Thronsaal

Ja was will ich dir eigentlich sagen? dachte Vrael bei sich und zeigte ein zaghaftes, entschuldigendes Lächeln. Ein älterer Reiter? Er war 136 - man sollte eigentlich meinen, dass er alt genug für solche Worte war aber Ileana hatte wohl recht. Zu Oromis passten solche Worte, ebenso zu Caladhiel. Aber das war nun wirklich nichts worüber er sich hier und jetzt Gedanken machen sollte. Er versuchte souverän zu wirken - wie jemand auf den sich Ileana verlassen konnte.
"Eure... Vorfahren Ileana" meinte er schließlich leise und hinter ihm wurden die Tore aufgestoßen. Alvias Xeldaric trat herein - diesmal ohne Coreen, welche gerade dabei war das Schloss zu erkunden und sich ein Bild von der Lage zu machen. "Scheinbar hat die Magische Energie die durch dieses Land fließt.... ich weiß ehrlich gesagt nicht wie Ileana und ich muss die weiseren meines Ordens benachtrichtigen. Aber... dies Ileana, ist euer Vorfahr. Alvias Xeldaric. Ich habe euch sein Bild in dem großen Almanach der Könige von Palancar gezeigt, wenn du dich erinnerst"

Schlagartig war jedwede Müdigkeit verblasst, die Ileana bislang noch empfunden hatte und sie stolperte einen halben Schritt zurück, während ihr Gesicht alle Farbe verloren hatte, die ihm zuvor noch inne gewohnt hatte während ihre Augen über das Gesicht des Mannes huschte, der dort gerade eingetreten war. Sie erinnerte sich daran sein Gesicht auf einem der Gemälde gesehen zu haben, erinnerte sich daran, Geschichten über ihn gehört zu haben und sich immer wieder gefragt zu haben, was er wohl in dieser Situation getan hätte, doch sich nun in dem Moment wieder zu finden, indem sie wirklich und ganz offensichtlich vor ihm stand, war zu viel für den Verstand des jungen Mädchens, das weder wusste, wohin mit ihren Gedanken, noch was sie sagen sollte. Vrael schien überzeugt zu sein, er schien an die Realität zu glauben und eben dies war es auch, was den Zweifel austrieb, den ihr Geist noch hatte zustande bringen wollen, doch was zurück blieb war nicht viel besser als der Zweifel. Es konnte nicht sein - es waren 120 Jahre seit dieser Zeit vergangen, vielleicht war es nur ein Scherz, wie ihn sich Graham mit dem Wein erlaubt hatte.
"... wer ...? Vrael ... das ist ... kein guter Scherz ...", brachte sie stockend über ihre blass gewordenen Lippen während sie verzweifelt versuchte, ihre eigenen Gedanken wieder zusammen zu bekommen, sich wieder Worte zu überlegen, die sie hätte sagen können und von denen ihr keines wirklich passend erschienen war. Es konnte nicht sein, es gab in diesem Reich bis auf die Reiter keine wirklich mächtige Magie - Zauberer existierten in anderen Ländern, wie Adriana ihr erzählt hatte, Alagäsia hatte die Magie verloren und Tote kehrten nicht einfach wieder zu den Lebenden zurück, das zumindest hatte ihr ihr Stiefvater immer wieder eingeimpft, als sie als kleines Mädchen nach ihrer Mutter geschrieen hatte. Tote blieben tot und liefen nicht umher - vor allem nicht in Form eines ermordeten Königs, der mitten im Thronsaal stand und unter dessen Blick sie sich noch viel kleiner und jünger fühlte als sie es im Grunde ohnehin schon war.

"Dies ist kein Scherz junge Königin" erklärte Alvias leise und schüttelte nur den Kopf. "Allerdings kann auch ich dir nicht sagen wie all dies zustande kommen konnte" erklärte er ihr Wahrheitsgemäß. "Doch es war eine Reiterin die uns wieder ins Leben gerufen hat und wir verfolgen keine bösen Absichten, das kann ich euch versichern" er öffnete die Schließe des Mantels, welcher ihn zuvor beinahe gänzlich verdeckt hatte und als dieser zu Boden fiel enthüllte er die goldene Rüstung mit der eingravierten Krone, welche er sooft getragen hatte.
"Weder ich noch meine Gemahlin haben den Wunsch den Thron oder irgend eine Würde für uns zu beanspruchen. Wir beide wissen das... wir nur Gäste in dieser Zeit sind. Aber wenn wir mit Rat und Tat zur Seite stehen können um dieses Reich wieder aufzubauen, dann wollen wir dies gerne tun" erklärte er schließlich und nickte. Es war seltsam dort vorne das junge Mädchen zu sehen und wenn das Blut auch die Linie sich oftmals verzweigt hatte, so glaubte er doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Coreen in der jungen Königin zu sehen.

