Arbeitszimmer

Das Arbeitszimmer der zweiten Etage hatte drei Wände: eine Runde, die hinter und links vom Schreibtisch war und jeweils eine rechts und gegenüber vom Schreibtisch. In die gegenüberliegende Wand war die Tür eingelassen, an der rechten standen Efeu berankte Regale über und über mit Büchern gefüllt und an der runden Wand reihte sich ein Fenster an das nächste.

Hemióne ging mit ruhigen Schritten auf die verzierte Tür zu ihrem Arbeitszimmer zu. Terath hatte Hemióne kurz begrüßt, sie gefragt wie es ihr geht und ihr dann über den Fortschrit ihrer Pläne in kenntnis gesetzt. Die Vorbereitungen für den Ball waren im vollen Gang und billiger als man meinen mochte. Auch der Adel Sílthrims war bereits eigeladen. Was die Rakr Sverdar betraf, waren auch schon 25 Elfen angeworben worden, inklusive Hauptmann. Bis auf drei der Elfen, war es bei allen nötig sie weiter Auszubilden.
Terath hatte sie auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Hauptmann in ihrem Arbeitszimmer auf sie wartete. Davon völlig unbeeindruckt hatte Hemióne sich zunächst gewaschen und ihr kurzes, weißes Kleid mit den offenen Ärmeln angezogen. Nun umspielten diese Ärmel leicht ihre Arme und als Hemióne die Hand auf den Türgriff legte löste sich ihr unterarm aus dem offenen Ärmel.
Sie trat in den hellen Raum und erblickte vor einem der Fenster, einen in blau gekleideten Elf, mit blonden Locken, der die Arme hinter dem Rücken verschränkte. " Entelda?", fragte sie völlig entgeisert.

Entelda blickte durch eines der großen Fenster, über den Schloss Garten hinweg, auf die untergehende Sonne, welche das Arbeitszimmer der Fürstin in einen goldenen Schein tauchte. Seid drei Stunden wartete er geduldig auf die Rückkehr der Fürstin.
Es hatte ihn überrascht das ausgerechnet er als neuer Hauptmann der Rakr Sverdar antreten soll. Aber allmählich war es ihm langweilig geworden Tag ein, Tag aus zu trainieren für nichts und wieder nichts. Darum kam ihm dieses Angebot ganz gelegen. Er hatte seit er hier wartete, bereits die Regal der Fürstin durchsucht, aber keinerlei außergewöhnliche Bücher gefunden. Es hätte ihn auch überrascht, wenn sie wertvolle Bücher in einem offenen Regal untergebrachte hätte.
Er wurde gerade ungeduldig, als er vor der Tür Schritte hörte. Er drehte sich zu Hemióne um und überhörte ihren entgeisterten ausruf. Entelda lächelte freundlich und führte zwei Finger an die Lippen. "Atra Esterní ono thelduin, Svit-Kona Hemióne!", grüßte er.

Hemióne schloss die Tür und führte ebenfalls zwei Finger an die Lippen: "Mor`ranr lìfa unin Hjarta onr. Was machst du hier? Seit wann bist du wieder in Sílthrim? Was hast du seid dem Tot unserer Väter gemacht?", sprudelte es aus Hemióne hervor.
Sie hatten sich immer gut verstanden, als sie noch jünger war und es hatte sie schockiert als er plötzlich weg war, ohne sich zu verabschieden. Seltsam, dass Terath ausgerechnet ihn zum Hauptmann machte, wenn noch zwei andere ebensowenig weiter Gebildet werden mussten. Schließlich wusste er um ihre Vergngenheit.

Entelda ließ die Hände verschänkt hinterm Rücken. Er blickte die aufgebrachte Fürstin seelenruhig durch seine dunkle blauen Augen an. Mit ruhiger Stimme begann er ihr zu antworten: "Ich bin hier, weil euer Diener mich zum Hauptmann der Rakr Sverdar erhob. Ich bin seit einem Jahr zurück in Sílthrim und habe seit dem jeden Tag trainiert. Zwischen dem Tot unserer Väter und meiner Rückkehr bin ich durch den Wald gereist, ohne Ziel und nur um den Kopf frei zubekommen.". Er machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu, ohne den Blick von Hemióne abzuwenden. "Wie ich hörte seit ihr zur Vertreterin der Elfen in Ilirea erhoben worden, obwohl ihr eigentlich in den Hohen Rat wolltet, hab ich recht?"

"Ja da habt ihr recht. Auch wenn ich nicht die Stelle bekam die ich mir erhofft hatte, bin ich doch froh nun mehr Elfen helfen zu können als früher.", entgegnete sie und fuhr mit dem Finger die Titel der Bücher und Schriftrollen ihres Regales ab. Plötzlich stoppte sie und zog zwei Schriftrollen heraus. Sie breitete sie auf ihrem Schreibtisch aus und gab so zwei große Landkaten preis; eine war von DuWeldenvarden die andere vom Reich der Menschen.
"Da ich morgen nach Ilirea aufbrechen muss, werde ich euch jetzt die Instruktionen für die Rakr Sverdar geben. Wenn die Soldaten ausgebildet sind, werdet ihr jeweils zwei in die Städte Osilon, Ellesméra und Ceris schicken.", Hemióne deutete auf den jeweiligen Ort auf der Karte. "Außerdem werdet ihr ebenfalls jeweils zwei, in die Städt Ceunon, Gil`ead, Teirm, Dras-Leona und Belatona, des Menschen Reiches schicken.", wieder deutete sie auf die Städte auf der Landkarte.
"Ihr und die vier übrigen werdet hier in Sílthrim bleiben. Die Informanten werden ihre Informationen zunächst an euch senden und ihr gebt sie dann an mich weiter. Vier Soldaten werde ich als Leibwächter mit nach Ilirea nehmen.", als Entelda widersprechen wollte hob Hemióne gebieterisch die Hand und er verkniff es sich.
Darauf hin legte Hemióne die Schriftrollen zurück ins Regal, gab Entelda die Erlaubnis ihr Arbeitszimmer zu nutzen, bis er ein eigenes hatte und verließ den Raum.

