Gästezimmer des Zwergenpalastes

Erleichtert hatte die Elfe aufgeatmet als die zwei großen Flügeltüren hinter ihrem zwergischen Führer zugefallen waren und Stille sie umfing. Sie hatte den Zwerg gemocht, doch seine ständigen Lobpreisungen auf das Volk der Steinernen hatten ihr irgendwann nur noch ein müdes Lächeln abgerungen. Den Versuch seinen Geschichten zu folgen hatte sie bereits vor ein paar Stunden aufgegeben, da er immer wieder in die Sprache der Zwerge abgerutscht war und es ihr zu mühsam geworden war sich den tieferen Sinn hinter diesen Worten zusammen zu reimen.
Langsam ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern, der von einem Meer aus Kerzen und Fackeln erleuchtet wurde und dadurch das nötige Licht spendete, dann kein einziger Sonnenstrahl drang durch die dicken steinernen Wände hindurch. Noch immer verstand sie nicht, wie die Zwerge unter Tage leben konnten, doch vermutlich würden die Menschen das Gleiche von den Elfen und ihren Häusern in den Bäumen denken.
Der Raum war erstaunlich prunkvoll eingerichtet - das Holz der Schränke mit feinen Schnitzereien bearbeitet worden, ebenso wie der Tisch und die Stühle, die daran standen. Zwergische Symbole, wie Nyarálin beim zweiten Blick darauf feststellte, die wohl etwas Wichtiges aussagen sollten.
Die Gedanken der Elfe wanderten erneut aus diesen Hallen hinaus und zurück zu Aylen und Ceres, die sie auf ihrer Reise hierher begleitet hatten und zum wohl hundersten Mal fragte sie sich, ob den beiden zu trauen war. Sie waren freundlich und hatten sich bisher noch keinen Fehler geleistet, doch dieser Aufenthalt bei den Zwergen würde sie ebenso auf den Prüfstand stellen wie sie selbst.
Ein einziger Fehler und es konnte eine weit größere Fehde bedeuten als der Zwist, der ohnehin zwischen ihrer beider Völker stand.

Mit langsamen Schritten durchmaß sie den Raum, blieb vor ein paar der Säulen stehen und sah hinauf zu den Steinstatuen der Säulen, fasste diese noch einmal ins Auge und schauderte im nächsten Moment erneut. Die Bildnisse der Zwerge waren hier nicht so groß wie in den restlichen Hallen, so dass das Gefühl beobachtet zu werden, das sie seit ihrem Eintritt in die Zwergenstadt begleitet hatte, nicht erneut eintrat, doch überall waren die Augen der bärtigen Wesen, die diese Stadt ihr Heim nannten.
"Sie haben eine eigenartige Form der Kunst gefunden", äußerte sie leise in Farodins Richtung, der mit ihr hierher gekommen war und lächelte sacht über die Schulter zu dem Gefährten zurück.
Die Äußerung hatte im Grunde keinen tieferen Sinn gehabt als den das Schweigen zwischen ihnen beiden zu durchbrechen, das seit einer Weile im Raum gestanden hatte und das Nyarálin inzwischen Magenschmerzen bereitete. Zu lange schon hatte sie die Stille umfangen, in der kaum jemand ein vernünftiges Wort mit ihr gesprochen hatte.
Im Lager des Heeres waren es größtenteils nur die unartikulierten Laute der Soldaten gewesen, die sie erwartet hatten, wenn sie aus ihrer Trance wieder wach geworden war und ihre Umgebung wieder klar wahrgenommen hatte. Zu sehr schien sie sich schon an diese Geräusche gewöhnt zu haben, denn die Stille empfand sie nun als erdrückend und fremd.

