Die grüne Sonne - das erste Gemach

Die grüne Sonne ist das Zimmer, in dem einst Lumene Berucas, wohnte, als sie noch klein war.
Das Haus der drei Sonnen war damals die Sommerresidenz der Familie Berucas, die jenes Anwesen oft besuchte.
Da dies jedoch schon eine Weile zurück liegt, wurde das Zimmer der jungen Lumene umgestaltet.
Die Kinderspielsachen wurden in Kisten verstaut, welche sich in einer Gerümpelkammer stapeln und machten Platz für anderes Möbiliar. Eine Kommode, ein kleiner Schrank, ein Bett, ein Tisch und Stühle wurden in den Raum gestellt.
Auch in diesem Zimmer sorgen große, bis zum Boden reichende Fenster für viel Licht.

Ohne zu zögern riss Halibel die Vorhänge zur Seite und ließ die Sonne durch die Fenster strahlen.
Staub wirbelte auf, als sie durch das Zimmer lief, welches selbst von den Vertrauten ihrer Familie nicht betreten werden durfte. Und sie hatten sich daran gehalten. Halibel ließ ihren Blick schweifen und zog dann das Tuch vom Tisch und warf es achtlos in eine Ecke.
Viele Jahre lag dieses Haus nun schon verlassen da... dabei war es perfekt. Von schützendem Fels umgeben, das Meer war ebenfalls nicht weit entfernt... ein Fluchtweg war vorhanden. Eigentlich sollte man...
Das Knarzen des Fußbodens ließ Halibel aufschauen und in das Gesicht der jungen Frau blicken.
Es war seltsam, erst entführte sie sie und dann half sie ihr zu entkommen. Halibel umfasste ihr Handgelenk, an dem die Striemen der Fesseln noch deutlich zu sehen waren.
Mehr als eine Woche hatte man sie Gefangen gehalten, nachdem man sie entführt und von dem Heer getrennt hatte.
„Danke nochmal, dass ihr mir geholfen habt, zu entkommen. Ohne Euch wäre es mir nicht möglich gewesen“, wandte sie sich an die Frau und ließ sich aufs Bett fallen.

Neugierig folgte die Silberhaarige dem Mädchen- das zwar einige Jahre älter war als sie, aber in ihren Augen immer noch ein Mädchen war.
Sie krauste die Nase, während sie sich um sah, nießte, als ihr der Staub in die Nase stieg und linste dann neugierig aus dem Fenstern.
Wie nett es hier war... aber mehr als eine Woche wollte sie hier auch nicht bleiben und die meiste Zeit würde sie sowieso unter freiem Himmel schlafen.
"Bei uns bedankt man sich einmal", gab sie dann ungerührt auf Halibels Worte hin zurück, "Wobei", setzte sie dann an, spitzte leicht den Mund und tipte sich mit dem FInger an die Nase "... man sich auch gar nicht bedankt- zumindest nicht mit Worten..."
SIe lächelte, zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Tisch, baumelte dort mt den Füßen.
"Außerdem würde eine Entschuldigung in diesemFall sowieso sehr seltsam sein, schließlich habe ich dich entführt... und... eh geschlagen"
Mit einem entschuldigenden Lächeln beeugte sich Halibel, auch mit einer gewissen Portion Vorsicht, als erwartete sie, dass sie sich gleich wieder rächte.
Während Halibel sie im Mantel der Höflichkeit anredete, blieb Sheva bei dem simplen "Du"- etwas anderes kannte sie schließlich nicht.

