Bogengänge

Hemióne runzelte die Stirn und nahm die Hand von Coreens Kinn. Coreen hatte die Augen geschlossen, ihr Gesicht war vollkommen bleich und ihre Finger waren verkrampft.
"Coreen? Coreen! Was ist los? Ist dir nicht gut?", fragte Hemióne besorgt.

"Teirm", stieß sie leise aus blassen Lippen hervor und blinzelte langsam wieder, schüttelte die Bilder ab, die sie zuvor noch gesehen hatte und sah die junge Elfe aus tränenverschleierten, verängstigten Augen an, schien eine ganze Weile damit zu brauchen bis sie ihre Fassung wieder gewann. Langsam nur, als fürchte sie mit dieser Geste gleichzeitig auch wieder die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, löste sie die Finger aus dem verkrampften Griff.
"Eine Nachricht von dort, Hermióne. Es tobt eine Schlacht und wir scheinen die Stadt, ebenso wie die gesamte Küstenregion zu verlieren ... Alvias ist in großer Gefahr. Er kämpft dort an vorderster Front", brachte sie dann mit zitternder Stimme hervor und schluckte schwer, kämpfte gegen ihre eigenen Emotionen, die sie wie eine tosende Welle zu überrollen versuchten. "Die Drachenreiter unterstützen ihn aber sie scheinen dem Feind nicht viel entgegen setzen zu können."

Wäre Hemiónes Gesicht nicht schon blass, wie bei den meisten Elfen, würde es jetzt kreid bleich werden. Da haben wir den Grund für meine Informanten! Hätte ich sie behalten dürfen hätte ich davon rechtzeitig erfahren und Unterstützung schicken können. Jetzt ist es zuspät und wir können nur das Beste hoffen., dachte Hemióne aufgebracht.
"Macht euch keine Sorgen, Coreen! Alvias ist ein starker Krieger und seine Soldaten werden ihn sicher beschützen. Er wird es überleben und gesund zurück kehren.", hoffe ich, setzte sie in Gedanken hinten an.

"Es sind zu wenige und wenn schon die Drachenreiter nicht verhindern können, dass wir die Küstenregion und Teirm verlieren - wer schützt ihn dann noch? Es ist eine Übermacht!", begehrte sie auf und hob beide Hände, das Gesicht darin verbergend um wieder zu Atem zu kommen während sie die Erinnerung an die gesehenen Bilder abzuschütteln versuchte. Teirm war eine gut befestigte Stadt, die auf Angriffe von hoher See vorbereitet war - wenn sie fiel bedeutete es, dass die Angreifer nicht mehr allzu lange brauchen würden bevor sie auf die anderen Städte des vereinigten Reiches zumarschieren würden.
"Wenn ich könnte würde ich sofort aufbrechen und sie unterstützen ...", ließ sie die Elfe leise wissen und senkte resigniert den Kopf als ihr bewusst wurde, dass sie genau das nicht mehr so einfach tun konnte. Sie konnte nicht riskieren, dass etwas geschah, konnte nicht riskieren, dass sie das Reich damit kopflos machte.

Hemióne streichelte sanft Coreens Arm. Wenn die Menschen die Küste verlieren sollten, könnten diese Eindringlinge auch die Elfen bedrohen, dachte sie. Die Menschen unter sich und auch die Menschen zusammen mit den Elfen mussten nun zusammen halten.
"Ich wünschte ich könnte euch irgendwie helfen oder euch zumindest einen guten Rat geben. Doch ich bin Ratlos und über diese Entwicklung mehr als überrascht. Es scheint als müssten die Elfen und die Menschen viel früher zusammen rücken als wir dachten."

Mit langsamen Schritten trat sie hinüber zu der Brüstung des Geländers und stützte sich an einem der Balken ab, lehnte die glühende Stirn gegen den kühlen, weißen Stein und schloss erneut die Augen. Wie sehr hatte sie gehofft, dass endlich Frieden in das zerrüttete Reich der Menschen einkehrte und nun schienen all ihre Hoffnungen erneut wieder zerstört und der Mann, den sie geheiratet hatte, befand sich in einer Schlacht, die sie auf verlorenem Posten kämpften.
Mit einem Mal war die junge Frau wütend auf sich selbst und hieb in hilflosem Zorn die schmalen Fäuste gegen den Stein während sich ihre Miene verzerrte. Diese ganze Welt schien nichts Gutes für sie bereit zu halten, ganz gleich, was sie tat. "Arva ...", begann sie nach einer Weile leise und wandte sich wieder zu Hermióne um. "Er hat einen Plan um tausende Unschuldige zu retten. Er will, dass ich eine von ihnen bin aber ich fürchte gleichzeitig auch, dass es bedeutet, dass er Alvias dem Tode überlassen wird. Arva hat bereits Vorkehrungen getroffen ..."

