Der Fluss Ninor

Die Ausläufe des großen Flusses Ninor, welche sich in der Nähe von Gil´ead im See Isenstar bündelt.
Das Wasser plätschert munter und fröhlich durch das klare Flussbett.
Kleine Büsche zieren das Ufer des Flusses.

Nach einem Tagesmarch kam Karlos am Ninor Fluss an. Er sammelte Blätter als Kissen zusammen und legte sich schlafen .Als er in Gil´ead an kam wurde er gefoltert.Als er auf wachte war es morgen .Er bemerkte dass es nur ein Albtraum war.Er machte sich auf und folgte dem Fluss . Auf seinem Weg sammelte er Brenelssen .

Ethra und Nyaralin waren lange gereist und der Abend drohte schon.
Der Elf ging auf eine kleine Blumenwiese zu, sah noch einmal kurz zu seiner Geliebten.
"Reisa du Njnain, gala Welden, du deloi lunaea. Agaetí Njnain, flauga Njanin. Lovissa naina. Lovissa Slytha.
Njanin skölir!" sang er und der Erdboden wurde Glatt, die Blumen rankten sich in die Höhe, bildeten ene Kuppel.
Kleine mit Blüten besetzte Lianen fielen wie ein Vorhang vor den Eingang zu dieser Behausung.
Kleine Blüten bildeten die Worte: "Elatariel".
Ethra wandte sich um.
"Wiol ono!"

Die Elfin stieg von dem Pferd ab, kam vorsichtig, als habe sie Angst, sie könne den Pflanzen hier Unheil antun auf dem grünen Boden auf. Der Wind trug den Geruch von fruchtbarer Erde und wilden Blumen. Nyarálin schloss die Augen und ließ die Stimmung dieses Ortes auf sich einströmen. Selbst die Lieder der Pflanzen erklang in einer gänzlich andersartigen Melodie. Nur ein leiser Hauch war ihr Weg. Immer wieder schien er zu verschwinden, um an einer anderen Stelle wieder zu erklingen. Nyarálin lies sich Zeit, denn es war schwer sich so lange Zeit auf dieses Schwingen einzustimmen, ohne sich darin zu verlieren.
Sie waren an vielen Orten vorbeigekommen, wovon einige der Elfin so vertraut schienen, dass sie sie fürchtete, waren sie doch gleichwohl völlig fremdartig.

Diese Welt ist ander Elatariel!
Du musst dich erst an sie gewöhnen, ehe wir in eine der großen Städte gehen!" erklärte Ethra und schob den Blütenvorhang beiseite, deutete auf das in goldenem Licht gehüllte innere der Kupel.
"Setz dich hinein!"

Sie kam der Aufforderung ohne wenn und aber nach, trat ohne ein Wort an ihn zu richten an ihm vorbei und ließ sich im inneren der Kuppel sacht zu Boden sinken. Ihre Finger fuhren über die Blüten und mit den geistigen Fühlern vernahm sie deren Seufzen, deren Klagelied, das ihre Geschichte erzählte und bisher ungehört verklungen war. Ihr Lächeln war einer ernsten, ruhigen Miene gewichen während sie sich darauf konzentrierte.

Ethra trat auf seine Geliebte zu, ließ sich auf ein sanftes, weiches Mooskissen sinken.
Seine Augen spiegelten Trauer wieder.
"Ich habe vor langer Zeit aufgehört ihrer Klage zu lauschen und verlernt ihre Melodie zu vernehmen..."

Wortlos griff sie nach seiner Hand, führte sie hinab zu den Blumen und legte sie darauf. "Niemals verlernen wir etwas, unser Geist vergisst", mahnte sie ihn und ihre Stimme klang wie der raue Herbstwind, der an sein Ohr getragen wurde. Sie ließ die Empfinden auf sich einströmen, die einer völlig anderen Intensität waren und von ihm ausgingen. Empfindungen blühten in ihr wie zarte Knospen auf. Sie trugen den Duft von Lavendel heran, assoziierten sich mit dem Gefühl der warmen Nähe und breiteten ihre Schwingen von Frieden und Behagen aus.

Ethra schloss die Augen ließ die Gefühle der Blumen auf sich einströmen, vermengte sie mit den Gefühlen Nyaralins.
Sanften Wogen voller Zärtlichkeit und Sehnsucht wurden an die bitteten Küsten seines Geistes getragen.
Ein klares Gefühl wie nach einem Sommerregen breitete sich in seinem Körper aus.
Er genoß diese Geistige verschmelzung mit der Natur und vor allem mit der von Nyaralin.
Sie tasteten ihren Geist ab, wie zwei Tiere die sich zum ersten mal trafen. Vereinigten und lösten sich wieder, während der Geist des jeweils anderen sanft wie Seide über die Gedanken strich.

