Zelt des Königs

Zunächst hatte Hemióne die Informationen für wenig wichtig gehalten. Was würde es ihnen bringen zu wissen woher die Gilde ihre Männer bekam oder wie lange sie schon besteht? Die Tatsache das ein Schatten diese Gilde führte war ihnen darüber hinaus auch bereits bekannt. Wichtiger war die Information, welche Waffen die Attentäter nutzten und ob sie in der Verwendung der Magie bewandert waren, was allem anschein nach der Fall war.
Doch als Cynrik erklärte, dass die Erstürmung des Unterschlupfes in Gil`ead, ihrem Hauptsitz, so gut wie unmöglich war, wurde Hemióne interessierter. Dieser Thorik wusste über alles bescheid, sie mussten ihn also ausschelten um die Gilde aus zu löschen. Aber wenn er über alles bescheid wusste, wie sollten sie ihn überraschen und umbringen können? Vielleicht kann ein Mann allein sich unbemerkt in die Kanalisation schleichen, Thorki finden und töten? Oder zumindest nah genug an ihn heran kommen, bemerkt oder unbemerkt, um ihn unschädlich zu machen. Aber es müsste jemand sein, der sich freiwillig in den Tod stürtzen würde und sich am besten dort unten auskennt....Nein, Cynric sagte man würde immer bemerkt werden. Könnte man die Kanalisation vielleicht fluten und die Gilde so ertrinken lassen oder die Decke öffnen um durch die entstehenden Löcher ins Herzstück zu gelangen?
"Cynric, fällt dir irgendeine Möglichkeit ein wie man Thorki, oder die ganze Gilde ausslöschen könnte?", fragte Hemióne hoffnungsvoll.

"Keine die nicht in Selbstmord enden würde. Und selbst dann wäre ein Sieg nicht gewiss. Unser Problem ist das Gil´ead weit verzweigte Katakomben hat die quer durch die Stadt verlaufen. Würden wir also einfach alles zum Einsturz bringen dann würden tausende von Unschuldigen sterben. Wenn wir die Stadt räumen würden, wäre das ein Aufwand von mehrere Tagen sein und die Gilde würde sich einfach durch einen Nebenschacht fliehen." Cynric starrte weiterhin ins das loderne Feuer. Von draußen hörte er immer wieder vereinzelte Rufe von Soldaten deren Wachablösung gerade kam. Seine Gedanken schweiften kurz zu Scar ab und Cynric fragte sich ob es ihm wohl gut ginge und sich sein Zustand nicht noch verschlimmert hatte. Morgen werde ich ihn besuchen. Beschloss er für sich und faltete die Hände zusammen.
"Ihr fangt am falschen Ende an Frau Elfe. Wenn wir ihr eine Schlange töten wollt dann müsst wir ihr ihr den Kopf abschlagen und ihr nicht nur einen Zahn ziehen. Und dieser ist unweigerlich Asper. Ohne ihn sind sie führungslos und unkoordiniert. Dadurch würden sie früher oder später selbst diese Zuflucht verlassen und sich ins Exil begeben oder aber als Freischaffende versuchen. Aber Asper zu töten wäre ein wahres Kunststück." Ein Schmerz durchzuckte ihn als er tief Luft holen wollte. Seine Rippen hatte einiges abbekommen. Cynric presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, versuchte ein Lächeln aufzusetzen. "Doch verliert nicht den Mut, er ist derzeit unsere größte und gefährlichste Waffe."