Hemióne legte Coreen ihre Hand auf den Rücken.
Arva, Hemióne verzog das Gesicht als sie diesen Namen hörte, einen Namen den sie nach ihrer ersten Begegnung zu hassen begonnen hatte. Das kleinere Übel, mit diesen Worten hatte er ihr Gespräch immer wieder gespickt und genau diese einstellung würde Alvias und einen großteil der Armee sicherlich in den Tot stürtzen.
"Wie kommt es das Arva euch dass anbietet? Ihr schient bereits bei unserer ersten Begegnung eine Sympathisantin dieses Reiters zu sein.", erklärte Hemióne leicht verwirrt und ließ in ihrer Stimme ihren Hassen auf diesen Reiter mit schwingen. Coreen hatte mit ihm zusammen gearbeitet, aber war es aus Not oder etwa ihr Wille? Hemióne konnte sich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig mit ihm zusammen arbeiten würde.

"Ich weiß es nicht, weshalb Arva mir diese Möglichkeit bietet und anderen nicht ...", antwortete sie ehrlich, schüttelte sacht den Kopf und wandte sich langsam wieder um, um Hermióne ins Gesicht sehen zu können. Das einstmals feine, zarte Elfengesicht war nun verzerrt und sie erkannte darin die Wut und den Hass auf Arva, der sich ebenso in jeder ihrer Bewegungen bemerkbar machte und sie vorsichtig werden ließ. Sie hatte geahnt, dass die junge Fürstin sich nicht mit dem alten Drachenreiter verstehen würde, doch sie hatte nicht damit gerechnet einer solchen Welle an Hass entgegen zu stehen.
"Ich bin keine Sympathisantin des Reiters, Hermióne. Arva kam einst nach Ceunon um sich ein Bild von Alvias zu machen, der hier damals noch als Fürst fungierte. Alvias schätzt zwar die Kampfkraft der Reiter, aber noch lange nicht den Orden selbst und so kam es, dass Arvas erstes Bild von ihm ... gelinde gesagt furchtbar war. Ich bin ihm nachgeeilt und konnte ihn von einem Besseren überzeugen", begann sie dann zu berichten. "Arva sprach sich für Alvias aus und das war der Grund, weshalb die Hochmeisterin der Reiter die Entscheidung der Königswürde letzten Endes zu Alvias' Gunsten fällte", fuhr sie leise fort und seufzte leise.
"Arva und ich haben dieselben Ideale. Wir beide wollen eine Welt, in der die Völker sicher sind und die nicht andauernd von Kriegen und Schlachten zerrissen wird. Eine Welt, in der nicht jedes Jahr ein blutiges Gemetzel stattfindet, weil jemand sich zu einem großen Feind aufgeschwungen hat, Hermióne, und so drastisch Arvas' Ansichten auch sein mögen - das Ziel hinter seinem Handeln ist durchaus edel."

Hemióne atmete einige Male tief durch und versuchte die Gefühle von Hass und abscheu aus ihrem Gesicht zu verbannen. Sie war eine verfechterin des Ordens der Reiter, aber Arva, Arva war so uneinsichtig und überheblich.
"Dann habt ihr dem Reich einen großen Gefallen erwiesen, denn Alvias wird gut für seine Untertanen sorgen und dem Land Frieden bringen. Zumindest nach der Invasion der Fremden.", entgegnete Hemióne zuversichtlich. "Ich zweifle keines Falls daran dass die Ziele Arvas ebenso edel sind wie eure oder meine, jedoch empfinde ich seine Methoden, um ein solches Ziel zu erreichen, oftmals als zu drastisch um sie auf ein Volk anzuwenden."