„Jaa... du kannst ziemlich gut austeilen“ Halibel lachte, wechselte ebenfalls zu dem 'Du' und fasste sich dabei an die Stirn. Noch immer schmerzte die Verletzung dort, die sie auf dem Weg hierher mit Stofffetzen ihrer Kleidung verbunden hatte. Inzwischen war es jedoch soweit verheilt, dass die Wunde nicht mehr blutete und auch nicht mehr so leicht aufgehen konnte.
Blinzelnd ließ sie ihre Hand wieder fallen und fasste Sheva daraufhin ins Auge. Sie wusste nicht, in wie weit sie der Fremden vertrauen konnte. Sicherlich, es stand außer Frage, dass sie bei nächster Gelegenheit Shevas Gedächtnis bearbeiten musste. Niemand durfte so leichtsinnig wissen, wie man zu diesem Haus gelangt. Und eigentlich sollte auch dessen Existenz verschwiegen werden.
„Dennoch, du hast mir geholfen und das zählt für mich an erster Stelle... Möchtest du was zu trinken? Wein? Met? Ich bin mir sicher, dass wir beides noch in der Vorratskammer haben“

"Met?", fragte Sheva und legte den Kopf schief, ähnlich eiens Welpens, der nicht wusste wie er eine Situation einzusctzen hatte.
"Was... ist Met?"
Schließlich kam sie aus der Wüste. Etwas wie Met kannte sie dort nicht.
Schulterzuckend lächelte sie schmal und beobachtete das "Mädchen".
Sie hatte sie einfach niedergeshclagen. Und wenn sie ehrlich war- es hatte Spaß gemacht. Also... ein bisschen Spaß... nur ein... kleines bisschen, natürlich.
Schnell schüttelte sie den Kopf um sich von den wenig schmeichelhaften Gedanken zu befreien und grinste dennoch vor sich hin.
Ja, es war eine gute Idee gewesen, in diesen Teil des Landes zu kommen, auch wenn die Leute hier alle ein wenig schräg drauf waren.
Mit einem kleinen Satz sprang Sheva von dem Tisch hinunter und lief zu einem der Fenster, um hinaus zu sehen.
"Und... das Haus steht... warum genau leer?"
Unverständlg sah sie Halibel an. Wieso hatte man ein Haus, wenn man nicht darin lebte? Was gewissermaßen zu einer noch interessanteren Frage führte- wieso hatte man überhaupt ein Haus?

„Uhm, sagen wir... wir haben etwas besseres gefunden?“ Halibel war kurz in der Küche verschwunden gewesen und gab nun der Tür hinter sich einen Schubs. Geschickt balancierte sie zwei Krüge, eine Phiole und zwei Gläser zu dem Tisch hinüber und stellte alles doch behutsam ab.
„Meine Familie hat Surda vor einiger Zeit verlassen... und ich selbst bin in den letzten Jahren ständig umher gereist... da hatten wir keine Zeit, um uns um dieses Haus zu kümmern“, erklärte Halibel munter und schenkte ihnen großzügig etwas sein.
Endlich wieder Alkohol! Früher war sie öfters mit Zerra in Gasthäusern und Spelunken gewesen, in denen sie gemeinsam alle Kerle unter den Tisch getrunken hatten. Das waren noch Zeiten gewesen...
„Hier. Ich bin mir sicher, dass das jetzt genau das richtig ist“, sagte sie und schob Sheva ein Glas zu.

"Ahm... ja." gab Sheva wenig überzeugt von sich und blickte Halibel entgegen.
Neugierig linste sie auf die Gläser und Krüge, nahm dann das Glas, welches ihr gereicht wurde und schnupperte daran.
Uh~ das roch irgendwie... interessant.
Dennoch vorsichtig nahm sie nur einen kleinen Schluck und hob dann die Augenbrauen.
Und das schmeckte sogar. Mit einem weiteren Schulterzucken leerte sie in einem Schluck ihr Glas und blickte zu Halibel hinüber, ehe sie sich über die Lippen leckte und sich erneut einschenkte.
"Und das ist Met, ja?", fragte sie munter und nahm einen weiteren Schluck.
Natürlich gab es Alkohol aber den fand man in einer ganz anderen Form und auch Konsistenz.
"Das", setzte sie plötzlich nahtlos an das Thema davor an, "ist der Grund, weswegen wir unsere Wohnstätten ganz einfach nicht festlegen"

