Eingangstor

Etwas erschreckt blickte Destelle das Mädchen an. "Ach, ja mir geht es gut. Warum fragen Sie denn?", meinte sie nett und höflich, ihr eigene Art halt.
Sie wollte eigentlich einige Zeit alleine sein und über die Geschehnisse nachdenken, aber Aberon war groß und sie musste zusehen wie sie überleben konnte. Ich mag die Sonne hier in Surda...

"Weil Ihr gelinge gesagt furchtbar ausseht", beantwortete Coreen sallopp und rümpfte die Nase. "Und genauso riecht", setzte sie dann schließlich hinzu, grinste dann aber und griff nach dem Arm der anderen.
"Kommt, ich bring Euch zu einem Ort, an dem Ihr ein Bad bekommt und das habt Ihr wirklich bitter nötig." Es war nicht annähernd böse gemeint aber Coreen war dazu erzogen worden die Wahrheit zu sagen und sie würde sich nichts anderes angewöhnen.

Destelle lächelte ihr entgegen. "Das ist sehr nett von Ihnen.", antwortete sie und nahm die Hand des Mädchens. Es war entweder Glück oder Schicksal, aber sie würde es nicht verschwenden."Ich danke Ihnen.". Die Frau wirkte nicht wie eine der Bettlerinnen oder Nomadinnen in Surda, sie war schön, auch wenn schon etwas älter als das Mädchen selbst. Hier in Aberon sind die Menschen viel netter als in Dras-Leona. Ich werde wohl eine Weile hier bleiben.
Sie ging dem netten Mädchen nach. "Warum haben Sie sich denn entschlossen ausgerechnet mir zu helfen?"

"Ihr kommt nicht von hier und Ihr seht nicht danach aus, als hättet Ihr das Geld Euch in einer Taverne ein Zimmer zu mieten", stellte Coreen trocken fest und ließ ihren Blick erneut über die Ältere wandern. "Im Übrigen scheint Ihr Euch verbergen zu müssen, sonst würdet Ihr bei dieser Hitze keinen dicken Umhang und Dreck in Euren Haaren haben. Menschen, die sich verbergen müssen sind also entweder Verbrecher und Gegner des momentanen Königs der Menschen", beendete sie ihre Schlussfolgerung, führte die andere durch die Stadt auf den Palast zu.

Klug...kluges Mädchen. Das Lächeln auf dem Lippen der wehrlosen Frau verschwand. "Ihr verhaftet mich doch nicht oder? Dieser Vollidiot Vladimir und seine Machenschaften! Dieser dreckige Schatten!", sagte sie plötzlich und blieb dabei abrupt stehen. "Ich bin weder Gegner des Königs, noch bin ich eine Verbrecherin.", meinte sie. "Ihr seid ziemlich klug, meine Dame. Mit wem habe ich das Vergnügen?"
Ihre Stimme klang rau, ihre Lungen brannten und ihr Gesicht war aufgrund des trockenen Schlamms kaum wieder erkennbar. Trotz allem überwand sie ihre Angst und ging neben Coreen weiter.

Coreen brach in schallendes Lachen aus und schüttelte den Kopf, wobei die schwarzen Locken wild auf und ab hüpften. "Nein, nein - ich verhafte Euch mit Sicherheit nicht", brachte sie kichernd hervor. "Ihr seid in Aberon - dieses Scheusal von Vladimir hat keinerlei Macht hier." Sie blieb kurz stehen und brachte ein freundliches Lachen zu Stande.
"Coreen Armar lautet mein Name."

tbc: Palast des Südens

„Shht, Nahan... du verunsicherst sonst die Leute. Du musst ganz brav sein, hörst du?“
Sacht strich Marleya ihrem Tiger durch das kurze Fell und kraulte ihn dann kurz am Kopf, ehe sie wieder aufstand.
Vor ihr lag die Stadt Aberon im surdanischen Reich. Sie waren lange gereist, bis sie endlich diese Stadt erreicht hatten. Maleya tastete nah ihrer Tasche, in der sich zwei Nachrichten befanden, die sie hier abliefern musste.

