Bogengänge

Leise raschelte feiner Stoff im Wind, wurde von eben diesem aufgebauscht und wild hin- und her geworfen bevor der Atem der Natur die schmale Gestalt, zu welcher die prunkvollen Gewänder gehörten, sanft umarmte, ihre dunklen Haare auffing, die ihr offen und in seichten Wellen über die schmalen Schultern fielen, und begann mit ihnen zu spielen, gerade so als wären sie nicht mehr als bunte Blätter, die ein Baum im Herbst verloren hatte. Ihre dünnen Finger ruhten auf der schmalen Brüstung, umklammerten das Geländer während ihre dunklen Augen hinab auf den Innenhof und das Tor gerichtet waren, durch das vor nur wenigen Minuten eine große Gruppe Reiter aufgebrochen war.
Keiner von ihnen hatte zurückgeblickt bevor die großen, eisernen Tore, die das Schloss von dem Rest der Stadt trennten, hinter ihnen zugefallen waren und erneut Stille einkehrte.
Sie fröstelte mit einem Mal und löste ihren Griff langsam, nur um im nächsten Moment die Arme wärmend vor der Brust zu verschränken und den Gedanken daran zu verscheuchen, der sie sich selbst fragen ließ, ob sie zurückkehren würden.

Langsam und mit leisen Schritten, trat Hemióne auf das Geländer zu an welchem Coreen stand. Die weiten Ärmel ihres weißen Kleides umspielten ihre Arme und die blaue Rose darauf schimmerte leicht im Sonnenlicht. In Ilirea hatte Hemióne nicht viel erreichen können während der letzten sechs Monate, aber sie wusste das sie nur Geduld haben musste.
Mit zehn Leibwächtern war sie nach Ceunon aufgebrochen, mit einem zur Burg geritten und alleine hatte sie sich in der Burg bewegt, um der noch neuen Königin einen freundschaftlichen Besuch abzustatten.
Wie der Hauch des Windes stand sie plötzlich einen Schritt von Coreen entfernt am Geländer. "Ich grüße euch Königin! Ich hoffe ich störe euch nicht.", grüßte Hemióne lächelnd und nickte ihr untertänig zu.

"Auch ich grüße Euch, Fürstin Hermióne", erwiderte die Angesprochene den Gruß mit leiser Stimme, schien jedoch einen Moment zu brauchen bis sie sich auf den Neuankömmling eingestellt hatte und wandte sich dann zu der Elfe herum, die an ihrer Seite stand und deren sanftes, freundschaftliches Lächeln es war, das ihr einen warmen Schauder über den Rücken jagen ließ. Dennoch vermochte sie nicht zu verbergen, dass ihre Gedanken noch immer bei den Reitern waren, die das Schloss verlassen hatte - sie wusste, dass sie loyal waren, dass ihre Ausbildung stets oberste Priorität besessen hatte, doch selbst all diese Sicherheiten vermochten es nicht, ihre Sorge zu mindern.
"Was führt Euch nach Ceunon? Der Weg hierher ist nicht minder gefährlich, als er es noch vor einem halben Jahr war", fuhr sie fort und setzte ein ebenso freundliches Lächeln, gefolgt von einem respektvollen Nicken hinzu. "und Illirea ist weit von Ceunon entfernt, wenngleich es mich auch freut, Euch wohlauf zu sehen."

"Ich wollte euch nur einen freundschaftlichen Besuch abstatten.", antwortete Hemióne sanft. Bei ihrer letzten Begegnung hatten sie sich gut verstanden udn Hemióne hatte Coreen schon fast vermisst während ihrer Zeit in Ilirea. Nun war sie froh ihre Stimme wieder zu hören, auch wenn ein Hauch von besorgnis mit schwang.
"Sagt mir. Irgendwas beschäftigt euch doch. Wollt ihr mir nicht davon erzählen? Für euch habe ich immer ein offenes Ohr."

