Tavernenzelt

Mit gesenktem Blick, die Kaputze des schwarzen Mantels tief ins Gesicht gezogen, betrat Aréana das Tavernenzelt.
Er ließ mir keine Wahl..., dachte sie bitter. Ihr Großvater hatte ihr strikt verboten, hierher zu kommen und etwas von Säufern und Tunnichtguten erzählt.
Selbst hier, im Buckel, versuchte er die Welt vor ihr zu verbergen - ein geradezu lächerliches Unterfangen, wie sie fand. Mit etwas Glück würde sie das ein oder andere über den Zustand des Landes erfahren...

Garvin kam mit Teyran im Schlepptau in das große Tavernenzelt, das erst vor kurzem fertig aufgestellt worden war. Im Inneren war es stickig und warm, es roch nach Wein, Starkbier, Schweiß und Schweinebraten. Mehrere Bänke und Tische waren aufgestellt worden, an denen sich mehrere Soldaten an schmutzigen Witzen und dem guten Alkohol erfreuten. Garvin müsste lächeln, trotz all dem Leid konnte man sich an solchen Orten immer noch heimisch und wohl fühlen.
Heimat... An diesem Wort bleib er hängen. Er war schon lange nicht mehr Zuhause gewesen. In Belatona.... Doch wofür auch? Seine Eltern waren beide im hohen Alter gestorben, seine Geschwister waren ebenfalls Tod. Die Frage, wo er eigentlich zuhause war kam in ihm auf. Auf dem Schlachtfeld war er nicht daheim, so viel Zeit er auch darauf verbracht hatte, etwas so grausames Heimat zu nennen wäre nichts für ihn. Kurz musterte er die fremde Person die in einen dunklen Umhang gehüllt war.
Teyran? Weißt du wer das ist?

" Ich hab keine Ahnung ", entgegnete Teyran und ließ seinen Blick über die verhüllte Gestalt wandern.
" Aber jemand, der sich versteckt ist immer verdächtig. Komm, wir schauen uns das mal an. ", Der Elf schritt zusammen mit dem Menschen auf die Frau zu. " Seid gegrüßt ", begrüßte der junge Elf Areana.
" Dürfte ich bitte euren Namen erfahren ? " Teyran betrachtete misstrauisch die Kaputze. Er glaubte zwar nicht, dass das ein feindlicher Spion war, dieser hätte immerhin erst durch die Reihen der Soldaten gemusst, aber irgendwo her musste sie ja kommen. Und es musste auch einen Grund für sie geben, sich zu verbergen.

Ertappt zuckte Aréana zusammen und warf sie die Kaputze in den Nacken, vorbei wars mit ihrem nächtlichen Ausflug. Sie hätte wissen sollen, dass eine verhüllte Gestalt Aufmerksamkeit erregte. Stumm schallte sie sich selbst für ihr unbedachtes Verhalten.
"Mein Name ist Aréana." erwiederte sie und betrachtete die beiden Männer.
"Und wie lauten eure?"

" Gestatten, Teyran Barad ", stellte sich der junge Elf vor. " Und den verdreckten Soldaten neben mir nennt man Garvin Ethalnur. "
Teyran musterte die junge Frau kurz. " Woher kommt ihr und was macht ihr hier ? "
Die Augenbrauen des Elfen zogen sich misstrauisch ein wenig zusammen.
" Verzeiht die Frage, aber es herrscht Krieg und man kann nie vorsichtig genug sein. "

"Ich komme aus Terim und ich bin hier weil meine Heimat überfallen wurde. Und in diesem Zelt bin ich, weil ich den Geschichten lauschen möchte."
Plötzlich dämmerte es ihr: Die Beiden halten mich für eine Spionin! Außgerechnet sie!
Mühsam unterdrückte Aréana ein Schmunzeln, doch die goldenen Augen blizten amüsiert auf.
"Und ich bin kein Feind und ich möchte euch gewiss nichts Böses." fügte sie zur Sicherheit in der Alten Sprache hinzu. Eine derartige Verdächtigung konne einen in solch´ unsicheren Zeiten den Kopf kosten.