Einen Tag hatte sich Marleya nun in der Stadt aufgehalten, hatte sich dort ausgeruht, gespeist und um geschäftliches gekümmert.
In einem finsteren, kaum belebten Viertel der Stadt hatte sie Nachrichten weiter geleitet und neue erhalten. Mit diesen stand sie nun erneut vor dem Eingangstor - dieses Mal verließ sie die Stadt jedoch, zusammen mit ihrem Tiger.
Es würde einige Tage dauern, bis sie jene Stadt erreichte, in der sie die wichtigen Informationen abgeben konnte... aber das riskierte sie.


tbc: mal sehen

Das Frühstück war wundervoll gewesen, endlich wieder etwas, bei dem sie sich erholen und die Zeit einfach mal genießen konnte. Ganz ohne an irgendetwas denken zu müssen, weder an das, was nun folgen würde, noch an irgendetwas anderes, das sie sonst stets beschäftigte.
Das Essen war ebenso köstlich gewesen, wie beim letzten Mal und die Wassermelone schmeckte ihr dieses Mal sogar fast besser... Doch das wirklich wichtige war, dass das Frühstück dieses Mal ohne jegliche Katastrophe geendet hatte. Keine unangenehmen Gäste, keine Unterbrechung, kein Gift, sondern ein einfaches, normales Frühstück.

Inzwischen hatten Lyonel und Zerra sich inzwischen für die Rückreise fertig gemacht, hatten das wichtigste ihres Hab und Gutes zusammen gepackt und anschließend den Stall aufgesucht, nachdem sie sich von Hivnir und seiner Tochter verabschiedet und bei ihnen bedankt hatten.

Zerra ritt gerade an Lyonels Seite auf das Tor der Stadt zu, als sie aus der Ferne Hufgetrappel vernahm, das hinter ihnen immer näher kam. Leicht zog sie die Zügel ihres schwarzen Rappens an und lockerte den Druck ihrer Schenkel um dem Pferd damit zu verstehen zu geben, anzuhalten und drehte sich daraufhin im Sattel nach hinten um.

Auf einem Fuchs mit kurzer Mähne heran gesprescht, nährte sich Halibel den beiden und hielt erst an, als sie schon fast in sie hinein geritten wäre. Mit einem seltsamen Lächeln musterte sie erst Zerra und dann Lyonel, dem sich dann hochachtungsvoll zu nickte und sich dabei leicht im Sattel verneigte.
„Habt ihr etwas vergessen, dass ich noch mit Euch reden wollte, Lyonel Bolívar? Es geht um geschäftliches“, sagte sie mit ernster Stimme, auch wenn man ihren Augen ansah, wie gut sie drauf war. Scheinbar hatte ihre gestrige Standpauke etwas gebracht...

Beinahe lautlos beobachtete Xemnas die Szenerie, die sich dort vor den Toren der Stadt abspielte. Skeptisch musterte er die fremde Frau, die auf die beiden zu geritten war und fixierte nach kurzem auch schon wieder Zerra. Durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung konnte er schemenhaft die Konturen ihres Tattoos erkennen. Jenes, auf ihrem linken Oberarm, dass das Zeichen von Zar'roc war.
Einige Tage hatte er hier in der Stadt ausgeharrt um mit ihr zu reden. Sein Griff um sein Schwert lockerte er nicht, als er aus einer schmalen Gasse heraus trat und auf Zerra zu ging.

Gerade als Zerra etwas erwidern wollte, um sich unter anderem auch bei Halibel zu bedanken, da vernahm sie hinter sich Schritte. Erstaunt drehte sie sich erneut mit dem Oberkörper herum und sog scharf die Luft ein, als sie Xemnas erblickte. Ihre Züge verhärteten sich sogleich und sie blickte mit kalten, blauen Augen auf ihn herab.
Ihn hatte sie hier nicht erwartet. Seid Dras-Leona hatte sie ihn nicht mehr gesehen und konnte nur Mutmaßungen darüber anstellen, weswegen er wohl gekommen war.
„Entschuldigt mich kurz“, sagte sie an Halibel und Lyonel gewandt, sprang locker von ihrem Pferd ab, nahm dessen Zügel und ging auf Xemnas zu.
„Was willst du hier? Haben Baldor und Malian dich geschickt?“, fragte sie missmutig.

„Nein“, antwortete Xemnas knapp, blieb wenige Meter vor Zerra stehen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Unwirsch verzog er das Gesicht und blickte kurz an ihr vorbei, zu dem Mann, den er schon in Dras-Leona gesehen hatte und zu der fremden Frau.
„Ich bin aus eigenem Wunsch hier. Ich bin selbst auf der Suche nach Baldor und Malian“, fuhr er leise fort und wandte seinen Blick wieder zu Zerra.
Sie sah besser aus, als damals in dem Gasthaus, da er sie das erste Mal gesehen hatte. Erholter. Zufriedener. Auch wenn sie das ihm gegenüber nicht zeigen wollte.
Dafür ließ sie ihn spüren, wie abgeneigt sie von seinem Besuch ist. Verständlich...
„Ich weiß inzwischen, dass du nicht eine von diesen Schoßhündchen des Grafen warst. Nicht mehr“
Zu jener Zeit... schmerzlich zog sich in ihm alles zusammen, als er an damals dachte...
„Deswegen will ich von dir nicht mehr als ein paar Informationen...“

