Das Osttor von Ilirea

Die ermutigte Abteilung, welcher Caine anführte, hatte sich bereits am Osttor versammelt und blickte dem Meer von Gegner entgegen, als diese angriffen. Bald fingen an die Bogenschützen ihre Pfeile abzuschießen und zielten hierbei auf die Kulls welche die Leitern zu aufstellen versuchten und auf die, die die Rammböcke quer durch das Gelände trugen. Hinter den Bogenschützen, wartete die Infanterie, vorn mit dabei waren die Träger von Lanzen, welche die Kulls aus der Entfernung aus aufspießen sollten, wenn sie es schaffen würden sich auf die Mauern zu begeben.
Währenddessen hörte man ab und zu einige Befehle durch die Luft hallen, welche die Bogenschützen anordneten verschiedene Ziele zu fixieren. Falls die Kulls doch noch viel zu nah kommen sollten, sorgten die Speerwerfer dafür, dass ihre Reihen dezimiert wurden.

Die Kulls stürmten unablässig auf die Mauern zu, wobei man hier weniger Leitern sah, was den Soldaten auf den Mauern einen kleinen Vorteil verschaffte. Mit einem mal fing das Tor an zu Rucken und zu wackeln, die Ungeheuer hatten es trotz aller Anstrengungen der Bogenschützen geschafft an das Osttor zu kommen, das nun unter starken Angriffen eines riesen umgebauten Baumstammes litt. Entsetzt schauten die Männer zum Tor und schauten sich kurzzeitig fragend an.

Leicht keuchend war der Fürst in seiner glänzenden Rüstung und dem roten Umhang aufgetaucht und sein Gesicht hatte einer ernste Miene aufgesetzt. "Sofort die Stützbalken holen! Das Tor darf NICHT fallen! LOS!", schrie er den Soldaten entgegen, als diese wie vom Floh gebissen die Stützbalken herholten und sie an dem Tor montieren wollten, damit dieses mehr an Stabilität gewinnt.
Der Fürst währenddessen erklimmte die Treppe, welche zu den Mauern führte. "Bogenschützen! Speerwerfer! Visiert die Kulls am Rammbock an!", schrie er dem Hauptmann entgegen welcher den Bogenschützen und den Speerwerfern denselben Befehl gab und dabei seinen Bogen spannte.
Oben angekommen erblickte der Fürst zum ersten Mal die Schar an Kulls, als er plötzlich gegen etwas stieß. Nach unten guckend, sah er ein Speer liegen, welches nur Augenblicke später Richtung eines Kulls zuflog, welcher den Rammbock betätigte.

Grimmig stand der Zwerg auf dem Tor und betrachtete die angreifenden Urgals. Aufgrund seiner Größe musste er sich nicht sonderlich vor Geschosen in Acht nehmen.
Sein Gesicht ragte nur knapp über die Zinnen. Neben ihm standen in einer Reihe 8 seiner Männer.
Der Magier, der zu seinem Gefolge gehörte befand sich momentan weiter hinten in der Stadt und hielt Kontakt mit seinem Grimsborith.
Aus den Augenwinkeln nahm der Diplomat den Fürsten wahr, welcher tapfer an der Seite seiner Männer focht.
Beeindruckt pfiff er leise. Das war man von Menschen gar nicht gewohnt.

Wir versuchen es Herr wir versuchen es! Rief der Hauptmann und wandte sich dann wieder seinen Soldaten zu. Die ersten Kulls hatten auch hier die Mauern erklommen und schnitten sich durch die Reihen der Soldaten wie ein Messer durch Butter. Herr! Rief ein Soldat. Die Kulls haben die Mauer erklommen und dezimieren unsere Bogenschützen! Was sollen wir tu... Die Stimme des Soldaten verstummte und eine riesige Pranke schlug seinen Kopf beiseite. Ein selbst für Kull Maßstäbe großes Ungeheuer, wahrscheinlich ein Hauptmann stand vor dem Fürsten und Schwang seine Axt zum Angriff.

