Gästezimmer des Zwergenpalastes

„Elarinya...“, wiederholte Lyonel leise und versonnen für sich. Der Name hatte einen Klang, den süßen Klang von Eintracht und Familie, der für die Eltern wahrscheinlich noch tausendmal süßer klingen musste als für ihn, einen Außenstehenden.
Elarinya... Was dieser Name in der Sprache der Elfen wohl bedeuten mag?
Er sprach seine Frage nicht aus, wollte nicht den Moment der Glückseligkeit, den man in den Minen der beiden erahnen konnte, zerstören.
Er lächelte.
“Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihr das Leben, welches vor ihr liegt.“, sagte er und lächelte ebenfalls. Es musste so schön sein, die Liebe zu einem Kind zu spüren.
“Mögen Leid und Kummer ihren Weg stets meiden, möge sie stets die helfende Hand eines Freundes haben, Zeit, um innezuhalten und eine Welt, in welcher es sich zu leben lohnt.“
Er sprach in der alten Sprache, doch darum bemüht, stets die Wunschform des Konjunktives zu verwenden, war doch gemeinhin bekannt, dass falsche Segnungen zu großem Unheil führten.
„Möge sie ein Stern der Hoffnung werden, wie ihre Eltern es sind.

"Ich danke Euch, Lyonel Bolivar. Eure Worte bedeuten uns sehr viel", antworte sie und neigte erneut den Kopf ein Stück während in ihren Gedanken eine kurzzeitige fixe Idee reifte, deren Inhalt sie Farodin mit einem kurzen Blick zu verstehen gab.
Für einen kurzen Moment hatte sie geglaubt Bedauern in dem Gesicht des Menschen zu erkennen, doch er wusste es gut zu verstecken und die Elfe war taktvoll genug nicht nachzufragen und ihn gewähren zu lassen. Schweigend deutete sie ihm an, dass er ruhig Platz nehmen konnte während sie sich ebenfalls umwandte und zu Farodin und Elarinya zurückkehrte. Ihr Blick ruhte eine ganze Weile auf dem friedlich schlummernden Kind und nickte wie für sich selbst. Für ihre Idee würden sie später noch Zeit finden, sobald Lyonel das gesagt hatte, was ihm auf dem Herzen lag und ihn hierher gebracht hatte.

Leise knisterte die Kerzenflamme in der Nähe des Elfen, tanzte ein wenig hin und her und warf seine tänzerischen Schatten auf das Gesicht von Farodin. Dieser hatte den Blick Nyarálins bemerkt und ebenso mühelos verstanden. Lächelnd hatte er zu ihr aufgeschaut, als sie auf ihn zu getreten war, hatte dann bedächtig genickt, um somit auch seine stumme Zustimmung für ihr Vorhaben zu geben.
Sacht hob er seine Hand, umfasste mit dieser behutsam die der Elfe, neigte seinen Kopf leicht und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Handrücken.

„Es ist mir eine Ehre.“, erwiderte Lyonel mit einem Lächeln, während er gedankenverloren und leicht versonnen das Bündel ansah, welches Farodin liebevoll im Schoß wiegte. Es musste wirklich schön sein...
Und es war etwas, für das es sich zu kämpfen lohnte. Sollte Elarinya es in ihrem Leben nicht besser haben, als sie es in diesen unsicheren Zeiten gehabt hatten? Das wäre wirklich schön. Eine Welt für die Kinder, angefüllt mir Frieden, sodass Liebe und Vertrauen gedeihen konnten, erhellt von dem schönsten Klang, dem reinen Lachen fröhlicher Kinder.
Was war mit ihnen geschehen, dass sie alle einmal so in den Windeln gelegen hatten, hilflos und liebesbedürftig – und doch schon alle ihr unschuldiges Gewissen verloren hatten.
Es war so grausam und die Vorstellung, dass diese kleine Elfe vielleicht irgendwann einmal das miterleben musste, was sie während der Schlacht miterlebt hatten, war wie ein glühendes Eisen, welches einem die Kehle zudrückte.
“Eigentlich wollte ich aber mit Euch darüber reden, wie man die Welt neu gestalten kann, jetzt, wo die Schlacht geschlagen ist. Es gibt so viel, was verbessert werden kann, wenn die freien Völker gemeinsam daran arbeiten, anstatt alleine und isoliert, so wie es bisher war...“
Er seufzte.
“Ich hatte da einige Ideen, wie man diesen Frieden vielleicht dauerhaft sichern könnte, damit...“, er lächelte in Richtung der kleinen Elfe, “alle in Frieden erwachsen werden und leben können. Aber ich verstehe, wenn Euch jetzt nicht danach ist, darüber zu sprechen. Ihr solltet die Zeit genießen, die Euch so vergönnt ist, denn die Welt wird Euch schon bald wieder einholen.“