"Das freut mich zu hören", antwortete sie und neigte erneut, in einem stummen Dank, den Kopf vor der jungen Elfenfürstin ehe ein leises Seufzen ihre Lippen verließ. "In der Tat beunruhigt mich etwas", gab sie im nächsten Moment leise zu und wandte sich endgültig zu der anderen um. Hermióne war ihr in den letzten Monaten eine gute Freundin geworden - die wohl einzige, die sie wahrhaftig als eine solche in diesem Schloss bezeichnen konnte und die sie trotz alledem viel zu selten zu Gesicht bekam.
"Habt Ihr die Männer gesehen, die vor Kurzem aufgebrochen sind? Sie sind auf dem Weg nach Teirm, wo eine offenkundig feindliche Flotte angelegt hat, aus einem fremden Land, mit fremden Bräuchen. Ich sorge mich nur um ihr Wohl und darum, dass sie wohlbehalten wieder nach Hause zurückkehren, denn ... wie ich bereits erwähnte, die Zeiten sind schwierig."

"Das sind diese Zeiten in der Tat, Königin.", gab Hemióne zurück. Die Fürsten fingen an gewaltig Kritik gegen den König zu äußern. Und zu allem überfluss gingen sich einige von ihnen auch noch gegenseitig an die Gurgel. Doch eine feinidliche Flotte aus einem fernen Land könnte die Fürsten endlich unter ihrem König einen.
"Ja ich sah wie einige Reiter sich im Hof bereit zur Abreise machten. Ich ahnte nicht das Alvias unter ihnen ist.", erklärte Hemióne. Sie überlegte einen Moment. "Solltet ihr je Hilfe benötigen, welcher Art auch immer, zögert nicht zu fragen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um euch zu helfen.", bot Hemióne ernst und ohne ein Lächeln an.

"Alvias war stets jemand, der nahe bei seinen Männern und seinem Volk lebte und die Königswürde, die er empfangen hat, hat daran nicht sehr viel geändert, so sehr ich mir auch ab und an wünschte, er würde anderen Männern all dies überlassen", erwiderte sie auf die ersten Worte ihres Gegenübers hin mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, das ihre Augen nicht erreichen wollte. Es war erleichternd diese Gedanken nun endlich einmal ausgesprochen zu wissen, wenngleich sie in ihr auch einen kurzen Stich zurückließen, der sie zum Seufzen brachte.
"Ich weiß Euer Angebot zu schätzen, Hermióne und ich danke Euch inständig dafür, auch im Namen meines Gemahls aber ich hoffe inständig, dass bald eine Zeit des Friedens kommen wird, in der keine Frau um das Wohl ihres Gatten fürchten muss."

"Auch ich hoffe eine Zeit des Friedens möge über dieses Land herein brechen, doch zweifle ich daran...", sagte Hemióne betrübt. Es war nicht nur die Schuld der Menschen, dass es immer wieder zu viel Blut vergießen kam. Nein, auch die Elfen waren schuld, würden sie sich den Menschen doch nur nicht so verschließen und ihnen etwas ihres Glanzes zu teil werden lassen.
"Die wenigsten hoffen auf Krieg und die wenigsten profitieren davon. Ein Traum vor einigen Monaten zeigte mir vergossenes Blut. Es ist gut möglich das ich mich lediglich an die Vergangenheit erinnerte, doch die Zunkunft könnte sich mir auch offenbart haben.", erklärte Hemióne die ihr Lächeln nun verloren hatte und nicht wusste ob sie es noch wieder finden konnte.

