Tavernenzelt

"Die klügere Antwort, meine Königin" meinte Jeremy leise und lächelte sanft - "wäre "Nein" gewesen" er gluckste während er noch einen weiteren Schluck nahm.
"Ich gebe euch im übrigen einen Rat, Majestät" setzte Jeremy nun an, während seine misshandelte Hand über den Zinnbecher fuhr, die Erhebungen des Emblems spürte und den griff um das Gebilde verstärkte. Er sah kurz nach links wo ein flackerndes Feuer die Szenerie erhellte ehe er langsam, als hätte er alle zeit der Welt einen wohlmöglich für ihn negativen und nicht gerade förderlichen Rat erteilte.
"Traut niemanden, auch nicht mir" er tippte auf die Bank, stellte sein Glas ab und faltete die Hände
"Die Menschen, Mylady- besonders jene der Politik sind von einem gefährlichen Schlag. Lieber werde ich mit einem Rudel ausgehungerter Wölfe als einem Diplomaten in ein kleines Zimmer gesperrt"

" Ahhhh, aber ", mischte sich der junge Elf nun in das Gespräch ein, " in beiden Fällen hilft eine scharfe Klinge. " Teyran trat mit einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen ein Stück näher. Sein Glas knallte mit einem lauten Klacken auf den Tisch und über den Rand schwappte etwas von dem goldgelben Getränk, hinterließ eine sich langsam ausbreitende Pfütze Bier, die zu entfernen der Wirt am nächsten Morgen sicher keine Freude haben würde. Ohne sich darum zu scheren, machte der Elf noch einen weiteren Schritt auf Jeremy zu, fixierte sein Gesicht dabei mit durchdringendem Blick. " Ohne respektlos erscheinen zu wollen, Sir Daenarys ", setzte Teyran mit einem kaum verhohlenen, ironischen Unterton in der Stimme zum Sprechen an, " aber das ist der vermutlich am wenigsten kluge Rat, den ich einen Menschen jemals äußern gehört habe " Ohne sich darum zu scheren, dass sein Verhalten die Etikette verletzte, ließ sich der junge Elf ansatzlos auf einen Stuhl neben den Statthalter fallen. " Liege ich richtig in der Annahme, dass ihr noch niemals in einen Krieg gezogen seid ? " Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Teyran fort : " Als Soldat lernt man Treue zu schätzen. Ein Krieger, welcher sich nicht bedingungslos auf die Männer - oder Frauen- an seiner Flanke verlassen kann, überlebt nicht lange. Ich habe mit Coreen bereits im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner gestanden, desgleichen Garvin. Sie kann sich auf uns und ich weiß, dass wir uns auch auf sie bedingungslos verlassen können. Ihr seht also " Ruckartig federte Teyran in die Höhe. " es kommt nur darauf an, sich die richtigen Freunde zu wählen. Eure Worte beweisen mir, dass ihr sie offenbar noch nicht gefunden habt und das ist, wenn ich es anmerken darf, recht traurig. Aber auch wenn ihr euch möglicherweise in Kreisen bewegt, wo Freundschaft nichts weiter als eine Handelsware ist, so erlaubt mir doch, euch einen Rat zu geben. " Die Augen des jungen Elfen suchten die des Statthalters. Die Fröhlichkeit, die man eben noch hatte beobachten können, war aus Teyrans Blick verschwunden. " Versucht nicht, Misstrauen in den Herzen der Menschen, und schon gar nicht in denen der mächtigen, um euch herum zu sähen. Es gibt Männer, die auf derlei Arten von Manipulationen sehr..hmmm... sagen wir... verschnupft reagieren. Ich habe gehört, König Xeldaric soll einer dieser Männer sein. "

