Große Halle

Die große Halle war jener Ort, an welchen Caladhiel die Fürsten hatte leiten lassen und als jene Adlige nun den Raum betraten, richtete sich die Hochmeisterin noch einmal zu voller Größe auf und stützte ihre Hände auf dem großen, dunklen Holztisch ab, der vor ihr stand. Sie sah in die Gesichter all jener Adliger, welche für dieses Land verantwortlich waren und wann immer ihr Blick von einem Gesicht zum anderen streifte, da sah sie den Zorn und den Abscheu anderen gegenüber - all diese Menschen, die zu halsstarrig waren, um zu sehen, dass sie diesem Land mehr schadeten, als ihm wirklich halfen. Sie alle hatten schon längst jene Dinge aus den Augen verloren, die sie einst zu schützen geschworen hatten - die Menschen, die in den Städten lebten. Nur allmählich nahm jeder der Adligen seinen Posten ein, nahm Platz an der riesigen Tafel, welche die große Halle säumte und an welcher einst noch alte Freunde gesessen hatten, bevor die Reiter dieses Land verlassen hatten, um ihre eigenen Reihen aufzustocken und sich von unzähligen Schlachten zu erholen.
'Ich brauche dich, Anwar ... steh mir bitte bei', bat sie ihren Bündnispartner im Stillen und für einen kurzen Moment glaubte sie die Sorge des großen Drachen in ihrem eigenen Herzen zu spüren, die auf sie übersprang als wäre es nur ein einzelner Funken. Sie war niemals jemand gewesen, der sich viel aus großen Reden gemacht hatte, niemals jemand gewesen, der geglaubt hatte, besser als alle anderen zu sein, doch hier und jetzt durfte sie sich nichts von alledem anmerken lassen. Hier und Jetzt musste sie stark für all jene sein, die ihre Stärke verloren glaubten.
"Mylords - Myladys", begann sie mit fester Stimme und hob den Blick, fixierte jeden einzelnen für die Dauer eines einzigen Wimpernschlags ehe sie erneut die Stimme erhob. "Das Land ist zerrissen von Kriegen und Intrigen, von Machtspielen der Adligen und von dem Leid ihrer Bürger. Jüngst erst wurde eine Stadt belagert und zahlreiche Unschuldige gaben ihr Leben für die Befreiung eines einzelnen Mannes, welcher genauso hätte in seiner Stadt bleiben können. Fürst LaFleur hatte keinen Grund Dras-Leona anzugreifen, seine Frau Vivienne LaFleur hätte die Belagerung beenden können, indem sie sich zurückzog und der Fürst wäre frei gekommen, doch stattdessen trieb sie ihre Soldaten durch die Straßen. Sie plünderten, vergewaltigten und brandschatzten. Ist es das, was dieses Land zustande brachte? Ist es das, was die Reiter von dem Reich der Menschen kennen lernen müssen? Es muss eine Einigung geben - es muss eine Ordnung geben und die Farce von Krieg und Blutvergießen wird an diesem heutigen Tage beendet!"

Graham klopfte langsam auf den Tisch - drei mal - um seine Zustimmung zu symbolisieren. "Sehr wohl gesprochen" stimmte der neuste Fürst dieser Versammlung zu. Sein Löwenmantel hing mittlerweile über seinem Stuhl und er verschränkte die Hände ineinander. Hier kam es nun darauf an, dass er seine Karten richtig ausspielte. "Lange Zeit haben die alt eingesessenen Fürstentümer die Ländereien verkommen lassen ohne sich für einen rechtmäßigen Herrscher zu entscheiden. Selbst jene, die die Stadt des ehemaligen Königs innehaben konnten bisher nicht für eine Stabilisierung unseres Reiches sorgen." er warf dabei einen kurzen Blick zu Ryan.
"Meine eigene Stadt Gil´ead lag brach und wehrlos wie ein Neugeborenes dar, ehe ich das alte Schloss wieder eroberte und vom Staub der Vergangenheit bereinigte" erklärte er und legte langsam die Fingerknöchel auf den Tisch. "Ich bin der Meinung, dass wir heute vor allem unser Augenmerk darauf verwenden sollten eine vorrübergehende Lösung für das Problem der Könige zu finden." er warf dabei Vivianne einen stechenden Blick zu