Uh, das konnte ja interessant werden. Lächelnd schenkte Halibel ihr noch einmal ein und nippte dann erst an ihrem Glas.
Sie musste zugeben, dass sie kaum etwas über Jüngere wusste, bis auf ihren Namen. Sheva.
„Wen meinst du eigentlich genau, wenn du von 'wir' sprichst? Und was das für ein Ort, wo ihr mich festgehalten habt?
Macht ihr so etwas öfters?“, fragte sie neugierig und zog die Phiole mit der violetten Flüssigkeit zu sich.
Vorsichtig öffnete sie diese und schenkte sich dann ein, zwei Tropfen davon ein.
Ein wunderbarer Alkoholverdünner, auch wenn er nicht sonderlich gut roch,
was Sheva sicherlich davon abschrecken wird, es zu nehmen.

"Bitte? Wir? Oh... ich, komme aus der Wüste", sagte sie noch vorsichtig und sehr weitgefächert.
"Und ob `wir` sowas öfters machen... ehm... ich weiß nicht?"
Schließlich ahtte sie keine Ahnung welche Organisation sie wirklich angehörte.
Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, lächelte ein wenig überfordert, "Eigentlich ist die ganze Sache sowieso ein wenig... delikat. Schließlich- wird einem erzählt, man müsste sich dem Feind annehmen, der sich dann aber als Freund entpuppt, was aber nicht ganz klar ist, da es auch nur ein Feind sein könnte, der sich als Freund ausgibt. Oder abe,r du bist ein Freund, der sich als Feind ausgibt, was allerdings keinen großen Sinn machen würde, oder ein Feind,d er tut, als wäre er ein Feind der eigentlich ein Freund wäre- in dem Fall hätte ich ein Problem und allgemein weiß ich eigentlich nicht, was das ganze sollte."
Sie lächelte- holte erst einmal tief Luft und nahm dann einen weiteren Schluck.
"Und um ehrlich zu sein, ist das ganze System hier sehr, sehr seltsam.", schloss sie, und nickte.

„Nun ja, so ist das Leben eben“ Halibel lachte und schüttelte knapp den Kopf.
Wie ein Wasserfall war ihr die Antwort vorgekommen, fließend, ungestüm und ohne Rücksicht auf Sinn und Satzbau.
Schmunzelnd griff sie nach ihrem Glas, drehte dieses behutsam in ihren Fingern und nippte schließlich erneut daran. „Es würde mich interessieren, wie du 'Feind' definierst? Was ist in deinen oder in den Augen deiner anderen Kameraden ein Feind?
Jemand, der nicht zu euch gehört? Anders denkt? Ihr kennt mich zwar nicht, aber ich denke,
ich bin momentan weder das eine, noch das andere für dich“, sagte Halibel und zuckte locker mit ihren Schultern.
„Soll ich dir noch etwas einschenken?“

"Ah~ umbedingt!", nickte Sheva begeistert und streckte Halibel das Glas zu.
"Nun, bei uns, sind Feinde diejenigen, die sich an unseren Frauen vergehen wollen, die unsere Kinder töten und unsere Männer abschlachten. Hier... hier scheinen Feinde diejenigen zu sein, die irgendwelche anderen daran hindern wollen, die Weltherschaft zu erlangen... oder eine Stadt zu erobern.. oder...ich weiß nicht.
Vielleicht hat Feindschaft hier auch nur mit einer anderen Hautfärbung zu tun- ich weiß nicht. Euer Volk ist ziemlich seltsam"
Sheva krauste die Nase, verzog den Mund und nahm einen weiteren Schluck, ehe sie wieder zu sprechen ansetze.
"Ich weiß nicht welcher Seite ich angehöre- eigentlich weiß ich nicht mal was für Seiten es gibt", gab sie zu und zuckte mit den Schultern, kicherte leise, "Ich wurde von Anfang an mit irgendwelchen Warnungen und Vorschlägen und was weiß ich- ach keine Ahnung. Und ich habe... upps?"
Erneut kicherte sie bei dem Gedanken an ihr missgeschickt, griff nach ihrem Bündel und kramte darin herum, wo sie das Buch fand, welches sie aus der Schloßbibliothek gerettet hatte. Es war ein wenig abgegriffen- ind en Seiten steckten Blätter und diverse getrocknete Blumen und es war dreckig- ein bisschen.
Und sie wusste immer och nicht was darins tand, aber dass es unglaublich wichtig war, war natürlich eindeutig.
"Ich habe ein Buch gerettet", flüsterte sie, während sie sich vertraulich zu Halibel lehnte und ihren Kopf auf deren Schulter legte, "Nachdem ich den Rest des Schloßes in Brand gesteckt habe- aaaber, ich habe dieses Buch gerettet."
Sie wedelte damit umher, bis es ihr aus der Hand fliel und sie sich mit einem "Upps" von Halibel löste und auf den Boden kniete um es wieder zu holen.
Mit einem strahlend, zuckrig süßen Lächeln kam sie wieder zum Vorschein und blickte zu Halibel auf.
"Ich mag euren Met!"

