Kharas Gemächer

"Ein wunderbarer Traum, den Ihr da hegt", stimmte Astaya leise zu, dachte über seiner Worte nach und nickte wie für sich selbst. Alle Völker vereinen, so dass Frieden in den Reichen bestehen würde - ohne Abneigung, die sie einander entgegen bringen würden.
"und wir werden dieses Ziel eines Tages erreichen. Wir mögen immer wieder darum kämpfen müssen, aber ich glaube, dass es die Gefahr ist, die uns stetig wieder neu zusammenschweißen wird."

"Ja!" stimmte ihr Vrael begeistert zu.
"Denn, sind nicht wir Drachenreiter selbst ein Symbol dieses Friedens?
Wenn so unterschiedliche Völker die die Drachen und Menschen, beziehungsweise die Drachen und Elfen frieden können - wieso dann nicht alle anderen auch?"

"Es gibt immer wieder Wesen, die Leid verursachen werden, Vrael. Immer wieder Wesen, die fehlgeleitet sind, beeinflusst oder gierig nach einer Macht, die sie nicht besitzen dürften und ab und an werden es sogar Freunde oder Verbündete sein ... das ist unser Schicksal. Jenes Leid wird uns stärker machen", erklärte sie geduldig. Er würde eines Tages lernen, was es bedeutete verraten zu werden, wenngleich Astaya auch bedauerte, dass ihm dies geschehen würde, denn irgendwie mochte sie den jungen Mann, dessen Herz so voller Hoffnung war.

"Mag sein, aber wenn wir zusammen halten - und eine Gemeinschaft bilden, dann schaffen wir es auch über das größte tief hinweg!
Immer wieder aufstehen! Darum geht es!" meinte er, setzte sich schließlich doch auf einen Stuhl und lehnte sich zurück.

"Ich habe keine Furcht vor dem, was kommen mag, Vrael", antwortete sie, ließ sich von seinen Worten für einen kurzen Augenblick aufmuntern. Vielleicht würde er es wirklich schaffen etwas zu bewegen und zu verändern - in jedem Fall jedoch hatte er noch ein großes Schicksal vor sich.
"Schließlich ... habe ich ja jetzt einen mutigen Beschützer", fügte sie schelmisch lächelnd hinzu um der Situation weniger Ernst beizumessen.

"Das habt ihr..." meinte Vrael, lächelte und setzte im Scherz hinzu:
"Aber, ich weiß nicht wo der bleibt!"

"Mh ... ich weiß es nicht. Vielleicht hat er eine wichtigere Aufgabe gefunden oder ich habe ihm Furcht eingejagt, noch bevor er auf mich getroffen ist oder ich langweilte ihn zu sehr ... ", ging sie auf seine Worte ein, hatte jedoch Mühe damit ihre Mimik unergründlich zu halten.

Vrael lachte laut und ausgiebig, verstummte er nach einige Sekunden, konnte sich eines breiten Grinsens jedoch nicht erwehren.
"Und, was wollt ihr nun machen? Während wir auf euren mutigen Leibwächter warten?"

Erneut schien Astaya nachzudenken, obgleich ihre Gedanken in eine gänzlich andere Richtung glitten als die, in die sie sollten. Sie dachte über seine Worte nach, über die Hoffnung, die sie begleiten hatten und ihre eigenen Visionen, die Bilder, die sie sah in denen nichts von jener Hoffnung gezeigt hatten.
"Ihr habt so wenig selbst entscheiden können in Eurer Ausbildung ... Schlagt etwas vor, worauf Ihr Lust hättet. Ich werde Euch begleiten."

Vrael überlegte kurz.
"In der Innenstadt ist ein Konfektladen!" meinte er dann.
"Der beste im ganzen Land! Habt ihr schonmal dort gegessen?"

Die junge Frau erhob sich und griff nach dem Mantel, der über der Lehne eines Stuhles hing. Der Mantel, den ihr Vater ihr in Surda geschenkt hatte und der sie vor dem Bösen bewahren und schützen sollte.
"Nein, aber ich denke, dass ich dies nun nachholen werde", antwortete sie während ihre Finger über das Amulett ihrer Mutter striffen als wollte sie sich versichern, dass diese mit ihrer Entscheidung einverstanden war und sie schützte.

Vrael indess strich seinen eigenen, ganz unmagischen Mantel glatt.
Er sah noch einmal kurz in den Spiegel und kämmte seine Haare zurück.
Er wollte gut aussehen, wenn man ihn mit einer Dame sah.
Dann lächelte er und öffnete Astaya die Tür.
"Ich lad euch ein!"

"Das braucht Ihr nicht", widersprach sie leise und machte ein paar Schritte auf die Tür zu. Das Schwarz vor ihren Augen verschwamm zu Schattengestalten, langen Gängen, die nur von Fackeln erleuchtet wurden bevor rotleuchtende Augen in der Finsternis erschienen.
Astaya erstarrte, suchte nach etwas, an dem sie Halt finden konnte und bekam schließlich den Türrahmen zu greifen. Sie selbst bewegte sich nicht, doch es schien ihr als glitte sie durch lange Gänge, verwinkelt und das dunkle Grollen des Steines mischte sich in das Flackern der Flammen als eine Steinwand hochfuhr. Sie lauschte als Stimmen erschienen, Schreie, die Finsternis durchbrachen. Stimmen, die nur einen Namen riefen und nach Rache gierten. Ethra.
"Lasst ... uns gehen ..."

