Zelt des Königs

Das Zelt war einfach eingerichtet. Es sah im Prinzip nicht viel älter aus, als die der Soldaten. Ein Feldbett stand in der Mitte des Zeltes und ein kleiner Tisch stand an der Seite. Sonst waren keine Möbel in dem Zelt vorhanden. Nur eine hölzerne Puppe, welche die Rüstung und Waffen des Königs trug, zierte das Zelt außerdem. Auf einmal wurde die Zeltplane beiseite gezogen und Alvias und Coreen traten ein.
" Komm, ich helfe dir ", murmelte der König und zog die junge Frau zu dem Bett hinüber. Dort wartete, bis sie sich gesetzt hatte, ehe er einen Stuhl von dem Tisch herbei zog und sich Coreen gegenüber darauf niederließ.
" Also, was ist passiert ? Und was hat ein Schatten damit zu tun ? "
In dem Moment betrat ein Diener das Zelt und brachte Alvias das Wasser, welches er geordert hatte. Mit der rechten Hand griff er danach und reichte der jungen Königin das Glas mit dem klaren Quellwasser.

"Ich bin mir nicht sicher, ob du das überhaupt wissen willst", erwiderte Coreen leise und ließ sich auf dem Bett sinken, eine Weile lang auf ihre lädierten Finger ihrer rechten Hand blickend, die genauso wie ein großer Teil ihres restlichen Körper bläulich verfärbt waren. Langsam hob sie den Kopf wieder, ein schiefes Lächeln auf den Lippen während sie die unverletzte Hand nach dem Glas ausstreckte und die schmalen Finger darum legte ehe sie ein leises Seufzen von sich gab und sich ihrem Schicksal ergab, einen kurzen Moment brauchend bis sie einen passenden Anfang für all dies fand, was bisher geschehen war.
"Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben aber sie haben die Wachen ausgeschaltet, Patrouillen abgefangen und durch ihre eigenen Leute ersetzt", begann sie leise, kämpfte die dunkle Erinnerung an die Zeit in der Gewalt des Schattens nieder und fuhr mit erstaunlich ruhiger, neutraler Stimme fort. "Zwei der Männer kamen an und berichteten, sie hätten irgendeine Todesnachricht - meine, um das dazu zu sagen und griffen mich an. Olo ging im letzten Moment dazwischen und konnte einen der Männer töten, den Zweiten konnte ich erledigen, dann allerdings ist der Schatten aufgetaucht, der Kopf der gesamten Gilde von Attentätern, gemeinsam mit sechs Soldaten, die Olo, Jaskier und mich bewusstlos geschlagen haben.
Aufgewacht sind wir gefesselt und lädiert in einem dunklen Raum ohne Licht. Jaskier vermutete etwas wie Gil'ead oder Teirm wegen den rötlichen Steinen dort ... der Schatten ist wenig später wieder aufgetaucht ..."
Sie brach ab, ersparte sich den letzten unschönen Teil des Gesprächs und musterte das Gesicht ihres Ehemannes einen kurzen Moment lang prüfend, als wolle sie ergründen, ob er den weiteren Verlauf der Ereignisse überhaupt noch hören wollte.

Der König lehnte sich ein Stück in seinem Stuhl zurück und stieß leise etwas Luft durch die Zähne aus. Einen Moment lang war er überrascht, dass die junge Frau ihre Ausführungen unterbrochen hatte, aber dann wurde ihm klar, dass sie offenbar erwartete, dass er etwas dazu sagte.
" Ich schätze, ich habe mit Olo die richtige Wahl als dein Leibwächter getroffen... "
Alvias runzelte die Stirn, während er über das Gesagte nachdachte.
" Wie geht es weiter ? Was hast du über diesen Schatten erfahren können und vor allem : Wie sind du, Olo und Jaskier entkommen ? ", wandte er sich schließlich wieder an Coreen.
" Ich werde dafür sorgen, dass zwei der Elfenkrieger zur Bewachung von Coreen herangezogen werden...das sollte den Schatten von weiteren Aktionen ihr Gegenüber abhalten. "