"Arva ist ein Elf für den es nur Schwarz oder weiß gibt, Hermióne. Entweder tötet er die Menschen oder rettet sie und ich verstehe, weshalb seine Handlungsweise sehr radikal angesehen wird aber manchmal erfordert eine Situation von uns ein rasches Handeln", erwiderte sie, machte erst gar nicht den Versuch die junge Elfe davon zu überzeugen, Arva in ein besseres Licht zu rücken. Es war vergebliche Liebesmühe und das begriff sie, obgleich ihre Gedanken nicht einmal wirklich bei dem Drachenreiter waren, der in Teirm auf ihren Gemahl achtete.
"Ich hoffe nur inständig, dass sie lebendig wieder zurückkehren", fügte sie nach einem Moment der Stille noch anbei und stütze sich mit den Armen an dem Geländer ab, das die Bogengänge von dem unteren Innenhof des Schlosses trennte ehe sie mit einem schiefen, beinahe bitter wirkenden Lächeln auf den Lippen noch ein "Ich hatte nicht vor, so rasch Witwe zu werden" hinten an setzte.

"Sagt so etwas nicht.", gab Hemióne auf den letzten Satz der Königin zurück. "Euer Gemahl wird lebendig wieder zu euch zurück kehren. Mehr sorgen würde ich mir um die Küste machen. Sollte Teirm samt Küste fallen, hätten die Fremdlinge einen Brückenkopf und könnten ganz Alagaesia überfallen.".
In Hemiónes Kopf ratterte es. Sie überlegte bereits was sie tun sollten, sollte die Küste fallen. Die Elfen Armee musste so schnell wie möglich mobilisiert werden. Die beste Möglichkeit die Feinde aufzuhalten wäre den Woadark-See zu blockiren um sie vom Restlichen Festland zu trennen. Doch könnten ihre Schiffe die Küste entlang nach Süden segeln und auf Belatona und Feinster zu marschieren. Die Lage war verzwigt. Sie musste Entelda benachrichtigen.
"Ich werde euch so gut es geht unterstützen. Solltet ihr noch eine Beratende Funktion inne haben, solltet ihr dem König raten den Woadark-See zu blockieren. Ich werden soviele Elfen wie möglich dorthin aus senden.", sagte Hemióne. "Wohin hat sich unsere Unterhaltung bloß hin bewegt?", fügte sie traurig hinzu.

"Mein Gemahl kämpft an der vordersten Front gemeinsam mit seinen Männern und wenn die Stadt fällt wird er lieber sterben als zurückzukehren und sich diese Niederlage einzugestehen ... er ist ein Soldat und ein Mann von Ehre", setzte Coreen ihr entgegen während sie begann unruhig auf der Unterlippe zu kauen und ihre Gedanken in eine militärische Richtung zurückzulenken, fort von all ihren Sorgen eines einzelnen Mannes betreffend. Sie brauchten eine Karte und genauere Informationen über den Angriff, Informationen, die rasch genug bei ihnen waren und somit der aktuellen Lage entsprachen. Sie durften nicht hier herum stehen und ihr Leid beweinen während dort unten ihre Männer für ihr Königreich kämpften, die Soldaten für Frieden und Einheit fielen.
"Wir müssen etwas tun", fuhr sie mit entschlossener Stimme auf und straffte die Haltung wieder. "Hermióne, wir müssen ihnen Verstärkung senden und wir müssen beginnen wie Generäle zu denken. Es wird Zeit, dass wir die Männer dort unterstützen und den Feinden zeigen, was Alagaesia ihnen entgegen zu setzen hat. Ich werde nicht zulassen, dass dieses Reich in die Hände von Aggressoren fällt."

Hemióne hob die schmalen Brauen. So ein verhalten und Denken hätte sie von Coreen nicht erwartet. Sie hatte die Königin immer für eine Frau des Hofes, für eine Frau die intrigirt, gehalten. Sie gefiel ihr als Generälin genauso gut.
"Wir brauchen eine Karte einen Spiegel und einen Ort an dem wir gut nachdenken können.", Hemióne überlegte kurz. "Habt ihr ein Arbeitszimmer?". Sie musste schnellst möglich Verstärkung durch die Elfen anfordern und einen guten Plan zur Verteidigung ausarbeiten.

