Der Fluss Ninor

Zarte Nebelschwaden bahnten sich ihren Weg über das Wasser, lagen Zentimeter hoch über dem regenfeuchten Gras und schienen in der frischen Luft förmlich zu schweben. In der kühlen Nachtluft formte Nyarálins Atem kaum sichtbare Wölkchen, die gen Himmel zogen und sie schloss die Augen als ein sanfter Wind durch den Wald zog, ihre nassen Haare durcheinander warf. All die Stimmungen der Natur waren hier viel lauter, viel deutlicher zu vernehmen als es in DuWeldenvarden der Fall war.

Ethras Griff um ihre Hüfte wurde enger, spendete ihr Wärme.
Die Nebelschwaden des Flußes wallten, flossen wie Wasser über das Ufer und umspielten die Füße der beiden Elfen.
Das Licht des Mondes ließ den Nebel funkeln wie ein Schleier aus purem Silber.

Mit einer fließenden Bewegung hob sie die Hand, strich sich einen Regentropfen fort, der an ihrer Wange entlang rann. Sie verfolgte die Spirale, die ihr Atem hinterließ mit dem Blick, bis sie zwischen den Blättern der Bäume verschwand. Sie war nicht zurückgekommen. Wie auch die sanften Schwaden nicht wiederkehren würden. Sie mussten an Orte gehen die sie nicht kannten, an Plätzen verweilen die sie nicht fühlten. Nicht fühlen konnten? Lange sann sie darüber nach, was sie ihm auf die stumme Frage, die in seinen warmen Augen lag antworten sollte. So viel wollte sie sagen und doch nichts.

Leise Worte, einem Singsang ferner Äonen gleich kamen von Ethra hinter ihr, der Nebel stieg an einem Ort auf, verdichtete sich nahm Form an.
Eine Lilie was aus zu machen, mit Stengel und Blättern.

Sie entschied sich schließlich und ihre Worte klangen in der lauen Nacht.
"Ich bin nicht zurückgekommen." Langsam wandte sie den Kopf zu ihm, hob eine Hand und legte jene auf seine Wange. "Demut und Bedächtigkeit seien die notwendigsten Eigenschaften unserer nun folgenden Schritte ..."

"Ich würde dir überall in folgen...." sprach Ethra leise in ihr Ohr.
"Niemand vermag uns zu trennen..." danach schwier er wieder.
Sein Blick glitt über die Lichtung und die wunderbare Atmosphäre.
"Was willst du nun tun?"

Sie beachtete seine Frage absichtlich nicht, hoffte, dass ihr Schweigen ihm Antwort genug sein würde.
"... nun sitzen wir in einem Tal, den Stürmen ausgesetzt, die um uns umher schneiden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis uns einer trifft ...", sinnierte sie wispernd.

"Nur der biegsame Baum wird dem Sturm standhalten, der starre wird zerstört werden...." antwortete Ethra und küsste sie sanft auf den Hals.

"Doch ist es nicht auch unsere Ansicht, die starr ist wie ein alter Baum? Zerrüttet durch schlechte Erinnerungen und Erlebnisse, die in unseren Seelen Platz fanden zu gedeihen?", fragte sie nach einer Weile zurück, den Kopf in den Nacken legend und hinauf zu den Baumkronen blickend.

"Unsere Ansicht begründet sich aufgrund von Erfahrung Elatariel, das weißt du.
Wir Elfen verändern unsere Meinung nicht grundlos und bisher hat es nie anlass gegeben dies zu tun.
Vertrau mir bitte, wir sind alte Geschöpfe und neigen dazu zu viel nach zu denken - oftmals unter dem falschen Blickwinkel!" bat er seine gefährtin

Die ruhige Stille um sie herum wurde von einem jähen PLatschen unterbrochen.
Aufmerksame Elfen sahen nun im Wasser eine Gestalt- nein, zwei- wobei sich die eine als Tiger entpuppte.
Tiefend stieg er aus den Fluten- auf seinem Rücken eine durchnässte PErson.
Eloel hatte ihre Hände auf dem Kopf ihres Tigerchens verschränkt, ihren Kopf darauf gebettet und ließ sich tragen. Der Schweif stand leicht in die Lufte, ihre Ohren zuckten- auch sie war patschnass.
"So sag mir geliebter, willst du ewig an meiner Seite wandeln~?", trug sie mit schmalziger, seufzender Stimme vor- machte eine Pause.
Offensichtlich antworte Lathrial ihr, denn sie kichterte.
"So, sagst du auch die Wahrheit? Und wenn die Sterne schon erloschen sind, so wird unsere Liebe noch leuchten...und unsere Seelen werde für immer vereint sein.".
Erst jetzt hob sie den Kopf und winkte zu ihrem Bruder hinüber.
"Na so etwas aber auch~ was für ein unwarscheinlicher 'Zufall'!"
Sie fand ihren Bruder immer.