Plötzlicher Schmerz durchschoss ihren Unterleib, flammte auf wie eine wild fackelnde Kerze und keuchend tastete sie danach während ihre andere Hand nach Halt an einer der Säulen suchte, doch diesem Schmerz schien sie dieses Mal nicht entkommen zu können.
Eine leise Stimme in ihrem Inneren versuchte vehement ihrem eigenen Verstand zu erklären, weshalb sie diesen Schmerz empfand, doch dieser weigerte sich das zu akzeptieren, versuchte die Stimme der Vernunft abzuschütteln, weil er nicht wahr haben wollte. All ihre Gedanken fanden zu einem jähen Ende und dumpfe Leere umfing ihren Kopf während sie verzweifelt versuchte die Zähne aufeinander zu beißen um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken.
Für einen kurzen Moment stand Angst in ihrem Blick als sie den Kopf hob und die hellen Augen auf Farodin richtete.

„Elatariel?“ Alarmierend hatte Farodin den Raum mit wenigen Schritte durchquert und war an die Seite der Elfe geeilt.
Sanft fasste er sich mit seinen Händen, strich ihr beruhigend über den Rücken und zog sie dann sacht mit sich hinüber zu einem Bett.
„Setz dich lieber...“, sagte er leise, fuhr mit seinen Fingerspitzen über ihr Gesicht und lächelte sie aufmunternd an.
Während er sie berührte, versuchte er ihr das Gefühl zu vermitteln, dass alles in Ordnung war,
das alles gut ist und sie keine Angst zu haben brauchte.
„Soll ich jemanden holen? Jemand der... helfen kann? Ich würde mich auch beeilen
und wäre schneller wieder zurück, als du denkst. Versprochen“

Seine plötzliche Nähe zu spüren, verursachte eine Mischung aus unerträglicher Wärme, die seine Hände ausstrahlten und dem Halt, den sie momentan noch suchte. Ob sie nun bevorzugte, dass er hier blieb oder dass er ging war ihr in dem Moment selbst nicht klar und so nickte sie auf seine Frage hin nur schlicht, sich nicht dazu durchringen können ihm etwas zu entgegnen.
Das dumpfe Pochen wurde zu einem schmerzhaften Ziehen, das in beständigen Intervallen wiederkehrte und ihr nur in diesen kurzen erleichternden Zwischenphasen Zeit zum Atmen gab.

Farodin harrte noch kurz bei ihr aus, ehe er seine Hand zurück zog und anschließend den Raum verließ. Raschen Schrittes lief er durch die Hallen der Zwerge, die Augen suchend umher schweifend. Auf Zwergisch fand er dann jedoch schnell Hilfe in Form von zwei Zwergenfrauen, die selbst schon öfters bei einer Geburt geholfen hatten. Diese zwei suchten rasch das Nötigste zusammen und kehrten mit ihm schließlich in das Gästezimmer ein.
Eine große Schüssel mit heißem Wasser wurde abgestellt, Decken bereit gelegt, Kissen zurecht gezupft.
Derweil hatte sich Farodin auf die Bettkante zu Nyarálin gesetzt und lächelte diese nun beruhigend an.
„Ich hatte ja versprochen mich zu beeilen... die beiden Frauen werden uns helfen, sie wissen, was zu tun und zu beachten ist“

Mit zittrigen Fingern tastete die Elfe nach der Hand ihres Gefährten und umschloss diese erst sacht während ihr Blick für einen Moment noch unstet durch den Raum glitt. Sie nahm wahr, dass die Zwergenfrauen irgendetwas sprachen, doch sie wählten ihre eigene Sprache, so dass es der Elfe schwer fiel überhaupt ein einziges Wort zu verstehen.
Die zwei, drei Minuten, die sie hatte um wieder langsamer zu atmen, waren ihr für den Moment genug, denn sie gaben ihr das Empfinden, dass sie nicht erstickte. Die Hände der Zwergenfrauen, die nach ihr griffen und sie ein Stück weiter auf das Bett zogen fühlten sich unwirklich an, ebenso wie es auch die weiche Unterlage tat, doch die Elfe beschloss die Frauen einfach gewähren zu lassen. Farodin hatte gesagt, dass sie wussten, was sie taten und sie würde seiner Einschätzung vertrauen.