Ach du liebe Zeit... Halibel schielte auf die junge Frau hinab, die ihr in diesem Augenblick wie ein Kleinkind vorkam. Der Met war vermutlich stärker als sonst, genau die Sorte, die ihr Vater so gerne getrunken hat. „Freut mich zu hören, dass er dir schmeckt“, sagte sie lachend, nahm Shevas Glas und schenkte ihr noch etwas ein. Vermutlich würde sie die Jüngere später ins Bett schmeißen müssen... wie gut, dass hier bereits eines war.
„Welches Schloss meint ihr eigentlich? Welches habt ihr in Brand gesteckt?“, fragte sie neugierig, strich sich dabei das schwarze Haar zurück und drückte der Fremden dann wieder das Glas in die Hand. Sie wunderte sich über Shevas 'Euer Volk ist ziemlich seltsam', das ganz danach klang, als zählte sie sich selbst zu einem anderen Volk – dabei war sie genau so viel Mensch, wie Halibel auch.
Hm... merkwürdiges Mädel.
„Was ist das eigentlich für ein Buch? Wieso hast du nur dieses gerettet? Ist es so besonders?“

Sheva hielt einen Moment inne, bei der Frage nach dem Schloss und hob
dann einen Finger in die Höhe, um sich auch ja Halibels Aufmerksamkeit
zu sichern.
"Ein... großes!", nickte sie dann gewichtig und kicherte vor sich hin, während sie erneut einen Schluck nahm.
Ja, wie auch immer diese Nord-West-Östlichen Menschen aus dem Alagaesia waren- ihr 'Met' schmeckte gut.
Mit
einem Hoppser saß sie wieder auf dem Tisch neben Halibel und guckte in
das Buch, nickte, biss sich auf die Unterlippe- und verstand kein Wort.
"Natürlich ist es das!", gab sie dann entrüstet von sich und pustete ein Blümchen von einer Buchseite.
"Es enthält... Geheimnisse über... über... die Geheimnisse von... Bäumen?"
Sie verzog den Mund und krauste leicht die Nase, naja, schließlich war ja ein Baum auf dem Umschlag, oder so.
Leise summte sie vor sich hin und rutschte wieder nahe an Halibel um ihr erneut den Kopf auf die Schulter zu legen.
Stille. Stille, bis Sheva plötzlich wieder den Mund aufmachte- "Ich habe deinen Namen vergessen"
Die
beiden Sichelschwerter an ihrer Hüfte gaben ein klangvolles Geräusch
von sich, als sie sich bewegte und sie aneinander stießen, zeugten von
der Tatsache, dass sie ganz sicherlich nicht so unbedart war, wie es
Momentan den Anschein hatte. Und Halibel hatte sich davon ja selber ein
Bild machen können.

