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Thema: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Di Apr 15, 2014 12:19 am
Der Erzähler Spielleitung
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Thema: Re: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Di Apr 15, 2014 12:36 am
Schweigend waren sie nebeneinander her geschritten, hatten sich auf den Weg zum Mausoleum gemacht welches Anurin beinahe ganz unterbewusst angesteuert hatte. Es war ein großes, wunderschönes Gebäude und wenngleich er auch wusste was es bedeutete und wofür es stand, so hatte er doch noch nie ein Gebäude gesehen das so... viel Wärme verströmte. Es war kein Ort an dem Leichen begraben lagen. Es war ein Ort der Erinnerung, ein Ort der Versprechen und vor allem war es der Ort, an welchem alte Freunde zusammen kamen. Alte Fehden beigelegt wurden. Was war das Leben schon anderes als ein winziger Augenblick in einem Meer aus Unendlichkeit? Sie alle waren von irgendwo her gekommen - also würden sie auch irgend wo hin gehen. Langsam schritt Anurin die kleine Klippe hinauf, ehe er an ihrem Rand stehen blieb und in die Sonne blickte welche nunmehr knapp über dem Meer hing und ihn mit orangenen, warmen Strahlen anleuchtete. Ihn einzuladen schien. Nun würde er fortgehen - fort über das blaue Meer und immer weiter wandern. Er würde durch die dunklen Nächte streifen, vorbei an den Sternen bis zu jenem Ort an dem alles Endete. Oder vielleicht nur erneut begann. "Eragon hat einst zu mir gesagt: Der Tod ist nicht der Untergang, der alles aufhebt und zerstört, sondern eine Wanderung und der Beginn eines anderen Lebens, welches ein Ende nicht hat." erklärte Anurin welcher es nicht mehr aushielt jenes schweigen aufrecht zu erhalten, welches zwischen ihnen geherrscht hatte. Noch immer hielten sie sich bei der Hand, noch immer spürte er ihre Wärme. Glaubte noch immer ihren Körper zu spüren. Er küsste sie noch einmal, ein langer zärtlicher Kuss der mehr nach Abschied denn nach Wehmut schmeckte. "Ich liebe dich, habe es immer getan. Werde es immer tun" versprach er ihr leise ehe sich seine Hand von der ihren löste, ihre Finger durch die seinen Glitten wie ein ertrinkender, der nicht mehr rechtzeitig das rettende Seil zu greifen bekam. "Ich habe keine Angst mehr, weißt du?" flüsterte er leise, während er auf den Sonnenuntergang zutrat, knapp vor dem Abgrund stand. "Es gibt nichts was ich bereue. Nichts" langsam wandte er sich um, sah ihr in die Augen. Tränen schossen ihm in die seinen und er versuchte erfolglos sie fort zu blinzeln. "Das hier ist kein Lebwohl Caladhiel. Hörst du mich? Ich sage dir nicht lebe wohl - es ist ein auf wiedersehen. In einer anderen Zeit, einer anderen Welt!" die Tränen rannen ihm über die Wangen. "Ich werde auf dich warten! Ich werde dir den Weg weisen wenn die Nacht am dunkelsten ist!" er sah richtung Westen. Ihm wurde warm, so unendlich warm. Es war kein Gefühl von Kälte - kein Gefühl der Einsamkeit. Er glaubte in der untergehenden Sonne Bi´ruam zu erkennen, dessen rote Schuppen glühten. "Mit dem Besten, was in mir steckte, hatte ich versucht, ein bißchen mehr Glück in diese Welt hineinzuschreiben" flüsterte er leise und lächelte für sich. Es wurde Zeit, dass er weiter ging. Und er würde warten.