Vivianne hatte sich schweigend und in ein schlichtes schwarzes Kleid gehüllt, an den Tisch gesetzt. Sie hatte ihren eigenen Gedanken nach gehangen und der Hochmeisterin der Reiter und Fürst Drake gelauscht. Sie war noch immer nicht über ihre Taten hinweg gekommen. Zu viel Blut hatte sie vergossen, zu viele Familien zerstört und all das für nichts! Warum hatte sie sich nicht zurück gezogen? Sie war so dumm gewesen! Und nun verging sie in Selbstzweifel. Als Fürst Drake geendet hatte, atmete Vivianne tief durch und erhob sich von ihrem Stuhl. "Mylords, Myladys. Auch ich bin nicht frei von Schuld, doch ich sehe meine Fehler, ich weiß dass nur all zu viel falsch läuft! Ich bin dankbar, dass die Drachenreiter zurück sind und uns endlich zur Vernunft rufen!", erklärte Vivianne mit klarer Stimme und richtete sich noch ein Mal vollkommen auf. "Hiermit lege ich jedweden Anspruch auf den Thron der Menschen ab und sichere jedem der von den Reitern als Thronfolger bestimmt wird, meine Unterstützung zu."

Graham hob den Blick und begegnete Viviannes. Das klang ja geradezu wundervoll. Vivanne schien endlich einzusehen, dass ihr bisheriges Verhalten ebenso wie ihr Thronanspruch die reinste Farce waren. "Sehr edelmütig" lobte Graham, während er langsam seine Hand über den Tisch wandern ließ und das darin enthaltene Muster spürte.
"Ich lobe euer Verhalten und eure Einsicht, welche ich zugegebener Maßen nicht erwartet habe" fügte er weiter anbei, während er einen Blick zu Caladhiel warf. "Ich wäre dafür diese Einsicht zu belohnen. Ihr Mann war derjenige, der diesen Krieg verursacht hat. Auch sie selbst hat wohl blind vor Liebe gehandelt. Ich plädiere dafür, dass Sie mit ihren Soldaten zurück nach Feinster reisen darf. Sie hat bereits ihren Mann verloren. Es ist nicht unsere Aufgabe Sie zu richten." erklärte er seine eigene Position in dieser Geschichte. Dank Tristans Tod hatte nunmehr ihr Schwager Robert die Befehlsgewalt über die Familie. "Indes biete ich mich an in jenen schweren zeiten, da ihr euren mann verloren habt ebenfalls etwas für eure Familie zu tun. Lord Robert LaFleur: Ich ersuche euch, mir eure älteste Nichte als Mündel zu überlassen. So mögen Sich die Beziehungen unserer Häuser verbessern und ihr habt ein Kind weniger zu versorgen - dies dürfte nach dem Krieg schon schwer genug sein. Außerdem braucht das Kind einen Vaterersatz. Ich habe keine Kinder, ihr würde es gut bei mir gehen"

Robert La Fleur stand von seinem Stuhl auf und sah die Beteiligten einen kurzen Moment lang an. Was Vivianne getan hatte, hatte ihrer aller Namen besudelt, nicht nur das Sie unüberlegt eine Stadt angegriffen hatte, zwei Minuten später hatte sie diese wieder aufgegeben und Ihre Männer aus der Stadt abgezogen. 
"Im Namen meiner Schwägerin entschuldige ich mich für Ihr Verhalten und Ihre bisherigen Handlungen. Die entstandenen Schäden die durch den Angriff auf Dras Leona entstanden sind, werden wir natürlich tragen um unsere Demut zu beweisen und unseren Willen, diesen Fehler nicht erneut zu begehen. Auch das Mündel soll euch gewiss sein Lord Drake, als Zeichen der Verbundenheit unser beider Häuser und in der Hoffnung, dass wir so näher zueinander finden." Was nun die Verurteilung von seiner Schwägerin anging, nun so war es eindeutig was daraus resultieren würde, doch scherte er sich, wenn er ehrlich war nicht weiter darum. Es war eine eingeheiratete Dirne, welche nach etwas Ruhm und Geld gehascht hatte. Die irgendwann dem Größenwahn verfallen war, sie könnte die Truppen führen. Als Frau, die bisher nie etwas mit Taktik oder Truppenbewegungen zu tun gehabt hatte. "Ich stimme dafür. Meine werte Schwägerin soll bekommen was Sie verdient und die Truppen selbst zum Rückzug bewegen."
Er hoffte das sich die meisten der Lords ebenfalls dafür aussprechen würden, damit er nicht vollkommen allein mit seiner Meinung stand und tatsächlich erhoben sich nicht wenige der Lords.