"Welch Worte eines Soldaten" meinte Jeremy und nippte an seinem Glas, während er völlig gelassen die hitzige Ausführungen Teyrans gefolgt war und diesen lange betrachtete, irgendeine schwäche in seinen Augen zu suchen schien ehe er, scheinbar zufrieden wieder seinen Becher ansah, diesen mit leichten, kreisenden Bewegungen drehte und sich dabei über die Lippen leckte
"Ihr haltet viel von Ehre, Freundschaft und vertrauen" meinte Jeremy trocken und bedachte Teyran mit einem durchgehenden Blick
"Aber das liegt auch nur daran, dass ihr viel mit einfachen Männern und Frauen, oder zumindest mit besonderen Männern und Frauen zu tun habt. Ihr wart niemals in der Politik nicht wahr? Nein, sonst würdet ihr anders sprechen.... anders Handeln" er lächelte, doch dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht
"Jeder Mensch hat seine eigenen Interessen und eine Freundschaft hält nur solange wie diese Interessen die selben sind. Egal wie patriotisch man ist, egal wieviel schönrednerei sich in alle dem befindet.
König Alvias ist ein gerechter, aber kein Weiser König..." er sah entschuldigend zu Coreen
"Er hat zuviel Skrupel, er denkt wie ein Offizier, wie ein liebender Vater - sogar noch wie ein Vogt.
Aber nicht wie ein König"

" Ich bin unter Elfen aufgewachsen, mein ganzes Leben bestand aus Politik ", entgegnete Teyran ohne mit der Wimper zu zucken. " Und was diese Werte angeht, die ihr ja offenbar so geringschätzt... Wie war das noch ? Ehre, Freundschaft, Vertrauen ? " Der junge Elf seufzte leise. " Sie sind sehr wichtig. Ob ihr nun in der Politik tätig seid oder als Soldat arbeitet. " Teyran ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken, musterte den Mann, dessen Haare bereits anfingen, grau zu werden, aufmerksam. " Ich lebe bereits doppelt so lange, wie ihr, und während dieser Zeit ist mir aufgefallen, das Menschen immer von sich auf andere schließen. Sie können gar nicht anders. " Teyran lehnte sich ein Stück in seinem Stuhl zurück, musterte sein Gegenüber von oben bis unten. " Ehrenhafte Menschen glauben, dass andere ebenso ehrenhaft sind wie sie selbst. Machthungrige ebenso und Menschen wie ihr... nun, ich nehme an, das erklärt sich von ganz allein. "

"Ohoho..." Jeremy lächelte noch ein Stück breiter und leichte Blutstropfen rannen aus seiner Wunde seine Wange entlang, verfingen sich im Bart und schienen in den leichten Haaren zu versickern.
"Ich bin nicht Machthungrig, ehrlich gesagt ist all dieses Machtgehabe und all diese..." er suchte, weiterhin mit seinem Zinnbecher schwenkend nach Worten - "imponiererei Leid, ich habe genug gesehen was menschliche Abgründe angeht, als das ich nicht auf Macht aus bin!" er schüttelte den Kopf.
"Das Problem bei Ehrenhaften Männern ist, ihre Annahme jeder andere sei auch Ehrenhaft sorgt für ihr vorzeitiges ableben!
Und dann gibt es noch Männer wie mich - ich habe eine feste Moralvorstellung, ich will gutes Tun und ich will das dieses Reich erblüht und die einfachen Menschen wohl geschützt und ausgeruht leben können ohne sich nachts darüber Sorgen machen müssen, wie sie durch den Winter kommen oder ob ein neuer Adliger mehr Land will und einen kleinen Bürgerkrieg entfacht. Dennoch gehe ich davon aus, dass mich irgendwann jeder einmal verraten könnte.
Deswegen bin ich auch noch in der Politik aktiv und nicht bereits in der Versenkung verschwunden." er fuhr sich langsam durch die Haare
"Ich glaube durchaus das die Königin das gleiche Ansinnen hat wie ich und ich führe als treuer Diener ihre Befehle aus - aber ich weiß auch das, wenn ihr danach wäre und sie meinen Kopf nicht mehr sehen will es ebenso gut möglich wäre das ich bald am Strick baumle.
Für Freundschaft und Vertrauen ist kein Platz, nicht wenn man sowohl einer der guten als auch einer der erfolgreichen in der Politik sein will!"

