Etwas außerhalb Ceunons

Julians Hieb traf zielsicher in die Schulter der Elfe und mit einem schmerzerfüllten Aufkeuchen zuckte sie zurück, machte eine falsche Handbewegung und schleuderte Julee damit deren Rapier entgegen. Dunkelrotes Blut sickerte aus ihrer eigenen Wunde, die schmerzhaft brannte als habe die Waffe des anderen geglüht - das kalte Metall hatte die Narbe wieder aufgerissen, die vor einiger Zeit Feon in ihren Körper geschlagen hatte.

Der Rapier wurde ihr aus der Hand gedreht und mit der Kraft der magie durch ihren Magen gestoßen.
Das Mädchen kechte, taumelte rückwärts und fiel aus der Kutsche, sie knallte auf dem harten, steinigen Boden welcher alsbald rot von ihrem Blut gefärbt wurde.
"Es... tut so weh...."

Schschsch... meinte Julian bloß und beugte sich zu Julee herrunter. Er sah auf die klaffende Wunde, und schluckte. Mit einem Ruck zog er das Rapier aus dem Magen, daraufhin legte er eine Hand auf die Wunde.
Waise Heill. sprach er langsam und die Wunde schloss sich nach und nach wieder.

Der verklärte Blick der Elfe richtete sich auf das Schwert des Reiters, das noch immer in ihrer Schulter steckte. Ihre Hand hob sich zitternd und mit der Kraft, die ihr Körper noch aufbringen konnte, zog sie die Waffe aus dem Fleisch während sich ungewollt über ihre Lippen ein schmerzerfüllter Schrei bahnte. Das Metall fiel klirrend zu Boden und sie umklammerte die schmerzende Schulter, spürte die klebrige, warme Flüssigkeit, die ihr über die Hände rann und in dem Stoff ihres Kleides versickerte, wo sie dunkle Flecken hinterließ.
"Weiter ... wir müssen weiter ...", wies sie leise an, lehnte den Kopf gegen eine der Wände um ihren Atem besser kontrollieren zu können, der nur noch stoßartig über ihre Lippen glitt. Ihr Arm fühlte sich taub an und sie hatte Mühe damit überhaupt die Finger zu bewegen.

Die Kutsche fuhr an und war innerhalb weniger Sekunden zu schnell, als das man sie hätte zu Fuß einholen können, Mhink eilte zu Nyaralin, schleckte mit seiner Zunge die Wundränder sauber und ein warmes Gefühl glitt durch Nyaralins Schulter, welche wiede ohne bleibende Schäden zusammenwuchs.

Sie brachte ein schwaches Lächeln zu Stande, hob die unblutige Hand zitternd und strich dem Werkater sacht übers Fell. Sie gab es ungern zu aber sie fühlte sich erschöpft und müde und obgleich die Wunde inzwischen verschlossen war, spürte sie noch immer den schneidenden Schmerz, den das Schwert verursacht hatte, das nun so vollkommen unschuldig auf dem Boden der Kutsche lag. Die Schneide glänzte noch immer, rot von ihrem Blut.
"Ich danke dir ..."

tbc: let's see

Julian sah an einem Baum gelehnt zu Ceunon.
Er wollte ein bisschen Abstand von Ethra und seinen Plänen haben. Innere Ruhe finden. Mit glasigem Blick sah er zu den Häusern, überlegte sich was er schon alles getan hatte, gutes wie auch schlechtes.

Eigentlich hatte Coreen nur vorgehabt nach ein bisschen Ruhe zu suchen zwischen all der Hektik, die inzwischen im Inneren der Burg geherrscht hatte. Ziran schlief seit Stunden und so hatte sie sich entschieden die Burg wieder zu verlassen, in der sie in den letzten Wochen heimisch geworden war.

Coreen... Sagte er leise und sah zu dem Mond auf.
Was machst du denn hier? In letzter Zeit ist es draußen immer gefährlicher geworden...
Ruhig zündete er sich seine Pfeife an.

"Ach was", fauchte sie unbegeistert, verbarg ihre Überraschung über das plötzliche Aufeinandertreffen mit Julian, von dem sie nicht gerechnet hatte, dass es so bald wieder eintreffen könnte. Sie wappnete sich innerlich auf alles, was nun kommen könnte, schirmte ihren Geist vor einem eventuellen magischen Angriff ab.
"Ich frage mich nur, wieso es gefährlich ist - vielleicht wegen solchen Spinnern wie dir, die alles kaputt machen!"

Was mache ich denn kaputt Coreen? Mir wurde soviel kaputt gemacht, und nun zerstöre ich nur das von anderen. Der Kreislauf des lebens... was du nicht willst das man die tut das fügt man vorher anderen zu.
Er kaute weiter an seiner Pfeife.

"Was hat Kharas dir genommen, du Narr?! Was hat Ziran dir genommen?", herrschte sie wütend, schüttelte den Kopf. "Ich sage es dir, Julian - Nichts haben sie dir genommen! Du hast dir alles selbst zuzuschreiben! Dass du Luná verloren hast war, weil du dich aufgeführt hast wie der letzte Idiot. Dass du von den Reitern verstoßen wurdest hast du ebenso wegen deinem Verhalten zu verantworten und dass du jetzt alles andere verlierst hast du Ethra zu verdanken, weil der wahnsinnig wurde und dich mit in den Abgrund zieht!"