"Das wird sie in der Tat, Heerführer", stimmte Nyarálin ihm leise seufzend zu, dachte noch einmal über beide Optionen nach, die ihr gegeben wurden und kam zu dem Schluss, dass sie dieses eine Mal egoistisch sein würde ... zumindest zu einem geringen Teil.
"Ich denke doch, dass wir unser Gespräch über den Frieden und dessen Erhaltung führen können, sobald Ihr auch wieder Frieden im Herzen gefunden habt", antwortete sie ihm, wandte sich halb zu ihm um und lächelte sacht, nickte ihm kurz aufmunternd zu, gab damit das Zeichen, dass sie ihn verstand.
"Ihr werdet Euch sicher nach Eurer Familie sehnen und ich möchte nicht der Grund sein, weswegen sie noch länger auf Euch warten müssen. Kehrt nach Hause zurück, Lyonel, und kommt dort zur Ruhe."

Lyonel nickte und ergab sich dem Schicksal. Der Samen war ausgebracht – blieb zu hoffen, dass er auf fruchtbaren Boden fallen würde. Bald schon würden sie hoffentlich die Ernte einfahren können.
„Ihr habt Recht.“, gab Lyonel zu und erhob sich. Ein Anfang war gemacht. Ein Anfang für die bessere Welt, die Welt der Kinder.
„Ich wünsche Euch eine wunderschöne gemeinsame Zeit. Genießt sie solange es geht, denn Ihr habt sie Euch verdient.“
Langsam schritt er zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte.
„Wir werden uns wiedersehen, eines Tages, schon bald. Und dann werden wir gemeinsam eine neue Welt erbauen...
Lebt wohl, Nyaralin. Lebt wohl, Farodin. Leb wohl, kleine Elarinya...“
Damit machte er sich auf seine Reise nach Hause – endlich....


tbc: Teirm

Er ist ein guter Mann! Mhink seufzte und sah zu Nyaralin hoch.
Was sagst du, seid ihr beiden bald wieder soweit auf dem Berg, dass wir nach Ellesmera zurück reisen können? der Kater streckte sich ausgiebig

"Kharas hat ein gutes Gespür, wenn es darum geht gute Männer zu finden", antwortete die Elfe auf Mhinks erste Worte und stimmte dem Werkater mit einem schlichten Nicken zu. Sie haderte einen kurzen Moment lang noch mit sich ihrer zuvor getroffenen Aussage etwas hinzu zu fügen, entschloss sich dann aber dafür jene Worte still in ihrem Inneren verklingen zu lassen.
Sie wollte die Ruhe in dem Raum nicht durch eine feindselige Aussage vernichten und lächelte so nur sacht, einen kurzen Blick zu Farodin hinüber werfend.
"Ich denke, wir werden in ein paar Tagen aufbrechen um nach Hause zurückzukehren."

Ehe Mhink zu einer Antwort ansetzetn konnte, wurde die Luft im Raum merklich kühler, ohne jedoch dass ein Luftzug diesen durchquerte.
Mit einem Mal stieg allen Anwesenden der beißende Geruch von Schwefel und verbranntem Fleisch in die Nase, ehe mit einem mehr oder minder lautem Knall und einer Stichflamme eine Karte mitten in der Luft auftauchte.


Treuer als die Liebe ist allemal der Haß.

Bereit jeden Angriff in dem Moment abzuwehren hatte Nyarálin schon ihren Geist aussenden wollen, doch statt einem körperlichen Angreifer schwebte nun auf ihrer Augenhöhe eine Karte unweit entfernt. Es erinnerte sie an die Karte, die sie einst in Ellesméra erhalten hatte. Die Karte war dieselbe nur das Erscheinungsbild dieser neuen Karte war ein gänzlich anderes - es war bedrohlich und ...
Sie stockte als sie die beiden Personen darauf genauer musterte und schnappte nach Luft, als sie jene erkannte. Es waren Farodin und sie selbst, die darauf abgebildet waren - tot, mit Wunden, die fast an Verbrennungen grenzten.
Die Elfe schluckte und streckte vorsichtig die Hand nach der Karte aus, berührte erstaunlich kaltes Papier, welches sich unter ihren Fingerspitzen merkwürdig alt und fremd anfühlte.