Ryan Velaryon, war auch unter den Adligen die sich erhoben, doch nicht um gegen Vivianne zu sprechen. Mit seinem steineren Blick und der Macht die dahinter stand, zwang er einige wieder auf ihren Platz. Es war schändlich wie Robert nun gegen die Witwe seines Bruders anging und seine Neffen und Nichten verschacherte wie warme Brötchen! Das alles tat er nur um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Er legte die Hände auf den Rücken und blickte zu Robert. "Wie könnt ihr euch nur so verhalten?!", fauchte er und zeigte mit der Hand auf Vivianne, der die Tränen über die Augen rannen. "Diese Frau vergeht vor Schuld und Trauer, um ihren Gemahl und ihr verkauftes Kind! Sie gestand ihre Fehler ein und verzichtete auf den Thron und nun wollt ihr nach einer am Boden liegenden treten? Das ist pervers und ehrlos!", sagte Ryan mit deutlicher Stimme und spuckte in Roberts Richtung. "Über die Taten eurer Schwägerin wollen wir noch nicht vergessen, wer die Truppen Feinsters und Belatonas so schnell wie möglich hier her brachte; Das waren euer Bruder und ihr selbst! Und nun wollt ihr es auf diese gebrochene Frau abwälzen!? Das wäre wohl kaum im Sinne der Reiter nehme ich an! Ihr selbst solltet EURE Truppen unter Kontrolle bringen und zurück nachhause führen, denn es sind die Männer eurer Familie.". Ryan setzte sich wieder und ließ den Blick schweifen; Keiner der Adligen sagte vorerst etwas. Er hoffte dass es so blieb, denn keiner konnte daran zweifeln dass er Recht hatte. Außerdem gibt es wohl wichtigers was es zu bereden gilt.

"Gut gebrüllt, Löwe" spottete Graham und sah Ryan an und schüttelte nur den Kopf. "Allerdings sehe ich nicht in wie weit dies alles für euch von Belang ist? Wart nicht ihr es, der Gil´ead derart verfallen ließ, nachdem die Familie Varys - mögen sich die Götter ihrer Seelen erbarmen - von der Bildfläche verschwand?" er schüttelte den Kopf.
"Lord Robert tat nur das, was jeder andere gute Bruder auch tun würde - er folgte seinem älteren Bruder in die Schlacht. Dieser wurde von den Reitern seiner gerechten Strafe zugefügt. Aber es sind nunmal nicht mehr Roberts Truppen. Wenn ich meinen Männern trauen darf - und das tue ich uneingeschränkt - dann riss Lady Vivianne die Kontrolle über die Männer an sich und ist somit für deren Taten verantwortlich. Aber sowohl ihr Schwager als auch ich sprachen uns dafür aus, dass wir über diese Taten hinweg sehen und sie wieder zusammen mit ihren Männern nach Hause entsenden, damit Sie dort zur Ruhe kommen und den Tod ihres Mannes betrauern kann" erklärte er leise und faltete die Hände. "Sprecht ihr dieser Entscheidung etwa die Gerechtigkeit ab?"

"Gil`ead fällt nicht in das Herrschaftsgebiet, des Hauses Velaryon.", erklärte Ryan ruhig und beschloss, dass es das einzige sein würde, was er dazu sagen würde und musste. Er war sich nicht sicher, wie er über Graham denken sollte, doch er war sich sicher, dass dieser als Verbündeter ausfiel. Ryan atmete tief durch, und begegnete für einen Moment Viviannes flehendem Blick. "Nun, eigentlich ist es so, dass sie die Truppen ihres Mannes führte, als dieser noch Fürst von Feinster war. Da nun jedoch Titel, Besitzungen, Einkommen und nicht zu letzt die Truppen den Besitzer wechselten, ist es doch wohl Fürst LaFleurs Pflicht seine Truppen zu befehligen und über seine Stadt zu herrschen.", sagte Ryan und fuhr sich durch das Haar. "Ich denke, nimmt Fürst LaFleur die Stadt, so gehören ihm auch die Truppen und überantwortet er die Truppen Lady Vivianne, so sollte ihr auch die Führung der Stadt zustehen, denn wir sollten nicht vergessen, dass es eigentlich an ihr ist für ihren Sohn zu regieren.", erklärte Ryan weiter und nahm erfreut das zustimmende Gemurmel und das Nicken mehrerer Köpfe wahr. "Darüber hinaus sollten wir nicht vergessen, wie falsch das Zeichen wäre, sollte die Witwe nun erneut Truppen führen, wo sie doch eigentlich keine Kenntnis davon hat."

"Führen?" echote Graham und sah den anderen mit gespielter Verwunderung an. "Hat Sie etwa vor einen erneuten Feldzug zu führen, von dem wir nichts wissen?" er nahm einen Schluck aus seinem Becher und genoss das klare Wasser, dass er sich gewünscht hatte.
"Ich sprach mich doch nur dafür aus, dass sie zurück nach Feinster kehren darf. Genauso wie ihr Schwager und die Soldaten ihres verstorbenen Mannes. Weder ich noch sonst irgendwer in diesem Saal möchte, dass diese Frau mehr anführt als ihren Staab an Zofen und Dienerinnen" erklärte er und stellte den Becher dann schließlich ab.
"Oder seid ihr der Meinung, dass diese Frau den Tod verdient? Wollt ihr sie etwa hinrichten?" fragte er und hob eine Augenbraue. "Ist dies nicht reichlich herzlos?" er nahm noch einen Schluck. "Und was das Erbrecht angeht, ist dies ja wohl klar geregelt und bedarf nun wirklich keiner weiteren Ausführung oder gibt es bestimmte Gründe, weswegen ihr das Erbrecht ganz allgemein anzweifelt? Wollt ihr Änderungen daran vornehmen, nun da sowieso alle Hochwohlgeborenen dieses Landes hier sitzen?"

