Kleine Kammer

Avado trug Astaya vorsichtiger als es eigendlich sein musste durch die Gänge, achtete darauf das sie sich nirgendswo wehtat.
Der kleinen schien es, als wäre er geradezu fürsorglich...
Irgendetwas Stimmte nicht

"Wieso tust du das?", fragte Astaya leise als sie sicher war, dass der andere Mann ihre Frage nicht hörte. Über den Weg hin war sie verwundert gewesen, weil er ihr noch nichts angetan hatte, denn man abgesehen von den Fesseln an ihren Händen und Beinen war sie unversehrt geblieben, wenngleich sie bezweifelte, dass es noch lang so bleiben würde.
"Wieso bist du so freundlich zu mir?"

"Weil du für all dies nichts kannst..." meinte er leise.
Er ging noch einige Gänge entlang, in die Senke nur um kurz darauf wieder eine Steigung empor zu steigen.
"Ich werde versuchen dir all das so akzeptabel wiemöglich zu machen - ich muss meine Rolle spielen, verzeih mir das mit deinem Freund... ich hätte ihm nichts getan!"

"Es war meine Entscheidung zu bleiben und ich werde all das, was auf mich zukommen wird, ertragen. Das ist mein Schicksal und ich füge mich ihm", antwortete sie, schloss die Augen und versuchte sich den Weg, den Avado ging, einzuprägen um ihn eventuell noch einmal zurück zu finden.
"Wenn du das nicht willst, wieso bist du dann bei diesem Mann? Er ist böse."

"Wisst ihr..." er lächelte leise.
"Die Organisation hat seine Leute überall..." er ging etwas schneller, brachte genug Abstand zwischen sich und Arash um jene Worte nun sprechen zu können.
"Arcanea würde niemals zulassen, dass euch wirklich etwas passiert - solange ich bei ihm bin kann ich einschreiten!"

Ein scheinbarer Schlag ging durch Astayas Körper als sie die Worte in der alten Sprache endlich durch ihre trüben Gedanken übersetzt hatte und sich ihrer Bedeutung bewusst wurde. Er gehörte zur Arcanea ... er gehörte zu ihrer Mutter. Es war, als ob ein Stück Heimat plötzlich an diesen trostlosen Ort gebracht wurde, von dem sie bisher nur die Schreie und das gequälte Stöhnen vernommen hatte.
Heiße Tränen rannen plötzlich über ihr bleiches Gesicht und die Barriere um sich selbst zu schützen vor all dem Bösen, das sie hier erwartete, brach ein.
"Sag meinem Vater nicht, wo ich bin ... ich will nicht, dass er hierher kommt und das sieht. Ich will nicht, dass er das Leid sieht."

"Ich hole dich in einen günstigen Moment hier raus" meinte er leise, wiegte sie hin und her, wie ein kleines Kind.
"Verzeiht mir, ich hätte anders handeln sollen aber... dieser Auftrag ist wichtig, ich werde dich beschützen! Hass mich bitte nicht.." er zeigte ein schwaches Lächeln, war froh das Arash beinnahe ausgerutscht war und sich wieder hochkämpfte, das verschaffte ihnen noch kurze Zeit zum reden

"Ich hasse dich nicht aber bitte sag niemandem, was passiert ist", flehte sie leise und rang darum wieder die Selbstbeherrschung zurück zu erlangen als Avados Schritte langsamer wurden.
"Ich werde das alles hier ertragen aber ... wenn ich ihm nicht die Wahrheit erzähle, dann kann ich vielleicht Schlimmeres verhindern. Das ist der Grund, weshalb ich hier bin", setzte sie leise schluchzend hinterher. "Mein Schicksal ..."

"Du wirst nicht lange hierbleiben, das versprech ich dir!" er lächelte leise.
"Das bleibt unter uns!" sie erreichten die Kammer, und Avados Gesicht wurde wieder hart als Arash aufholte, er legte Astaya auf den Boden, lehnte sich an die Wand und musterte arash.
"So, alles verläuft nach Plan!"

"Wir haben einen weiteren ... Gast ... hier", äußerte Arash als er nach einigen wenigen Schritten neben Avado zum Stehen kam und seine hellen Augen den Jungen fixierten.
"Sie sollte bald ankommen. Ich will, dass du das Mädchen abholst und dich eine Weile lang gut um sie kümmerst, Avado. Währenddessen werde ich mich um unseren besonderen Gast hier kümmere."

"Arash, bist du nicht der Meinung das jemand der sich mit seherischen Fähigkeiten auskennt das Mädchen... behandeln sollte?
Ich meine, sie ist mein Eigentum - Ich hab sie geholt..." er lächelte kalt.
"Und ich finde mich leicht unterfordert für dich Paketdienst zu spielen!"

Wie lange war ich weggetreten? dachte sie noch halb im schlaf.
SIe stöhnte leise auf und drehte sich zur seite und zog die geschundenen Beine an. Alles schmerzte.
Wo zur Hölle bin ich schnauzte sie murmelnd noch mit geschlossenen Augen.