" Ich stimme Cynric zu, eine Möglichkeit wäre es, der Schlange den Kopf abzuschneiden. ", erklang plötzlich Scars Stimme. Dieser stand, die Arme vor der Brust verschränkt, im Zelteingang und lauschte dem Gespräch schon seit einer Weile. Sein kleiner Finger war von einem Verband umgeben. Direkt nach der Ankunft im Lager war Scar zum Lazarett gegangen, wo ihm einer der Heiler den Finger amputieren wollte, aber Scar hatte sich dagegen gewehrt. Er hatte die Reise bis ins Lager überstanden, er würde noch ein paar weitere Stunden überstehen. Der Finger war nicht wiederherzustellen und früher oder später würde er an einer Bluvergiftung sterben, aber bevor er sich verstümmeln ließ wollte Scar noch einige Pläne machen.
" Dies könnte sich jedoch schwierig gestalten, da er ein Schatten ist. Ziehen wir der Schlange stattdessen lieber die Zähne und machen ihn so unschädlich. " Der Krieger trat ein paar Schritte in das Zelt und musterte die Anwesenden.
" Majestät ", meinte Scar kurz und verneigte sich kurz in Richtung Coreen. " Cynric, Lady Hemione. ", grüßte er auch die beiden anderen Anwesenden mit einem kurzen Neigen des Kopfes.
" Im Klartext heißt das ", setzte der Soldat seine Ausführungen fort, als sei nichts geschehen, " wir räuchern die verschiedenen Verstecke der Gilde aus. Für den Anfang bedeutet das, wir sollten das Versteck der Gilde in Gil'ead ausschalten. Dort finden wir sicher Hinweise auf weitere Verstecke. "
Scar musterte kurz die Gesichter aller Anwesenden und beschloss dann, dass er mit seinen Plänen ruhig fortfahren konnte. " Cynric und ich " Er nickte kurz in Richtung des Soldaten. " sind eine Weile lang irgendein Rohr heruntergerutscht, aber ich schätze, dass wir das Ganze auf einen Radius eingrenzen können. Wir sind am Ende außerdem in einem Auffangbecken rausgekommen, ziehen wir darum nun auch einen Kreis können wir das Ganze noch weiter eingrenzen. Es sollte nicht allzu viele Komplexe innerhalb dieser Bereiche geben, die groß genug sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf diese Weise Erfolg haben werden. Und von Gil'ead aus können wir dann weitere Verstecke der Gilde ausfindig machen. "

"Wir haben zwar einen Anhaltspunkt, wie wir die Gilde der Attentäter ausschalten können - eines jedoch bleibt bestehen", warf Coreen ein, welche dem Gespräch zwischen Cynric und Hemióne zweifelnd gelauscht, jedoch beschlossen hatte, sich im ersten Moment noch nicht einzumischen. Als jedoch Scars Stimme vom Zelteingang erklang, hatte sie den Kopf gehoben und ein leises Seufzen verlauten lassen, nachdem sie dem Offizier zur Begrüßung knapp zugenickt hatte.
"Wir sind inmitten eines Krieges und wir brauchen hier jeden einzelnen Mann, wenn wir die Fyhamern in die Flucht schlagen oder gänzlich vernichten wollen und ich ziehe es vor, mein Volk nicht unter der Herrschaft von mordender Barbaren, die Kinder in Schlachten senden, leiden zu lassen", vollendete sie ihre Worte und erhob sich langsam wieder von ihrem Platz. Dieser Zwei-Fronten-Krieg, den sie hier mit den Fyhamern und den Vakna führten, machte sie ebenso mürbe, wie auch die Tatsache, dass niemand der einfachen Soldaten erfahren durfte, dass sie noch ein anderes Problem hatten als die zahlenmäßig Überlegene Streitmacht der Feinde.
Eine ganze Weile lang wanderte die junge Königin unruhig auf und ab, versuchte ihre Gedanken zu klären und noch einmal im Geiste alles durchzugehen, was getan werden musste. Sie durften nicht zulassen, dass die Informationen an den Feind gingen, durften nicht zulassen, dass sie in ihren eigenen Reihen Verräter horteten, die sich zu sicher fühlten.
"Wir müssen ihnen die Möglichkeiten nehmen", erhob sie nach einigen Minuten erneut die Stimme und verschränkte die Arme während sie sich zu den anderen Dreien umwandte, jeden von ihnen noch einmal eingehend musternd. "Und das bedeutet, dass wir herausfinden müssen, wer hier den Fyhamern oder der Gilde Informationen Preis gibt. Der Schatten sagte, er wüsste einiges, wüsste wo wir sind und ich habe nicht vor es bei diesem Zustand zu belassen. Die Verräter müssen gefunden und bestraft werden, wir dürfen dabei keinerlei Gnade walten lassen."