Die Türe fest verschlossen vor eventuellen ungebetenen Gästen, waren die Zwergenfrauen eifrig an der Arbeit es der Elfe so angenehm wie eben nur möglich zu machen. Natürlich war eine Entbindung kein einfaches Verfahren – davon war es nun wirklich weit entfernt.
Immer wieder wurde ein Tuch in die Schüssel getaucht, während die Decken um Nyarálin gelegt wurden. Die Stunden vergingen nur mühselig, eine nach der anderen, während die Wehen in immer kürzeren Abständen auftraten. In all der Zeit wich Farodin kein einziges Mal mehr von ihrer Seite, vertraute den Zwergenfrauen mit denen er sich immer wieder mal kurz auf Zwergisch unterhielt.
Er versuchte seine Nervosität darin zu ertränken und ermahnte sich immer wieder leise für sich ruhig zu bleiben. Dabei fuhren seine Finger immer wieder über Nyarálins Hand, die ebenso Halt für ihn bedeutete, wie für sie.

Seit geraumer Zeit schon war ihr immer weniger Zeit geblieben um wieder Luft zu holen, so dass sie nun nur noch erschöpft keuchend zurück in die Kissen sank und die Augen schloss, in denen Tränen des Schmerzes standen und die aus den Augenwinkeln hinab rannen.
Ihre Gedanken flatterten wie ein Schwarm aufgescheuchter Schmetterlinge, verloren sich in der Frage, weshalb sie sich das hier überhaupt freiwilig angetan hatte, weshalb sie sich in jener Nacht hingegeben hatte und warum sie es war, die diese Schmerzen erleiden musste. Nie wieder, beschloss sie und wandte ihren Kopf in den Kissen zu Farodin hinüber. Die Gedanken wurden von einer neuen Welle des Schmerzes erstickt unter dem sie schreiend auffuhr und unter der sich ihr Griff um Farodins Hand deutlich verstärkte.
Die Stimmen der Zwergenfrauen, die inzwischen in der Sprache der Menschen mit ihr sprachen um sie zu beruhigen, wurden energischer, ein wenig lauter und die Elfe gab auf deren Anweisung hin ein schwaches Nicken von sich, ihre Kraft ein letztes Mal zusammennehmend während sich ihr Körper aufbäumte.
Dann hallte das Schreien eines kleinen Kindes durch den Raum und Nyarálin sank mit einem erschöpften Lächeln zurück, eine Woge der Erleichterung, die sie durchströmte.

Eine der Zwerginnen hatte das Kind mit einem Tuch vorsichtig abgewaschen und es dann behutsam in eine Decke gewickelt. In Zwergisch hatten sie bereits entzückt das eine oder andere Gemurmelt, was Farodin erleichtert aufatmen ließ. Alles in Ordnung. Auf den ersten Blick schien es dem Kind gut zu gehen und spätestens, als die Zwergin langsam zu ihnen lief und er seinem Kind ins Gesicht sah, war er sich sicher. Es war eine Art bestätigendes Gefühl, das ihn erfüllte, als er das kleine Gesicht ansah.
„Ein Mädchen“, sagte die Frau und übergab das Kind an Farodin. Dieser hielt das kleine Wesen mit größter Vorsicht als handle es sich hierbei um einen gläsernen Schatz.
Mit eben jenem Schatz neigte er sich langsam zu Nyarálin hinunter und lächelte rührselig. Das, was er in diesem Augenblick verspürte, war kaum mehr in Worte zu fassen.
„Unsere Tochter, Elatariel... unsere Tochter“, flüsterte er, lehnte sich leicht nach vorne und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Unser Stern ...", bestätigte Nyarálin leise und hob eine Hand, die Decke, die die Zwergin um das Kind geschlungen hatte ein Stück hinabziehend um einen besseren Blick auf ihre Tochter zu haben. Heller Flaum bedeckte den kleinen Kopf, glänzte im Licht der Kerzen fast golden und die Augen des Kindes hatten sich inzwischen wieder geschlossen während es an einem der kleinen Däumchen lutschte.
Ein seliges Lächeln stand auf den Zügen der Elfe als deren Hand ein Stück höher rutschte und sie mit zitternden Fingern über die weiche Wange des Säuglings strich, immer und immer wieder als wolle sie sich versichern, dass dies kein Traum war.
"Sie ist wunderschön ..."

