Das alte Gästezimmer

"Ihr habt einen schlechten Sinn für Humor, Lyra, bei allem Respekt."
Leise lachend schüttelte die Reiterin den Kopf, ob nun über ihre eigene Dummheit den Worten Glauben zu schenken oder Lyras wirklich schlechtem Witz wurde dabei nicht klar.
"Es ist schwer einen Entschluss zu fassen, Lyra, denn einerseits unterstütze ich das, was ihr tut und respektiere all das, doch andererseits führe ich den Orden der Reiter und muss selbst neutral bleiben. Würden die Dinge anders liegen, so hätte ich mit Sicherheit schon längst zugestimmt ein Teil von euch zu werden", erklärte sie ruhig und wandte sich zu der jungen Frau an ihrer Seite um, von der sie nun nicht mehr wusste, ob sie ihr sympathisch sein sollte oder nicht.
"So aber ... kann ich nicht sofort sagen, was ich tun werden oder welche Entscheidung ich letztendlich treffe. Das Wissen, welches Ihr mir habt zuteil werden lassen, wird niemand anderen jemals erreichen, das Verspreche ich, ganz gleich, wie meine Entscheidung am Ende aussehen mag."

„Das ist gut... und tut mir Leid, ich war nur so neugierig. Man hört so manches Gerücht über die Elfen... und Ihr seid die erste, die ich antreffe“, sagte Lyra, die langsam wieder von dem Fenster zurück trat und Caladhiel sanft anlächelte. „Vermutlich hätte ehe Caleb einen Witz machen müssen, er ist darin deutlich geschickter... Ah, da fällt mir ein... vielleicht sollten wir ihn langsam herein bitten“ Lautlos drehte sie sich um, trat an die Türe und zog diese auf und gab somit den Blick auf den jungen Reiter frei. Dieser lehnte an der gegenüber liegenden Wand und lächelte charmant zu den beiden Frauen auf.
„Caleb, was kann ich gut?“, fragte Lyra unvermittelt und verschränkte lächelnd die Arme hinter ihrem Rücken, in dem sie der Elfe bedeutete, gut aufzupassen.
„Uhm... kochen. Und du gibst einem das Gefühl zu Hause zu sein“, antwortete Caleb etwas verwirrt und musterte die junge Frau misstrauisch.
„Und was kann ich gar nicht gut?“
„Deine Scherze sind zum davon Laufen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Warte... sag nicht, du hast dich an einem versucht“ Caleb schaute mit vor Schreck geweiteten Augen zu Caladhiel und stürmte nun bis zum Türrahmen vor.
„Hat sie etwa-!? Also, in dem Falle entschuldige ich mich für sie – sie hat mir damals einen erzählt...puh, der war richtig, richtig schlecht. Sie meinte, sie müsse mich umbringen, weil sie blonde Kerle nicht ausstehen kann!“, raunte er und knuffte Lyra dann in die Seite, die sich lachend versuchte aus seinem Griff zu entwinden.
„Ich glaube, ich sollte lieber gehen – Caladhiel-Elda? Entschuldigt noch mal... und bitte, vergesst das Essen nicht!“
Caleb ließ sie notgedrungen los und Lyra verschwand aus dem Zimmer, zog die Türe hinter sich zu.

"Es ist schon in Ordnung, Caleb", wehrte Caladhiel die verzweifelte Entschuldigung des jungen Reiters ab und hob beide Hände, ein versöhnliches Lächeln auf den Lippen, das ihm zeigen sollte, dass sie Lyra für ihren mehr als schlechten Scherz nicht böse war.
"Ich bin nur geistig um einige Jahre gealtert, nach ihrem Scherz aber es endete nicht damit, dass sie mir erzählt hat, dass sie versuchen müsste dich umzubringen. Sie hat lediglich versucht mir zu erzählen, dass ich entweder meine Erinnerungen lassen oder der Gilde beitreten müsse, aber alles in allem hatten wir sehr interessante und aufschlussreiche Themen", erklärte sie dann und trat von dem Fenster weg, das bleiche Gesicht ihres Schützlings einen Moment lang musternd bevor sie sich mit einem schelmischen Lächeln wieder auf das Bett sinken ließ und nach einer der Erdbeeren griff.
"Insbesondere, was dich angeht."