"Er hat doch recht" warf auf einmal eine völlig andere Stimme ein.
Zach, bewaffnet mit einer großen Keule Fleisch saß in der Nähe der Streithähne und hatte das Gespräch belauscht
"Ich meine, ganz im Ernst - jeder der nicht gerade ein einfacher Bauer ist, kümmert sich doch - anstatt für die zu Sorgen die unter ihm stehen nur um sich selbst!" er schüttelte den Kopf, ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht
"jeder Kratzer an ihrem Ruf ist für sie einer zuviel und sie würden lieber ihre eigene Großmutter verkaufen, ihre Frau anlügen oder ihren Sohn verleugnen anstatt hinzunehmen das sie einen Fehler gemacht haben" er biss erneut in die Keule
"Wenn ihr mich fragt, so läuft in diesem System so einiges falsch"

Bisher schweigend hatte Coreen dem Gespräch zwischen Teyran und Jeremy gelauscht und sich dabei ihre ganz eigenen Gedanken darüber gemacht, welche Themen zwischen ihnen gefallen waren. Sie weigerte sich zu akzeptieren, dass sie niemandem vertrauen durfte, in der Position, in der sie sich nun befand, denn sie hatte bereits so viele Gegenbeispiele vorgeführt bekommen, um Jeremys Aussage ein ums andere Mal wiederlegen und unterwandern zu können. Gewiss gab es immer einige unflätige Höflinge, denen es nur um die Gunst eines besser Situierten ging, doch bislang hatte sie sich niemals die Mühe gemacht, sich mit eben diesen Menschen längerfristig auseinander zu setzen.
Als nun jedoch eine andere Stimme an ihre Ohren drang, wandte die junge Frau den Kopf zu dem Sprecher hinüber und fasste den jungen Mann, welcher jünger als sie selbst zu sein schien, ins Auge, seine Worte noch einmal Revue passieren lassend ehe sich ein leises Lachen von ihren Lippen entrang und sie den Kopf schüttelte. "Was würdet Ihr denn besser machen?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, statt ihn zurechtzuweisen und lud ihn mit einer knappen Handbewegung ein, an dem Tisch, an welchem die Freunde und Jeremy saßen, Platz zu nehmen.

"Was?" Zach wirkte verblüfft und hob die Brauen während er verdattert seine Keule sinken ließ, diese langsam in die Bratensoße gleiten ließ und somit das fettige, dunkle Gebräu verdrängte.
"Nungut..." er stand langsam auf, wischte sich seine fettigen Hände am langen, lodenen Mantel abwischte..
Langsam, als wäre er sich unsicher ob die Königin ihn nicht anfallen und fressen würde ließ er sich neben sie gleiten und sah sie nur kurz an. Zu gut erinnerte er sich an die Schmach die ihm zuteil wurde, als er die Königin hatte mimen müssen und er betete zu allen Göttern, dass man ihn nicht erkannt hatte.
"Ich würde erst einmal dafür sorgen, dass jeder.... jeder gleich viel Geld erhält - egal was er tut! Dann würde ich den Geburtsadel abschaffen und dies dann in... Ämter übergehen lassen! Jeder ausgebildete Mensch kann dies genauso gut wie ein Adliger!
Und... wechselnde Ämter! Alle drei Jahre jemand neues, damit derjenige der das Amt inne hat einfach zuviel Macht hat" er leckte sich über die Lippen um die Bratensoße fortzuwischen
"Also... sonst... hm..."

