Die Gemächer der I. Leibwächterin

Richtig lobte der Werkater sie und sprang von der Fensterbank, landete elegant auf den Pfoten ehe er weitertabste sein Blick unentwegt auf Astaya gerichtet.
Das war alles höchst amüsant

Still lauschte Astaya dem leisen Geräuschen, die Mhink verursachte, zog ihren eigenen Geist schließlich soweit zurück, dass der Werkater es nicht mehr als Beleidigung empfinden könnte. "Weshalb seid Ihr hier?", fragte sie leise, schloss die blinden Augen und gab sich der Sicherheit hin, die dieser Ort hier bot.

Die Frage ist doch wohl eher, wieso befindet sich das Hier bei mir? beantwortete der Werkater Astayas Frage mit einer Gegenfrage

"Beantwortet man denn eine Frage mit einer Gegenfrage?", kam die erneute Frage, ohne dass Astaya eine Antwort auf die zuvorige Frage gab. Es war fast als entspannend zu beschreiben sich mit dem Werkater zu unterhalten, behielt jener doch ein gewisses Niveau, das Astaya in den wenigen Momenten bereits zu schätzen gelernt hatte.
"Wenn mich jedoch nicht alles täuscht, so bestand Euer Aufenthaltsort zuvor aus einem Wald."

Er bestand zumindest überwiegend aus Bäumen... stimmte Mhink zu.
Einen Wald habe ich nicht gesehen, aber das ist ja ein allgemein bekanntes Problem

"Selbst Ihr seht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr?", hakte sie nach und lächelte amüsiert über die Worte des Werkaters, der noch immer durch den Raum wanderte und keinen richtigen Ort zu finden schien, an dem er sich niederlassen konnte. Für einen kurzen Moment wanderte ihre Aufmerksamkeit zu Luná, die wieder in einen Dämmerschlaf zurückgesunken war.
"Ihr habt noch keine Antwort auf die Frage gegeben."

Ob man eine Frage denn mit einer Gegenfrage beantwortet?
Nein - aber man hebelt sie aus dem Gefüge schließlich entschied sich Mhink, dass eine Kommode aus Mahagonie seine Aufwartung verdiente, er sprang hinauf und legte den Kopf auf die Pfoten

"Ich meinte viel eher die Frage, weshalb Ihr Euch hier eingefunden habt anstatt in DuWeldenvarden zu bleiben", berichtigte Astaya nach einem kurzen Kopfschütteln während ihre Gedanken zurück zu der Armee und ihrem Vater glitten. Hatte er es gewusst? Hatte ihre Mutter gewusst, wohin sie eigentlich gehörte und wer ihre richtigen Eltern waren? Wenn sie es gewusst hatte, weshalb hatten sie ihr dann nie etwas gesagt ...?

Eure Gedanken schweifen ab meinte Mhink, es klang viel mehr nach einer Feststellung denn nach einem Tadel.
Wieso ich hier bin? Nunja, außer einer Laune heraus - aber das ist nur eine meiner Stationen

Wortlos richtete sich das Mädchen auf und trat zum Fenster hinüber. Ihre dünnen Finger berührten das Glas und wie mit einem Schlag durchfuhr sie die Szene, die ihr Vater zuvor gesehen habe musste. Luná, welche auf das Fenster zugerannt war und daran Halt gesucht hatte, als jeder andere Halt ihr unter den Füßen weggezogen worden war. Auch die Verzweiflung der anderen sprangen wie ein Floh auf den Geist der Seherin hinüber und nestete sich in deren Gedanken ein, wie es jenes Tier im Fell eines Hundes tat.
Ihre Gedanken glitten erneut ab und setzte sich zurück zu dem Namen, den Mhink zuvor genannt hatte und sie fasste einen Entschluss. Es würde niemand erfahren, wenngleich auch es ihr merkwürdig vorkam den Tag mit dem Gedanken zu verbringen, dass ihre ... Halbschwester ... bald den Tod finden würde.
"Werdet Ihr dem Ruf des Lichts folgen?", fragte sie dann um ihre Gedanken zurück auf das Wesentliche zu bringen.