Calebs Gesicht veränderte sich fast sekündlich mit den Worten der Elfe, von erschrocken, grimmig, über mürrisch und absolut abgeneigt. „Was mich angeht?“, brummte er, verschränkte die Arme vor der Brust und sah über seine Rücke zur Türe, die sich fast zeitgleich schloss. Ja, ja, flieh du nur, dachte der junge Reiter und seufzte. „Ich werde sie nachher noch darauf ansprechen und anschließend dafür umbringen... Wieso redest du mit ihr über mich!? Du kannst auch mit mir reden, das ist manchmal nämlich auch nicht so übel“, nörgelte Caleb und ging langsam auf Caladhiel zu.
Etwas in seinen imaginären Bart murmelnd ließ er sich auf dem Sessel fallen, in dem zuvor Lyra gesessen hatte.
„Frauen...“

Erneut war ein leises Lachen von Caladhiels Seite zu vernehmen, die das Gesicht ihres Schützlings nicht aus den Augen gelassen hatte während ihrer Erzählung und sich nun sichtlich amüsiert von seinen Verwünschungen zeigte.
"Meistens haben andere Menschen eine andere Sichtweise als man selbst, Caleb", schallt sie den Jüngeren sacht und schüttelte den Kopf. "Du solltest es Lyra nicht übel nehmen. Sie ist ein guter und aufrichtiger Mensch und hat mit keinem Wort etwas Schlechtes über dich verlauten lassen. Du kannst also beruhigt sein und sie am Leben lassen."
Über die Berichte betreffend der Gilde, der Caleb und Lyra angehörten, schwieg sie, wollte sie den Moment doch nicht erneut mit ernsten Gesprächen zerstören, für die später noch genügend Zeit war. Dann, wenn sie eine Entscheidung darüber getroffen hatte, was sie tun sollte und vor allem wollte.

„Hmm... das überlege ich mir nochmal“, raunte Caleb, der etwas skeptisch das Gesicht verzog, den Sessel mit beiden Händen packte und mit diesem soweit nach vorne rutschte, bis seine Knie, die ihre berührten und ließ sich dann wieder im Sessel fallen. „Mir behagt der Gedanke trotzdem nicht wirklich. Ihr ward so lange allein in dem Zimmer, wer weiß, was ihr da alles beredet habt...“, fügte er leiser hinzu und schaute noch immer ernst drein. Schweigend ließ er seine Augen über die Elfe gleiten, wobei sein Blick deutlich weicher wurde und auch auf seinem Gesicht trat ein kleines Lächeln. „Viel hast du ja noch nicht gegessen...“, seufzte er vorwurfsvoll und deutete auf das Tablett. „Nicht, dass du hier noch verhungerst und ich das am Ende zu verantworten habe“, fuhr er fort und stuppste schmunzelnd mit seinem Knie das ihre an.
„Ich bin froh, dass du da bist“, verriet er ihr, stand kurzerhand unvermittelt auf und schloss die Elfe behutsam in seine Arme – das hatte er zumindest vor. Da er jedoch so nahe an die Elfe heran gerutscht, hatte er kaum Platz sich richtig hinzustellen, dann war der Sessel wieder im Weg und im nächsten Moment fiel er auch schon nach vorne. Das einzige Gute daran war wohl, dass unter ihnen das Bett war – und das sie alleine waren. Der junge Reiter kniff ein Auge zusammen und verzog leicht das Gesicht, während er sich mit dem einem Arm abstützte. „Entschuldige...“, wisperte er, sah ihr dabei in die Augen und vergaß aufzustehen, während sein Herz schneller schlug.
Seine Hand machte sich selbstständig und strich behutsam durch das braune Haar der Elfe, welches wie Seide durch seine Finger glitt.