Wie reagierte ein Mensch auf einen Toten, der gerade wieder vor einem stand und mit einem sprach? Ileana jedenfalls war für diesen Moment bereits glücklich darüber, nicht in Ohnmacht gefallen zu sein und nur sprachlos zwischen den beiden Männern hin und her zu blicken, die vor ihr standen und von denen einer ihr ein guter Freund geworden war und der andere ... nun der andere eben der besagte tote Vorfahr war, welcher sie im Augenblick noch immer so sehr verwirrte. Vielleicht war es wirklich so und alles war gut, vielleicht meinte es das Schicksal auch ein einziges Mal wirklich gut mit ihr und gab ihr einen Ansprechpartner zur Seite, welcher sie würde unterstützen konnte, sie anleiten konnte - ihr etwas sein konnte, das ihr über all die Zeit gefehlt hatte - vielleicht war es aber auch so, dass irgendeine düstere Macht ihn geschickt hatte, um sie zu verderben, doch warum klangen dann seine Worte so aufrecht und ehrlich? Es passte alles nicht beisammen und Ileanas Kopf schwirrte bereits jetzt von all den wirren Gedanken, welche sie sich in den letzten Minuten gemacht hatte ehe sich das Mädchen dazu entschloss, es einfach dabei bewenden zu lassen. Der Dolch, den Noah ihr geschenkt hatte, würde ihr gegen eine Rüstung wohl kaum etwas bringen.
"Lasst uns allein", wies sie die Ritter an, die bislang schweigend verharrt hatten und in deren Gesichtern sie eine ebensolche Verwirrung erkennen konnte, wie sie selbst sie an sich spürte und noch während sie die schweren Schritte der Männer hörte als sie durch die Seitentüren den Saal verließen, atmete Ileana noch einmal tief durch, schloss für einen kurzen Moment lang die Augen und zwang sich selbst zur Ruhe. Dann kehrte die Stille wieder zurück und zwang sie dieses eine Mal zu einer Reaktion. "... ich ...", begann sie und brach dann doch wieder kopfschüttelnd ab, ließ ihren Blick noch einmal hinüber zu Vrael wandern und registrierte sein aufmunterndes Lächeln. Er meinte es also wirklich ernst mit ihr, versuchte sie nicht an der Nase herum zu führen und letztlich mochte dies und der innige Wunsch, jemanden an ihrer Seite zu haben, den sie wahrhaft als Familie bezeichnen konnte, wohl der Grund dafür sein, dass sie nur allzu bereitwillig alles erhabene Tun ablegte als sie einen Schritt nach vorn machte und mit einer einzigen Umarmung wieder zu jenem Mädchen wurde, als das sie einst geboren worden war.
"... danke ...", sagte sie leise. "Ich ... weiß nicht, wie es passiert ist oder wer das war, aber es ist gleich. Wer immer das getan hat, scheint mir doch noch etwas Gutes tun zu wollen ..."

"Shhh" sagte Alvias leise und strich der Kleineren sanft über das schwarze Haar. "Es gibts nichts wofür du dich bedanken müsstest. Ich bin der Sohn einer einfachen Händlerfamilie. Ein General und ein Ehemann. Du jedoch bist eine Königin vom Blute her. Und du hast dich entschieden in der dunkelsten Nacht den Thron zu besteigen, wo viele deiner Vorfahren zauderten ob der Feinde die sich ihnen entgegen stellen würden. Du trägst den Namen deiner Familie zurecht und ich bin voller Stolz, dass ich dich zu meinen Erben zählen kann" erklärte er leise und lächelte.
Wie gerne hätte er gesehen wie Lian aufwuchs, in ihr Alter kam. Wie gern hätte er ihm alles beigebracht was er wusste, wenngleich dies was das Herrschen betraf reichlich wenig gewesen war. Doch dies war ihm nicht vergönnt gewesen. Doch nun das Mädchen zu sehen, dass die Tochter der Tochter seines Sohnes war.... in ihr lebte ebenso ein Teil Lian wie auch ein Teil Coreen. "Wir versuchen unser Bestes"

Die Wärme und die Herzlichkeit, die ihr hier entgegen schlug, ließ Ileana lächeln und sich einmal mehr bestärkt in dem fühlen, was sie tat, wenngleich auch ihr Geist ihr noch immer sagte, dass sie vielleicht träumte und diese Begegnung nicht viel mehr als die fragile Hoffnung auf ein wenig Unterstützung war, die ihr hier nun zuteil wurde und um die sie mehr als dankbar war. Alagäsia hatte bislang wenige gute Dinge für sie bereit gehalten, Graham hatte sie aus ihrer Ziehfamilie heraus gerissen und nach Gil'ead gebracht und wenngleich sie dort auch Noah und Brandon hatte kennen lernen dürfen, dort hatte auch der arme Barde sein Leben lassen müssen und wenn sie an das Turnier und die unzähligen Toten dachte, dann schauderte sie noch immer, ebenso sehr wie bei der Erinnerung daran, den Thron zu besteigen. Von Entschieden konnte hier keine Rede sein, die Reiter hatten es fest gelegt, doch auch davon sagte sie einstweilen nichts, als sie sich langsam wieder von dem anderen löste und jugendlich zu lächeln begann, weil sie zu spüren begann, wie sich all die Last von ihren Schultern zu lösen begann und die Freude über die Begegnung in ihr empor kroch und sie vollkommen vereinnahmte.
Sie kam jedoch nicht mehr dazu, die Lippen zu öffnen und die erste von den Tausenden von Fragen zu stellen, als die Türen zum Thronsaal erneut aufglitten und sie ruckartig herum wirbelte, nur um wenig später in das blasse Gesicht Adrianas zu blicken, welches sich verhärtet hatte und die nun mit zusammen gezogenen Augenbrauen an der Türschwelle stand. "Kommt da weg, euer Gnaden", hörte Ileana die Stimme ihrer Hofzauberin und runzelte irritiert die Stirn, dachte jedoch keine einzige Sekunde lang daran, einen Schritt zur Seite zu machen während sie aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, wie Vraels Finger zu dem Griff seines Schwertes glitten. "Lasst Euer Schwert stecken, Drachenreiter, Ihr würdet nicht weit damit komen. Der Einzige, gegen den Ihr es richten solltet, steht neben Euch", sagte Adriana erneut und sorgte dafür, dass Ileanas Herz erneut wild zu schlagen begann ehe sie einen Schritt nach vorn machte, auf ihre Zauberin zu und eine Hand hob. "Es ist alles gut, Adriana - sie haben mir gesagt, was geschehen ist und wir haben nichts vor ihnen zu befürchten. Du brauchst mich nicht zu verteidigen", versuchte Ileana es langsam und ruhig, doch die Zauberin schnaubte nur verächtlich und schüttelte den Kopf.
"Es ist mehr als dunkle Magie am Werk und Euer Drachenreiter hätte dies ebenso spüren müssen, wie ich es tat. Sie sollten nicht hier sein, aber meine Schülerin ist bereits auf dem Weg zu dem zweiten Wesen, um sich darum zu kümmern. Es gehört hier nicht her und nun bitte - kommt zu mir herüber, bevor sie Euch ein Leid zufügen."

