Gefängnis von Ellesmera

Mit langsamen Bewegungen trat Nyarálin auf den großen Baum zu, blickte an ihm hinauf und fühlte sich nicht zum ersten Mal in letzter Zeit vollkommen fehl am Platze. Sie wappnete sich geistig für das Gespräch mit Yleva, ahnte sie doch, dass das Gemüt des Elfen aufgewühlt war und er ihr alles andere als freundlich gesonnen begegnen würde.
"Ylěvã Däthedr", nannte sie den Namen des Gefangenen als eine der Wachen sie fragend ansah, nahm das Nicken des Mannes zur Kenntnis und folgte ihm die endlos scheinenden Stufen hinauf in die Baumkrone.
Die Sonne, die durch das Blätterdach einfiel und sie blendete, schien sie zu verhöhnen und die Elfin seufzte lautlos.
Stellvertretende Ratsherrin ... noch immer schien es ihr vollkommen unwirklich zu sein, dass sie nun diesen Titel trug. Niemals hatte sie es sich zu träumen gewagt so rasch so hoch aufzusteigen und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, fürchtete sie sich fast vor dem viel tieferen Fall.
In jedem Fall musste sie versuchen den Zorn, den Ethra in Ylěvã geschürt hatte, wieder zu besänftigen - das Volk der Elfen konnte es nicht gebrauchen, dass sie sich auch in ihren eigenen Reihen uneins waren. Nicht in Zeiten wie diesen.
Vor der Zelle, in der der Elf saß, blieb sie stehen und straffte ihre Haltung, musterte den anderen eine Weile ehe sie der Wache zunickte. "Lasst uns allein." Ihre Stimme klang so befehlsgewohnt, dass es sie selbst erschrak. "Ylěvã", wandte sie sich schließlich an den Inhaftierten und lächelte schwach, trat einen Schritt näher an die Wurzeln, die die Gitterstäbe bildeten.

Der Elf, dessen Hände man mit magischen Fesseln hinter seinem Rücken festgezurrt hatte, neigte den Kopf.
"Stellvertretende Oberste des Rates.", grüßte Ylěvã Däthedr Nyaralin.
Er sah weiterhin zu Boden, ohne die Elfe direkt anzusehen.
"Unter anderen Umständen würde ich Euch angemessener begrüßen, mit den Worten und Gesten, die sich über jahrtausende hinweg in unserem Volk bewährt haben, doch, verzeiht, dass ich in der derzeitigen Situation..."
Er wackelte mit den gefesselten Händen.
"... nicht vollständig dazu in der Lage bin."

Die blonde Elfin lächelte schwach und schüttelte den Kopf, hob eine Hand um ihn anzudeuten, dass es vollkommen in Ordnung war, dass er sich nicht an die Regeln der Höflichkeit hielt.
"Sorgt Euch nicht darum, Ylěvã - es gibt Wichtigeres als die Regeln der Höflichkeit, die in diesem Augenblick zählen", antwortete sie.

"Wenn nicht wir es sind, die zu jener Zeit die Regeln der Höflichkeit einhalten dann ist es niemand..." sagte der Elf leise.
Er lächelte Zaghaft während das Sonnenlicht, welches sich durch das Fenster stahl sein haar kitzelte.
Die Zelle sah nicht anderst aus wie eine durchschnittliche Elfische Wohnung, nur die Gitter aus Holz an den Fenstenr und der Außenwand bezeugten das es sich um ein Gefängnis handelte

Nyarálin neigte sacht den Kopf, respektierte die Aussage des anderen ehe sie die Finger an die Lippen führte um ihn den Höflichkeitsregeln entsprechend erneut zu begrüßen.
"Wir werden das Schlimmste abwenden müssen", bemerkte sie schließlich wie beiläufig, ließ absichtlich offen, was genau sie nun damit meinte.

"Ethra ist Wahnsinnig geworden..." sprach der Elf leise.
Er shcüttelte enttäuscht den Kopf.
"Und ich befürchte es gibt nur einen Weg ihn auf zu halten!" murmelte er leise und sekte sein Haupt.

"Der alte Ratsherr befürchtet, dass es die Magie des Schattens ist, die ihn beeinflusst hat", begann Nyarálin. "Ich möchte ungern ein Leben vernichten, dessen Licht noch nicht gänzlich verloschen ist. Ethra kann noch immer auf den Pfad der Elfen zurückkehren, gebt die Hoffnung an ihn nicht auf."

"Oh nein... es ist alles zu spät.
Um Ethra aufzuhalten...." ein Blitz erhellte den Raum und Nya wurde an die Gitterstäbe gezogen, ein Dolch ruhte auf ihrem Hals.
"Verzeiht mir MyLady, aber dies ist besser für unser Volk!
Ihr seid das Druckmittel das ich brauche! Und nun ruft nach Ethra!"

Die Elfin keuchte auf als sie der Klinge an ihrem Hals gewahr wurde und schluckte schwer, reckte das Kinn in die Höhe um zu verhindern, dass das Messer in das Fleisch ihres Halses schnitt.
"Ylěvã, ich bitte Euch, lasst mich gehen. All dies hier ist nicht dessen zuträglich, dass man Euch wieder freilässt."