Genauso schön wie ihre Mutter

Mhink war herein gekommen, leise und still nachdem er den Schrei des kleinen Kindes vernommen hatte.
Langsam schritt der Kater neben Nyaralins Bett, legte den Kopf schief und senkte den Kopf, als verbeuge er sich vor dem neuen Leben welches Nyaralin in der Hand hielt.
Sie wird ihrem Volk gewiss die größte Freude bereiten... er klappte die Ohren ein.
Ethra wäre sehr stolz auf dich

Mhinks letzte Worte hatten all seine vorangegangenen Aussagen wieder zerrissen wie Papier im Wind, doch aus reiner Höflichkeit überging die Elfe diese Worte einfach während ihr Blick noch immer auf ihre Tochter gerichtet war, die nach dem beständigen Schreien nun endlich Ruhe im Arm ihres Vaters gefunden zu haben schien.
Ethra war tot und so sehr sie dieser Verlust auch schmerzte - die Geburt ihrer Tochter war der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, in den sie nicht mehr mit Tränen und Zweifeln gehen wollte. Sie hatte nun Verantwortung für ihre eigene Familie - eine Familie, die sie nicht enttäuschen wollte.
"Davon bin ich überzeugt", stimmte Nyarálin schließlich doch der Aussage des Werkaters zu, bezog sich damit lediglich auf seine Worte, dass das Kind ihrem Volk größte Freude bereiten würde.

Mhink sprang zuerst auf Nyaralins Bett, sorgsam darauf bedacht keine Haare auf dem frischen Laken zu verlieren.
Mhink tippelte zu Nyaralin, stupste jene kurz an der Stirn an und Nyaralin war es, als würde eine briese warmen Wassers langsam über ihren Körper laufen.
Ihre Stirn leuchtete einmal kurz auf, ebenso wie jene des Kindes.
Hiermit habe ich mich dir und deiner Familie in ewiger treue verbunden - du, und jeder deiner Nachkommen wird auf mich als treuen Weggefährten in ewiger Loyalität zählen können... er trat einige Schritte zurück.
Es ist doch brauch, zur Geburt Geschenke zu machen, nicht wahr?


Nyaralin wusste wahrscheinlich nicht, welch besonderes Geschenk Mhink ihr gemacht hatte, war doch jener Treueschwur seit anbeginn der Zeit nur drei mal vollführt worden, und dies aus gutem Grund.
Kaum eine Werkatze gab ihr Leben als völlig unabhängiges Wesen auf und verpflichtete seine Treue und Freundschaft jemanden, der nicht seinem Volke angehörte.

„Wie könnt ihr das Ungeziefer nur so nah an euer Kind lassen?“ Aylen rümpfte die Nase angesichts der Werkatze,
als sie im Türrahmen stehen geblieben war. Energisch trat sie hinein, schloss jedoch zuvor die Türe und machte somit deutlich,
dass sie alleine hier her gekommen. Nur all zu deutlich hatte sie das Aufflackern des neuen Lebenslichtes gespürt,
welches sie unweigerlich hier her gezogen hatte.
Lächelnd trat Aylen dann langsam und mit dem nötigen Respekt an das Bett heran und blickte auf die kleine Elfe hinab.
Der Anblick des Neugeborenen rührte sie und ließ ihre Augen gerührt glänzen.
„Mein Glückwunsch an euch beide“, sagte sie schließlich und sah Farodin und Nyarálin an.
„Sie ist wirklich wunderschön. Möge sie in einem Zeitalter aufwachsen, das sicherer ist, als jene, das wir hinter uns haben“, fügte sie nachdenklich hinzu und stellte sich dann hinter Mhink.
„Das ihr euch eigentlich nicht schämt, Mhunk! Nur weil ihr eine Werkatze seid, heißt das noch lange nicht, dass ihr es euch heraus nehmen könnt, einfach auf das Bett zu springen! Lasst ihnen doch wenigstens ein bisschen floh- und ungezieferfreie Luft! Das arme Kind erstickt ansonsten noch an euren Haaren und ich will nicht wissen, wo ihr überall schon mit eurem Fell ward“, sagte Aylen grimmig, auch wenn sie versuchte so freundlich wie möglich zu klingen. Sie packte kurzerhand die Werkatze und ließ sie auf den Boden fallen. Dorthin, wo sie hin gehörte.
Wobei... unter der Erde war sie der Elfe natürlich noch lieber. Aber angesichts des Kindes würde sie dergleichen nicht hier in diesem Raum versuchen, auch wenn ihr danach war.

