Nyaralins Zimmer

"Ich vermag Euch kaum von Eurer Meinung abzubringen, Alice. Nun sei es also darum, doch wenn Ihr all dies erlebt habt, so muss ich Euch widersprechen, denn allein kann der Lord nicht gewesen sein", antwortete sie schlicht.

"Oh doch, er war alleine - auch ich habe erst später davon erfahren!" beharrte Alice und räkelte sich genüßlich auf dem Bett.

"Ihr scheint meine Aufgabe nicht gänzlich begriffen zu haben. Ich rate Lord Ethra, ich entscheide nicht für ihn, das stünde mir nicht zu in meiner bescheidenen Position", folgte die prompte Erwiderung ehe sie ein paar Schritte Abstand von Alice nahm. Sie würde später nach einem Diener schicken, der die Laken wechselte - wer wusste schon auf welchem Stück Dreck sich das Kind herum gewälzt hatte?

Alice stand auf.
Ging langsam zu Nyaralin hin, welche um einiges größer war als sie.
"Ethra gehört mir!" zischte sie ihr ins Ohr, ehe sie auf den Fenstersims sprang.

"Ihr stellt Besitzansprüche?", fragte Nyarálin sichtlich amüsiert und hob die Augenbrauen ehe sie die Nase rümpfte. "Ein Wesen ist frei. Sein Geist gehört ihm allein, nicht einem anderen Wesen."

"Ihr habt auch keine Ahnung..." keifte die Elfe, ehe sie hinaus sprang.

Ein schlichtes Kopfschütteln folgte noch von Nyarálin ehe sie sich wieder Nerian zuwandte. "Verzeiht die Manieren dieses Kindes. Wie es scheint wurde es nicht daran gewöhnt mit unsergleichen zu verkehren."

Nerian lächelte kurz abergläubig, er war von dem auftritt des Kindes doch sehr irritiert.
Er wartete ab ob Nyralin noch irgentetwas ihren worten hinzufügen würde.

Die Elfe musterte noch einmal ihren Leibwächter ehe sie zur Tür deutete. "Wir sollten die Räume verlassen ehe wir erneuten ungebetenen Besuch erhalten", stellte sie fest und trat an ihm vorbei.

tbc: Eingangshalle

Der Tag zog so rasch vorbei, dass die Elbin kaum etwas davon bemerkt hatte während sie über ihrem Buch brütete, die Zeichen und Wort zwar wahr nahm und irgendwo in ihrem Kopf verankerte, doch ihr fehlte das Verständnis dafür, waren ihre Gedanken doch bereits im Ratssaal der Elfen. Es ging um Ethra ... waren sie etwa dahinter gekommen, was er plante und wenn ja, wie würde sie darauf reagieren? Sie würden denken, sie habe etwas damit zu tun, würde ihn unterstützen - sie verurteilen, verbannen oder sogar töten. Ihre Finger schlossen sich wieder um die kleine Tarotkarte, die sie als Lesezeichen verwendet hatte. Bis in den Tod.
Die Worte waren ihr in den letzten Stunden so vertraut geworden. Ein kurzer Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht als sie sich aufrichtete und die Karte in den Falten ihres Kleides verbarg. Es wurde Zeit, dass sie sich auf den Weg machte. Die Versammlung würde bald beginnen.

tbc: Ratssaal

Langsam trat sie in ihre Zimmer, blickte sich suchend um, sich versichernd, dass niemand sich Zutritt zu eben jenen Zimmern verschafft hatte, der nicht hierhin gehörte und der sie doch angreifen wollte, doch hier blieb alles still, vollkommen ruhig. Sie erlaubte es sich hier erstmals wieder tief durchzuatmen und trat um diese Unruhe zu verbergen zu ihren Kleidern hinüber, einen kurzen Blick über die Schulter zurück zu Ethra werfend und ihm sacht zulächelnd.

Der Elf lächelte zurück und schloss die Tür.
Nach kurzem zögern drehte er auch den Schlüssel um.
"Niemand ist uns gefolgt..." stellte er fest.

"Die Karte, die ich dir zeigte ...", begann sie während ihre Finger geschickt die Schnürung ihres Kleides lösten. " ... ich habe dir all das bereits am gestrigen Tag sagen wollen." Sie ließ diese Äußerung im Raum stehen, streifte das Kleid über die zarten Schultern ab ehe sie nach einem neuen griff und eben jenes überzog.

Ethra sah verschämt weg und ihm stieg die Schamesröte ins Gesicht, als er Nyaralins nackte Rücken und die Andeutung des Busens sah.
Elfe waren nie derart direkt und er wurde noch roter, da ihm die Sache mit der Schamesröte selbst peinlich war.
Er räusperte sich, ehe er sagte:
"Was wolltest du mir sagen?"