" Wir wäre es außerdem damit, dass auch der König dem Gesetz unterworfen wird ? ", warf Teyran sanft ein, " Eine Vertretung des Volkes, vielleicht aus den Adligen bestehend, könnte ein für alle verbindliches Gesetz ausarbeiten. Über die Einhaltung dieses Rechts könnten dann die Reiter wachen. " Der junge Elf verstummte nachdenklich und drehte langsam das Glas von der einen in die andere Hand. " Irgendjemand müsste dann natürlich auch die Reiter kontrollieren. Hmmm...möglicherweise eine gegenseitige Kontrolle von König, Adel und Reitern. Eine kurze Zeit lang saß Teyran in seine Gedanken vertieft da, schien die Welt um sich herum nicht mehr wahrzunehmen. " Was die Idee mit dem gleichen Geld für alle angeht ", schreckte er schließlich wieder auf und ging damit auf das vorher gesagte ein, " So sehe ich dabei das Problem, dass die Menschen keinen Grund mehr hätten zu arbeiten. Wenn jeder gleich viel Geld erhält, warum sollte man sich dann anstrengen, um in höhere Ämter aufzusteigen oder um bessere Leistungen zu erbringen ? Der Ansporn, über sich selbst hinaus zu wachsen wäre weg. Außerdem, wie willst du entscheiden, wer auf dem Schlachtfeld sein Leben riskiert oder wer Kleidung näht, wer das Essen der Könige zubereitet oder wer die Latrinen leert ? "

"Da könnten wir doch die Idee der Fyhamer aufnehmen" erklärte Zach leise und nickte dem verkrüppelten Elfen anerkennend zu
"Oder zumindest umwandeln..." er kratzte sich an der Nase, verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Also... wir könnten jeden darin einteilen wo er gut ist....! Und... die alleinige Anstrengung besser zu werden sollte einen motivieren besser zu sein!
Versteht ihr? Anstatt wie normalerweise, nur dem Geld hinterher zu rennen.... könnten wir...
Der Mensch sollte sich verbessern weil er es selbst will, aus seinem inneren drang heraus und nicht des materiellen geldes wegen!
Es sollte egal sein wo jemand herkommt, solange er für das was er will arbeitet!" er zog die Stirn zusammen
"Eine einheitliche, allgemeine und endgültige Gesellschaft die sich um des entwickelns willen fortentwickelt"

Sie hatte nicht erwartet, dass das einstmals leichte Gespräch nun plötzlich in einer politischen Debatte enden würde und so wandte die junge Frau lediglich den Blick vom einen zum anderen, hielt sich vorerst aus dem Gespräch vollkommen heraus, um sich ihre eigenen Gedanken zu den Vorschlägen machen zu können, die die anderen beiden angebracht hatten. Dass die Reiter beginnen würden, dieses Reich und die Einhaltung der Gesetze zu überwachen, würde auf wenig Verständnis bei denen stoßen, die sich in den mächtigen Positionen befanden, ebenso wenig wie es dem Adel gefallen würde, wenn ein einfacher Bürgerlicher in eine höhere Position gehoben würde, denn das hatten sie nicht zuletzt bei Alvias Krönung mehr als deutlich zu spüren bekommen.
"Diese einheitliche, allgemeine und endgültige Gesellschaft, wie Ihr sie vorschlagt", warf sie nun nachdenklich ein und fasste die Holzmaserungen des Tisches ins Auge. "mag vielleicht auf dem Papier funktionieren, aber sie wird sich niemals in der Realität beweisen. Die Menschen streben, ebenso wie jedes andere Wesen auch, nach Sicherheit für sich selbst und die Menschen, die ihnen wichtig sind. Sie entwickeln sich fort, um sich selbst verwirklichen zu können und die Früchte ihrer Arbeit in Form von Gütern zu sehen", fuhr sie fort und hob dann langsam den Blick, um ihre Augen nun hinüber zu Zach zu lenken und schmal zu lächeln. "Die Idee mit den wechselnden Ämtern und den Gesetzen jedoch, finde ich gar nicht so schlecht."