Ethra löste sich von Nyaralin und nahm eine kühle, offizielle Haltung ein.
"Atra Esterní ono thelduin, Mo´ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evarínya ono varda, Eloel!" begrüßte Ethra sie förmlich.

Fast im gleichen Augenblick, in dem die Stimme erklungen war, kehrte Nyarálins steife Haltung und ihre undurchsichtige Miene zurück. Sie hob eine Hand zum Gesicht, legte zwei Finger an die Lippen und begrüßte Eloel ebenso förmlich. Wenn sie ehrlich war hatte sie nicht mit der anderen gerechnet.

Eloel hob nur eine Augenbraue, verdrehte dann die großen Augen und rutschte dann, beinahe in Zeitlupe, von dem Rücken ihres Gefährten.
Nun sah man, dass sie keinesfalls nackt war, sondern in irgendwelche Tücher gehüllt war.
Auf dem Boden liegend, drehte sie sich nun auf den Bauch und stützte das Kinn wieder auf die Hände.
"Sei grgrüßt, Bruder~", gab sie einiges weniger formell zurück und krauste einen Augenblick die Nase, als LItharil sich schüttelte. Sie störte das zusätzliche Nass nicht.
"Aber sowas...", tadelte sie ihren Lieblings liebevoll, "Sie werde noch nass... unser König und unsere KÖnigin des Liebes-GEsülzes~"

"Es gebührt sich nicht für dich, in solch einem Ton mit einem höher stehenden zu reden!" ermahnte Ethra sie.
"Außerdem weiß ich nicht wovon du redest!"

"Neiiiin, du weißt nicht wohin ich rede~", lachte Eloel ernsthaft amüsiert und legte sich an Litharil heran, welcher sich nun auf niedergelassen hatte.
"Eure Honig-triefende Worte hat man gewiss bis in die nächste Stadt gehört...", sie verzog das Gesicht.
Nein, Eloel gab nichts auf Anstand... vor allem nicht bei Ethra. Er war ihr Bruder, fertig.

"Eloel ich hoffe dir geht es gut.
Ich vermag mich an keinerlei von dem zu erinnern was du momentan von dir gibst!" meinte Ethra in ernsthaftem Ton.

Das Mädchen winkte nur ab.
"Ich wusste schon immer, dass dein Geist schwach ist...", lächelte sie vor sich hin und räkelte sich auf dem Gras. Sie lag hier viel lieber, als in irgendeinem Bett mit einer schrecklichen weichen Matzratze.
"Nun... erzähle mir was in deinem Leben vor sich geht. Erwartet sie ein Kind?",
Ihr Kopf nickte zu Lyaralin.
Wer wusste was alles passiert war~

"Eloel, ich beschwöre dich. Ich weiß nicht wovon du redest...." meinte Ethra mit etwas mehr Nachdruck.

Das Grinsen auf Eloels Lippen wurde breiter.
Sie liebte es, Ethra zu ärgern.
"Natürlich. Schade. Der Kleine wäre bestimmt amüsant geworden...
Egal. Erneut- wo hast du dich in der letzten Zeit herum getrieben?".
Sie klang jetzt schon ein wenig ungeduldiger.
Konnte er nicht einfach auf ihre Frage antworten?

"Ich war im Auftrag des Rates unterwegs Eloe, einer aus unserer Familie sollte sich immerhin der Ehre, Pflicht und Verantwortung bewusst sein!" antwote er ihr ohne eine gefühlsregung zu zeigen.

"Gut, das du derjenige bist, der sich darum kümmert."
Sie lächelte still vor sich hin, den Kopf in dem Fell ihres Tigers gebetet und gähnte leise, wobei sie spitze Zähne enthüllte.
>Gesprächig und familiär wie immer<, kam es da von Litharil und ELoel konnte nicht umhin zu kichern.
Ihr Bruder wurde langsam uninteressant und so wanderte Eloels Blick zu Nyaralin.
"Und 'sie' ist weswegen dabei..?", fragte sie dann und ihr Kopf ruckte kurz zu der Elfe, ehe sie eine Hand hob und flüchtig winkte.
"Damit dir nicht langweilig wird...?"

"Lady Nyaralin reist mit mir, damit wir beide Teile des Elfenvolkes - männlich und weiblich vertreten können!" erklärte Ethra langsam und ruhig.

"Und nun Eloel, bitte ich dich uns zu entschuldigen!
Wir haben eine lange Reise vor uns, die keinen Aufschub duldet!" erklärte er Sachlich und kalt, wandte sich um und nickte Nyaralin zu.
"Gehen wir!"


tbc: mal schaun

ot:
Sry, aber wenn du weg bist hängen wir fest

Nach einem langen Reisetag kam Feon zum Abend am Flusse Ninor an um Rast zu machen. Am Horizont konnte man schon als dunklen Flech Gil´Ead ausmachen.