Nun Teyran, du bist unser Experte für diese exotische Sprache. Meinte Garvin lachend und verschränkte die Arme vor der Brust.
Misstrauisch musterte er die fremde Frau von Kopf bis Fuß. Eine Schönheit ist sie ja nicht gerade... das erklärt zumindest die fehlende Rufe der Männer. Er blickte kurz über seine Schulter und musste schmunzeln als er die Soldaten sah, die enttäuscht den Kopf schüttelten und sich wieder ihren Gesprächen widmeten.

Aréana folgte seinem Blick.
"Was amüsiert euch, Herr?" fragte sie säuerlich. Sie war sich nicht sicher, ob die beiden Männer leiden konnte.

" Verzeiht meinen Begleiter ", entschuldigte sich Teyran mit einem leisen Lächeln.
" Er versteht einfach nur nicht die alte Sprache.
Der junge Elf musterte sein Gegenüber aufmerksam. Sie hatte zwar in der alten Sprach gesagt, dass sie kein Feind sei, aber das hieß ja nur, dass sie sich nicht als seinen Feind betrachtete. Und "Ich möchte euch nichts böses" konnte genauso gut heißen, dass sie nur ihm selbst nichts Böses wollte.
[b]" Nur zu, lauscht den Geschichten der Barden. Aber nehmt euch vor den Soldaten in Acht. Frauen sind hier nur selten zu Gast.

"Verzeiht, es war nicht meine Absicht, Euch auszuschließen, Garvin Ethalnur." entschuldigte sie sich förmlich. Das Misstrauen verunsichterte sie etwas - doch noch mehr machte es sie ungehalten.
Ariana schnaufte verhalten.
"Ich weiß mich zu verteidigen, sollte einer der Soldaten zu aufdringlich werden."

Da bin ich mir nicht so sicher Miss. Doch sollten aufdringliche Männer euer kleinstes Problem sein. Meinte Garvin nur und lächelte müde. Es war im gleich ob die Frau verstand das er sie für mehr als nur unattraktiv hielt, denn schließlich hatte jeder seine eigene Meinung. Doch das fehlende Pfeifen und Rufen der Männer im Hintergrund bestärkte ihn nur in seinem denken. Nun wenn man fragen darf, was tut ihr hier? Ihr seid offensichtlich kein Soldat und ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen das eine Magierin oder eine Heilerin in einem solchen Aufzug das Heerlager betritt.

Vor dem Tavernenzelt landete Anwar - es war zwar eng und kein sonderlich leichtes Flugmanöver aber den ärmlichen Gestalten Coreen, Olo und Jaskier wollte Caladhiel einen längeren Weg ersparen.
Alle drei sahen erbärmlich aus, verdreckt mit zerissenen Kleidern, nass und stinkend. Besonders Jaskier fand das mehr als demütigend. Seine aufgeplatzte, zugenähte und wieder geöffnete Lippe blutete und schmerzte, dass es keine Freude mehr war.
Ächzend glitt er von dem Drachen, wankte ob dem ungewöhnlichen Gefühl wieder Boden unter den Füßen zu haben und sank vor dem Tavernenzelt zu Boden.
"Alkohol.... bitte..." ächzte er.

Unsanfter als eigentlich geplant zog Caladhiel den Barden wieder zurück auf die Füße und musterte die verdreckte Gestalt des Mannes einen kurzen Moment lang zweifelnd. Sie wusste nicht, ob es an den Schlägen lag, die er bekommen hatte, an dem Schock oder einfach nur seinem Gemüt, dass er in diesem Moment zuerst an den Alkohol dachte bevor er auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendete, sich erst einmal versorgen zu lassen.
"Ich bringe Euch zu Lord Hunkill - er sieht sich Eure Wunden an und vielleicht bekommt Ihr dann etwas zu trinken", entschied sie mit entschlossener Stimme und bugsierte die erbärmliche Gestalt durch die Soldaten hindurch zu dem Lazarett, das sie provisorisch für die verletzten Soldaten errichtet hatten und das eigentlich ihre erste Anlaufstelle hatte werden sollen bevor Jaskier dem Alkohol mehr Interesse gewidmet hatte.