"Lord Drake, denkt Ihr nicht das die Zeit die Ihr in Haarspaltereien investiert sinnvoller genutzt werden kann?" Er schüttelte den Kopf und sah noch einmal seine Schwägerin an. "Ihr habt euch selbst in diesen Konflikt gebracht und die Macht über diese Truppen übernommen. Niemand hat euch dazu gezwungen diese Truppen zu führen und Sie in die Stadt zu führen, es geschah aus eurem eigenen Antrieb und es gab genug Heerführer die euch beigestanden hätten, hättet ihr sie nur gelassen. Mein Wort für das Urteil bleibt bestehen. Sie rechtfertigt sich für Ihre Taten, so wie wir es in unserer Familie zu tun pflegen und wenn sie mit Ihren Männern gesprochen hat, wird Sie zurück reisen." Robert, der die ganze Zeit gestanden hatte nahm wieder Platz auf einem der, mit grauem, jedoch weichem Stoff gepolsterten Stühle.

"Ist es nicht endlich genug?", vermeldete Caladhiels harte und laute Stimme zwischen all die Stimmen der Adligen und die Elfe schlug unsanft mit der Faust auf den Tisch, ließ ihren Blick noch einmal über jedes anwesende Gesicht wandern ehe sie die Augen verengte und darauf wartete, dass nur wenig später Schweigen um den Tisch herum lag, an dem die Adligen sie nun mit großen Augen ansahen und ganz offensichtlich darauf zu warten schienen, dass sie ihren Reitern den Befehl gab, jeden einzelnen von ihnen zu ermorden.
"Es ist leichter einen Haufen Schüler zu hüten als die Adligen dieses Landes zu einer Einigung zu führen, welche über den Frieden dieses Landes und euer aller Zukunft entscheiden soll! Ich schäme mich - dafür, dieses Land gemeinsam mit meinem Orden so zurück gelassen zu haben! Ich schäme mich dafür, dieses Land in diesen Händen zurück gelassen zu haben! Ihr könnt euch noch nicht einmal über das Schicksal einer armen Frau einigen - wie könnt ihr dann glauben, größere Entscheidungen treffen zu können?", fuhr sie auf und schüttelte den Kopf, ganz offensichtlich enttäuscht und erschüttert von dem, was sie gerade zu sehen bekommen hatte. Diese Menschen einigten sich nicht, diese Menschen würden niemals eine vorläufige Führung des Landes finden, solange sie nur nach eigenen Motiven und egoistischen Hintergründen handelten und es widerte Caladhiel an diese Dinge so offen in den Gesichtern der Menschen sehen zu können, denen der Orden das Land anvertraut hatte.
"Vivienne LaFleur kehrt gemeinsam mit den Truppen und ihrem Schwager zurück nach Feinster. Sie gibt den Thronanspruch bereitwillig auf und ist sich der Fehler ihrer Familie bewusst. Das sollte euch allen genügen. Das, worum es geht, ist eine vorläufige Lösung zu finden bis es erneut einen König gibt - eine Instanz, welche das Land verwaltet und dessen Bürger davor schützt unter den Intrigen noch mehr zu leiden als sie es all die Jahre getan haben."

Er hatte sich fest vorgenommen nicht weiter einzugreifen, um allen Anwesenden der Versammlung keinen Schock zu bereiten, doch was sich in diesem Raum abgespielt hatte war mehr als nur eine Farce. Es war, als würden sie auf das Vermächtnis, das er und Caladhiel hinterlassen hatten spucken und mit Fußen treten wie ein gebeuteltes Kind das keiner unter seine Fittiche nehmen wollte. "Und genau hier sind wir an dem Punkt angekommen werte Lords, an dem sich eure Kleingeistern scheiden. Ihr seit so erpicht darauf eure eigene Macht zu mehren und über andere zu urteilen, dass euch der Gedanke als vereinte Rassen zusammen zu arbeiten so fern liegt, wie einem Zwerg der Ritt auf einem Pferd. 
Wir haben euch ein Reich hinterlassen, das zu blühen begann. Ihr hattet die Möglichkeit diese Chance zu nutzen um eurer aller Fortschritt und Wohlbefinden zu sichern. Keiner von euch wurde gezwungen irgendetwas zu tun, ihr habt alle freiwillig diesen Weg der Gier und des Neides gewählt und dabei vollkommen außer Acht gelassen, was um euch herum passiert. Wenn Ihr nicht zu einer Einigung findet, die eurem Reich Stabilität verleiht und euch aus dieser Krise erstärkt hervor gehen lasst, dann werden dies hier die letzten Tage eines einstmals bestehenden Reiches sein."
Das Schnauben war in jedem der Köpfe beinahe zu hören und aus der Ferne der Hügel und Täler um die Stadt herum erstarkte ein tiefer Laut, welcher beim genaueren Zuhören als Brüllen interpretiert werden konnte.

