Kleine Halle des Südens

"Bist du jetzt völlig von Sinnen, Julian?", fragte sie erschrocken. "Wenn Kharas wirklich böse wäre, warum hat er uns dann nicht alle schon längst getötet? Er hätte im Schloss die Gelegenheit gehabt - wir waren der Einladung bereitwillig gefolgt und er hätte im Nachhinein auch den Magier dafür verantwortlich machen können. Warum kümmert er sich so um uns? Warum hat er Königin Runa geholfen und sie nicht einfach im Helgrind sterben lassen? Überleg dir das doch einmal!"

Julian biss sich auf die Lippe. War hin und her gerissen zwischen Corren und Nyaralins Argumenten. Er wusste momentan nicht was gut und was schlecht war, wer ein Verbündeter war und wer ein Feind.
Eine ganze Weile lang schwieg Julian und sah nur auf den Boden.
Ich ... weiß es nicht. Woher soll man auch wissen wem man vertrauen kann? Julian schütellte den Kopf und lockerte sich wieder etwas.

"Du völlig wahnsinniger Irrer - wer hat die so einen Mist erzählt, dass Kharas böse wäre, mh?", hakte Coreen nach und schüttelte den Kopf. "Kharas hat uns bisher immer nur geholfen, er kümmert sich um jeden von uns, selbst um dich und das wird er auch tun, nachdem du ihn so beleidigt hast und er hätte uns wahrhaftig nicht ständig beschützen müssen, wenn er so wäre, wie du ihn hinstellst."

Ja. sagte Julian und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
Er sah nicht direkt zu Coreen, eher über ihr Schulter.
Danke... aber wer mir das erzählt hat behalte ich für mich.
Sagte Julian und ging durch die Tür in sein Zimmer.

Klianesse ließ sich gerade von einem ihrer Diener einen Apfel schälen, während ein zweiter ihr Luft zufecherte, als Coreen vorbei gerannt kam.
"Ah, hey Dienstmädchen....
Sag, weißt du wo mein Verlobter ist?"

Die Angesprochene hob den Kopf und verzog den Mund bis jener nur noch als dünne Linie auf dem bleichen Gesicht der jungen Frau zu erkennen war. Normalerweise ein Zeichen dafür, dass man jetzt definitiv den Mund halten sollte.
"Vermutlich in meinem Schlafzimmer", giftete sie düster ehe sie einfach weiterging.

"Hey, stopp Bürgerliche!
Ich befehle dir sofort stehen zu bleiben!" rief Klianessa und rannte Coreen hinterher.
"Ich weiß ja nicht, wie ihr darauf kommt das MEIN Schnuckiputz in EUREM Gemach ist, aber ich bin nicht aufgelegt für derart Scherze!
Ich meine Seht euch doch mal an!
Der Breite Hintern, die Oberschenkel! Und so groß wie eure Oberweite ist, pfe!
Das hängt gewiss!"

"Ihr könntet es aber auch beim stellvertretenden Ratsoberhaupt der Elfen versuchen", setzte Coreen bissig hinterher, hatte sie doch durchaus vom Streit Klias und Nyarálin gehört.
"Da hab ich ihn zumindest vorhin noch gesehen."

"Wagt es nicht mir euren breiten Hintern ins Gesichtfeld zu drücken!" schrie Klianessa.
"Wenn ihr nicht wisst, wo mein Mausebär ist, dann sagt das sofort!
Und tut nicht so, als könne er an solch einem dicken und schlabberndem Körper wie eurem gefallen finden!"

Coreen lächelte eisig, wandte sich langsam zu Klia um und rang mit sich der andere nicht einfach irgendeinen Zauber auf den Hals zu hetzen, andererseits würde das ein schlechtes Licht auf Kharas werfen und das wollte sie nicht.
"Ich sagte doch, dass er bei der Lady Nyarálin ist, Klianaessa. Geht nachsehen, wenn Ihr mir nicht glaubt - das war ein recht unschöner Anblick", antwortete sie ehe sie sich wieder umwandte und schlichtweg weiterging.
"Ihr habt mir gar nichts zu befehlen. Ich höre auf Königin Runa und auf Meister Kharas - nicht auf merkwürdige Knallbonbons wie Euch und nun entschuldigt mich, sonst muss ich mich angesichts Eurer Gegenwart übergeben."

Schritte waren zu hören.
"Ah, da bist du ja Schnuckipu...." hörte man Klias Stimme, ehe die von Ziran sie unterbrach.
"Geh mir aus dem Weg Modepüppchen!" er stieß sie beiseite und sie landete unsanft auf dem Boden.
"Co! Co bleibt doch stehen bitte!"

"Wozu, Ziran?", fragte Coreen, ohne dass sie innehielt oder sich umwandte. Sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen und erneut einen Kampf ausfechten müssen, ob sie ihm verzeihen sollte oder nicht.
"Damit du dich wieder lustig über mich machst? Nein. Danke."