„Shush“ Halibel fasste sich an die Stirn und seufzte. Wen oder was hat sie sich da eigentlich angelacht?
Sie hätte damals im Lager einfach vorsichtiger sein müssen, dann wäre es zu der Entführung nie gekommen...
„Dir muss es ja wirklich wichtig gewesen sein, zu wissen, wen du da eigentlich entführt hast, huh?“, murrte die Ältere,
die es sich einfach nicht hatte verkneifen können. Ungezwungen, als würde sie Sheva schon eine Ewigkeit kennen,
durchwuschelte sie deren Haare und lachte dann. „Ich heiße Halibel“, löste sie das Geheimnis mit einem frechen Zwinkern
und lehnte sich dann ein wenig zur Seite, um besser das Buch zu betrachten.
Über Bäume? Hm. Sowas. „Das klingt, ehrlich gesagt, ein wenig vage. Hast du es nicht gelesen?“,
fragte sie neugierig und leerte ihr Glas, welches im Gegensatz zu Sheva noch ihr erstes war.
Munter sprang sie nun ebenfalls auf den Tisch, ließ ihre Beine baumeln und schenkte sich derweil nach.
„Kannst du denn lesen?“

Mit einem Schlag ernst, blickte Sheva Halibel an und führte dann eine Hand erst aufs Herz, dann auf die Stirn.
"Nair rash, Halibel", sagte sie mit einem Nicken in der rauen Sprache ihrer Heimat, ehe sie von einer Sekunde auf die andere wieder lustig kicherte.
Empört riss sie dann aber erst das Buch an ihre Brust, um es zu schützen und schob dann die Unterlippe vor.
"Natürlich! Kann ich lesen! Ich kann auch schreiben... und den Rest! Als eine der einzigen!
Das
Buch... ist nur... seltsam geschrieben! Jawohl! Aber ich zeige es dir
nicht. Es ist zu wichtig. Bestimmt... also... ich denke...es... mh."
Sie summte vor sich hin und blinzelte in ihr leeres Glas. Nein.. sie trank besser nichts mehr. Das war... gewiss "nich so gut..."

„Was haltest du davon, wenn du diese Nacht hier verbringst? Du kannst gerne dieses Zimmer hier haben, das Bett müsste unter dem Lacken noch gemacht sein... Wenn ihr ein Bad sucht, das befindet sich nebenan. Hm...“ Halibel legte nachdenklich ihren Kopf schief und grübelte darüber nach, ob sie noch etwas erwähnen musste. „Den Rest Met kann ich ja hier lassen. Nur solltest du dir keinen Nachschub holen. Die Kopfschmerzen am morgigen Tag würdest du ansonsten nicht mehr aushalten“ Halibel schnippte ihr gegen die Schulter und lächelte fröhlich.
„Und wegen dem Buch, das tut mir Leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ehrlich. Ich will dir das Buch nicht wegnehmen oder so. Es ist deines und das respektiere ich“ Halibel flötete eine muntere Melodie und sprang dann vom Tisch wieder herunter.

Shevas Misstrauen war im nu weggewischt, als Halibels letzte Worte ausgeklungen waren und die Frau vom tisch sprang.
Sofort tat die Weißhaarige es ihr gleich, schwankte, und ließ sich gegen sie fallen, die Arme um Halibels Nacken.
"Ich will nich alleine schlafn...", nuschelte sie and en Hals der Dunkelhaarigen, wo sie ihren Kopf anschmiegte und leicht anrieb, "Ich will bei dir bleiben~"
Und man höre und staune- denn es war tatsächlich ein Schnurren, dass von Sheva zu hören war- von der Entführerin Halibels, wohlbemerkt- die an ihrem Platz eindeutig Wohlgefallen fand.
"Du riechst nach Meer", kicherte sie leise und blinzelte dann, bließ ihren Atem gegen die Haut, "oder ich rieche das offene Fenstertürdings!"