tbc: Lazarett

Missbilligend zog Areana die Augenbrauen zusammen. Noch nie hatte irgendjemand so respektlos mit ihr gesprochen.
"Ich bin die Tochter eines Kriegsherren."
Gab sie kühl zurück. Warum sprach sie überhaupt mit so einem aufgeblasenem Mann? Für wen hielt dieser Kerl sich denn?
"Und nur weil ich wender ein Soldat noch eine Magierin bin, heißt das nicht, dass ich mich nicht zu verteidigen weiß!", fügte Areana etwas hitzig hinzu.

" Aber natürlich könnt ihr das. ", entgegnete Teyran mit beschwichtigender Stimme.
Innerlich war der Elf jedoch alarmiert. " Die Tochter eines Kriegsherren ? "
So viele Kriegsherren gab es in diesem Heer nicht und kein Offizier, der noch bei Verstand war, würde seine Tochter allein in ein Zelt voller betrunkener Soldaten gehen lassen.
" Dürfte ich erfahren, wer euer Vater ist und wie er heißt ? ", fragte der junge Elf mit ruhiger Stimme, aber seine Augen blickten die Frau aufmerksam an.

Areana presste die Lippen aufeinander. Wenn ihr Vater von dem heimlichen Ausflug erführe...
"Zum einen wüsste ich nicht was Euch das angeht, Herr." Areana blickte ihn misstrauisch an.
"Und zum anderen: Wer sagt, das ihr kein feindlicher Spion seid? Die Zeiten sind gefährlich."
Versuchte sie ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

Hell hallte das offenherzige Lachen des Elfen durch das Zelt.
" Nun, zum einen ", begann er zu erklären, " steht meine Loyaltät zweifelsfrei fest, was man von eurer nicht behaupten kann. "
Teyran musterte das Gesicht der jungen Frau ihm gegenüber mit erheitert blitzenden Augen.
" Zum anderen ist das nicht eure Sache. Lasst meine Loyalität Sache der Reiter sein. "
" Nun, zumindest scheint sie keine Spionin zu sein, dafür stellt sie sich zu ungeschickt an...wobei....wer solch einen Landesnamen hat...Fyham...möglicherweise..." Einen Moment lang musterte Teyran nachdenklich die junge Frau ihm gegenüber.
" Und das Recht zu dieser Frage besitze ich dadurch, dass ich heute, wie eigentlich in den meisten Nächten auch, Wachdienst habe und für die Sicherheit dieses Lagers verantwortlich bin. "

Areana entging nicht, dass sie keine wirkliche Antwort erhalten hatte. Aber dies war ein Spiel, dass sie ebenfalls beherrschte.
Nun, dann soltet ihr vielleicht darauf Acht geben, dass sich während eurem Wachdienst kein spionierender Schatten oder ein anderer Bösewicht einschleicht, anstatt mich mit Fragen zu durchlöchern." gab sie zurück.
Und was mich persönlich betrifft, ich gehe nun und höre den Barden zu um meinen Horizont zu erweitern und meinen Verstand zu schärfen, eine Gabe die auch Euch nichts schaden würde, Teyran. Vielleicht habt Ihr sogar Glück und ihr erlernt die Gabe der Menschenkenntnis."
Sie fand, dass der Elf, selbst für seine Gattung, ziemlich misstrauisch war.