Alvias selbst trat einige Schritte zurück, ehe er sein Augenmerk auf die Zauberin richtete. Er seufzte leise und schaffte sich dann jedoch ein Lächeln abzuringen. "Ich gebe zu, ich weiß nicht wieso wir wieder hier stehen. Und das andere "Wesen" ist Coreen Xeldaric, meine angetraute Ehefrau und so ihr auch mich als liderliches Wesend er dunklen Magie beschimpfen wollt, so sprecht meine Frau mit dem Respekt an der ihr gebührt - ob tot oder nicht" erklärte er ruhig, gelassen aber dennoch Befehlsgewohnt. "Und auch wenn ich mehr ein Krieger als ein Magier bin so glaube ich mich zu erinnern, dass mir einst ein weiser Magier sagte, es gäbe keine schwarze Magie. Es kommt nicht auf die Methode an wie etwas erreicht wird sondern darauf was man bezweckt." er breitete die Arme aus um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. "Ich bitte euch, durchsucht meinen Geist. Untersucht mich wie immer ihr auch wollt. Ich kann es keinem verübeln und bin selbst an dem Geheimnis meiner Wiederkehr interessiert. Aber ich versichere euch, dass es weder in meiner Absicht noch der meiner Frau liegt Ileana Xeldaric ein Leid zuzufügen"

Die Zauberin schnaubte lediglich erneut verächtlich und machte langsam ein paar Schritte nach vorn, während sie im Stillen bereits jedwede geistige Wälle wieder empor recken ließ, die sie sonst schützten und die sie bislang während ihrer Zeit hier noch nicht gebraucht hatte. Ihr war durchaus der befehlsgewohnte Tonfall des anderen aufgefallen, der seinen Aussagen eine gewisse Glaubhaftigkeit verlieh, doch die Zauberin war zu misstrauisch allem Dunklen eingestellt, als dass sie ihn allein deswegen hätte gewähren lassen und dennoch breitete sie die Hände ein Stück weit aus, um ebenfalls zu zeigen, dass auch sie unbewaffnet war und bislang noch nicht an einen Angriff gedacht hatte. Sie vertraute diesem Frieden nicht und es ärgerte sie, dass dieser widerspenstige Abklatsch von einem Drachenreiter mal wieder nicht weiter als von zwölf bis Mittag dachte und dabei das Wohl des Reiches, das er eigentlich zu schützen geschworen hatte, einfach in alle vier Winde schoss, nur damit er selbst sein eigenes Glück finden und zufrieden am Abend in sein Bettchen kriechen konnte, während seine übergroße Echse ihm noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte. Der Junge hätte niemals in den Kronrat aufgenommen werden sollen.
"Ich werde Euren Geist untersuchen und herausfinden, ob Ihr wirklich der seid, für den Ihr Euch ausgebt", lautete dann Adrianas Antwort, die sich nicht einmal mehr die Mühe machte auf die indirekte Drohung auch nur eine einzige Antwort zu geben. Sie würde nicht mit einem vermeidlich Toten diskutieren, insbesondere nicht darüber, ob man Wiedergänger nun mit Respekt behandeln sollte oder nicht und die Zauberin sog noch einmal einige Magie ins Ich ehe sie die Augen schloss und in den Geist des anderen eindrang, der sie wie dunkle Rauchschwaden umschloss und in die Finsternis zu zerren schien, doch wie sehr sie auch in dem Zimmer suchte, welches sein Geist darstellte, sie fand keinerlei bösartige Absichten, doch selbst das überzeugte die Zauberin noch nicht und so formte sie einen einzigen kurzen Zauber, welcher inmitten seines Geistes seine volle Wirkung entfaltete und den anderen zur Seite hin kippen ließ. "Wachen!", hallte Adrianas Stimme laut durch den Thronsaal und nur wenig später traten ein paar gerüstete Männer in den Raum ein während sich die Zauberin hinüber zu Ileanas blasser Gestalt bewegte und dem Mädchen behutsam über die Arme strich.
"Es ist nur für dein Bestes, das weißt du, oder? Wir können ihnen noch nicht vertrauen und wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie dir nichts antun", redete Adriana leise auf die Jüngere ein und die nickte lediglich betäubt und vollkommen überfordert und ließ es nur allzu bereitwillig zu, dass es erneut die Zauberin war, die sich nun an die Wachen wandte. "Nehmt diesen Mann mit und bringt ihn in die Kerker. Legt ihn in Ketten und sorgt dafür, dass er auch dort bleibt bis wir uns seiner Identität und seiner Absichten sicher sein können."

"Was soll das?" fragte Vrael, der mit erschrecken mit angesehen hatte wie Alvias einfach umgefallen wäre. "Ihr habt kein Recht diese Entscheidung alleine zu fällen" erklärte Vrael scharf und trat einige Schritte auf die ungeliebte Magierin zu, die seiner Meinung nach zu viel Macht an sich riss. Sie kam aus dem Nichts und beeinflusste die Königin viel zu sehr und sorgte auch noch dafür, dass gute und gerecht Ratgeber wie Alvias und Coreen gewesen wären ausschaltete.
"Was habt ihr in seinem Geist gefunden?" fragte er und seine Stimme war ruhig, wenngleich auch in seinem Blick ein Feuer lag welches Adriana zu verzehren drohte. "Er hat euch in seinen Geist gelassen und ihr hintergeht ihn dermaßen?" fragte er und machte einige Schritte nach vorne, auf Alvias zu. "Bringt ihn in eine der Zellen für die Adligen und der Mann, der ihm Ketten anlegt wird in den selben landen, so es der Königin gefällt" erklärte er und warf Ileana einen kurzen Blick zu, ehe Umaroth Coreen von den Geschehnissen im Thronsaal berichtete. Auch von Vrael ging eine Nachricht los - an Caladhiel. Er konnte nicht allein entscheiden was geschehen würde, aber er würde nicht zulassen das Adriana in ihrer Gier die einzige magische Beraterin der Königin zu sein seine alten Freunde erneut umbrachte.