tbc: Ilirea-Platz vor der Burg

Schnell huschte die Feder über das Papier und hinterließ filigrane Buchstaben. Der Schreibtisch war geordnet und das Zimmer sah aus wie damals, als Hemióne ihn zurück gelassen hatte.
Die Arbeit am Schreibtisch war vorherrschend, bei seinem neuen Posten. Doch blieb ihm auch Zeit um mit den anwesenden Mitgliedern zu trainiren oder sich neue Übungen beizubringen. Sie mussten sich während ihrer Arbeit hundert prozentig aufeinander verlassen können und sie mussten wissen wie sich die anderen verhielten.
Es klopfte an der Tür und Entelda wurde aus seinen Gedanken gerissen. "Herein!", rief er und die Tür öffnete sich. Die zierliche Gestalte Hemióne trat in das Zimmer. Entelda richtete sich auf, führte zwei Finger zu den Lippen und sprach die Begrüßungsformel.

Auch Hemióne führte zwei Finger an dei Lippen und sprach die Worte. "Es freut mich dich wohl behalten wieder zu sehen. Ich hoffe du hast meine Aufgaben erfüllt und dass dein eigenes Arbeitszimmer auch bald hergerichtete ist.", sagte Hemióne nachdem sie sich auch einen Stuhl vor dem Schreibtisch hat sinken lassen.

"Mein Arbeitszimmer wird im Stockwerk unter eurem Schlafgemach eingerichtet und die Schlafplätze der Rakr Sverdar ebenfalls. Was eure Aufträge betrifft.", Entelda sucht einige Papiere heraus. Einige Tage vor Hemiónes Abreise hatte er aus Ceunon erfahren, dass die Königlichen Schatzkammern karg, wenn nicht gar leer waren. Außerdem munkelte man in den Straßen der König habe kaum noch Macht, dass seine Beraterin scheinbar die Befehle erteielte und König Alvias lediglich noch eine Galeonsfigur war.
"Das Geld ist auf dem Weg nach Ceonon. Wie ihr befahlt nahm ich es aus eurem Vermögen. Es wird helfen eine Staatspleite in den nächsten Wochen zu verhindern. Allerdings wird es auf lange Sicht nur helfen wenn sie sich anstrenegen; ich garantiere nicht für den Erfolg dieses Auftrags."

"Na schön, dann wäre fürs erste alles geregelt. Ich muss mich erst mal um meinen Maskenball kümmern, zu dem du natürlich auch eingeladen bist. Die Kleiderordnung ist blau. Aber das wird dir sicher nicht schwer fallen, dein Kleiderschrank dürfte überlaufen vor blau.", sagte Hemióne lächelnd. Sie erhob sich wollte gehen, als Entelda den Mund öffnete.

Entelda stutzte. "Meint ihr tatsächlich es wäre klug der Hauptmann eurer mehr oder weniger geheimen Informanten Organisation, sollte sich offen auf einem großen Ball zeigen?", fragte Entelda verwirrt.

"Wenn euch jemand fragen sollte sagt ihr ihr führt meine Leibwache. Schließlich wäre das nicht gelogen. Aber ich will euch nichts verheimlichen: Der eigentliche Grund weshalb ihr auf den Ball kommen sollt ist der, dass die Sitzordnung die ich mir erdachte ohne euch nicht funktioniert.", erklärte Hemióne schüchtern.

Entelda brach in schallendes Gelächter aus. "Eure Sitzordnung also. Na schön, wenn ihr es wünscht komme ich gerne, schließlich ist mein letzter großer Ball schon ewig her. Wenn ich fragen darf; wer ist denn alles eingeladen?".
Scheinbar will sie nichts dem Zufall überlassen. Hoffen wir, das nichts bei diesem Ball schief geht, ich würde nur ungern mitansehen wie Hemióne trauert, dachte Entelda.

Hemióne erhob sich und schritt langsam rückwärts auf die Tür zu. Sie wusste das Entelda Teyran einmal begegenet war und dieses Treffen war ... unerfreulich. "Naja also es kommen natürlich die Elfen Königin und das Ratsoberhaupt mit ihrem Gefährten. Dann wären da die Herrrin der Reiter mit zwei Begleitern. Und Astaldo, der Fürst von Osilon.", inzwischen hatte Hemióne die Tür erreicht, öffnete sie und bevor sie sie wieder schloss sagte sie: "Und Teyran Barad mit einer Begleitung.".
DIe Tür fiel hinter ihr ins Schloss und sie hörte nur noch den erstickten wutanfall von Entelda.

tbc: Hemiónes Gemach