Herrjemine! Halibel verkniff sich ein leises Lachen, als Sheva auf einmal ihre Arme um sie schlang und anfing wirres, nicht zusammen hängendes Zeug zu reden. Sie hätte wohl auch in ihren Met ein paar Tropfen von der violetten Flüssigkeit träufeln sollen. Das hatte sie nun davon. Aber immerhin konnte sie so besser heute Nacht ihr Gedächtnis bearbeiten. Nicht viel, nur der Weg und die geographische Lage musste aus ihren Erinnerungen verschwinden.
„In Ordnung... das Bett ist ja groß genug für uns zwei“, räumte Halibel ein, wandte sich zu Sheva um und lächelte diese munter an. „Siehst du? Da vorne!“ Halibel schob sie in die Richtung des Bettes, von dem sie daraufhin das Laken zog, das den Staub aufgefangen und vom Bettzeug ferngehalten hatte.
„Ist dir das recht?“

"Mh...", kam es von Sheva, die einen Moment lang ihren Blick von Halibel löste und auf das Bett starrte.
Dann zuckte sie mit den Schultern und striff sich die Kleider über den Kopf, die Gürtel und Bänder hatte sie innerhalb von Sekunden gelöst.
Darunter trug sie kaum mehr als das nötigste, doch das war ihr vor Halibel wohl egal.
Vor sich hin summend tapste sie nun zu dem Bett, setzte sich darauf und wühlte sich unter die Kissen- im Arm, das Buch und unter das Kopfkissen schon sie unauffällig einen Dolch.
Selbst im betrunkenen Zustand- immer noch zurechnungsfähig.
...
Nun ja, zumindest was die meisten Dinge anging. Als Halibel nämlich das Bett betrat, rutschte Sheva sofort an sie heran un schmiegte ihren Schopf mit den langen Haaren erneut an die Schulte rder shwarzhaarigen Frau- ein interessanter Kontrast, vor allem mit Shevas verhältnissmäßig dunkler haut.
"Mh... La´chuk", nuschelte sie leise, mumrelte noch weiteres Zeugs vor sich hin und war im begriff einzuschlafen.

„Schlaf gut“ Ein sanftes Lächeln lag auf Halibels Gesicht, als sie die Arme der Jüngeren um sie legten. Behutsam strich sie über Shevas Haare und ließ sie gewähren. Sie würde schon Acht nehmen, einen solchen verheerenden Fehler wie in der Nacht ihrer Entführung würde sie so schnell nicht wiederholen. Ganz bestimmt nicht.
„Slytha“, wisperte Halibel leise, um die junge Frau schneller als üblich in das Reich der Träume zu lotsen. Auf diese Weise, wird sie es gar nicht spüren, wie sie ihr die wichtigen Erinnerungen nehmen würde. Nur der Weg zu dem Haus der drei Sonnen und dessen Lage... es musste sein, so ungern sie das auch tat. Es stand viel auf dem Spiel und bis jetzt hatte sich die Fremde ihr Vertrauen noch nicht verdient. Halibel strich mit ihren Finger behutsam über die Stirn der Frau und wisperte dann jene Worte in der Alten Sprache, die sie das Nötige vergessen ließen.
Seufzend sank sie dann tiefer in die Kissen des Bettes und schloss nun ebenfalls ihre Augen.
Das leichte Kribbeln in ihren Armen, das noch von dem Gebrauch ihrer Magie zeugte, verebbte langsam. Lautlos strich sie sich das schwarze Haar zur Seite und berührte mit ihrer Hand dann ihren Nacken. Eng presste sie ihre Lippen auf einander, verdrängte alte Erinnerungen und sank schon bald in einen leichten Schlaf.

