Kharas Gemächer

Vrael und Astaya kamen in Kharas Zimmer an.
"Ich habe strikte Anweisungen von Anurin bekommen, euch zu bewachen und zu beschützen, während fast alle Soldaten fort sind.
Wir sollten uns in das Zimmer eures Vaters zurückziehen, um sicherer zu sein!"

Das Mädchen blinzelte, obgleich sich nichts an der Sicht der blinden Augen geändert hatte, dennoch brauchte sie bis sie Vraels Worte gänzlich begriffen hatte. Sie hatte einen Leibwächter von Anurin zur Seite gestellt bekommen, allein aus dem Grund, weil Krieg herrschte.
"Mit Verlaub, aber wer sollte mir etwas tun wollen? Es gibt nichts, was ich einem Angreifer brächte", erwiderte sie freundlich während ihre Füße sie zu einem der Stühle trugen.

"Man könnte euch entführen um Kharas zu erpressen" erklärte Vrael und lächelte leise.
"Das ist mein Auftrag, und ich finde den durchaus akzeptabel!"

Sichtlich amüsiert hob Astaya beide Augenbrauen während auf ihren Zügen ein schwaches Lächeln erschien nachdem sie sich auf einen der Stühle hatte sinken lassen.
"Ihr findet es also eine durchaus akzeptable Aufgabe mich zu beschützen statt in Eurer Ausbildung weiterzukommen? Was habe ich getan, dass ich so hoch in Euren Prioritäten stehe?", hakte sie nach.

"Meine Grundausbildung ist abgeschlossen, die Reiter befinden sich im Krieg - und das ist meine erste richtige Aufgabe!
Meister Oromis sagt immer: Vrael, sagt er - wir lernen unser Leben lang, in jeder Sekunde etwas für unser weiteres Leben!" erklärte Vrael lächelnd.
"Und mir wurde gesagt, dass von eurer Sicherheit möglicherweise das Schicksal der Welt abhängt - und von daher!"

"Das Schicksal der Welt hängt möglicherweise von mir ab? Wer hat Euch das erzählt?", fragte sie und deutete dem anderen an sich ebenfalls setzen zu können, damit er nicht die gesamte Zeit über wie bestellt und nicht abgeholt stehen bleiben musste. Es fühlte sich merkwürdig an plötzlich jemanden an ihrer Seite zu haben, der für ihren Schutz da war.
"Ich bin ein einfaches Mädchen, das nicht einmal besonders ist. Es ist lediglich mein Ziehvater, der wichtig ist."

"Anurin meinte das..." erklärte er leise und zuckte die Schultern.
"Wenn ihr entführt werden solltet, könnte man euren Ziehvater erpressen - ich denke, darum geht es!" erklärte er.

Sie nickte langsam, gab sich mit dieser Äußerung zufrieden. "Es ist gleichgültig aus welchem Grund Ihr wirklich hier seid, Vrael - es ist gut Euch in der Nähe zu wissen, sowohl was meinen Schutz anbelangt als auch jemanden hier zu haben mit dem ich sprechen kann", antwortete sie wohlwollend.

"Ihr hattet doch, diese Frau bei euch?" fragte Vrael verwundert und legte den Kopf schräg an.
Er biss sich auf die Lippe

"Luná Teraka. Sie ist die Gefährtin von einem Eurer Reiter, Julian Frook. Ich bin mir sicher, dass Euch dieser Name etwas sagen wird", entgegnete sie ruhig. "Sie wurde in Gil'ead vergiftet und die Schülerin meines Vaters, sowie ein paar ihrer Gefährten brachten sie hierher, damit sie versorgt wird. Ich achte lediglich auf sie."

"Frook?" fragte er leise und seine Stimme wurde eisig.
"Er hat einen meiner besten Freunde getötet..." erklärte er leise.

Astaya erhob sich schweigend und trat zu dem anderen hinüber, legte eine Hand mitfühlend auf seine Schulter. Sie verstand die Verbitterung des Jungen, verstand, weshalb er eine solche Abneigung gegenüber dem ehemaligen Reiter empfand. Zu viele hatten bereits unter Julian Frook gelitten.
"Euren Verlust kann niemand mehr wieder gut machen und ich bedauere, dass Ihr in Euren jungen Jahren bereits so viel Leid habt durchleben müssen", äußerte sie leise, sanft. "Aber das Licht wird zu Euch zurückkehren."

"Ja... - seine Frau kann nichts dafür, glaubt nicht dass ich einen Groll gegen sie hege!" erklärte Vrael niedergeschlagen, nickte Vrael und strich sich die Haare hinter die Ohren

"Ich weiß, dass Ihr das nicht tut. Ihr seid fähig zwischen denen zu unterscheiden, die Schuld an Dingen haben und denen, die lediglich unschuldig als hilflose Zuschauer fungieren", erwiderte sie mit einem knappen Schulterzucken bevor sie sich wieder umwandte und zu ihrem Stuhl zurückkehrte.