"Ich... das war..." er schüttelte den Kopf.
"Ich wollte dich doch nur zum lachen bringen.
Verdammt, dir die Trübsinnigen Gedanken vertreiben!
Das war Bockmist, absoluter..." Klia setzte Ziran nach.
"Was redest du da mit dem Dienstmädchen?
Was willst du mit der? Ihr Busen ist doch viel zu groß, ihre Hüften zu breit und überhaupt!
Sie ist absolut hässlich! Und garnicht wür..." Ziran wandte sich um, es knallte und Klian fiel heulend zu Boden, ihre Nase war etwas verdreht und blutete wie die Hölle.
"Halts Maul, Blondie!
Coreen ist eine echte Frau! Kein aufziehpüpchen wie du!
Und sie hat einen echtne weiblichen Körper und ist nicht der Meinung sie müsste sich so sehr runterhungern, dass sie Synchronschwimmen durch ein Nadelöhr machen kann!
Und jetzt geh mir bis zu unserer hochzeit aus den Augen!"

Coreen war kurz ins Stocken geraten, nachdem sie Zirans Worte vernommen hatte, doch ihr Verstand war zu vernebelt als dass sie jetzt so ohne weiteres darauf reagiert hätte, stattdessen beschleunigte sie ihr Tempo und verschwand um die nächste Ecke. Eine Weile ... nur ein paar Stunden für sich sein und sich darüber klar werden, was nun eigentlich vor sich ging ... sich selbst wieder sammeln.

tbc: Grüner Saal

Josephine ging mit ihrem Korb durch die Eingangshalle, als Astaya und Kosta beinahe gegen sie liefen.

Astaya kam zitternd wieder auf die Füße nachdem Kosta sie endlich herunter gelassen hatte, brauchte jedoch einen Moment für sich, in dem sie ihre Gedanken wieder klärte. Sie empfand Furcht vor dem Elfen, etwas, das sie bislang in dieser reinen Form niemals gespürt hatte. Als sie die bekannte Präsenz wahr nahm, neigte sie den Kopf, wenngleich diese Geste auch verwirrt und unkoordiniert wirkte.

Kosta legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Mädchens, welches aufgewühlter war als er selbst. Keuchend versuchte er nach Luft zu schnappen, während die Bilder des Schreckens vor seinen Augen erschienen. "Entschuldigung!", meinte er nach einer Weile. Diese rothaarige Frau mit dieser seltsamen Aura war wie aus dem Nichts aufgetaucht.
Schnell wandte sich Kosta zu Astaya. "Wo ist dein Vater? Vielleicht solltest du lieber bei ihm bleiben..."

"Kinder..." meinte Josephine ruhig.
"Was hat euch so erschreckt? Der schwarze mann?" frgate sie leise und ernst.

Astaya hatte nicht mit Kostas Berührung gerechnet, umso mehr fuhr sie jetzt zusammen, klammerte sich geistig an die Präsenz Josephines und ließ sich von jener beruhigen.
"Er ist dunkel und sein Geist vergiftet", begann sie mit bebender Stimme zu erklären. "Er war nicht er selbst als er bat zu bleiben und sein Vorhaben war nicht gut" Auf Kostas Frage hin schüttelte sie nur langsam den Kopf. Sie wusste nicht, wo Kharas war, hatte diesen seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen.

Josephine strich der jüngeren über den Kopf.
"Kind, Kind Kind....
Ihr beide dürft Erwachsene doch nicht stören..." sagte sie leise, doch der Unterton in ihrer Stimme verrirt Astaya die wahre Bedeutung der Worte.
"Wie heißt denn dein Vater?"

Nachdenkend sah Kosta Josephine an, versuchte aus ihrer Mimik etwas herauszulesen, was ihm aber nicht gelang. Wer war sie?
"Ihr Vater heißt Kharas ... Wissen Sie wo er ist?", fragte er die Ältere.
Astaya war kein normales, menschliches Kind, sie war mehr und das wusste Kosta aus irgendeinem Grund. Seltsamerweise konnte er auch wahrnehmen, dass der Elfenlord nicht gut ist.

Josephine nickte sanft.
"Ja, ich begegnete dem Hofmagus enst auf einer Reise.
Er schien sehr Achtsam und hütete sich vor jeglicher Gefahr.
Aus Neugierde fragte ich einfache Frau ihn warum und er antworte, in seiner eigenen ruhigen Weise:
Sie lächelte sanft.
"Nun weiß ich auch, von wem er sprach!"

Astaya hob langsam den Kopf, hatte sie doch zuvor den Unterton in der Stimme der anderen wahr genommen und nickte nun langsam, wobei ein zaghaftes Lächeln auf ihren Zügen stand. Alles war so, wie es erdacht worden war und mit jener Sekunde wurde auch Astaya sich gewahr, dass sie selbst niemals wie die anderen sein würde - dass auch sie nur eine Begleiterin auf deren langer Reise sein würde.

Josephine setzte sich auf eine der sitzgelegenheiten.
"Denkt nicht, dass ihr schlechter seid als die Erwachsenen Kinder!" erklärte Josephine Geduldig.
"Nur ein 3-jähriges Kind ist imstande, die Eltern zu fragen:

"WO war ICH,
ehe ich zu EUCH kam ?"

Wahrhaftig, das ist tiefsinnigste Philosophie
- man nehme nur das Wort beim Wort !