Mhink kam auf allen vieren auf und warf, ungachtet von Aylen der Elfe einen tödlichen Blick zu.
Natürlich, ihr habt natürlich recht... er verbeugte sich spöttisch.
Nun, ich werde mich zurückziehen, hier wo ich anscheinend nicht erwünscht bin... Mhink kehrte Aylen den Rücken und trippelte mit hoch erhobenem Kopf richtung Tür.

Nur halbherzig hatte Nyarálin das knappe Gespräch zwischen Aylen und Mhink vernommen und wandte ihren Blick nun von ihrer Tochter ab, richtete selbigen auf Mhink, der mit hocherhobenen Haupt zur Tür schritt und das Zimmer schlussendlich verließ. Für einen Moment dachte sie nicht daran den Werkater aufzuhalten, denn diese Tat würde wohl bedeuten, dass es zu noch mehr Streitigkeiten zwischen der rothaarigen Elfe und dem Werkater kommen würde.
Streitigkeiten auf die sie keine Lust hatte und für deren Schlichtung sie momentan zu erschöpft war. Ihre Finger glitten sacht von der weichen Haut des Babys ab und sanken auf die Bettdecke zurück. Ruhe und Frieden ... es schien fast so als wäre diese Zeit endlich eingekehrt. Die Zeit, nach der sie sich so lange gesehnt hatten.

Elune´s Geist streifte den einer Elfe. Das konnte nur Nyaralin sein. Nun wartete sie auf eine Reaktion. Ungefragt würde sie nicht in den Geist einer Person eindringen wenn es nicht nötig war.

Waren ihre Gedanken zuvor noch von Ruhe und ihrer Tochter erfüllt, auf der ihr Blick weiterhin ruhte, so fuhr Nyarálin nun zusammen als ein Geist den ihren streifte und jener an die Tür zu ihrem Innersten klopfte. Es war kein zaghaftes, vorsichtiges Klopfen, vielmehr bereits der Versuch jene Tür einzutreten um Kund darüber zu geben, wer hier war.
Sie kannte das fremdartige Bewusstsein, das zu ihr hinüberdrang und für einen kurzen Moment empfand die Elfe Angst als sie sich erinnerte, wem dieser Geist gehörte.
Eluneya. Der Drache, dessen Reiter sie im Verließ der Seelen gemordet hatte, weil es keinen anderen Ausweg mehr gab. Was wollte sie nun hier? Sich für diese Tat rächen?

Eine der Hebammen war Nyaralins zusammenzucken nicht entgangen.
"Gehd es euch gud?" fragte sie mit leichtem Akzent.
"Nach einerrr Geburrrt kann es durchaus dazu kommen, dass ihrrr euch edwas schwach fühld!
Können wirrr euch edwas brrringen?"

Immernoch wartete Elune. Sie war sich sicher das Nyaralin ihre Gegenwart bemerkt hatte. Sie versuchte die Elfe spüren zu lassen das sie darum bat mit ihr zu kommunizieren. Sie hoffte das die Elfe zustimmte.

Abgelenkt hob sie den Kopf und richtete den zuvor noch verklärten Blick auf die Zwergin, einen Moment brauchend bis deren Worte wieder zu ihr hindurch gedrungen waren und sie deren Sinn vollständig verstand.
"Nein ... habt vielen Dank ...", murmelte sie und schüttelte kurz den Kopf, die Gedanken, die Eluneya betrafen ein Stück zurückschiebend. Es ging ihr gut oder ... zumindest den Umständen entsprechend, wenn man von der Erschöpfung und dem Drachen, der versuchte in ihren Geist einzudringen, einmal absah.
Der Blick der Elfe wanderte über die Erscheinung der Zwergin, die ihr in den letzten Stunden mit Rat und Tat bei Seite gestanden hatte und ihr viel erträglicher gemacht hatte. Es erschien ihr ungerecht, wenn sie nun einfach ruhig war und riskierte, dass die Zwergenstadt von einem wütenden Drachen in Schutt und Asche gelegt wurde.
"Es ist nur ...", begann sie und seufzte leise, löste die verkrampften Hände aus der Bettdecke, die sie hinein gekrallt hatte als sie versucht hatte Eluneyas Kraft stand zu halten. "... der Drache des abtrünnigen Reiters. Er scheint in der Nähe zu sein und ... versuchte in meinen Geist einzudringen ..."