Mit einem ersticken Aufschrei war die Reiterin von ihrem Novizen umgerissen worden und fand sich nun unter ihm auf dem Bett wieder, perplex zu dem Jüngeren hinauf starrend, der keine Anstalten machte sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
"Caleb ...", begann sie und schob die Hände vor sich um ein wenig Distanz zwischen sie beide zu bringen, nicht einrechnend, dass es um ihre eigenen Kräfte noch immer nicht zum Besten gestellt war, so dass ihre Arme wieder einknickten und zitternd auf seinem Brustkorb liegen blieben. Der Atem der Elfe beschleunigte sich während sie versuchte seinem Blick auszuweichen und den Kopf zur Seite hin abwandte - das alles war falsch, diese Situation konnte so falsch aufgefasst werden von jedem, der diesen Raum betrat und sie wollte weder sich, noch ihn in die Bredouille bringen.

Oromis hatte nun schließlich, nachdem Dras Leona einigermaßen unter Kontrolle war sich aufgemacht um Caladhiel zu suchen.
Wenngleich sie ihm eine Nachricht hatte zukommen lassen, sie sei in Surda und es gehe ihr gut traute er dem Braten nicht.
Er war aufgewacht als Caladhiel fort war - einfach verschwunden.
Wer wusste wem sie nun in die Hände gefallen war und ob derjenige sie nicht gezwungen hatte die Kurze Nachricht zu senden. Es war sonst garnicht Caladhiels Art ihm Informationen vor zu enthalten.
Es war garnicht so einfach Gewesen das Haus der drei Sonnen zu finden und er hatte es wohl nur den gut instruierten Spionen der Reiter zu verdanken, dass er nicht ewig hatte suchen müssen.
Einige Bürger schienen zwei Drachen gesehen zu haben die in diesen entlegenen Fleck flogen.
Oromis war den Hinweisen nachgegangen und tatsächlich - die Ballung der Magie war unübersehbar gewesen als er sich genährt hatte, ebenso wie er zwei Drachen im Innenhof erkannte. Oromis war in einige entfernung gelandet und sich schließlich in den Innenhof "durchgeschlagen" jeder Versuch ihn auf zu halten war entweder mit einem Schlafzauber oder purem Ignorieren honoriert worden.
Nun hatte er nach und nach viele Türen aufgestoßen und nichts gefunden, ehe er schließlich zu eben jener Tür ging in der sich caleb und Caladhiel befanden. Er riss sie auf und... fand Caleb in einer sehr eindeutigen Position vor, währen Caldhiel sich scheinbar nach Kräften bemühte die situation zu ändern.
"Was ist hier los?"

Aeons Stimme raunte etwas, doch Caleb versuchte ihn aus seinem Kopf zu vertreiben, ebenso wie die Rufe Lyras, die er erhielt, als ihm langsam aber allmählich das Blut in den Kopf schoss. Gerade als er sich dazu hindurch rang, etwas zu sagen, hörte er Schritte. Schritte, die in keinerweise zu Lyra passten. Mit einem Ruck drückte er sich mit den Händen vom Bett ab, der Sessel hinter ihm fiel polternd zu Boden und der junge Reiter starrte auch schon in die Augen Oromis'.
„Was habt Ihr hier zu suchen!?“, grollte Caleb, der schneller, als man es ihm zu traute, den Elfen packte und gegen die Wand drückte. Sein Gesicht hatte sich binnen Sekunden so rapide verändert, dass man Mühe hatte ihn noch zu erkennen. Das blonde Haar hing ihm zerzaust in die Stirn und die Augen waren leicht verengt.
„Dieses Haus sollte von Euch niemals betreten werden, erklärt Euch! Glaubt Ihr etwa, Caladhiel stände noch immer unter dem Zauber!?“

Ein leises Schnippsen erklang und mit einmal Mal schlossen sich alle Türen auf dem Korridor, ebenso wie alle Fenster. Lyra bog um die Ecke, eilte zu ihnen, in der Hand einen länglichen Stab und in ihren Augen der stumme Ärger. Sie schaltete Caleb in Gedanken für sein törichtes Verhalten, weder Aeon noch sie anzuhören, obwohl sie ihn nur warnen wollten.
Doch sie konnte ihn auch noch später zurechtweisen, nun gab es wichtigere Dinge.
„Was habt Ihr hier zu suchen, Reiter?“, raunte sie, ihre Stimme klang dabei deutlich ruhiger als die ihres Mitstreiters und auch ihre Schritte wurden nun langsamer, bis sie vor der Türe zum Stehen kam.