"Alvias besitzt einen Versammlungssaal, in dem eine Karte hängt für die Treffen unter hohen Politikern - dieser sollte den Anforderungen genüge tun", antwortete sie mit entschlossener Miene während sie die Röcke raffte und sich in Bewegung setzte. Mit entschlossenen Schritten trat sie hinüber zu den großen Türen, hielt im Vorbeigehen einen der Diener an und fixierte das jugendliche Gesicht des Mannes ehe sie die Stimme erhob, in ihr ein nie gekannter Befehlston. "Ruf die Generäle und Hauptmänner zusammen - ich erwarte sie im Versammlungssaal", ordnete sie an ehe sie die Augen einen kurzen Moment schloss und ihren Geist streifen ließ, dankbar dafür, dass Kharas es ihr einst beigebracht hatte, wie man Nachrichten über weite Entfernungen sandte.
'Kharas! Setze dich bitte mit den restlichen Fürsten aller Städte in Verbindung und rufe alle Männer zu den Waffen, die fähig sind eine solche zu tragen. Teirm ist in Gefahr und wir müssen ihnen helfen!'

tbc: Versammlungssaal

"Was zum... hey!" Vrael sprang auf und rannte los, hinter Akemi her die einen guten Vorsprung hatte den er aber zum Glück wieder recht schnell aufholte, durch verschiedene Gänge rannte, einen Haken nach dem anderen schlug und Akemi hinter her kam.
"Bleib stehen!" rief er ihr hinter her, sah wie sie auf eine Tür zurannte.
GEH ZU!" schrie er und die große Tür schlug zu.

Unsanft prallte sie gegen die Tür, die genau vor ihr zugeschlagen war und legte die Hände um die Klinke, rüttelte daran in der verzweifelten Hoffnung, sie könne diese allein durch den reinen Kraftaufwand wieder öffnen, doch es geschah nichts. Panik glomm in den dunklen Augen der jungen Frau auf, die sich nun umwandte und ihrem Verfolger ins Gesicht sah, sich gegen die Tür in ihrem Rücken presste.
Von hier gab es kein Entkommen, dessen war sie sich sicher - nicht, wenn sie nicht von hier hinab in den Innenhof sprang und selbst dann wäre er vermutlich schneller wieder bei ihr als sie zurück auf den Füßen war und würde sie zurückholen. Eines Tages würde er die Geduld mit ihr verlieren und würde sie ebenso behandeln wie all die anderen Soldaten, er würde niemals begreifen, dass sie nicht hier bleiben wollte, nicht als irgendein Druckmittel gegen ihren Vater benutzt werden wollte.

"Du machst es doch nicht einfacher wenn du wegläufst - Scar wird dich noch strenger behandeln wollen als sowieso schon!" erklärte er und schüttelte den Kopf sah sie mitleidig an.
"Du machst es mir schwer..." er war nicht wütend viel mehr... enttäuscht

Hemióne hatte es fast kommen sehen, dass Akemi sich befreit. Als Akemi das Seil, welches sie an Vrael band, in beide Hände nahm und Vrael entriss, war sie nicht so überrascht gewesen wie sie es hätte sein sollen. Hemióne war Vrael direkt hinter her gerannt, als dieser den Empfangssalon verlassen hatte. Doch nach einigen Abzweigungen war sie abgebogen und einen anderen Weg gegangen, verlor Vrael aus dem Blick, aber sie ahnte welchen Weg Akemi nehmen würde.
Sie gelangte vor die Tür zu den Bogengängen des Schlosses, auf denen sie von der Invasion der Fyhamer erfahren hatte. Eine seltsame Fügung, dass sie Akemi hier erreichen würde. Nach einem Wort aus der Alten Sprache, hörte man ein Klicken des Türschlasses und sie legte eine Hand auf die Klinke. Sie öffnete die Tür packte Akemi und zog sie in den Raum.
"Schhh!", fuhr sie das Mädchen an. Das Schloss war voller Attentäter, da konnten sie es nicht gebrauchen, dass Akemi hier rum schrie. Sie drang in ihren Geist ein, wollt nichts suchen sondern etwas geben. Bilder von Menschen die gerettet wurden, damit wollte Hemióne ihr klar machen dass sie ihr nur helfen wollte.