"Hm..." Zach lehnte sich zurück, drehte Däumchen während er lange und angestrengt nachdachte, versuchte seine und die Argumente von Coreen gegeneinander abzuwiegen.
"Nun ja.... ja.... aber... ich finde die Idee weiterhin gut!" stellte er fest und biss sich auf seine Unterlippe.
Eine lange, peinliche Periode des Schweigens schwappte über die kleine Gesellschaft während er die Arme verschränkte
"Ja.. also... eigentlich wars das ja..." er lächelte schief
"Ich.... wüsste auch nicht was.. und... verzeiht die Störung... Majestät und.... überhaupt..." er kratzte sich am Kopf, verfing sich dabei in der Kette seines Medallions und zog dies aus dem Wams hervor.
Klirrend fiel es, von dem Übermut in die Luft befördert auf den Boden

Amüsiert von dem Stottern des jungen Mannes wurde Coreens Lächeln ehrlicher während sie sich hinab beugte und das Medaillon wieder aufhob, das er zuvor verloren hatte. Einen Moment ließ sie ihren Blick darüber wandern, begutachtete die geschickte Arbeit und reichte es Zach schließlich wieder zurück. Er schien sich nicht allzu wohl hier zu fühlen und sie wollte es ihm ungern noch schwerer machen, als er es sich selbst bereits machte, in dem sie ihn noch länger hier hielt als unbedingt nötig. "Ein wirkliches schönes Stück", lobte sie und neigte sacht den Kopf als Zeichen des stummen Dankes für die Dinge, die er angesprochen und mit denen er sie zum Nachdenken gebracht hatte. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, dass sie damit begannen, etwas zu ändern, das schon seit langer Zeit im Argen lag und von dem sich bisher niemand getraut hatte, es öffentlich verlauten zu lassen. Vielleicht waren es gerade solche Männer wie Zach, die sie in ihrer Nähe haben sollten um die Wahrheit zu erfahren und nicht jene wie Jeremy, der seine Kritik hinter schönen Worten und falschen Äußerungen verschleierte, um seinen eigenen Hals zu retten.
"Ich werde mir Eure Kritik zu Herzen nehmen und ich denke, dass wir einiges von dem, was Ihr angebracht habt, durchaus umsetzen könnten", fügte sie mit einem aufmunternden Lächeln anbei. "Im Übrigen - eine sehr amüsante Vorstellung Eurerseits am Mittag. Meinen Respekt für Euren Mut."

"Das hatte weniger mit Mut zu tun" erklärte Zach abwinkend.
"Viel eher mit Furcht - es gab nichts was ihr hättet befehlen können was schlimmer gewesen wäre als die Faust meines Mitsoldaten" er lachte laut und künstlich auf um über seine Verlegenheit hinweg zu spielen.
"Und naja.. danke... für das Lob! Ich bekam das Amulett von meiner Mutter, mehr hat sie nie besessen" er biss sich auf die Zunge und zog eine Grimasse.
"Also... ich...wünsche euch dann noch ein segenreiches Leben und... sowas... nicht wahr?"

Sie antwortete auf die verlegenen Worte mit einem amüsierten Lachen, das hell durch das Zelt drang und hob langsam die Hand, um seinen Worten Einhalt zu gebieten bevor er sich noch weiter in Dingen verrannte, die weder er, noch sie wollten. "Ich bitte Euch - erspart Euch Worte, die Ihr nicht so meint. Ich kann mit der Wahrheit besser umgehen als mit falscher Freundlichkeit, denn die bekomme ich wahrlich oft genug entgegen gebracht", entgegnete sie mit zuckenden Mundwinkeln und belustigt blitzenden Augen, die sie nun auf sein Gesicht richtete, welches im Schein der Kerzen erstaunlich blass geworden war. "Für Euch ist das hier sehr unangenehm und ich verstehe das nur zu gut - also geht schon und widmet Euch Euren Freunden", fügte sie noch hinzu und zuckte leichtfertig mit den Schultern. "Aber ... wenn Ihr einen Rat haben wollt. Ich würde es an Eurer Stelle Eurem Mitsoldaten heimzahlen, bevor er auf noch mehr solcher Ideen kommt." Sie wartete nicht auf eine Antwort des anderen, wandte sich stattdessen wieder Teyran, Garvin und Jeremy zu, die bislang still geblieben waren und sich, zu ihrer eigenen Erleichterung, bisher noch nicht eingemischt hatten.