" Das denke ich auch. " , entgegnete Scar, " aber ich denke auch, wir können durchaus genügend Soldaten entbehren, um ein paar Attentäer auszuschalten. " Der Krieger warf einen Seitenblick zu Cynric hinüber. Er vertraute ihm immer noch nicht völlig. Aber er vertraute ohnehin keinem Menschen voll und ganz. Cynric hatte sich zwar letzendlich gegen die Gilde gestellt, aber Scar verstand nicht ganz, warum die Assassinen den Krieger nicht umgebracht hatten, als sie bemerkten, dass er sich gegen sie gestellt hatte, sondern ihn nur ausgepeitscht und an einem Baum gefesselt zurückgelassen hatten. " Vielleicht sollte er das Ganze nicht überleben und sie haben ihn unterschätzt.... "
Dann wandte er seine Gedanken wieder dem zu, was Coreen gesagt hatte.
" Ich denke, wir sollten bei den Fürsten anfangen, nach Verrätern zu suchen, sie sind es, die am meisten Schaden anrichten können, wenn sie sich gegen uns wenden. ", meinte er nach einer Weile, " ich denke dabei an einen ganz bestimmten Mann. Hat sich schon mehrfach gegen Befehle gestellt und macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen das Vorgehen des Königs. " Scar fixierte das Gesicht der jungen Herrscherin fest.
" Ihr dürft drei Mal raten, wen ich meine. "

"Farim Godar", beantwortete die junge Frau die Frage schlichtweg und verengte die Augen während ihre Gedanken zu dem Fürsten Dras-Leonas gingen und dunkle Erinnerungen an das weckten, was er bereits getan hatte, als er noch den Posten des Beraters inne hatte. "Er glaubt fest daran, dass wir den Fyhamern unterliegen und dass es für das gesamte Reich besser wäre, wenn der König sich ergeben würde, um den Volk unnötiges Leid zu ersparen - es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn er alles dafür tun würde, dass genau dieses Schicksal eintritt", fuhr sie mit finsterer Miene fort, konnte nicht umhin den alten, gebrechlichen Mann noch einmal in Gedanken zu verfluchen. Natürlich, wer sonst hätte einen Grund sich mit den Fyhamern zu verbrüdern? Der Rat Illireas stand ebenso fest hinter ihnen, wie der Fürst von Gil'ead - Ceunon wurde von ihnen regiert und der neue Fürst Belatonas war zu jung, zu ehrenhaft, um den König zu hintergehen.
Der Thron Dras-Leonas schien ein Fluch zu sein, der bisher jeden Fürsten der Stadt dazu gebracht hatte gegen das vereinigte Reich der Menschen zu Felde zu ziehen und es wurde nun endlich Zeit, dass sie dem einen Riegel vorschoben und Farim an weiterem Handeln hinderten.
"Scar", wandte sie sich erneut an den Offizier während ein schmales Lächeln ihre Lippen zierte. "Kümmert Euch um diesen Verräter und bringt ihn dazu diesen Verrat zu gestehen, von seiner Befehlsverweigerung einmal abgesehen. Bringt ihn her - in welchem Zustand ist mir gleich, er soll nur noch schreiben können."