Verblüfft blinzelte Zerra und strich sich eine störrische, schwarze Strähne aus dem Gesicht.
Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Der Verlauf eines Gesprächs mit ihm, hatte sie sich anders vorgestellt. Besonders auch deswegen, weil sie bei ihm immer ein seltsames Gefühl hatte. Stets blickte Xemnas finster drein und war gleichzeitig so verschlossen, wie ein gut verriegeltes Palasttor. Niemand könnte wohl aus seinem Gesicht lesen...
Das schlimmste hatte sie ihm zugemutet, die übelsten Taten, als Neuling von Zar'roc. Doch nun? Welche Wendung würde dieses Gespräch nehmen, was könnte er wollen?
„Und welche wären das?“

„Wo ist Dunas? Ist er bei Baldor und Malian? Du kanntest ihn doch gut, oder nicht? Wo ist er?“, fragte Xemnas mit schneidender Stimme und ließ damit keinen Zweifel zu, dass ihm das ganze sehr ernst war. Mit einer Lüge würde er sich nicht zufrieden geben... nein, ganz bestimmt nicht.

Daher weht also der Wind. Zerra musterte Xemnas abschätzig und atmete dann tief und ruhig ein. „Denkst du, ich würde ihn verraten? Was willst du von ihm? Er ist nicht so wie Baldor oder Malian. Er hat sich geändert, auch wenn er länger gebraucht hat, um einzusehen, dass Zar'roc nicht der richtige Weg ist“ Schnaubend ließ ihr schwarzer Rappen sich verlauten, dem sie sacht durch die Mähne fuhr.
„Ganz im Gegenteil. Dunas sucht nach ihnen, ebenso wie du, scheinbar, um diese aufzuspüren und ihnen das Handwerk zu legen“

Nun war Xemnas derjenige, der ehrlich erstaunt war. Hatte er Dunas so falsch eingeschätzt? Andererseits glaubte er Zerras Worten und vielleicht war ihr Einfluss auf ihn größer, als vermutet.
Nachdenklich senkte er seinen Blick und seine Hand fuhr kurz über den Griff seines Schwertes.
„Ich glaube euch und ich sehe euch auch nicht als meinen Feind an. Deswegen verrate ich euch, aus welchem Grund, ich zu Zar'roc kam“, sagte er mit leiser eindringlicher Stimme und trat dabei noch näher. „Ich will Rache. Der einzige Grund, der mich zu euch brachte ist, euch auszulöschen, um Zar'roc ein Ende zu bereiten. Deswegen suche ich Baldor und Malian“

Für einen Moment konnte Zerra etwas in seinen Augen sehen. War es Schmerz? Wut? Oder der tiefste und schmerzvollste Art von Verlust, die es gab? Doch bevor sie sich entscheiden konnte, was es gewesen war, war es auch schon wieder genau so schnell verschwunden. Vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet, dennoch... Zerra glaubte, dass etwas davon ihn sicherlich bewegen musste.
Die Fürstin überlegte, was es wohl war, dass ihm Zar'roc angetan hat, dass er Rache wollte.
„Glaubt mir, dass auch ihr keinen Grund habt auch Dunas als Feind anzusehen... leider war er bisher noch nicht auf seiner Suche erfolgreich. Ich weiß auch nicht, wo genau er sich nun befindet. Seine letzte Nachricht liegt ein paar Tage zurück“, sagte sie und lächelte nun das erste Mal.

Langsam nickte Xemnas, blieb ruhig, trotz der schlechten Nachricht, auch wenn ihm nach etwas ganz anderem war. Leise schnaubte er, fuhr sich durch das schwarze Haar und ließ seine Arme hängen.
„Wenn ihr mir einen Gefallen tun könntet... ich bitte euch nicht darum... aber wenn dies möglich wäre, lasst mich wissen, wenn er sie gefunden hat. Und... habt ihr eine Ahnung, wie viele Zar'roc getötet hat? Was geschehen mit Gefangene? Wo genau werden sie festgehalten?“

„Ich kann euch benachrichtigen, Ruruk müsste euch finden können... und nein, ich weiß nicht, wie viele ihr Leben wegen Zar'roc verloren. Es war gewiss unzählige, doch die Leben von normalen Bürger haben sie nicht aufgezeichnet. Lediglich Aufträge wurden nur einen kurzen Zeitraum über festgehalten, ehe Baldor sie verbrannt hat um jede Spur zu vernichten. Gefangene allerdings... müssten im Gefängnis Dras-Leone gewesen sein. Jedoch abgeschottet von den normalen, anderen Gefangenen. Vermutlich im tiefsten Teil... im Keller... doch jetzt, da der Graf tot ist, müssten sie eigentlich freigelassen worden sein“, antwortete Zerra, die ihrem Pferd auf die Flanke klopfte, während sie jedoch Xemnas weiterhin anblickte.