Jetzt kamen sie zu dem Punkt, über den sie zu reden verabscheute und der die Erinnerungen wieder wachrief - Erinnerungen, von denen sie im Grunde gehofft hatte, sie genommen zu bekommen, wie es auch bei Jaskier und Olo der Fall gewesen war.
"Als der Schatten auftauchte verlor Jaskier die Beherrschung und wenig später auch die Möglichkeit etwas zu sagen, die Überbleibsel der Wunden hast du ja noch sehen können", begann sie erneut und stellte das Glas zur Seite als sie registrierte, dass sie zu zittern begonnen hatte. "Der Schatten wollte, dass ich mich ihnen anschließe, wenn ich nicht riskieren wollte, dass du dein Leben durch ihre Hand verlierst. Er drohte damit, dass er dich und das Kind umbringen würde, wenn ich mich nicht seinem Willen fügen würde ..." Erneut hob sie den Kopf, seufzte erneut leise und fixierte sein Gesicht eindringlich. "Alvias, ich habe weder dich, noch das Reich oder die Ideale verraten, an die wir glauben aber ich wollte auch nicht riskieren, dass sie dich töten ... also habe ich geschworen, dass ich die neue Ordnung akzeptiere und bereit wäre ihm zu dienen, allerdings nicht, dass ich es tun werde. Das Letzte, was ich noch weiß bevor sie uns erneut bewusstlos geschlagen haben ist, dass der Schatten wollte, dass ich den Fyhamern den Weg durch den Pass ebne, damit sie ohne große Verluste vordringen können. Er sagte, dass ich nicht wüsste, wo sie sind aber er sehr wohl, wo wir sind ... es war die einzige Möglichkeit, die ich hatte damit weder dir, noch dem Kind etwas geschieht"

Einen Moment lang betrachtete Alvias nachdenklich das Gesicht der jungen Königin. Mitleid keimte in ihm auf. Es musste schrecklich für sie gewesen sein, dort in dem dunklen Kerker zu liegen und nicht zu wissen, was mit ihr oder ihrem Kind passieren würde. Der König konnte sie vorstellen, welche Ängste die junge Frau durchgestanden haben musste. " Das hast du gut gemacht ", meinte er schließlich leise und erhob sich von seinem Stuhl.
Mit einem beruhigenden Lächeln auf dem Gesicht ließ er sich neben ihr auf das Bett sinken und legte den Arm um Coreen. In diesem Moment verwünschte er seine metallene Rüstung, welche einen Körperkontakt beinahe unmöglich machte und somit nur der kalte Stahl auf dem Rücken der Magierin lag.
" Es ist vorbei. Ich sorge dafür, dass dir und unserem Kind nichts passiert. ", murmelte Alvias, während er beunruhigt registrierte, dass die junge Frau zitterte. Zorn stieg in dem König auf. Zorn auf den Mann, welcher seiner Frau dies angetan hatten und vor allem Zorn auf das Monster, welches seinen Sohn mit dem Tod bedroht hatte.
“ Der Schatten wird sich wünschen, sich nie mit meiner Frau angelegt zu haben...“ Eine Mutter mit dem Tod ihres Kindes und ihres Mannes zu bedrohen...

Unsicher hatte sie auf die Reaktion gewartet, hatte sein Gesicht gemustert und für eine ganze Weile unruhig auf ihrer Unterlippe herum gekaut, weil sie nicht wusste, was sie zu erwarten hatte. Sie hatte nicht gewusst, ob er ihr Handeln verdammen würde oder ihre Reaktion gut heißen würde, doch als sich die erlösenden Worte über seine Lippen schälten, atmete auch Coreen erleichtert auf.
"Du solltest eher dafür sorgen, dass dir nichts geschieht", entgegnete sie mit einem schmalen, verzerrten Lächeln im Gesicht und hob den Blick, zu ihm hochblickend nachdem er sich neben sie hatte sinken lassen. Das, was sie getan hatte würde nicht auf ewig unentdeckt bleiben, vermutlich war es bereits jetzt schon an die Ohren der Feinde geraten, insbesondere wenn der Schatten mit dem Hauptmann der Fyhamer gesprochen hatte, denn dieser schien, zumindest laut den Erzählungen nicht so sehr auf den Kopf gefallen zu sein, wie der wahnsinnige Magier.
Es war noch nicht vorbei, dessen war sie sich sicher, allein schon aus dem Grund, das die Gilde noch immer frei agieren konnte und die Gefahr für sie und das Kind momentan zu groß war erneut nach Ceunon zurückzukehren - größer noch als die Gefahr hier im Heer zu bleiben, das jeden Moment wieder in eine Schlacht verwickelt werden konnte.
Seufzend ließ sie sich gegen ihn sinken, den kalten Stahl auf ihrer Haut ignorierend, der sie im ersten Augenblick frösteln ließ und schloss langsam die bleischweren Lider. "Was wird jetzt? Was ist, wenn bereits Verräter in den Reihen der Soldaten sind, Alvias? Verräter, die nur darauf warten einem von uns einen Dolch in den Rücken zu rammen?"