"Wenn Ihr es nicht tut, kann niemand mehr für die Sicherheit Eurer Königin garantieren und ich sehe nicht tatenlos zu, wie ein Wiedergänger seine dunklen Klauen nach ihr ausstreckt und sie zu verschlingen droht, während ein viel zu junger Drachenreiter tatenlos daneben steht und ob alter Freundschaften all seine Weisheit auf dem Innenhof liegen gelassen hat", setzte Adriana ihm lediglich missmutig entgegen und schüttelte den Kopf während ihr Blick streng und kritisch über die starren Gesichter der Wachen glitten, die inne gehalten hatten, um zwischen dem Reiter und der Zauberin immer wieder hin und her gesehen hatten und sich schließlich von Adrianas Worten und der Furcht vor den Sanktionen überzeugen ließen.
Als die Türen des Thronsaals hinter ihnen ins Schloss fielen, machte die Zauberin einen Schritt nach vorn auf den jungen Reiter zu und verengte die Augen ehe sie ausholte und ihm eine Ohrfeige verpasste. "Bringen Sie Euch in dem Orden denn gar nichts bei? Was habt Ihr Euch dabei gedacht? Wiedergänger in das Schloss zu lassen, von denen Ihr weder wisst, wer sie zurück gebracht hat, noch weshalb sie hier sind!", fuhr sie schließlich erbost auf und die Stimme der Zauberin nahm einen düsteren, bedrohlicheren Klang an als jenen, den sie sonst nutzte, wenn sie mit anderen sprach. Es war ihr gleichgültig, ob er in seinem Orden darüber weinen würde, dass sie ihn geohrfeigt hatte, ihn geschollten hatte wie ein kleines Kind - dafür würde sie wahrlich jede Konsequenz bereitwillig in Kauf nehmen. "Gerade in den Zeiten, in denen Schatten dieses Land bedrohen und sich in Teirm ein furchtbarer Gott erhebt, duldet Ihr Wiedergänger hier und lasst sie auch noch in Ileanas Nähe? Was wäre wohl geschehen, wenn sie sie hätten ermorden wollen? Nein, spart Euch die Antwort - ich will von Euch diesbezüglich am Besten gar nichts mehr hören. Ich werde mich den Älteren Eures Ordens unterhalten und mit ihnen beratschlagen."

Vrael hielt Adrianas Hand fest, nur sanft jedoch bestimmt. "Ich werde selbst mit den Älteren meines Ordens reden" erklärte Vrael leise, jedoch bestimmt. Er war nicht zurück gezuckt. Hatte nichts gesagt. Beorn hatte ihn auch des öfteren Geschlagen und er hatte von der Magierin nichts anderes erwartet, wenn sie sich nicht mehr mit Worten zu wehren wusste. "Und ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Was habt ihr in seinem Geist gefunden?" seine Stimme war monoton und eisig. Er war stets bemüht er selbst zu sein. Freundlich, vielleicht etwas überschwänglich für sein doch recht hohes Alter doch nun war das Fass übergelaufen. Er war kein Dummkopf und wäre das dunkle derart stark in ihren Herzen gewesen wie Adriana behauptete, hätte er es gespürt. Natürlich fühlte sich die Magie verdreht an - es waren Tote, die zum Leben erweckt worden waren. Doch er würde sich nicht von einer Frau, die im Vergleich zu ihm noch ein Kind war derart behandeln lassen. "Antwortet" Und wenn ihr mich das nächste mal schlagt verliert ihr eine Hand dachte er bei sich, während der Zorn in ihm aufloderte.

Unsanfter als eigentlich beabsichtigt löste Adriana ihre Hand von der des Drachenreiters und machte einen Schritt zurück ehe sie einen Arm nach hinten hin ausstreckte und Ileanas Hand versichernd drückte, um dem jungen Mädchen anzudeuten, dass es durchaus in Ordnung war, was hier vor sich ging. Die Zauberin spürte den Unmut der jungen Königin wie eine Welle über sie niederschlagen, spürte die unzähligen Worte der anderen, die ihr auf den Lippen lagen und die sie bislang noch nicht gewagt hatte zu äußern und Adriana wollte es vermeiden, das ohnehin gebeutelte Kind noch weiter in Bedrängnis zu bringen als sie es ohnehin schon war. Es war zu viel für das Mädchen - ihre toten Vorfahren, die wiederkehrten, die Drohungen des Surdaners und die wüsten Flüche des Priesters des roten Gottes, den sie vor die Tür geschickt hatte und nun auch noch der Streit zwischen Vrael und ihr selbst. Es war genug für den heutigen Tag.
"Tut mir einen Gefallen, euer Gnaden - dies ist kein Gespräch für die hohen Ohren einer jungen Königin und die Dispute, die der junge Herr Vrael und ich auszutragen haben, sind nichts, das Euch weitere Sorgen bereiten müsste", wandte sich Adriana dann erneut an Ileana und lächelte selbiger noch einmal sanft zu, drehte Vrael bewusst den Rücken zu, um dem Reiter noch einmal zu beweisen, dass er nicht in der Position war, um ihr Befehle zu geben, zumal sie ihre Meinung bislang ohnehin schon Kund getan hatte. Sie würde mit den Ältesten seines Ordens sprechen und ihnen erläutern, was sie gesehen hatte, aber nicht jenem Jungreiter, der nur einen winzigen Schritt davon entfernt war, ihr an die Kehle zu springen. "Ihr seid nicht in der Position, um mir Befehle zu geben, Vrael", entschied sie sich schließlich noch salopp über die Schulter an den anderen zu richten ehe sie den Kopf erneut schüttelte.