"Ich schätze die Sanftheit und den Hauch von Weisheit, der in ihren ungehörten Worten hineingewoben ist, wie die Nebelfäden in dem Mondwasser der alten Bäume Ellesméras", durchbrach sie nach einer Weile die Stille, die zwischen ihnen gelegen hatte um Ethra so sanft wieder zurück in die Wirklichkeit zu führen, damit der ältere Elf nicht in all den Stimmen der Pflanzen sich selbst verlor. Ihr Lächeln erschien wieder als sie registrierte, dass er sie ansah.
"Träume fließen und ein neuer Stern erscheint ..."

"Unser Stern wird niemals vergehen!" sagte Ethra und legte den Kopf schräg.
"Dieser Tag war sehr lang Elatariel! flüstere er und ließ sich nach hinten auf ein weiches Bett aus Moos fallen.

"Verlerne niemals das, was unser Volk ausmacht", mahnte sie ihn sanft, blickte ihn aus strengen, alten Augen an, fürchtete sie doch in jener Sekunde um seine Seele und dass jene von den Schatten übermannt werden würde. Ihn sogar von seinem Weg abbrachte. "Ethra, wie können wir behaupten besser als die Menschen zu sein, wenn wir verlernen die Stimmen derer zu vernehmen, für die die Menschen taub geworden sind?"

Ethra nickte nur stumm, als eine Träne aus seinen Augen floss, die Wange hinab lief und auf den Boden fiel.
Dort wo sie landete, wuchs in Windeseile eine kleine, blaue Blume.
"Verzeih mir..."

Sacht legte sie eine Hand auf seine Wange, strich ihm die zarte Tränenspur fort und erwiderte nun wesentlich freundlicher. "Es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste, Ethra. Vergiss nur niemals wer du bist. Wer sind wir, dass wir über Leben und Tod anderer bestimmen können, wenn wir selbst nicht mehr das leise Flüstern des Schicksals vernehmen? Wenn wir blind für die Kleinigkeiten der Welt werden, sind wir nicht besser als diejenigen, die wir verachten, diejenigen, die die Natur schänden, die Wunder des Lebens vernichten und in deren Herzen Grausamkeit und Kälte regiert."

"Niemals werden wir so werden wie die Menschen!" bestätigte Ethra, zog sie zu sich und umschloss sie mit den Armen.
"Niemals.
So lange ich lebe werde ich an deiner Seie bleiben!"

Nyarálin nickte, war sich jedoch für einen kurzen Augenblick selbst nicht sicher, ob sie das wirklich ernst nehmen konnte. Ethras Weg bedeutete Grausamkeit und Tod, selbst wenn am Ende dieses Pfades Frieden stand. Konnte sie das Blutvergießen akzeptieren? Konnte sie wirklich des Nachts ruhen, wenn sie sich all derer erinnerte, die ihr Leben in einer Schlacht ließen, deren Bedeutung sie nicht einmal kannten?
Sie hatte irgendwann gemerkt, dass Ethra in die Trance abgesunken war und richtete sich nun langsam auf, aus der Lagestätte hinaustretend und die klare Luft der Nacht einatmend.
Baren Fußes schritt sie über das Moos, das hier überall wuchs. Sie trat zwischen zwei stattlichen Buchen hindurch und näherte sich der Wasserfläche eines Flusses. Kurz liess sie ihre Augen über die silberne Wogen wandern, dann sank sie in einer fließenden Bewegung in die Knie und schöpfte mit beiden Händen Wasser um zu trinken. Nachdem sie den Durst ihres Körpers gestillt hatte blieb Nyarálin noch einige Zeit an der Stelle sitzen. Von dem Fluss ging ein Leuchten aus, als würde er von innen heraus Licht aussenden.
Nur einige wenige Wolken hangen am Himmel und der Mond, der in dieser Nacht ungewöhnlich groß schien, spiegelte sich in der schimmernden Oberfläche des Flusses. Nur ein leichtes Kräuseln bewegte die Wasseroberfläche und wenig Sterne zierten das Firmament. Sie seufzte lautlos, ließ das friedliche Bild auf sich wirken und genoss die Ruhe, die sie hier hatte. Das fahle Mondlicht tauchte ihre zierliche Gestalt in ein entrücktes Licht, die weißen Fasern ihres Gewandes spiegelten das Licht wieder.