"Interessant" meinte Jeremy leise und unterdrückte ein Gähnen während er enttäuscht in sein mittlerweile leeres Zinngefäß sah und den Wirt herbeiwinkte, damit dieser noch etwas brachte.
"Wisst ihr..." erklärte er schließlich, hob seinen Kopf und lenkte seinen Blick hinauf zur Zeltdecke wo durch ein kleines Loch am oberen Ende, dort wo der Rauch rausströmte die Sterne des Firmaments funkelten. Ohne sich erklären zu können wieso fröstelte es den Statthalter auf einmal und er rieb sich die Arme, ehe er dem nahenden Wirt dankbar die nun dampfende Zinntasse aus der Hand nahm und sich einen Schluck genehmigte.
"Es ist zu spät für politische Diskussionen und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeinem der Sinn mehr danach steht als mir..." er ließ die Handknöchel knacksen
"Will jemand eine Runde Karten spielen?"

Hemióne hatte den gesamten Abend über eine Hose und eine Bluse getragen. Ihr war die Gefahr sich irgendwo zu verhacken oder dass jemand ihr aufs Kleid trat zu groß. Bei all den Getränken hätte es böse enden können wenn sie gestolpert wäre. Sie hatte sich unters Volk mischen wollen und war deswegen zu diesem Fest gekommen. Als Fürstin einer Menschen Stadt wusste sie ihrer Meinung nach zu wenig über die Menschen, was natürlich inakteptabel und darum nach zu holen war.
Den Abend über hatte sie wenig getrunken, Gesprächen gelauscht und sich in einige eingemischt. Der Schwips und die Trunkenheit der anwesenden hatten dafür gesorgt, dass Hemióne nur selten schief angesehen wurde. Doch dann erblickte sie Coreen, die bei einigen Männern saß. Sie nahm sich zwei Wein Gläser von einem Tablett und ging auf die kleine Gruppe zu. Sie schnappte noch die letzten Worte des alternden Mannes auf, bevor sie das Glas neben Coreen abstellte und sich einen Stuhl heran zog. Sie setzte sich direckt neben Coreen. "Ich denke ein Kartenspiel wäre eine schöne Zerstreuung, oder nicht?", fragte Hemióne und blickte jeden in der Runde an. Bis auf den älteren Soldaten hatte sie jede Person am Tisch zu mindest einmal gesehen.

Überrascht hob Coreen den Kopf als Hemiónes Stimme wenig später dicht bei ihnen erklang und sie wandte den Blick zu der Freundin hinüber, musterte sie einen kurzen Moment, als wolle sie mit dieser Geste gleichzeitig erkennen, ob die andere ihre Worte wirklich so ernst gemeint hatte, wie sie geklungen hatten. Es schien ihr mit der Antwort ernst zu sein und so fügte sie sich ebenfalls in ihr Schicksal und gab ein knappes Nicken von sich, dem sie wenig später wenig überzeugende Worte folgen ließ als sie ein leises "Warum nicht?" über ihre Lippen brachte.
Ihre Gedanken schwirrten um die Dinge, die Zach gesagt hatte und um mögliche Lösungen, die auch für den jungen Soldaten akzeptabel sein konnten; schwirrten um ihre Familie, um die Verletzungen ihres Ehemannes, welcher sich in den Händen der Heiler befand und die niemanden zu ihm ließen und um ihren Sohn, der in der Obhut der Ammen friedlich schlummerte. Es erschien ihr falsch, hier zu sein und sich bei einem einfachen Kartenspiel mit einer Spinne zu amüsieren, die nur darauf wartete, dass sie einen Fehler machte.
Im nächsten Moment musste sie über sich selbst und die paranoiden Gedanken, die sie begann zu hegen, schmunzeln während sie darüber nachdachte, wann sie damit angefangen hatte, hinter jedem Wesen, dem sie begegnete, einen potenziellen Feind zu sehen. Vor einigen Jahren noch wäre es ihr gleichgültig gewesen, wer vor ihr saß und wem sie ihre Meinung so offen an den Kopf warf und nun maßregelte sie jeden Fremdling, erwartete falsche Worte und feige Handlungen. Sie war genau das geworden, vor dem sie sich stets gefürchtet hatte und was sie niemals hatte werden wollen - so wie jeder andere Adlige auch, so wie ihr einstiger Meister, der nicht mehr wusste, wem er noch vertrauen konnte.
"Dann lasst uns spielen", erhob sie erneut das Wort und brachte ein aufrichtigeres Lächeln auf ihre Züge. "Das bedeutet, wenn die Herren nicht Angst davor haben von uns geschlagen zu werden."