"Ich bin euch mindestens genauso eine Erklärung schuldig wie ihr mir..." sagte Oromis drohend und der Griff um seinen Stab festigte sich.
"Nach dem Kampf gegen Caladhiel kamt ihr, soweit gehen die erzählungen meines Novizen - ihr entführtet Caladhiel und nahmt sie mit während in der Stadt das Chaos herrschte!" seine Augen verengten sich.
"Ihr habt euch der Entführung eines führenden Mitgleides des Ordens Schuldig gemacht, Novize - wenn sie überhaupt irgendwohin hätte gebracht werden sollen dann zu den Reitern!" er trat einen Schritt vor.
"Ich schlage vor ihr und eure.... Mitverschwörerin" er sah zu Lyra - "ergebt euch und wir werden euch einen fairen Prozess machen!"

"Loslassen!", schallte Caladhiels Stimme ungewohnt scharf durch den Raum während die Reiterin sich langsam wieder auf die Füße zurückkämpfte. Als Oromis' Stimme durch den Raum geschallt war, war sie zusammengezuckt und seit dem schoss Adrenalin durch ihre Venen, brachte Kräfte zurück, von denen sie nicht einmal gewusst hatte.
"Es ist genug!", fügte sie hinzu und erstickte so jeglichen Protest im Keim während sie nach ihrem Schwert griff und eben jenes aus der Lederscheide zog, jedem der Anwesenden einen finsteren Blick zuwerfend, der zeitgleich als Warnung galt nun nichts Falsches zu tun. Mit langsamen Schritten trat sie auf die Anwesenden zu und bezog Stellung zwischen ihnen um zu verhindern, dass sie sich noch weiter an die Kehle gingen.
"Entführen ... so nennst du es also ...", begann sie dann und schüttelte den Kopf."Wie du siehst, Oromis, geht es mir gut oder zumindest den Umständen entsprechend. Caleb war es, welcher meine Verletzungen nach dem Sturz heilte und mich hierher brachte um mir die Ruhe zu gönnen. Es mag ein Fehler gewesen zu sein diesen Ort aufzusuchen, doch es war keineswegs eine böse Absicht dahinter und ich werde nicht zulassen, dass du meinen Schüler eines Verbrechens bezichtigst, das er nicht begangen hat", stellte sie finster klar und wandte sich zu Caleb und Lyra um, ein erneutes enttäuschtes Kopfschütteln zeigend.
"Ihr beide werdet nicht noch einmal ein Mitglied des Ordens angreifen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden."

Oromis gab nur ein knappes Nicken von sich, lockerte den Griff um den Stab und stellte diesen wieder auf den Boden.
"Ihr erwarte eure Befehle, Hochmeisterin" sprach er in einem gewohnt militärischen Ton.
Keinerlei Gefühlsregung war in seinem Gesicht zu sehen.
Kein Widerspruch - er war ein Elf und was nocht viel wichtiger war - ein Reiter.
Unbedingter Gehorsam.
Keine Ausreden, keine Entschuldigungen für soetwas war später immer noch genug Zeit.

„Oh, sicher, und wie wir uns verstanden haben“, gab Caleb sarkastisch zurück, hob seine Arme, als würde er sich ergeben und trat langsam von Oromis zurück, dem er am liebsten in sein Gesicht geschlagen hätte. Wie konnte er nur so verdammt freundlich und edel tun, während er sie letztens noch fast umgebracht hätte!? Und dann beschuldigte er ihn noch, Caladhiel entführt zu haben! Der junge Reiter kochte innerlich, biss sich auf seine Lippe und schaute so feindselig drein, wie schon lange nicht mehr. Sicher, er wusste, wie er sich eigentlich zu benehmen hatte, doch auf diesem Anwesen hatte niemand ihm vorzuschreiben, wie er sich zu benehmen hatte.
„Ich brauch frische Luft“, raunte er schließlich, ließ seinen Blick über Oromis gleiten, als wäre er ein Verräter und wandte sich um. Nur für einen kurzen Augenblick streifte er dabei die Gestalt der Elfe, deren Blick er jedoch abweisend mied und trat aus dem Zimmer.
„Vergisst das Essen nicht, Caladhiel-Elda“, fügte er hinzu, nahm Lyra am Ärmel und zog diese mit sich, die Türe hinter sich zu werfend.