'An! Der Fürst braucht Hilfe!', richtete Caladhiel die Worte an ihren Bündnispartner und im selben Moment drehte dieser ab, ließ die Feuersalve, welche sich aus seinem Maul auf die angreifenden Kull ergoss, enden und bewegte sich mit kräftigen Flügelschlägen auf das Osttor zu. Der Drache ging nur wenige Sekunden später in einen steilen Sinkflug während die Reiterin auf seinem Rücken die Gurte löste, die sie im Sattel des Drachen hielten und mit der freien Hand nach dem Schwert griff, welches zuvor noch ruhig in der Lederscheide gelegen hatte.
Nun würde es, nach so langer Zeit, erneut über die Feinde aller freien Völker richten und jeden vernichten, der gegen sie war.
Sie richtete sich langsam auf, wartete jedoch bis Anwar die richtige Stelle gefunden hatte und sie mit einem kurzen 'Jetzt!' darauf aufmerksam machte, dass die Zeit gekommen war. Die Elfe stieß sich von dem Rücken ihres Bündnispartners ab und kam nur wenig später unmittelbar hinter dem riesenhaften Kull auf - das schwarze Schwert der Reiter hatte noch in der Bewegung den Kopf des Häuptlings von seinen Schultern getrennt. Mit einem dumpfen Geräusch kam der Kopf des Kull auf den Steinen der Mauern auf und die Reiterin lächelte knapp als sie sich wieder aufrichtete. "Ich dachte, Ihr könntet etwas Unterstützung gebrauchen."

"Danke, Sie kommen genau zur richtigen Zeit!", meinte der Fürst hektisch, flog aber auch schon regelrecht an ihr vorbei, um einem Kull sein Schwert etwas unter der Achsel zu bohren, welcher seine riesige Axt bereits ausholen wollte um einen der Bogenschützen zu zerteilen. Während der Kull seitlich umfiel, zog der Fürst sein Schwert wieder heraus. Mit einem >KLINK< landete die riesige Axt des Kulls auf den Boden.
"Piekeniere vor! Ihr müsst sie aus der Entfernung aufspießen! Nahkämpfer, haltet die Rücken der Bogenschützen frei! Bogenschützen, haltet die Stellung und schießt auf die Rammböcke!", befahl der Fürst. "Speerwerfer, Schwerter raus!"
Mit einem Male hatte der Fürst bereits den Griff der riesigen Axt des toten Kulls umfasst und schleifte sie hinüber, zu einer der Leiter. Plötzlich jedoch schaute ein Kullkopf heraus, welcher jedoch Augenblicklich von einem der Bogenschützen getötet wurde und auf die anderen - unter ihm - fiel. "RAAAAAAAAAH!", mit einer irrealen, momentanen Kraftanstrengung hievte er die Waffe hoch und ließ sie mit voller Kraft auf die Halterungen der Leiter rasen. Auf seiner Stirn waren einige Pulsadern aufgrund der Anstrenung hervorgetreten.

Die Kull die die Rammböcke hielten fielen nur langsam. Und wenn wurde diese sogleich von neuen Monstern ersetzt. Ihre Anzahl schien endlos. Holt mehr Balken! Hörte man ein paar Männer Rufen, während sich die ersten Männer bereits gegen das Tor stemmten um dieses zu halten.
Die von Caine umgestoßene Leiter forderte mehrere Opfer unter den Kulls. Pfeile sausten durch die Luft und trafen einige der Bogenschützen an den verrücktesten Stellen wie im Auge. Verletzte wurden langsam von dem Geschehen weg geschleift während man die ersten Hilfeschreie hörte.

'Das Tor wird nicht mehr lange halten, wenn wir nicht sofort etwas unternehmen!', sandte Caladhiel der fragenden Stimme zurück, die sich soeben an sie gewandt hatte und fügte nach einer Weile ein 'Wie sieht es mit dem Haupttor aus?' hinzu ehe sie ihre Gedanken wieder klärte und innerhalb weniger Sekunden die Situation zu analysieren begann. Sie würden das Tor mit dem paar Soldaten und den maroden Baumstämmen, die dagegen lehnten vielleicht noch eine Stunde halten können - allerhöchstens zwei Stunden aber dann würden sie den Kull davor nichts mehr entgegen zu setzen.
In der Elfe keimte eine erneute Idee auf und im nächsten Moment begann sie ihren Geist auszusenden, kontaktierte einen der jüngeren Reiter, von dem sie wusste, dass er sich am Boden ebenso gut verteidigen konnte, wie in der Luft. Sie würde den Drachen brauchen. Mit ein paar wenigen Worten erläuterte sie ihm das, was sie vorhatte und ohne einen Widerspruch zu geben, drehte der Drachen ab und sank nur wenig später hinab zu ihnen. "Aus dem Weg!", schrie die Elfe über die Brüstung hinab zu den Soldaten, die zuvor noch an der Innenseite des Tores gestanden hatten und die Männer nahmen gerade noch rechtzeitig Reißaus bevor der Drache zu Boden sank und sich mit dem massigen Körper gegen das Tor lehnte, welches sich sonst nur allzu bald nach innen geöffnet hätte. Es würde eine Weile halten und ihnen Zeit geben - Zeit, die sie dringend benötigten.

