Nachdem die Elfen den Raum verlassen hatten und Celvín ihnen gerade folgen wollte, sagte sein Vater: "Das wirst du nicht tun." "Warum? Ist es nicht meine Sache, ob ich ihnen folge oder nicht?", fragte der Halbelf. Wahrlich war er leicht erzürnt. Er war alt genug für sich selbst zu entscheiden und sein Vater machte ihm immer noch Vorschriften. "Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass du mit ihnen gehst. Ich habe heute den Beweis gefunden. Die Elfen spionieren uns aus. Ich ahnte bereits so etwas. Glaubst du etwa das sie sich mit den Velaryons zufrieden geben? Sie werden die Herrschaft über die Menschen anstreben, um uns zu unterdrücken und unser Land wollen sie uns wegnehmen." "Das ist nicht wahr! Die Elfen wollen weder unserer Herrschaft, noch unser Land! Es ist nämlich IHR Land! Die Menschen haben es ihnen einfach weggenommen“, schrie Celvín wütend. Fürst Stephan schüttelte den Kopf und fragte: "Haben sie dir das in den Kopf gesetzt? Siehst du denn nicht, dass sie dich manipulieren nur um an meine Macht zu kommen? Sie nutzen dich aus, Celvín! Wie kannst du dich so gegen dein eigenes Volk wenden?" ICH BIN KEIN MENSCH, brüllte er innerlich in sich hinein. Und genau in diesem Moment erfüllte ihn auch Schmerz, denn er hatte erkannt, dass sein Vater sich nicht von den anderen machtgierigen Menschen unterschied. Er sorgte sich mehr um sein Volk als gewisse andere, doch er war genau wie die anderen Menschen. Er war bei ihnen aufgewachsen. Warum war er nicht genauso? Müsste er nicht genauso denken? Als Celvín nichts mehr gesagt hatte, sprach sein Vater weiter: "Ich werde nicht zulassen, dass sie uns unterwerfen." Geschockt sah der Halbelf auf. "Das heißt du willst sie verraten?" "Mein Sohn, verstehe doch, was diese Elfen wollen. Nur unsere Macht! Vergiss was sie dir erzählt haben. Wem glaubst du mehr, diesen Fremden oder deinem Vater? Natürlich kann ich nicht mit ansehen, wie sie uns Menschen in den Ruin treiben. Ich werde noch morgen die Velaryons benachrichtigen. Ich mag sie zwar nicht sonderlich, aber sie gleich auszulöschen wäre zu viel des Guten. In solch kritischer Lage müssen Menschen zusammenhalten. Du wirst in den nächsten Tagen das Schloss nicht verlassen, Celvín. Geh nun in dein Zimmer." Celvín war überwältigt von Trauer und Wut. Was hatte er nur getan? Hemiones Plan war in Gefahr! Seinem Vater gegenüber nickte er nur und ging hinauf in sein Zimmer. Längst jedoch wusste er, was er tun würde.
In der frühen Morgenstund, als der Nebel sämtliches Land überzog, kletterte er mit einem Seil aus seinem Fenster. Das hatte er schon einmal getan, daher wusste er genau, dass das Seil nicht genau bis zum Boden reichte. Etwa fünf Meter davor hörte es auf. Was solls, wird schon schief gehen, dachte er sich und sprang. In diesem Moment ward ihm bewusst, dass er auch hätte versuchen können durch das Schloss hinaus zu gelangen, aber wie er seinen Vater kannte, hatte er den Wachen gesagt, sie sollen ihn nicht durchlassen. Beim Aufprall verstauchte er sich, so wie es sich anfühlte, einen Fuß, der beim aufsetzten dann sehr schmerzte, doch sonst war er heil geblieben. Ein Dank an meine elfische Seite Schnell eilte er um die Burg herum ans Eingangstor. Zu seiner Überraschung schliefen die Wachen, worüber Celvín am liebsten gelacht hätte, aber er hielt sich zurück und grinste stattdessen nur. Er lief hinüber in den Hof zu den Ställen. In ihnen war es nur unwesentlich wärmer als draußen. Dem Jungen war klar, dass Hemióne und ihre Begleiter schon längst fort waren, also musste er sich ein Pferd nehmen. Nun hatte er die Wahl der Qual. Eigentlich hatte es ihn nie gekümmert, welches Pferd er nahm, jetzt aber zögerte er. Er wollte keines holen, dass bereits das Lieblingspferd seiner Freunde war. Schließlich entschied er sich für eine braune Stute, die ihm gegenüber sehr zahm war. So viel er wusste, war sie noch nicht lange am Hofe. Er sattelte sie und gab ihr einen der Äpfel, die sich in einem Eimer in der Ecke befanden. Dann legte er noch Zaumzeug an und führte sie aus dem Stall heraus. Dort stieg er aus und schritt langsam in die Stadt. Wenn möglich sollte keiner im Schloss erwachen durch sein Weggehen. Ich werde wahrscheinlich zum letzten Mal diese Stadt sehen Schließlich galoppierte er los, raus aus der Stadt, auf dem Weg in eine neue Zukunft.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: ~Thronsaal~ Sa Jul 26, 2014 12:34 am