Die Elfe schloss die Augen, kaum dass die Tür hinter Lyra und Caleb ins Schloss gefallen war und hatte mit einem Mal das Gefühl, jemand habe ihr mit einer eisernen Faust mitten in den Magen geschlafen - der Appetit war ihr in jedem Fall gründlich vergangen. Die Hände, die sie zuvor zu Fäusten geballt hatte, lockerten sich zitternd und das dunkle Schwert der Reiter rutschte ihr heraus, fiel mit einem leisen Geräusch auf den Steinboden.
Dieses eine Ereignis hatte sie vermutlich gänzlich ihren Schüler gekostet, doch so sehr sie ihm auch hinterher wollte, ihn aufhalten wollte, so sehr sagte ihr auch ihr Verstand, dass sie das in diesem Moment einfach nicht tun durfte. Sie würde durch jede falsche Handlung nur Caleb noch weiter in die Bedrängnis bringen.
Schweigend trat die Reiterin zurück zu dem Bett und griff nach ihren Sachen, die sie darauf platziert hatte bevor Lyra sie besucht hatte. Die beiden hatten es wirklich nicht böse gemeint, aber das hatte vermutlich für Oromis anders ausgesehen.

Oromis trat an Caladhiel heran und half ihr wortlos ihre Sachen zu packen.
Keinerlei Vorwurf war in seinen Augen zu sehen, noch während er zusammen packte sagte er:
"Jetzt geh ihm schon nach - aber jage mir nie wieder so einen schrecken ein, wir alle haben uns schreckliche Sorgen gemacht..." er schüttelte den Kopf, nahm Caladhiel ein Kleidungsstück aus der Hand und faltete dieses zusammen.
"Geh schon, und klär was immer es zu klären gibt - dieser Vorfall bleibt unter uns!"

"Nein", antwortete Caladhiel lediglich, schroffer als eigentlich beabsichtigt und wandte sich zu dem gleichaltrigen Reiter um, sein Gesicht mit einem schiefen und entschuldigendem Lächeln musternd. Sie hatte nicht damit gerechnet von ihm solcherlei Worte zu hören, war sie in Bezug auf ihre eigenen Fehltritte doch eher an Anurins Wut gewöhnt, statt an Oromis Besonnenheit.
"Was geschehen ist, ist geschehen, Oromis und vermutlich ist es besser so, wie es nun ist. Ich hätte dir gern eine Nachricht übermittelt, was genau geschehen ist und wo ich genau bin, aber das konnte ich nicht. Dieser Ort ist, wie du sicherlich bemerkt hast, geschützt und die Bewohner dieses Anwesens legen viel Wert darauf es geheim zu halten", erklärte sie dann und als der andere schwieg setzte sie nach einer Weile noch ein
"Was Caleb angeht ... entschuldige sein Verhalten. Das, was du gesehen hast war nicht so wie es aussah. Ein dummes Versehen gemischt mit einem wirklich schlechten Zeitpunkt für dein Auftauchen."

"Ich glaube mein Gedächtniss ist nicht mehr so gut wie es mal war, ich weiß nicht was du meinst" sagte er und hob fragend die Augenbrauen hoch.
"Und Glaedrs Orientierungssinn war auch schonmal besser, ich... glaube nicht das wir noch einmal den Weg hierher finden" meinte er nur und winkte ab.
Er griff ihr an die Schulter, drückte einmal kurz brüderlich zu.
"Lass uns nach Vroengard gehen, ja? Es gibt einige neue Erkentnisse und Informationen die dich interessieren werden!"