Langsam löste Coreen ihre Arme wieder aus der Verschränkung, ließ sie sinken und verfluchte sich im nächsten Moment selbst wieder dafür, wusste sie doch bereits jetzt nicht mehr, wohin mit ihren Händen und so schlang sie ihre Finger ineinander. Sie kannte den Schatten auf dem Gesicht derer, die einst die Zukunft gesehen hatten, kannte die Dunkelheit, die einstmals leuchtende, funkelnde Augen mit Schatten überzogen. Seit sie sich von ihrem einstigen Meister losgesagt hatte, hatte sie gehofft, nie wieder etwas von einem Schicksal oder einer vorhergesehenen Zukunft hören zu müssen, doch Hermióne brachte die Erinnerung mit der Gewalt eines Hammerschlags wieder zurück.
"Ich hoffe für Euch, dass es nicht die Zukunft war, welche Ihr gesehen habt. Sie ist es oftmals, die das Gemüt eines Unschuldigen trübt", antwortete sie ihr mit belegter Stimme. "Die Tochter meines einstigen Meisters, Kharas Pentragon, ist eine Seherin, welche sich stets darauf verstand, die Zukunft zu deuten und dennoch war sie für ein gerade einmal sechzehnjähriges Mädchen zu ernst und ihre Gedanken zu finster. Ich wünsche Euch kein solches Schicksal."

Sie hatte es gefunden; ihr Lächeln war zurück. Das Mitgefühl und die Sorge die Coreen ihr entgegenbrachte, erwärmten ihr Herz. "Eure Sorge rührt mich. Ich hoffe auch, dass die Zukunft rosiger wird als mein Traum.".
Inständig hoffte sie auf eine freudige Zukunft, welche es ihr vielleicht auch vergönnte einen Gefährten zu finden und ein Kind zu haben. Erneut betrübt blickte sie auf ihre Füße, versuchte das Lächeln der Monarchin gegenüber aufrecht zu erhalten. Die meisten ihrer Haare lagen auf der linken Seite ihres Kopfes und fielen ihr wie ein Vorhang am Gesicht entlang.

"Es gibt nichts, wofür Ihr Euch bedanken solltet, Hermióne. Ihr wart eine Freundin und ich will Euch ebenso eine Freundin sein. Freunde sorgen sich umeinander", gab Coreen sanft zurück und hob eine Hand, um sie wenig später behutsam auf die zarte Schulter der Elfe zu legen und ihr aufmunternd zuzulächeln. Etwas beschäftigte dieses reine Wesen, das vor ihr stand - etwas, das ihr Gesicht in die Schatten tauchte und ein dunkles Gefühl bemächtigte sich in der Zauberin, dass es nicht nur an der nahenden Gefahr lag, die das gesamte Reich bedrohte.
"Die Zukunft ist das, was jedes einzelne Volk, jedes Wesen daraus macht, mit aller Macht, die es aufbringen kann. Wenn wir es wollen, dann wird diese Zukunft eine bessere als wir noch in der Vergangenheit dachte, doch was ist es, das Euer Gesicht so sehr verdunkelt? Es ist nicht nur wegen der Sorgen um das Reich, nicht?"

Als die zarten Finger Coreens sich auf Hemiónes Schulter nieder ließen, atmete diese tief ein und schloss die Augen. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, eine widerspenstige Träne entrann ihren Augen und lief an ihrer Wange hinab. Sie blickte Coreen in die Augen.
"Es ist nur...ich wünsche mir einen Mann. Ich weiß, ich weiß, es ist zu früh um bereits jetzt angst zu haben ich bliebe für immer allein. Doch der frühe Tot meiner Eltern macht mir immer wieder bewusst, dass mein Leben von eine Sekunde auf die nächste zu ende sein könnte. Ohne einen Erben zu hinterlassen, würde die Dynastie der Elira enden. Mit einer Herrin deren Herrschaft zu beginn von Misserfolgen durchzogen war.", Hemiónes Augen konnten den Tränen kaum noch stand halten und so kam auch eine weitere auf ihre Wange.