Vrael war herbeigeeilt um Astaya Halt zu geben.
"Alles in Ordnung?" fragte er leise und besorgt, während seine braunen Augen ihr Gesicht abtasteten.

"Ich ...", begann sie, rang um Atem und um die Verbindung zu der Realität, die nur langsam wiederkehrte. Sie wusste nicht, ob sie Vrael etwas davon berichten konnte, wusste nicht für was er sie halten würde, wenn sie die Wahrheit äußerte geschweige denn, was Josephine und Kharas darüber sagen würden. Stets hatte sie gelernt ihre Visionen geheim zu halten, hatte gelernt nur den Mitglieder der Arcanea zu vertrauen und ihnen darüber zu berichten, was sie vernahm.
"... weiß nicht, was geschehen ist aber ... es ... ist vorüber ..."

Besorgt sah Vrael sie an, nickte jedoch und nahm ihre Entscheidung an.
"Gut...
Kommt, geröstete Mandeln werden euch auf andere Gedanken bringen!" erklärte der Junge

tbc:
Innenstadt

"Verzeiht, dass diese Unternehmung so jäh geendet ist", murmelte sie leise als die Tür zu den Gemächern hinter ihnen beiden zugefallen war. Langsam wandte sie sich zu dem Reiter herum und brachte ein schwaches Lächeln auf ihre Züge, ehrliche Schuld darüber fühlend, dass sie ihm jenen Tag vermiest hatte. "Ich wollte ihm nicht sagen, dass Ihr zu den Reitern gehört. Er hätte Euch getötet."

"Ihr könnt doch nichts dafür, dass jener Elf aufgetaucht ist" meinte Vrael, und wischte ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung vom Tisch.
"Ebensowenig könnt ihr etwas dafür, dass einem der Unsterblichen... nun ... er hatte nicht mehr alle Latten am Zaun.
Doch scheint mir dies in jener Zeit öfters vorzukommen!"

Die Gedanken der jungen Frau glitten langsam zu Ethra hinüber zu Feon bevor sie begann stumme Schlüsse zu ziehen. Mochte es wirklich sein, dass die beiden Elfen gemeinsam arbeiteten? Dass Feon die Menschen ablenkte während Ethra sich seinem eigenen Ziel zuwandte?
"Das ist wahr, nicht nur ihr ehemaliges Ratsoberhaupt scheint dem Wahnsinn anheim gefallen zu sein ...", stimmte sie abwesend zu und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, auf dem sie bereits wenige Stunden zuvor Platz genommen hatte.

Vrael, besorgt über die Sorgenfaten auf Astayas Stirn, nahm die Tte mit Mandeln und hielt diese geöffnet vor Astaya.
"Nun nehmt schon, sie werden kalt!" bat er und lächelte leise.

Sie vernahm den süßen Duft, der ihr in die Nase stieg und sie an ihre Kindheit erinnerte - sie an die Momente erinnerte, in denen sie sehnsüchtig diesem Geruch nachgelaufen war und sich schließlich vor einem Konfektladen wieder gefunden hatte. Es war lange Zeit her, dass sie solche Ereignisse erlebt hatte.
"Danke", sagte sie leise und hob die Hand, griff nach den Süßigkeiten und dachte ein weiteres Mal darüber nach, wie unfair es ihm gegenüber war. Er hätte gegen Feon keine Chance gehabt ebenso wenig wie sie und doch ... wenn er sie beschützen sollte, dann hatte er doch auch ein Recht darauf zu erfahren, was sie konnte.

"Selbstverständlich" meinte er freundlich, nahm sich selbst eine halbe Handvoll und genoss den süßen, herben Geschmack.
Er kaute und schluckte die Köstlichkeit unter, ehe er erneut zum Wort ansetzte.
"Ich werde wenn alles vorbei ist Oromis von dem Elf berichten!"

"Kann ich Euch vertrauen, Vrael? Kann ich sicher gehen, dass Ihr niemandem etwas erzählen werdet?", fragte sie plötzlich unvermittelt und richtete den Blick der blinden Augen in die Richtung aus der Vraels Stimme zu ihr hinüber drang. Kharas würde es nicht gut heißen aber es war ihr Risiko.
"Bitte ...", folgte es flehentlich wenige Sekunden später.

"In meiner Position als Reiter?" fragte er leise, schüttelte denn jedoch den Kopf. "Nein, ich habe geschworen den Reitern alles zu erzählen" erklärte er.
"Wenn ihr mich jedoch als euren Diener und Leibwächter, in eurem Dienste etwas sagen würde - so könnte ich natürlich den Reitern nichts erzählen..." meinte er und lächelte dann schwach.
Er verstand es, sich akribisch an die Prozedur zu halten.

"Ich bitte Euch als Freund, meinetwegen als Diener und Leibwächter darum die Dinge, von denen ich Euch erzählen möchte geheim zu halten. Zu viel ist davon abhängig", antwortete sie, deutete ihm mit einer kurzen Geste an sich einen Sitzplatz zu suchen, befürchtete sie doch, dass er diesen Platz brauchen würde.
"Selbst ich werde niemals sagen können, dass ich jemandem darüber berichtet habe."