"Es ist besser, wenn wir gehen. Ich bezweifle, dass wir hier noch länger erwünscht sind", antwortete die Reiterin und hatte Mühe damit ihr Lächeln auf dem Gesicht zu halten. Im Grunde war ihr zum heulen zumute, insbesondere als sie erneut an das Gespräch mit Lyra dachte, das sie nur ein paar Minuten zuvor geführt hatte. All die Worte, die zwischen den beiden Frauen gewechselt worden waren.
Vorsichtig ließ sie ihren Geist streifen bis sie jenen ihres Novizen fand und sich zögerlich an eben jenen herantastete. 'Es tut mir leid ...', hauchte sie leise in Gedanken, war sich sicher, dass er jene Worte gehört hatte. Blieb nun noch das Loch in ihrer Erinnerung, das es zu stopfen galt.
Als der andere sich umwandte, streckte die Elfe eine Hand aus und hielt ihn sacht am Arm fest.
"Was ist in Dras-Leona passiert, Oromis? Ich habe kaum mehr eine Erinnerungen daran, was dort vorgefallen ist und bisher konnte es mir niemand erklären."

"Ihr wurder gefangen genommen und nachdem ihr nicht, wie von Lord Kharas angekündigt innerhalb von wenigen Stunden zurück wart wurden wir stutzig - Vrael und ich machten uns als Späher auf euch zu suchen" erklärte er leise und lehnte sich an eine Wand.
"Caleb hatte euch indess aus dem Gefängnis befreit und kam auf die sowohl edelmütige als auch närrische Idee sich alleine durch die dreißig Wachen zu schlagen welche dich und Anwar trennten.
Wir kamen gerade an und halfen ihm die meisten nieder zu strecken" bis dorthin der noch angenehme Teil der Geschichte.
Nun folgte der unangenehme Teil - "Dann wirkte der Zauber den einige Magier des Feindes auf euch wirkten um euch gegen uns auf zu bringen. Du und ich, wir kämpften gegeneinander konnten aber kaum eine Treffen gegenseitig landen - ich... sah keine andere Möglichkeit und.." er schüttelte entschuldigend sein Haupt.
"Ich drang in deinen Geist..... und zerstörte die Magie welche dich beeinflusste. Es kostete all meine Kraft, aber du bist sowohl die Anführerin unseres Ordens als auch eine Schwester und ich musste es riskieren" Er seufzte lautstark.
"Wir beide stürzten zu Boden und verloren das Bewußtsein" er trat einen Schritt auf Caladhiel zu, schrägte den Kopf an.
"In der Zwischenzeit gelang es Vrael Arash zu besiegen welche ihn jeodch schwer verletzte und fliehen konnte mit... Hilfe von Julian Frook" die letzten Worte waren eher unliebsam gesprochen worden.
"Er kam dort an wo wir beide abgestürzt waren, schwer verwundet - beinahe dem Tode nahe und sah noch wie Caleb dich nahm. Er hörte ihn noch etwas murmeln, dass wir unsere wunden selbst versorgen sollten und ließ uns liegen - flog mit dir fort"

Schweigend hatte Caladhiel den Ausführungen des alten Freundes gelauscht und war sich im nächsten Moment nicht einmal mehr sicher, ob sie das alles wirklich hatte wissen wollen. Es erschien der Reiterin so, als habe man ihr soeben den Boden unter den Füßen weggerissen und leise seufzend ließ sie sich auf das Bett sinken, zusammengesunken dort sitzen bleibend und hinab auf ihre Hände starrend.
Der Feind hatte es also geschafft, sie soweit zu beeinflussen, dass sie gegen ihre eigenen Leute ankämpfte. "Bei allem, was mir heilig ist ...", wisperte sie leise und ballte die Hände zu Fäusten als ihre Gedanken zu dem letzten Teil seines Berichtes wanderten. Julian Frook ... sie hatte gehofft, sie müsse den Reiter niemals wiedersehen, hatte gehofft, dass er im Verließ der Seelen verfaulte.
"Es tut mir leid, Oromis ... du hast richtig gehandelt mit dem, was du getan hast. Ich hätte dich niemals in Gefahr bringen dürfen."
Caleb ...
Erneut glitten ihre Gedanken zu ihrem Schüler und ein erneutes Seufzen war von ihrer Seite zu vernehmen. Konnte es wirklich sein, dass Caleb sowohl Oromis, als auch Vrael einfach liegen gelassen hatte? Dass der junge Novize Reiter in Gefahr gebracht hatte, nur um sie zu retten?
"Sollte Caleb zu uns zurückkehren wird sich jemand anderes seiner annehmen müssen. Ich kann seine Ausbildung nicht übernehmen, nachdem er mir sagte, was er empfindet, zu sehr fürchte ich, es könnte erneut zu einer solchen Situation kommen."