Ein Urgal stürmte gerade auf Caladhiel zu als sie wieder aufblickte.
Er hob seine axt und hätte sie in zwei geteilt, wenn nicht im selben Augenblick eine lange Harpune durch die Brust des Ungetüms gestoßen worden wäre und Blut auf Caladhiel spritzte.
Der Urgal fiel tot zur Seite und gab Beorn preis der hinter ihm stand
"M´am!" nickte er ihr zu
"Der Fluss is ´staut, die Urgals ham sich von der Seit der Stadt zrickgezogn!" rief er, ehe er weitereilte.
Seine einst silberne Rüstung so Blutverschmiert, dass man den roten Drachen darauf kaum noch erahnen konnte.
Als ein Kull mit den Hörner vorran auf ihn zurannte griff Beorn diesen an den Hörner, keuchte unter der gewaltigen kraftanstrengung auf, die gelenke des Riesen knackten ehe er den Kull mit einem Kraftakt schwenkte und über die Brüstung warf wo er einige Kulls mit sich in den Tod riss als er unten aufschlug
"Vermald´eite Viecher"

In der Zwischenzeit hatte Caine bereits einen anderen Kull erledigt und blickte sich um. Verletzte gab es viele. Caine hob einen der herumliegenden Speeren auf und sandte ihn mit einer halsbrecherischer Geschwindigkeit in Richtung eines Kulls, der gerade versuchte einen der Soldaten mit bloßen Händen zu zerquetschen, denn seine Axt lag einige Metern von ihm entfernt. "Los Männer! Vernichtet die Leiter, sie dürfen nicht weiter auf die Mauern hochklettern!"

Mit strahlenden Augen beobachtete Caine, wie sich der Drache gegen das Tor stemmte und für mehr Stabilität sorgte. Das wird einige Zeit lang halten., dachte er sich, als er sich umdrehte und versuchte sich bis zur nächsten Leiter vorzukämpfen. Die Pikeniere waren bereits vor ihm und wollten die Kulls dort aufspießen. Kurz danach kamen auch schon die meisten der Pikenieren auf der Mauern an und zielten mit ihren langen Speeren, Lanzen und Piken auf die Ober- und Unterkörper der Kulls zielten.

Caladhiel gab ein knappes Nicken von sich und festigte den Griff um ihr Schwert wieder ehe sie Beorn einer eingehenden Musterung unterzog und einen Teil der Drachen auf die Seite lenkte, die die Zwerge noch nicht angriffen - sie wollte nicht das Risiko eingehen, die Verbündeten mit dem heißen Drachenfeuer zu verbrennen. "Beorn! Kümmere dich um die verbliebenen Tore! Sie dürfen nicht durchbrechen!", wies sie den Anführer der Spione an ehe auch sie wieder zum Angriff überging und sich den nächsten Kulls widmete, welche versuchten über die Leitern auf die Mauer zu gelangen.
Sie verbarg die Erleichterung darüber, dass es den Kull nun schwerer fallen würde, standfest zu bleiben, wenn der Boden unter ihnen aufweichen würde. Es war eine Chance und bisher hielten sie sich gut, wenngleich sie auch ernsthaft darüber nachdachte, dem Fürsten Ilireas noch im Kampf das Kommando zu entziehen - das Haupttor würde halten und auch das Osttor war nun fürs Erste sicher. Jetzt galt es nur noch die Angreifer zurückzuschlagen und die Leitern zu vernichten, die es ihnen ermöglichten in den Nahkampf mit den unterlegenen Menschen zu gehen und deren Anzahl so deutlich zu dezimieren.

"Jawohl M´am!" rief Beorn über das Schlachtengetümmel hinweg, glitt an Caine und Caladhiel vorbei wobei er im vorübergehen dem Fürsten gegen die Schulter boxte, Caladhiel zuzwinkerte und dann die Mauer weiterhumpelte, dem Südtor entgegen

Die riesige Axt eines Urgals rasselte auf die Halterungen einer Leiter. Die Leiter verlor ihren Stand und fiel mit einem großen Krach hinunter auf die Kull-Armee, welche langsam ihre Formation verloren. Etwas war geschehen, was sie enormst durchwühlt haben müsste.
"Sie verlieren ihre Organisation! Vernichtet alle Leiter!", rief der Fürst. "Wir brauchen Nachschub, die Verletzten sollen sofort ins Lazarett!" Langsam wurden die Kulls auf den Mauern weniger, während die Leitern immer weniger wurden und die Soldaten nun endlich ausgewechselt werden konnten mit denen, welche noch nichts zu tun hatten. "Bogenschützen, konzentriert euch auf den Rammbock! Feuer frei!" Eine riesige Salve an Bogenschützen und sogar einige Speere rasten gen Rammbock.