnell genug war, dann würde sie an dem Wesen vorbei kommen, ohne dass er sie erwischte. "Arva! Halt die Stellung hier! Wir müssen den Kalifen erwischen, bevor er entkommt!", ließ sie den anderen Reiter an ihrer Seite wissen und atmete dann noch einmal durch ehe sie nach vorn hastete und sich im letzten Moment unter der großen Klaue des Wesens hinweg duckte, der nach ihr schlagen wollte. Sie spürte noch den Luftzug unmittelbar hinter sich als die Faust auf den Boden traf und bevor sich die Kreatur erneut zu ihr herum drehte, kam sie wieder zurück auf die Füße und eilte weiter, der Präsenz nach, die sie bereits am Nachmittag gespürt hatte als der Kalif Anaiah vor die Tore der Stadt gerissen hatte. Sie mussten ihn kriegen - er durfte in keinem Fall entkommen.
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 10:02 pm
Das Monster versuchte noch nach der Elfe zu greifen, konnte diese jedoch nicht mehr rechtzeitig greifen, sodass er lediglich Luft zu fassen bekam und wütend schwang er sein Schwert daraufhin in Richtung von Arva. Dieses schlug tief in die Wand ein und lies den Raum kurz erzittern, eine kleinere Brocken fielen von der Decke, doch bildeten sich ansonsten nur einige Risse in den äußeren Mauern. Schnaubend zog der Ziegenkopf die Waffe wieder heraus und fauchte lauthals, als Arvas Klinge seine Seite streifte und dickflüssiges Blut offenbarte, jedoch wurde die Wunde bereits nach wenigen Augenblicken mit Eiter bedeckt und die Blutung stoppte. Erneut langte eine große Pranke nach den Reiter und nachdem er dem ersten Hieb durch einen Sprung auswich, folgte ein zweiter mit der Klinge. Der Reiter wurde nur von der flachen Seite des Schwertes getroffen, doch hörte man das unangenehme Geräusch von Knochen die auf Metall trafen und der Reiter flog einige Meter durch die Luft, ehe er zum Stillstand kam.
Arva Drachenreiter
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 10:11 pm
Zum Stillstand kam war ein netter Ausdruck dafür, dass Arva von der Wand aufgehalten wurde, welche hinter ihm lag, ehe die Schwerkraft ihr übriges tat und Arva mit einem lauten platschen im Becken landete, in welchem er kurz zuvor den Hünen ertränkt hatte. Das Wasser umschlang ihn wie die Arme einer Frau und er brauchte einige kurze Augenblicke um sich zu orientieren, ehe er sein Schwert griff, welches auf den Grund gesunken war. Er blinzelte und sah durch die Wasseroberfläche zu dem riesigen Wesen welches langsam auf ihn zugeschlurft kam. Arva war niemals ein guter Magier gewesen doch ein wenig dieser mysteriösen Kunst kannte auch er. Er stieß sich vom Boden ab, sprach die Worte der alten Sprache und schoss in einer Fontäne aus dem Wasser heraus. Getragen von Magie und Muskelkraft, umgeben von einem Sprühnebel aus Gischt raste er auf das Wesern zu, rammte ihm das Schwert durch den Brustkorb auf Höhen des Herzens und versenkte das Schwert so tief darin, dass es in einer Fontäne aus Blut auf der anderen Seite wieder heraus kam. Arva wollte das Schwert gerade heraus ziehen, als sich Eiter bildete und das Schwert umschloss, dieses mit dem Körper verwachsen ließ. Arva ließ los, fiel zu Boden und rollte sich in das nunmehr leere Becken, nachdem das Wasser sich überall im Raum verteilt hatte und hob das Schwert des Hünen auf, welches neben dessen Leichnam noch auf dem Grund des Beckens lag.
