Eingangshalle

Cynric sah sich mit einem recht verstörten Gesichtsausdruck um, die Glocken schlugen immer noch, alle gleichzeitig. Schon beim ersten mal hatte er begriffen was passiert war aber sein Verstand wollte es erst nach und nach verstehen. Der König war Tod, zu seinen Schöpfern gegangen. Er hatte seine kleine Schreinerei sofort geschlossen, den Lehrling nach Hause geschickt und direkt zum Schloss gegangen. Den ganzen Weg über hatte er das Flüstern und Tuscheln der Leute gehört, was nun wohl kommen würde wo ihr geliebter König Alvias Tod war. "Wer wird jetzt regieren? Coreen? Nein... solange es noch einen männlichen Verwandten gibt..." Dem jungen Mann stockte der Atem. "Erol... nein... nein nein nein..." Er hatte den verhassten Bruder ein paar mal bei seinen Besuchen im Schloss gesehen und der Gedanke, das dieser Winzling Hand an sein Patenkind legte., bereitete ihm Gänsehaut.
Er verfiel in einen schnellen Laufschritt, noch immer , nach all den Monaten fehlte ihm das gewohnte Gewicht seiner Waffe am Gürtel.
Er besaß sein Schwert zwar noch, doch hatte er es sicher unter seinem Bett aufbewahrt, in einer großen Eichenholzkiste die er selbst gefertigt hatte eingeschlossen.
Nach etwa einer halben Stunde war er am Königshof angekommen und hatte dort erfahren das er bereits erwartet wurde, eine junge Dame, sie scien gerade das zwanzigste Lebensjahr erreicht zu haben, führte ihn in die Eingangshalle und bot ihm einen Stuhl an. "Der Herr wird sicher gleich kommen."
Hatte sie noch gesagt ehe sie verschwunden war.

Die großen Türen an den seiten der Eingangshalle flog auf und zwei dutzend Männer stürmten herein.
Ihre Brustharnische glänzten silbern in dem seichten Licht des Tages und ihre weißen, bodenlangen Mäntel kennzeichneten sie als Mitglieder des Königswache.
Die Schwerter blinkend im Sonnenlicht erhoben standen sie da, umkreisten Cynric und bildeten einen Wall.
Ruhe legte sich wie ein tödlicher Schleier über die Szene während vierundzwanzig Visiere Cynric wie tote Augen anstarrten
Nur langsame, monotone Schritte durchbrachen die Stille und langsam knieten sich die vorderen Wachen nieder, bildeten eine Schneise durch welche Erol trat.
Der Bruder des Königs hatte von seinem Kampf gegen Alvias bleibende Schäden davongetragen doch noch mehr als das herunterhängende Gesicht stach die goldene Königskrone ins Auge welche wie ein Hohn auf Alvias Tod bereits auf seinem Haupte ruhte.
"Cynric..." meinte er leise und lächelte sanftmütig
"Ich habe einiges über dich und deine Vergangenheit in Erfahrung gebracht" sein Blick verfinsterte sich.
"Welch bedauernstwerter Umstand, dass muss ich schon sagen...
Aber keine Sorge mein Lieber - dir wird eine Ehre zuteil welche außer dir niemand in Anspruch nehmen darf. Du wirst derjenige sein mit dem ich die neue Herrscherperiode der Xeladric einleite!" er humpelte einen Schritt auf Cynric zu
"Indem ich dich vor aller öffentlichkeit hinrichten lasse! Im Gegensatz zu meinem Bruder, Cynric vertraue ich keinem ehemaligen Attentäter und alle Welt soll erfahren, das in dem neuen Reich niemand seiner gerechten Strafe entkommt! Du wirst mein Mahnmal sein Cynric"

"Was? Ich verstehe nicht ganz Herr..." Wobei er den Titel wie eine Art Beleidigung aussprach.
"Ich habe mich aus dem Leben des Mordens zurückgezogen und lebe friedlicher und ohne irgend einen Groll in dieser Stadt. Ich habe meine Treue bein Angriff der Fyhamer unter Beweis gestellt und wasche meine Hände seitdem im Unschuld. Ich bitte euch, ihr könnt mich doch für keine Tat bestrafen .... die schon begnadigt wurde!" Verzweifelt gestikulierte er mit den Händen und sah zu den Wachen, alle waren bis an die Zähne bewaffnet und sahen nicht wie Frischlinge aus.
"Euer Bruder war ein weiser Mann und ihr solltet seine Entscheidungen nicht in Frage stellen MyLord. Ich hege keinen Groll gegen euch oder das Land, ich will lediglich ein ruhiges Leben führen und mein Patenkind aufwachsen sehen. Gerne gebe ich euch meine Waffen, ich brauche sie nicht mehr aber beraut mich nicht dessen, was ich gerade erst wiedererlangt habe! Bitte, tut dies nicht!"