Ich bin die Dunkelheit lachte Mhink.
Wie sollte ich meiner Schwester wiederstehen? fragte der Werkater geheimnissvoll.

"Dieses Mal könnte sie Euch bei sich behalten", gab Astaya zurück, die die Andeutung des Werkaters sehr wohl begriffen hatte, sie jedoch so stehen ließ. Mhink war sich ebenso bewusst, wie sie selbst, dass es durchaus sein konnte, dass auch er sein Leben in diesem Gefecht lassen würde und so vermied sie es kryptische Hinweise zu geben, deren Inhalt der Werkater ohnehin kannte.

Das könnte sie Wohl meinte Mhink und legte den Kopf schief.
Aber es ist irgendwie verlockend... soviel unerforschtes Land welches ich durchstreifen könnte.
Ein großes Abenteuer...

"Ich möchte Euch nicht auf Eurem Weg aufhalten", gab sie zurück und tastete unsicher nach der Lehne der kleinen Bank, die neben dem Fenster stand, ließ sich vorsichtig darauf sinken und legte die Hände in den Schoß. Sie lauschte den schweren Schritten der Soldaten, die unten im Hof nach und nach verklangen und von dem heftigen Wind davon geweht wurden während nur noch das leise Schluchzen der Frauen übrig blieb, die sich dort eingefunden hatten um ihre Männer und Söhne zu verabschieden. Vielleicht zum letzten Mal.

Mhink sah aus dem Fenster.
Wir vermögen sie nicht alle zu schützen er sah noch einmal kurz zu Astaya.
Sollten wir versagen brennen wir alle in Ethras eigener Hölle!

"Und sie alle stehen kurz davor zu scheitern, denn die Zeit rinnt wie Sand durch ihre Hände", vollendete Astaya nach einem sachten Nicken, das sie in Mhinks Richtung gezeigt hatte. Sie kannte das Schicksal der Menschen, die im Augenblick unterwegs waren um Ethra aufzuhalten, kannte dessen Schicksal, wenngleich jenes auch wankelmütig war wie ein Blatt im Wind.
"Sie werden Euch brauchen, Mhink. Mehr als wir hier."

Mhink neigte den Kopf.
Das werden sie wohl... er stand langsam auf.
Ich werde eilen, den Wind selbst überholen - weniger um Meinetwillen, denn ich fürchte den Tod nich als vielmehr um aller anderen willen er sprang von der Kommode.
Sie werden nicht mehr sehen als einen schwarzen Schatten, ich werde so schnell sein, Wasser wird wie fester Boden unter meinen Füßen und ein Regenbogen meine Brücker über hohes Gebirge sein

Astaya erhob sich wieder und wandte ihre Aufmerksamkeit gänzlich zurück zu dem Werkater. Seine Worte verhallten nicht ungehört in ihren Ohren und für einen kurzen Augenblick dachte sie selbst darüber nach aufzubrechen um den anderen beizustehen, doch niemand wäre mehr bei Luná und vermutlich würde sie Kharas während dem Kampf nur ablenken, sich selbst unnötigerweise in Gefahr bringen.
"So achtet auf die Leben, die Euch vom Schicksal anvertraut wurden und zieht Eurer Wege."

