Elfengarten Maela Finna

Nyarálin hatte sich hierher zurückgezogen, hatte in den letzten Stunden, die erstaunlich schnell vorüberzogen, hier versucht ihre Gedanken zu ordnen, doch wirklich gelingen wollte es ihr nicht. Die Ruhe hier, die nur durch das Singen der Vögel durchbrochen wurde, war eine Wohltat für ihren aufgewühlten Geist. Alice war zu allem fähig, vor allem in dem Zustand des Neides, wie die Menschen das Gefühl nannten.
'Ethra ...', antwortete sie seinem Rufen schließlich leise, nachdem die Sonne bereits begonnen hatte zu versinken und es klang lediglich wie ein Wispern im Wind. Sie war ihm eine Erklärung schuldig, das wusste sie.

'In einem der Gärten ...', antwortete sie und blickte hinauf zum Himmel, beobachtete das Lichtspiel der Sonne zwischen den grünen Blättern DuWeldenvardens. Sie hatte keine Wahl, erinnerte sie sich erneut und seufzte leise. 'Ich bitte dich ... komm her ...' Sie hatte das nicht sagen wollen, hatte ihm nicht einmal antworten wollen - sie brachte ihn nur unnötig in Gefahr.

Es dauerte nicht lange, bis Ehtra von einem der Bäume sprang, mit nicht mehr als einem dünnen rotem Hemd bekleidet.
Er schien direkt aufgebrochen und hierher gerannt zu sein.
Unglauben lag in seinen Augen, als er seiner Geliebten gegenüberstand.
"Was ist los?"

Das sonst so bleiche Gesicht der Elfin war überzogen mit Spuren von getrocknetem Blut, die lediglich durchzogen waren von ein paar feinen weißen Linien. Auch an ihrem Kleid waren noch immer rote Flecken zu erkennen, an den Stellen an denen das Blut versickert war.
"Ethra ...", begann sie leise und trat auf den anderen zu, schlang hilfe- und haltsuchend die Arme um ihn.

Verdutzt nahm er sie in die Arme, glücklich darüber, dass der Garten sehr abgelegen - und fast nie jemand hier war.
"Was ist Elatariel?" fragte er leise und gab ihr halt.
"Was ist mit deinem Gesicht geschehen?"

"Alice ...", wisperte sie lediglich kaum hörbar, mehr in den Stoff seines Gewandes als wirklich an ihn gewandt. "Sie war da ... versetzte dich in Ohnmacht und griff mich an ..." Die nächsten Worte, die sie von sich gab waren gepresst. "Sie verlangte von mir zu gehen ... sonst ... würde sie dich töten."

"Was?" fragte Ethra und verlor seine Contenance.
"Dieses Miststück..." zischte er und es war das erste mal, dass Nyaralin ihn fluchen hörte.
"Ich würde sterben wenn du gehen würdest - nicht wenn du bleibst.
Ich werde mir Alice vorknöpfen!"

"Ethra ...", begann sie leise, zwang ihn sacht dazu sie anzusehen und schüttelte den Kopf, startete den absurden Versuch ihn zu beschwichtigen. Sie wollte kein unnötiges Blutvergießen beginnen und schon gar nicht für ein solches verantwortlich sein "Ich bitte dich, tu nichts Unüberlegtes. Sie hat ihr Handeln nicht bedacht."

"Sie wird dich töten!" sagte er ungläubig und sah ihr in die Augen.
"Sie wird vor nichts zurückschrecken in ihrer Eifersucht!" er hielt ihre Hände fest, versprach Sicherheit und Wärme.
"Das kann ich doch nicht zulassen!"

"Sie will nicht mich töten sondern dich ...", erinnerte sie ihn noch einmal, gab den sanften Druck seiner Hände zurück. "Wenn sie dich nicht haben kann, dann soll es niemand. Ich fürchte nicht um mein Leben sondern um deines und um das Scheitern dessen, was du vor hast, Ethra."

"Sie wird mir nichts antun, auch dir wird sie kein leid zufügen!
Vertrau mir - aber geh nicht!" er sah ihr tief in die Augen, ehe er sie n seine Brust drückte.

Sie ließ ihn gewähren, nickte nur notgedrungen, sich nicht sicher darüber seiend, ob sie nun das richtige getan hatte. Er war bereits in der Nacht vergiftet worden ... wer wusste schon, ob Alice dies nicht noch einmal wiederholen würde. Wahnsinnig genug war die Elfe und ihr Geist schien bereits vor so langer Zeit dem Schatten anheim gefallen zu sein.

Sanft strich er ihr das Haar hinter die spitzen Ohren.
"Du verlierst mich nicht!" flüsterte er ihr ins Ohr.
"Niemals!"