Ryan hätte beinahe darüber gelacht, wie Graham seine Worte in eine völlig verkehrte Weise verdrehte, doch er hielt sich zurück, schon weil die Hochmeisterin auf den Tisch haute. Sie hatte vollkommen recht und obwohl Ryan sich dessen schon zuvor bewusst gewesen war, hatte er sich zu einer unnötigen Diskussion hinreißen lassen. Doch darum waren sie nicht hier. Es ging nicht um irgendwelche unnützen Dispute zwischen den Adligen, sondern um einen dauerhaften König oder eben eine Königin. Sie alle konnten nicht so weiter machen, das wusste selbst Ryan eigentlich. Die Macht der Adligen hatte sich soweit ausgebreitet wie es ihr möglich war und hatte ihren Zenit erreicht. Sollten sie es nun weiter treiben, würden die meisten stürtzen und die wenigen anderen hätten denoch nichts davon; Es gebe bloß Chaos... eine viel zu späte Einsicht wie Ryan sich nun bewusst wurde.
Der Fürst erhob sich erneut und räusperte sich. "Womöglich sollten wir zunächst entscheiden, wer denn den Thron erhält.", erklärte Ryan mit deutlicher Stimme. "Meiner Kenntnis nach, gibt es vier Personen, die den Thron der Menschen beanspruchen könnten und denen unsere und die Unterstützung der Drachenreiter, eigentlich sicher sein sollte.". Er hatte die Informationen nicht lange vor dieser Versammlung erhalten und sie hatten ihn schockiert. Er hätte nicht geahnt, dass seine Informationen einen so langen Zeitraum so unvollständig sein konnten. "Das Blut der alten Königslinie fließt in den Adern noch heute lebender Personen. Diese Peronen sind Ileana Xeldaric, welche bei ihrer Lordschaft Graham Drake Unterschlupf gefunden hat. Gulia Bonadeo, Baronin von Perugia und ihre Kinder Baronesse Sancha Bonadeo, Baron Jofé Bonadeo und Baron Paolo Boadeo. Einer von ihnen, ist womöglich unsere neue Königin oder unser neuer König.", erklärte Ryan und war auf die Reaktion der Anwesenden gespannt, als er sich wieder setzte.

"Die Bonadeos sind wohl bei weitem nicht dafür geeignet Ansprüche auf den Thron zu erheben. Ihr Blut ist derart verwässert, ihr Name nicht mehr Xeldaric. Sie haben sich in all den Jahren, in denen sie sich als Adelsfamilie etabliert haben nichts für die Bevölkerung getan! Sie sind des Thrones nun wirklich nicht würdig. Auch zeigten sie niemals den Willen den Thron zurück zu erhalten, sie haben niemals versucht neue Stabilität in dieses Reich zu tragen" er schüttelte den Kopf.
"Aber was ist mit euch Velaryon? Ihr und eure Familie verliert Ceunon - ist euch dies bewusst? Kein Widerspruch? Seit wann gibt der goldene Löwe denn freiwillig etwas her, in das er erst einmal seine Klauen geschlagen hat?" er trank einen weiteren Schluck, knirschte mit den Zähnen. Hier ging es nun ums ganze - er musste dafür sorgen, dass Ileana Unterstützung bekam, wenngleich es ihm auch nicht gefiel, dass Velaryon den Trumpf ausgespielt hatte, den Graham eigentlich zurück halten wollte.