Ich befürchte ich habe mir die eher ausgesucht - wobei das Schicksal ein willkommener Sündenbock währe mich nicht über mich selbst ärgern zu müssen Mhink eilte davon und legte in der Tat ein beachtliches Tempo vor, ehe seine sowieso leisen Schritte im flur verklangen

Gespannt lauschte sie dem Gespräch Astaya und Mhinks.
Sie mochte diesen Kater immer noch nicht. Irgendwas an ihm war ihr feindseelig.
Naruk streckte sich vor dem riesigen Bett.
Gedanken über Gedanken schoßen ihr durch den Kopf.
Der blödste war , Julian hinterher zu reisen und im Kampf gegen Ehtra mit zu wirken. Also Luná sagte sie sich.. In diesem Moment würde ich gerne neben mir stehen und mich einfach auslachen.
Sie eine einfache Frau die gerade so das Feuer bändigen konnte und halbwegs das Bogenschießen beherrscht will gegen Ehtra kämpfen? Dummes kleines Ding ...sagte ihr Gewissen. Ernüchternd seufzte sie.

"Mhinks Wesen ist fremdartig, doch er würde niemals einem Unschuldigen ein Leid zufügen, Luná", schalt sie die Ältere sacht während ihre blinden Augen noch immer auf die Tür gerichtet waren, hinter der Mhink vor nicht allzu langer Zeit verschwunden war. Sie hoffte darauf, dass jener sein Ziel erreichen würde und seine Schützlinge verteidigen konnte.
"Ihr könnt nicht gegen Ethra ankämpfen ...dafür fehlt uns die Macht. Uns bleibt nichts anderes übrig als auf die Rückkehr derer zu warten, die in die Schlacht gezogen sind um uns zu beschützen."

Sie grinste die jüngere an. Ja er ist wirklich ein Wesen für sich selbst das gebe ich zu, aber irgendwas an ihm..nun ich weiß nicht ist mir nicht ganz vertrauenswürdig.
Sie war entschlossen zu helfen wo sie konnte aber Ehtra musste fallen das stand fest.
Ja warten....das kann aber heißen Tage? Wochen? Monate? Jahre???
Solange will ich nicht verweilen und hier herum sitzen und auf heile Welt tun....
Sie war wirklich voller Ergeiz so wie vor nicht all zu langer Zeit....als ... SIe versuchte SIE wieder zu bekommen ...die Erinnerung an ihre verstorbene Tochter schmerzte...

"Aufzubrechen und eine Macht stoppen zu wollen, der Ihr nicht gewachsen seid ist dumm, Luná und ich werde Euch nicht gehen lassen", antwortete Astaya auf Lunás Worte, kannte sie doch deren Vorhaben nur allzu gut und war sich bewusst, dass sie einen einzigen unaufmerksamen Moment nutzen würde um ihrem Verlobten hinterher zu reisen - um mit ihm zu kämpfen und dort zu sterben. Luná war keine Kämpferin, würde es niemals sein und ihr Auftauchen würde Julian verwundbar für Ethra machen. Dinge, die niemals geschehen durften.
"Wir werden warten bis sie zurückkehren, so lang es auch dauern möge."

Sie war wirklich stur und das schon ihr Leben lang.
Trotzig verschränkte sie die Arme. NA gut wenn es wirklich sein muss, aber wir werden jetz nicht Tage oder Wochen lang hier rumsizen oder? Da sterb ich vor langweile. Sie ging Astaya warscheinlich wirklich auf die Nerven, das stand fest.
Aber sie wollte nicht hier herumsitzen und nix tun. Sie wollte das Leben wieder lieben lernen.

Astaya lachte leise, hob eine Hand zum Gesicht um jenes Lachen zu verbergen, das sie plötzlich wieder so jung wirken ließ, wie sie es eigentlich war. Obgleich Luná älter war schien die andere so lebenslustig zu sein, wie sie es sein sollte - vielleicht war es nicht verkehrt, wenn sie sich von ihr mitziehen lassen würde.
"Ihr geht mir nicht auf die Nerven", beantwortete sie Lunás geistige Frage bevor sie den Kopf schief legte. "Wenn Ihr weggehen wollt, dann müsst Ihr akzeptieren, dass ich Euch begleiten werde. Wohin auch immer Euch der Weg führen mag."