"Ja was würde man dann nur machen?" erschallte eine schrille Stimme über den Beiden. Ein Mann mit rötlichem Haar hockte auf dem Zeltgestänge über ihnen. Mit den Zehenspitzen balancierte er auf dem dünnen Stab, saß auf seinen Fersen und grinste sie von hoch oben mit schlechten Zähnen an.
"Eure königlichen Majestäten. Alle drei hier versammelt Alvias, Coreen und Alvias Junior wie... süüüüß" er lachte und schnippte mit dem Finger.
"Hahahahahaha..... ich hab mir den König allgemein größer Vorgestellt mit mehr Muskeln und überhaupt.... aber wie ich sehe seit ihr eher schwächlich was? Da hat eure Frau ja mehr Muskeln.... steht ihr auf Rollenspiele im Bett?" er ließ die fingerknöchel knacksen.
Eine unsichtbarer Schutzschild umgab das Zelt von außen

" Wer zum Teufel bist du ? ", platzte Alvias heraus und erhob sich von dem Bett.
" Das ist das Zelt des Königs. " Der König schob sich schützend vor seine Ehefrau und das Kind.
Was sollte das ? Wer wagte es, das Zelt des Königs auf eine so ungehörige Weise zu betreten ? Als er die roten Haare erblickte und das affige Getue des Mannes mit ansah, dämmerte es ihm.
" Ich nehme mal an, du bist der Schatten, welcher es gewagt hat, meine Frau und meinen Sohn zu bedrohen ? "
Die Hand des Königs fuhr an sein Schwert und in seinem Geist machte er sich bereits für einen magischen Angriff bereit.

"Bwahahaha" er lachte auf, sprang auf und ab klatschte in die Hände wie ein wahnsinniger.
"Einhundert Punkte für das Königlein hehehehe" er sprang von der Stange, landete geschmeidig auf dem Boden und knackte mit den Knochen. "Was willst du machen?" fragte er und zog die Augenbrauen zusammen. "Willst du mich töten? Mich pieken mit deinem kleinen Schwertilein? Hm?" er bleckte sich die Zähne.
"Komm schon gibs mir! GIBS MIR!"

" Verschwinde hier, Coreen ", zischte Alvias und machte einen Schritt nach vorne. Mit einem scharrenden Geräusch glitt die Klinge aus der Scheide.
" Ich bin keine Frau, die Angst um ihr Kind haben muss. Heute stirbst du, Schatten. ", fügte er mit einem schiefen Lächeln an.
Im Anschluss durchbrach er die Mauer in seinem Geist und griff auf seine magische Macht zu.
" Garjzla. ", sprach er mit dunkler Stimme. Das Licht, das vorher noch das Zelt erhellt hatte, gelangte nun nicht mehr an die Augen des Schattens. Im selben Moment sprang er vor und stieß mit seinem Schwert in Richtung des Herzens des Schattens.

"Zuuu langsaaaaaam" lachte der Schatten, wich zur Seite aus und sprang auf den Tisch, wirkte einen Gegenzauber und schnalzte mit der Zunge
"König König König, behandelt man so einen gast? Ich habe eure Gemahlin doch so fürstlich bewirtet - und nun ist sie wieder hier: Gesund und Munter. Und ihr? Ihr undankbarer Hamster?" er fuchtelte mit dem Finger hin und her als würde er ein Kind tadeln
"Vielleicht können wir ja ein Geschäft eingehen? Hm hm hm?"

" Ich verhandele nicht mit Monstern. ", entgegnete Alvias knapp und auf ein Wort des Magiers hin klappte der Tisch nach oben.
Ein weiteres Wort der Macht sorgte dafür, dass die Zeltplane sich zusammenzog und wie eine Fessel auf den Schatten zuschoss.
Durch das so entstandene Loch im Zelt starrten einige Männer und Zwerge herein.

