Kerker von Ceunon

"Nicht wahr? Ich frage mich auch, wie mir das nur passieren konnte", murmelte Zerra sarkastisch, seufzte und verdrehte die Augen. Mit der Disziplin hatte es hier wohl wirklich niemand mehr. Einen Moment schaute Zerra noch in die Ecke, in der die Ratte im Stroh herum wühlte, als sie auf einmal mit misstrauischem Blick zur Türe blickte.

"Schade, dass ab morgen niemand mehr in den Genuss Eurer Freuden kommen wird.", sinnierte der Soldat und grinste dann hämisch.
"Oder dann erst Recht. Man sagt, dass die Soldaten von König Vladimir auch Gefallen an Leichen finden..."
Sein Lachen war trocken und der Widerhall klang in dem feuchten Gemäuer schmierig, während er mit dem Schlüsselbund herumspielte.

Zerra erwiderte nichts daraufhin und verzog lediglich angewidert das Gesicht. Durchaus war so etwas den Männern des Grafen Vladimirs zu zutrauen. Jemand der so widerlig war, suchte sich natürlich Leute, die in etwa seiner entsprachen. Mit abschätzigem Blick lauschte Zerra dem Klirren der Schlüssel und lehnte sich zurück an die Wand.

Der Mann fand den Schlüssel und die Zellentür schwang auf, wobei es in den Angeln quietschte.
"Findest du nicht auch, dass du... naja... vor deinem Tod noch etwas weitergeben solltest?"
Unschlüssig trat der Soldat von einem Bein aufs andere.

"Und was bitte? Meine Ansichten? Meine Lebensgeschichte?", fragte Zerra, die noch immer abschätzig den Mund verzogen hatte. Finster schaute sie den Mann aus ihren blauen Augen, wobei sie ihn jedoch nicht so recht erkennen konnte. Das bisschen Licht das vom Flur in die Kerkerzelle hineinfloss, reichte aus, dass Zerra kaum mehr als dunkle Umrisse des Mannes erkennen konnte.
"Geht", sagte sie mit fester Stimme und hob das Kinn.
"Verlasst die Zelle"

"Etwas Freude... am Leben... körperlich... du weißt schon...", sagte der Soldat, erst unsicher, dann mit immer fester werdender Stimme. Er hatte Frau und Kinder, doch er war schon lange nicht mehr mit dem zufrieden, was er zu Hause erlebte. Seine Kinder respektierten ihn nicht und seine Frau musste er schlagen, damit sie nicht zu aufmüpfig wurde.
Und so einer Gefangenen, einer Hochverräterin, der krähte kein Hahn mehr nach, wenn ihr Kopf erst einmal gerollt war.
Mutig trat er näher an Zerra heran und begann an seiner Hose zu nesteln.

Zerra ließ sich weiter nach hinten sinken, lehnte sich gegen ihren Rücken, riss plötzlich ihre Beine mit den Ketten hoch und stieß dem Mann kräftig in seinen Unterleib. Mit finsterem, hasserfülltem Blick nun starrte sie ihn dabei regelrecht an, während ihre Abneigung sich deutlich in ihrem Gesicht wiederspiegelte.
"Fasst mich nicht an", sagte sie mit erschreckend ruhiger Stimme.
"und kommt mir nicht zu nahe"

Der Mann zuckte zusammen und taumelte zwei Schritte zurück, als Zerra ihm dahin trat, wo es wehtat, doch hatten seine Hände, die er dort gehabt hatte, ihn vor Schlimmerem bewahrt.
"Ach komm. Ich bin ein Mann, du eine Frau: Und du weißt, wie wir Männer sind. Wir wollen doch nur das Eine, unseren Spaß haben. Jeder von uns, wer Dir etwas anderes erzählt, der lügt."
Er grunzte und machte vorsichtig einen Schritt erneut auf Zerra zu, blieb jedoch außerhalb ihrer Reichweite.
"Und wenn du ehrlich bist: Du willst es doch auch..."

"Das sagt euch vielleicht euer benebelter Verstand, der wegen der schlechten Luft hier unten bereits am fantasieren ist. Ich rate euch noch einmal augenblicklich aus dieser Zelle zu verschwinden, sonst werdet ihr es bereuhen", sagte Zerra, die ihre Beine wegen dem Gewicht der Ketten wieder senken musste, was jedoch lang nicht hieß, dass sie sie nicht ebenso schnell wieder hoch reißen konnte.

"Nur ein letztes Mal Frischfleich zwischen deinen brennenden Schenkeln? Wäre das nichts, ein letztes Mal, bevor du die Bühne dieser Welt verlässt? Was hast du denn noch zu verlieren? Gönn uns beiden etwas Freude...", der Mann legte den Kopf schief und ließ seine Knöchel knacken. Wenn sie nicht wollte, dann würde er wohl andere Möglichkeiten finden müssen.

"Mein Herz und eben jene Freude, werde ich nur mit einem einzigen Menschen teilen... und der seid gewiss nicht ihr"
Zerras Augen schloss sich nur für einen winzigen Bruchteil, den sie brauchte um die letzte Mauer zu durchbrechen, um Magie anwenden zu können. Sie spürte ein leichtes Kribbeln in ihr, beschwor die Kraft heraus und machte dem ganzen ein Ende.
"Jierda!", sagte sie, den eisigen Blick auf sein Herz gerichtet.

