Kerker

Vier bis an die Zähne bewaffnete Männer die in schwere Plattenrüstungen gehüllt waren trieben die beiden Gefangenen Drachenjäger in jeweils eine Zelle. Doch in diesen stand zum erstaunen der beiden nicht etwa eine kleine Wasserschüssel und ein Haufen heu, sondern ein kleines Holzbett und dazu ein reich verzierter Tisch mit zwei Stühlen.
Euer Urteil wird in den nächsten Tagen gefällt. Sagte einer der Vier im militärischen Ton ehe er mit den anderen ging und das dumpfe Pochen zu hören war als der schwere Riegel der äußeren Tür ins Schloss fiel.

Mürrisch schritt Torlof zu einem der Betten und ließ sich darauf sinken.
" Naja, wenigstens können wir in einer anständigen Zelle auf den Tod warten... ", dachte er sich.
Er war diszipliniert genug um nicht in lautes Fluchen auszubrechen, auch wenn sein Herz raste. Sowohl vor Ärger als auch vor Angst vor dem Kommenden.
Daher hielt der Mensch es nicht lange aus, ruhig auf dem Bett zu sitzen und begann, ohne groß auf Dominique zu achten, in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen.
Er vermisste das altbekannte Gewicht seiner Waffen, welche sie ihm natürlich abgenommen hatten.

Dominique setzte sich in ihrer Zelle auf ihr Bett, welches nicht besonders weich , aber dennoch angenehm war. Sie schaute die Decke an und ging nochmal in Gedanken die Scene durch, als man sie durchsucht hatte. 9 Dolche und ein Schwert hatte man Gefunden. All ihre Waffen. Sie versuchte keine Panik zu schieben. Panik würde ihr jetzt auch nicht helfen. Nach einigen Minuten, stand sie auf und lief in der Zelle auf und ab. Sie sollte nicht daran Denken, dass man sie wahrscheinlich einem Drachen zum Fraß vorwerfen wurde. Ein kurzes Lachen Dominiques schallte durch den Kerker. Welch eine Ironie. Sie ist heute knapp einem Drachen entkommen um dann morgen einem anderen zum Fraß vorgeworfen zu werden. Was würden ihre Eltern nur davon halten?. Bestimmt nichts gutes. Aber die Reiter ließen sich nicht davon beeinflussen. Lieder. Sie hieb einmal mit ihrer Faust gegen die Steinwand und zuckte vor schmerzen zusammen. Sie war noch viel zu jung um zu sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben.... , diesen Satz wiederholte sie. Immer wieder. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Sie legte sich auf das Bett und schloss ihre Augen. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Du wirst nicht sterben. Irgendwann schlief sie ein.

Als Dominique wieder aufwachte saß Torlof bereits auf dem Rand seines Bettes und beobachtete sie.
Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht und sich, in Gedanken bei dem bevorstehenden Prozess, Dominique und bei den anderen Drachentötern, nur unruhig hin und her gerollt.
Sein anfänglicher Ärger auf die Menschenfrau hatte sich verflüchtigt und Angst und Besorgnis Platz gemacht.
" Du solltest den Reitern die Wahrheit sagen... ", meinte er leise.
" Alles, ohne irgendwas zu verheimlichen...du selbst hast keine Drachen getötet, vermutlich kannst du mit einem milden Urteil rechnen..."

Also Dominique weider aufwachte, nach nicht all zu langer Zeit wie sie bedauernd fest stellen musste, fiel ihr Blick auf Torlof, der sie anschaute. Sie stand auf und ging zu ihrem Herrn hinüber. Dort setzte sie sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. Ich bin sicher, dass den Reitern egal ist, ob ich nun einen Drachen getötet habe, oder nicht. Ich will das wir ALLE wieder heil aus der Sache hier rauskommen. Ich will das keiner von uns bestraft werden würde, aber ich weiß wie unwahrscheinlich dies ist. , meinte sie und fing an betont ruhig zu atmen. Sie wollte Torlof beruhigen, weil sie wusste das er nicht schlafen konnte und sich Sorgen machte. Du bist zwar der Anführer, aber ich denke das sie dich laufen lassen, wenn du versprichst so etwas nie weider zu tun. startete sie einen kleinen Versuch ihn zu beruhigen. Auch wenn er sehr arm war.

Torlof lachte bitter auf.
" Du bist naiv, wenn du das wirklich glaubst, Dominique. ", entgegnete er schnaubend.
Rasch löste er sich von der Menschenfrau und trat an den Tisch.
" Wir dürfen uns nicht auf die Gnade der Reiter verlassen, wir müssen selbst einen Weg heraus finden. "

Torlof Kilian... Anführer einer Gruppe die Drachen jagt... verantwortlich für die tode von dutzenden Drachen... Hörte man eine Stimme vortragen ehe man einen alten Mann mit einem Pergamentbogen sah.
Sagt mir werter Herr Kilian, habt ihr Intresse an einem Angebot das euch vor dem Strick retten könnte? Der Alte schob sie die Nickelbrille hoch und begutachtete ein weiteres mal die Schritfrolle.