"Hehehehe.... nett toll, hier ist es Dunkel... da fühlt man sich ja so geborgen... wie euer Kind bwahahaha" die zusammengezogenen Zeltwände waberten, schienen sich in sich selbst zu drehen und zusammen zu ziehen ehe sie in einem grünen Feuer aufgingen und in einer zischenden Explosion geschmolzenen, giftgrünen Feuers über Alvias niedergingen und die verbrannten, verkokelten Zeltwände - oder das was davon übrig war auf den Boden sanken wie Papier im Wind

Mit finsterer Miene hatte Coreen dem gesamten Schauspiel beigewohnt, hatte es jedoch im ersten Moment nicht gewagt, auch nur eine Bewegung zu machen, in der Befürchtung der Schatten würde auf sie aufmerksam werden und erneut zu den Torturen ansetzen, die sie bereits vorher von seinen Männern durchgestanden hatte. Als Alvias sich ihr zuwandte, erwachte sie jedoch aus ihrer Trance und erhob sich von ihrem Platz, trat mit einigen raschen Schritten zu dem Zelteingang hinüber, nur um dort festzustellen, dass sie nicht weiter kam.
Verbissen begann sie die unsichtbare Barriere zu ihrer Magie zu durchstoßen, um wenig später mit der Kraft, die sie aufbringen konnte, gegen die gezogene Barriere anzukämpfen, die der Schatten um das Zelt gelegt hatte, doch immer wieder prallte die Energie, die sie in den Zauber setzte, an der Wand ab. "Barriere", stieß sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor und wandte sich wieder dem Schatten zu.

" Wag es bloß nicht, über mein Kind zu reden.", zischte Alvias wutentbrannt und unternahm einen erneuten Angriff mit dem Schwert.
Gleichzeitig durchstieß er die magischen Barrieren seines Geistes und sprach ein Wort der Macht.
Der Sand, welcher den Boden bedeckte, verdichtete sich zu einer Lanze und schoss auf das Herz des Schattens zu.
Inzwischen hatten sich einige Schaulustige um den Kampfplatz herum eingefunden, um den ungleichen Kampf zu beobachten. Gleichzeitig hallten erschrockene Rufe durch das Lager und riefen Magier herbei.

Wie ein Blatt im Wind fegte der Schatten den Speer beiseite welcher wieder zu Sandkörner zerfiel, nutzte die Ablenkung des Königs und dessen Konzentration auf die magischen Angriffe UND den Angriff auf das Schwert und drang in dessen geist ein.
Wo bin ich nur wo bin ich nur? Bin ich hier? Bin ich da? Bin ich überall? Such mich, find mich schnapp mich König! Und so werdest du Königin, du wirst geben mir dein erstgeborenes Kind..." er wich Alvias schlag aus und lächelte Coreen bösartig an
Komm schon komm schon König!

Die einstmals noch steinerne Miene der jungen Frau begann nun ein schmales Lächeln zu zieren als sie sich einen Schritt von der Barriere entfernte und sich dem Schatten wieder näherte. Sie musste agieren, wenn sie nicht wollte, dass diese gesamte Situation aus dem Ruder geriet und der Schatten die Geduld mit ihnen oder die Lust an dem widerwärtigen Spiel verlor. "Denkst du wirklich, du würdest mir Angst machen?", fragte sie und zog sacht die Augenbrauen hoch während ihr Lächeln sich ein Stück ausbreitete und sie wenig später eine Hand hob.
"Garjzla", wisperte sie leise, erschuf eine magisch leuchtende Kugel, welche den Schatten blendete. Sie nutzte den Moment um den Dolch zu Tage zu fördern, welche sie bereits seit den ersten Angriffen auf ihre Person bei sich trug und der bislang stets unentdeckt geblieben war. Während der vergangenen Wochen hatte sie oftmals die Zeit gefunden irgendwo abgeschieden damit zu trainieren und eben jene Stunden kamen ihr nun zu Gute als sie zwei schnelle Schritte nach vorn machte und die Klinge hob, bereit damit das Herz des Schattens zu durchbohren.