Cynric nickte Scar nur kurz zu, kurz darauf verließ dieser das Zelt. Er schien genau zu wissen was er vor hatte, obwohl Cynric das nicht verwunderte. Mit einem seufzen erhob er sich und verschränkte beide Arme vor der Brust. "Coreen eigentlich wollte ich euch das im vertrauten sagen aber ihr scheint, wie hieß sie doch gleich? Lady Hermióne zu vertrauen." Er strich sich über das aufgeraute Gesicht und kratzte sich an der linken Wange, an der immer noch ein paar kleine Schnittwunden zu erkennen waren. "Ihr seid hier nicht sicher, gut das ist euch bestimmt bewusst doch müssen wir nicht darauf warten das etwas passiert. Wir können dem vorbeugen und einem vernichtenden Schlag zuvor kommen. Es gibt genügend Dörfer und kleine Siedlungen, abseits von Krieg , Mord und Totschlag. Haltet euch dort bedeckt, niemand wird euch dort vermuten und nicht einmal Asper könnte euch ohne weitere Informationen finden. Ich zweifle nicht daran das wir siegen werden, aber ich zweifle daran das dieser Krieg ehrenhaft wie in den Geschichten ablaufen wird. Dies alles hier ist erst der Tiefe Atemzug vor dem großen Schlag. Und wenn es soweit ist, ist hier niemand mehr sicher."
Cynric erhob sich langsam von seinem Stuhl und sah kurz zwischen der Elfe und Coreen hin und her. "Das Land braucht eine Führungspersönlichkeit nach dem Krieg und wenn Alvias geht wird das die Männer verunsichern."

Ruckartig fuhr Coreens Blick von Scar zurück auf Cynric und die dunklen Augen der jungen Frau funkelten ihr gegenüber finster an während sie einen kurzen Moment lang um Atem und die passenden Worte rang, die ihr in der ersten Sekunde gefehlt hatten. "Ich soll mich in Dörfer und Siedlungen zurückziehen, von der Bildfläche verschwinden, damit niemand mich findet?", echote sie mit finsterer Stimme und schüttelte den Kopf, als wolle sie sich selbst eine Antwort auf all diese Fragen geben.
"Nein. Ich weiß, dass ich hier nicht sicher bin - ich weiß, dass Asper allzu bald Jagd auf mich machen wird, ebenso wie auf jeden anderen Soldaten aber ich werde nicht gehen und damit mein Volk glauben zu lassen, ich wäre verschwunden oder mir wäre etwas geschehen. Es würde ihren Glauben an dieses Reich schmälern", begann sie zu erklären, löste die Arme aus der Verschränkung und nahm ihren eigentlichen Platz wieder ein. "Wenn ich gehe werde ich zurück nach Ceunon kehren und euch vom Hof aus unterstützen aber bevor all dies geschieht, ist hier noch einiges zu tun. Cynric, ich habe auf Schlachtfeldern gestanden und ich werde nicht die Hoffnung oder den Mut verlieren, nur weil ein Schatten das so möchte. Asper wird lernen müssen, zu was die freien Völker Alagaesias fähig sind und welche Macht ihren Herrschern innewohnt. Ich werde mich nicht verstecken."

"Nun... was soll ich noch gegen solch schlagfertige Argumente sagen?" Cynric machte einen kurzen Schwenk mit der Hand und setzte sich zurück auf seinen kleinen Schemel. "Ich verstehe und respektiere was ihr da sagst und auch wenn man das einer Frau eigentlich nie sagen darf, ihr habt recht. Falls ich euch, eurem Gatten oder diesem Feldzug irgendwie dienen kann so sagt es nur. Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein, Macht verdirbt viele Menschen und benebelt ihren Geist derartig das sie kaum noch den Wald vor lauter Bäumen sehen." Er rieb ein letztes mal die kalten Hände an einander und lächelte, diesmal ehrlich und mit einer Hoffnung die er schon ewig nicht mehr verspürt hatte. "Wie diese Schlacht auch ausgehen mag, was die Zukunft auch bringen mag. Mein Schwert wird für euch und Alvias kämpfen. Ruhm und Ehre euch Königin." Er streckte seine Hand aus und zog seine rechte Augenbraue ein wenig in die Höhe. "Aber bitte achtet das nächste mal darauf welchen Hauptmann ihr zu mir schickt. Scar ist zwar eine ehrliche Haut aber nunja... er ist nicht der einfachste Zeitgenosse." Ein leises Lachen schallte durch das Zelt.