Ethra war tatsächlich in den Tranceähnlichen Schlafzustand der Elfen eingetaucht.
Die Zeit zog vorüber während der Fluss leise und mit steigem Plätchern voran floss...

Noch für einen Moment ließ Nyarálin das nächtliche Bild auf sich wirken ehe sich die Elfe erhob und langsam den Lauf des Flusses abschritt. Immer wieder tauchten ihre Füße in das kalte Wasser und kleine Wellen, die ihre Bewegungen verursachten schwappten über ihre Füße. Sie verharrte nur wenig später, blieb mitten im Wasser stehen und richtete ihren Blick wieder auf das Firmament, begann die Sterne, die sie erkennen konnte zu zählen und lächelte als sie ein leichtes Kitzeln an ihren Zehen registrierte.
Ein vorwitziger Flussbarsch knabberte verspielt an einer ihrer Zehen, als ob er wüsste, dass von der einsamen Wanderin keine Gefahr ausging. Noch immer zeigte ein kaum wahrnehmbares Lächeln das Gesicht der Elfin, die eine Hand ausstreckte und sie dem Fisch hinhielt, der sie neugierig betrachtete. Schließlich als der kleine Störenfried das Interesse verlor, schlug er mit seiner Schwanzflosse und war wieder im tieferen Wasser verschwunden.

Eile Eule rief ihr stummes Leid in die Nacht hinaus, als sich dunkle Wolekn am Firmament erhoben.
Wie große, drohende riesen schoben sich die Kolosse vor den Mond und die Sterne.
Ein grollen erhob sich und feine verästelungen von hellem Licht durchzogen die Wolken, welche sich dem Fluss schnell nährten.

Die spitzen Ohren der Elfe zuckten als sie das aufkommende Gewitter wahr nahm und langsam begann aus dem Wasser in das schützende Dickicht des Waldes zu treten. Leise raschelten die Blätter der Büsche als Nyarálin näher kam und sie hielt nur wenig später inne, setzte sich auf einen moosbewachsenen Baumstamm und öffnete mit beruhigten Sinnen ihre Wahrnehmung in die Bereiche der Natur; erfasste Stimmungen und Erinnerungen - leise Abdrücke, die ein jedes Lebewesen an einem Ort zurückließ.

Der Regen platschtemit dicken Tropfen auf die Blätter der Büsche und Bäume, alles roch frisch und es schien, als würde sämtliche Erschöpfung von Nyaralin - und der Natur selbst abfallen.
Schnecken krochen über den weiche, feuchten Boden und die Vögel rückten näher zusamme um sich zu wärmen.

Sie genoss das Schauspiel, das die Natur ihr bot, beobachtete die kleinen Lebewesen, die versuchten dem Regen zu entkommen und Schutz unter dem dichten Laub des Waldes suchten. Die Tropfen fielen auf ihre Gestalt, perlten an ihrem bleichen Gesicht hinab und versickerten in der feinen Seide, aus der ihr Kleid gewebt worden war. Sie wollte noch nicht zurückkehren, jetzt, wo sie sich an diese unruhige, unstete Welt gewöhnte.

Eine warme, sanfte Hand umschlang von hinten ihren Bauch, ein warmer Kopf ruhe auf ihrer, vom Regen kalt gewordenen Schulter.
Der Atem des hinter ihr stehenden Mannes war gleichmäßig und ruhig, angenehme warme Luftströme welche ganz im Gegensatz zu dem kalten Regenwasser standen.
Lange, schwarze Haaren fielen wie ein Wasserfall auf nyaralins Schulter.

Ein kaum wahrnehmbares Lächeln erschien auf den Zügen der Elfe als sie erkannte, wer hinter ihr stand. Sie ließ ihn gewähren, erhob ihre Stimme jedoch nicht, aus Angst, sie würde den friedlichen Moment vernichten, stattdessen blickte sie weiterhin zum Fluss, nahm die Tropfen wahr, die hineinfielen als schritt die Zeit langsamer voran als gewöhnlich. Sie hinterließen Kräuselungen im Wasser bis jene schließlich nah des Ufers gänzlich verschwanden.

Auch Ethra wagte nicht auch nur einen Ton von sich zu geben.
Er legte den Kopf schief und seine und ihre Wange berühten einander.
Langsam wurde der Regen weniger und der dichte Vorhang lichtete sich.
Schon zeigten sich einige Fetzen Mondlicht welche hinter den Wolkenbergen neugierig hervorlugten.
Die Strahlen tauchten die Lichtung in ein silbernes, unwirckliches Licht.