"Nicht nett!" rief der Schatten, schüttelte den Kopf wie ein Nasser Hund und fauchte, verließ sich nur auf seine Instinkte, drehte sich halb - nahm den noch im geistigen Kampf gefangenen Alvias an der Schulter mit, drehte ihn vor sich - Coreens Klinge durchstieß die Kettenringe an Alvias Unterarmen drang ins Fleisch ein.
"Ouh... Königin... du bist ja besser als meine Leute" lachte der Schatten Wahnsinnig als seine Augen wieder etwas sahen

Die Schmerzen, die der Dolch in seinem Arm verursachte, nahm der Krieger im Adrenalinrausch nichteinmal wahr. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, drehte er sich zusammen mit dem Schatten um die eigene Achse und brachte diesen somit zwischen sich und Coreen.
Gleichzeitig tastete er mit seinem Geist nach dem Coreens und übermittelte ihr innerhalb von Sekundenbruchteilen den Plan, den er gefasst hatte.
Dann ließ er sich auf die Knie nach vorne herab fallen und rief :
" Vindr " Auf der anderen Seite hatte Coreen denselben Zauber gewirkt. Zwei scharf gebündelte, Windstöße fegten auf den Schatten zu, stark genug, um diesen zwischen sich zu zerquetschen, sollte der Plan aufgehen.

"Oh" meinte der Schatten nur als ihn die beiden Windstöße trafen, seine Gesichtsformen eingequetscht wurden
"Das... kam unerwartet..... dabei wollte ich doch nur.... Tee trinken..." ein knall ertönte, Blut und Gedärme spritzten noch durch die Gegend, ehe diese wie Schattenhafte formen aufleuchteten und verblassten bevor sie etwas berühren konnten

Im ersten Moment noch erleichtert atmete Coreen auf und erhob sich langsam, dann jedoch fiel ihr Blick auf die blutige Klinge in ihrer Hand und gerade, als ob jener Anblick ihr einen elektrischen Schlag versetzt hätte, ließ sie sie ruckartig los. Die Klinge schimmerte in den letzten Sonnenstrahlen des Tages und warf kleine Lichtpunkte auf das fahle Gesicht der Königin, das alle Farbe verloren hatte, als sie registriert hatte, was soeben geschehen war ehe der silbrige Stahl mit einem leisen, dumpfen Geräusch auf dem trockenen Boden aufkam und wenige Sekunden später von dem Rascheln feiner Stoffe abgelöst wurde. Mit hastigen Schritten eilte sie auf Alvias zu und blieb mit besorgter Miene vor ihm stehen, eine Hand ausstreckend und ihre schlanken Finger um die weiche Haut seines Armes legend.
"Es tut mir leid", wisperte sie mit heiserer Stimme, bemerkte jetzt erst die Soldaten und Magier, welche nach dem kurzen Kampf mit dem Schatten einen Kreis um sie gebildet hatten. Keiner von ihnen wagte es, einen Schritt näher zu treten und so blendete Coreen ihr verschwörerisches Getuschel einen kurzen Moment lang aus während ihre Fingerspitzen behutsam über die lädierte Haut glitten. Die Wunde an seinem Arm war nicht tief und soweit sie es auf den ersten Blick hin beurteilen konnte, war die Hauptschlagader nicht verletzt worden, nichts desto trotz wollte sie kein Risiko eingehen - jemand, der sich damit auskannte musste nach der Wunde sehen.
"Ruft Lord Hunkill", wies sie, an die Soldaten gewandt, an, ohne den Blick von der Verletzung abzuwenden - das tat sie erst als sich auch nach einigen verstrichenen Sekunden kein Mann sich in Bewegung gesetzt hatte. In ihren dunklen Augen keimte ein finsteres Funkeln auf als sie einen der Männer fixierte. "Sofort!", fuhr sie mit bedeutend schärferer Stimme auf und setzte eine auffordernde Handbewegung hinzu. Sie wartete bis der Mann begriffen hatte und zwischen dem Rest seiner Kameraden verschwunden war, dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit zu den anderen schaulustigen Soldaten des Menschenheeres, die unter ihrer Kontrolle standen.
"Ihr! Zurück auf eure Posten oder ich sorge dafür, dass es für euch demnächst keinen Alkohol mehr geben wird!", grollte sie unwirsch und fügte ein unbegeistertes Schnauben anbei. Sie konnte es nicht fassen - statt sofort zu reagieren standen die Männer, die Hoffnung des gesamten Reiches, herum und begafften die Sequenz als wären sie nur einfältige Bauern, in deren Leben ein einziger Lichtpunkt ein Kampf oder eine Kneipenschlägerei war.
"Er ist noch nicht tot und ich befürchte, er wird schlechte Laune haben, wenn er zurückkehrt", fügte sie mit leiser Stimme in Alvias' Richtung anbei und hob den Blick. Ihr zuvor streng wirkendes Gesicht verlor wieder an Härte und der besorgte Ausdruck fand seinen Weg zurück in ihre weicher werdende Miene. Der Schatten würde zurückkehren, dessen war sie sich sicher - die einzige Frage, die blieb war, ob der Schatten den Fyhamern darüber Bescheid gegeben hatte, welcher Fehler ihm unterlaufen war.
"Du solltest nicht verletzt in eine Schlacht ziehen."