"Die Tochter eines offensichtlich der Obrigkeit angehörigen Mannes , deren Lippen so lose Worte verlassen, als wäre sie nur die Tochter eines Bauern und einer meiner Soldaten in einem Zwiegespräch", erklang eine zweite Stimme unmittelbar hinter den beiden, die zu einer hochgewachsenen, gerüsteten Elfe gehörte, die soeben das Lazarett verließ und sich der kleinen Gruppe nun mit ruhigen Schritten näherte. "Eine sehr interessante Mischung", fügte sie anbei als sie zu ihnen getreten war und ließ ihren Blick kurz über Teyran gleiten, als wolle sie sich versichern, dass der Elf keinen Grund gefunden hatte, dem Mädchen zu misstrauen, dann erst hob sie eine Hand und führte die Finger zu den Lippen um wenig später die rituelle Begrüßungsformel der Elfen zu intonieren während sie ihre Aufmerksamkeit nun endgültig dem Mädchen zuwandte. Ihre Statur bewies, dass sie keine Kriegerin war - ein Grund mehr, aus welchem sie sich nicht einmal in dem Heerlager befinden sollte. Es war zu gefährlich für jemanden wie sie.

Ein Lächeln huschte über Areanas Lippen. Ähnliche Worte bekam sie schon öfter zu hören, als sie zu zählen vermochte.
"Drachenreiterin." erwiederte sie zum Gruß und neigte ehrfürchtig den Kopf.
" Es lag nicht in meiner Absicht, einen Eurer Männer von seinen Pflichten abzuhalten." entschuldigte sie sich förmlich. Gern hätte sie die Worte in der alten Sprache ausgesprochen, doch ihr waren nicht alle Worte bekannt.

"Es gibt nichts, was ich entschuldigen müsste. Ich denke Teyran wird es verschmerzen können einen kurzen Moment geplaudert zu haben", entgegnete Caladhiel mit einem knappen, dieses Mal freundlicher wirkenden Lächeln auf den feinen Zügen und hob eine Hand um die Entschuldigung der jungen Frau abzuwehren. Sie war ein Mensch und nicht zuletzt die Zugehörigkeit zu dieser jungen Rasse entschuldigte bereits ein mögliches Vergehen, welches sie begehen konnte - es war unmöglich jeden Bräuchen und Regeln der Elfen zu entsprechen, wenn man nicht bei ihnen gelebt hatte.
"Garvin?", wandte sie sich an den bislang still gebliebenen Soldaten neben Teyran und hob fragend die Augenbrauen ein Stück. "Wenn mich nicht alles täuscht ist deine Aufgabe nicht, dich hier gemeinsam mit den übrigen Soldaten zu betrinken oder irre ich mich da etwa?", fragte sie und vollführte eine knappe auffordernde Handbewegung, beobachtend, wie der Soldat sich bereits im nächsten Moment abwandte und mit einem leisen Murren in der Menge der Männer verschwand um zurück zu seinem Posten zu gelangen.

Nur mit Mühe unterdrückte Areana ein hämmisches Grinsen.
Jeder bekam heute wohl was er verdiente.
Sie stimmte der Drachenreiterin im Stillen zu. Etwas Gesellschaft war sicher nicht ungesund für den Elfen - so lange sie selbst nicht die arme Seele war, die sich mit seinem großen Ego herumschlagen musste.

" Hochmeisterin. ", begrüßte Teyran die Drachenreiterin und neigte kurz den Kopf in ihre Richtung. " Ich bin erstaunt, euch in einer solchen Umgebung anzutreffen. " Der junge Elf erinnerte sich noch gut an die Siegesfeier nach der Versteinerung Scorpios. Damals hatte sich Caladhiel geweigert, auch nur einen Schluck Alkohol zu trinken. Sollte sie sich so verändert haben in den eineinhalb-Jahren, die seitdem vergangen waren ?
" Und was euch angeht, Areana, so habt ihr mich keineswegs von meinen Pflichten abgehalten. " Er lächelte sie freundlich an.
" Es gehört zu meinen Pflichten, für Sicherheit in diesem Lager zu sorgen. Dazu gehört allerdings auch, Frauen davor zu bewahren, sich selbst in zu große Gefahr zu begeben. " Der Elf deutete in Richtung Zeltausgang.
" Würdet ihr mir bitte folgen, ich bringe euch zurück zu eurem Vater. "

Areana wagte es nicht, vor der Drachenreiterin zu widersprechen, also nickte sie gehorsam.
Vielen Dank. murmelte sie und überlegte fieberhaft, wie sie sich aus dieser vertrackten Angelegenheit herauswinden möge.