Die Tür wurde mit einem stoß aus Magie aufgerissen und Vrael stand im Raum, purpur rot und mit einer pochenden Ader an der Schläfe.
Seid ihr denn noch zu retten? Wollt ihr die Reiter und das Königreich etwa noch mehr sabotieren als sowieso schon?" fragte er wütend und mit verengten Augen.
Als würde dieses Abziehbildchen einer Elfe nicht schon genug Ärger anrichten, nein sie hatte es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht immer eins drauf zu setzen.

Panisch versuchte Akemi sich aus dem Griff der Frau zu befreien, die festhielt und davon abhielt erneut einfach die Flucht aufzunehmen. Sie war so weit gekommen - sie hatte den Jungen überwunden, nur um keine paar Sekunden später der Frau mit den seltsamen Ohren vor die Füße zu laufen. Die Stimme war ihr längst versagt während sie die Frau mit vor Angst geweiteten Augen anstarrte, darauf wartete, dass sie irgendetwas tat und als die wütende Stimme des jungen Reiters unmittelbar hinter ihr erklang, fuhr Akemi zusammen und gab jegliche Gegenwehr auf, sank in den Armen der Elfe zusammen.
Die dunklen Augen des Mädchens hatten sich inzwischen mit Tränen gefüllt, die ihr in dünnen, im Sonnenlicht glitzernden Rinnsalen über die Wangen liefen. Es hatte doch ohnehin keinen Sinn sich hier noch zu wehren - es brachte nichts und vermutlich war soeben der Fall eingetreten, den sie befürchtet hatte.

Sanft lächelnd, fast mütterlich, blickte sie auf das Mädchen hinab. Sie strich ihr sanft über den Rücken. Den Reiter, der einfach herein geplatzt war, hatte sie ignoriert. Warum sollte sie sich mit ihm befassen? "Alles wird gut.", redete sie sanft auf Akemi ein.
Sie schlang den Arm um die Schulter des Mädchens und während sie den Gang entlang gingen strich sie ihr über die Wange. So sehr der Reiter sich auch bemühte, so schien das Mädchen keine wahre Bindung zu ihm aufbauen zu können.
Sie hoffte das Olo und vorallem Coreen und ihrem Baby nichts geschehen war.

tbc: Empfangssalon

Ein recht großer, gutaussehender und mit einer gewissen Schlichtheit gekleideter Mann stand, über das Geländer gebeugt auf den großen Bogengängen als Coreen diese entlang schritt.
Er schien die Abschiedszeremonie im Garten zu betrachten welche sich langsam auflöste und ein bitteres, trauriges Lächeln stand in seinem Gesicht welches bereits einige Falten aufwies. Er fuhr mit der Hand über den rauen Stein und seufzte einvernehmlich.
Gerade glitt Coreen an ihm vorbei ohne ihn genauer zu beachten als er die Stimme erhob.
"Sir Erol ist ein ziemlich übler Zeitgenosse MyLady" seine Stimme war dunkel und warm, schwang in einem sanft kratzigen Bass und ließ die Rippen seicht vibrieren.
"Der Bruder des Königs welcher diesen stets mit wachsamen Blick umlauert.... ich würde euch ja zur vorsicht ermahnen aber wie ich von hier oben sehen konnte, seit ihr sowieso auf der Hut. Zumindest wenn meine Fähigkeiten im Lippenlesen nicht eingerostet sind"

Stirnrunzelnd blieb die junge Frau stehen und wandte sich langsam zu dem Mann um, welcher die Stimme erhoben hatte und dessen Worte allein schon den Verdacht eines Verrats rechtfertigen würde, wäre da nicht die kleine Tatsache, dass er sich gegen Erol aussprach und dadurch ihre Aufmerksamkeit und ihr Wohlwollen erhielt. Sie ließ ihren Blick über seine Erscheinung wandern, die hochgewachsene, schlanke Gestalt des Mannes, der auf den ersten Blick hin nach allem anderen als nach einem Krieger aussah. In seinen dunklen Augen lag einige Weisheit, von der sie glaubte, dass sie dieser Ausdruck an Kharas erinnerte - es war ein verstörendes, unangenehmes Gefühl in einem Fremden eine gewisse Ähnlichkeit zu ihrem einstigen Meister zu erkennen und so schüttelte sie diesen Gedanken rasch wieder ab, schob ihn zur Seite und brachte ihre Konzentration zurück zu ihrem Gegenüber.
"Und Ihr seid?", fragte sie im nächsten Moment, erinnerte sich wieder daran, was er soeben gesagt hatte und Wohlwollen wurde von Vorsicht abgelöst, derer sie ihr Gewissen erneut erinnerte und die sie letztendlich auch wieder dazu brachte, ihre Haltung zu straffen. Er war mutig, das musste sie ihm lassen, die Worte über ihren Schwager so offen auszusprechen, wenngleich er nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass sie Erol nur mit Abscheu betrachtete und von dem verhassten Schwager das Schlimmste befürchtete. Es beunruhigte sie, dass er so offen dazu stand, die Gesellschaft beobachtet zu haben und das Gespräch, das sie mit Erol geführt hatte, anhand seiner Fähigkeiten des Lippenlesens miterlebt hatte als hätte er neben ihnen gestanden.