"Nichts liegt mehr in unserem Interesse als einen wahren König wieder auf den Thron des Menschenreichs zu bringen, um damit für Ordnung und Stabilität in diesen Landen zu sorgen", mischte sich Katherine nun ein und zeigte ein gewinnbringendes, vollkommen aufrichtig wirkendes Lächeln, welches in Richtung des neuen Fürsten Gil'eads gemünzt war. Es ging hier nicht nur um die Ehre des Fürsten Drake, sondern auch um die Stellung ihrer eigenen Familie und das weitere Vorankommen im Laufe dieser Geschichte und mit jenem Plan, welchen Ryan und sie gefasst hatten und welchen Brandon näher an einen der möglichen Thronerben bringen sollte, war auch der weitere Weg des Hauses Velaryon bestimmt worden.
"Bislang haben wir uns lediglich als Verwalter Ceunons gesehen und gewiss werden wir Platz für den wahren König dieses Reiches machen und diesen nach Kräften unterstützen, denn schließlich liegt das Wohl dieses Landes in unser aller Interesse, nicht wahr, Fürst Drake?", setzte sie nur wenig später hinzu und lehnte sich ein Stück weiter zurück, um ihren Blick über die Gesichter der Anwesenden wandern zu lassen. Dass die Reiter zurück gekehrt waren und sich nun um die Streitigkeiten des Throns wegen kümmerten, gefiel ihr nicht - es gefiel ihr nicht, dass sie hier nun standen und glaubten sich als Richter über diese Welt aufspielen zu müssen, doch von alledem konnte sie nichts offen äußern, wenn ihr nicht die durchaus wichtige Unterstützung der Adligen in diesen Landen verloren gehen sollte.

Ryan hatte nur müde über Drakes wässrige Argumentation gelächelt. Er schien sich krampfhaft an Ileana als Erbin fest zu klammern. Doch was bitte erhoffte er sich davon? Meinte er tatsächlich über sie an Einfluss zu gelangen? Ryan war daraufhin nur müde über die Äußerungen seiner Schwester überrascht. Sie war nicht dumm und wusste was sie zu antworten hatte, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Als sie zu Ende gesprochen hatte, erhob Ryan wieder die Stimme. "Nun ich denke das Blut der Bonadeos ist nicht weiter verwässert, als das von Ileana. Wenn wir es genau nehmen, ist das Gulia Bonadeos sogar weniger verwässert, als dass Ileanas. Darüber hinaus sollten wir es mit dem Namen Xeldaric nicht zu genau nehmen; schließlich grenzt es an ein Wunder dass Ileana ihren noch trägt. Eben so gut könnte sie Builder, Baker oder Shepard heißen.", erklärte Ryan sachlich und ruhig. Bevor er wieder zu sprechen ansetzte, trank er einen Schluck aus dem Becher der vor ihm stand und machte sich für einen Moment Gedanken wie er es formulieren sollte. "Die Bonadeos taten, meines Wissens nach, auch nichts schlechtes für die Bevölkerung. Unter ihrer Herrschaft ging es Perugia durchaus gut. Auch hat nun einmal nicht jeder stets den Willen und die Macht sich zu nehmen was ihm zu steht, oder was er will, aber das dürfte euch wohl Fremd sein."

Mit einem lauten knallen schwang die Tür auf, das laute Wiehern eines Pferdes hallte durch den großen Saal, während die schweren Hufe eines Pferdes auf dem Boden aufschlugen. Die Hufen des armen Pferdes standen in Flammen und hinterließen rußige Flecken auf dem Boden, wenngleich das Tier sich daran nicht sehr zu stören schien.
Auf dem Rücken des Pferdes saß Adam Velaryon, unbewaffnet und in Rüstung. Es war nicht leicht gewesen in die Große Halle zu kommen, doch dank eines kleines Ablenkungsmanövers in den unteren Bereichen der Burg hatte er es geschafft mitsamt seinem Pferd und einer kleinen Schar aus neun Begleitern in die Halle vorzudringen. Acht davon waren in die Rüstung des Ordens gekleidet, ein neunter in einen langen Umhang. "Welch eine Farce" rief er und seine Stimme hallte laut und Befehlsgewohnt wie eine Schlachtenrede. "Seit wann lassen sich die Adeligen von Alagaésia zusammen pferchen wie die kleinen Kinder? Wer ist diese Frau, dass ihr euch von ihr tadeln lasst als wärt ihr nicht mehr als Junker?" er brachte sein Pferd am Ende der Tafel zum stehen, warf dabei einen Blick auf Ryan und Katherine. "Wir müssen uns nicht rechtfertigen für das, was unser ist"