Die letzten Strahlen der Sonne umfingen Anurin, blendeten Caladhiel während die Sonne hinter dem Horizont verschwand und Anurins Rüstung golden schimmerte, ja Anurin selbst von innen heraus zu leuchten schien. Und mit dem letzten Strahl war auch Anurin fort. Nur seine Rüstung fein säuberlich zusammengelegt war noch dort, sein Schwert lag darüber und ein lauer Wind, gleich dem schlagen von Drachenschwingen ließ die Blätter rascheln
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Di Apr 15, 2014 12:51 am
Träne um Träne rann über ihre Wangen während ihr verschleierter, vollkommen verklärter Blick auf den Horizont gerichtet war und ihre Finger hilfesuchend nach dem Nichts greifen wollten. Sie hatte ihn bitten wollen zu bleiben, hatte flehen wollen, dass er sie nicht verlassen möge und dass sie noch Zeit hatten, dass es noch so viel gab, was sie noch tun wollten. Aber für nichts davon fanden sie hier an diesem Augenblick noch die Zeit, noch die Gelegenheit. Noch immer glaubte sie ihn bei sich zu spüren, glaubte die Wärme seiner Haut an der ihren zu spüren, seine Berührungen, die Arme, die sie hielten und die vertrauten Lippen auf den ihren - jene Erinnerungen, die Mal um Mal vor ihren Augen abgespielt wurden bis sie die Lider flatternd wieder öffnete und darum bat, dass es erneut so sein würde, wie am gestrigen Abend. Dass er erneut vor ihr stehen würde und sie erneut bei ihm sein durfte, für ein paar wenige Stunden, aber als sie nun den Blick auf den Horizont richtete war er nicht da. Sie war allein. Es gab hier niemanden mehr in dessen Arme sie sich flüchten konnte, niemand mehr neben dem sie die Augen schließen konnte und niemand mehr, der ihr das Gefühl gab, dass alles wieder gut werden würde. Er war fort. Langsam nur ließ sie die Hand wieder sinken, die sie nach den letzten Funken seiner Gestalt ausgestreckt hatte, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn nicht würde halten können - ihn nicht wieder zurückbringen können von dem Ort, an dem er jetzt war. Es fühlte sich nicht richtig an - es tat weh, jener Schmerz, der sie zu ersticken drohte und der ihr Herz beinahe zerreißen ließ als es umso heftiger begann gegen ihre Rippen zu schlagen, einen verzweifelten Versuch machte ihr zu beweisen, dass es auch ohne ihn noch schlug. Die Elfe selbst hörte das Tosen der Brandung nicht, hörte nicht das Kreischen der Möwen - ihre Gedanken waren weit fort, in dem dunkel werdenden Himmel, an dem allmählich ein Stern nach dem anderen auftauchte. Wenn jemand starb, dann wurde seine Seele zu einem Stern und ab und an gab es Seelen, die im Tod wieder zueinander fanden, jene Sterne, die dicht beieinander lagen. Es war lächerlich und dumm, dass sie sich in diesem Moment, wo sie zitternd neben dem Brustpanzer und dem roten Reiterschwert kniete, die Gegenstände festhielt, als wären sie ihr einziger Anker in diesem gesamten Leben, zu fragen begann, ob sie eines Tages auch dort oben sein würde - bei ihm sein würde, ob er wirklich auf sie warten würde. "Ich liebe dich", wisperte sie leise in das Tosen der Wellen hinein und ließ ihre Worte von dem kalten Meereswind forttragen, der sie umspülte ehe sie die Augen schloss, sich fahrig über die Wangen wischte, über die noch immer die salzigen Tränen der Elfe rannen ehe ihre Lippen ein leises, flehendes "Komm zurück ..." verlauten ließen, auf das ihr niemand antworten sollte.
Gast Gast
Thema: Re: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Di Apr 15, 2014 7:31 pm
Anwar konnte kaum etwas sagen, was sie zu trösten vermochte. Er selbst spürte ebenfalls den Schmerz über den erneuten Verlust von Anurin, welcher ihm damals ein guter Freund gewesen war. Doch die Gedanken seiner Reiterin waren in diesem Moment schmerzhafter, als jeder Schwert oder Axthieb es vermochte. Die Sonne war inzwischen vollständig verschwunden und was blieb, war Dunkelheit. Dunkelheit und eine Leere, die gefüllt werden musste. Doch würde keiner kommen und sie ausfüllen. Es war eine letzte Möglichkeit gewesen von dem anderen Abschied zu nehmen, ihn in die Welt der Toten zu entlassen. Der einzige Gedanke der ihn tröstete war, das er nun seinen Frieden finden konnte bei dem dem war, den er neben Caladhiel am meisten geliebt hatte. Anwar beugte seinen großen Kopf weit herunter, bis er mit seinem verbliebenen, großen Auge zu Caladhiel sah. Er schmiegte die großen Schuppen an den sanften Stoff ihrer Kleidung und gab einen lesen Laut von sich, welchen man als Beileidsbekundung auffassen konnte. Worte war hier vollkommen fehl am Platz, es gab nichts zu sagen was den Schmerz lindern konnte. Alles was er tun konnte war, bei Ihr zu sein und Beistand zu bieten, so wie er es ihr beider Leben über getan hatte. Die Elfe bedeutete ihm alles, mehr als jegliche Ehre, mehr als der Orden oder alles andere auf der Welt, gleich, was das über ihn sagen mochte, so war er stolz darauf und so, setzte er sich langsam und verharrte mit der Elfe im Dunklen.