Schweigend war Akemi an der Seite ihres Onkels durch die langen Korridore des fremden Anwesens gelaufen, hatte immer wieder einen verängstigten Blick zurück geworfen und jede dunkle Ecke des sonst so hellen Hauses prüfend begutachtet, als befürchte sie irgendjemand könne daraus hervorspringen und sie zurück zu den Feinden bringen. Als Sentenza nun die großen Flügeltüren zu dem Gemach aufstieß, ließ sie erneut ihren Blick schweifen ehe sie den ersten vorsichtigen Schritt hineinmachte und zu ihrem Onkel zurück sah, darauf wartete, dass auch er eintrat.
"Ich ...", begann sie vorsichtig während ihre Schritte sie hinüber zu dem großen Bett leiteten, dessen große Kissen in diesem Augenblick so einladend auf sie wirkten, dass sie dem Drang kaum widerstehen konnte, sich darauf niederzulassen. Es war das erste richtige Bett, das sie seit einigen Monaten wieder zu sehen bekam, das erste Mal, das sie sich nicht mit einem kalten Steinboden und einer zerlumpten Decke begnügen musste und das erste Mal, das sie keine Furcht davor haben musste, jemand würde sie mit einem groben Schlag wecken. "... als sie gekämpft haben, waren sie nicht aufmerksam ... mit Hilfe einiger anderer Gefangener konnte ich fliehen. Wir haben die Wachen einfach getötet", begann sie zu erzählen und trat an das Fenster hinüber, ihren Blick über die fremde Landschaft davor wandern lassend, die zu einem Land gehörte, in dem sie bisher keine Freude gefunden hatte. "Ich hab mit einem Stein immer wieder zugeschlagen bis er sich nicht mehr bewegt hat - da war nur noch Blut aber ich wollte nicht länger da bleiben. Ich konnte nicht mehr und sie hätten mich doch getötet, nachdem sie schon Vater getötet haben. Ich hatte doch keinen Wert mehr für sie."

"Du brauchst dir keinerlei Schuld zu geben Akemi" beruhigte sie Sentenza mit ruhiger Stimme und fuhr der kleineren sanft über den Kopf ehe auch er sich hinsetzte und zwei kleine Sterne aus seiner Tasche nahm mit denen er in der Hand spielte.
"Es war das richtige was du getan hast! Dich während des Krieges bis hierhin zu schlagen zeigt nur wie sehr du zu uns gehörst! Das du etwas besseres bist als diese Barbaren. Du hast unsere Familie stolz gemacht Akemi - du hast mich Stolz gemacht!" er sah sie lange an und lächelte sanft. Akemi war ein gutes Mädchen, wahrscheinlich sogar das beste was sein Bruder jemals zustande gebracht hatte und wenngleich auch Frauen in ihrem Land nicht kämpften, so hatte sie doch bewiesen das sie es Wert war - hatte sie doch alle Feinde überwunden und den beschwerlichen Weg in die Arme der Familie wieder gefunden.
"Ich bin unendlich glücklich meine Familie hier um mich zu haben. Was auch immer geschehen wird Akemi, du verleihst mir die Kraft das zu tun was nötig ist. Ich werde von nun an für dich sorgen, dass bin ich meinem Bruder schuldig" er schenkte ihr erneut ein sanftes, aufmunterndes Lächeln.
Ja, sie war es Wert gewesen zu überleben und den Namen ihrer Familie weiter zu tragen im Gegensatz zu ihrem Bruder der feige vom Schlachtfeld geflohen war, nachdem der Ältere von beiden sein Leben bereits im Kampf verloren hatte.
Langsam strich Sentenza über die weichen Kissen auf die er sich gebettet hatte und betrachtete voller Härte den Himmel.
"Wir werden den namen unserer Familie ehre bereiten!"