Erneutes undeutliches Nicken folgte von Nyarálin ehe sie ein kaum sichtbares Lächeln auf ihre Züge brachte, zum ersten Mal an diesem verfluchten Tag wieder Hoffnung sammelnd und sie in sich einschließend. "Ich bitte dich lediglich darum auf dich Acht zu geben. Sie kam bereits einmal soweit", erwiderte sie sanft, einen kurzen Blick an sich hinabwerfend und feststellend, dass sie aussah wie frisch von einer Schlachtbank gekommen. Angewidert verzog sie das Gesicht, denn selbst in ihren blonden Strähnen befanden sich rötliche Flecken.

"Darf ich?" fragte er leise und ehe sie antwort geben konnte murmelte er.
"Waise heíl!" die Wunden zogen sich zusammen, das Blut zerbröselte wie Sand und fiel auf den Boden.
Ein Gefühl wie ein warmes Bad durchströmte Nyaralins Körper.
Selbst die narben welche Alice zurückgelassen hatte zogen sich zurück und ließen nur reine, makelloe Haut übrig.
Es war etwas mehr als Ethra beabsichtigt hatte, der Eldunarí verstärkte wohl immernoch seine zauber mehr als berechnet.

"Ich danke dir", sprach sie lediglich leise, statt einen Protest zu beginnen, der bei ihm nichts gebracht hätte. Sie hob eine Hand, fuhr kurz über ihr Gesicht und stellte fast, dass alles, was dort an Wunden oder Blutkruste gewesen war inzwischen fort war - blieb jetzt nur noch das Blut in ihrer Kleidung.
"Ich ... sollte mich umziehen."

"Ich komme mit..." sagte er schneller als er eigendlich wollte und um jedes Missverständniss aus dem Weg zu räumen setzte er nach: "ich will dich nicht alleine wissen - jetzt nach der Sache mit Alice!"

"Wenn es nur Alice wäre ...", seufzte Nyarálin leise, nickte dann jedoch und trat an ihm vorbei, langsam wieder zurück nach Ellesmera kehrend. Wenn Alice erfuhr, dass sie nicht das getan hatte, was sie hätte tun sollen, würde sie mit Sicherheit wieder Besuch bekommen ...

tbc: Nyarálins Zimmer

Auch Ethra folgte Nyaralin als ihr Schatten....

Ethra und Nyaralin hatten sich zurückgemeldet und waren alsdann zu eine ruhigen Platz aufgebrochen, denn Ruhe war etwas was sie nun lange Zeit nicht haben würden.
"Man mathach?" fragte Ethra liebevoll.

"Im maer", antwortete sie und ließ sich auf eine der Bänke sinken, zu dem anderen hochblickend. Der Rat würde bald wieder fordern, dass sie sich ihren Aufgaben zuwenden würden - so viel Zeit die Elfen auch zu haben schienen, ab und an kam es Nyarálin so vor, als habe ihr Tag viel zu wenig Stunden.

Ethra legte den Kopf in den Nacken.
Es war einfach alles so viel.
So furchtbar viel....
Seufzend glitt sein Blick über die Lilien hin zu Nyaralin.

Er richtete sich auf.
"Ich habe noch einiges zu tun Elatariel!
Und so leid es mir tut, ich befürchte... ich werde nun scho aufbrechen müssen!" er hauchte ihr eine Kuss auf die Wange und verließ den garten

Auf einer der Bank sitzend, konnte Kosta die Schönheit des Gartens wahrnehmen. Der Duft der Blumen und die Sonne waren so wunderbar, er genoss jeden Augenblick.
Plötzlich stand ein Elfenbote neben ihm, etwas zittrig. Er überreichte ihm einen Brief und verschwand dann wieder. Ein Brief! Ich bekomme normalerweise keine Briefe, es kennt mich niemand außerhalb des Waldes...
Also entschloss er, den Brief zu öffnen und zu lesen, was er auch tat.

Es vergingen einige Augenblicke, nachdem er den Brief zwei Mal gelesen und darüber nachgedacht hatte, was dieser Brief wohl bedeuten sollte.
Nun, wenn das Schicksal diesen Weg kennt, kann ich dem nichts entgegensetzen. Ich werde wohl aufbrechen.
Einige Stunden später hatte er die Sache mit seinem Meister ausdiskutiert und war bereit aufzubrechen. Er hatte einige nützliche Zauber gelernt, die sein Wandern durch das Land unauffällig machen würden.
Es brach dem Jungen das Herz, den Wald zu verlassen, aber es musste wohl sein.

Er ging seinen Weg, wie die Gefühle und der Brief ihn leitete und verließ so Ellesmera, zum ersten Mal seid er geboren war.