Oromis nickte besonnen.
"Ich werde den Bericht zu seinem Gunsten etwas im Detail ändern, es wird für ihn kein Problem sein zu den Reiter zurück zu kehren wenn er dies wünscht" erklärte er und fühlte sich selbst etwas schuldig für das was geschehen war - soviele Missverständnisse.
"Und du hast mich nicht in Gefahr gebracht, ehrlich gesagt habe ich mehr von der gefürchteten Caladhiel erwartet..." versuchte er sie mit hintersinnigen Humor etwas auf zu muntern.
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Lassen wir es erstmal auf sich beruhen - wir haben Zeit Caladhiel, das scheinst du im Beisen deines jungen Schülers vergessen zu haben. Lassen wir einfach Gras über die Sache wachsen und in der Zwischenzeit forsche ich nach, was es mit Herrn Frook auf sich hat - übrigends, Dras Leona gehört uns!"

Doch jeglicher Versuch des anderen Reiters, den er startete, sie aufzumuntern wurde jäh erstickt von den geistigen Stimmen Caleb und Lyras. Die Bitte mit ihm zu sprechen ... Jedes Wort, das Oromis ihr gegenüber wählte, wurde von der Elfe nur dumpf und wie durch Watte vernommen, so dass sie mehrere Anläufe brauchte bis ihre Konzentration sich wieder auf den alten Freund zurückgelenkt wurde.
"Falls ich dich erinnern darf, du konntest mich auch nicht verletzen, gefürchteter Oromis", gab sie schließlich zur Antwort, doch ihre Worte klangen müde und wenig überzeugend, machten, sehr zu ihrem eigenen Missfallen, deutlich, wie weit entfernt ihre Gedanken doch waren und dass ihr definitiv nicht der Sinn nach einem solchen Scherz stand.
Mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen hob sie die Hand und legte eben jene über die warmen Finger des Freundes, die auf ihrer Schulter ruhten - ein stummes Zeichen, mit dem sie versuchte ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass es um sie nicht dermaßen schlimm stand, wie sie es in seinem Gesicht erkennen konnte.
'Nicht hier, Lyra. Bringt ihn an einen sicheren Ort und informiert mich. Ich werde dort sein', versprach sie leise in Richtung der Weißhaarigen und seufzte schwer während sie sich wieder aufrichtete und den Kopf schüttelte, die Frage tief in sich verbergend, ob sie die einzige war, die in derartige Probleme mit ihrem Schüler hinein rutschten, ohne dies zu beabsichtigen.
Langsam und auf jede Bewegung bedacht begann die Reiterin wieder ihre Sachen zu richten. Ihre schlanken Finger legten sich um den Ledergürtel, den sie langsam aufhob und ihn wieder umlegte, mit energischen Schritten zu ihrem Schwert hintretend, das sie zuvor hatte fallen lassen und sie schob es zurück in die Schwertscheide, den Blick wieder klärend als sie sich anschließend zurück an Oromis wandte.
"Bevor wir nach Vroengard zurückkehren würde ich mir gern selbst ein Bild von der Lage in Dras-Leona machen und nach Vrael sehen. Nachdem er den Feind verletzte, bezweifle ich, dass der Junge sich nun in Sicherheit wähnen kann."

"Ich bin dafür..." sagte Oromis nur knapp und half Caladhiel dabei noch die letzten Reste ihrer Sache ein zu packen.
"Wir sollten los..."

tbc: Ceunon