Akemis Blick war noch immer auf die karge Wüstenlandschaft vor dem Fenster gerichtet während sie den Worten ihres Onkels lauschte und sich gegen ihn sinken ließ, den Kopf an seiner Schulter bettete während sie dem leisen Geräusch des Metalls lauschte, mit dem er spielte. "Ich will, dass sie dafür büßen, was sie getan haben", ließ sie nach einigen Minuten des Schweigens mit geschlossenen Augen verlauten und öffnete langsam wieder die schweren Lider. Sie wollte noch nicht schlafen, obgleich alles in ihrem Körper nach der lang ersehnten Erholung schrie - nach Ruhe schrie, damit ihr aufgepeitschter Geist wieder eine Möglichkeit fand, klare Gedanken zu fassen, die innerhalb der letzten Zeit stetig nur darum gekreist waren, ob sie den nächsten Tag überleben würde. Ihr Vater hatte nicht einmal mit einem Widerstand des fremden Landes gerechnet und nun war ihn diese Selbstüberschätzung teuer zu stehen gekommen und auch ihr älterer Bruder hatte die Arroganz mit dem Leben bezahlen müssen. Sie würde nicht den Fehler machen, die Feinde zu unterschätzen. Sie kannte sie - wusste um ihre Zwistigkeiten, denn wenngleich sie kein einziges Wort verstanden hatte, das sie gesprochen hatten, so hatte doch ihre Mimik mehr gesagt, als es Worte jemals vermocht hätten.
"Jeder Einzelne von ihnen soll dafür büßen, Onkel. Sie sollen genauso leiden wie Vater, mein Bruder und ich es getan haben - ihnen soll dasselbe widerfahren."

"Sie werden bezahlen, dass verspreche ich dir Akemi - jeder einzelne von ihnen wird Leiden und das selbe Leid erfahren wie wir es erfahren haben - sobald der Rechte Zeitpunkt dafür gekommen ist" er küsste dem jungen Mädchen sanft auf die Stirn und sah in ihre tiefen, dunklen Augen all das Leid das sie ihr angetan hatten und eine überschäumende Wut staute sich in ihm auf welche sich nur mit viel Mühe zügeln ließ, ihn alle kraft kostete nicht los zu reiten und jeden einzelnen der es gewagte hatte sie anzufassen abzuschlachten.
"Wir müssen geschickt vorgehen Akemi, sie voneinander abschotten und zu zwistigkeiten führen. Es waren unterschiedlichste Menschen habe ich mir sagen lassen - kleine mit Bärten, große mit spitzen Ohren und sogar solche die auf riesigen Echsen ritten. Sie sind so unterschiedlich das es nicht schwer sein dürfte Zwietracht zwischen ihnen zu säen."
Er verstummte langsam und besah sich die große Karte welche auf der Wand gegenüber gezeichnet wahr. Die Erhebungen der Berge, die Wüste in der Mitte... sämtliche kleinsten Eigenschaften schossen auf ihn ein und schienen sich in seinem Kopf fest zu brennen, zu verankern und ihn nie wieder los zu lassen. Er schüttelte den Kopf ehe er Akemi nochmal einen Kuss gab
"Vergess niemals Akemi, ich habe dich lieb - daran hat sich nie etwas geendet und ich werde dich beschützen"

"Ich weiß einiges über sie ...", antwortete Akemi ruhig und erschrak im nächsten Moment selbst über ihre völlig wertneutrale Stimme, die sie angeschlagen hatte als sie mit ihren Erklärungen fortfuhr. Sie war nicht diejenige, die eines Tages kämpfen müsste aber sie wollte nicht auch noch ihren Onkel aus dem Grund verlieren, da sie ihm nicht alles darüber erzählte, was sie in Erfahrung gebracht hatte. "Sie sind nicht von ihrem König überzeugt, also zumindest diejenigen, auf die die Soldaten hören und vor deren Stimmen sie zusammenzuckten, sind es nicht. Es gibt eine Frau mit spitzen Ohren und einen kleinen Jungen, die sich um mich gekümmert haben und es hat den anderen nicht gefallen - sie haben sich deswegen mit ihnen gestritten, glaube ich", fuhr sie fort und lächelte sacht während sie ihre Gedanken dazu zwang in ihrer Gefangenschaft zu verharren und die Erinnerungen noch einmal durchzugehen, die sie einstmals versucht hatte zu verdrängen. "Die mit den runden Ohren sind die Bösen ... sie haben mir das alles angetan und die mit den spitzen Ohren haben immer versucht alles zu verhindern."