"Was hast du gerade gesagt?" zischte Erol leise und verengte die Augen.
"Ich sollte... die Entscheidung meines Bruders nicht in Frage stellen?" er zischte und verengte das Auge so weit, dass kaum mehr als ein Schlitz übrig blieb.
Die weiße Garde hinter Cynric schien unruhig zu werden, während sie langsam ihre Schwerter erhoben.
Erol trat einen weiteren Schritt auf Cynric zu, knirschte mit den Zähnen
"Ich bin der König und es gibt nicht und niemanden auf den ich hören muss! Ich kann jede Entscheidung in Frage stellen! JEDE AUCH DIE MEINES TOTEN BRUDERS!" er schlug mit dem Gehstock au den Boden
"Wache! Ergreift diesen Mann und sperrt ihn in den höchsten Turm! Erstattet Sir Daenerys Bericht und sagt ihm, der König befehle ihm auf diesen Mörder aufzupassen bis er morgen früh auf den Marktplatz gebracht und bei lebendigem Leibe zersägt wir...
Desweiteren..." zischte er weiter, "verfüge ich, dass meines Bruders Namen aus allen Chroniken gestrichen wird! Ich will meinen Namen dort stehen sehen und jedem am Hofe sei es bei Strafe verboten jemals diesen Namen wieder auszusprechen wenn er nicht die Zunge verlieren will!"

"Das.... das könnt ihr doch nicht einfach so..." Fing Cynric an doch es war vergebens, eine der Wachen schlug ihm in den Magen und Cynric sank getroffen auf die Knie. Er spürte wie kalte Metallhandschuhe seine Arme packten und ihn wegzogen. Sollte das Reich etwa so enden? Unter der Herrschaft eines Mannes, der mehr als nur Machthungrig war? Würde es am ende auf einen zweiten König Palancar hinauslaufen? Der junge Mann bäumte sich ein zweites mal auf. "Tut das nicht! Ihr werdet es..."Wieder brach er mitten im Satz ab, diesmal durch einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Benommen sah er nach links und rechts, er sah alles nur verschwommen und undeutlich, in seinem Kopf dröhnte es. "Verdammter ... Hundesohn..." Keuchte Cynric vergebens, spürte einen Schmerz durch seine Knie zucken als er über eine kleine Stufe geschleift wurde. Ein paar kleine Tropfen Blut, die aus dem Mund des Verletzten kamen, tropften auf den Boden, wurden kurz darauf jedoch von schweren Stiefeln der Wachen, die hinter Cynric liefen wieder verwischt. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit, es war weder Wut noch Hass, nein es war Angst. Er hatte das Leben wieder zu lieben gelernt, die schönen Seite der Städte und auch der Menschen kennen gelernt und wollte all dies nicht mit einem mal wieder aufgeben, doch genau so wenig wollte er zurück auf dem Pfad der Gewalt, auf dem er so lange verkehrt hatte. "Warum...? Ich... ich habe ein ruhiges Leben geführt, habe niemandem geschadet und habe sogar einen Lehrling aufgenommen... Was jetzt wohl aus meiner kleinen Werkstadt wird? Thorben..." Das war der Name seines Schützlings. "Er könnte sie weiterführen, aber was wird er wohl denken wenn er mich auf der Tribüne sieht, wie ich gefoltert werde? Und was werden sie davor wohl sagen? Das ich ein Verräter bin? Oder ein gemeiner Dieb?" Seine Gedanken wanderten weiter, doch machte er sich gar nicht die Mühe an einen Ausbruch zu denken, seine Gedanken galten dem was er zurückließ.

"Ah, mein lieber Brandon!" hallte Thomas Stimme durch die hohe Eingangshalle. Der alte Valeryon schritt, in Begleitung seiner Wachen langsam auf den Jungen zu, auf welchen Thomas bereits gewartet hatte.
"Ich bin hocherfreut dich auch endlich einmal zu sehen" erklärte er leise und kam schließlich einige Meter vor ihm zum stehen und sah ihn von oben herab an.
"Ich werde dich heute im Schwertkampf unterweisen um zu sehen was du schon so alles kannst, und morgen werden wir beide Jagen gehen" erklärte er leise und betrachtete Brandon, wie man ein Stück Fleisch auf dem markt betrachtete.
"Es wird Zeit, dass aus dir ein richtiger Valeryon wird, schließlich willst du doch auch mal so stark sein wie dein Onkel Ryan nicht wahr? Und die surdanische Prinzessin soll schließlich auch einen starken Mann bekommen!"