Oromis stand in dem großen Thronsaal, warf dabei einen kurzen Blick zu Ileana nur dann den Blick wieder auf die Tür zu richten, welche in diesem Moment aufgestoßen wurde. Sie hatten Ileana erklärt, dass nun wieder ihre vermeintliche Familie in den Thronsaal kommen würden und sie nur noch sicher gehen mussten, dass sie ihr auch wirklich kein Leid taten. Der alte Magier erkannte den gequälten Blick in Vraels Gesicht, die das Pendant zu den zusammen gepressten Lippen Caladhiels darstellten. Dort am anderen Ende des Thronsaals strömten Coreen, Alvias und der junge Noah in den Saal wobei Noah Oromis dabei am meisten überraschte. Er hob die Brauen, zeigte jedoch ein knappes Lächeln. Tatsächlich umschloss die Aura der Finsternis die beiden Wiedergänger, wenngleich jedoch dieses finstere nur ihrem Körper, nicht ihrem Geist anzuhaften schien.
"Alvias und Coreen Xeldaric. Willkommen. Coreen ihr seht schön aus wie immer - besonders beeindruckend für euer doch recht stattliches Alter" er lächelte. "Mir scheint es kam zu Misstverständnissen?"

"Oromis", lautete die einzige knappe Begrüßung, welche Coreen für den Reiter übrig hatte, der ihr dort gegenüber stand und neben dem sie Vrael erkennen konnte, der nicht allzu glücklich mit der gesamten Situation zu sein schien, während Caladhiel an seiner anderen Seite bereits die Hand zum Heft ihres Schwertes geführt hatte und damit Coreen Grund genug gab, um erneut Magie ins Ich zu ziehen und einen halben Schritt vor Noah zu treten, um den Knappen vor der Strafe der Reiter zu bewahren, welche auch ihn ohne Zweifel treffen würde. "Spart Euch den Spott - er steht Euch nicht. Missverständnisse nennt Ihr es also, in der einst weißen Stadt damit begrüßt zu werden, in einer Zelle zu landen, nachdem uns zwei Zauberinnen gänzlich grundlos angegriffen haben. Missverständnisse nennt Ihr es also, hier vor einem vermeidlich hohen Gericht zu stehen und sich für Dinge rechtfertigen zu müssen, die wir nicht begingen", setzte sie schließlich wenig später hinzu und straffte noch einmal die Haltung, dem Blick des Magiers offen begegnend und ihm nicht eine einzige Sekunde lang ausweichend. Sie kannte Oromis nun bereits seit langen Jahren, wusste um dessen magische Befähigung und wie wenig Chancen sie in einem wirklichen Gefecht gegen ihn haben würde, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht dazu, hier zu urteilen und zu richten.
"Wir sind weder hier, um mit Euch, noch mit der Hochmeisterin zu sprechen, Oromis, und ich ziehe es vor, nicht erneut einem der Euren den Weg in meinen Geist zu ebnen, insbesondere nach allem, was vorgefallen ist."

"Das verstehe ich, glaubt mir. Und nichts täte ich lieber als den Einschätzungen des jungen Reiters hier restlos zu vertrauen" erklärte er und deutete auf Vrael. "Allerdings hatten die Magierinnen am Hofe zumindest in einem Belang recht: Es war finstere Magie, die euch ins Leben zurück gerufen hat. Und wenngleich ich auch die Taten der Magierinnen zutiefst missachte und für zu voreilig empfinde, so geht doch ein Schatten umher. Mächtige, dunkle Magie durchflutet dieses Land und die weiße Stadt hat mehr als einmal Leid und Tod gesehen. Wir stehen alle vor der schwierigen Situation, dass wir nicht wissen wer oder warum man euch wieder geholt hat. Auch wissen wir nicht, was noch kommen wird" er seufzte.
"Wäre einer eurer Freunde von den Toten wieder gekehrt um Alvias seine Aufwartung zu mache, wäret ihr da nicht ebenfalls vorsichtig gewesen?"

"Für gewöhnlich hätte ich es allerdings vorgezogen, erst seine Hintergründe zu kennen ehe ich ihn grundlos in einen Kerker werfe und ihn von den Wachen bedrohen lasse", setzte Coreen ihm lediglich gereizt entgegen und schüttelte noch einmal den Kopf, sich dieses Mal nicht einfach so von den hohen Worten des älteren Elfen beruhigen lassend, die einstmals für sie so sinnvoll und weise gewirkt hatten und jetzt in ihr doch nicht mehr als Abscheu und Misstrauen hervorriefen, das sich in ihr regte und dafür sorgte, dass sie noch einmal tief durchatmete, sich auf ihre eigene Verteidigung konzentrierte, um einen unvorhergesehenen Angriff abwehren zu können. Dort vor ihr standen die Reiter, die dafür verantwortlich waren, dass es überhaupt erst soweit gekommen war - diejenigen, die sich zurückgezogen und sie sich selbst überlassen hatten, diejenigen, die einfach aus dem Reich geflohen waren, das sie zu schützen geschworen hatten und nun kehrten sie aus fremden Längern zurück und nahmen sich all ihre Rechte aus damaligen Zeiten wieder, ohne selbst danach zu fragen.
"Ihr habt Kharas selbst oft genug Vorwürfe betreffend seiner Absichten gemacht und mehr als nur ein einziges Mal dabei falsch gelegen, Oromis. Versucht nicht mich zu beruhigen - Ihr und Euer Orden waren diejenigen, die das Reich zu schützen geschworen haben und gegangen sind und die nun zurück kehren und mit aller Macht ihr Recht und ihre Macht wieder einfordern. Es sind nun andere Zeiten und auch ihr werdet euch auf einen neuen Platz verbannen lassen müssen.", folgte es noch harsch mit verengten Augen ehe Coreen ein missgünstiges Schnauben hintenansetzte. Sie wusste sehr wohl, dass sie unfair ihnen gegenüber war, ebenso wie sie wusste, dass ihre Worte ihr in ein paar Minuten wieder leid tun würden, doch hier und jetzt würde sie Stellung beziehen müssen - sie fürchtete die Reiter und deren Macht nicht mehr, ebenso wenig wie sie noch den Tod fürchtete. Sie war bereits einmal gestorben.