Caladhiel Admiss
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Thema: Re: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Mi Apr 16, 2014 12:26 am
Sie spürte die dumpfe Erschütterung neben sich als Anwar neben ihr landete, spürte seine Präsenz bereits weit davor und seinen Wehmut über all den Schmerz, den sie in ihrem Inneren empfand und hätte beinahe darüber gelächelt, würden ihr nicht Mal um Mal erneut die Tränen in die Augen treten und selbige vollkommen verklären. Sie wollte nicht reden, wollte ihrem Bündnispartner nicht sagen, was sie sich zu fragen begonnen hatte und wie tief der Schmerz über den Verlust in ihr selbst saß, wie sehr er ihr immer wieder die Luft zum Atmen nahm und sie sich wünschen ließ, sie würde einfach einschlafen und vergessen können, aber das ging nun einmal nicht. Der Moment, indem sie nun hier saß mitten in der Dunkelheit und sich jetzt langsam gegen ihren Drachen lehnte, von seiner Wärme umfangen wurde, war real - der Schmerz des Verlusts war real, das rote Schwert neben ihr war ebenso real wie es die goldene Rüstung mit dem Drachenemblem war. Es war so wenig Zeit gewesen, die ihnen geblieben war, so wenige Stunden, die sie gehabt hatten und die Elfe betrauerte einmal mehr all die verlorenen Jahre, in denen sie beide nichts gesagt hatte, einander nie bewusst geworden waren, was der andere empfand - das Schicksal hatte es ihnen nun ermöglicht zwei Tage miteinander zu verbringen, sich wieder zu verabschieden und wenngleich sie auch dankbar für den Moment war, so hasste sie den Abschied. Mit zitternden Fingern tastete sie hinüber zu Anwar, ihre Finger glitten über seine warmen, großen Schuppen, an denen sie jetzt ihr tränenüberströmtes Gesicht barg und der momentan das einzige Wesen war, das sie überhaupt hatte sehen oder bei sich wissen wollte. Er kannte sie, wusste um ihre Gedanken und ihre Empfindungen, kannte den Schmerz, den sie in sich selbst empfand und der jetzt mit jeder noch so kleinen Sekunde der letzten beiden Tage verbunden war - die Momente, in denen sie bei ihm hatte sein dürfen und in denen nur sie beide gezählt hatten, in denen sie normal war und es ihr erlaubt war, etwas zu empfinden. Die Momente, in denen keine Regel sie aufgehalten hatte. Caladhiel schluckte noch einmal schwer, doch sie brachte es nicht über sich, sich wieder zu fassen während die Finger der freien Hand noch immer die Dinge umklammerten, die von Anurin zurück geblieben waren, als wären sie ihr einziger Anker in diesem Leben. "Ich vermisse ihn ...", hauchte sie nach einer Weile leise und mit gebrochener Stimme. "... es ist erst Minuten her, aber ... es ist anders ... dunkler ohne ihn ..."
Gast Gast
Thema: Re: Kleine Klippe gegenüber des Mausoleums Fr Apr 18, 2014 1:41 pm
"Ich weiß." War seine einzige Antwort. Das Lid des großen Auges war inzwischen zugeschlagen und das einzige, was über die weitere Landschaft zu hören war, war das stille pfeifen des Windes und ihr beider Atem. Er konnte ihr ihren Schmerz nicht nehmen, nicht einmal tröstende Worte aussprechen, denn nichts was man sagte konnte das, was gerade passiert war lindern. Die Wunde war nie wirklich verheilt, sie hatte irgendwo immer geschmerzt und einen nie gant loslassen wollen, nun jedoch, auch wenn es umso mehr schmerzte, konnte Sie vielleicht Frieden damit finden, solange dieser auch brauchen würde. "Du wirst ihn irgendwann wiedersehen." Versprach er ihr leise und legte Vorder und Hinterbeine langsam nieder, ehe er den langen Hals langsam um seine Bündnispartnerin schlang. Der Wind wurde nur allzu schnell kälter, doch spürte Anwar davon kaum etwas. Das Feuer war unter den dunklen Schuppen noch immer zu sehen, jedoch nur als kleine Glut, dessen Licht sich auf den Überbleibseln von Anurin spiegelte. Die Wellen schlugen unablässig gegen die Brandung weit unter ihnen und die einzige Möglichkeit dies zu erkennen war, die paar Tropen der Gischt zu beobachten, die es über die Klippen schafften, ehe sie kurz darauf wieder in das Meer fielen.