Ihr Gegenüber vermied es über die Äußerungen der jungen Elfe die Stirn zu runzeln, wenngleich sie jedoch deren Befürchtungen und Ängste nicht begreifen, geschweige denn verstehen konnte. Bislang hatte sie stets gedacht, die Elfen wären ein Volk, das sich sehr viel Zeit ließ mit Entscheidungen betreffend der Gründung einer Familie, nicht zuletzt aus dem Grund, da es wenige Angehörige jenes Volkes gab, die den Partner wechselten, den sie einmal erwählt hatten. Die junge Frau konnte sich nicht helfen, doch irgendwie zerstörten Hermiónes Äußerungen die fremdartige Magie, die stets von den Elfen ausgegangen war.
Behutsam hob sie eine Hand und wischte mit einem besänftigenden Lächeln auf den Lippen der anderen die Tränen von den Wangen bevor sie sanft die Stimme erhob und zu einer Antwort ansetzte. "Unser aller Leben kann von einer Sekunde auf die nächste enden, Hermióne, aber Ihr seid so jung. Warum grämt Ihr Euch für Dinge, für die Ihr Jahre Zeit habt?", fragte sie leise, schüttelte langsam den Kopf, ohne ihr Lächeln zu verlieren. "Es bedarf Zeit um sich in seine Pflichten einzufinden und ein Amt auszufüllen, das einen im ersten Moment völlig zu überfordern scheint und nicht jedem von uns liegt das Herrschen im Blut. Wir müssen uns alle vor unserem Volk bewähren, Ihr nicht anders, als wir Menschen auch aber gebt nicht auf. Ihr müsst an Euch selbst und Eure Fähigkeiten glauben, wenn Euch Euer Volk vertrauen soll."

Hemióne atmete tief ein und richtete ihre hell blauen Augen auf Coreen. Sie war ihr dankbar für ihre aufbauenden Worte. "Ihr habt recht. Ich sollte mich beruhigen und mich nicht über Dinge aufregen, welche weit in der Zukuft liegen können.", sie lächelte aufrichtig.
"Mir liegt der Tot meiner Eltern zu schwer auf der Seele und ich muss versuchen mich von dieser Last zu befreien. Sollte mir das nicht möglich sein, könnte ich selbst für meinen Untergang verantwortlich sein.", erklärte Hemióne. "Aber ich will euch nicht zu sehr mit meinen Problemen belasten, schließlich gibt es andere, wichtigere Dinge, die euch vielleicht sorgen bereiten."

"Eure Eltern werden immer stolz auf Euch sein, ganz gleich, welche Entscheidung Ihr auch fällen mögt. Bei uns Menschen gibt es etwas, das man denen erzählt, die ihre Angehörigen verloren haben", sagte sie leise und lächelte, erinnerte sich daran, dass auch sie diese Worte damals häufig gehört hatte, nachdem ihr Vater durch die Hand des bösen Spiegelbild ihres einstigen Meisters sein Leben verlassen hatte. "Die, die sterben bleiben stets bei denen, die sie geliebt haben", vollendete sie, ließ jedoch die anderen Worte der Elfe einfach unter den Tisch fallen.
Hermióne musste lernen, was es bedeutete, eine Anführerin zu sein - sie musste lernen, was es bedeutete, ein Vorbild für viele andere zu sein und sie selbst konnte ihr dabei nicht helfen. Es war ein langsamer Prozess, den niemand beschleunigen konnte, so sehr sie es sich auch wünschte, die andere dabei unterstützen zu können.

Hemióne lächelte und wischt sich die letzten Spuren ihrer Tränen von den Wangen. Coreen war das beste Beispiel dafür, dass Menschen besser waren als viele Elfen glaubten...zumindest einige von ihnen. Warum wollten das nicht mehr Elfen sehen?
"Ihr stärkt meinen Glauben an die Menschen, Coreen. Ich hoffe dass Menschen und Elfen sich in nähster Zukunft näher kommen und die größer werdende Kluft zwischen unseren Völkern überwinden können.", sagte Hemióne freundlich. "Ich werde mich in jedem Fall dafür einsetzen."