Der Soldat taumelte zurück und spuckte Blut. Röchelnd sah er Zerra an.
"Erinnnert Euch...... meiner Worte....", er hustete und würgte noch einmal, während er langsam rückwärts wankte.
"Jeder Mann.... will nur das Eine.... von Euch.... allles andere..."
Wieder Husten, Blutspucken und Röcheln.
"sind..."
Husten. Würgen.
"Lügen..."

Krachend fiel die Metalltür hinter ihm ins Schloss, während er durch den Gang wankte, in Richtung Ausgang.

Langsam rutschte Zerra wieder ein Stück höher, die Ketten um ihre Händen knirschten leise, als sie über den Boden schabten. Ihr Atem ging schneller, vor Anstrengung die sie die Magie gekostet hatte. Kurz fuhr sie sich mit ihrer Zunge über die trockenen Lippen, als sie ihren Kopf wieder in den Nacken legte und mit leerem Blick gen Decke starrte. "Bald...", murmelte sie und schloss ihre Augen.

Und so verging eine einsame und kalte Nacht in dem widrigen Kerker.
Man konnte die ersten Sonnenstrahlen nur erahnen, denn der Luftschacht war im rechten Winkel angebracht, als die Tür zu Zerras Zelle aufgeschlossen wurde und sie zwei Wächter der Leibwache von Graf Vladimir erwarteten.
"Aufstehen, Gefangene. Heute ist der Tag deiner Gerechtigkeit."

Das hoffe ich doch, dass es der Tag der Gerechtigkeit ist. Zu gerne würde ich Valdimirs Kopf rollen sehen... Zerra war bereits seit geraumer Zeit wach und blinzelte nun hauptsächlich aufgrund der veränderten Lichtverhältnisse. Die Beine anspannend, stand sie mit einem Ruck schließlich auf, die Hände waren dabei noch immer nutzlos hinter ihrem Rücken in den Fängen der Fesseln.
Mit neutralem Gesichtsausdruck, musterte sie die achen kurz mit leicht zusammen gekniffenen Augen und nährte sich dann ihnen.
Ob der junge Wachmann von gestern Erfolg gehabt hatte? Vielleicht waren die beiden Menschen zusammen mit den Urgals geflohen? Möglich...

Die Männer sahen Zerra an und dachten kurz darüber nach, ob sie ihr Möglichkeit geben sollten, sich zu waschen und sich zu bereiten, sahen dann aber davon ab. Das Volk ließ sich durch Äußerlichkeit manipulieren und einer abgerissenen Person würden Verbrechen eher zugetraut werden als der eleganten Leibwächterin der Königin, die das Volk gewohnt war.
"Vorwärts.", grob wurde Zerra von zwei Wandschränken von Wachen an den Schultern gepackt und in eine Kutsche gesperrt, die komplett aus Holz war, sodass sie nicht hinausschauen konnte.
Ihr Handketten wurden an einer Kiste befestigt, auf die sie sich zu setzen hatte.

Lauschend streckte sich Zerra ein wenig, achtete darauf, ob irgendetwas dafür sprach, dass jemand bald zu ihr kommen würde, oder dass sie bald anhalten würden. Doch sie hörte nichts verdächtiges und begann damit den Innenraum der Kutsche eingehend zu mustern. Dabei zog sie mit ihren Fingern den Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss mit diesem, nach einigem Finger verdrehen und verbiegen, das Schloss auf. Seufzend legte sie die Fessel möglichst lautos ab und rieb sich erst einmal die geschundenen Handgelenke.
Als nächstes rutschte sie liese von der Kiste hinunter und ließ sich vor dieser nieder. Sacht strichen ihre Finger über das Holz.
Vielleicht befand sich darin etwas, dass ihr bei ihrer Flucht helfen könnte...
Vorsichtig stemmte sie sich gegen den Deckel und zog diesen nach oben.

Im Zwielicht der Kutsche konnte Zerra wenig erkennen, doch fast intuitiv schlossen sich ihre Finger um den vertrauten Griff ihres Schwertes, der in der Kiste lag.
Wenigstens würde sie ihrem Tod nun nicht unbewaffnet entgegengehen, sondern würde Widerstand leisten und ihre Ehre bewahren können.
Sie war zum Tragen dieser Waffe geboren und würde auch nur mit ihr in der Hand sterben.


Knarrend fuhr die Kutsche an - Zerras Schicksal entgegen.

Feondragil wurde noch immer bewusstlos von den Wachen in denKerker geschmissen.Nach circa 1 Stunde wachte er auf und fragte sich:wo binn ich?

Ein schleifendes Geräusch war vom Boden her aus zu machen, als sich eine Gestalt nährte.
Auf seinem Haupt trug Vladimir die silberne Krone des Königs von Palancar, auf seinen Wink hin öffnete eine der Wachen das Tor und verschloss es als der Truchsess eingetreten war.
"Welche kleine Ratte haben wir denn hier?"

Was geht dich das du elender Mensch? Und wo ist mein Gödringur?? du kannst froh sein das ich mein schwert nicht hab! ABer ich habe immer noch meine Fäuste!! Jetzt versuchte Feon aufzustehen.....

Vladimir machte nur einen Wink und der Elf wurde mit unnachgiebiger Kraft gegen die Wand gedrückt.
"Nanana, wir sollten dir Manieren beibringen!" Vladimir zog einen kleinen Dolch und trat einen Schritt auf Feon zu.
"Wie lautet dein Name?"

Vladimir packte mit seinen dünnen,langgliedrigen Fingern nach Feons Hals und drückte mit unmenschlicher Kraft zu.
"Wir können das auf die sanfte oder auf die harte Art und Weise machen - glaub mir,ich hoffe du wählst die Harte!"