"Jeremy" antworte selbennamiger und lächelte, "Jeremy Daenerys"
Er verbeugte sich schlicht und ohne großes Klimbim während er weiterhin Coreen unablässig in die Augen sah.
"Zu euren Diensten und der eurer ganzen Familie meine Königin" er lächelte und richtete sich wieder auf, lehnte sich an das Geländer und verschränkte die Arme.
"Wobei ich mich berichtigen muss, seit kurzem heiße ich Sir Jeremy Daenerys, euer verehrter Schwager brauchte jemanden der in Gil´ead für ihn den Statthalter spielt und um weiteres Unglück zu vermeiden habe ich mich für diese Stelle in seinem Dienste beworben" er strich sich über den Bart und zeigte ein ehrliches Lächeln
"Bitte verurteilt mich nicht Königin, aber ich diene einzig und allein der Krone - irgendjemand muss es ja tun. Und wenn ich mich dafür auch mit.... eigentümlichen Menschen wie Sir Erol befassen muss, dann wird es nun einmal getan
Jeremy betrachtete die Königin die vielleicht einmal halb so alt war wie er mit unverhohlenem Interesse. Sie schien Willensstark zu sein, mutig.... etwas impulsiv würde er meinen und aus ihren Augen sprang ein kämpferisches Feuer was manchen alten Soldaten vor Neid hätte erblassen lassen.
Ihre Hände jedoch waren die Hände einer Mutter, fürsorglich und sanft - aber auch fähig zuzupacken.
"Ihr möget mir verzeihen wenn ich anmaßend geklungen habe"

"Nun, dass Ihr anmaßend geklungen habt, sollte vermutlich Eure geringste Sorge sein", erwiderte sie mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen, von dem nicht deutlich wurde, ob es nun als provozierend oder abwartend zu beschreiben wäre. Er diente der Krone. Die Worte klingelten noch lange in ihren Ohren und ließen sie darüber nachdenken während ihr bewusst wurde, dass dies ebenso bedeutete, dass er keine klare Seite bezog und sowohl Erol, als auch Alvias und ihr selbst in den Rücken fallen würde, wenn es dem Reich oder der Kronen dienen würde. Das, was sie jedoch beunruhigte war, dass sie nicht wusste, wo seine Priorität in diesem Moment lag - ob er eines von Erols zahlreichen Vögelchen war oder sich selbst aus diesem Sumpf der Intrigen und Politik befreit hatte, um ihnen zur Seite zu stehen.
"Ihr kamt spät aus Gil'ead hierher und in Euren Augen glänzt dieselbe Trauer, wie sie auch in den meinen zu finden ist", begann sie erneut, nachdem sie noch einmal jegliche Dinge zusammengefasst hatte, die sie gesehen und von ihm gehört hatte. Es brachte nichts, sich vor ihm in falscher Zurückhaltung zu üben und so wagte sie den Schritt nach vorn, hielt dem Blick des älteren Mannes stand und musterte ihn erneut, als wolle sie damit gleichermaßen auch ein Geheimnis lüften, das er bisher gut verborgen gehalten hatte. "Ihr sagtet, Ihr wärt der Statthalter Gil'Eads, würdet Euch um die Stadt und das Volk dort kümmern, um weiteres Unheil zu vermeiden und dennoch seid Ihr hier. Statt Euch mit einem Gespräch mit meinem Schwager aufzuhalten, steht Ihr hier und traut einem Mann nach, den Ihr wohl gekannt zu haben scheint."