Was für eine vermaledeite Zauberei ist das? fragte Mhink geschockte und besah sich die Karte genauer, auf ihr war herumgehandwerkt worden und sie selbst schien etwas böses an sich zu haben.
Ich glaube nicht, dass wir sie einfach so zerstören können! gab er zu bedenken

„Nyarálin?“ Ein kleiner Junge hatte an der Türe geklopft und spähte nun mit einem braunen Wuschelkopf herein. Als er die Elfe schließlich in dem Raum entdeckte, lächelte er, wobei man zwei Zahnlücken erkennen konnte.
„Eine Frau gab mir diesen Brief für Euch. Ich sollte ihn heute Euch übergeben...“, nuschelte er, wobei er leicht rosa anlief. Etwas durch den Wind fing er an an einer Tasche herum zu nesteln und beförderte schließlich einen Siegelbrief hervor.
„D-Darf ich eintreten?“

"Komm herein", bat die Elfe leise und verbarg ihr Stirnrunzeln unter einem sachten Lächeln während sie eine einladende Handbewegung vollführte, die dem Jungen die Angst nehmen sollte näher zu kommen. Ein Brief von einer Frau, der ausgerechnet heute überbracht werden sollte und das kurz nach der merkwürdigen Karte, die zuvor wie aus dem Nichts erschienen war?
Irgendetwas war an dieser Sache faul und so sehr die Elfe diese Tatsache bedauerte, sie würde wohl früher als ihr lieb war erfahren, was genau das war.

Der Junge kaute etwas nervös auf seiner Lippe herum und trat nur sehr zaghaft ein. Die Elfen waren zwar nun schon seit einiger Zeit in der Zwergenstadt, doch hatte sich der kleine Junger bisher nie so recht nahe an diese hübschen Gestalten heran getraut, die so groß und schlank waren.
"Ich habe gut auf den Brief acht gegeben, damit Ihr ihn genau so erhaltet, wie ich ihn bekommen habe", nuschelte er und trat dann langsam auf Nyarálin zu.
"Bitteschön", sagte er und streckte ihr den Brief entgegen.
Das Siegel darauf war von einem dunklen Rot, beinhaltete jedoch kein bestimmtes, das man erkannte.

Das Lächeln, das die Elfe zuvor gezeigt hatte wurde ein Stück ehrlicher und wärmer als sie die zunehmende Unsicherheit des Jungen wahr nahm, der den Raum betrat und wohl am liebsten sofort wieder umgedreht hätte.
"Hab keine Angst vor uns", versuchte sie ihn zu beruhigen und nahm den Brief, den er ihr reichte mit einem kurzen Nicken begleitet von einem leisen "Ich danke dir" entgegen.
Der Blick der Elfe ruhte einen Moment lang auf dem roten Siegel und eine dumpfe Vermutung stieg in ihr auf, dann zerbrach sie jenes und faltete das Papier auf. Eine filigrane, feingeschwungene Schrift kam zum Vorschein, die Nyarálin nur allzu bekannt war, doch entgegen der Schrift, die kaum auf ein böses Wesen hinschließen ließ, trafen die Worte sie wie ein Schlag ins Gesicht.
Aylen. Sie hätte es wissen müssen - sie hätte es ahnen müssen und nun war sie aufgebrochen um Avalee mit sich zu nehmen, von der Nyarálin gehofft hatte, dass sie in Ellesméra endlich in Sicherheit sein würde. Ihr Blick glitt zurück zu Farodin, gab diesem das Zeichen dafür, dass ihre heile Welt, die für eine Weile bestanden hatte, gerade eben erneut zerstört wurde.

Mit besorgter Miene war Farodin bereits aufgestanden, als die Elfe das Siegel gebrochen hatte. Als nun jedoch dieser Blick hinzukam, der mehr als tausend Worte sagte, nahm die Sorge in seinen Augen Gestalt an.
Lächelnd ging er kurz auf den Jungen zu, bedankte sich bei ihm, auch wenn sie auf diese Nachricht wohl gut hätten verzichten können.
Farodin wartete, bis der Junge aus dem Zimmer war, dann ging er zu Nyarálin hinüber, legte ihr seine Arm um den Körper.
"Sollen wir morgen aufbrechen? Kann ich irgendetwas tun?"