Brandon betrat die Eingangshalle in die sein Großvater ihn zittiert hatte. Er war alles andere als froh, dass sein Großvater ihn nun unterrichtete. Sein ehemaliger Meister hatte ihm einiges beibringen können und er hatte es geschaft ohne ihm weh zu tun. Sein Großvater würde sicher nicht so sehr darauf achten ihn nicht zu verletzen. Wenn er pech hatte würde er verlangen mit echten Schwertern zu kämpfen. Brandon war ja auch dafür eine gute Ausbildung zu bekommen, doch ob Thomas ihm diese wirklich bieten konnte? Er würde sich zunächst wohl seinem Schicksal ergeben müssen. Die einzige die ihm daraus vielleicht erretten könnte wäre seine Mutter, aber die konnte sich nicht gegen ihren Vater weden, ebenso wenig wie Brandon sich gegen Jeremy wenden konnte.
Als ob es mich interessiert wie sie mich findet! Es soll mir doch auch egal sein wenn ich heirate!, dachte Brandon erbost. Sein Gesicht zierte ein sachtes Lächeln als er zu seinem Großvater aufsah. Er war ein riesenhafter Mann und es wunderte ihn nicht das man ihn den alten Löwen nannte. Doch so stark zu werden wie Ryan ist mit Sicherheit nichts schlechtes, vorallem wenn man bedenkt dass ich mich dann gegen die meisten Leute wehren könnte. Aber ob ich dafür meinen Großvater brauche?. Letztenendes enschloss Brandon sich dazu seinem Großvater einfach höflich zu zustimmen. "Ja, das soll sie Großvater."

"Das ist mein Junge!" lobte ihn Thomas und nickte, ehe er Brandon mit einer steifen, festen Bewegung durchs Haar fuhr.
"Die müssen geschnitten werden" stellte er fest und legte den Kopf schräg, besah sich Brandon von oben bis unten ehe er schnaubte. "Ansonsten kann dir ein Gegner während dem Kampf an den Haaren ziehen und das bedeutet denn dein Ende!" er beugte sich zu dem Kleinen hinab, Auge in Auge und griff sein Kinn, drehte es nach links und rechts. "Du bist von jetzt mein Knappe, hast du verstanden Brandon?" fragte er leise und besah sich den Jungen nochmal. "Du wirst irgendwann die Ritterwürde verliehen bekommen..." er lächelte als er einen Dolch hervor zog, er war aus Gold geschmiedet und mehrere Male gefaltet um stabil genug für kleine Schnitte und Stiche zu sein.
Er zeigte ihn Brandon, deutete auf den Kunstvoll verzierten Knauf in der Form eines Löwenkopfes und mit einer fließenden Bewegung zog er dem Jungen den Dolch ein kleines Stück über die Wange, Blut floss und tropfte auf die Klinge.
"Weißt du was das ist Brandon? Das ist Blut, gewöhn dich an den Anblick und sorge dafür das es nur selten das deine sein wird! Und jetzt lauf zu deiner Mutter und lass dir die Lederrüstung geben die ich ihr mitgegeben habe, wir treffen uns nachher im garten!"

Brandon fuhr sich mit der Hand an die Wange und spürte die Wunde und das warme Blut, welches darauß lief. Er hielt sich die Blut verschmierte Hand vor Augen und sah wie das Blut allmählich über sein Handgelenk lief. Er wand den Blick wieder zu Thomas. "Natürlich Großvater. Ich werde dort sein.", antwortete Brandon verneigte sich vor Thomas und wand sich zum gehen. Kaum das die Tür zum Korridor hinter ihm ins Schloss fiel hielt er sich mit der Hand die offene Wunde an seiner Wange. Er achtete darauf seine Kleidung nicht voll zu tropfen. Seine Sachen waren teuer gewesen und er wollte nicht dass sie ersetzt werden mussten.
Mit eiligen Schritten bewegte er sich durch die Gänge und suchte sich den wag zum Zimmer seiner Mutter. Die Wunde blutete recht viel für seine Größe und es wollte einfach nicht aufhören. Nun es würde schon wieder aufhören. Wieso sollte es auch nicht? Notfalls würde er sich bei seiner Mutter verartzten lassen.