"Ethra ist wahnsinnig! Er wird mich nicht wieder frei lassen!
Glaubt mir, nichts liegt mir ferner als euch zu verletzen aber um die Elfen zu retten ist dies die einzige Möglichkeit!" keuchte der Elf.
"Und nun ruft Ethra und sgat ihm, ich will keine Waffe an seinem Körper sehen!"

"Er wird Euch freilassen, Ylěvã. Aus diesem Grund war ich hier", antwortete sie und schüttelte schließlich den Kopf, langsam die Augen schließend, weil sie damit rechnete, dass er ihr die Klinge durch den Hals jagen würde.
"Was wollt Ihr tun, wenn er hier ist? Sobald Ihr die Klinge sinken lasst, werden die Wachen Euch töten."

"Lügt nicht!"
Er verkrampfte sich. "Er wird zahm sein wie ein Lämmchen solange ich euch in der Gewalt hab!" keuchte er und Schweißperlen rannen seine Hand hinab

"Was habt Ihr?", fragte sie als sie seine Reaktion bemerkte, wandte sich zu ihm um und musterte sein Gesicht und den Schweiß, der in seinem Gesicht stand. "Ich werde ihn nicht rufen."

"Aber...." fluchte er.
"Tut es oder ich bringe euch um!
Verdammt noch ma...." ein sirren ertönte und ein Pfeil steckte zwischen den Augen des Elfen welcher rückwertig umkippte. Eine der Wachen stand an der Treppe, den Bogen noch in der Hand.
"Verzeiht, wir haben es zu spät gehört!
Lord Ethra hatte tatsächlich recht!"

Für einen kurzen Augenblick noch blieb die Elfin auf beiden Füßen stehen, dann knickten ihre Knie einfach unter ihr ein und sie landete recht unsanft auf dem Boden, versuchte krampfhaft sich zu beruhigen, obgleich ihr Herz in unregelmäßigen Intervallen schlug. Ihre Hand glitt zu ihrem Hals, an dem nur wenige Sekunden vorher noch die kalte Klinge eines Messers Platz gefunden hatte.

Der Wächter eilte zu der Elfe und half ihr sanft hoch, er besah sich ihren hals, doch es war alles in Ordnung.
"Verzeiht er hätte sicherer untergebracht werde sollen! Aber er war ein hoher Adliger und wir....
Soviel dazu, dass Lord ethra überreagiert hat, wer wieß was geschehen wäre wäre er weiter frei rumgelaufen!" überlegte der Wärter

"Er wollte mich töten ...", wisperte sie leise, nicht einmal an einen der Wächter gerichtet sondern mehr um selbst zu begreifen, was gerade geschehen war. Sie war dankbar dafür, dass der andere ihr im Augenblick zumindest ein wenig Halt bot, war sie sich doch nicht sicher, ob sie lange auf eigenen Beinen stehen bleiben würde.

Der Wärter nickte und führte die elfe langsam zu einer sitzgelegenheit und ließ ihr von einem zweiten wärter, der grade dazu gekommen war ein Glas Holundersaft bringen.
"Lord Ethra wird nicht erfreut sein..."

'Ethra ...', sandte sie fast flehend an den Gefährten, war sich durchaus bewusst, dass dieser alles andere als begeistert davon sein würde, wenn er erfuhr, dass sie allein mit Ylěvã sprechen wollte. Sie selbst hatte nicht geahnt, dass der ehemalige Ratsherr zu solchen Mitteln greifen würde. Dankbar umschloss sie das Trinkgefäß, kam langsam wieder selbst zur Ruhe.

Keine fünf Minuten später kam Ethra die Treppe hochgeeilt, sein Blick schwiff vom Körper des toten Ratsmitglied zu der blasse Gestalt von Nyaralin. Er verstand.
"Darüber reden wir noch"

Mayel ging hinterher. Was ist denn bloß los? Hatt sein geliebtes Weib einen Nagel verloren? Still trat er hinter Ethra, lehnte sich an uns stieß einen gelangweilten Seufzer aus. Jetzt gibts bestimmt wieder mehr gerede als beim Weibertreff.

Ehrliche Furcht lag in ihren Augen als sie den Blick zu Ethra hinüberwandte und das Trinkgefäß neben sich stellte, sich leise bei den Wächtern bedankend. Sie wagte es nicht Ethra länger als unbedingt notwendig anzusehen und der Schock saß ihr noch zu tief in den Knochen, als dass sie es versucht hätte ihm nun zu erklären, was geschehen war.

"Wache, begrabt den Körper an einer Wegkreuzung!" befahl Ethra kalt.
"Veranlasst die Löschung seines Namens aus allen Dokumenten - er hat seine Familie entehrt.
Ich will das ein jeder sieht wohin uns uneinigkeit führt und wie von nun an mit Verrätern umgegangen wird!"
Er straffte die Schultern.
"Nyaralin, wir gehen!"

Wie unter einem Schlag zuckte die Jüngere bei dem Tonfall, den der Gefährte anschlug, zusammen, erhob sich aber wortlos und trat an ihm und dem Leibwächter vorbei. Ihre Schritte waren nicht ganz so sicher, wie sie es sich gewünscht hatte, aber es genügte um auf den Beinen zu bleiben.