"Jeder Mensch hat einen noblen Kern, Hermióne und ich spreche lediglich so wie mir der Mund gewachsen ist - das konnte mir bislang noch niemand austreiben. Ich bin überzeugt von dem, was ich sage und ich stehe hinter jedem einzelnen Wort, das meine Lippen verlässt, ob ich dafür nun brenne oder nicht", erwiderte sie mit einem schlichten Schulterzucken und einem entwaffnenden Lächeln auf den Lippen ehe sie eine Hand hob und eine lange Strähne aus dem Gesicht strich bevor ihre Hände wieder zurück in die gewohnte Haltung glitten. Die Kluft zwischen Menschen und Elfen beginnen zu schließen - wenn nur jeder der Elfen dieser Meinung wären und wenn gleichwohl auch alle Menschen sich dafür bereit erklären würden, diese Risse langsam heilen zu lassen, die die Zeit gefordert hatte. Sie selbst mochte nur wenige Elfen und die meisten derer, die ihre Sympathien hatten, gehörten dem Orden der Drachenreiter an.
"Ich denke, die Zeit wird zeigen, ob eines Tages einmal Elfen und Menschen gemeinsam leben können. Unsere beiden Völker sind sehr unterschiedlich in ihren Kulturen und in ihrer Art - es ist nur vernünftig, dass sie einander skeptisch beäugen. Ich setze meine Hoffnung darin, dass wir eines Tages ein Reich haben werden, in dem jeder eine Heimat findet, gleichgültig welchem Volk er angehört."

"Auch ich hege diesen Wunsch und arbeite auf dieses Ziel hin.", sagte Hemióne versonne und blickte zum Himmel hinauf. "Wir sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass zwei Kulturen ohne Probleme miteinander auskommen können. Und wenn wir etwas Glück haben folgen einige Menschen, Elfen und Zwerge unserem Beispiel und legen ihre unwichtigen zwistigkeiten nieder.".
Auch wenn Hemióne keine besondere Sympathie den Zwergen gegenüber hegte so wusste sie doch, dass eine Allianz zwischen allen Völkern nur Vorteile bringen würde.

"Würden es nur die hohen Herren und Damen aller Völker so sehen", setzte Coreen ihr mit einem leisen Seufzen entgegen und beendete damit das Gespräch, welches sich allmählich begann nur noch um Belanglosigkeiten der Diplomatie und der hohen Politik zu drehen begann. Sie hatte dieses Thema nicht anschneiden wollen, doch offensichtlich fanden sowohl Hermióne, als auch sie selbst immer wieder zurück zu diesen Dingen, schienen davon nicht loszukommen.
"Aber sind das wirklich die Dinge über die wir uns unterhalten sollten, an einem so sonnigen Tag? Über Dinge, die wir zuerst noch nicht zu ändern vermögen - ich denke, wir sollten uns anderen Themen widmen", schlug sie mit einer entschuldigender Miene vor. "Ich höre seit der Hochzeit und der Krönung kaum etwas anderes außer dem politischen Gerede der Botschafter, die versuchen sich einzuschmeicheln und deren Falschheit ich bereits nach ihrer Begrüßung spüre."

"Das ist das traurige Los einer Herrscherin, denn niemand möchte sich mit eurem Gemahl anlegen.", sagte Hemióne schmunzelnd. "Aber lasst uns das Thema wechseln. Wie ist eure Ehe mit Alvias denn bis her verlaufen? Ich hoffe meine Befürchtungen, sie könnte euch schden, waren unbegründet."