Die junge Frau lächelte sanft über die Worte, die der andere formte, beschloss seine Worte betreffend Scar jedoch erst einmal auf sich beruhen zu lassen und nicht weiter darauf einzugehen. Sie hätte ohnehin nichts gewusst, was Cynrics sehr diplomatisch formulierte Einschätzung von dem Offizier ihres Gemahls geändert hätte - er hatte Recht, mit dem, was er sagte. Scar war stets jemand gewesen, den man mit den unangenehmsten Dingen betrauen konnte und so rau der Mann auch war, sie wussten, dass sie ihm bis zu einem gewissen Punkt vertrauen konnten. Etwas jedoch wollte die junge Königin nicht einfach auf sich beruhen lassen und so hob sie erneut den Kopf, ließ ihren Blick über Cynrics übernächtigt wirkendes Gesicht wandern bevor sie die Stimme erneut erhob.
"Die Macht, die Alvias und ich in den Händen halten, war niemals das, was wir wollten und doch bildet sie jetzt den wohl größten Unterschied zu all den anderen Adligen", begann sie mit ruhiger, ernster Stimme zu erklären und griff nach Cynrics Hand, legte Vertrauen in seinen Schwur und beschwor sich im selben Moment dem jungen Mann das Vertrauen entgegen zu bringen, das er verdient hatte. Sie brauchte kein Wort der Alten Sprache, das seinen Schwur unumgänglich gemacht hätte - es wurde ohnehin Zeit, dass sie dieser Sprache bedeutend weniger Macht einräumten. Sie waren Menschen mit Wünschen und Hoffnungen, Sorgen und Ängsten - Menschen, in deren Augen Vertrauen und Ehre mehr zählte als jede Bindung der Welt. Sie durften sich nicht mehr durch fremde Worte in fremder Sprache manipulieren lassen, nur weil diese ihnen Sicherheit gaben und doch falsch verstanden werden konnten.
"All die Adligen verlangen nach Macht und es ist ihnen nur Recht, wenn sie dafür unliebsame Menschen aus dem Weg räumen müssen, die sie davon abhalten wollen. Als ich Alvias damals kennen lernte war alles, was er wollte ein vereinigtes Königreich, in dem die Menschen Sicherheit finden - ein Reich, in dem jeder sein Glück finden, ein Heim errichten und eine Familie gründen kann. In dem das einfache Volk nicht mehr länger von machtgierigen Usurpatoren unterdrückt wird - wer die Macht in den Händen hielt war ihm ebenso gleichgültig wie mir, solange dieser jemand nicht erneut Schrecken und Düsternis über unser Land gebracht hätte. Nach der Versammlung in Vroengard war schließlich er es, der die Chance dazu erhielt etwas Größeres und Besseres zu schaffen als all die Zeiten davor und gemeinsam mit all diesen tapferen Männern und Frauen dort draußen werden wir es schaffen, Cynric."

"Wie sagt man so schön? Diejenigen die keine Macht wollen, sind die einzigen die damit hantieren können." Er schüttelte ein paar Augenblicke die Hand der Frau und nickte freundlich. "Es wird wieder bessere Zeiten geben Coreen, in denen Alvias Traum erblühen kann. Weite, saftige Felder die in der milden Sommerzeit erblühen. Bürger die euch bejubeln und ein Land in dem Frieden herrschen wird. Gnade euch beiden alle mir bekannten und unbekannten Götter. Lasst euch auf das Familienleben ein, es soll schön sein habe ich gehört." Obgleich der letzte Satz eher Scherzhaft gemeint war, hatte Cynric soeben doch auch viel von seiner Vorstellung eines vereinigten Königreichs dargelegt. Er hatte sich nie wirklich mit den schönen Aspekten des Lebens beschäftigt, hatte noch soviel nachzuholen. Dem Wind lauschen der zwischen den Bäumen hin und her pfeift, Berge erklimmen und auf deren Gipfeln still eine Pfeife rauchen, im hohen Gras liegen und die Wolken beobachten.
Er klopfte Coreen leicht auf die Schulter. "Fast hätte ich es vergessen, ich habe immer noch euren Dolch von damals." Er zog einen kleinen Stahldolch hervor, an dessen Griff er selbst noch ein paar Verzierungen hinzugefügt hatte und reichte ihn Coreen mit dem Griff voran. "Möge er euch soviel Glück bringen wie einst."

