Waffenkammer

Katherine wusste ihr Erschrecken über die Entscheidung ihres Mannes und den Entschlusses ihres Vaters wohl zu verbergen während sie den Blick des anderen erwiderte bis dieser sich schließlich von ihr abwandte. Erst dann erlaubte sie es sich fassungslos den Kopf zu schütteln und ihren Ärger darüber, nicht einmal darüber informiert worden zu sein, dass ihr Vater hierher zitiert worden war, herunterzuschlucken. Sie konnte es nun nicht mehr ändern und sie tat für den Augenblick besser daran, sich es nicht mit dem alten Löwen zu verscherzen, der bislang doch immer auf zumindest zwei seiner Kinder geachtet hatte.
Langsam hob Katherine die Hände und strich sich damit die Strähnen über die Schultern zurück, die ihr zuvor nach vorn gefallen waren - eine Geste, welche sie stets wählte, wenn sie ihre eigene Nervosität zu verbergen. "Das kommt ... überraschend. Jeremy sagte mir nichts davon, dass Ihr uns bald mit Eurer Anwesenheit beehren würdet, Vater", presste sie schließlich über ihre Lippen während gleichzeitig die Einladung ihres Bruders sich wieder in ihrem Geiste auftat. Vielleicht war es wirklich gut, wenn sie sich Brandon und die Mädchen schnappte und Ryan in Teirm besuchte - so entzog sie die Kinder zumindest dem schrecklichen Einfluss ihres Vaters.

"Achja" Thomas blieb noch in der Tür stehen, so als habe er etwas vergessen und drehte sich noch einmal betont langsam um, betrachtete Katherine eine kurze Zeit ehe er zu sprechen begann.
"Ich werde von nun an die Erziehung von Brandon übernehmen, wie alt ist er? Zwölf? Dreizehn? Ich war in seinem Alter schon längst Knappe! Jeremy hat keine Zeit sich um seinen Sohn zu kümmern und bei dir lernt er nicht seine Männlichkeit zu nutzen! Hat er überhaupt jemals ein Schwert geschwungen oder einen Pfeil verschossen? In ihm fließt das Blut der Velaryons! Und es ist verdammt nochmal stärker als das der Daenarys!" er schüttelte den Kopf. Brandon war verweichlicht und würde, wenn er nichts dagegen unternahm niemals die Härte aufbringen können die es brauchte um König zu sein.
"Es wird Zeit, dass Brandon eine militärische Ausbildung genießt und zu dem gemacht wird was er eigentlich ist - ein wahrer Velaryon! Und ich will nicht darüber diskutieren! Es ist mein Wille!"

"Er ist mein Sohn, Vater!", begehrte Katherine auf und trat ein paar Schritte nach vorn, ihren Vater fassungslos anstarrend, als wolle sie gar nicht erst begreifen, was er soeben deutlich gemacht hatte. Ihr Vater wusste nicht einmal, wie alt sein Enkelsohn war und nun wollte ausgerechnet er, der kalte, grausame, alte Löwe die Erziehung des Kindes übernahm. Brandon bedeutete ihm gar nichts - für ihn war der Junge nichts anderes als ein wertvolles Gut, das es galt auszubilden, damit es eines Tages den eigenen Zwecke Genüge tun würde.
Schaudernd fühlte sich Katherine an ihre eigene Erziehung erinnert und die zahlreichen blauen Flecken mit denen ihre Brüder aus den zahlreichen Übungsstunden zurückkamen und längst nicht alle Blessuren waren nur von denen verursacht worden, die mit ihnen trainiert hatten. "Brandon ist noch ein Kind! Er ist Eure Ausbildung nicht gewöhnt und ich werde mir mein Kind nicht entreißen lassen! Dazu habt Ihr nicht das Recht!", begehrte sie erneut auf und entsann sich erst im nächsten Moment, was sie ihrem Vater soeben an den Kopf geworfen hatte, dennoch - es war zu spät um nun noch etwas daran zu ändern. Jede Entschuldigung, die sie nun noch hätte formen können, hätte ihren Vater lediglich glauben lassen, dass sie schwach wäre.

"Was?" fragte er leise und trat zu seiner Tochter ehe er die Augen zusammenkniff und sie fest am Kinn packte, sie dazu zwang ihm in die Augen zu sehen.
"Er wird nicht immer ein Kind bleiben.." zischte er leise und seine eisigen Augen durchbohrten sie geradezu während er stolz seine Schultern straffte. "Und es wird Zeit, dass er von der Mutterbrust gerissten wird verdammt noch eins! Du wirst nicht immer da sein um ihn behüten zu können, umso besser wenn er lernt wie man tötet" er schüttelte nur den Kopf. Verstand sie denn nicht, dass Brandon ausgebildet werden musste wenn er nicht untergehen sollte? Verstand sie denn nicht, dass er all dies für Brandon tat?
"Ihr Mütter seit doch alle gleich, ich schwöre euch - die Geburt muss irgendwas mit euren Köpfen machen!" er ließ sie langsam los.
"Noch ein solcher Ausbruch und du siehst Brandon nicht mehr, bis er volljährig ist!"

Bei der Drohung, die ihr Vater ausstieß, schluckte Katherine lediglich und alle Worte, welche sie ihm noch hätte entgegen schleudern können, blieben ihr förmlich im Hals stecken während sie den finsteren Blick ihres Vaters erwiderte. Ihr kleiner Engel, Brandon, sollte ausgerechnet von einem Mann ausgebildet werden, der niemals für seine Güte und sein weiches Herz bekannt geworden war. Sie fürchtete, dass ihr geliebter Sohn eines Tages so werden würde wie Thomas und es graute ihr allein bei dem Gedanken daran, ihn mit einer der Wilden zu verheiraten - dass sie ihn nun auch noch seltener sehen würde als ohnehin schon war nun der Gipfel, der alles in Katherine nach einem Widerspruch streben ließ, doch es hatte alles keinen Sinn. Ihr Vater würde seine Drohung wahr machen, würde Jeremy das Schwert an die Kehle setzen und ihm dazu zwingen, auf seinen Willen zu hören und so nickte Katherine nach einem langen Moment der Stille schließlich langsam.
"Gewiss, Vater ... ich habe ... verstanden ..."