"Wir waren es nicht, die euch eingekerkert haben" rief Oromis der Jüngeren in Erinnerung. "Ich selbst war zu dem Zeitpunkt nicht hier - und wir sind nur aus diesem Land gegangen um nicht vernichtet zu werden. Ansonsten wären wir nicht einmal wieder gekommen und könnten das Land nicht mehr verteidigen" erklärte er und schüttelte den Kopf vor Enttäuschung darüber wie Coreen die Sache sah. Er konnte sie verstehen, verstand ihre Vorwürfe und ihre Enttäuschung. Ihre Wut und ihre Zweifel ob allem was geschehen war aber dennoch - nicht die Reiter waren es gewesen die sie weg gesperrt hatten, obgleich sie es wohl ebenso getan hätten. Doch dies war nun nicht von belang.
"Dann erzählt uns die Hintergründe. Oder viel mehr ihr" er deutet auf Ileana. "Sie ist die Königin und sie verdient die Wahrheit. Wir sind nur hier um Sorge zu tragen, dass ihr kein Wesen des Schattens seid, dass in falscher Haut nach dem Blut von Unschuldigen dürstet"

"Und wer sagt uns, dass nicht auch ihr längst vernichtet und tot seid und nichts weiter als die Diener eines Schattens seid, der hier sein Unwesen treibt wie es bereits schon einmal in Ilirea geschehen ist. Magier sind für all diese Geister weit empfänglicher als es andere sind, Oromis, und gerade Ihr müsstet es doch am allerbesten wissen", schoss sie noch einmal nach, wenngleich sie auch Mühe damit hatte, ihren Zorn im Griff zu halten und sich weitestgehend nicht gegen all die Angriff zu wehren, die ihr hier gerade entgegen gebracht wurden und von denen nicht ein einziger begründet war. War es also wirklich schon so weit gekommen, dass dieses Land von dem Orden der Reiter regiert wurde, während sie ein unschuldiges Mädchen, ihre eigene Nachfahrin, auf den Thron gesetzt hatten, damit sie für sie das Püppchen war, das sie bequem lenken konnten? War es wirklich das, was sie von dem Orden der Drachenreiter zu erwarten hatte und was sie selbst in damaliger Zeit nicht gesehen hatte? Nein, es war damals anders gewesen. Damals hatten sie die Reiter um Hilfe gebeten, als es in die Schlacht gegen Fyham ging, sie hatten einen Abgesandten von ihnen in Ilirea geduldet, aber nicht mehr - damals besaßen sie kein Fürstentum und gingen nicht in der Hauptstadt ein und aus wie es ihnen beliebte.
"Ich werde es Ileana erklären, nur allzu gern, und was immer ihre Entscheidung sein wird, wir werden sie hinnehmen, aber ich gebe diese Erklärung einer Königin und nicht dem Orden der Drachenreiter und den Einzigen Eurer Zukunft, den ich während diesem Gespräch dulden werde, ist Vrael als Mitglied des Kronrates und Vertreter Eures Interessen", beendete sie dann lediglich ruhig und fixierte Oromis noch einmal, beinahe auf einen Widerspruch wartend, den der andere würde vorbringen können.

Oromis seufzte ein tiefes, müdes Seufzen. "Diese Gegenseitigen Vorwürfe sind nicht zielführend" erklärte Oromis leise und warf einen Blick zu Caladhiel, welche ungehalten über das Angebot war das ihr hier von Coreen unterbreitet wurde. Dennoch, es war die einzige Möglichkeit die folgende Situation zu entschärfen und so hatte Oromis nicht vor diese Möglichkeit verstreichen zu lassen. Er berührte Vrael kurz an der Schulter und nickte diesem aufmunternd zu, sah dann zu Caladhiel und antwortete an ihrer statt. "Dieses Angebot ist gut und billig Mylady. Ich verstehe euer Handeln und entschuldige mich für die Verfehlungen der Magier, sollten sie euch unrecht getan haben aber vergesst bitte nicht, dass wir Reiter Unterstützer des Reiches sind. Keine Ursupatoren oder Aufwiegler, sondern bewahrer des Friedens und der Gerechtigkeit" erklärte er leise, ehe er sich zum Gehen umwandte. Er würde durch Vrael und Umaroth an diesem Gespräch teilhaben müssen. Würde von ihnen erfahren müssen was geschehen war. Sie würden vor der Tür warten, bereit einzuschreiten. Mehr konnte er nicht tun - zumindest nichts, was zielführend gewesen wäre.

"Sperr ihn aus deinem Geist aus, Vrael. Ich kenne Oromis und seine Mittel zu lange und zu gut, um mich darauf zu verlassen, dass diese Worte wirklich in diesem Raum bleiben würden und ich hätte sie nicht hinaus bitten müssen, wenn ich das in dieser Form gewollt hätte", erhob Coreen erneut die Stimme, nachdem die Tore hinter den beiden Reitern zugefallen waren und Stille in dem Raum einkehrte, der zuvor noch so rege besucht worden war. Das, was sie bislang kennen gelernt hatte, setzte jemanden voraus, der genau wusste, was er tat und genau wusste, wen man vor den Kopf stoßen und bei wem man den Mund halten sollte - diese Zeit setzte jemanden voraus, der die Stärke bewies, selbst den Reitern die Stirn zu bieten und als ihr Blick erneut über Ileana glitt, die nicht so recht zu wissen schien, wohin mit sich und ihren Gedanken, huschte der Anflug eines sanften Lächeln über ihre Züge. Runa hatte ebenso irritiert und überfordert gewirkt, nachdem ihr Vater gestorben war und das Mädchen mit siebzehn Jahren die Königswürden hatte übernehmen müssen - wie mochte es da nur einer Vierzehnjährigen gehen?
"Atra nosu waíse vardo fra eld Hórnya", verließ es leise ihre Lippen ehe sie noch einmal darüber nachdachte, was sie nun genau dem Kind darüber berichten sollte. Sie selbst verstand noch nicht einmal, was hier genau vor sich ging und sie war von Kharas ausgebildet und mit der Magie aufgewachsen, die einst noch in dem Land vorgeherrscht hatte, doch auch das hatte sich inzwischen verändert. "Wir wissen selbst nicht, wie genau wir wieder zurückkamen und weshalb", begann sie deshalb und seufzte während sie einen halben Schritt nach vorn auf Ileana zumachte, die bislang erstaunlich still geblieben war. "Aber ich verspreche, dass unsere Absichten keine Dunklen sind. Alles, was wir wollen, ist dem Reich zu helfen und dich zu unterstützen, wenn du es wünscht - wenn nicht, dann werden wir gehen und du wirst uns nicht wiedersehen", führte sie schließlich fort und seufzte noch einmal leise ehe sie erneut die Lippen öffnete, um weiter zu sprechen und dann schließlich doch von Ileana unterbrochen zu werden, die nun ihren Mut wieder gefunden zu haben schien und nach vorn trat.
"Es ist doch vollkommen egal, wer euch wieder zurück geholt hat oder aus welchen Gründen. Ihr seid hier und hättet ihr mich töten wollen, dann hätten euch die Wachen wohl kaum aufgehalten. Ich weiß, dass es mehr in dieser Welt gibt, als ich bislang sehen kann und dass dieses Reich momentan noch so zerbrechlich ist, dass ich Angst habe, eine einzige Entscheidung zu treffen, aber ihr seid jetzt hier. Ihr habt es schon einmal geschafft und ich will euch eine Chance geben. Wenn ihr euch gegen mich wendet, dann habe ich noch immer meine Leibgarde und meine Zauberinnen und sie haben euch schon einmal besiegen können", setzte das Mädchen dann an und entlockte Coreen damit ein heiteres, leises Lachen, das ihre angespannten Züge wieder entkrampfte. Sie hatte Recht, so ungern sie das auch selbst zugab und so blieb ihr nichts anderes mehr übrig als ein amüsiertes "Wie du wünscht." zu antworten.