"Du hast ihn noch?", fragte sie überrascht und senkte den Blick zu der kleinen Waffe hinab, die ihr Gegenüber in der Hand hielt und ihr nun entgegen streckte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er diese Waffe nach all der Zeit, die vergangen war, noch bei sich trug und darauf Acht gab, hatte sie selbst es doch beinahe schon wieder vergessen, dass sie sie ihm gegeben hatte. Mit dem Anblick des Stahldolches jedoch kehrten auch wieder Erinnerungen an ihre erste Begegnung mit Cynric zurück - als sie ihm den Dolch zugeschoben hatte, nachdem sie von ein paar Banditen in einem kleinen Wald in der Nähe Gil'eads überfallen worden waren und er es letztendlich gewesen war, der ihnen das Leben gerettet hatte.
Damals war vieles so viel einfacher gewesen - es hatte noch keine Übermacht gegeben, die sie bedroht hatte und es hatte noch keine endlosen Nächte der Sorge gegeben, in denen sie nicht wusste, ob sie schlief oder wachte während ihre Gedanken bei den Männern in Teirm waren, deren Heimkehr sie sehnlichst erwartete. Cynrics Worte schufen Hoffnung auf eine Welt fern der Furcht und des Kampfes, schufen einen Traum, von dem sie hoffte, ihn einmal fernab polemischer Reden der Adligen und des Blutes auf den Schlachtfeldern träumen zu dürfen.
"Nein", widersprach sie ihm sanft und legte beide Hände um seine Hand, die die Waffe hielt, schloss seine Finger wieder um den Griff und lächelte die wenigen Zentimeter zu ihm hinauf. "Behalte die Waffe und die Erinnerung an die gemeinsamen Abenteuer, die wir einst gemeinsam durchstanden, Cynric. Es ist nicht viel und dir mag dieser Dolch nicht viel nützen, in den Schlachten, die uns bevorstehen aber er soll dich stets daran erinnern für was wir kämpfen und was auf uns wartet, wenn wir siegen."

Er nahm das Angebot schmunzelnd entgegen und hielt die kleine Waffe noch ein paar Momente lang in den Händen, ehe er sie in seinem Gürtel verstaute. "Ich glaube, dieses kleine Ding wird mir irgendwann noch einmal das Leben retten. Ganz wie seine Besitzerin." Er verneigte sich, eine Geste die er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gebraucht hatte und selbst dann meist nur, um verstecken Hohn oder Spott zu verstecken. "Vielen Dank für alles Coreen. Wenn all dies vorbei ist gibt es viel nachzuholen. Ich möchte fast sagen für jeden von uns. Es ist schon verrückt wie eine einzige Bedrohung ein Land und dessen Bewohner derart zusammenschweißen kann oder?" Ohne auf eine Antwort zu warten verneigte er sich zum Abschied vor Hermióne und ging zum Ausgang. Er war schon mit einem Fuß draußen, doch dann drehte er sich noch einmal um. "Richtet eurem Gatten von mir schöne Grüße aus. Sagt ihm bitte er soll seine Familie weiterhin schätzen, ehren und lieben. Denn das ist es doch worauf es schlussendlich ankommt." Daraufhin verschwand Cynric vollends in der Dunkelheit der Nacht. Stapfte durch die großen Pfützen und den matschigen Boden.
Er lächelte immer noch und sah kurz zum Himmel hinauf. "Das ist es, worauf es ankommt...."