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 10:27 pm
Das Wesen hatte aufgeschrien als die Klinge durch den Torso gedrungen war und als sich nach und nach eine dicke Schicht von Eiter darum herum gebildet hatte, kurz gefolgt von dünnem Schorf, hatte es für einen Augenblick lang nach Luft geschnappt und war nach hinten getaumelt, stemmte sich immer wieder gegen diese Wand und riss bei diesen Bemühungen fast immer einen Teil des Steins mit sich. Der unnatürlich lange Kopf zuckte wild hin und her und letztlich war nur noch ein leises Schnaufen zu hören. Erst das Der erneute Kampfesschrei des Reiters riss ihn aus seiner Lethargie und als er hinauf blickte und den Elf vor sich sah, mit seiner eigenen Waffe in den Händen, verfiel das Monster in Rage. Er stürmte nach vor packte, glitt zur Seite, als die Klinge auf ihn zuschoss. Die ledrige Innenfläche der Hand schloss sich schließlich und den Hals des fremden Mann und als dieser mit den Beinen strampelte und beide Hände an die des Monstrums legte, blökte dieses nur lauthals auf und übelriechender Speichel lief ihm aus seinen Maul.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 10:39 pm
Sie war weiter gerannt, hatte Gang um Gang hinter sich gebracht, doch mit jedem einzelnen Schritt war es ihr mehr denn je vorgekommen, als zerstöre sie damit alles, woran sie geglaubt hatte. Sie hörte noch immer den Kampfeslärm hinter sich, hörte das Schreien des Wesens, mit dem sie Arva allein gelassen hatte und das Bröckeln von Steinen und Marmor, der auf den Boden fiel und letztlich blieb sie stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Wenn sie Arva einfach im Stich ließ, dann war sie nicht viel besser als der andere - wenn sie den Elfen jetzt einfach im Stich ließ, wer war sie denn anderes als der Elf selbst, der bislang nie nach seinen Freunden gesehen hatte, sich nie um etwas außer der Mission gekümmert hatte? Vor ihr hinter der Tür war der Kalif, das Ziel ihrer Mission und damit der Erfolg für das gebeutelte Land, aber hinter ihr hörte sie Arvas Geräusche und das Grunzen des Wesens und immer wieder schwankte Caladhiel zwischen ihren eigenen Entscheidungen. Sie sollte nach vorn treten, sollte die Verluste hinnehmen, die der Angriff bedeutete, um den Kalifen zu erwischen, aber ... sie konnte es nicht. Sie konnte nicht nach vorn treten und damit vielleicht Arvas Todesurteil unterzeichnen - es ging nicht. Er war immer derjenige gewesen, der sie angetrieben hatte - derjenige gewesen, wegen dem sie hatte besser werden wollen und den sie eines Tages besiegen wollte. Sie hatte ihn gehasst, sie hatte ihn verflucht und sich des Nachts so oft wegen seinen Worten in den Schlaf geweint, aber dennoch - ohne ihn würde sie nicht hier stehen. Sie wäre nicht diejenige, die nun den Orden führte. Hastig eilte sie durch die Gänge, die sie zuvor hinter sich gebracht hatte, immer weiter trugen sie ihre Beine zurück bis sie letztlich erneut die massige Gestalt des Wesens einige Meter vor sich erkannte, das sich zu Arva hinab gebeugt hatte und dessen Hände um den Hals des Reiters lagen. Es durfte noch nicht zu spät sein - sie durfte nicht zu spät gekommen sein. Erneut glitt ihr Schwert aus der Scheide und erneut schlossen sich ihre Finger fester um dessen Griff als sie erneut nach vorn stürzte, um zwischen das Wesen und den älteren Elfen zu gelangen ehe sie die schwarze Klinge hob und mit aller Kraft, die ihr Körper besaß die Schneide durch die Gelenke des Wesens gleiten ließ ehe ihre Lippen ein einziges Wort in der alten Sprache verließ "Brisingr!" Magisches Feuer begann sich seinen Weg über das zottige Fell des Wesens zu bahnen, an ihm empor zu lodern während Caladhiel schnell genug schaltete und nach Arvas Arm griff, um mit ihm zurück zu weichen und einen kurzen Blick hinauf in sein bleich gewordenes Gesicht zu werfen. Mochte er getan haben, was er wollte, aber er war Teil ihres Ordens und sie würde ihn nicht zurück lassen.
Arva Drachenreiter
Anzahl der Beiträge : 171 Anmeldedatum : 14.10.11
Thema: Re: Das große Bad So Jun 15, 2014 10:49 pm
Arva bekam langsam einen Tunnelblick während er spürte wie das Leben aus ihm wich. Und dann mit einem Mal begann die Welt um ihn herum zu trudeln, ehe er hart auf dem Boden aufschlug. Er stand schwankend auf, rutschte beinahe auf dem nassen Boden auf und sah hoch. Das Wesen vor ihm brannte schreiend - Blut und Eiter quollen aus zahlreichen Wunden, während das Fell lichterloh brannte und das Blut das Wesen zu kochen schien. Arva rieb sich den Hals, welcher langsam schwarz anlief und keuchte, hob den Kopf und sah Caladhiel welche wie eine Kriegsgöttin über der Leiche des Wesens stand. Das schwarze Schwert funkelnd in den Flammen, spiegelnd vor Blut. "Ihr hättet nicht zurück kommen sollen" fluchte er leise und biss die Zähne zusammen. "Wenn der Kalif nun entkommt... ich war entbehrlich" sogar das Schlucken tat ihm weh. "Wieso könnt ihr nie... eine schwere Entscheidung fällen?"