Es vergingen einige Minuten in denen die Soldaten wild umher wuselten und versuchten wieder Ordnung in das soeben entstandene Chaos zu bringen.
Am nördlichen Enden, dort wo eine kleine Böschung hinunter führte, war zuerst ein alter Gehstock und kurz darauf Farim zu erkennen, der gemütlich das Heerlager durchstreifte. An seiner Seite hing sein altes Schwert, eine Rüstung jedoch hatte er nicht für nötig gehalten da selbst die Waffe eher zu Zierde gedacht war. Zwei relativ junge Männer die noch etwas übereifrig wirkten stellten sich vor den alten Mann.
Tut mir leid Herr aber hier i ... ist d...das o ...oder war zumindest das Z...Zelt des K..K..Königs. Stotterte einer der beiden, ein blonder, relativ kleiner Mann der nicht älter als 23 war. Das ist gut zu wissen denn genau das habe ich gesucht. Ich bin Farim Godar und würde gerne einige Worte mit Alvias wechseln.
D...Das h...heißt K...König Alvias d...der e...erste...
Mir ist bewusst was er für Titel hat. Und nun lass mich endlich vorbei! Murrend drängelte sich Farim an den zwei Soldaten vorbei und hielt auf Alvias und Coreen zu.
Freut mich euch zu sehen. Rief er beiden zu und setzte ein bitteres Lächeln auf.

Charles war so schnell gekommen wie er konnte, schob Farim bei Seite - "Geht aus dem Weg, wenn ihr nur dumm in der Gegend herum steht wenn der König verletzt ist anstatt zu helfen könnt ihr auch gleich wieder kehr machen!" fluchte Charles, kam neben Coreen und Alvias zum stehen, öffnete seine Arzttasche.
"Sieht mir auf den ersten Blick nur wie eine Fleischwunde aus" erklärte er leise und nahm eine Zange in die Hand
"Nichts desto trotz.... sollten wir..." die kleine Zange drang in Alvias Fleisch ein - "diese Wunde säubern.... Coreen da links liegt Alkohol hol ei Tuch und tupf es drauf..." er griff erneut in die Tasche, nahm eine größere Zange.
"Wir müssen den Kettenarm abkneifen..... vorsichtig..."

Coreen schenkte Farim lediglich einen knappen Blick, nickte ihm kurz zur Begrüßung zu, machte sich jedoch nicht die Mühe auch nur ein einziges Wort an den Fürsten Dras-Leonas und einstigen verhassten Berater ihres Mannes zu richten - das war er nicht wert, wenngleich sie sich auch einen skeptischen Blick über die Waffe an seinem Gürtel nicht verbeißen konnte. Der Alte konnte kaum gerade stehen und nun tauchte er hier mit einer Waffe auf, um sich vor den einfachen Männern wichtig zu tun? Kopfschüttelnd schob sie die Lächerlichkeit dieser kleinen Tatsache bei Seite und erinnerte sich wieder an das, was Charles ihr zuvor gesagt hatte, gehorchte der Aufforderung widerspruchslos und beugte sich hinab, um wenig später eine kleine Flasche mit Alkohol aus der Tasche zu Tage zu fördern.
Prüfend glitt ihr Blick über die klare Flüssigkeit, die darin schwamm, als wolle sie mit dieser Geste gleichzeitig auch ergründen, ob der Inhalt nicht in irgendeiner Art und Weise giftig war, dann jedoch erhob sie sich wieder, öffnete die Flasche und rümpfte angewidert die Nase aufgrund des beißenden Gestanks, der aus der Flasche hervor drang und sie kurz husten ließ. Behutsam ließ sie etwas der Flüssigkeit auf das weiße Tuch tröpfeln ehe sie die Flasche wieder verschloss und wartete bis Charles ihr ein entsprechendes Zeichen gab.