Sancha trat vor den Thron der Königin, allein und in ein schlichtes rotes Kleid gekleidet. Robert war inzwischen tot, gestorben durch die Hand der Zauberin, die scheinbar wie durch Zufall gerade im richtigen Moment im Zeltlager erscheinen war. Robert hatte sich lange gequält und gewährt, doch letzten endes war er gestorben und dass ohne auch nur der Hauch eines Verdachts auf Sancha oder ihre Familie zurück gefallen wäre. Sie hatte ihre Rache bekommen und das gleich zwei Mal. Stephan war gestorben, nachdem er nichts wegen des Todes ihrer Base unternommen hatte, und Robert war für diesen skrupellosen Mord ebenfalls getötet worden. Doch nun drängte sich ihr wieder ein anderes Problem entgegen, vor dem Katherine Velaryon sie bereits gewarnt hatte: Graham Drake. Er weigerte sich, den jungen Robert zu seiner Familie zurück zu lassen, obwohl es seine Pflicht gewesen wäre! Man durfte nicht vergessen, dass er nun nicht mehr nur ein junge war, sondern auch Fürst von Feinster. Es grenzte beinahe an Entführung.
Sancha knickste vor ihrer Königin und Base Ileana und hob nur sacht den Kopf zu ihr. "Meine Königin. Ich danke euch für diese Audienz.", begann Ileana mit ruhiger Stimme und sah ihr in die Augen. "Ich muss etwas besprechen, dass sehr wichtig für mich und meine Familie ist. Nach dem Tot von Fürst Robert, ist sein Neffe nun der nächste in der Erbfolge. Darum wäre es wichtig, dass er nach Feinster zurückkehrt. Zu meinem großen Bedauern, hält Fürst Graham Drake ihn noch immer in Gil`ead fest und weigert sich ihn in die Arme seiner Familie zurück zu lassen.", erklärte Sancha und sah bedauernd zu Boden. "Es tut mir leid, dass ich euch nicht beigestanden habe, als ich auf euch aufpassen sollte, doch bitte lasst mich diesen Fehler nicht wiederholen! Es kann nicht in eurem Sinne sein, dass Graham ein erneut ein Kind unter seine Fitiche nimmt... Ich bitte euch, unternehmt etwas.", flehte Sancha und blinzelte eine Träne fort.

Drake hatte sich verärgert gezeigt, als er - wenige Tage nachdem er erst wieder in Gil´ead angekommen war einen Vogel bekam, welcher ihn unverzüglich wieder nach Ilirea beorderte. Er hatte seine Sachen noch nicht gänzlich ausgepackt und so gab er nur noch einige weitere Befehler an die Wachmänner sowie Gildenmeister ehe er erneut die Gefängnisstadt verließ und richtung weißer Stadt aufbrach.
Er war am frühen Morgen angekommen, aufgekratzt und müde und als einer der Wachmänner ihn erblickte gab er diesem zu verstehen, dass die Königin ihn unverzüglich sehen wollte. Mit knirschenden Zähnen strich er sich die Kleidungen glatt und stieß schließlich die großen Flügeltüren des Thronsaales auf. Dort erblickte er bereits Sancha und seine Laune fiel Augenblicklich in den Keller, während er eine ungerührte Miene aufsetzte und einige weiter Schritte in den Thronsaal machte. Als er schließlich den Blick weiter hob um sich dem Thron zu widmen machte sein Herz einen kurzen Satz. Dort, neben Ileana stand noch eine zweite Person - eine Frau, die seine Familie kannte und deren Geschichte er mit der Muttermilch aufgesogen hatte. Coreen Armar. "Euer Gnaden"