Er nickte sanft, versuchte ein Lächeln doch dann wurde ihm bewusst, dass dies Astaya sowieso nicht sehen würde, und ließ daher von dem Versuch ab.
Er ging zu Astaya, strich dieser sanft über die Schulter und lachte.
"Aber nun sollte ich meiner Pflicht nachkommen und euch beschützen!"

Sie legte den Kopf schief, schien zu ihm aufzublicken während sich ein kurzes Stirnrunzeln auf ihren bleichen Züge zeigte.
"Beschützen? Vor was denn? Hier droht keinerlei Gefahr - es gibt also keinen Grund, weshalb Ihr mich im Moment beschützen müsst", erwiderte sie, begriff nicht recht auf was er hinaus wollte. Irgendetwas an ihm verwirrte sie - mehr noch als es die Tatsache getan hatte, dass Anurin angeordnet hatte, dass man auf sie Acht gab oder die Dinge, die Mhink ihr berichtet hatte.

"Nein ich meine so allgemein!" erklärte er leise.
Er schüttelte den Kopf und lachte.
"Habt ihr auf irgendetwas Lust? Oder sollen wirdie ganze Zeit hier nur herumsitzen und warten?
Habt ihr ein Schachbrett hier?"

Eine ganze Weile lang herrschte Stille zwischen den beiden, in der Astaya nicht wusste, was sie dem anderen hätte antworten sollen. Sie wollte sich nicht ungebildet geben, drang doch die Erwartung des jungen Reiters, die er an diese Aufgabe stellte, wie eine sanfte Welle zu ihr hinüber und sie war die Letzte, die ihn mit dieser ernüchternden Wahrheit konfrontieren wollte.
"Erzählt mir etwas über Euch, Vrael. Etwas, das ich noch nicht weiß."

"Was wollt ihr denn wissen?" fragte Vrael locker und suchte nach einer Sitzgelegenheit, es gab viele - doch schienen ihm die wunderbar gedrechselten Stühle, oder gar das Bett viel zu kostbar als das man sich darauf niederlassen dürfte.
"Ich bin der Sohn von zwei Menschlichen Bauern, und habe mit 3 Jahren meinen Drachen bekommen..." erklärte er.
"Ich bin recht gut in meinem Jahrgang, und Meister Oromis meint ich hätte einige gute Anlagen!"

"Es würde mich wundern, wenn Euer Hochmeister einen schlechten Schüler hierher senden würde", kommentierte Astaya leichthin und mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, das anzeigte, dass sie es nicht halb so ernst meinte, wie es vielleicht rübergekommen war. "Aber das sind Dinge, die bekannt sind ... oder es zumindest sein werden, wenn sich Euer Schicksal erfüllen wird."

Er runzelte die Stirn, ließ aber Astayas Worte so stehen.
"Nun, ich wüsste aber leider auch nicht was ich euch noch von mir erzählen könnte... fragt doch einfach!" meinte der junge Drachenreiter

"Mh ...", machte sie und hob eine Hand, legte diese spielerisch nachdenkend an ihr Kinn und lächelte verschwörerisch während sie darüber nachdachte, was sie den anderen fragen konnte ohne damit Dinge zu hören, die sie ohnehin bereits wusste.
"Wie ist es einer der Reiter zu sein? Ich hörte bisher so viele zwiespältige Meinungen aber noch nie eine wirklich ehrliche. Seid ihr wirklich dazu gezwungen euch von allen Freunden und der Familie loszusagen, wie es bei Julian der Fall war?"

Vrael runzelte die Stirn.
"Nunja, meine Eltern wurden in Sicherheit gebracht, nahmen neue Namen und eine andere Identität an, doch darf ich sie zweimal im Monat besuchen.
Natürlich ist es nicht erlaubt, sich mit einer sterblichen Frau einzulassen - das würde zuviel Schmerz für einen von uns und sie bedeuten!" erklärte er langsam.
"Die Ausbildung ist hart, aber man behandelt uns gut, - wir bekommen beigebracht wie wir miteinander umzugehen haben - Drache und Reiter. Es ist Gegenseitiger Respekt, unendliches Vertrauen und Liebe die uns zu dem Macht was wir sind...
Wir sind die Bewahrer und Hüter dieses Länder, des Friedens selbst!"

Astaya lächelte sacht, lauschte seinen Worten, war jedoch klug genug nichts darüber zu äußern, was seine Aussagen bewerten würde. Sie kannte die Drachenreiter zu wenig, als dass sie sagen konnte, dass es für sie keinerlei Sinn ergab, weshalb ein Reiter seine Familie nicht mehr sehen durfte, andererseits ... es erinnerte sie nur allzu gut an die strengen Regeln der Arcanea. Keines der Mitglieder äußerte offen seine Zugehörigkeit, die gesamte Existenz der Gruppierung der Zukunftsdeuter war nur bei wenigen bekannt.
Langsam nickte sie. "Eine ehrenvolle Berufung."

"Durchaus!" stimmte der Junge zu und nickte lachend.
"Also, wenn ihr mich fragt sollten ale Völker in Frieden leben - ich weiß, dass dies ein langer und harter Weg werden wird, aber ich bin mir sicher das wir - wenn wir alle zusammen arbeiten - dieses Ziel erreichen können!"