War Arash zuvor noch ruhig gewesen, so fachte nun die Wut in ihm auf und er griff grob nach Avados Arm. "Zweifelst du an dem, was ich dir sage?", fragte er ruhig, die Worte kamen langsam und schneidend von seinem Lippen, klangen bedrohlich und fast unbemerkt schwang in ihnen die Drohung mit, dass Avado besser das tun sollte, was der andere wollte.
"Kümmer dich um unseren weiteren Gast, Avado, bevor ich wirklich ungemütlich werde. Das Mädchen gehört dir nicht."

"Ich habe dir bereits einmal gezeigt, ich weiß welche Bewegung du als nächstes machst, was du tust! Ich könnte dich töten hier und jetzt, ohne Reue ohne mit der Wimper zu zucken - dies hier ist ein geben und ein Nehmen Arash, wir können nur zusammen arbeiten wenn wir wissen das wir den anderen kein Stück vertrauen können!" er lächelte kalt, ließ sich von Arash nicht einschüchtern

Die Züge des anderen zeigten ein schmales, eisiges Lächeln während er den Blick von Avado nicht abwandte, nicht einmal mit der Wimper bei den Worten des anderen zuckte. Dachte der Seher wirklich, er würde ihm das Mädchen überlassen, das für ihn momentan von solch unschätzbarem Wert war? Jeden anderen Gast hätte er ihm überlassen, aber die Kleine, die dort in der Ecke lag und still weinte, würde der Grund sein, weshalb sein Plan gelingen würde.
"Ich lebe noch, Avado", äußerte er dann, nicht minder freundlich als zuvor bereits schon. "Du wirst die Hände von der Kleinen lassen, so lange ich noch nicht das weiß, was ich will. Darüber werde ich mich nicht weiter mit dir unterhalten und ... lass dir eines gesagt sein, verschwindet sie - stirbst du."

"Glaube mir, wenn ich mit ihrem verschwinen zu tun habe wirst du tod sein ehe du es bemerkst!" er schüttelte den Kopf.
Sah noch einmal kurz zu Astaya.
Er ging an ihr vorbei zu Luná und ließ dabei Geschickt aus dem ärmel ein Medallion in Astayas Hände fallen....

SIe schlug die Augen auf als die Worte "stirbst du" ihr Gehör erreichten.
SIe schreckte hoch und schlug sich den Kopf an der ihr nächsten Wand.
Mist fluchte sie und erschrak als sie den Mann vor ihr sah . Erschrocken rutschte sie zurück bis sie mit dem Rücken komplet an der Wand war und keinen Zentimeter mehr weiter weg konnte.

Die Geste durchaus bemerkt habend ließ Arash Avado jedoch gewähren und musterte das Bild, das sich ihm bot. Seine Augen wanderten kurz über Lunás Körper, die langsam aber sicher zu Bewusstsein kam, bevor sie zu Avado striffen und schließlich bei Astaya hängen blieben, die das Medaillon mit den dünnen Fingern umklammerte als wäre dieses kleine Schmuckstück ihr einziger Trost in dieser Welt. Sie würde es noch früh genug hier liegen lassen müssen.

Avado glitt auf Luná zu, zog einen Dolch aus seinem Halter und sah diese kalt an.
"Guten Abend...."

Sie fiepste auf. Leicht legte sie den Kopf schief und setzte einen ausdruckslosen Blick auf.
Von einem Guten abend kann man wohl nicht sprechen... dachte sie.
Sie fiepste wieder wie ein kleiner geprügelter Hund gab aber keine antwort und ließ den Blick auf dem Dolch während in ihrem Händen zeit langem wieder Flammen anfingen ihre Haut zu küssen.

"Das würde ich nicht tun..." meinte er leise als er Luná näher kam.
"Was hast du dir vorgestellt, was ich mit ihr tuen soll?" rief Avado über seine Schulter.
Er ging neben der Frau in die Hocke, fasste sie grob am Handgelenk und die Flammen erloschen

Arash unterdessen war in die Knie gesunken, richtete den Blick auf das junge Mädchen vor ihm, das nun vorsichtig den Kopf hob. Seine Augen begegneten den ihren und er runzelte verwirrt die Stirn als er erkannte, dass es nicht die helle Farbe ihrer Iris war, sondern auch, dass ihre Pupille von einem weißen Schleier überzogen war. Sie war also blind ... das machte es um einiges einfacher und ermöglichte es ihm von ihr weitestgehend unbemerkt zu bleiben.
"Sorg dafür, dass sie nicht wegläuft", antwortete er Avado schließlich, bemerkte das Rascheln von feinem Stoff und hob die Augenbrauen als er erkannte, dass Astaya sich aufgesetzt hatte und den Kopf nun gegen die nassen Felsen hinter ihr lehnte.

"Kein Problem!" er machte eine schnelle, schmerzhafte Bewegung durch Lunás Füße.
Blut schoss heraus, er hatte die Achilles-Verse zertrennt....
Ein kaltes Lächeln.
"Ihr wedert etwas länger bei uns bleiben!"

Sie schrie auf .
Schmerzgekrümmt wand sie sich auf dem nackten Boden.
Tränen liefen ihr über die Wange, aber sie versuchte nicht aufzuschluchtsen oder gar einen laut des weinens von sich zu geben.
verdammter Mistkerl brachte sie unter tränen hervor.