Ileana hatte Sancha im Thronsaal warten lassen, nachdem sie ihre Base um Geduld gebeten hatte, ihr davon berichtet hatte, dass sich jener angeklagte Fürst ohnehin bereits auf dem Weg nach Ilirea befand und sie ihn bald schon selbst mit den Vorwürfen konfrontieren würde können, die sie hier auch ihr entgegen gebracht hatte und als sich nun die Flügeltüren zu dem großen Saal öffneten, lehnte sie sich zurück und ließ ihren Blick noch einmal kurz zu Coreen hinüber gleiten, welche behutsam eine Hand auf ihre Schulter legte und ihr wortlos bekräftigend zunickte. Es waren viele lange Abende gewesen, die Ileana genutzt hatte, um sich mit ihren Vorfahren über das zu unterhalten, was sie einst für richtig empfunden hatten und wie sie selbst die ganze Angelegenheit sah, hatte ihre eigene Meinung mit deren abgestimmt und sie darum gebeten, bei den Audienzen im Thronsaal bei ihr zu bleiben, um ihr den Rücken zu stärken. Nie hatte sie erwartet, dass es eines Tages so sein würde - nie hatte sie erwartet, dass sie eines Tages doch ihrer Familie begegnen würde, dass sie die Ehre haben würde, sie kennen zu lernen und als Ileana sich nun mit gerader Haltung und fester Miene von ihrem Platz erhob, fühlte sie sich zum ersten Mal wirklich wie die Königin dieses Reiches und nicht wie das Kind, dem man die Krone auf das Haupt gesetzt hatte.
"Fürst Drake", begrüßte sie den Älteren und musterte das verärgerte Gesicht des Fürsten, welcher am Fuß der Treppe stand, noch einmal. Man sah ihm die Erschöpfung an und im Stillen hatte Ileana Mitleid mit dem armen, alten Mann, welcher die Strapazen der Reise nicht mehr gewohnt zu sein schien und dem das frische Tauwetter des anbrechenden Frühlings zugesetzt hatte. "Ich heiße Euch in Ilirea erneut willkommen und bedauere die Umstände, die Ihr betreffend dieser Reise hattet", sagte sie dann ehe ihr Blick zu ihrer Base hinüber wanderte, die währenddessen erstaunlich ruhig geblieben war, obwohl sie durchaus den Zorn der anderen nachvollziehen konnte. "Ich ließ Euch nicht ohne Grund nach Ilirea rufen, doch einstweilen stelle ich diese Belange hintenan, denn Baroness Bonadeo erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen Euch. Sie beschuldigt Euch, den ältesten Sohn der LaFleur weiterhin in Eurem Hause zu beherbergen, wenngleich jedoch sein Fürstentum den jungen Fürsten braucht", begann sie dann den Grund dieses Gespräches zu erläutern und legte die Hand vor ihrem Körper zusammen, den Blick immer wieder fest von einem zum anderen wandern lassend während sie Schritt um Schritt die kleine Treppe hinunter trat, an deren oberen Ende ihr Thron stand. "Nun, ich bin durchaus interessiert an Eurer Seite dieser Erzählung."

Graham straffte noch einmal seine Gestalt und strich die Kleidung zurecht, welche normalerweise eng am Oberkörper anlag und nun einige Falten warf. "Robert ist zutiefst bestürz ob des Todes seines Onkels nachdem der arme Junge bereits Mutter und Vater verlor. Mir persönlich schien es das Beste zu sein den Jungen weiterhin bei mir in Sicherheit zu wissen. Es scheint mir beinahe, dass irgendjemand Interesse daran hegt das Geschlecht der LaFleur auszulöschen. Und ich wünsche nicht, dass sich das Schauspiel der Varys wiederholt. Ihr selbst wisst, dass meine Familie versucht adelige Familien vor dem Aussterben zu bewahren" erklärte er leise und gelassen.
"Außerdem ist der Junge noch nicht alt und reif genug um wahre und weise Entscheidungen treffen zu können und ich befürchte, dass er möglicherweise falschen Rat erhält. Sein Onkel übergab ihn mir als Zeichen der Freundschaft und des Verbundes unserer Häuser. Ich habe eine Sorgfaltspflicht dem Jungen gegneüber und werde diese Einhalten. Er wird zurück nach Feinster kehren und seinen rechtmäßigen Platz einnehmen. Wenn seine Tränen getrocknet und sein Wesen bereit dafür ist. Bis dahin würde ich gerne einen Stadthalter einsetzen, der regelmäßige Berichte nach Gil´ead sendet, auf das ich zusammen mit dem jungen Fürsten und dessen Lehrer diese begutachten und anhand derer ihn auf seine Aufgaben vorbereiten kann"

Ileanas Augen verengten sich bei den Worten des älteren Fürsten, der hier in dem Raum stand und die junge Königin reckte das Kinn ein Stück empor während sie Graham noch einmal musterte und das Gesicht für einen kurzen Moment verzog ehe sie sich schwungvoll wieder herumdrehte und zurück zu dem Thron trat, den sie noch vor einigen wenigen Minuten verlassen hatte. Mit aufrechter Haltung ließ sie sich darauf sinken und strich sich das lange Kleid glatt, welches sie trug ehe sie ihre Arme auf die Lehnen führte und ein kühles, abweisendes Lächeln ihr feines Gesicht umspielte. "Ich habe keineswegs vergessen, was genau Eure Familie getan hat, Fürst Drake, geschweige denn, dass es der Rest meiner Familie vergessen hat und weder ich, noch meine Familie, bedarf weiterer Erinnerungen dieser Umstände und unser aller Vergangenheit", begann sie dann mit Grabesstimme während ein dunkles Funkeln in die hellen Augen der jungen Frau trat, die ihre Finger um die Lehnen des Throns gelegt hatte und sie zusammenpresste bis die weißen Knöchel unter der dünnen Haut ihrer Hände hervor schienen.
"Allerdings scheint Ihr Eure Position zu vergessen, Graham Drake, Herr von Gil'ead, und ich werde Euch nur ein einziges Mal an eben diese Position erneut erinnern und ich lege Euch nahe, zu überdenken, was Ihr Eurer Königin entgegen äußert", führte sie fort und wischte mit diesen Worten auch das angesprochene Thema wieder von dem Tisch, wenngleich auch der Ärger in ihrem Inneren noch immer nicht getilgt war. Graham profilierte sich so oft damit, ihre Familie geschützt zu haben, sie verteidigt zu haben, dass er nun glaubte, er würde damit eine Position bekleiden, in der ihm niemand mehr etwas anhaben konnte und genau diese Gewissheit würde sie ihm nun nehmen. Sicherlich war er ein Freund ihrer Familie und sicherlich hatte seine Familie auch die ihre gerettet aber nun saß sie auf dem Thron, ihre Ahnen waren zurück gekehrt und sie würde sich nicht länger von dem alten Fürsten unter Druck setzen lassen.