Am Rande der Stadt Osilon

„Mehr, als ich je von dir verlangt hätte...“, flüsterte Farodin leise, küsste dann sacht ihre Stirn, ihre Augenlider und nahm ihre Hand, die er sacht zu seinem Herzen führte. „Doch dein Herz werde ich aufbewahren, es schützen, mein Leben lang, wenn du es erlaubst“, sagte er mit einem sanften Lächeln und atmete dabei leise aus.
Für ihn schien noch immer die Zeit still zu stehen. Sie war nur noch ein Einatmen, warten, Ausatmen.
Egal wessen Atem es war, ihrer oder seiner. Die Welt schien sich nur noch zu bewegen, weil sie und er atmete.

Sie spürte unter seiner Kleidung das Schlagen seines Herzens, lauschte jenem dumpfen Pochen ehe sie langsam nickte. "Hier weiß ich, dass es sicher ist und seinen Platz gefunden hat ...", sagte sie leise, strich sacht über den Ort, an dem sich sein Herz befand. "Für ein ganzes Leben."
Sie wartete nicht auf eine eventuelle Antwort, die von ihm noch hätte kommen können, zog ihn stattdessen wieder sacht zu sich herüber und verschloss seine Lippen mit den ihren. Sollte die Welt diese Nacht untergehen ... es war vollkommen gleich geworden in jenem Moment, in dem sich ihre Lippen zum ersten Mal berührt hatten.

In jenem Moment, ließ jener Zauber nach, der ihre Ohre verschließen sollte vor den Gesängen der Elfe, deren Texte mit der Magie der Alten Sprache verwoben war. Dies hatte nicht unbedingt an dem Können der Werkatze gelegen, sondern vielmehr an jener Tatsache, dass jene Musik den Weg in ihre Herzen gefunden hatten, ganz ohne dabei ihre Ohren überwunden zu haben.
Das leise Knistern der goldenen Flammen ging in den liebreizenden Melodien unter, welche Farodin innerlich vor Freude und Leidenschaft erschaudern ließen. Oder, war der Grund vielleicht ein anderer? Was es auch war, es betörte seine Sinne, ließ jene strickte Traditionen und Bräuche, die man den Elfen von Klein auf nahe legte, an Wichtigkeit verlieren. Sie schmolzen, wie Eis in der Sonne, wobei er seine Sonne direkt in seinen Armen hielt, die ihn küsste und ihm das unvergleichliche Gefühl gab, wirklich zu leben.
Er wusste, dass die Musik, der Gesang der den Wald erfüllte, ihn beflügelte, doch er war sich gleichzeitig auch eines ganz sicher: Was er tat, tat er, weil er selbst es so wollte.
Von ganzem Herzen.

In einem Rausch aus den schnellen Schlägen seines Herzens, das dem Puls eines jungen Vogels glich, einzelnen Gefühlen, wie jene brennende Sehnsucht, tiefem Verlangen und ausfüllender Liebe
zu Elatariel, in einem Gemisch aus betörenden Düften und Klängen und unendlicher, tiefer Wärme
verlor sich der Elf in den Tiefen der Nacht und des schützenden Waldes und wurde eins mit Nyarálin.
Verbunden, verschmolzen, in Liebe verloren.

Der Nacht zog rascher dahin, als dass auch nur einer der Anwesenden etwas davon registriert hatte. Zu sehr waren sie dafür dem Zauber verfallen, der wie ein leiser Windhauch durch das Geäst des Waldes fuhr ehe er im Morgengrauen verhallte und nur die unsichtbaren Spuren der Nacht zurückließ, die keiner von ihnen vergessen würde. Sie alle wussten, dass diese Nacht etwas Besonderes gewesen war - ein Geschenk des Schicksals, das es mit ihnen allen nicht gut gemeint hatte und ihnen die Möglichkeit gegeben hatte Ruhe und Geborgenheit zu finden.
Die Blätter raschelten, bogen sich und ließen ab und an die Morgensonne hervorblitzen, die den Boden angenehm erwärmte als wolle sie die Bewohner des Waldes sacht aus dem Schlaf erwecken, in den sie gesunken waren, trunken von der Magie, die von diesem Ort ausging und die nun auch von ihnen Besitz ergriffen hatte.

Sacht lächelnd stützte sich Nyarálin halb auf, schob einen der Ärmel, die ihr über die Schulter gerutscht waren zurück an Ort und Stelle, blickte hinab auf das ruhige Gesicht Farodins, beobachtete den anderen eine ganze Weile lang.
Es war kein Fehler gewesen, was sie getan hatten, wenngleich auch die Beschwörung Schuld an der Zügellosigkeit gewesen war. Vorsichtig, als fürchte sie, sie könne den anderen erschrecken hob sie die Hand und strich ihm sacht über die Wange ehe sie sich hinabbeugte und ihre Lippen sacht über die seinen strich.