"Ich habe kein Problem damit zu verlieren" sagte Jeremy trocken, "sei es ein Kartenspiel... oder ein Finger" er kramte in seinem langen Gewand eine weile lang, schien die ein oder andere Tasche im inneren abzugehen ehe er ein altes, leicht lädiert wirkendes Kartenspiel zu Tage zog.
Die Karten waren angelaufen, lädiert und geknickt und schienen bereits einiges erlebt zu haben.
Die Bilder stellten Bube, Dame, König und Ass als Tiere da und schienen beinahe wie das Kartenspiel eines Kindes.
Jeremy mischte die Karten mit geübter Bewegung und teilte diese dann gleichmäßig aus.
"Wisst ihr..." erklärte er leise und lächelte sanft während er seine Karten aufnahm
"Dieses Fest ist wirtschaftlich eine Glanzleistung! Die Händler Ceunons machen reißenden Umsatz, die Schmiede verkaufen mehr als sie herstellen können und die Huren... laufen O-Beinig"

Hemióne lächelte und blickte auf die Karten die schnell über den Tisch glitten und auf die jeweilige Person zu. Alle warfen ihren Einsatz auf den Tisch und Hemióne nahm einen Schluck Wein bevor sie in ihre Karten Blickte. Dann legte Jeremy eine Sieben, einen Buben und eine Dame in die Mitte des Tisches. Na super! Fängt ja wundervoll an, dachte Hemióne und warf ihre Karten zurück auf den Tisch, bedeutete so, dass sie ausstieg. Jedoch verlor sie ihr Lächeln nicht, denn die Regel nummer eins war: Fassung bewahren.
"Also, wie habt ihr den ersten Turnier Tag gefunden? War doch ein Erfolg oder nicht? Und hatte einige Überraschungen bereit gehalten nicht?", fragte Hemióne in die Runde. Sie war nicht sicher wie gut die anderen in diesem Spiel waren, doch sonderlich schlecht waren sie sicher nicht. Unter den Soldaten war dieses Spiel ohnehin sehr verbreitet. Wir werden sehen. Vielleicht gewinne ich ja.

"Ein Erfolg war es sicherlich, wenngleich mich auch kaum etwas überrascht hat.
Sowohl meine Teilwette auf Sir Erols Sieg - seinem Teilsieg bei der Lanze und seine Niederlage beim Schwert hat mir einiges eingebracht wie auch meine Intuition auf den Zwerg zu setzen" er lächelte, nach langsam und genüsslich einen Schluck seines Getränks und sah erneut in die Karten.
"Ich habe auch gehört die werte Frau Ulrike von Hohenzollern sei mit einige Lustknaben in einem der Gasthäuser verschwunden, sie schien sehr aufgebracht zu sein, die arme Frau...." er lächelte und besah sich derweil die Karten die auf dem Tisch lagen
"Welch ein Glück in dieser Situation, dass sie - nachdem sie vor einigen Jahren nach einem Fieber die Gebärmutter ausgeschält bekommen hat keine Kinder mehr bekommen kann..." er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge
"Wenn man all den Gerüchten glauben schenken darf, wäre sie sonst schon etliche male Schwanger gewesen"