Das ist nunmal das Leben Coreen, wir werden geboren, leben und sterben.
Ich hatte das alles nie gewollt, habe eigentlich immer versucht das richtige zu tun. Er stieß einen Rauchkringel aus.
Aber es gibt kein gut und kein böse Coreen, wir sind alle irgendwo schlecht.
Wenn man versucht anderen zu helfen, dann macht man sich nur selbst kaputt. Was wir aus unserem Leben machen entscheiden wir nur indirekt... die volle Kontrolle haben wir nie.

"Oh doch, das können wir. Wir entscheiden selbst über unser Leben und du hast es versaut, Julian. Du hast dich selbst verloren, du hast deine Freunde verloren und du hast zu allem Überfluss auch noch deine Familie verloren", erwiderte sie barsch, bewegte sich jedoch keinen einzigen Schritt auf ihn zu.
"Du bist genau das geworden, was du immer bekämpfen wolltest."

Ja, das bin ich wohl. Er sah auf seine schwarze Handfläche.
Verrückt nicht wahr? Trotz allem will ich eigentlich das richtige tun, aber wer weiß schon was richtig und falsch ist?
Er fuhr sich durch die Haare.
Ich habe das alles nie gewollt... es kam einfach...

"Was richtig und falsch ist? Das weißt du nicht? Wie richtig kann es sein Unschuldige zu morden? Elfen abzuschlachten wie Vieh ohne einen Grund? Jemanden niederzuschlagen, ohne dass er dir etwas getan hatte?", fragte sie, sichtlich erschüttert über Julians Ansicht.
"Hast du ein einziges Mal daran gedacht, dass auch diejenigen Familien haben, die du umgebracht hast? Dass du den Frauen ihre Ehemänner und Kindern ihre Väter genommen hast? Ohne mit der Wimper zu zucken hast du sie abgeschlachtet."

Nunja... es waren Elfen... sie stellen sich doch sonst auch über alles. Komischerweise sterben sie auch wie einfache Menschen...
Er stand auf und stellte sich vor Coreen.
Warum haben sie denn ein Recht auf Glück? Ich finde das ist nur Gleichberechtigung...

"Wer stellt sich von ihnen über alles?", stellte Coreen die prompte Gegenfrage und runzelte die Stirn. "Der einzige, der sich stets als besser empfunden hat war doch Ethra oder Julian? Wen von ihnen hast du schon groß kennen gelernt, der sich über alle stellt? Sags mir!"

Elfen sind im allgemeinen gleich... sie verbannen dich aus ihrem Wald, ohne irgendeine Erinnerungen an das was dort geschehen ist. Du weißt weder wo deine Frau ist noch das du ein Kind hast. Du glaubst deine Liebe wäre tod und willst dich deswegen rächen...
Er ballte die Fäuste zusammen.
IST DAS GERECHT?!

"Hast du einmal darüber nachgedacht, was du getan hast, weswegen die Elfen so reagiert haben?", fragte sie, blieb angesichts seines Wutausbruchs vollkommen ruhig. "Sie haben dir immer geholfen, Julian Frook. Sie haben dich immer vor dem Schlimmsten bewahrt und nun rächst du dich für etwas, von dem du nicht einmal wusstest, ob es wirklich passiert ist! Wer bist du, dass du glaubst über andere richten zu können, Julian? Bevor du andere dafür verurteilst, weil sie sich über andere stellen, fang bei dir an!"

Er packte Coreen am Hals und schleuderte sie gegen einen Baum.
Was soll ich denn machen verdammt?! Mir wurde alles genommen was mir lieb und teuer war! Denkst du mir wäre es nicht auch lieber ich hätte alles anders getan? Aber die Dinge sidn nunmla geschehen! Elfen sind gestoben, na und? Es wird niemand nach ihnen tr...
Er schütellte sich, kämpfte mit sich selbst.
Es kan nicht.... nein... das kann nicht gewesen sein...

Alle Luft wich bei dem harten Aufprall mit dem Baumstamm aus ihren Lungen und benommen sackte die junge Frau daran zu Boden, hustete und griff nach ihrem Hals, war sich sicher, dass dort bald dunkle Flecken zu sehen waren von dem starken Griff des anderen.
"Du hast dir selbst alles genommen, was dir lieb und teuer war, Julian. Du hast Luná verraten. Du hast Eluneya verraten. Du hast Kharas verraten. Du hast die Elfen verraten. Jeden, der irgendwann einmal ein Freund von dir war. Als du zu Ethra gegangen bist hast du auf das Vertrauen all dieser Wesen gespuckt!"

Warum sollte andere glücklich sein wenn ich leide Coreen? Und wenn ich ungerecht bin, es ist mir egal. Wie du selbst sagtest ich bin verloren. Warum muss ich mir dann noch die Mühe machen Gerecht zu sein?
Er verpasste Coreen einen Tritt zwischen die Lungen und packte sie am Kiefer.
Warum sollte ich jetzt noch gutherzig sein, wenn jeder mich schon aufgegeben hat?

Coreen keuchte auf, blinzelte zu Julian auf und griff nach der Hand des anderen, versuchte die um ihren Kiefer zu lösen, doch es war genauso als hämmerte sie gegen eine Steinwand.
"Weil du ein Mensch bist! Irgendwo in deinem Inneren", presste sie hervor, verzog schmerzerfüllt das Gesicht.

"Nein..." vernahm sie eine tiefe Stimme, Ethra schritt langsam aus dem Wald.
"Er ist etwas besseres - ein höheres Wesen! Wiedergeboren...."