"Vindr!"
Nicht viel mehr als dieses eine einzige Wort kam hart wie ein Faustschlag über die Lippen der Drachenreiterin und eine Böe des eisigen Winterwindes fegte durch den großen Saal, zerrte an der hochgewachsenen Erscheinung des Adligen und holte ihn schließlich äußerst unsanft und ungelenk auf den Boden der sprichwörtlichen Tatsachen zurück. Lautes Scheppern erklang als der Adlige auf dem Boden aufkam und mit nur einigen wenigen Schritten trat die Elfe von ihrem Platz am Kopfende des Tisches zurück und passierte mit festen, entschlossenen Schritten die einzelnen Plätze der Fürsten und Adligen dieses Reiches, nur um wenig später unmittelbar vor Adam zum Stehen zu kommen. Ihre Finger glitten zu dem schwarzen Reiterschwert an ihrer Seite und in nur einer einzigen Bewegung glitt es aus der ledernen Schwertscheide hervor ehe sie sich die Spitze der scharfen Klinge unmittelbar unter das Kinn des vorlauten Adligen schob und ihn damit dazu zwang, seinen Blick auf das ernste Gesicht der Elfe zu lenken, welche ihre mandelförmigen Augen noch ein Stück weiter verengt hatte.
"Caladhiel Ithilwen, Hochmeisterin des Ordens der Drachenreiter", lautete ihre Antwort auf seine zuvor laut gestellte Frage ehe sie ein verächtliches Schnauben verlauten ließ und den Kopf schüttelte ehe sie die ersten Schritte seiner Begleiter bemerkte. "Ruft Eure Begleiter zurück, Ser, wenn Ihr Euren Kopf behalten wollt. Ich dulde keine Zwischenfälle in dieser Verhandlung. Ihr habt nun zwei Möglichkeiten - entweder Ihr sucht Euch einen Platz in dieser Runde, nachdem Ihr mir berichtet habt, wer Ihr seid oder ich rufe einen meiner Ordensbrüder und lasse Euch aus diesen Hallen entfernen. Habt Ihr mich verstanden?"

"Ihr seid also die Reiterin einer der geflügelten Echsen? Der Flammendiebe?" er schnaubte, während er sich nicht anmerken ließ, dass sein Rücken durch den Aufschlag schmerzte. "Mein name lautet Adam Velaryon, ältester des Geschlechts der Velaryon. Halter von Ceunon und Diener der Flammen" knurrte er und war dankbar darum, das bereits jetzt einige seiner Männer kamen und ihn zurück auf die Füße hievten bevor er sich dadurch lächerlich machte, dass er versuchte wieder auf die Füße zu kommen. "Das wird euch noch vergolten" zischte er leise zu Caladhiel, ehe er sich zu dem Platz begab an welchem Ryan und Katherine saßen und Katherine von ihrem Platz zog, sich darauf niederließ.
"Kaum das ich fünf Jahre im Osten bin, scheint es mir das Dispoten aus dem Ausland unsere eigenen Regeln und Gesetze untergraben. Drachenreiter... pfah"

"Anaiah! Arva!", war der einzige Ruf, welchen von Caladhiels Seite her zu vernehmen war und schweigend verharrte die Drachenreiterin an dem Platz, an welchem sie zuvor bereits gestanden hatte und wartete für einige wenige Sekunden ehe sie die schweren Schritte zweier weiterer Drachenreiter vernahm, welche sich der großen Halle näherten und die nur wenig später den Raum betraten. "Geleitet Adam Velaryon und seine Begleiter hinaus bis sich sein flammendes Gemüt beruhigt hat - zur Not verhelft ihm bei der Abkühlung. Sir Velaryon ist willkommen sich uns wieder anzuschließen, wenn er sich darüber bewusst geworden ist, welche Rolle die seine in diesem Gespräch ist!", wies sie mit harscher Stimme an und wandte sich dann um, um zurück zu ihrem Platz zu kehren während die beiden Drachenreiter bereits einen Schritt nach vorn gesetzt hatten und ihre Hände nach denen des Adligen ausgestreckt hatten, nur um ihn wenig später aus dem Raum zu bringen und die Türen erneut hinter ihm zu verschließen.
"Nun ... wie wir bereits vor dieser unangenehmen Störung besprochen haben, geht es hier weit weniger um das Erbe der alten Königsfamilie, sondern um eine akute und sofortige Lösung für die aktuellen Differenzen, welche sich in diesem Reich abspielen und die ebenso in den Disputen mit den Elfen, wie auch mit denen anderer Adliger zu tun haben. Es muss eine Einigung geben", wandte sie sich seelenruhig wieder dem bereits zuvor angeschnittenen Thema zu und führte in einer einzigen Bewegung das Schwert zurück in die Scheide, welche an einem Ledergürtel an ihrer Seite hing, ehe sie ihren Blick noch einmal schweifen ließ und bei den einzelnen Anwesenden verharren ließ. "Oder möchte sich noch jemand entscheiden, etwas Derartiges zu äußern, wie es bereits Adam Velaryon tat?"