Doch alles, was Nyarálin getan hatte, war aus voller Absicht geschehen und sie nahm seine Scham mit einem innerlich selbstgefälligen Lächeln wahr, das sie nicht nach außen zeigte. Zu einem Teil hatte sie ihn wieder auf den Boden der Tatsachen holen wollen und zum anderen hatte sie ihn dafür strafen wollen, dass er ihren Worten am gestrigen Tag kein Gehör geschenkt hatte - es hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
"Zum einen, dass ich eine Karte fand - in einem meiner Bücher mit der Aufschrift 'Manche Liebe vereint bis in den Tod', zum anderen, dass ich bereits am gestrigen Tag Besuch von Alice hatte, bei dem sie mich warnte, ich solle mich von dir fernhalten ..."

Ethra atmete aus, rieb sich die Schläfen und schaute wieder zu Nyaralin.
"Das ist nicht gut...." stellte er nur fest, erwähnte jedoch nicht seine eigenen Karte welche er momentan bei sich trug-

"Die Ratsversammlung am gestrigen Tagen. Sie haben sich dagegen ausgesprochen dich als Ratsoberhaupt anzuerkennen. Ylěvã Däthedr sprach sich dafür aus dich im Felde dienen zu lassen und so wurde die Wahl vertagt. Ylěvã warnte mich, ich solle mich von dir fernhalten, wenn ich meinen Ruf nicht gefährden wolle", setzte sie hinzu um die Ereignisse des letzten Tages zu komplettieren.

Ethra war ein Mann mit viel Rückgrad.
Doch nun überschlugen sich die Ereignisse.
Es war genauso wie er befürchtet hatte.
Seine Liebe zu ihr brachte sie in Gefahr, stürzte sie ins Unglück.
"Oh nein..." murmelte er nur, lehnte sich gegen die Tr und rutschte langsam an jener herunter.

Langsam trat sie zu ihm hinüber und ließ sich vor ihm auf den Boden sinken, streckte die Hand nach ihm aus und berührte seine Wange. "Ethra", begann sie leise und ruhig. "Es ist mir gleich, welche Gerüchte sich um mich ranken oder wer mir etwas rät. Ich treffe meine Entscheidungen."

"Ich bringe dich in Gefahr" flüsterte Ethra, wusste selbst das er zwar dies sagte aber mit allen Fasern seines Körpers danach schrie bei ihr zu sein.
"Aber ich kann nie im Leben genug für dich sein, du vermagst jeden zu haben!" flüsterte er.
Er hatte Angst, Angst davor ihr nicht zu genügen, angst davor sie zu verletze und in Gefahr zu bringen, ja selbst angst davor ihr doch zu geügen und dann nicht damit umgehen zu können.
Er wollte sie, mehr als alles andere. Und auch wenn sie ihm sagte, dass sie ihn auch wollte vermochte sein Herz welches derart an Ablehnung gewöhnt war nicht diese Botschaft zu sich durch zu lassen.
Sie kam an, bröckchenweise, erfüllte ihn mit einem gefühl der Hoffnung - und der Schuld gleichermaßen.
"Ich weiß nicht was ich fühle, ich weiß nicht warum ich das fühle.
Ich wieß nur... ich liebe dich!"

Nyarálin lächelte schwach, blickte ihm in die Augen und empfand fast Mitleid mit dem Älteren. "Ich will nicht jeden", antwortete sie schließlich ebenso leise wie seine Worte zuvor zu ihr durchgedrungen waren. "Mein Herz gehört mir und ich schenke es, wem ich will", setzte sie hinzu, ließ ihn jedoch nicht zu einer Antwort kommen, stattdessen verschloss sie seine Lippen mit den ihren.

Ethra erwiderte den Kuss, umschlang mit seinen Armen ihren zarten Körper.
Nun schaltete er den Verstand aus, ließ nur sein Herz gewähren und all seine Sorgen flossen von ihm ab wie Wasserperlen auf einem Lotus.
Er griff fester, zeigte ihr das er da war und versicherte sich selbst, dass er al dies nicht nut träumte.
"Ich will dich nie wieder verlieren!"

Sie legte eine Hand an seine Wange, blickte tief in seine Augen und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. 'Närrin', schalt sie sich selbst in Gedanken, dass sie überhaupt daran gedacht hatte auf Alice's Forderung einzugehen, andererseits pochte immer noch der Stachel der Furcht in ihrer Brust.
"Das wirst du nicht", antwortete sie ihm nach einem Moment leise.

Erneut verschmolzen die beiden in einem Kuss.
"Heute stehen keinerlei Termine an...
Was willst du tun?" fragte Ethra.

Nyarálin schien für einen Augenblick ernsthaft darüber nachzudenken und alle möglichen Vorschläge abzuwägend, dann jedoch hob sie eine Schulter.
"Ich überlasse dir die Entscheidung", antwortete sie ihm dann schließlich und stand langsam wieder auf. Der Boden war kalt geworden und sie wollte nicht unbedingt ihre neue Gewandung wieder schmutzig machen, in dem sie hier auf dem Boden herumhockte.