„Vielen Dank... dann werde ich mich unverzüglich nach Dras-Leona begeben... habt Dank“, wiederholte sich Xemnas erneut, um auch Zerra damit deutlich zu machen, wie viel ihm diese Informationen bedeuteten. Sie waren Hoffnung, etwas, das er schon lange nicht mehr hatte. Vielleicht... vielleicht war sie ja nicht tot. Vielleicht hatte man ihn belogen.
Hoffnung... Xemnas nickte knapp und wandte sich dann ab. „Machts gut, Zerra Ryuka“


tbc: Dras-Leona

Lyonel hatte kurz innegehalten als Zerra sich abwandte um mit Xemnas zu reden. Er erkannte ihn nicht, aber kurz flackerten Beschützerinstinkt, denn er witterte Gefahr und vielleicht auch ein kleines Flämmchen Eifersucht in ihm auf, welches er aber umgehend wieder im Verstand erstickte.

Er sah Halibel neugierig an. Natürlich erinnerte er sich an sie, nur allzu gut. Fast musste er ein wenig Schmunzeln, wenn er im Nachhinein an ihre Begegnung im Bad dachte. Was wäre nur gewesen, wenn sie nicht dagewesen wäre um ihm metaphorisch in den Hintern zu treten?
Er wollte es sich gar nicht ausmalen.

"Halibel Fah.", grüßte er und erlaubte sich ein Lächeln, "Vermelde gehorsamst nichts Unrechtes getan zu haben. Es besteht kein Grund mir etwas anzutun...
hoffe ich.", fügte er noch schnell hinzu.

„Euch etwas anzutun?“, fragte Halibel verwirrt und lachte dann, während sie abwinkte.
„Nicht doch, ich könnte euch doch niemals etwas antun, Schmerzen, oder dergleichen... nein, nein“, beteuerte sie mit einem Schmunzeln und musterte nur einen kurzen Moment Zerra und den fremden Mann, ehe sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit Lyonel zu wandte.
„Ich bin dieses Mal wirklich nur wegen geschäftlichem hier. Keine persönliche Beweggründe... es geht darum, dass ich früher als Informantin der Königin Runa gearbeitet habe. Truchsess Kharas wird dies allerdings nicht benötigen, so waren selbst seine Worte, doch als ich ihm davon berichtete, dass ich einst Korporal der fünften Kompanie in dem Kriegsheer des Königs gewesen war, da meinte er, dass ich euch aufsuchen sollte. Vielleicht hättet ihr Arbeit für mich“

Lyonel sah sie an, ob sie das wirklich gerade gesagt hatte.
Als sie keine Anstalten machte ihre Aussagen zu widerrufen, fing er an zu lachen. Das war jetzt wirklich nicht ihr Ernst, oder?
Es war hoffentlich nicht Halibels Ernst, denn ansonsten müsste er Kharas einen wirklich eigenartigen Sinn für Humor zugestehen, dass er Halibel zu ihm geschickt hatte.
Er beruhigte sich wieder etwas und schüttelte den Kopf:
"Das ist ja gut und schön, dass Ihr früher einmal Korporal wart. Meine Hochachtung übrigens, denn ich habe gehört dass die alte Garde der Generalität nur ungern Frauen in so hohen Rängen toleriert, Ihr müsst Euch da ganz schön durchgebissen haben."
Er nickte mit dem Kopf und sogar er selbst konnte nicht genau sagen, ob es Zustimmung oder Anerkennung oder eine Mischung von beidem sein konnte.
"Wenn Ihr mir jetzt aber noch erzählt, was ein Lehrmeister aus Kuasta für Arbeit für Euch haben könnte, dann könnte ich Euch vielleicht helfen."

"Wie?" Halibel blinzelte verwirrt, legte den Kopf mal rechts, dann nach links. "Kharas meinte irgendetwas von Führer und Heer... ihr seid doch, Lyonel 'Eisenhand' Bolívar, oder nicht? Jener Mann, der eine großartige Rede in der Arena gehalten hatte, als der Aufstand war?", fragte sie forsch und musterte ihr kritisch. "Habt ihr denn kein Heer mehr? In dem ich dienen könnte?"