Torlof war herumgefahren, als er die Stimme des Alten vernommen hatte.
Nun trat er stirnrunzelnd an die Gitterstäbe und verschränkte die Arme.
" Ist das ein Trick ? Erachtet ihr meine Schuld, sobald ich mich nach dem Angebot erkundige als erwiesen an und richtet mich hin ?", fragte er ihn mit angespannter Stimme.

Ich spreche die Wahrheit guter Mann... Murmelte der Alte und runzelte die Stirn. Wenn ihr mir helft werde ich alle Hebel in Bewegung setzten um euch vor dem Strick zu retten. Doch dafür verlange auch ich etwas. Umsonst ist schließlichnu der tod... Es intressierte ihn garnicht ob ihm jemand zuhörte. In Gedanken versunken starrte er an die Wand. Jedenfalls. Die Aufmerksamkeit ging wieder zu Torlof. Kennt ihr sicherlich einige Kollegen in eurem Gewerbe... und genau die suchen wir. Könntet ihr mir vielleicht ein paar Namen nennen?

Misstrauisch runzelte Torlof die Stirn.
" Ihr wollt also, dass ich euch die Namen von Drachentötern nenne. Vorrausgesetzt ich kenne welche... "
Er machte einen Schritt nach vorne und löste die Verschränkung seiner Arme.
" Was habt ihr mir dafür anzubieten ? Dieses "ich werde alle Hebel in Bewegung setzen " reicht mir nicht aus. Wer sagt mir, dass ihr mich nicht hier zurück lasst, sobald ihr die Namen habt ?"

Was ich anzubieten habe? Fragte der Alte mit großen Augen.
Die einzige Möglichkeit euch hier lebend herraus zu bekommen. Versteht mich nicht falsch ich bin den Reitern treu ergeben aber ich hege keinen Groll gegen euch. Wenn ihr mir bei meiner Arbeit helft, warum sollte ich euch dann nicht auch helfen? Mein Wort zählt soviel wie das eines Adligen, das könnt ihr mir glauben. Abermals schob er sich die Nickelbrille zurecht und ging das Pergament durch.

" Wie das eines Adligen ? Was, sooo viel ? ", entgegnete Torlof mit einem bitteren Lachen.
Das Ganze war beinahe lustig, wäre es nicht so ernst gewesen.
" Wer seid ihr überhaupt, dass ihr die Macht hättet mich hier raus zu holen ? "

Wer ich bin? Anders von Baader, ein Diener der Reiter und Berater des Rates. Die gnädigen Herrschaften vertrauen meinem Urteil und schätzen meine Meinung und meine Entscheidungen.
Sicher verachten euch alle Reiter für das was ihr tut... aber wenn sich herrausstellen würde das ihr wertvoll für uns seit, das ihr über Wissen verfügt das uns helfen kann würde sich bestimmt ein Kompromiss finden lassen... Nun verschränkte der Alte die Arme.
Also Herr Kilian, geht ihr auf mein Angebot ein und helft uns um eine Chance zum weiterzuleben zu bekommen?

" Nun gut, einverstanden. ", entgegnete Torlof mit einem Nicken.
" Aber wäre es nicht sinnvoller, ihr würdet erst mit dem Rat sprechen und über meine Freilassung verhandeln, als dass ihr dort auftaucht und alle Infos bereits besitzt ? ", fragte er und kniff misstrauisch die Augen zusammen.
" In diesem Fall besäße ich nämlich keinen Wert mehr für die Reiter, wegen welchem sie einem Kompromiss zustimmen würden. "

Glaubt mir, ich weiß was ich tue . Wir müssen meinen Herren erst einmal beweisen das ihr etwas taugt. Diese Fragen sind nur der Anfang, ich habe noch einiges mit euch vor. Bevor Torlof Fragen konnte fügte Anders hinzu. Nicht was euch oder eure Freundin schädigen könnte. Diese ist übrigens in meinem größzügigem Angebot mit eingeschlossen.
Nun rollte der Alte die Pergamentrolle komplett aus. Nungut... fangen wir mit dem vorgeschriebenem Mist ist. Ist dir einer der nun genannten Personen als Drachenjäger bekannt? Daraufhin wurden etliche Namen genannt Und zum Schluss noch, Beorn.

Dominique hatte geschweigen. Sie hatte bei den Kommentaren von Torlof, die berechtigt waren, geschwiegen und auch bei den Anweisungen des Mannes, der vor den Gitterstäben stand. Sie stand auf und stellte sich neben Torlof, die Arme verschränkt, ihr Blick abweisend. Sie musterte die Kleidung die der Mann trug und prägte sich sein Gesucht ein. Wenn er sich nicht daran halten würde, was er Torlof versprach, würde sie es ihn bereuen lassen. Sie wollte das Torlof wieder frei war und sich keine Sogen machen musste. Als der Mann, Anders von Baader, meinte, dass sie auch eingeschlossen sein würde in sein Angebot wurde sie stutzig. Man lässt zwei Schwerverbrecher gehen, nur wenn man ein paar Namen bekam? War das nicht ein bisschen viel? bei einem könnte sie es noch verstehen, aber bei zwei? Irgendwas stimmt hier nicht. Oder ich täusche mich. Wahlweise. sie würde es später mit Torlof besprechen.