Blinzelnd erwachte Farodin aus dem seichten Schlaf und blickte mit seinen grünen Augen zur Nyarálin auf. Der gestrige Abend ließ sich wohl kaum in irgendeiner Weise in Worte fassen. Nein, das war schlichtweg unmöglich. Weder die Sprache der Elfen, noch die der Menschen oder die er Zwerge fasste genug Wörter, die so etwas in all seiner Pracht beschreiben konnten.
„Du Evarínya ono varda, Aiedail“, sagte er lächelnd, streckte seine Hand nach ihr aus und strich ihr ein paar blonde Strähnen beiseite.
„Ich wünsche dir einen schönen Morgen, Elatariel“, sagte der Elf, legte als nächstes zwei Fingerspitzen flüchtig auf seine Lippen und dann an die ihre. "Heute... werden wir unsere Reise wohl fortsetzen können. Sobald wir die beiden Menschen gefunden haben"

Flüchtig striffen ihre Lippen über seine Fingerspitzen bevor auf ihren Zügen ein feines Lächeln erschien. "Ich denke, sie werden uns finden, wenn sie bereit sind weiter zu ziehen", antwortete sie dann, nickte jedoch auf seine Aussage hin.
Das Feuer, das sie am letzten Abend entzündet hatten war längst hinabgebrannt und glimmte nur noch sacht vor sich hin, spendete den letzten verbliebenen Rest an Wärme, den es gespeichert hatte bevor es gänzlich verlosch und weiße Rauchschwaden gen Himmel zogen.
"So lang ist uns noch ein wenig Zeit gegeben."

Mhink kam angetrabt, eine große Schüssel aus Holz auf dem Rücken, in welcher allerlei Beeren und Früchte des Waldes lagen, einen Fisch im Mund und munter mit dem Schwanz zuckend.
Er erreichte die Feuerstelle, ging in die Knie um seinen fisch zu vespeisen und überließ es den Elfen ihn um die Schüssel zu erleichern.
Morgen

Elune hatte irgendwo mitten im Wald halt gemacht und war gelandet. Für sich und Naruk hatte sie einen Schlafplatz gesucht und war dort eíngeschlafen. Als der Drache nun am nächsten Morgen erwachte gähnte sie erstmal und schaute sich um. Das einzige was sie sah waren Bäume. Elune seufzte und stupste Naruk an,He Pelzknäul,aufwachen.

„Guten Morgen, Mhink“, begrüßte der Elf jene Werkatze, die so eben ihren Fisch verspeiste.
Etwas, dass Farodin nur innerlich zusammen zucken ließ, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken, was seine Abneigung bezüglich Fisch und Fleisch als Nahrungsmittel anbetrifft.
Respektvoll nickte er ihm zu und wünschte einen 'Guten Appetit', wenngleich er sich sogleich wieder von am Anblick abwandte und Nyarálin anblickte.
Tatsächlich schien ihnen noch Zeit gegeben, wenn auch nicht unbedingt gemeinsame Zeit zu zweit, allein.

"Auch ich wünsche dir einen guten Morgen, Mhink", kam es von Nyarálin, die der Werkatze mit einer kurzen Handbewegung die Schüssel vom Rücken nahm, damit der Kater sich zur Gänze seinem Fisch widmen konnte.
Sie verstand nicht, wie man Gefallen an Fleisch finden konnte, unterließ es aber Worte darüber zu verlieren. "Ich danke dir", folgte es noch in Richtung des Katers bevor sich ihre Augen wieder Farodin zuwandten. Sie wusste nicht, wie lang Mhink schon weg gewesen war, wie viel er von dem mitbekommen hatte, was geschehen war. Der Kater jedoch schien genug Taktgefühl zu besitzen als dass er nichts darüber sagte und sie war ihm dankbar dafür.

Mhink verpseiste den letzten Haps, nahm die Gräten in den Mund und warf sie mit einer weiten Kopfdrehung fort.
Mögest du zum Zeitpunkt deines Todes vom Wasser ans Land, und vom Land in die höhen der Lüfte erhoben werden kleiner Fisch! dann legte er den Kopf schief, maunzte und sah Nyaralin aus seinen durchdringenden, grünen Augen an.
Wir sollten aufbrechen!

Elune langweilte sich ziemlich und gähnte. Sie sandte ihren geist aus und war zufrieden als sie die Nähe
der Elfen irgendwo im Wald spürte. Da sie nicht wusste wie die Elfen reagieren würden wartete sie.

"Sobald Julian und Luná den Weg zu uns zurück gefunden haben", antwortete sie ruhig, wandte den Blick wieder zu Mhink herum und beobachtete das Tun des Werkaters eine Weile lang ehe sie lächelte und in ihren Augen für den Bruchteil einer Sekunde der Schalk aufblitzte. "Es sei denn, du möchtest sie stören und sie daran erinnern, dass wir aufbrechen wollten."
So sehr es Mhink auch missfallen mochte, sie würde auf Julian und dessen Gefährtin warten, die beiden Menschen auf keinen Fall allein im Reich der Elfen umher wandern lassen während sie nicht wusste, ob sie nicht von einer der Wachen vor den Städten angegriffen werden würden. Das Unterfangen beide nach Ellesméra zu bringen war schon riskant genug und die Elfe rechnete fast damit bald einer der Patrouillen zu begegnen.