Elune wusste nicht was sie tun sollte. Nyaralin verweigerte anscheinend den Kontakt zu dem Drachen. Aber warum? Was sollte Elune bloß Luná sagen? Elune versuchte es nocheinmal. Hoffentlich spürte die Elfe das die Drachin sie lediglich um etwas bitten wollte.

Die Hebamme schien erschüttert.
"Bide warded einen Momend!" sagte sie, verneigte sich knapp und eilte Hinaus.
Einige Momente verstrichen, ehe die Zwergin mit einem zweiten Zwerg wieder kam
"Dies isd Meisderrr Angascho!"


Der Zwerg war dünner als die meisten seiner Artgenossen, er verneigte sich knapp und ein Funkeln war in seinen Augen zu sehen.
"Seid mir gegrüßt, MyLady Nyaralin - bitte verzeiht das ich euch so früh nach eurer geburt störe, es missfällt mir selbst gegen jene Regeln der Höflichkeit zu verstoßen - aber euer Problem schien mir recht dringend!
Ich kämpfte schon damals im Krieg gegen die Drachen auf geistiger Ebene mit ihnen! Ich glaube, ich kann euren Geist abschirmen! Unsere Armbrustshcützen erledigen den Rest!"

Der zweite Stupser, den Elune ihrem Geist versetzte war wesentlich sanfter und brachte die Elfe dazu noch einmal darüber nachzudenken, ob sie hier wirklich den richtigen Weg ging, in dem sie alle in helle Aufruhr wegen einem Drachen versetzte, der vielleicht nicht einmal etwas Böses wollte.
Dennoch neigte die Elfe respektvoll den Kopf vor dem neu eingetretenen Zwerg, zwei Finger an die Lippen führend und die traditionelle Begrüßung der Elfen anschließend.
"Auch ich grüße Euch, Meister Angascho. Ich danke Euch für die angebotene Hilfe", sagte sie und zeigte ein knappes Lächeln, die Erscheinung des sonderbaren Zwerges noch einmal genauer musternd. Er sprach fast akzentfrei im Gegensatz zu den Zwergenfrauen, die sie in den letzten Stunden um sich hatte.
"Ich glaube nicht, dass der Drache allein hier ist ...", setzte sie nach einer Weile hinterher und stützte sich langsam hoch, spürend, wie allein diese Bewegung an ihren Kräften zehrte, von denen bisher nur ein Bruchteil zurückgekehrt war. "Wisst Ihr etwas über einen weiteren Besucher in diesen Hallen? Jemanden, der Euch und dem steinernen Volk nicht bekannt ist?"

Der Zwerg nickte.
"Nun, vor einiger Zeit bekam ich etwas vom Tumult am Tor mit, euer Reiseführer traf anscheinend auf eine junge Frau, welche unagekündigt mit einem riesigen Wolf auftrat.
Sie..... schien sehr erzürnt, geradezu trotzig und begehrte mit euch zu sprechen, zu eurem Schutz und dem des Kindes ließen wir sie jedoch nicht herein sie... schien gewaltbereit, zumindest soweit ich dies mit halbem Ohr mitbekam!" erklärte er und neigte den Kopf.
"Sollten wir fehlgeleitet gewesen sein, so verzeiht jedoch befahl seine Majestät König Drimsdir zu eurem Schutz jegliche Maßnahmen zu ergreifen, um euch als Freundin unseres Volkes gebührend zu Verteiigen. Und eine unangekündigte Frau mit einem Wolf... zählte für uns dazu!"