Ihre Schritte führten sie Meter um Meter durch den großen Saal, der einstmals jener Raum gewesen war, in dem Stephan Hamleigh die Bittsteller vorgelassen hatte und welchen die Drachenreiter nun für offizielle Besprechungen nutzten, die sie gemeinsam mit dem Rat aus Menschen der Stadt führten. In diesem Moment jedoch war der gesamte Raum bis auf die hochgewachsene Gestalt einer schwarzhaarigen Elfe vollkommen menschenleer, deren zitternde, klamme Finger immer wieder zu dem heft ihres Schwertes glitten und dann doch wieder davon hinab glitten, weil sie sich nicht sicher war, ob sie es würde ziehen wollen. Die Ereignisse hatten sich in den letzten Tagen überschlagen und nachdem nun auch eine Delegation der Elfen in Narda angekommen war, die sie von den aktuellen Ereignissen des Waldes informierten, hatte sie geglaubt, ihr würde endgültig alle Luft abgedrückt werden, die sie zuvor noch hatte durch ihre Lungen pumpen können. Es war so furchtbar viel, das es zu bedenken galt - so viele Widersprüche zu ihren Vorhaben, so viele Anfeindungen von Daeron und anderen einstigen Freunden und nun auch noch die Initiative des Schatten, die ihnen alle anderen Möglichkeiten genommen hatte. Sie mussten jetzt handeln, hatten keine andere Chance mehr als unmittelbar aufzubrechen und dennoch hatte sie sich noch nie zuvor in ihrem Leben so unwohl in der Rüstung gefühlt, die sie am Leib trug und die mit jedem einzelnen Schritt leise klapperte. Sie hätte viel früher auf die Warnungen der Elfen hören sollen. "Gräm dich nicht für Dinge, die nun nicht mehr in deiner Hand liegen." Als mit einem Mal die dunkle Stimme erklang, verharrte sie in der momentanen Position und wenngleich auch ihre Haltung angespannt blieb, huschte doch ein leises Lächeln über die sonst so ernst wirkenden Züge der Elfe. So harsch die Stimme auch klingen mochte, so dunkel und fest sie auch für jeden anderen wirken mochte - für sie war es momentan das Schönste, was sie hätte hören können. Es war eine Stimme aus ihrer eigenen Vergangenheit, aus jener Zeit, an die sie sich selbst kaum mehr zu erinnern vermochte und sie fürchtete sich davor, sich umzuwenden und festzustellen, dass jene Stimme nicht viel mehr als ein einfacher Tagtraum war, den sie aus der verzweifelten Suche nach Halt selbst geformt hatte und der zerplatzte, wenn sie eine falsche Bewegung machte. "Ihr hättet handeln müssen", erhob sich die Stimme erneut und Caladhiel schloss die Augen für einen kurzen Moment lang, lauschte den festen Schritten, die auf sie zutraten. "Aber nicht allein du hättest agieren müssen. Dein Orden besteht aus mehr als dir selbst - nimm deine Männer als solche wahr", folgte es, noch bevor sie überhaupt zu einer Antwort gelangen konnte und sie wagte es nicht zu fragen, weshalb ihr Gesprächspartner hier war - weshalb er den weiten Weg hierher hinter sich gebracht hatte und ob das alles war, was er ihr in Anbetracht all dieses Grauens noch sagen wollte, doch als sich die Hand auf ihre Schulter legte und sie langsam herum drehte, ihre Augen auf eben jene dunkelblauen traf, die den ihren so ähnlich waren, stiegen ihr die Tränen in die Augen und brachen daraus hervor. So oft schon hatte sie während der letzten Wochen geweint, so oft schon war sie aus der Angst heraus verzweifelt, sie könne endgültig verloren sein, doch niemals war jemand da gewesen, der sie fest gehalten hatte und von dem sie wusste, dass sie ihre Sorgen teilen konnte, ohne Gefahr zu laufen, der andere würde zerbrechen. Ob es ihr eigenes schwarzes Haar war oder das des anderen wusste sie nicht, als sie sich gegen ihn sinken ließ und ein leises "... Ada ..." wisperte, das wohl das einzige Wort blieb, das ihr in diesem Moment über die Lippen zu dringen vermochte.