Ryan war verblüfft gewesen, über das plötzliche Auftauchen seines Bruders. Er hatte sich fünf Jahre nicht in diesen Landen blicken lassen und nun platzte er in eine Besprechung, als hätte er alle Fäden in der Hand und niemand könnte ihm etwas anhaben. Doch Ryan empfand auch eine gewisse Freude darüber seine Familie wieder beisammen zu haben. Denoch konnte er es Caliadhiel ihr Verhalten nicht verübeln, besonders nachdem Adam Katherine so unsanft von ihrem Platz geholt hatte. Nur zu gern vergass er nun die unnütige Verlängerung und stellte sich wieder den wirklichen Problemen. "Bis die Thronfolge geregelt ist, halte ich die Etablierung eines Kronrates für die beste Lösung. Ausgewählte Adlige, nicht nach ihrer Macht oder Stellung, sondern ihrer Eignung, sollten die wichtigen Entscheidungen für dieses, unser Land treffen. Sie sollten die Lage mit den Elfen ins Reine bringen, sowie Streitigkeiten zwischen Adligen schlichten. Eben den Aufgaben nach gehen, die das Geschäft des Königs oder der Königin sind.", erklärte Ryan und fuhr sich durch sein Haar, nahm einen Schluck aus seinem Becher und sah sich in der Runde um. "Vielleicht sollten wie diesen Rat unter die Aufsicht eines Reiters stellen, um etwaige Ungereimtheiten schnellstens aus dem Weg räumen zu können."

Robert LaFleur hatte sich, nachdem er betreffend seiner Schwägerin interveniert hatte, eher zurückgehalten. Bei all den hohen Herrschaften die sich hier befanden und nur darauf warteten Beweise zu sammeln, die man einem zum späteren Zeitpunkt dann wieder vor die Füße werfen um sie als Druckmittel nutzen zu können, war es wohl auch klüger nur das nötigste zu sagen. Doch als er von mehreren Herrscher und der Wacht der Reiter hörte, konnte er kaum noch ruhig bleiben. 
"Verzeiht wenn Ich euch unterbreche Lord Velaryon, aber dies kann unmöglich euer ernst sein. Die Macht des gesamten Reiches auf mehrere Menschen verteilt bringt uns nur eines, einen zu langen Arm der Entscheidungsfindung, nichts weiter. Wir sollten es wie in den alten Tagen halten und einen Truchess ernennen, welcher das Land regiert und die wichtigsten Entscheidungen trifft. Jemanden, der die Belange des Volkes und die der verschiedenen Häuser am besten einschätzen kann und dabei in der Lage ist, neutral zu bleiben. Zu viele Fürsten an einem Tisch die über die Zukunft des Reiches debattieren, ihr seht doch wo dies endet."

Graham nickte und hob sein Glas Richtung Robert.
Es war klar, was Ryan damit bezwecken wollte - ein Rat aus adeligen konnte er bestechen, bedrohen und unter seine Fittiche bringen und somit mit mehr Macht zu agieren ohne die Konsequenzen tragen zu müssen - die würde er wieder auf alle anderen abwälzen können.
"Meiner Meinung nach ist Ser LaFleurs Einswand nicht unbegründet. Vor allem nicht, da die Fürsten bereits genug damit zu tun haben ihre eigenen Ländereien zu verwalten. Wenn nun auch noch dazu kommt, dass sie sich regelmäßig treffen und Entscheidungen fällen müssen, verfällt das Land in Chaos. Ich bin ebenfalls für einen Truchsess, welcher einen Drachenreiter als Berater zur Seite gestellt bekommt, welcher dafür Sorge trägt das der Truchsess sich sowohl an geltendes Gesetz hält, als auch den Thron verlässt wenn es soweit ist. Um eine möglichst schnelle Regierungsform zu ermöglichen, bin ich dafür das die Sitz des Truchsess in Ilirea stattfindet, welches wieder zurück an die Menschen gestellt werden sollte"

Hemióne meinte ihren Ohren nicht trauen zu können: Sie wollten ihr Ilirea weg nehmen! Diese Minderwertigen waren drauf und dran, ihr diese Stadt aus den Händen zu reißen! Ein Großteil ihrer Macht lag in diesem Ort und nun sollte sie ihn aufgeben? Doch sie konnte sich auch nicht wirklich stanhaft wehren, schließlich hatte sie schon Glück, dass bis jetzt keiner hinter ihre Machenschaften gekommen war und jetzt da ein Reiter im Wald herum zu schnüffeln begann, musste sie besonders achtsam sein. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er dahinter kam. Doch sie würde auch nicht tatenlos dabei zusehen, wie man ihr ihre Ländereinen und einen Titel nahm.
Die Elfe strich sich über ihr Wams und erhob ihre klare Stimme. "Als Fürstin Ilireas, muss ich an dieser Stelle eingreifen. Ilirea ist ein wundervoller Ort, an dem Menschen und Elfen friedvoll neben einander Koexistieren. Darum muss ich darauf insistieren, dass dieses Beispiel für Frieden zwischen unseren Völkern bestehen bleibt, oder zumindest nicht leichtfertig vernichtet wird.", erklärte sie und war sich bewusst wie weit sie sich aus dem Fenster lehnte. Doch so war das Spiel zwischen den Adligen; stets alles so verkaufen, als sei es rechtens und stichhaltig.