Mhinks Haaren stellten sich auf und der kleine Kater schüttelte sich wie ein Nasser Hund.
Ich habe gerade gegessen! er blickte Nyaralin böse an, setzte sich auf die Hinterpfoten und seufzte.
Es ist eine große Ehre, dass ich eure Gesellschaft schätze und nicht bereits vorrausgehe!

Elune schnaubte als keiner reagierte. Sie seufzte und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Elfe:Verzeiht wenn ich ohne
Erlaubnis in euren Geist eindringe aber ich möchte mal wissen wann Naruk und ich wieder zur Gruppe kommen dürfen?

"Verzeiht. Ich weiß diese Ehre durchaus zu schätzen, dass du in unserer Gesellschaft reist, selbst nach dem schlechten Verhalten, dass unser junger Drachenreiter dir zuteil werden ließ", kam es schlicht, jedoch wieder deutlich ernster zur Antwort begleitet von einem kurzen respektvollen Kopfneigen.
Das war eines der Dinge, über die sie mit Julian zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal reden musste - sein Verhalten und den Respekt gegenüber einem magischen Wesen, das so selten in Erscheinung trat wie eine Werkatze.

Mhink winkte mit seiner Pfote ab, was wahrscheinlich um einiges süßer aussah, als er beabsichtigt hatte, eher er wieder zu Nyaralin aufblickte.
Er würde länger bei ihr bleiben, beschloss er.
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass in ihrer Gegenwart immer etwas interessantes passieren würde.
Und Julian....
Dem Reiter würde er bei Gelegenheit einen Haarballen in den Alkohol spucken.

Die Elfe erschrak kurz ob des Geistes des Drachens, der den ihren striff und dabei um einiges machtvoller schien als sie es gewohnt war.
'Ich wünsche, ich könnte Euch sofort wieder zu uns rufen, Elune', gab sie der Drachendame zu verstehen. 'jedoch stehen die Elfen den Reitern und ihren Drachen misstrauisch gegenüber. Sie fürchten die Macht eines Drachens und bevor ich nicht sicher stellen kann, dass Euch keine Gefahr droht, müsst Ihr Euch von uns entfernt aufhalten. Verzeiht mir.' Mitleid schwang in ihrer geistigen Stimme mit, konnte sie doch Elunes Gefühle verstehen. Sie selbst wusste nicht einmal, wie lange es dauern würde bis sie allein Dellanir davon überzeugt hatte, dass weder Julian, noch Elune grausame Monster waren, die das Unheil der Elfen wollten.

Na toll,wie lang wird es noch dauern? Außerdem haben sie doch gar nichts zu fürchten. Wenn jemand freundlich zu mir und meinen Freunden ist bin ich eigentlich zahm wie ein Lamm,echt.,seufzte Elune gelangweilt.

Nyarálin lachte leise angesichts der Worte der Drachendame und nickte wie für sich selbst. Sie glaubte Elune jedes einzelne Wort, das sie sagte und zweifelte nicht an deren Person. Für die Elfen würde keine Gefahr von ihr ausgehen und Julian ... nun ... ihn würde man leicht schlagen, wenn die Situation eskalieren würde und der Drachenreiter der Meinung war, er könne sich jemand neuen suchen, den er verprügeln konnte.
'Daran zweifle ich nicht, Schimmerschuppe, dennoch ... lasst mich mit der Elfenkönigin Dellanir sprechen ehe Euer Reiter Euch zu uns rufen wird. Ich möchte, dass sie von Eurem Aufenthalt hier weiß bevor ich sie vor vollendete Tatsache stelle.'

Nur daran liegts? frgat Mhink und rieb sich übers Ohr.
Dellanir ist mir sowieso noch was schuldig...

Julian suchte seine Sachen zusammen und wartete auf Luná.
Als auch sie sich wieder bekleidet hatte kamen beide nach einer Weile zurück an das kleine Lager.
Hallo... summte Julian glücklich zu der kleinen Gruppe.

Mhink überlegte kurz, ob er eine spitze Bemerkung von wegen Drachen und REITER sagen sollte, besann sich dann jedoch auf seine gute Erziehung und drehe Julian nur Keck den Rücken zu, ehe er mit wehendem Schwanz und sotlz erhobenem Haupte zu Nyaralin tappste.

Sacht lächelnd streckte die Elfe die Hand aus und strich Mhink sanft über den Kopf, den Werkater unterm Kinn graulend ehe sie ihre Augen auf Julian richtete und dem Reiter zunickte.
"Ich wünsche Euch ebenso einen guten Morgen. Ich hoffe Eure Nacht war angenehm", lächelte sie, ließ jedoch die Bedeutung jener Worte offen. Es war so offensichtlich, mit was er und Luná sich während der Nacht beschäftigt hatten.
"Ihr solltet euch stärken, bevor wir weiterziehen."

Sehr angenehm sogar. meinte er lachend und setzte sich zu Nyaralin.
Verzeiht das ich euch gestern so barsch behandelt habe Mhink. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen.
Julian sah in die Glut des Feuers und streckte sich genüsslich.