Überrascht von der offenen Frage, die die Elfe ihr stellte, blinzelte Coreen ein paar Male, brauchte einen Moment bis sie ihre Fassung wieder zurückgewann und nahm dann wieder Haltung ein, in dem sie ihre Schultern straffte und den Kopf hob, den Blick der blauen Augen der Elfe erwidernd, der auf ihr ruhte. Sie wusste nur zu gut, dass auch hier, an diesem scheinbar verlassenen Ort genügend neugierige Ohren vorhanden waren, die stets darauf achteten, was sie sagte und wie sie sich ausdrückte.
"Sie hat mir in keinster Weise geschadet", antwortete sie schließlich ehe sie den Blick senkte und einen kurzen Augenblick darüber nachdachte, ob sie derart offen mit der Elfe sprechen konnte - ob sie ihr das Geheimnis anvertrauen konnte, das sie seit einigen Stunden mit sich trug und über das sie bislang noch nicht hatte mit Alvias sprechen können. Im Grunde waren es private Dinge, über die sie nicht sprechen und die sie besser für sich behalten sollte, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Elfe eine hochrangige Fürstin aus Illirea war, der zu leicht solch wichtige Informationen entwischen und dadurch an die falschen Ohren dringen konnten. "Wie ich Euch bereits vor einigen Monaten sagte, ist Alvias ein freundlicher Mann, dem ich vertraue und der mich niemals schlecht behandelt hat."

Hemióne hob einen Mundwinkel, was ihrem Gesicht einen wissenden Ausdruck verlieh. Sie hob eine Hand, legte ihre schmalen Finger unter Coreens Kinn und hob sacht ihren Kopf, damit sie ihr ins Gesicht sah.
"Ihr lügt mich an.", flüsterte Hemióne, mit melodischer Stimme. "Aber ich frage mich ob ihr mich belügt, weil ihr mir nicht vertraut oder ob es daran liegt, dass ihr fürchtet belauscht zu werden."
Was konnte so schrecklich, wichtig oder freudig sein, dass Coreen es ihr nicht anvertrauen konnte....oder wollte?

Coreen eine bekannte Stimme durchzog Coreens Geist und ließ sie aufhorchen
Die Schlacht um Teirm sieht schlecht aus, wir werden die Stadt nicht halten können und dein Gemahl begibt sich in übergroße Gefahr, kämpft an vorderster Fronst wie es keinem König gebührt.
Ich musste ihm bereits einmal das Leben retten. Ihm geht es noch soweit gut.
Diese Männer sind stark, und mehr als der König ahnt. Teirm wird fallen, die Küstenstädte ebenfalls nehme ich an es herrschte eine kurze stille, in welcher Coreen den Geruch von verbranntem Holz in der Nase hatte, eisen im Mund schmeckte
Bereite dich darauf vor Ceunon zu verlassen - sollte es brenzlig werden....
Ich habe, Vorkehrungen getroffen - eine Möglichkeit viele tausend Menschen - Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen. Ich will, dass du einer von ihnen bist

Die junge Frau ließ die Elfe gewähren, wollte im ersten Moment noch zu einer Antwort ansetzen, fuhr dann jedoch zusammen und krampfte eine Sekunde als eine vertraute Stimme in ihrem Kopf wiederhallte und Bilder von verkohlten Leichen und Blut das Antlitz der Elfe vor ihr verdunkelten und schließlich gänzlich ablösten. Ihr Gesicht verlor an Farbe bei der Nachricht, die Arva ihr auf diese Weise mitteilte und sie verkeilte die Finger ineinander, presste sie zusammen bis die Knöchel weiß unter der blassen Haut der Monarchin hervortraten.
'Arva, ich flehe dich an! Beschütze ihn! Lass nicht zu, dass ihm etwas geschieht!', flehte sie leise in Gedanken an den Reiter gerichtet und schloss die Augen, versuchte das Brennen darin, zu ignorieren, das den Kloß in ihrem Hals verstärkte. Langsam nur kroch die Angst an ihr empor als wäre sie ein widerliches Insekt, das sich an ihren Gewändern festgekrallt hatte und sie nun anzugreifen versuchte. Sie hatte bis vor wenigen Stunden inständig gehofft, dass es nicht zu einer Schlacht kam, doch die Emotionen, Bilder und Worte, die Arva ihr sandte, hatten eine andere Sprache gesprochen.