Verzweifelt fuhr Nyarálin sich durch die blonden Haare und schüttelte langsam den Kopf, wandte den Blick von Farodin zu Elarinya und wieder zurück zu dem Brief. Sie sah Avalee als eine der ihren an, das Mädchen nun in der Gewalt von Wahnsinnigen zu wissen, brachte sie in einen Zwiespalt von dem sie niemals gehofft hatte, dass er eintrat.
"Wir können nicht einfach so aufbrechen", antwortete sie leise und lenkte ihren Blick endgültig auf den Gefährten an ihrer Seite. "Elarinya braucht ihre Familie und ich will nicht, dass sie so kurz nachdem sie das Licht der Welt erblickt hat, ohne ihre Eltern sein muss. Sie braucht uns und ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr auch noch etwas geschehen würde."
Sie kamen gerade erst aus einem Krieg und so sehr es der Elfe auch missfiel, die Elfen erwarteten, dass sie zurückkehren würden. Sie waren seit ein paar Monaten fort - dem restlichen Heer voraus in die Schlacht gezogen um einen wahnsinnig gewordenen Elfen aufzuhalten, die sich mittlerweile wohl zu summieren schienen, denn Aylen stand Ethra in nichts nach.

Mhink zögerte kurz, sah einmal zweifelnd zu Nyaralin welche gerade keine Augen für ihn hat, dann unterbrach er die beiden liebenden.
Lasst mich gehen!
Ich habe keinerlei Verpflichtungen und kann mit dem Brief die Spur aufnehmen! erklärte er leise.
Und sollte etwas passieren.... nun, so gibt es niemanden außer dir der mich vermissen müsste!

Mitfühlend sah Farodin die Elfe an, strich ihr durch das weiche Haar und umfasste dann ihre Hand.
Er konnte nur ahnen, wie viel ihr dieses Mädchen bedeutete, das sie damals in Gil'ead aufgelesen hatte. Viele Wochen lag dies bereits zurück, doch der Elf konnte sich noch gut an ihren damaligen Zustand erinnern. Und eben dieser würde sie sicherlich wieder einholen, sobald sie Du Weldenvarden verlassen würden. „Lass uns erst einmal nach Ellesmera zurück kehren. Von dort lässt sich vielleicht auch mehr erreichen“, flüsterte er ihr leise ins Ohr und versuchte sich an einem aufmunternden, doch zuversichtlichen Lächeln. Seine grünen Augen huschten zu der Werkatze hinüber, als diese sich anbot. „Denkt ihr wirklich, dass das euch gelingen wird? Ich möchte euch nicht zu nahe treten, aber wäre es nicht besser, wenn euch jemand dabei begleiten würde?“

out; ist mir ja neu, dass Werkatzen neuerdings auch Spürhunde sind...^.^

Ich bin zuversichtlich!
Die Magie die ihr anhaftete ist selten und einzigartig, darüber müsste ich sie finden können! erklärte Mhink leise und neigte den Kopf.
Außerdem, alleine bin ich wesentlich unauffälliger! Eine einfache Katze wird gerne mal übersehen so habe ich das Überraschungsmomet auf meiner Seite!
Und wenn ich Aylen gefunden habe wird ihr Körper verbrannt, endgültig!"

"Aylen kennt die Gefahr, die von dir ausgeht, Mhink", brachte Nyarálin den entschlossenen Werkater rasch wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, den er im Eifer des Gefechts verloren zu haben schien. Es gefiel ihr nicht auch nur ein einziges Wesen in eine Gefahr zu senden, die sie selbst nicht abschätzen konnte und von der sie nicht wusste, welche Macht ihnen dort gegenüber stehen würde. Eben jene Einstellung änderte sich auch die nächsten Tage nicht, die sie noch im Reich der Steinernen verbrachte bevor sie wieder aufbrachen um zurück nach Ellesméra zu kehren. Es wurde Zeit, dass auch Elarinya ihre Heimat kennen lernte und ihre Mutter begann sich ihren Aufgaben zu widmen, die sie viel zu lange schleifen gelassen hatte.

tbc: Ellesméra