" Beorn ? Beorn Loredo ? Ja, allerdings, der Name ist mir bekannt... ", entgegnete Torlof mit halblauter Stimme.
Während des Gesprächs war der Drachenjäger innerlich immer mehr in sich zusammengesackt. Zwar hatte ihn nie eine Freundschaft mit anderen Drachentötern verbunden, im Gegenteil, das Geschäft war geradezu voll gestopft mit Rücksichtlosigkeit und Konkurrenzkampf, da nur wenige Drachen im Jahr gesichtet wurden, aber nichtsdestotrotz fühlte er sich nicht wohl dabei jemanden zu verraten.
Nachdenklich stieß er Luft aus den Zähnen aus und fügte dann an :
" Der ist allerdings schon seit Jahren nicht mehr im Geschäft tätig. "

W..Was?! Seid ihr euch dessen sicher? Der Alte Mann sah Torlof Fassungslos an. Beorn Lordeo, ein dunkelhäutiger Riese mit einigen Narben? Die blicken gingen immer wieder zu dem Schriftstück und Torlof. Das... das kann doch nicht sein... der...ist doch seit Jahren hier... Schnell rief der Berater eine Wache herbei und berichtete dieser was er soeben erfahren hatte. Diese rannte kurze Zeit später wieder im laufschritt los. Oh Himmel... Seid ihr euch wirklich sicher?

" Natürlich bin ich sicher ! Einen Mann wie Beorn vergisst man nicht so leicht... ", entgegnete Torlof und musterte sein Gegenüber scharf.
" Warum ? Was ist so besonderes an diesem Kerl, außer dass er einem Drachen vermutlich das Genick brechen kann ?"
Er kratzte sich ratlos am Kopf.
" Diese Neuigkeit dürfte euch eigentlich nicht sonderlich überraschen, immerhin habt ihr mich nach ihm gefragt. "

Das könnte alles sehr ... problematisch werden...
Nervös kratzte sich der Berater am Kinn.
Ihr habt uns sehr geholfen Herr Kilian und zum Dank werde ich mein Versprechen halten und mich mit dem Rat über eure Bestrafung unterhalten. Vorausgesetzt ihr bleibt weiterhin so kooperativ.
Der Alte vollführte eine halbe Drehung in Richtung Ausgang.
Ach ja... solltet ihr gelogen haben mein Freund... wird der Strick euer kleinstes Problem sein... Daraufhin hörte man nurnoch immer leiser werdende Schritte.

Nachdenklich sah Torlof dem Alten nach. Er hatte wohl keine anderer Wahl als ihm zu vertrauen, aber trotzdem...
Die Art seines Auftretens, die wohl gewählten Worte...irgendetwas störte ihn an dem Kerl, er konnte aber nicht genau benennen was es war.
Nein, er vertraute ihm keineswegs.
" Möglicherweise bist du auch einfach zu misstrauisch
--Nein, mein Misstrauen hat mich schon oft vor einer Gefahr bewahrt
--Und was hat dir das jetzt gebracht ? Du sitzt trotzdem im Kerker
--Daran war nur ein blöder Zufall schuld
--Du hättest eben besser aufpassen müssen
--... Ach halt die Klappe "
In diese Art stummen Dialog vertieft starrte er noch eine Weile den Gang entlang, durch den der Alte verschwunden war.

Nach ein paar Stunden kehrte der Berater zurück, seine Miene war unverändert. Nun Herr Kilian, eure Informationen wurden weitergeleitet und der Rat wurde über eure Hilfe in Kenntnis gesetzt. Ich kann euch natürlich nichts versprechen, aber sie schienen sehr erfreut darüber das ihr uns nun helft. Der Alte lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und entspannte sich ein wenig.
Wie seid ihr eigentlich dazu gekommen solch edle Kreaturen zu jagen? Hätten es Bären und Wölfe nicht auch getan?

" Ich schätze ihr wollt jetzt irgendeine rührselige Geschichte über einen Drachen hören, der meine Familie umgebracht hat, aber die Wahrheit ist viel einfacher.. "
Er verschränkte die Arme vor der Brust
" Welche Herausforderung hat denn schon das Bären- oder Wölfejagen ? "
" Das ist ja geradezu langweilig. Und viel Gewinn lässt sich dabei auch nicht machen. "

Ja wahrlich, euer Gewinn könnte kaum größer sein. Wer würde sich das nicht wünschen? Ihr sitzt in einem Kerker und euer Leben hängt von der Laune eines Alten Mannes ab.
Lachend klatschte der Berater in die Hände.
Falls ihr hier lebend herraus kommt, was habt ihr dann vor Torlof? Der Fragende Blick des Alten ging kurz zu Dominique.